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Aufsteh‘n, aufeinander zugeh‘n

200 Kinder, eine große Wiese und tolles Wetter waren beste Voraussetzungen für den Wandertag der Overberg Grundschule. Das KB hat den ersten gemeinsamen Wandertag der beiden Standorte der Schule in Wido und Kervenheim begleitet.

Unter dem Motto „Aufeinander zugehen“ wanderten die Schüler der Klassen eins bis vier von beiden Standorten aus nach Kervendonk zum Hof der Familie Verheyen. Die Familie stellte der Schule eine große Wiese zur Verfügung, auf der an diesem Tag verschiedene Spiele für die Kinder veranstaltet wurden.

Vom Eierlauf über Sackhüpfen bis hin zum Hindernislauf konnten sich die Kids bei viel Sonnenschein austoben. „Für die Kinder ist das kein Problem, wenn die sich nicht kennen“, lächelte Margarete Wahlen, Schulleiterin der Overberg Grundschule. Die Idee sei, die Fusion der beiden Standorte zu stärken.

Viele Helfer für die Rasselbande

Die Wiese war liebevoll gestaltet mit Picknickdecken, einem Getränkestand und Schildern für die Sammelpunkte der einzelnen Klassen. So war alles geordnet und chaotisch zugleich. Wenn rund 200 Kinder aufeinander treffen, kann es wohl kaum anders sein. Alle rannten durcheinander, lachten, spielten und hatten sichtlich Spaß. Damit das alles reibungslos laufen konnte, waren 50 Helfer im Einsatz, um die Rasselbande im Zaum zu halten. Eltern und Lehrer bildeten neben der Schulleiterin Ruhepole im Trubel.

Damit die Gruppen unbeschadet zu Fuß in Kervendonk ankommen konnten, hatten sie Unterstützung durch die Polizei bekommen. „An drei Gefahrenpunkten haben Mitarbeiter der Polizei die Straßen kurzzeitig für das Passieren der Gruppen gesperrt“, sagt Wahlen. Der Weg sei reibungslos verlaufen, erzählte Frau Kloss, eine Begleitmutter an diesem Tag. „Aber jede Nacktschnecke musste beguckt werden“, machte sie deutlich, wie neugierig die Kinder auf ihrer Wanderung waren. „Nur ein Kind fragte mich ‚Wie lange müssen wir noch?‘“, lachte Frau Mante, Lehrerin an der Overberg Schule.

Die Kinder haben fleißig gesammelt. Foto: privat

Auf der 45-minütigen Wanderung sollten die Schüler verschiedene Dinge aus der Natur sammeln: Stöcke, Steine, Eicheln, Blätter, und was einem sonst noch so begegnet. Aus diesen Dingen wurde auf der großen Wiese ein Naturmandala geformt. Die Kinder legten ihre gesammelten Werke eifrig in beschriftete Felder auf eine blaue Plane. „Wir müssen noch schnell was sammeln! Das Blaue muss ganz bedeckt sein“, stellte die erste Gruppe fest, dass sie wohl zu wenig gesammelt hatten und machten sich noch einmal auf den Weg. Am Ende entstand ein buntes Muster, was von allen bestaunt wurde. 

Ein eigenes Schullied

Nach dem Legen des Mandalas und vielen kleinen Spielen für die Kinder griff Margarete Wahlen zum Megafon. Das verschaffte ihr im ganzen Chaos Gehör. „Hallo, hallo?“, rief sie in das Megafon und hatte schlagartig die Aufmerksamkeit fast aller rund 200 Kinder. „Hier“, schrien die zurück. Den Ruf noch einmal wiederholt, stellten sich alle Kinder und Betreuer in einem großen Kreis auf. „Wir singen jetzt gleich unser Schullied“, kündigte die Schulleiterin an.

Eine Begleiterin griff zur Gitarre, spielte die ersten Töne und schon holten die Kids alles aus ihren noch dünnen Stimmchen heraus: „Wir wollen aufsteh‘n, aufeinander zugeh‘n, voneinander lernen, miteinander umzugeh‘n…“ Das Lied an einigen Textstellen etwas abgewandelt, ist das Schullied der Overberg-Schule. Nachdem alle mit viel Elan und in-die-Hände-Klatschen gesungen hatten, hieß es für die Kids und alle Helfer: Einpacken und den Rückweg zurück zur Schule antreten.

