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Traditionelles Improvisisationskonzert in der Basilika

Universität der Künste Berlin (UdK)

Ein eindruckvolles Klangerlebnis werden die Besucher des Orgelkonzerts erleben dürfen, wenn fünf junge Studenten der Universität der Künste Berlin – Institut für Kirchenmusik auf der großen Seifert-Orgel in der Marienbasilika ihr Können am Sonntag, 25.11.2018 um 16:30 Uhr zu Gehör bringen werden.

 

Diese Konzertreihe sollte für jeden der Musikliebhaber einen Besuch wert sein, auch wenn man der Kirchenmusik nicht zugetan ist. Die jungen Künstler können sich in der freien Improvisation ganz ihrem künstlerischen und musikalischem Empfinden hingeben und dabei die unglaubliche Klangfülle der in der ganzen Welt berühmten romantischen Seifert-Orgel ausnutzen. Ein wahrer Genuss für die Ohren.

Die Kunst der Improvisation ist Bestandteil des Kirchenmusik-/Orgelstudiums. In dem Konzert präsentieren die Studenten, je nach Stand des Studiums, ihre Ergebnisse. Dabei sind für die Realisation die ergänzenden Fächer Gehörbildung, Harmonielehre, Kontrapunkt, Komposition sowie Literaturkenntnisse unabdingbar.

 

Prof. Wolfgang Seifen, Organist und Komponist

Prof. Wolfgang Seifen (ehemaliger Organist in der Marienbasilika) hat dazu Henriette Kluchert (Kirchenmusik), Patryk Lipa (Kirchenmusik und Hauptfach Improvisation), Damian Sworonski (Hauptfach Improvisation), Szymon Buscynski (Improvisation) und Felix Hielscher (Kirchenmusik) ausgewählt, die alle im Alter zwischen 25-28 Jahre jung sind.

 

„Ich bin hier einfach zu Hause“

Gut drei Jahrzehnte wirkte er als Pastor von Kevelaer. Künstlerisch tragen die Kirchen und Kapellen von St. Marien seine Handschrift. 1987 konnte er den Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa in Kevelaer begrüßen. 2002 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Dabei schien die berufliche Laufbahn von Richard Schulte Staade erst in eine ganz andere Richtung zu gehen:

Als einziger Sohn eines Landwirts stand für ihn zunächst fest, dass er den Hof der Eltern, den Große Entropshof in Lüdinghausen, übernehmen werde. Schon als junger Mann wurde er für den besten Bullen ausgezeichnet, ein Erfolg, auf den mancher Landwirt sein Leben lang hinarbeitet. Doch führte dieser Erfolg letztlich zu einem Umdenken und der Suche nach Mehr.

Letzten Mai ist Schulte Staade nach Kevelaer zurückgekehrt und wohnt im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Das KB sprach mit dem verdienten Geistlichen über sein Leben und Wirken.

Von 1974 bis 2006 wirkten Sie als Pastor von St. Marien. Mit gut 30 Jahren als Rektor der Wallfahrt konnten Sie so Einiges bewegen. Was waren die wichtigsten Änderungen und Weichenstellungen Ihrer Zeit als Verantwortlicher der Wallfahrt und der Pfarrei?

Schulte Staade: Als ich hier als junger Priester ankam, war die Wallfahrt noch provinziell. Die Eröffnung war erst zum Fest Peter und Paul am 29. Juni und die Pilger, die hierher kamen, stammten überwiegend aus dem Gebiet zwischen Rhein, Maas und Mosel. Ich habe versucht, das Ganze zu erweitern: So habe ich die Eröffnung mit dem 1. Mai begonnen und wollte die Wallfahrt internationaler machen. Ich wollte die Niederländer, Belgier, Luxemburger auch hierher einladen. Auch im Priesterhaus habe ich eine Öffnung erreichen können: Vorher durften keine Frauen rein; auch die Schwestern gingen nie durch den Haupteingang, sondern über die Küche. Ich habe das Priesterhaus für das ganze Jahr geöffnet. So erreichten wir bis zu 14.000 Übernachtungen im Jahr. Auch die Pilgerzahlen gingen deutlich hoch: Statt 250.000 am Anfang meiner Zeit als Pastor kamen um die Jahrtausendwende schon 800.000 Pilger. Früher eröffnete immer der Weihbischof von Münster die Wallfahrt und der Bischof von Münster schloss sie ab. Dies haben wir auch viel internationaler gemacht. So kamen um das Jahr 2000 etwa 50 Bischöfe jährlich hierher.

Wie waren die Anfänge Ihrer Zeit in Kevelaer?

Schulte Staade: Eigentlich wollte ich nie an den Niederrhein. „Nie der Rhein!“, so habe ich mir immer gesagt. Für mich war das Münsterland maßgebend. Aber ich habe dann natürlich den Niederrhein kennen, schätzen und lieben gelernt. 1974 wurde dringend ein Nachfolger für Johannes Oomen gesucht. Als sich ein Stein vom Basilikaturm löste und eine Frau erschlug, bekam er seinen dritten Herzinfarkt. Da war wirklich „Holland in Not“!

Zwei Niederrheiner, die schließlich für dieses Amt gefragt wurden, hatten Nein gesagt. So hat mich Bischof Heinrich Tenhumberg zum Niederrhein dirigiert und zum Pastor von St. Marien berufen, und das nach nur drei Kaplansjahren.
Die ersten vier, fünf Jahre hatte ich selber noch Probleme mit Kevelaer. Ein Pastor von St. Marien sollte im Idealfall Jahrzehnte, nicht nur Jahre hier sein. Münsterländer wie ich haben einen dicken Kopf. Ich habe auch noch ein dickes Fell. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gab es eine großartige Kooperation hier in Kevelaer.

Sie haben neben Theologie auch Kunstgeschichte studiert und hier in Kevelaer viele Spuren künstlerischer Art hinterlassen…

Schulte Staade: Es war mir ein Herzensanliegen, dass Kevelaer immer schöner wurde. Über mein Studium in München wusste ich einiges über Kunst und hatte als Grundsatz gelernt: Kunst muss narrativ sein. Otto und Anna müssen erkennen können, worum es geht. Als ich eineinhalb Jahre lang hier Pastor war und mich mein Vater besuchte, sah er die schlechte Tür an der Beichtkapelle. „Junge“, sagte er zu mir, „die kannst du nicht so lassen. Das sieht wie eine Stalltür. Das ist eine Schande für den Kapellenplatz. Änder das! Dafür will ich später kein Grabmal haben. Da bekommst du lieber eine vernünftige Tür.“ So hat mein Vater die Tür zur Beichtkapelle gestiftet, den Künstler Roland Friedrichsen kannte ich aus der Zeit meines Studiums. Mein Vater konnte die vollendete Tür nicht mehr sehen, weil er 1977 starb. Meine Mutter aber war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Beide waren erst sehr enttäuscht, weil ich ihren Hof nicht übernahm, aber schließlich waren sie sehr glücklich über mich und meine Berufung und unterstützten mich gerne. Meine Mutter hat am Ende ihres Lebens acht Jahre hier in Kevelaer gewohnt. Heute sind beide auf dem Kevelaerer Friedhof begraben. Ein Grabmal gibt es nicht, aber dafür ist das wunderschön gestaltete Portal der Beichtkapelle ein sehr lebendiges Andenken an sie.

