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„Eigentlich wollte ich schon nach zehn Jahren aufhören“

Als Ellen Killewald am Wochenende von ihrer Tochter unter einem Vorwand in die Kirche gelockt wurde, ahnte die Winnekendonkerin noch nichts von der Überraschung, die ihre Kinder für sie vorbereitet hatten. Denn eigentlich, verrät die 87-Jährige, möge sie es gar nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Da kam sie nun allerdings nicht mehr dran vorbei. In einem Gottesdienst wurde am Samstag ihre 50-jährige Tätigkeit in der Kirchenmusik gefeiert – gekrönt von der Übergabe der Cäcilien-Medaille, die vom Bistum Münster in Anerkennung für ihre Verdienste verliehen wird. Ihre Begeisterung für die Musik entdeckte Killewald bereits in Kinderjahren. Ihr Lehramtsstudium sowie die Tätigkeit als Musiklehrerin rückten die Musik immer weiter in den Lebensmittelpunkt.

Mit elf Jahren begann Ellen Killewald, die in Bingen am Rhein aufwuchs, Klavier zu spielen. Mit 16 Jahren kam sie an die Orgel und entschied sich nach dem Abitur, in Mainz zu studieren – Musik und Englisch auf Lehramt, Orgel im Hauptfach. Einige Jahre nach ihrer Referendariatszeit lernte sie im Jahr 1966 mit Anfang 30 ihren zukünftigen Mann Heinz Killewald kennen, der zu dieser Zeit in Dinslaken wohnte. Intensiv wurde der Kontakt zwischen ihnen im Jahr darauf. „Im Mai war ich dann zum ersten Mal in Dinslaken. Im August haben wir standesamtlich geheiratet und im Oktober kirchlich“, kann sich die heute 87-Jährige ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit dieser Begegnung trat allerdings nicht nur ein Mann, sondern mit ihm sieben Kinder in ihr Leben – vier Töchter und drei Söhne, die Heinz Killewald mit seiner früh verstorbenen Frau bekommen hatte. Zwei Töchter bekamen Ellen und Heinz Killewald noch gemeinsam und ließen ihre Familie damit auf neun Kinder wachsen.

Umzug nach Altwetten

Durch die damalige Tätigkeit ihres Mannes auf Schloss Wissen bot sich 1970 für die Familie die Möglichkeit, nach Altwetten zu ziehen. Mit dem Umzug begann für Ellen Killewald, die sich vorher bereits in der Kirchenmusik engagiert hatte, der aktive Einstieg in den Dienst. 

Da die Wettener Kirche für sie damals nur schwer zu erreichen war, orientierte sich die Familie nach Winnekendonk. „Wir müssen uns irgendwo anschließen“, sei damals ihr Gedanke gewesen. Bei den Kirchenmusiker*innen sprach sich die Ausbildung der Zugezogenen schnell herum: „Man wusste ziemlich schnell, dass ich vom Fach bin“, erzählt Killewald. Nachdem sie dann an einem Weihnachtsfeiertag den Chorleiter und Organisten vertrat, war sie bereits mitten im Geschehen. Ab dem 1. Februar 1971 war sie nebenamtlich als Organistin und Chorleitung in Winnekendonk dabei. „Eigentlich wollte ich schon nach zehn Jahren aufhören“, erinnert sich Killewald und kann auch hierbei ein Schmunzeln nicht verbergen. „Ich wollte ein bisschen freier sein.“ Ihre Mithilfe aber wurde immer wieder dankend angenommen. 

Der Plan ging nicht auf

Während sie schließlich von 1972 bis 1976 an der Winnekendonker Grundschule zweimal in der Woche Musik unterrichtete, vereinte die heute in Winnekendonk lebende Frau eine beachtliche Anzahl an Aufgaben im Alltag: Neben dem Haushalt kümmerte sie sich um neun Kinder, war Ehefrau, Lehrerin und Kirchenmusikerin. Letztere Tätigkeit gab sie am 1. April 1987 in Winnekendonk auf. Die gewonnene Freizeit sollte allerdings nicht lange währen.