Wochenende voller Kulturgenuss

Schon die einzelnen Stationen sind bunt und das Gesamtensemble wird damit so vielfältig, dass es am Niederrhein inzwischen durchaus als unverwechselbar gelten darf: Die „Landpartie am Niederrhein“ wird gerade gewohnt intensiv vorbereitet, von der Herstellung der Markierungsbändchen über die Werbung mit langen Bannern bis zur Ausgestaltung der Veranstaltungsorte.

Die Radkarte für die Landpartie am 22. und 23. Juni 2019 liegt bereits an den Veranstaltungsorten, im Kevelaerer Rathaus und beim Sponsor Volksbank an der Niers, aus – ebenso das in diesem Jahr erstmals erschienene Programmheft. Das soll es den beiden Initiatorinnen Anne van Rennings und Raphaele Feldbrügge zufolge den Interessenten ermöglichen, unter den insgesamt 20 Ausstellungs- und Veranstaltungsorten auszusuchen „was ist meins, was nicht“. Denn alle Orte zu besuchen, das würde auch Radler mit strammen Waden überfordern – zumindest künstlerisch. Denn die Idee der Landpartie am Niederrhein ist es ja, nicht nur die Radtour zu genießen, sondern auch, die Seele baumeln zu lassen und Kunst zu erleben.

„Paddys Fancy“ spielen wieder auf dem Nießen-Hof. Foto: privat

Dazu präsentieren rund 150 Künstler, Kunsthandwerker und Kreative ihre Arbeit. Ateliers, Werkstätten, Höfe und Gärten werden geöffnet, in die man sonst kaum Einblicke bekommt. Es gibt Konzerte, Tanztheater, Lesungen, Workshops und natürlich sorgen die Gastgeber wieder mit tollen kulinarischen Ideen für ihre Gäste. Die Mischung macht‘s: Vom Autodidakten bis zum Meister präsentieren die Kreativen anspruchsvolle Kunst, hochwertiges Kunsthandwerk und liebevoll Handgefertigtes. „Jeder Ort ist einzigartig und es ist uns nach wie vor wichtig, dass jeder, der will, mitmachen darf“, sagt Anne van Rennings.

Alle Ausstellungsorte haben am Samstag, 22., und Sonntag, 23. Juni, von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am Freitag, 21., und Samstag, 22. Juni gibt es in den Abendstunden ein Extra-Kulturprogramm an einigen Veranstaltungsorten. Bunte Bänder weisen den Weg und markieren die beteiligten Ausstellungsorte. In klein gibt es die Bänder auch für das Publikum gegen eine Spende, die direkt den Ausstellungsorten zugutekommt. Ansonsten: Der Eintritt ist an allen Orten frei, Radkarte und Programmheft sind ebenfalls kostenfrei.

Im Einsatz für Bienen, Blumen und Bäume

Gar nicht so einfach, Johannes Baaken mal in einem ruhigen Moment zu erwischen. „Der Mai ist der schlimmste Monat“, sagt der Leiter des Kevelaerer Betriebshofes und grinst.

Am Handy spricht er mit Mitarbeitern, die gerade in Sachen Bewässerung unterwegs sind. Macht er mit links, um sich vor seiner Bürotür mit der rechten Hand den Schweiß von der Stirn zu wischen und dann einen LKW mit zwei Holländern auf den Hof zu winken, die Blumen anliefern. „Die sind für die Rheinstraße“, sagt Baaken, noch bevor die Lieferanten die Ladebordwand geöffnet haben. Während des Abladens lässt er sich erklären, wie die fertig bepflanzten Kübel bewässert werden müssen. „Ich geb‘ euch zwei von meinen Jungs mit“, sagt er, um sich dann schnell zu korrigieren: „Einen Jung und ein Mädchen.“

Die Sache läuft, Johannes Baaken hat eine Viertelstunde Zeit, zur Wiese hinter dem Bauhof zu gehen. Die Fläche ist von der landwirtschaftlichen Nutzfläche zur Blumenwiese geworden (das KB berichtete). „Mehrjährig“, sagt der Betriebshofs-Chef, und deutet auf die Mischung, an der er selbst maßgeblich mitgearbeitet hat. Dabei sei besonders darauf geachtet worden, dass nicht alles gleichzeitig blühe. Klar, nützt ja nix, wenn sich die Bienen im Frühjahr die Bäuche vollschlagen und nach dem Sommer auf Zwangsdiät gehen.

Niederrhein-Mischung ist ausverkauft

Apropos Blumenwiese: Die niederrheinische Mischung für den heimischen Garten, die Baaken entwickelt hat und die im Kevelaerer Gartencenter Breuer angeboten wurde (das KB berichtete) ist längst ausverkauft. Er bittet die Käufer, auf eine ausreichende Bewässerung zu achten, „etwa wie bei Rasen“, sagt er, eine Gießkanne hier und da reiche nicht aus.