Ein großes Anliegen von mir war auch die Fertigstellung der Ausmalung der Marienbasilika. Zum Glück fand ich Originalpläne von Stummel im Archiv und ich lernte den Kölner Erzdiözesanbaumeister Schloms kennen, der für den Dom in Köln maßgeblich war. „Die Basilika müssen Sie im Hauptschiff so machen, wie sie vorne ist“, sagte er mir. So machte ich es dann auch. Mit Dr. Schloms hatte ich immer einen guten Fachmann im Rücken.
Ich habe mich dann gemeinsam mit Bischof Reinhard Lettmann auch an den Bau der orthodoxen Johanneskapelle gemacht.

Schon im Studium hatte ich besonderes Interesse an dem Grund für das Schisma für Ost und West im Jahr 1054. Ich sang auch in einem Russenchor und erlebte die ukrainische Liturgie. „Wenn du Pastor bist“, sagte ich mir, „dann stiftest du einen byzantinischen Chor, damit wir im Westen etwas von der Schönheit der ostkirchlichen Gesänge und Liturgie erahnen.“ Ich war selbst oft bei unierten und orthodoxen Ostkirchen und wollte den Ostkirchen auch in Kevelaer mit der Johanneskapelle ein Stück Heimat in Kevelaer schenken.

Bei den Holzschnitzarbeiten in der Sakramentskapelle oder an der Kommunionbank der Basilika hatte ich viele großartige Künstler und Kunsthandwerker aus Kevelaer, die mir halfen.

Wie konnten Sie die ganzen Kunstaufträge eigentlich bezahlen?

Schulte Staade: Ich musste in der Pfarrei St. Marien nur ein Mal kollektieren: nach dem Papstbesuch wollten wir ein Portal mit Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa gestalten lassen. Die Kollekte war so reichlich, dass Bert Gerresheim sagte: „Dann machen wir zwei Portale davon.“ Sonst habe ich nie die Gemeinde angesprochen, sondern immer über private Spenden die Kunstwerke bezahlen können. Ein Pilger etwa schlug die Holzaussstattung der Sakramentskapelle vor. Er überwies jedes Jahr 1.000 Gulden und tat dies 22 Jahre lang bis zu seinem Tod. Ein anderes Paar kam immer zum Jahrestag der Hochzeit hierher. Als sie den 13. Jahrestag hatten, meinten sie einmal zu mir, dass ein Engel als Dachreiter auf der Beichtkapelle doch schön wäre. Norbert Vorfeld machte einen Entwurf.

Zur Silberhochzeit hatte das Paar dann das Geld zusammen und stiftete den Engel. Einmal kam ein belgischer Lehrer, der gerne etwas in Kevelaer stiften wollte. Ich sagte: „Sie kommen wie gerufen.“ Ich wusste von dem belgischen Pater Damian de Veuster, schon eine Grundschullehrerin erzählte mir von dem Apostel der Leprakranken. So kam schließlich auch dieser belgische Heilige mit ins Portal der Nachfolge. Auch das Pilgerportal an der Basilika wurde von einem Kevelaerer gestiftet. Generell war es so: War eine Sache fertig, kamen oft Pilger und Kevelaerer auf mich zu und fragten: „Wäre nicht dieses oder jenes noch schön?“ Viele stifteten dann Kunstwerke, welche Kevelaer künstlerisch immer mehr ausschmückten.

In der Basilika findet sich an einer Säule auch der Davidsstern. Möchten Sie auch den Juden in der Basilika ein Stück Heimat geben?

Schulte Staade: Jesus und Maria waren selber Juden. Im ganzen Altarrraum gab es keinen einzigen Davidstern, der als Zeichen für das Judentum steht. Damals gab Joseph Ratzinger gerade ein neues Buch heraus mit dem Titel „Tochter Zion“. So bekam ich die Idee für den Davidsstern. Alle waren von meiner Idee begeistert, nur ein paar Bürger aus Kevelaer übten Kritik. Doch der Davidsstern ist ein Heilszeichen und ich wollte, dass sich auch Juden hier zuhause fühlen können. Im Zugang zur Basilikasakristei ist zudem auch der siebenarmige Leuchter des jüdischen Tempels dargestellt, gemeinsam mit den zehn Geboten und dem Schema Israel, dem täglichen Hauptgebet der Juden.

Was war das schönste Erlebnis Ihrer Zeit als Pastor von Kevelaer?

Schulte Staade: Ganz klar der Papstbesuch. Acht Jahre lang wurde dieser vorbereitet. Kardinal Höffner half dabei auch viel. Kevelaer war der einzige Ort, den der Papst besuchte, der kein Sitz eines Bischofs oder Administrators ist. Ich hatte vorher auch noch selber einen Probeflug mit dem Helikopter, um zu sehen, ob der Papst dann auf der Hüls gut landen kann.

Wie war für Sie der Besuch von Mutter Teresa?

Schulte Staade: Der Kontakt kam über Dr. German Rovira zustande, der zwei Schwestern gut kannte. Mit ihm zusammen hatte ich den IMAK gegründet und dieser hat 1987 den Marianisch-Mariologischen Weltkongress ausgerichtet. Mutter Teresa musste ihren Urlaub extra verschieben, damit sie auch dabei sein konnte. Ich habe sie persönlich erst in Kevelaer kennengelernt. Sie war sehr beeindruckend. Wir hatten den ganzen Tag über Programm mit ihr organisiert. Mittags dann ließ sie mich kommen und sagte: „Dear Pastor, I need my meeting with my Lord!“ So machten wir rasch um 14 Uhr noch eine Zeit der Anbetung möglich. Es war großartig, wie viele Leute spontan dabei waren, obwohl dies nicht lange geplant war: Die Basilika war trotzdem brechend voll.

Was haben Sie sonst noch alles in Kevelaer auf den Weg gebracht?

Schulte Staade: Im Jahr 1976 ließ ich die Seifert-Orgel umfassend restaurieren, gemeinsam mit Martin Willing gründete ich die Motorradwallfahrt, mit Egon Kamann die Wallfahrt der Karnevalisten und ich bin in der Medjugorje-Vereinigung Kevelaer aktiv.