„Nach vier Wochen stand der Pastor von Wetten auf der Matte und wollte mich für Wetten anheuern“, erzählt Killewald. Nachdem sie erst kurz zuvor in Winnekendonk aufgehört hatte, habe sie das Angebot nicht annehmen wollen. In den kommenden Jahren hätten in Wetten dann fünf Organistenwechsel stattgefunden. Und wer hätte da eine bessere Vertretung abgegeben als Ellen Killewald? So blieb sie der Kirchenmusik viele weitere Jahre treu und engagierte sich auf Beerdigungen, Trauungen, Taufen und Co. Dabei ging es für sie oft über die Ortsgrenzen hinaus. Mit den Jahren sei sie in Kevelaer und all seinen Ortschaften aktiv gewesen, erzählt Killewald, die am 16. Februar 2021 ihren 88. Geburtstag feiert.

Die Leidenschaft blieb

Und heute? Ja, tatsächlich hat die Winnekendonkerin bis heute keinen Abschluss mit der Kirchenmusik gefunden. Sie sitze immer noch an der Orgel, „wenn Not am Mann ist. Ich spiele gerne.“ Diese Leidenschaft bescherte ihr dann vor drei Jahren, mit 85 Jahren, noch einen Arbeitsvertrag mit der Kirche – auf nebenamtlicher Honorarbasis – der in diesem Jahr ausläuft; ein Grund für Ellen Killewald, mit 88 Jahren dem Orgelspiel den Rücken zu kehren? Auf keinen Fall. Denn eine mögliche Vertragsverlängerung werde sie nicht ausschlagen.

Ein ganzer Tag der Orgel gewidmet

Sie trägt den Titel „Königin der Instrumente“: Die Orgel ist für viele Hörerinnen und Hörer faszinierend und fremd zugleich. Häufig entfernt auf einer für Kirchenbesucher unerreichbaren Orgelempore kann sie mal aufbrausend, mal sanft erklingen. Doch was verbirgt sich hinter der oft schmuckvollen Fassade? Und wer kann der Orgel Töne entlocken und damit Gottesdienste musikalisch gestalten? All das wird beim Orgeltag Westfalen beantwortet, der am Sonntag, 13. Juni 2021, zum zweiten Mal stattfindet. 2018 hatte die Evangelische Kirche von Westfalen den Tag ins Leben gerufen, im kommenden Jahr wird er erstmals in ökumenischer Zusammenarbeit mit den (Erz-)Bistümern Essen, Münster und Paderborn veranstaltet. Gesucht werden nun Pfarreien, Kirchenmusikerinnen und -musiker, die sich beteiligen und ihre Orgel der Öffentlichkeit vorstellen.

Ob Orgelkonzerte, Orgelführungen für Kinder und Erwachsene, ein Probekurs an einer Orgel oder ein Gemeindefest mit Orgelschwerpunkt – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vom historischen Kleinod in einer Dorfkapelle bis hin zur computergesteuerten Spielanlage einer Großorgel soll die gesamte Bandbreie an Instrumenten vorgeführt werden.

Ulrich Grimpe, Leiter des Referats Kirchenmusik im Bischöflichen Generalvikariat in Münster, ruft zum Mitmachen am 13. Juni auf: „Lassen Sie uns gemeinsam die Orgel für einen Tag in den Mittelpunkt stellen. Die ‚Königin der Instrumente‘ ist faszinierend und wird es immer bleiben.“

Praktischer Workshop

Im Bistum Münster sind bereits die ersten Veranstaltungen zum Orgeltag Westfalen in Vorbereitung: So bietet Thorsten Maus, Regionalkantor für das Kreisdekanat Recklinghausen, in Datteln, St. Amandus, einen Workshop zum Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach an. Ab 14 Uhr ist ein Einführungsvortrag geplant mit anschließender Erarbeitung von Choralvorspielen an der Klais-Orgel. Die Teilnehmenden erlernen unter der Leitung von Maus die Phrasierung und Artikulation der Choralvorspiele, die Gestaltung der Liedzeilen, rhetorische Figuren und erhalten Anregungen für die klangliche Umsetzung. Die Teilnahme ist aktiv und passiv möglich. Um 18 Uhr beginnt ein Orgelkonzert mit Thorsten Maus. Informationen und Anmeldung sind bei Thorsten Maus möglich, E-Mail maus-t@bistum-muenster.de.