Bewässerungssäcke sollen die Arbeit erleichtern. Foto: nick

Die Bewässerung ist auch für die Profis vom Betriebshof eine anstrengende Sache, nicht nur bei einem so trockenen Sommer wie dem vorigen oder dem aktuell auch nicht gerade feuchten Frühling. Einige Bürger hätten sich schon über die grünen Kunststoff-Säcke am Fuße mancher Bäume gewundert, sagt Baaken. Das sei ein Bewässerungssystem, das man gerade teste. 70 Liter fasse so ein Sack und gebe die Flüssigkeit nach und nach ab. Folge: Im günstigsten Falle müsse der Baum nur noch einmal in der Woche gegossen werden.

Zurück zum Betriebshof, wo André Elbers die Vorteile der Landschaftsmischung erläutert, die nicht nur hinter dem Betriebshof, sondern beispielsweise auch an verschiedenen Orten in Twisteden und im Achterhoek, an den Regenrückhaltebecken im Norden und Süden oder am Kreisverkehr an der B9 ausgebracht wurde. An oberster Stelle stehe da der wesentlich geringere Pflegeaufwand.

Nagelneues Einsatzfahrzeug

In der Halle des Betriebshofes wird gerade ein nagelneues „Multicar“ für den Einsatz fit gemacht: Universell einsetzbar ist der Mini-LKW, im Sommer wie im Winterdienst, bei der Wartung von Spielplätzen, bei der Bewässerung oder im Streudienst. Das neue Fahrzeug wird mit einem modernen Dieselmotor betrieben. Aber man denke schon über einen möglichen Einsatz von Elektrofahrzeugen nach, sagt Baaken.

Gemeinsame Sorge um die Natur

Zahlreiche Gäste suchten die Gelegenheit, im Landcafé Binnenheide den Sonnenschein, das Ambiente sowie Kaffee und Kuchen zu genießen. Unmittelbar vor dem Eingang zum Café wurden sie diesmal auf besondere Art und Weise empfangen. Denn dort hatten sich Mitglieder der Initiative „Rettet die Binnenheide e.V.“ positioniert. Auf einem großen Tisch fanden sich ausgebreitete Pläne zum Bau der OW 1 und möglicher weiterer Vorhaben in dem Naturschutzgebiet sowie eine Protest-Unterschriftenliste.

Ralph Sachs und seine Mitstreiter nutzten die Gelegenheit zum Austausch und zur Information über die bevorstehenden Umwälzungen, die aus ihrer Sicht nachhaltige Auswirkungen auf Natur und Landschaft und die Lebenskultur der Binnenheide insgesamt haben werden. Die Zersiedelung des Biotopverbundes, ein höheres Verkehrsaufkommen und mehr Umweltbelastung waren drei der zentralen Argumente, die die Ini­tiatoren gegenüber den Gästen und Interessierten vorbrachten. „Es waren Achterhoeker und Winnekendonker hier, die sich kritisch äußerten. Es gibt Leute, die sagen, es gibt neue Aspekte“, machte Sachs deutlich, dass die Gruppe mit ihrer Kritik nicht alleine dastehe.

Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit

„Da kommt dann noch ein Industriegebiet mit großer Halle. Und wenn die Straße kommt, wird eine Auskiesung zwischen Altwettener Busch und Wetten für die Kiesindustrie interessant“, mahnte seine Mitstreiterin, die Imkerin Claudia Blauert. „Den Ackerboden für kommende Generationen zu bewahren, wäre so wichtig“, plädierte sie für mehr Nachhaltigkeit.   

Der Chef des Landcafés, Dennis van den Berg, hatte zu dem Thema eine klare Meinung. „Die Binnenheide steht für Wohlbefinden hier mit der Natur. Durch das, was da kommen soll, wird das Wohlbefinden extrem eingeschränkt.“ 

Bei den Gästen stieß der Stand auf Interesse – auch bei Justine Wieczorkowski und Meike Weln, die aus Krefeld und Mettmann angereist waren. „Es ist wichtig, so ein Erholungsgebiet zu haben“, meinte Wieczorkowski. „Die OW 1, das ist nur wirtschaftliches Interesse von Einzelnen“, ergänzte Weln. „Kevelaer ist meine alte Heimat – da hängt mein Herz dran.“