Und jetzt leben Sie wieder fest in Kevelaer…

Schulte Staade: Als ich 2006 verabschiedet wurde, dachte ich: „In fünf Jahren bin ich wieder da!“ Ich hatte immer vor, nach Kevelaer zurückzukommen. Aus den fünf Jahren wurden nun zwölf Jahre. Ich fühlte mich in Wesel im Haus meiner Cousine so wohl. Ich kümmerte mich um ihren Garten. Ich machte daraus einen reinen Blumengarten mit 400 verschiedenen Sträuchern und Blumensorten. Es gab schließlich 13 verschiedene Phlox, je sieben Arten Schwertlilien und Glockenblumen. Mein Hobby war das Gärtnern. Das machte mir viel Freude. Und meine Cousine, deren Mann mit nur 40 Jahren starb, und die sich nun allein die drei Kinder kümmert, war froh, etwas weniger Arbeit zu haben.

Seit Mai lebe ich wieder in Kevelaer im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Das Gärtnern fehlt mir, aber immerhin kann ich von meinem kleinen Balkon aus die Goldfische hier im Teich sehen. Gerade war ich wegen meiner Füße elf Wochen im Krankenhaus, eine lange Zeit. Ich hoffe, dass ich noch lange hier im Haus leben kann. Kevelaer ist meine Heimat geworden und ich bin wieder zu Hause.

Das KB und das Museum ehrten Theodor Bergmann

Was sich am Samstagnachmittag bei dem vom Kevelaerer Blatt organisierten Mundartnachmittag zu Ehren des Heimatdichters Theodor Bergmann ereignete, darf durchaus „historisch“ genannt werden. Einer der besonderen Momente war es, als sich die gesamte anwesende Bergmann-Familie inklusive der beiden noch lebenden Kinder Theodor Bergmanns – Heribert und Johanna – zu einem Gruppenfoto im Foyer des Niederrheinische Museums Kevelaer versammelte. „Unser Museum ist nicht nur ein Ausstellungsort, sondern auch ein ganz wichtiger Ort der Begegnung“, traf die Botschaft von Museumsleiterin Veronika Hebben den Nagel auf den Kopf.

Zu diesem besonderen Nachmittag kamen so viele Besucher in das Foyer, dass Hebben sogar kleine Hocker in die erste Reihe stellen musste, um den enormen Andrang überhaupt zu bewältigen. „Liebe Freunde der niederrheinischen Mundart!“ begrüßte der Vorsitzende des Museumsfördervereins, Peter Hohl, die Anwesenden. Er sprach von einem „ganz besonderem Anlass“. Nicht etwa, weil die Europäische Kommission das Jahr 2018 zum Jahr des europäischen Kulturerbes ausgerufen habe, sondern „weil der Förderverein, das Museum und das KB nicht übersehen wollten, dass das Jahr 2018 auch ein Theodor-Bergmann-Jahr ist“.

Trotzdem wolle man das Kulturerbe von Theodor Bergmann im europäischen Geiste teilen. „Denn er war nicht nur ein Heimatdichter, sondern ein ,Homo politicus‘, ein Kosmopolit“, bezog Hohl sich dabei bewusst auf das Heimatlied. „Kein einziges Mal kommt in dem Text das Wort Kevelaer vor.“ Bergmann habe sich somit „einer ganzen Landschaft mit ihren Menschen verschrieben, mitten im Herzen von Europa“.

Der Fördervereinsvorsitzende erinnerte daran, dass Theodor Bergmann 1923 bis 1939 selbst Vorsitzender des Fördervereins und bis zu seinem Tode verdienter Ehrenvorsitzender gewesen war. In diesem Jahr am 29. Dezember wäre er 150 Jahre alt geworden, am 17. Mai war sein 70. Todestag. Das sei Anlass „für uns, das KB, die Nachbarschaft und den Männergesangsverein“ gewesen, zum Dank im Mai am Denkmal an der Busmannstraße „unser Heimatlied laut zu singen“.

Hohl freute sich, dass „heute wie im Mai viele der Bergmann-Familie angereist sind aus aller Herren Länder und allen Gegenden der Republik“. So sei es gelungen, daraus ein „inoffizielles Familientreffen“ zu machen. Man habe zu Bergmanns Ehren keinen Staatsakt vorbereitet, sondern ein buntes Programm mit dessen Liedern und Texten sowie eine kleine Kabinettsausstellung.

Anschließend durfte der Herausgeber des Kevelaerer Blattes, Rudolf Beerden, die Verdienste des Heimatdichters würdigen. „Wir haben es mit einer besonderen Persönlichkeit zu tun“, erinnerte Beerden daran, dass Bergmann schon in sehr jungen Jahren ins kalte Wasser geworfen worden sei. Denn der am 29. Dezember 1868 auf der Busmannstraße 28 geborene Theodor übernahm mit gerade mal 17 Jahren die väterliche Schuhfabrik.

Beerden erinnerte darn, dass Bergmann 1898 ein Gedicht zur Gründung des Sängerbundes in Kevelaer vorgetragen und sich der Stadt sehr stark verschrieben habe. Er habe 1919/20 mit an der Weimarer Verfassung gearbeitet, was davon zeuge, „dass er ein Mann des Geistes war und nicht nur sehr viel an Liedgut und Gedichten hinterlassen hat, sondern sicher auch da stark nachhaltig gewirkt hat“. Das führte dazu, „dass er hier in Kevelaerer Mitbegründer der CDU war und deren 1. Vorsitzender“.

Mit neun Kindern sei Bergmann „sehr erfolgreich auch an dieser Stelle“ gewesen, erntete Beerden für diese augenzwinkernde Bemerkung ein freundliches Lachen der anwesenden Familie. Er selbst habe einen Bezugspunkt zu der Familie, erzählte Beerden, da er im Betrieb von Siegfried und Hildegard Schreiner, einer der Töchter Bergmanns, 1981 in der IT-Branche habe anfangen dürfen.

Beerden erinnete außerdem an die beiden anderen großen Mundartdichter Tenhaeff und Martens. Von Martens Enkelsohn habe er mehr als 200 Gedichte in der Rohform erhalten. „Wir haben vor, damit auch was in der Zukunft zu tun und das für uns alle hier in Kevelaer zu halten.“

Anschließend standen Bergmanns „tolle Texte zum Schmunzeln und Nachdenken“ (Beerden) im Mittelpunkt. Zum einen wurden sie musikalisch vorgetragen von Bernd Rolf an der Geige und seiner Frau Bärbel am Gesang, die aus den Musik-CDs des gebürtigen Kevelaerers Güno von Leyen mit verarbeiteten Texten von Heimatdichtern „Min Modertaal es käwels platt“, „Onschöldeg gerecht“ und „Ohme Pitt“ vortrugen.