In Ahaus, St. Mariä Himmelfahrt, bietet Jan Willem Docter an, die neue Fleiter-Orgel auszuprobieren. Nach Begrüßung und Präsentation der Orgel erhalten drei Organistinnen / Organisten pro Stunde die Möglichkeit, die Orgel selbst zu spielen, Literatur vorzutragen, zu improvisieren oder mit den Anwesenden Gesänge anzustimmen. Abends ist ein Orgelkonzert mit Docter geplant.

In Bocholt trifft der Orgeltag Westfalen auf die „Bocholter Orgeltage“, die regelmäßig im Juni stattfinden. In diesem Rahmen sind zunächst eine Orgelwanderung (Besichtigung und kleine Konzerte auf den Orgeln der drei Innenstadtkirchen) und voraussichtlich eine „lange Orgelnacht“ mit Konzerten und kulinarischer Pause in der St.-Georg-Kirche geplant. Der Erhalt weiterer Informationen und Anmeldung zu den beiden Veranstaltungen sind möglich bei Regionalkantor Werner Hespe, E-Mail hespe@bistum-muenster.de.

Die Pfarreien können ihre Veranstaltung im Internet unter www.orgeltag-westfalen.de anmelden. Dort werden alle Veranstaltungen gesammelt und anschließend gebündelt in einer Broschüre veröffentlicht und zentral beworben. Zugleich werden auch Vorlagen für die eigene Plakatierung der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

Bund fördert Sanierung der Seifert-Orgel in der Marienbasilika

Mit 395.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm IX fördert der Bund die Sanierung der großen Orgel in der Marienbasilika. Die Freigabe der Mittel erfolgte am gestrigen Mittwoch, 6. Mai, durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Die Katholische Kirchengemeinde St. Marien und der Orgelbauverein haben es sich zum Ziel gesetzt, die Orgel in ihren Ursprungszustand von 1907 zu versetzen. Im Laufe der Zeit, insbesondere im und nach dem Zweiten Weltkrieg, hatte die Orgel erhebliche Schäden erlitten. Mit der Förderung ist ein Schritt für die Restaurierungs- und Reparaturmaßnahmen gemacht.

„Ich freue mich sehr, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren und die Sanierung der Orgel der Marienbasilika durch den Bund gefördert wird. Als Zentrum der Wallfahrt in Kevelaer ist die Marienbasilika für Gläubige aus ganz Europa ein bedeutsamer Ort und ein prägendes Monument des Kreises Kleve“, äußert sich die SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve, Barbara Hendricks. Das Denkmalschutz-Sonderprogramm richtet sich an national bedeutsame oder das kulturelle Erbe mitprägende unbewegliche Kulturdenkmäler. Hierfür werden im Bundeshaushalt 30 Millionen Euro bereitgestellt.

Moskauer Konzertorganist an der großen Seifert-Orgel

Wann kann man schon einmal einen Reigen aus der Oper Orpheus und Euridike in der Kirche hören? Nun, der Moskauer Konzertorganist und Musikwissenschaftler Alexander Fiseisky macht auch das möglich. Am Sonntag, 14. Juli, ist der bekannte Musiker in Kevelaer zu Gast und wird um 16.30 Uhr in der Marienbasilika spielen. Begleiten wird ihn seine Tochter Vera Fiseiskaya (Flöte).

Auf dem Programm steht u.a.: Bach (u.a. zwei Choralbearbeitungen: Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich und Aus der Tiefe rufe ich ), Leonardo Vinci, Benedetto Marcello, Mendelssohn Bartholdy, Gluck und die Ballettszene Reigen seliger Geister aus der Oper Orpheus und Euridike. Karten acht Euro.

