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Das Warten auf Jesus

Die Adventszeit ist nicht nur eine Zeit der Ruhe und Besinnung. Auch das Plätzchenbacken gehört einfach dazu. Das KB möchte sich in der Vorweihnachtszeit einmal umhören, wie bekannte Kevelaerer den Advent begehen und auf welches Rezept sie schwören. Den Anfang macht Andreas Poorten. Er ist seit 2012 Pastor in Kevelaer und und leitet die Kirchengemeinde St. Antonius.

Was für eine Zeit ist der Advent in theologischer Hinsicht?

Andreas Poorten: Der Advent ist die Zeit der Erwartung: Wir warten auf das Kommen Jesu. Im Grunde genommen ist dies ein dreifaches Kommen Jesu, dessen wir im Advent gedenken: Das erste Kommen war das Kommen Jesu durch seine Geburt in Bethlehem vor 2000 Jahren. Daran denken wir an Weihnachten. Advent ist die Zeit der Vorbereitung, in der uns dieses Geheimnis prägen soll, hier und heute. Die Geburt Jesu war nicht nur ein punktuelles Ereignis, sondern Gott hat dadurch die ganze Welt verändert, ihr die Liebe Gottes geoffenbart.

Das zweite Kommen Jesu ist sein Kommen in unsere Seele, also eine geistliche Begegnung. Das drückt sehr schön Angelus Silesius aus, indem er sagt: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, doch nicht in dir, du gingest ewiglich verloren!“ Und das dritte Kommen Jesu, auf das wir im Advent vorausschauen, ist das Kommen Jesu am Ende der Zeiten, seine Wiederkunft.

Der Advent ist noch nicht die Zeit des großen Festes, aber der frohen Erwartungen. Die alttestamentlichen Lesungen dieser Zeit sind geprägt von der Verheißung des Messias. Oft hört man auch in den liturgischen Texten den Ruf zur Umkehr, um sich für das Kommen Jesu bereit zu machen. Sich bereiten hat immer mit Verzichten zu tun, aber die Adventszeit ist keine Zeit der strengen Buße, wie es die Fastenzeit ist. Aber die liturgische Farbe ist wie in der Fastenzeit violett.

Welche Erinnerungen aus der Adventszeit haben Sie als Kind geprägt?

Andreas Poorten: Wir hatten in der Familie immer einen Adventskranz als sichtbares Symbol für die Adventszeit. Und am Frühstückstisch brannte eine Kerze mit 24 Zahlen. An jedem Tag wurde eine Zahl abgebrannt. Einen Adventskalender hatten wir noch nicht. Ich erinnere mich, wie wir als Familie oft am Spätnachmittag um den Adventskranz zusammensaßen und Spekulatius aßen und wir die einbrechende Dunkelheit durch das Licht der Kerzen vertrieben. Zum Weihnachtsfest gehörten immer Vanillekipferl, die wir im Advent gebacken haben. Aber gegessen wurden sie erst zu Weihnachten, im Advent gab es immer nur Spekulatius.

Daneben haben meine zwei Schwestern und ich im Advent regelmäßig am Sonntagabend nach der Tagesschau die damalige fünfminütige Chormusik im Advent gehört. Leider gibt es heute ja kaum CDs mit Adventsliedern zu kaufen, aber zwei habe ich schließlich doch gefunden, die ich abends im Advent gerne anhöre und die ein Relikt von diesen Abenden sind.

Was stört Sie am Advent, wie er heute begangen wird?

Andreas Poorten: Weihnachtsmärkte gehören für mich eindeutig nicht zur Vorbereitung auf Weihnachten. Schon als Student in den 80er-Jahren in Münster fand ich die großen Weihnachtsmärkte bedrückend, beengend und unpassend von ihrer ganzen Atmosphäre her. Es lief schon Weihnachtsmusik, es wurde Glühwein getrunken. Natürlich gehört es für viele dazu, im Advent noch Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Ich bin aber froh, dass wir in Kevelaer einen Krippenmarkt haben mit eindeutig christlichem Gepräge, keinen Weihnachtsmarkt.

Welche Anregung für den Advent haben Sie für die Leser?

Andreas Poorten: Ich bete seit vielen Jahren das Brevier und wenn ich darin in der Adventszeit all die vielen Prophetentexte höre, komme ich automatisch in adventliche Stimmung. Auch die Texte der heiligen Messe im Advent sind sehr geeignet, um sich auf Weihnachten vorzubereiten. Besonders auch die Roratemessen stechen im Advent heraus und bilden die Dunkelheit des wartenden Gottesvolkes und das durch Jesus aufgehende Licht wunderschön ab. Die Liturgie im Advent ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, um sich auf Weihnachten vorzubereiten.

Pastor Poortens Vanillekipferl

Zutaten
250 g Mehl, 1 Messerspitze Backpulver, 125 g Zucker, 1 Vanilleschote (Mark), 2 Eigelb, 200 g kalte Butter, 125 g gemahlene Mandeln, 50 g Puderzucker, 4 Pck. Vanillezucker, Mehl für die Arbeitsfläche

Zubereitung
Das Mehl mit dem Backpulver in einer Rührschüssel vermischen. Den Zucker, das Mark einer Vanilleschote, die Eigelbe, Butter und Mandeln hinzufügen und alles mit den Knethaken eines Mixers gut durcharbeiten.

Den Teig anschließend auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem glatten Teig verkneten. Aus dem Teig bleistiftdicke Rollen formen und auf einem großen Teller für ca. 30 Minuten in den Kühlschrank geben. Die Rollen in 4 bis 5 cm lange Stücke schneiden, die Enden etwas dünner rollen und zu Hörnchen geformt auf das mit Backpapier ausgelegte Blech legen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C Ober-/Unterhitze ca. 10 Minuten backen.

Den Puderzucker mit dem Vanillezucker mischen und die heißen Kipferl sofort nach dem Backen damit etwas bestreuen. Die Kipferl erkalten lassen und im Rest des Vanillezuckers wenden.