Zum anderen rezitierte Wilfried Renard mit ganzem Körpereinsatz aus dem Werk Bergmanns. Mit dem Prosastück über den „Räuberhauptmann Kronenberg“, der mit seiner Bande Anfang des vorigen Jahrhunderts den Niederrhein unsicher machte und dessen Einbruch in das Winnekendonker Pastorat sich so ähnlich wie erzählt zugetragen haben soll, zog er die Anwesenden in seinen Bann. Dabei entstand kollektives Gelächter, als er die Passage „Pit gej klömt op et Dack, schnejt et Tauw dör on bend et boawe faas, dat et ni heronderfält“ las und in dieser Sekunde aus der Tasche eines Mitglieds der Bergmann-Familie ein Handy fiel. Danach präsenierte Renard eine Reihe von kleinen Gedichten.

Als Zugabe brachte Renard später mit „No wöns“ einige Dichterzeilen zu den beiden noch lebenden Kindern dar – über „En Sösterke ganz no Moders Wöns, Dröm sall et naes Moder ok Hanneke heite“ und „min negende Kind“.

Am Ende intonierten alle Anwesenden das Lied, das wie kein anderes die Menschen in Kevelaer auf ewig mit dem Namen Theodor Bergmann verbinden wird – „Dor hör ek t´Hüß“.

Rat ernennt Hansgerd Kronenberg zum Ehrenbürger

Hansgerd Kronenberg wurde am Dienstag in der Sitzung des Rates der Wallfahrtstadt Kevelaer die Ehrenbürgerwürde verliehen. Nach der einstimmigen Wahl, zu der Kronenberg den Ratssaal verlassen hatte, wurde der Geehrte wieder in den Saal geführt und alle Ratsmitglieder erhoben sich applaudierend von ihren Stühlen. Neben Richard Schulte Staade, der 2002 zum Ehrenbürger ernannt wurde, ist Hansgerd Kronenberg der zweite noch lebende Ehrenbürger der Wallfahrtsstadt. In einem Festakt am 24. Mai 2019 soll die Verleihung offiziell gefeiert werden.

Hansgerd Kronenberg (Foto: JvdH)

Hansgerd Kronenberg (Foto: JvdH)

Am 27. Juni hatte die CDU-Fraktion die Verleihung an Kronenberg beim Bürgermeister Dr. Dominik Pichler angeregt. Unter anderem hieß es in dem Antrag: „Seit mehr als fünf Jahrzehnten engagiert sich Hansgerd Kronenberg in weit überdurchschnittlichem Maße und in vielerlei Rollen für seine Heimatstadt und ihre Menschen. Ob in politischer oder beruflicher Funktion, ob als Ehrenamtlicher oder einfach als Nachbar und Freund – für Hansgerd Kronenberg ist der Dienst an den Menschen seiner Heimat Lebensinhalt und Lebenselexier gleichermaßen.“

In 53 Jahren Ratsmitgliedschaft in der Gemeinde Winnekendonk und der Wallfahrtsstadt, seit 1970 als Ortsvorsteher von Winnekendonk, als Mitglied, Vorstandsmitglied oder Vorsitzender im Heimatverein Ons Derp, im Sportverein Viktoria, im Schützenverein oder Reiterverein, ob im Förderverein St. Urbanus oder im Katharinenhaus und in weiteren Gremien – überall engagierte sich Kronenberg nach Kräften und erhielt 2003 das Bundesverdienstkreuz.

Bürgermeister Pichler überreichte Kronenberg „einen Blumenstrauß für die Frau und ein gutes Tröpfchen für den Ehrenbürger selbst.“ Der Geehrte bedankte sich: „Ich möchte mich erst einmal bedanken für das offensichtlich zustimmende Votum von allen Seiten, das mir diese ganz besondere Ehre zuteil wird und ich bin ausgesprochen dankbar dafür, dass sie ausgerechnet mir zuteil wird, nehme sie aber gerne an und bin hocherfreut.“

St. Marien trauert um langjährigen Chordirektor

Die Katholische Wallfahrtspfarrei St. Marien Kevelaer hat einen Nachruf auf den am 20. Juni 2018 verstorbenen langjährigen Chordirektor der Basilikamusik an St. Marien, Josef Lohmann, veröffentlicht:

„In diesen Tagen ist unser langjähriger Chordirektor der Basilikamusik, Herr Josef Lohmann, verstorben. Er gehörte jahrzehntelang unverwechselbar zum Gesicht der Katholischen Kirche in Kevelaer. Josef Lohmann entstammte einer Familie, welche eine Gastwirtschaft im münsterländischen Mecklenbeck unterhielt. Sein Elternhaus war daher in der Dorfgemeinschaft fester Angelpunkt der Begegnung von Landwirten, Pastören, Politikern und Musikern. Sehr früh reifte in ihm eine große Leidenschaft für die Musik. Bereits im Alter von 12 Jahren vertrat er des Öfteren seine Schwester bei den Orgeldiensten im Sonntagsgottesdienst der Dorfkirche. Lohmann strebte zunächst einen beruflichen Weg als Orchestermusiker an.

Im Alter von 23 Jahren bekam der Münsteraner seine ersten Kontakte mit dem Basilikachor von Kevelaer. Das war eine Schlüsselerfahrung, die den Rest seines Lebens bestimmen sollte. Die Stelle des Chordirektors war neu ausgeschrieben worden. Ohne große Erwartungen bewarb er sich daraufhin als einer von vielen um die Nachfolge des verstorbenen Chorleiters Heinrich Kempkes. Es war eine große Überraschung für ihn, dass der Pastor von Kevelaer, Heinrich-Maria Janssen, kurze Zeit später „höchstselbst“ nach Mecklenbeck kam, um sich ein persönliches Bild von ihm zu machen. Dann ging alles sehr schnell, ein Gespräch in der heimatlichen Küche, ein erstes Probedirigieren, eine klare Vorstellung von der Entwicklung für die Zukunft der Kirchenmusik in Kevelaer – und die Verträge waren geschlossen.

Es sollten 32 Jahre werden des leidenschaftlichen Engagements, des Aufbaus einer kirchenmusikalischen Qualität in mehrstufigen Chor- und Orchesterformationen und des Glaubenszeugnisses, welche bis heute nachhaltig prägend wirken. Das gilt weit über Kevelaer hinaus. Viele Kevelaerer Frauen und Männer haben seit Kindesbeinen an unter Josef Lohmann gesungen und musiziert und sind aus diesem Band heraus mit ihm und unserer Wallfahrtspfarrei verbunden. Sie möchten diese Erinnerungen nicht missen, welche ihr Leben auch durch Josef Lohmann reich gemacht haben.

Auch als Josef Lohmann in den 70er-Jahren der Ruf ereilte als Domchordirektor nach Münster an die Kathedrale des Bistums zu wechseln und damit in seine Heimat zurückzukehren, entschied er sich für Kevelaer, das längst zu einem Zuhause für ihn geworden war. Lohmann wurde im Laufe der Jahre vielfältig ausgezeichnet. Die Leistungen der Basilikamusik erreichten höchstes Niveau und wurden mit der Zelter-Plakette und Palestrina-Medaille für den Chor gewürdigt. Dem Chordirektor überreichte Regionalbischof Dr. Ludwig Averkamp 1976 die Gregorius-Medaille. Im Jahre 1993 ging Josef Lohmann in den Ruhestand.