Neues Musikinstrument für den Kirchenchor Kervenheim

Was wäre ein Kirchenchor ohne ein Piano? Die Unterstützung der Volksbank an der Niers ermöglichte dem Kirchenchor St. Cäcilia Kervenheim die Anschaffung eines neuen E-Pianos. Dirk Koppers, Geschäftsstellenleiter der Volksbank in Winnekendonk (links), freute sich gemeinsam mit den Mitgliedern des Kervenheimer Kirchenchors und durfte zusammen mit Chorleiterin Annegret Pfaff (2.v.l.) selbst einmal in die Tasten hauen.
Mit dem neuen Instrument kann der Kirchenchor auch in Zukunft für musikalische Begleitung und eine großartige Stimmung sorgen. Die Chorproben finden jeden Dienstag ab 19.45 Uhr im katholischen Pfarrheim in Kervenheim statt. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen.
Foto: privat

Dauereinsatz an den Orgeln

Neben der normalen vierstimmigen Liedbegleitung braucht ein Organist viel Musiktheorie und Harmonielehre, um auch selbst frei an diesem Instrument, das Hand, Fuß und Stimme fordert, spielen zu können. Gerade für einen Organisten an der Wallfahrtspfarrei St. Marien sind täglich viele Gottesdienste und häufig auch Pontifikalämter zu begleiten, die zum Teil über Internet, Fernsehen und Radio übertragen werden. Dafür gibt es in der Basilika die große Seifert-Orgel, die größe deutsch-romantische Orgel der Welt.
Nicht jeder traut sich an dieses Instrument. Nach dem Weggang von Viktor Fischer Anfang Februar und seit dem krankheitsbedingten Ausfall von Basilikaorganist Elmar Lehnen seit Mitte März spielt ein junger Mann im schwarzen Mantel die Orgel: Marco Heise. Knapp über 20 Jahre alt studiert er in Berlin gerade Orgelimprovisation bei Wolfgang Seifen und wird ab Oktober 2019 auch das Kirchenmusikstudium aufnehmen.
Nun ist er aber erst mal im Dauereinsatz und von morgens bis abends an den Orgeln von St. Marien zu treffen. Neben Eucharistiefeiern, Pilgerandachten, dem Marienlob, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen macht Marco Heise auch Orgelführungen. Wenn er Feierabend hat, sitzt er meist auch noch lange an der Orgel und spielt. Gerade jetzt in der Pilgerzeit muss er den Basilikachor zum sonntäglichen Hochamt begleiten und dann in der freien Zeit, die ihm noch bleibt, die Literatur dafür üben.
An die Orgel selbst kam der junge Mann erst mit 15 Jahren. Klavierspielen hatte er sich mehr oder weniger selbst beigebracht und darin auch Auszeichnungen gewonnen. Als Jugendlicher sprach ihn der Pfarrer der örtlichen Pfarrei in Hoppenwalde in Mecklenburg-Vorpommern an, ob er mit seinen Klavierkenntnissen nicht auch die Orgel spielen könnte, was er dann auch in der Folge übernahm.
Richtigen Orgelunterricht bekam er erst mit 18 Jahren. Durch Talent und viel Fleiß holte er jedoch in wenigen Jahren viel auf. Morgens vor der Schule, in allen freien Stunden bis abends setzte er sich ans Klavier oder an die Orgel und übte.
Zum ersten Mal nach Kevelaer und an die Seifert-Orgel kam er mit Patryk Lipa, einem Kommilitonen aus Berlin. Nach dem Studium von Orgel als Konzertfach, von Orgelimprovisation und Kirchenmusik wird dieser ab August die Stelle des zweiten Basilikaorganisten übernehmen, eine ausgezeichnete Besetzung, wie auch Marco Heise meint. Er schätzt den gebürtigen Polen als „sehr fleißigen, versierten, lieben Menschen mit überragender Virtuosität“.
