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Zurück in die Heimat

Nicole Voss ist wieder zurück in ihrer geliebten Heimat – zurück aus Norwegen. Gelebt hat sie an der wohl berühmtesten Straße Norwegens: dem „Trollstigen.“ „Genauer gesagt in A°ndalsnes in der Kommune Rauma, einem beliebten Ausgangspunkt für Bergwanderer und Naturliebhaber“, erzählt die gebürtige Kevelaererin, die sich mit ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt einen großen Herzenswunsch erfüllte. „Ja, ich bin wieder Zuhause. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“, erklärt die Heimkehrerin, was ihr ein strahlendes Lachen ins Gesicht zaubert.
Nun ist es nicht so, als habe sie sich im Land der unzähligen Fjorde und Berge nicht wohlgefühlt. Ganz im Gegenteil: „Norwegen ist ein wunderbares Land“, schwärmt Voss. Doch die Sehnsucht nach Kevelaer, nach ihrer Mutter und den hier lebenden Verwandten, Bekannten und Freunden, war einfach stärker und hat letztendlich gesiegt. Schon während ihrer vergangenen Besuche wurde diese Sehnsucht zunehmend verstärkt. Sich dagegen zu wehren, fiel Nicole Voss immer schwerer.
„Bei jedem Heimatbesuch, bei jedem Gang über die Hauptstraße, bei jeder Begegnung mit Bekannten und alten Freunden, bei jedem Blick ins Altbekannte, wurde dieses unbeschreibliche Bauchgefühl der Sehnsucht immer stärker“, beschreibt sie ihren unwiderstehlichen Drang, nach Hause zu kommen. Unüberhörbar ist ihr nordischer Akzent.
„Ich glaube, das dauert noch etwas bis ich den abgelegt habe“, lacht die Heimkehrerin. Schließlich hat Voss 13 Jahre lang mit ihrer Familie im hohen Norden gelebt, unweit des zum UNESCO-Welterbe zählenden Geirangerfjords. Im Winter 2006 packte die komplette Familie, dazu gehörten Ehemann und drei Kinder, die Abenteuerlust und damit ihre Koffer.
Der ideale Zeitpunkt
Die Lust auf etwas Neues brachte sie ins Land der Trolle und Wikinger. „Es war ein totaler Neustart, die Kinder waren noch klein, unsere Töchter kamen gerade in die Schule, unser Sohn in den Kindergarten, es war ein idealer Zeitpunkt“, berichtet die gelernte Hotelfachfrau, die sich zusätzlich zur medizinischen Fachangestellten hat ausbilden lassen.
Schnell erlernten alle Familienmitglieder, besonders die Kinder, die norwegische Sprache. Bereits im Frühjahr 2007 bekam Nicole Voss eine Anstellung im Altenheim, arbeitet hier überwiegend im ambulanten Dienst und hat dadurch sehr viel Kontakt zu Krebspatienten. „Das hat mich sehr berührt“, sagt die Natur- und Bergliebhaberin, die sich auch von Norwegens Bergwelt berühren lässt.
Immer wieder erklomm sie unwegsame Bergketten, verbrachte so manche Nacht im Zelt oder unter freiem Himmel. „Die Natur, die satten Farben, die saubere und reine Luft, sind einfach überwältigend“, fügt die sportliche Frau hinzu. Noch im vergangenen Jahr verbrachte sie, gemeinsam mit ihrem Sohn, einen Urlaub mit Zelt und Rucksack auf den Lofoten.
Ihre Kinder, zu denen sie ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis hat, wuchsen in Norwegen zu starken und selbständigen Persönlichkeiten heran. „Ich glaube, ich habe ihnen gute Werte mitgeben können. Umgekehrt habe auch ich sehr viel von ihnen lernen können“, sagt die dreifache Mutter, die zusätzlich das norwegische Schulsystem lobt. „Bildung ist das Wichtigste überhaupt – darüber werden die besten Werte vermittelt“, fügt sie mit festen Worten hinzu.

Nicole Voss.


Gefördert vom Staat Norwegen, fing Voss 2010 ein Studium zur Krebsfürsorge und lindernde Pflege an. Dieses schloss sie zwei Jahre später mit einem Examen ab. „Ich möchte den Patienten Stütze und Hilfe sein – ihnen etwas Gutes tun“, beschreibt sie ihre Weiterbildung. Für die dreifache Mutter ist der Mensch als Mensch wichtig und genau nach dieser Devise leben und handeln die Norweger. Im Land der magischen Nordlichter (ja, auch die hat sie erlebt) und endlosen Sommernächte, begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. „In Norwegen sind alle per ‚Du‘, nur das Königspaar wird mit ‚Sie‘ angesprochen“, so Voss, die einen natürlichen und ehrlichen Umgang miteinander sehr schätzt.
Beruflich wechselte sie 2011 ins Krankenhaus Molde. Nach der Trennung von ihrem Mann im Jahr 2014 zog es Voss nach A°farnes, ein kleines Dorf am Romsdalfjord. Ihre beiden Töchter studieren mittlerweile im 600 Kilometer entfernten Bergen. Ja, in Norwegen sind die Entfernungen etwas weiter „und die Winter sehr, sehr lang, sehr dunkel und sehr kalt. Da können die Abende schon einsam werden“, gesteht Nicole Voss, die im vergangenen Jahr ihre Kinder über ihr Vorhaben informierte.
Zuerst ein Bier getrunken
Gut vorbereitet kehrt sie Ende Juni Norwegen den Rücken. Ihre Mutter besorgte ihr eine Neubauwohnung. Sie selbst bemühte sich um eine Arbeitsstelle und ist seit dieser Woche in einer Krefelder Privatklinik tätig. Ihre Tochter begleitet sie auf ihrer Reise in die Heimat. „Das erste, was ich hier gemacht habe: ein Bier getrunken – in Norwegen undenkbar“, gibt die Heimkehrerin lachend zu. Nicht, dass ihr das Bier gefehlt habe.
Nein, sich einfach abends spontan mit Freunden auf ein Bier zu treffen, mit ihnen zu klönen – einfach so, oder Konzertbesuche, das habe ihr gefehlt. Nicole Voss ist offen für alles Neue, liebt die Herausforderung und freut sich auf ihre Zukunft. „Ich bin noch lange nicht fertig“, sagt eine lebenslustige junge Frau mit strahlenden Augen.