Ein niederländischer Flugkapitän, der in Twisteden wohnt, unterschrieb die Liste. Die Kempenerin Sigrid Schoopmann meinte: „Ich will, dass es hier so idyllisch und friedvoll bleibt.“ Und die Duisburgerin Stefanie Kellmann machte die Debatte nachdenklich: „Ich habe zwei Söhne, die sind zwölf und 18. Der ältere sagte letztens zu mir: Wir haben nur einen Planeten. Und bei uns Jungen findet ein Umdenken statt.“

Eine Blume war zu wenig

Als Gabriele Freitag-Lau und ihr Mann Kurt Walter Lau vom Gut Neuenhof in Twisteden in den benachbarten Maasduinen der Niederlande den alten Forstwagen entdeckten, waren sie sofort darin verliebt. Einen passenden Standort dafür hatte das Natur liebende Ehepaar auch schon ins Auge gefasst. „Im Schatten unseres 90 Jahre alten Walnussbaumes fand dieser grüne Wagen schließlich ein neues Zuhause“, berichtet Kurt Walter Lau, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Natürlich Gärtnern & Anders Leben“, mit freudigem Blick auf den jetzt kunstvoll aufgewerteten Forstwagen. Denn hierauf hat die Klever Künstlerin Aino Rutten eine ganze Sonnenblumenfamilie liebevoll verewigt.

„Ganz nach unserem Geschmack“, freut sich auch Gabriele Freitag-Lau, die gemeinsam mit ihrem Mann das Unternehmen Mikro Veda GmbH, Effektive Mikroorganismen, auf Gut Neuenhof leitet. Die Idee, den grün angestrichenen Forstwagen aufzuwerten, stammt von der Hausherrin. Vorstellen konnte sie sich eine große Sonnenblume. „Dass daraus eine komplette Familie wurde, freut mich umso mehr“, gesteht Gabriele Freitag-Lau, die der Künstlerin Aino Rutten sehr dankbar für ihr gelungenes Werk ist.

„Nun ja“, so die Künstlerin, „mir war ehrlich gesagt eine Sonnenblume zu wenig“, verrät Aino Rutten mit einem Augenzwinkern. Für ihr Vorhaben am Forstwagen erhielt sie aber das volle Vertrauen des Ehepaares. Ein großflächiges Projekt zu bearbeiten, dazu noch im Außenbereich, das war wiederum schon immer ein großer Wunsch der Malerin.

Wunderbarer Hochsommer

Ein wunderbarer Hochsommer im vergangenen Jahr beflügelte die Künstlerin und Vitametikerin zusätzlich. Zieren vorerst zwei große, sich gegenüberstehende und tief in ihre Samenkörneraugen blickende Sonnenblumen die grüne Fläche, kommen nach und nach kleine und auf dem Boden krabbelnde Sonnenblumenkinder hinzu.

Wehende Sonnenstrahlenhaare, tanzende Beine und winkende Sonnenblumenblätter zeigen schon bald eine fröhliche Sonnenblumenfamilie, die vornehmlich gute Laune verbreiten. „Sie erzählen eine Geschichte – es sind Sonnenblumen on Tour“, berichtet die Malerin, die 1953 in Düsseldorf geboren wurde, der Liebe wegen an den Niederrhein kam. Heute ist sie die Mutter einer Tochter – und eine jugendlich wirkende Oma.

Sie greift schon in der Kindheit zu Pinsel und Farbe. Malt sie erst nur für sich, entwickelt sie im Laufe der Jahre ihre eigene Stilrichtung. Aino Rutten nimmt die Menschen mit auf eine wunderbare Reise. Es ist eine Reise aus Fantasie und Realität. Denn vieles, was die gelernte Arzthelferin persönlich erlebt und beeindruckt hat, verarbeitet sie in ihren Bildern.

2007 lässt sie sich zur Vitametikerin ausbilden, macht sich 2008 selbstständig. (Vitametik ist eine alternative Behandlungsmethode, wirkt unterstützend auf Muskulatur, Nervensystem und Wirbelsäule, Anmerkung der Redaktion). Ihren Beruf sieht sie heute als Fügung. „Ich möchte den Menschen gerne helfen, denn nur ein entspannter Körper kann sich regenerieren“, weiß die Künstlerin zu berichten.

2018 veröffentlicht Aino Rutten ihre Bilder in einem Buch: „Seelen-Gedanken in Bild und Schrift“. Jedes ihrer Bilder unterlegt sie mit eigenen Texten in Reimform und persönlichen Gedanken. So regt nicht nur das Betrachten eines Bildes zum Nachdenken an, sondern auch das Gelesene. Genau das ist die Absicht der impressionistisch veranlagten Künstlerin.