Ins Schwärmen kommt Marco Heise auch, wenn es um seinen neuen Arbeitsplatz an der Großen Seifert-Orgel geht. „Diese Orgel ist ein fantastisches, außergewöhnliches Instrument. Es gibt unendliche Klangmischungsmöglichkeiten. Mit seinen 135 Registern ist sie wie ein Orchester, das man dirigieren kann und das alle Klangfarben von Trompete, Flöte, Glockenspiel bietet. In Berlin haben wir nichts Vergleichbares.“
Die Anfangszeit war für ihn nicht ganz leicht. Nicht nur, dass er sich an die große Orgel mit ihren vielen Bedienmöglichkeiten erst gewöhnen musste. Manche Lieder, die in Berlin nicht gesungen werden, musste er erst kennenlernen oder sich an andere Tempi gewöhnen.
Letzte Woche waren es drei Pontifikalämter, die er begleiten musste. Neben der Vorabendmesse und dem Hochamt wurden so in einer Woche fünf Gottesdienste auch über Fernsehen übertragen. Auf der Empore ist auch eine eigene Kamera. So wurde nicht nur seine Musik eingefangen, sondern er selbst auch gefilmt. Über eine Fernsprechanlage ist er normal mit dem Chordirektor und dem Chor verbunden, der seit einiger Zeit nun weit weg von der Orgel im nördlichen Seitenschiff steht.
Aber manches Mal setzt auch die Technik aus und dann gibt es keine Verbindung. Öfter auch bekam er kurz vor Beginn auch noch manche Anweisung, etwa ein Lied nicht in D-Dur, sondern in F-Dur zu spielen. Aber mit Improvisieren ist er ja nicht nur aufgrund seines Studienfaches bestens vertraut. Und wenn etwas nicht gleich so gut klappt, dann setzt sich Marco Heise einfach noch eine extra Stunde an die Orgel und übt das betreffende Lied in zig Tonarten, bis es sitzt.
Neben seinem Dienst hier an der Orgel läuft sein Studium in Berlin normal weiter. Einmal fuhr er nach der Abendmesse mit dem ICE noch nach Berlin, wo er um 5 Uhr ankam. Dann hatte er erst mal Prüfung in Hymnologie und danach Unterricht. Anschließend saß er wieder im Zug zurück nach Kevelaer und kam pünktlich zur Abendmesse an, bei der er wieder an der Orgel saß. Obwohl er gewiss bei den zwei Orgelstellen, die er gerade in Kevelaer vertrat, nicht so viel lernen konnte, schloss er die Prüfung mit 1,0 ab.
Demnächst wird der junge Organist jedoch etwas entlastet, denn Elmar Lehnen freut sich, langsam wieder ganz an die Orgel zurückzukehren. Voll Lob und Ankennung ist der Basilikaorganist über seinen jungen Kollegen: „Er hat die Zeit grandios genutzt. Auf ihn war stets Verlass. Er war mit Feuereifer dabei. Sein Leben bestand die letzte Zeit allerdings fast nur aus Schlafen, Essen und Orgelspielen. Mehr als in dieser Zeit hier in Kevelaer wird er nicht lernen können.“
Trotz seiner enormen Leistung an der Orgel bleibt Marco Heise gern bescheiden. „Die Menschen in Kevelaer haben mich sehr herzlich empfangen und es wurde auch schon mal ein Auge zugedrückt, wenn mir ein Fehler passierte. Schließlich bin ich ja noch kein Profi, sondern erst Musikstudent. Aber mir macht die Arbeit wahnsinnig große Freude. Ich bin super dankbar, hier sein zu können.“