Die Katholische Kirchengemeinde St. Marien ist in dieser Zeit der ganzen Familie Lohmann und seinen Freunden im Gebet verbunden. Wir sind unserem ehemaligen Chordirektor Josef Lohmann für sein unermüdliches Wirken, besonders in der Basilikapfarrei St. Marien, zu großem Dank verpflichtet und werden sein Andenken in Ehren halten.“

Der Nachruf trägt die Unterschriften des Kirchenvorstands Dr. Edmund Bercker, des Pfarrers Domkapitular Gregor Kauling und von Birgit Vos vom Pfarreirat.

„Wenn notwendig, werden wir alle für Christus sterben“

Zum ersten Päpstlichen Segen der Wallfahrtszeit kommt Ernest Kardinal Simoni in die Wallfahrtsstadt. Der inzwischen 89-jährige Kardinal ist einer der letzten Überlebenden des kommunistischen Schreckensregimes in Albanien.

Als Papst Franziskus das Land im Jahr 2014 besuchte, traf er auch den alten Priester und hörte sichtlich bewegt seine Geschichte. Im Konsistorium vom 19. November 2016 erhielt Ernest Simoni den Kardinalspurpur und wurde Kardinaldiakon der Diakonie von Santa Maria della Scala.

Zur Zeit der Machtübernahme des kommunistischen Regimes in Albanien im Dezember 1944 war Ernest Simoni ein junger Seminarist. Die atheistischen Machthaber wollten den Glauben und jede Religion vollends ausmerzen. Priester wie Laien wurden verhaftet, gefoltert und ermordet, so auch 1948 die franziskanischen Oberen von Pater Simoni. Dieser studierte heimlich weiter und wurde 1956 zum Priester geweiht. Vier Jahre später stellten die Machthaber die überlebenden Geistlichen vor eine Wahl: Wer sich vom Papst und der Kirche distanziere, komme frei. Pater Simoni und seine Mitbrüder lehnten ab.

Zum Tode verurteilt

Am 14. Dezember 1963 überreichten ihm Beamte nach einer Heiligen Messe, die er gefeiert hatte, seinen Haftbefehl – und sein Todesurteil. Sie legten ihm Handschellen an und führten ihn ab. Im Verhör sagten ihm die kommunistischen Handlanger, dass sie ihn hängen werden, als Feind, weil er dem Volk sagte: „Wenn notwendig, werden wir alle für Christus sterben“. Die Kommunisten folterten den katholischen Priester schwer, doch, wie er selber sagt, „der Herr wollte mich am Leben erhalten“.

„Die Göttliche Vorsehung sah vor, dass mein Todesurteil nicht sofort ausgeführt wurde“, ist sich Ernest Simoni sicher. Sie brachten ihm einen anderen Gefangenen in die Zelle, einen guten Freund, um ihn auszuspionieren. „Er fing an, die Partei zu kritisieren“, erinnert sich Pater Simoni. „Ich antwortete, dass Christus uns gelehrt habe, unsere Feinde zu lieben, ihnen zu verzeihen und wir immer das Gute im Menschen suchen sollten“. Diese Worte hörte auch der Diktator, der den jungen Priester wenige Tage später von seinem Todesurteil freisprach.

Stattdessen wurde Pater Simoni zu 28 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und musste unter anderem in den Kloaken oder Abflusskanälen der Stadt Skutari arbeiten. Während dieser Zeit feierte er hinter den Gefängnismauern heimlich die heilige Messe, hörte Beichte und verteilte die Kommunion. Erst als das kommunistische Regime gestürzt und Religionsfreiheit eingeführt wurde, kam Pater Simoni am 5. September 1990 endgültig frei. Auf die Wand seiner Zelle hatte er geschrieben „Mein Leben ist Jesus“.

In Kevelaer feiert der Kardinal bereits am Samstag, 7. Juli, um 18.30 Uhr in der Basilika die Vorabendmesse mit den Gläubigen. Am Sonntag, 8. Juli, zelebriert Simoni ab 10 Uhr in der Basilika das Festhochamt zur Äußeren Feier des Festes „Mariä Heimsuchung“. Musikalisch wird das Amt von Chor und Orchester der Basilikamusik gestaltet. Unter der Leitung von Chordirektor Romano Giefer erklingt die Festmesse in F-Dur von Robert Führer. Nach dem Amt erteilt Kardinal Simoni von den Stufen vor dem Hauptportal der Basilika aus den Päpstlichen Segen.

Seine Liebe zur Backkunst reichte weit zurück

Am 1. Juli 1973 stand der junge Paul Vloet zum ersten Mal in seiner eigenen Backstube im hinteren Windschatten der Basilika. Seine Geschäftsprinzipien waren Frische und Qualität. Sie ließen die Planungen für einen erfolgreichen Betrieb aufgehen wie einen saftigen Hefeteig. Im Oktober 2019 wäre Paul Vloet 80 Jahre alt geworden. Er starb am Sonntag, 4. März 2018.

Vor Jahr und Tag hatte das KB den Bäckermeister in jener Bürostube interviewt, in der er einst die Kaufverhandlungen mit Vorgänger Herbert Franke erfolgreich abgeschlossen hatte. Zu dieser Zeit hatte er in Geldern bereits selbstständig und mit großem Erfolg einen Rewe-Markt mit Fleischerei geführt, damals ein Novum. Es gab Zeitgenossen, die die moderne Geschäftspolitik von Paul Vloet für unseriös hielten: Der operierte doch glatt mit Sonderangeboten.

Vloets Traum sah anders aus. Er liebte die Backkunst. Und diese Liebe reichte weit zurück. „Bis in meine Kindheit!“, sagte er vor Jahren. „Meine Mutter backte fast alles selbst, nur die großen Brote nicht; dafür knetete sie den Teig, und ich brachte ihn zum Ausbacken in eine Bäckerei.“

Wenn er die Brote später abholte, blieb er oft stundenlang in der Nähe der Öfen. „Ich konnte mich von dem Duft und den Backwaren nicht trennen. Ich habe mich über jedes schöne Brot gefreut.“

Paul Vloet war in einer Arbeiterfamilie in Weeze aufgewachsen. Mutter und Vater, ein Schreiner bei den GeGe-Werken, hatten acht Kinder zu versorgen. Paul Vloet war das viertälteste und das erste, das einen Beruf erlernen durfte.