Im Buch beschreibt sie die Lebensweisheiten der Welt, die es meditativ zu entdecken gibt. Auf Gut Neuenhof in Twisteden erzählt jetzt eine ganze Sonnenblumenfamilie spannende Geschichten: „Halt mich nicht fest – zwäng mich nicht ein, lass mich mal gehen im Sonnenschein – das Leben ist so spannend“. Gabriele Freitag-Lau und ihr Mann Kurt Walter Lau freuen sich über das frisch und fröhlich wirkende Kunstwerk an ihrem Forstwagen.

Man muss ihn stechen, wenn er kommt

Es war kein Aprilscherz, den Heinz Kempkes da erleben durfte. „Da haben wir mit dem Spargel angefangen“, erinnert er sich an den 1. April und verkaufte am Folgetag das „weiße Gold“ auf den Marktplätzen im Rheinland.

„Das ist viel zu früh“, sagt der 60-jährige, erfahrene Landwirt, der seit 32 Jahren seinen Hof am Gerberweg in Twisteden betreibt – in der fünften Generation. „Sonst geht es so am 20. April los.“ Man müsse den Spargel aber dann stechen, wenn er komme. „Und man muss früher aufhören oder ihn kaputtstechen und dann spritzen bis Mitte September.“ Im Jahr zuvor „sind wir fast vertrocknet“, erinnert er sich noch lebhaft an die vergangene Saison, als das Ganze noch viel früher vonstatten ging. „Ende Februar Spargel stechen, das ist nicht normal“, klingt mehr als deutlich durch, dass er so was wohl noch nicht erlebt hat.

Die Bedingungen auf seinem Hof sind gut, was das Erdreich betrifft. „Wir haben hier leichten, kiesigen Sandboden. Da werden auch die Steine warm“, sieht er die Bodenqualität „ähnlich gut wie in Walbeck.“

Viel Spargel, billige Preise

Kempkes rechnet damit , dass in diesem Jahr sehr viel Spargel auf den Markt kommt. „Von der Menge her ist es gut“, geht er für sich davon aus, dass er gut 12 Tonnen Spargel wird verkaufen können. Was gut für den Verbraucher ist, ist eher schlecht für die Produzenten. „Der Gewinn wird nicht so hoch sein“, verfolgt er auf seinem Handy die Entwicklung der Spargelpreise.  „Eine Sorte dick 3 Euro 90 das Kilo“, zeigt das Display an.

„Die Stundenlöhne haben sich erhöht“, verweist er auf die Lohnkosten, die sich bei ihm aufgrund der nicht so großen Anzahl an Helfern noch in Grenzen halten. „Auf dem Spargeltag in Straelen sprach man davon, dass 12 Euro pro Stunde das Maß aller Dinge sind. Und vom Preis her hat man keinen Ausgleich dafür“, sagt er und denkt da nicht nur an sich. 

Das „weiße Gold“ vom Niederrhein macht die Spargelbauern nicht unbedingt reich. Foto: nick

Denn in dem harten Verdrängungswettbewerb hätten die größeren Produzenten, die mittlerweile sogar für ihre Stände auf den Märkten zahlten und über Lagerbestände verfügten, die besseren Karten.

Die Kombination aus Lohnkosten, dem Klimawandel mit der verkürzten Saison – abgesehen von der chemischen Behandlung der Felder – und der Konkurrenz könnten dazu führen, dass „ein Haufen Betriebe“ dicht machten, sieht Kempkens die Entwicklung skeptisch. Dazu komme neuerdings noch die „ökologische Debatte“ um den Gebrauch von Folien. „Grünspargel geht ohne Folie, aber die Menschen wollen alle Bleichspargel haben“, macht Kempkens damit indirekt klar, dass der Genuss von Spargel einen Preis hat, der nicht nur in Cent und Euro zu berechnen ist.

Von 40 auf 1,8 Hektar

Früher umfasste das Abbaugebiet des Spargels auf dem Kempkes-Hof in der Spitze 40 Hektar. Davon sind heute noch 1,8 Hektar übrig, auf denen nur noch wenige Mitarbeiterinnen die mühsame Arbeit des Spargelstechens verrichten. „Meine Tochter lernt Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin“, sagt Kempkes. Ihm ist klar, dass er wohl der letzte Spargelbauer in seiner Familie sein wird.