Orgelkonzert als Dankeschön

Als die Trompeten des jüngsten Gerichts losschmetterten – ja, da ahnte man schon, dass es ein besonderer Abend werden würde. Und als Basilikaorganist Elmar Lehnen die romantischen Streicher kurz dazurief, – einfach um die Vielfalt der musikalischen Möglichkeiten seines Lieblingsinstruments aufzuzeigen – nun, da spürten die knapp 200 Zuhörer schon vor Beginn des Konzerts, dass der Orgelbauverein nicht zu viel versprochen hatte, als er Freunde und Förderer zu einem „musikalischen Hochgenuss mit Überraschungen“ eingeladen hatte.
2013 hat sich der Orgelbauverein gegründet, um die Restaurierung der Seifert-Orgel möglich zu machen und einer der größten romantischen Orgeln weltweit wieder ihren Originalzustand zu schenken. 14 neue Register konnten seitdem dank der finanziellen Unterstützung von Freunden und Förderern eingebaut werden. „Mir läuft es jeden Tag heiß und kalt den Rücken hinunter, ich genieße jeden Tag, jede Stunde an diesem einzigartigen Instrument“, so Basilikaorganist Elmar Lehnen. „Danke, dass Sie alle das möglich gemacht haben.“ – „Als wir vor fünf Jahren den Orgelbauverein gründeten“, so Schatzmeister Gottfried Mülders, „hatten wir ein Investitionsvolumen von 450.000 Euro vor der Brust.“ Ein Großteil des Weges sei geschafft.

Das Wunschkonzert
Und so hatte der Orgelbauverein zum Dankeschön-Konzert all seine Orgelpaten, Freunde, Gönner und Förderer eingeladen. Und die Gäste hatten sich im Vorfeld wünschen können, was die beiden Organisten Elmar Lehnen und Viktor Fischer-Emmerich spielen sollten. Die Liste war so lang, dass, so Lehnen, „wir die nächsten zehn Jahre brauchen, um sie abzuarbeiten.“
Und dann zogen die beiden Organisten tatsächlich alle Register. Mal dröhnten, mal tobten, mal explodierten die Töne nahezu, dass man fürchten musste, das Kirchendach hebt ab. Dann wurden sie leise, zart, zerbrechlich, umschlang Emotionen und Sinne und trug sie dem Himmel entgegen. Lehnen und Fischer-Emmerich wurden geradezu eins mit der Orgel – und die Zuhörer konnten gebannt via Leinwand zusehen, wie die Töne entstanden und sich durch den weiten Raum der Basilika verteilten, sich austobten und durcheinanderstieben, auf und ab purzelten und sich dann in der Melodie wiederfanden.
Nun, es war u.a. die Toccata von Widor, es war die Bach-Kantate 147, es war die Morgenstimmung aus Griegs Peer Gynt und es war, ganz zum Schluss, der Bolero von Ravel – vierhändig gespielt – bärenstark. Die beiden Musiker lagen sich nach dem letzten Ton in den Armen, die Zuhörer arbeiteten ihre Begeisterung in minutenlangem Beifall ab. Und zwischendrin, bei den Improvisationen an der Orgel, da waren zum allerersten Mal die fünf neuen Pedalpfeifen zu hören. Mächtige Holzkastenpfeifen, mehr als zehn Meter hoch – man kann sie eigentlich gar nicht hören, man spürt sie im Zwerchfell, so gewaltig tief sind die Töne, die sie produzieren.
Bei einem Gläschen Wein im Priesterhausgarten klang der besondere Abend aus. Noch etwa 150.000 Euro muss der Orgelbauverein zusammentrommeln, um die große Seifert-Orgel vollständig ausgerüstet zu haben. Man darf sich schon jetzt auf den Moment freuen, wenn wirklich einmal wieder alle Register zu hören sein werden.
www.wallfahrt-kevelaer.de/orgelbauverein