Erste Erfahrungen als Aushilfe

Da hatte er bereits als Aushilfe in einer Bäckerei Erfahrung gesammelt und einen schweren Schlag zu verkraften gehabt. Bei einem Arbeitsgang war ihm ohne sein Zutun der Stiel eines Backschiebers ins Gesicht geraten. Er verlor ein Auge. Paul Vloet erinnerte sich später: „Mein Vater wollte kaum glauben, dass ich ausgerechnet in dieser Bäckerei meine Ausbildung beginnen wollte.“ 1961 war ein besonders intensives Jahr: Der junge Mann knetete 80 bis 90 Stunden in der Woche Teig um Teig, besuchte nebenbei den Meisterkursus in der Bäckerfachschule in Geldern und lauschte als Katholik in einem „Brautkurs“ den Verhaltensregeln der Kirche, um seine Christa, geborene Fleuren, zum Traualtar führen zu können. Er erreichte beide Ziele: den Meister und seine Eheschließung. 1962 kam Sohn Georg auf die Welt.

Bei seinem Arbeitsgeber sammelte Paul Vloet weit übers Backen hinaus Erfahrungen zu Logistik, Betriebsabläufen und Strukturen. In einem Interview sagte er einmal: „Schon früh hatte ich den Kopf voller Ideen, wie ich eine eigene Bäckerei anpacken würde; und ich dachte, wenn ich andere wirtschaften sah und meinen Stundenlohn betrachtete, ‚das kriegst du auf eigene Rechnung hin‘.“

Mitarbeiter fühlten sich wohl

Als er dann seine eigene Bäckerei hatte, achteten er und seine Frau Christa immer darauf, dass die Mitarbeiter sich bei ihnen wohl fühlten. Das klappte augenscheinlich: Die Fluktuation war sehr gering, obwohl sie den Stamm von zunächst sieben auf über 30 Angestellte ausbauten. Das Ehepaar Vloet sah zu, dass die Mitarbeiter gut von ihrem Geld leben konnten und sich ständig qualifizierten.

Im Lauf der Jahre waren bei Paul und Christa Vloet über 50 Jugendliche in der Lehre. „Wir haben uns viel Mühe mit den jungen Leuten gemacht, besonders mit denen, die nicht die besten Voraussetzungen mitbrachten. Jeder, der wollte, hat später in seinem Beruf einen Arbeitsplatz gefunden.“

Paul und Christa Vloet bei der Arbeit.

Paul Vloet hatte noch weitere Qualitäten. Bevor er mit seiner Frau den Betrieb aufbaute, hatte er sich in der fünften Jahreszeit unter die Narrenkappe begeben. „Jahrelang bin ich in meiner Heimatgemeinde Weeze für den MGV und die Kolpingfamilie in die Bütt gegangen.“ Als er sich 1973 selbstständig machte, war ihm klar, dass er dafür keine Zeit mehr haben würde.
Doch nach einigen Jahren zog er Bilanz: „Außer Familie, Backen und Schlafen war nichts los. Ich wollte noch etwas anderes machen. Da lag die Arbeit in der Bäckerinnung nahe.“
Es war kein Geheimnis, dass er von der Innung für meisterliches Schaffen, Berufsethos und berufsständische Treue hochgeschätzt wurde. 2004 erhielt Paul Vloet das Goldene Ehrenzeichen, die höchste Auszeichnung, die die Handwerkskammer Düsseldorf an Ehrenamtsträger vergeben kann – eine Wertschätzung all seiner Engagements, für die er teilweise schon zuvor Ehrungen erhalten hatte, die andere allenfalls am Ende ihrer Berufslaufbahn bekommen.

Mehr als 15 Jahre hatte er der Gesellenprüfungskommission und fast 20 Jahre dem Vorstand der Bäcker-Innung angehört und dort als stellvertretender Obermeister und als Obermeister gedient; viel bedeutete ihm die Ernennung zum Ehrenobermeister; zudem arbeitete er überregional als Vorstandsmitglied des Verbandes des Rheinischen Bäckerhandwerks und stellvertretender Landesinnungsmeister.
Verlässlich jedes Jahr erhielt Vloet zudem Bestnoten für seine Backwaren.

Das Jahr 2004 hielt eine weitere Auszeichnung bereit: Vloet bekam den Marketingpreis der Stadt Kevelaer.

2005 übergab er Bäckerei und Café an seinen Sohn Georg, Bäckermeister wie er selbst.
Paul Vloet hatte mehr Zeit für die Mußestunden – bei den Bürgerschützen, deren König er 1989 wurde, im KMGV, dessen Präsident er einige Jahre war, und kegelnd im Club der „harmlosen Jungs“. Nach Jahrzehnten ohne Urlaub reiste er gern mit seiner Christa. Und liebend gern dankte er ihr für all die gute Begleitung in den über 55 Jahren ihrer Ehe.

Einmal sagte er bewegt vor Publikum: „Wir haben zusammengehalten in guten und in schlechten Tagen.“ Dann kam der Schalk durch: „Die schlechten haben wir abgeschafft. Es gibt nur noch gute!“ Jetzt mussten die beiden ihren gemeinsamen Weg auf Erden beenden.

Ehemalige Kevelaerer „Singschwester“ verstorben

Wenn zwischen 1979 bis 2011 (und auch später) jemand in Kevelaer von der „Singschwester“ sprach, wussten viele wer gemeint war. Schwester Ferdinande, eine Lebenskünstlerin und Frohnatur par excellence, begeisterte und inspirierte die Menschen in ihrer Umgebung mit ihrer Musik. Am 3. Januar 2018 verstarb Schwester M. Ferdinande, Antonia Bromenne, die am 7. Juni 1936 in Haltern geboren wurde, im Maria-Ludwig-Stift in Dülmen.

Musik war ihre Passion, und als sie 1965 in die Ordensgemeinschaft der „Barmherzigen Schwestern von der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria“ (Clemensschwestern) in Münster eintrat, war für sie der größte Wunsch, den erlernten Beruf als Masseurin und medizinische Bademeisterin gegen den einer Organistin und Musiklehrerin zu tauschen. „Ich möchte andere Menschen mit der Musik erfreuen“, sagte sie damals. Sie hat diesen Berufswunsch umsetzen können, zunächst als Musikstudentin, dann als Organistin, Musiklehrerin in der Gemeinde und in der Jugendmusikschule für Flöte, Klavier und Orgel.

1978 reiste Schwester M. Ferdinande zur Aushilfe für acht Monate nach Ruanda. Hier half sie in der Mütterschule und bereitete den Menschen viel Freude mit ihrer Musik. 1979 kam sie ins Provinzialat nach Kevelaer. Zu ihren umfassenden Aufgaben gehörte die Tätigkeit als Organistin und Chorleiterin für die Gemeinschaft und aushilfsweise in der Gemeinde St. Antonius, das Einüben des Offiziums und die Gestaltung von Jubelfesten und anderen Feiern der Gemeinschaft sowie der Exerzitiengottesdienste.

