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Schwester erzählt von Heilung und Vergebung

Trotz der frühen Stunde hatten rund 50 Menschen den Weg zum Petrus-Canisius-Haus gefunden. Gemeinsam wollten sie den Gebetstag der Medjugorje-Vereinigung in Kevelaer erleben. Unter den Teilnehmern befand sich auch ihr Vorsitzender, der frühere Prälat Richard Schulte Staade, dessen Gebet den Tag einleitete.

Marion Bettgen hatte sich von Alpen aus auf den Weg nach Kevelaer gemacht. Die 29-Jährige engagiert sich seit einiger Zeit ehrenamtlich in der Medjugorje-Vereinigung als Messdienerin. Sie hatte die letzte Reise Ende Oktober von Kevelaer aus in den Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina mit angetreten.

„Ich war vor zehn Jahren da. Alle erzählten von Bekehrung und Berufung. Da wollte ich nochmal mit“, versuchte die junge Frau in Worte zu fassen, was sie an dem Ort erlebt hatte. „Man kann das kaum beschreiben, man wird wirklich davon gepackt.“ Sie habe schon Zweifel gehabt an den Erscheinungen, die den Ruf des Ortes begründen: „Dort konnte ich das aber vollkommen bejahen.“

Bettgen hätte ein vielfältiges Programm mit zahlreichen Messen und den Besucher am Erscheinungsberg und am blauen Kreuz erlebt: „Wir hatten viel Raum, um unsere Erfahrungen wirken zu lassen. Man kann tatsächlich beseelt nach Hause gehen. Das ist wie Wolken 7.“

Diese Gedanken konnte sie im Laufe des Tages mit den anderen Gläubigen austauschen. „Diese kleinen Gebetstage gibt es dreimal im Jahr. Das ist hier ein tieferer Einstieg für alle, die nach Medjugorje fahren“, erklärte Werner Börsting, Schriftführer der Medjugorje-Vereinigung regina Pacis die Idee des Treffens. „Da sind Austausch und Vergewisserung wichtig“, verwies er auf Programmpunkte wie das Rosenkranzgebet in der Beichtkapelle oder die eucharistische Anbetung mit Heilungsgebet und Einzelsegnung.

Im Zentrum des Vormittags stand jedoch der religiöse Impuls der aus Raesfeld stammenden Andrea Loger. Als Schwester Olga gehört sie der „Gemeinschaft der Seligpreisungen“ an. Nach Zwischenstationen in Frankreich, Tschechien oder Russland war sie zwölf Jahre in Medjugorje tätig. Aktuell ist sie wieder in Deutschland unterwegs und lebt in Bad Driburg. Ihr Thema lautete „Heilung durch Vergebung“, wobei sie zwischen eigenen Erfahrungen und Textauszügen aus dem Buch „Schule der Liebe“ des Franziskanerpaters Slavko hin und her pendelte. Dieser hat 18 Jahre in Medjugorje nachhaltig gewirkt hat und während des Bosnienkrieges das Buch geschrieben.

So standen auf der einen Seite Sätze wie „Es ist nicht leicht, von Liebe zu reden, wenn ringsum der Hass regiert“ – und auf der anderen Seite die Erkenntnis: „Mit Gott wird es möglich sein.“

Loger beschrieb ihre persönliche Ebene, wie sie auch als Schwester mit ganz normalen Gefühlen wie „Zorn und Hass“ konfrontiert wurde.

In Medjugorje hätte sie im deutschsprachigen Haus „eine Mitschwester, die mir Schlimmes angetan hat,“ getroffen Unter den Folgen leide sie bis heute. Sie habe sich damals „gefühlt wie ein Dampfdrucktopf und keinen Mut mehr zu Leben gehabt.“ Eine Betschwster habe ihr dann den Rat gegeben, sie solle für diese Schwester beten und deren guten Eigenschaften aufzählen: „Das war schon die Hochschule der Liebe.“ Nach drei Jahren sei bei ihr der Vergebungsprozess abgeschlossen gewesen. „Gott macht keine Gewaltkuren. Je früher sowas in der Kindheit passiert, umso nachhaltiger ist das.“

Ihre Botschaft laute: „Gott will, dass wir ganz gesund werden, Der beste Arzt, den wir kennen, ist Gott, der uns anbietet, diese Verletzung anzuschauen.“ Liebe und Zwang könnten nicht nebeneinander bestehen. „Und wenn ich Gott hineinlasse, bleibe ich verletzlich.“
Es gehe frei nach Maximilian Kolbe darum, „aus der Reihe herauszutreten“ und sich über solche Prozesse innerlich frei zu machen. „Wenn wir in Liebe und Hass leben, werden wir versklavt. Erst die Liebe macht einen Sinn.“ Das bedeute auch, „täglich den Feinden die Hand zu reichen.“