Sieben Fragmente durch drei

„Seven“ oder eben zu Deutsch „Sieben“ ist der schlichte und doch inhaltlich aufgeladene Titel der jüngst erschienenen CD von Hansjörg Fink (Posaune), Elmar Lehnen (Orgel) und Dr. Bastian Rütten (Texte), die am vergangenen Mittwoch in einem Konzert mit vorangehender Werkeinführung ihre Premiere erlebte. Gut 40 Interessierte hatten sich auf der Orgelempore eingefunden, um durch die drei Künstler einen Einblick in ihre „Werkstatt“ zu erhalten. Und bewusst sind an dieser Stelle alle drei gleichrangig benannt, bedingte doch der kreative Schaffensprozess im Sinne eines Dialoges das Arbeiten miteinander auf Augenhöhe.
Widmet man sich der Symbolik der Zahl sieben, sind die sich einstellenden Assoziationen in gleichem Maße vielfältig wie auch ambivalent: Sieben Tugenden stehen sieben Laster gegenüber, sieben Sakramente kennt zumindest die katholische Kirche, ist die Sieben in Europa zumeist Glückszahl, symbolisiert sie in China das genaue Gegenteil und natürlich: Sieben Tage hat die Woche, die es brauchte, um nach christlichem Glauben unsere Welt in Gänze zu erschaffen.
Wer nun eine musikalische Interpretation der Schöpfungsgeschichte erwartete, war allerdings auf dem Holzweg. Vielmehr ist es Bastian Rütten ein Anliegen, dazu zu animieren, sich von der Gegenständlichkeit eines bildlich-naiven Schöpfungsglaubens zu lösen und sich der Frage zu öffnen, was das wesentliche, immaterielle und überzeitliche an allem wodurch auch immer Gewordenen ausmacht – kurzum: Was macht unsere Lebenswelt so wunderbar? – Was macht Menschsein aus? Sich derart tiefgehenden Fragen zu stellen heißt, die eigene Begrenztheit anzunehmen, denn „die eine Antwort“ wird es nicht geben können. Vielmehr sind die sieben literarischen Fragmente, die schließlich Fink und Lehnen zum gemeinsamen Musizieren animierten, bewusst unfertige Denkanstöße, die durch einen jeden ihre individuelle Deutung erfahren. Das ist dankenswert harte Kost in einer Welt schneller und vermeintlich definitiver Antworten.
Man ist geneigt zu sagen, „der Inhalt bedingt die Form“, denn sowohl die im Konzert präsentierte Fassung als auch die auf die CD gebannte stellen gewissermaßen nur eine Momentaufnahme dar, im Sinne einer Möglichkeit. Jedes der sieben musikalischen Fragmente besteht aus komponierten und improvisierten Elementen – eine exakte Reproduzierbarkeit ist damit genauso unmöglich, wie auf existenzielle Fragen immer die gleiche Antwort zu geben.
Im Dialog gaben die drei Künstler unter anderem Einblicke in ihre Arbeit am Beispiel „Von der ‚Wasserwelt‘“, jenem Teil des Werks, den sie selbst als den plakativsten und programmatischsten bezeichnen. Wasser als Schlüsselelement auf diesem Planeten kann gleichermaßen Medium für die Entstehung von Leben wie auch todbringend sein. Dieses klangmalerisch abzubilden ist, natürlich verlockend, dennoch wurde allen Zuhörern klar, dass die beiden Musiker keineswegs nur Freunde der Wasseroberfläche sind, sondern ihrer Musik eine derartige Tiefendimension mitgegeben haben, dass der analytische Hörer hier genauso auf seine Kosten kommt wie der genießende.

Von der „Wasserwelt“
Kommt Untergang und Tod durch Wasser,
so kommt auch
Leben und Lebendigkeit durch Wasser.

Sehnt man sich im Durst nach Wasser,
so fürchtet man auch
die drohende Flut des Wassers.

So sind Leben und Tod,
so sind Anfang und Ende,
so sind Erquickung und Gefahr
des Menschen Weggefährten.
Leben bleibt lebensgefährlich.