Nochmal zehn neue Hektar anlegen, hieße einen sechsstelligen Betrag und nochmal einige Jahre an Zeit zu investieren. Und Sinn mache das natürlich nur, wenn man einen Nachfolger habe. „Ich bin nicht mehr der Jüngste.“ Soviel Energie möchte der Landwirt in den Job nicht mehr reinstecken. „Noch so die nächsten fünf Jahre“ wolle er wohl weitermachen, sagt er. Und mit Solar- und Biogasanlage hat er seine Existenz auf dem insgesamt 22 Hektar großen Besitz bereits auf eine breitere Basis gestellt.

„Jetzt müssen wir nur noch gießen“

Die Kinder der Sonnengruppe des Sternschnuppen-Kindergartens an der Twistedener Straße wären dann soweit. Ausgestattet mit Eimer, Harke, Schaufel und Gießkanne marschieren die Wildblumenaussaatbeauftragten im Gänsemarsch nach draußen. Im Gepäck: Das kleine Glas mit der niederrheinischen Wildblumenmischung.

Dieses wurde ihnen vor einigen Wochen auf Privatinitiative von Horst van Lier und als Spende vom Gartencenter Breuer zu treuen Händen übergeben (das KB berichtete). „Und heute wollen wir die Samenkörner aussäen“, verkünden Phil, Marten, Karelia, Lea, Samantha, Lia, Hannah, Yola, Soraya, Oskar, Leo und Lielle, die ganz vorsichtig erst mal jedes Saatkorn begutachten und fast andächtig in die Erde geben.

Einige Väter bearbeiteten bereits im Vorfeld das dafür vorgesehene Beet. Dabei trugen sie Grasnarben ab und lockerten anschließend den Boden. „Wir haben bewusst den Standort am Eingang vom Kindergarten gewählt“, erklärt Petra Burkert-Hendricks, Leiterin des von der Lebenshilfe Gelderland geführten Familienzentrums Sternschnuppe. Denn so werde das Ergebnis nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern sichtbar. „Zudem wertet ein blühendes Beet unsere Einrichtung auf“, so die Leiterin.

Großzügig

„Ihr dürft den Samen ruhig großzügig auf das ganze Beet verteilen“, fordert Erzieherin Bianca Schinke die kleinen Gärtner auf. Immer mehr Sämlinge landen auf dem Boden, werden mit einer Harke etwas untergeharkt und festgetreten.

„Schaut mal ein Regenwurm…“, ruft Hannah. Sofort versammelt sich die Gärtnertruppe um das kriechende Tier. Staunend wird seine Kriechspur verfolgt. „Wir müssen noch gießen“, fordern die angehenden Blumenexperten, die sichtlich stolz auf ihr Werk sind. „Jetzt brauchen wir nur noch warten bis die Blumen sprießen“, verkünden die Kids, „dann kommen auch die Bienen und Hummeln und suchen sich im Bienenhotel ein Zuhause“, fügen sie wissend hinzu. Die haben die Papas nämlich auch schon gebaut und aufgehängt. Auch wir sind gespannt, wie sich die Wildblumenwiese entwickelt und halten Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf dem Laufenden.

Alle sind gespannt

Konzentrierte Arbeit in der Kita Wiesenzauber. Foto: HvL

Auch in der Kindertageseinrichtung „Wiesenzauber“ waren die kleinen Gärtner schon fleißig. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen lockte es die Kinder samt der Wildblumenmischung nach draußen. In eingefassten Beeten vor den jeweiligen Gruppenräumen wurden dann die Samenkörner ins Erdreich gebracht, gegossen und schön warm zugedeckt. Jetzt kann es auch hier wachsen und gedeihen. Geschehen wird das natürlich unter den wachsamen Augen der kleinen Blumenbeauftragten.

Tatkräftige Mithilfe im St.-Quirinus-Kindergarten Twisteden. Foto: privat

Und auch im St. Quirinus-Kindergarten Twisteden wurde im Rahmen einer Garten-Aktion, unter tatkräftiger Mithilfe engagierter Eltern, die Niederrheinische Wildblumenmischung ausgesät. „Zuerst haben die Kinder fleißig mitgeholfen das ausgewählte Beet zu grubbern, von Wurzeln und alten Pflanzenresten zu befreien, um dann den Weg zu ebnen für die Wildblumenmischung“, berichtet Patty Brünken, Leiterin des Twistedener Kindergartens. Alle freuen sich auf eine bunte Blumenpracht, die hoffentlich vielen Insekten und Bienen als Nahrungsquelle dienen wird.

Bunte Beete für den St. Urbanus Kindergarten

Mit Schaufel, Pinsel und Matschhose gewappnet, verschönerten die Kinder des St. Urbanus Kindergarten in Winnekendonk am Mittwoch, 10. April, den Eingang der Einrichtung. Ein paar fleißige Mütter waren ebenfalls im Einsatz – nur ohne Matschhose.