Ehrenamtlich setzte sie sich, bis zu ihrem Weggang aus Kevelaer, in der JVA Geldern-Pont ein. Im September 1984 wurde sie hauptamtliche Organistin und Chorleiterin in der Gemeinde St. Antonius in Kevelaer. Vielfältige Aufgaben behielt Schwester M. Ferdinande bei, als sie für zwei Jahre im Hospital zum Hl. Geist in Kempen, sechs Jahre im Marienhospital Kevelaer und drei Jahre in der Gemeinde in Sassenberg tätig war. Von hier aus zog sie 2014 ins Maria-Ludwig-Stift Dülmen.

Neben vielen Erinnerungen aus Altenkreisen oder Meditationsandachten, von musikalischer Begleitung der Gottesdienste in der Kapelle des Marienhospitals und zahlreichen Unterrichtsstunden, die sie kostenlos Schülern gab, die Klavier lernen wollten, bleiben ihre Kompositionen anlässlich der Seligsprechung von Schwester M. Euthymia, die ebenfalls Clemensschwester war.

Viele Menschen in Kevelaer werden sich noch lange an die „Singschwester“ erinnern.

Die Beerdigung von Schwester M. Ferdinande, Antonia Bromenne, findet am Dienstag, dem 9. Januar 2018 in Dülmen statt. Das Auferstehungsamt wird um 8.30 Uhr in der Kapelle des Maria-Ludwig-Stiftes gefeiert, anschließend ist die Beisetzung auf dem Friedhof.  Jörg von der Höh

Anna trifft den Bundespräsidenten

Die erfolgreiche Schützin und Vize–Weltmeisterin der SSG Kevelaer traf im Rahmen des Weihnachtskonzerts den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und kam mit ihm und seiner Frau Elke Büdenbender ins Gespräch.
Wie kam es dazu, dass Du das Präsidentenpaar persönlich kennenlernen durftest?
Anna Janshen: Nach dem wunderschönen Konzert in der Basilika durften mein Vater und ich noch mit zu dem Empfang in das Priesterhaus. Unser Bürgermeister Dominik Pichler hat mir dann mitgeteilt, dass ich später rüber kommen soll, da er mich vorstellen möchte.
Wie hast Du den Bundespräsidenten erlebt?
Anna: Der war total nett, vollkommen interessiert und sehr freundlich. Er hat sich wirklich sehr viel Zeit für mich genommen, das hat mich sehr gefreut.
Konntest Du ihm etwas vom Schießsport erzählen?
Anna: Ja, er hat mir einige Fragen gestellt, zum Beispiel wie weit der Abstand ist bis zum Ziel und wie klein die Scheibe ist. Auch seine Frau hat mir einige Fragen zum Luftgewehr-Schießen und über unseren Verein gestellt.
Wie waren seine Reaktionen?
Anna: Ich hatte den Eindruck, dass er sehr begeistert war auch über unsere Erfolge und besonders über die großartige Nachwuchsarbeit innerhalb unseres Vereines.
Was nimmst Du aus dieser Begegnung mit?
Anna: Das war mal wieder ein tolles Erlebnis, an welches ich mich bestimmt mein ganzes Leben erinnern werde und ein toller Abschluss dieses unglaublich erfolgreichen Jahres.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht Kevelaer