Eine besondere Wirkung erhält der Werkkomplex durch die Verbindung der einzelnen Fragmente mit Hilfe einer Sequenz. Keine neue Technik in der Musikgeschichte, wählte doch Modest Mussorgski in „Bilder einer Ausstellung“ einen ähnlichen Weg, indem er den reflektierenden Gang von einem Bild zum nächsten mit einer ‚Promenade‘ verband, die musikalisch das Vorangegangene mit dem Nachfolgenden verknüpft. Die fragende Tonfolge zwingt einen durch ihre harmonische Offenheit geradezu in eine zweifelnde und hinterfragende Superposition – das Gehörte war nur eine Möglichkeit.
Die beinahe einhundert Zuhörer erlebten im sich der Werkeinführung anschließenden Konzert einen Abend mit Musik, die sich der eindeutigen Zuordnung zu einem bestimmten Genre entzieht, sondern vielmehr Spiegel der stilistischen Breite und Offenheit der beiden Musiker ist. Klassische Formen gefüllt mit spätromantischer Harmonik fanden ebenso ihren Raum wie Elemente aus dem Jazz, der ‚Minimal Music‘, bis hin zu moderneren collageartigen Techniken. Man spürte, dass Hansjörg Fink und Elmar Lehnen in gewisser Weise Seelenverwandte sind. Anders lässt sich ein derartig durchwobenes gemeinsames Musizieren kaum erklären.
Die präsentierte CD beinhaltet keine Musik für „zwischendurch“, sondern verdient und verlangt bewusstes Hinhören, ein sich auf dieses Wagnis Einlassen. Wer sich jedoch dafür öffnet, mit den Texten und der Musik der Frage nach dem Anfang nachzugehen, wird sich, egal ob religiös geprägt oder nicht, im Sinne Aristoteles‘ ein Stück der Erkenntnis annähern, dass das Ganze mehr ist als nur die Summe seiner Teile.

Reiner Klang nach Generalreinigung in Kervenheim

Die erfolgreiche Generalreinigung der Orgel in der Pfarrkirche in Kervenheim soll gefeiert werden. Aus diesem Anlass veranstaltet der Kervenheimer Kirchenchor am Sonntag, 10. Juni, um 18 Uhr, ein Konzert, bei dem sich Orgel-Improvisationen und Chor-Musik abwechseln. Der Organist der St. Antonius Kirche in Kevelaer, Christian Franken, wird den neuen Klang der Orgel in seinen Improvisationen präsentieren, der Kirchenchor unter der Leitung von Annegret Pfaff bringt Chormusik der Romantik und der Neuzeit zum Vortrag und Pastor Andreas Poorten wird die Konzert-Andacht mit Meditationstexten abrunden. Die Kervenheimer Orgel ist im Jahr 1862 von dem Kevelaerer Orgelbauer Wilhelm Rütter erbaut worden. In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde die Orgel erweitert, im Jahr 1968 dann grundlegend restauriert. Seit diesem Umbau gab es nur zwei Reinigungen, die letzte liegt 27 Jahre zurück. Es war nun höchste Zeit, dieses wertvolle Instrument vom Schimmelbefall zu reinigen und zu sanieren. Diese Arbeit übernahm die Orgelbau Firma Seifert aus Kevelaer. Nach zwei Monaten wurde die Sanierung erfolgreich von dem Orgelbau-Team um Romanus Seifert abgeschlossen und zu Ostern diesen Jahres konnte die Orgel mit neuem reinen Klang erklingen. Die Sängerinnen und Sänger des Chores und die Leiterin Annegret Pfaff laden herzlich zu dieser festlichen Stunde ein.

Eine Poetin an der Orgel

Kevelaer. Eine Poetin an der Orgel. Das Orgelkonzert im Rahmen der Meditationen der Karwoche verspricht eine vielfältige Begegnung der Sinne zu werden. Katrin Bibiella spielt am Mittwoch, 28. März, 20 Uhr, Werke von Marcel Dupré, Paul de Maleingreau (Symphonie de la Passion) und Johann Sebstian Bach (BMV 534). Dr. Katrin Bibiella wurde 1964 in Weimar geboren. Sie studierte zunächst Kirchenmusik, Orgel und Klavier. Neben der Kirchenmusik ist die Literaturwissenschaft ihre zweite große Leidenschaft. So studierte Bibiella Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte und promovierte 2003 mit einer Arbeit über die Dichter René Char und Peter Huchel.
Katrin Bibiella hat u.a. drei Gedichtbände herausgebracht. Die Vernetzung von Musik, Sprache und Bildender Kunst ist eine ihrer Stärken. Ihr Anliegen: „Ich möchte dem Musisch-Kreativen als Medium sensibler Weltwahrnehmung eine Stimme geben.“
Beginn des Konzerts in der Marienbasilika am Mittwoch, 28. März, 20 Uhr. Eintritt frei. Kollekte am Ausgang.