Eine Baustelle bestand aus einem Blumenbeet und mehreren Blumenkübeln, die den Eingang des Kindergartens schmücken sollen. Nachdem hier der Winter seine Spuren hinterlassen hatte, war der Frühjahrsputz dringend nötig. Nachdem Eltern und Kinder Schaufel und Hake angesetzt haben, strahlen einen nun bunt leuchtende Blümchen an.

Links neben dem Gebäude wurde eine Rasenfläche umgegraben und für die Aussaat von Wildblumen vorbereitet. Der Kindergarten hat ein Glas der Niederrhein-Mischung gestellt bekommen und will nun mit der eigenen kleinen Wildblumen-Wiese der Natur etwas Gutes tun. Wofür das alles gut ist und was es mit den Wildblumen eigentlich auf sich hat, darüber sei mit den Kindern vorab in den Gruppen gesprochen worden, erzählt Daniel Stenmans, Leiter des St. Urbanus Kindergartens. So können die Kleinen nun mit großem Wissen und noch größerer Neugier beobachten, wie ihre selbst gestaltete Wildblumen-Wiese bunt wird und hoffentlich viele Bienen anlockt.

Bunte Holzpfähle runden die Blumenwiese ab. Foto: eg

Noch bunter wird die Wiese durch farbenfrohe kleine Holzpfähle, die den Rahmen der Wiese bilden und die die Kinder selbst bepinselt haben.

All dies wurde unter Aufsicht und mit tatkräftiger Unterstützung einiger Mütter realisiert. „Wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, Eltern zu haben, die so viel helfen“, zeigt sich Daniel Stenmans dankbar.

Am 18. Mai 2019 kann beim Tag der offenen Tür im St. Urbanus Kindergarten, Pastoratsweg 4 in Winnekendonk, beobachtet werden, wie sich die Wildblumen-Wiese entwickelt. An diesem Tag sind Groß und Klein herzlich eingeladen, bei Kaffee, Kuchen und Grillfleisch zu verweilen und die Renovierungsarbeiten der letzten Monate zu betrachten.

In Kevelaer fängt es bald an zu summen

Etwa 2.000 Quadratmeter öffentliche Rasenfläche werden in Kevelaer zu Wildblumen-Streifen umgestaltet. Johannes Baaken, Leiter des städtischen Betriebshofs, erklärt, welche Ziele man mit der Aktion verfolgt: Man wolle vor allem der Natur etwas Gutes tun. Außerdem seien die Blumen eine optische Bereicherung für die Bürger. Wenn man die Leute durch die Aktion zudem inspirieren könne, sei das ein weiterer positiver Effekt. „Ich habe nicht den Anspruch, jemanden zu missionieren“, betont Baaken, „es geht einfach um den Denkanstoß.“

Die Stadt sät eine eigens für den Niederrhein hergestellte Insektenmischung aus, die „Niederrhein-Mischung“. Zu finden sind die Wildblumen bald unter anderem hinter der Römerstraße am Friedhof, auf der Kroatenstraße und am Schulzentrum. Im innerstädtischen Bereich habe man Flächen ausgesucht, die eine gute Bewässerung ermöglichen, erklärt Baaken. Durchgeführt werden die Arbeiten unter anderem von Fabian Keysers (Mitarbeiter des Städtischen Betriebshofs), Rosalie Langhammer (Praktikantin des SOS-Kinderdorfs) und Waldemar Renner (Helfer im Rahmen eines Eingliederungsprogramms).

Wildblumen säen, anstatt den Garten mit Schotter auslegen, sei eine Möglichkeit des Bürgers, der Natur etwas Gutes zu tun, erklärt Baaken. Zusätzlich zur Aussaat werden in der Stadt Nisthilfen für Wildbienen angebracht. In den kleinen Häuschen aus Holz können die Bienen ihr Futterreservoir anlegen und Eier ablegen. „Die kann fast jeder mit simplen Mitteln nachbauen“, sagt Baaken. Wem die Häuschen in der Stadt gefallen, kann den Bienen also auch selbst ein Heim basteln.

Auch wenn es nochmal frieren könnte, ist die Aussaat der Wildblumen in vollem Gange. Johannes Baaken sieht es gelassen: „Die Natur kann man nicht überlisten. Und das ist auch gut so.“

Wer im eigenen Garten eine Wildblumen-Wiese anlegen möchte, kann die Niederrhein-Mischung in Kevelaer im Gartencenter Breuer kaufen.