Im Terminkalender des Bundespräsidenten stand für den 16.12.2017: „Nordrhein-Westfalen, Kevelaer, Marienbasilika, Teilnahme an der Aufzeichnung der ZDF-Sendung `Weihnachten mit dem Bundespräsidenten – ein festliches Konzert aus Kevelaer´.“ Was für den ersten Bürger des Staates „nur“ ein Termin war, bedeutete für die Stadt Kevelaer, eine ausgesuchte Anzahl an Bürgerinnen und Bürger und für das ZDF ein Großereignis.
Bereits sechs Tage vor den Veranstaltungen wurde die Basilika Hochsicherheitstrakt mit Absperrungen rund um die Kirche, verschlossenen Eingängen und zahlreichen Wachleuten einer Security-Firma, die auf dem Gelände patrouillierten.
Das ZDF überträgt die Traditionsveranstaltung bereits zum 23. Mal. Jule Broda, Redakteurin der ZDF Hauptredaktion Kultur berichtete, dass die Organisation für die Sendung bereits Anfang des Jahres begonnen hatte. Als Bundesland hatte der Bundespräsident Nordrhein-Westfalen ausgesucht. Zwei Redakteure waren seitdem in Zusammenarbeit mit Referenten des Bundespräsidialamtes mit Termin-, Orts- und inhaltlicher Planung beschäftigt. Ebenso zur Organisation gehörte die Auswahl der Künstler und die Überprüfung ihrer Verfügbarkeit. Vorschläge für die Texte des Autors der Sendung, Christian Busemann, mussten mit den Mitarbeitern des Bundespräsidenten abgesprochen und überarbeitete werden.
Mitarbeiter der Redaktion und der Produktion (diese sind unter anderem für die Verträge mit den Künstlern zuständig) hatten ihren Arbeitsbereich im Kapitelsaal des Priesterhauses eingerichtet, der einem Großraumbüro glich. Die Schönheit und Akustik der Basilika, aber auch die Verfügbarkeit von ortsnahen Büroräumen und die guten Anfahr- und Parkmöglichkeiten für die großen LKW, waren für das ZDF mitentscheidende Kriterien für den Vorschlag an den Bundespräsidenten, das Konzert in Kevelaer stattfinden zu lassen.
Steffen Berlipp, technischer Leiter der Sendung, bedankte sich im Gespräch mit dem Kevelaerer Blatt für die sehr gute Zusammenarbeit mit Stadt, der Kirche und allen weiteren Beteiligten vor Ort: „Wir sind sehr gut empfangen worden und haben überall die notwendige Unterstützung bekommen.“ Mit der Aufzeichnung der Sendung ist auch ein hoher technischer Aufwand verbunden. Berlipp und seine Mitarbeiter hatten fünf Sattelschlepper voll Material mitgebracht. In einem großen Bereich mussten in der Basilika die Bänke ausgebaut werden. Für den enormen Energieverbrauch, für den die Stadtwerke nicht genügend Strom zur Verfügung stellen konnten (Berlipp: „Das ist ganz normal so.“), wurde sogar ein Stromaggregat aufgebaut. Drei Kilometer Strom- und Glasfaserkabel mussten verlegt werden, um eine optimale Ausleuchtung der Basilika zu erreichen und die neun Kameras zu versorgen. Die Bühnentechnik umbaute alle technischen Elemente und bemalte sie in farblicher Abstimmung mit der direkten Umgebung, damit sie das Gesamtbild nicht störten.
Besonderes Highlight, und das im wahrsten Sinne des Wortes, war beim Konzert die Beleuchtung der Kirchenfenster, denn diese wurden von außen mit großen Scheinwerfern erhellt und konnten so in ihrem vollen Glanz und in ihrer Farbenvielfalt erstrahlen.
Als pünktlich um 18.50 Uhr die Kolonne des Bundespräsidenten, angeführt von zwei Streifenwagen mit Blaulicht, am Kapellenplatz ankam, hielt der Dienstwagen direkt vor der Gnadenkapelle und es brandete Beifall von gut 50 wartenden Bürgern auf. Zusammen mit Moderator Johannes B. Kerner ging das Präsidentenpaar an das geöffneten Fenster der Kapelle, um einen Moment vor dem Gnadenbild zu verweilen.
Dann war es endlich soweit und alle Gäste erhoben sich unter Beifall von ihren Sitzen im Mittelschiff der Basilika: „Meine Damen und Herren, der Bundespräsident und Frau Elke Büdenbender.“ Johannes B. Kerner als Moderator begrüßte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die First Lady in der festlich geschmückten Basilika, in der zusätzlich Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgermeister Dr. Dominik Pichler mit ihren Gattinnen und weitere knapp 300 Ehrengäste zu dem Weihnachtskonzert zusammengekommen waren.
Künstler des Abends waren der gefeierte Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt (Mariä Wiegenlied und Stille Nacht, Heilige Nacht) und die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann (Aus dem Oratorium „Der Messias“: He Shall Feed His Flock Like A Shepherd). Mit dem Knabenchor der Chorakademie Dortmund und der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Rasmus Baumann gestalteten zudem zwei erstklassige Ensembles aus Nordrhein-Westfalen das Programm (unter anderem: „TochterZion“ und aus der Oper „Cavalleria rusticana“ das Intermezzo). Gabriel Böer und Phillip Ammer, zwei Solisten des Knabenchors, sangen in ergreifender Weise aus Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ den Abendsegen und erhielten den größten Beifall im Konzert. Für eine besondere musikalische Überraschung sorgte Michael Patrick Kelly, begleitet von der Neuen Philharmonie Westfalen und am Flügel von Mathias Grosch, mit dem Song „Hope“. Die Schauspielerin Ulrike Kriener trug die Weihnachtsgeschichte „Felix holt Senf“ von Erich Kästner vor. Das Weihnachtsevangelium nach Lukas 2,1-20 las Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, bevor alle gemeinsam „O du fröhliche“ sangen.
Während die geladenen Gäste im großen Saal des Priesterhauses mit Kanapees und Sekt versorgt wurden, trugen sich der Bundespräsident und der Ministerpräsident ins „Goldene Buch“ der Stadt Kevelaer ein und erhielten im kleinen Kreis ein Abendessen.
In seiner Ansprache beim anschließenden Empfang dankte der Bundespräsident zunächst allen, die das Konzert so wundervoll gestaltet und vor und hinter der Bühne für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hatten. Auch den Bürgerinnen und Bürgern, die ihn schon bei der Ankunft so freundlich und fröhlich in der stimmungsvollen Atmosphäre der Umgebung begrüßt hatten, dankte er herzlich. Und schließlich bedankte er sich, wie bereits während des Konzertes, bei alle denen, die ehrenamtlich an vielen Stellen ihren Dienst versehen und in seinen Augen das wahre Rückgrat der Gesellschaft sind. Die, die sich teilweise mehr um andere kümmern, als um sich selbst. „Vor ihnen habe ich sehr großen Respekt, weil sie, ohne es zu müssen, sich um die Menschen kümmern, die vielleicht die letzten Stunden ihres Lebens vor sich haben…“. Er dankte allen für ihren Einsatz, freue sich darauf, mit einzelnen sprechen zu können und sei sich ganz sicher noch einige spannende Geschichten zu hören. Dann wünschte der Bundespräsident allen Anwesenden und ihren Familien ein wundervolles Weihnachtsfest.
Ministerpräsident Armin Laschet dankte dem Bundespräsidenten dafür, dass er sein Heimatland Nordrhein-Westfalen und Kevelaer als Ort für das Weihnachtskonzert ausgesucht hat und dadurch für das Bundesland und Kevelaer an Heiligabend Werbung im ganzen Land machen würde. Laschet bezeichnete es als außergewöhnlich und wichtig, dass Steinmeier als Staatsoberhaupt die Weihnachtsgeschichte gelesen habe und so einen wichtigen christlichen Text auch zu denen bringe, die vielleicht nicht mehr christlich sozialisiert seien, diesen dann zum ersten Mal hören würden und etwas über die christliche Nächstenliebe erführen.
Bürgermeister Dr. Dominik Pichler grüßte die anwesenden gewohnt humorvoll: “Ich habe mir zum ersten Mal in meinem Leben für eine Drei-Minuten-Rede etwas aufgeschrieben. Wenn ich schon mal Staatsbesuch hier habe, den Bundespräsidenten und den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, dann müssen Sie, liebe Kevelaerer, einmal ohne meine üblichen Frotzeleien auskommen“ – was mit herzhaftem Lachen aller Anwesenden kommentiert wurde.
Nachdem Pichler den Bundespräsidenten und den Ministerpräsidenten willkommen geheißen hatte, begrüßte er auch ausdrücklich den Ehrenbürger der Stadt, Richard Schulte Staade, was mit langanhaltendem Applaus und Bravo-Rufen bedacht wurde. „Heute ist für Kevelaer ein besonderer Tag eines besonderen Jahres. Sowohl der höchste Repräsentant der Bundesrepublik als auch unser Landesvater sind hierher gekommen, in unser beschauliches Städtchen am Rande der Republik. Zuletzt vor 30 Jahren durften wir hier ein Staatsoberhaupt begrüßen, als Papst Johannes Paul II. diesen Wallfahrtsort besucht hat.“ Pichler bezeichnete den Zeitpunkt als gut gewählt, würde er doch das Jubiläumsjahr zum 375-jährigen Bestehen der Wallfahrt abschließen, in einer Stadt, die viel zu bieten habe. Der Bürgermeister dankte für den Besuch in Kevelaer und wünschte alles Gute fürs neue Jahr, welches wieder neue Aufgaben, Herausforderungen und Gefahren bescheren werde („wir werden es meistern!“), Gemeinschaft, Zusammenhalt, durchaus auch Rückgrat, Gesundheit und das nötige Quantum Glück.
Bis der Bundespräsident seinen Besuch in der Marienstadt beendete und vom Flughafen Weeze wieder nach Berlin flog, hatten die geladenen Gäste noch die Möglichkeit der Begegnung mit dem Staatsoberhaupt und in feierlicher Stimmung ging ein besonderer Tag für Kevelaer zu Ende.


Die Sendung  „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ aus der Basilika zu Kevelaer wird am 24. Dezember um 18.00 Uhr im ZDF ausgestrahlt.


Hier geht’s zur Fotostrecke des Besuchs.