Verlosung

Das KB verlost unter allen Lesern zehn Niederrhein-Mischungen und zehn Nisthilfen für Bienen. Zu gewinnen sind die Artikel jeweils im Paket, ein Glas Saatgut und ein Bienenhaus (Foto). Zur Verfügung gestellt werden die Inhalte der Verlosung vom städtischen Betriebshof Kevelaer und von Kurt Walter Lau vom Gut Neuenhof.

Foto: loh

Für die Teilnahme senden Sie eine E-Mail mit dem Stichwort „Insekten“ an: redaktion@kevelaerer-blatt.de oder eine Karte an:

Kevelaerer Blatt
Johannesstraße 11
47623 Kevelaer

 

Die Verlosung endet am Montag, 15. April. Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

Neuer Raum für die Natur

Es war eine kleine, aber durchaus „feine“ Gruppe, die auf dem Parkplatz nahe des Wettener Sportplatzes zusammenkam. Im Rahmen ihrer traditionellen Gewässerschau machten Vertreter der Bezirksregierung Düsseldorf und des Niersverbandes auch in Wetten und im Binnenfeld halt. Einmal, um dort die neue Maßnahme am Kaplansbach durchzusprechen und dann, um sich an dem neugestalteten Naturgewässer Binnenfeld ein Bild von den positiven Auswirkungen Umgestaltungsmaßnahme zu machen.

Mitarbeiter des Niersverbands und der Bezirksregierung begutachteten die zu verändernden Flächen in Wetten. Foto: AF


Entlang des Niersflusses führte der Weg der insgesamt neunköpfigen Gruppe zu dem Ort, an dem der Sachgebietsleiter Nordbereich des Niersverbandes, Ralph Broers, die geplante Maßnahmen am Bach erläuterte. „Wir gestalten hier so eine Art Wasserkurve, senken das Gelände ab und schaffen so Retentionsräume, um das Wasser im Bedarfsfall zu halten“, fasste er die Grundidee des Ganzen zusammen.
Dafür sollen 6000 Kubikmeter Erde abgetragen werden. „Die Niers bekommt hier so ein höheres Abflussprofil“, ergänzte sein Kollege Jörg Langner, Fachbereichsleiter für Gewässer beim Niersverband. „Sie wird schmaler und hinten rechts verschwenkt.“
Vor Ort wurden dabei auch genehmigungstechnische Fragen – ob das Ganze eine Planfeststellung benötigt oder lediglich eine Sache der Unterhaltungspflicht ist – erörtert. Daneben besprachen die Experten, ob die Maßnahmein einem Schritt oder in mehreren Abschnitten über mehrere Jahre stattfinden soll.
Und wichtig sei auch die Frage, ob da auch tatsächlich von Gelsenwasser Trinkwasserleitungen liegen – und wo, unterstrich Petra Knapp von der Bezirksregierung Düsseldorf. „Da brauchen wir den konkreten Nachweis.“ Solche Termine sollten auch dazu dienen, „alles vorher abzuklopfen und die Menschen mit ins Boot zu holen.“ An diesem Morgen waren Einheimische allerdings nicht zu sehen.
Danach brach die kleine Kolonne in Richtung Binnenfeld auf. Dort begutachteten sie eine aus der Sicht aller Beteiligten erfolgreiche Maßnahme der Gewässerumgestaltung der Niers.
„Das war hier Renaturierung im großen Stil“, unterstrich Jörg Langner vom Niersverband beim Abgehen eines Teils der riesigen, hektargroßen Fläche. „Wir haben hier das Gelände abgesenkt, die Niers in einem neuen Lauf hineingelegt und sie hat neue Läufe erhalten.“ Im Gegensatz zu früher habe sie jetzt auch „Kurven und Nebenläufe, ist breiter geworden.“
Das habe mehrere Effekte. „Bei Hochwasser werden Bereiche überflutet, die vorher trocken geblieben sind.“ Und man siedele im Gewässer durch das neue Totholz neue Fischarten an. Und neue Pflanzen würden wieder von selbst wachsen.
Die Maßnahme hatte zwei Jahre gedauert, weil sie unterbrochen werden musste, um einem Rohrweihenpaar die Gelegenheit zum Brüten zu geben. Die Kosten betrugen insgesamt etwas über zwei Millionen Euro. „Hier wird ein neues Habitat geschaffen – das ist wirklich toll, wie sich die Natur den Boden wieder zurückholt“, unterstrich Petra Knapp von der Bezirksregierung die Bedeutung der Maßnahme.