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Musik als Weltsprache

Dass es bei Musicals nicht immer nur die lustigen oder die zu Herzen gehenden Solopartien sein müssen, die den Zuschauer eintauchen lassen in eine meist etwas überzogen bunt gezeichnete, aber dennoch irgendwie schwarz-weiße Welt, das hat der Theaterchor Niederrhein mit seinen Programmen in Kevelaer durchaus schon bewiesen. Dass es in der Partnerstadt Bury St. Edmunds mit „The Voice Squad“ einen Chor gibt, der diesen Beweis mindestens ebenso stark zu führen in der Lage ist, war für viele Kevelaerer neu. Bei zwei gemeinsamen Auftritten in der Wallfahrtsstadt konnte man sich am vergangenen Wochenende davon überzeugen, welche Qualität das bekommen kann.
Die Grundlagen sind irgendwie verwirrend: Der Theaterchor Niederrhein ist noch gar nicht so alt, andererseits aber Generationen übergreifend besetzt und setzt oft auf Klassiker in Form von Evergreens und Gassenhauern des Genres. Dass man daraus durchaus Programme machen kann, die ebenso unterhaltend wie intellektuell anspruchsvoller Natur sein können, haben die Sängerinnen und Sänger schon gezeigt.
In Engländ läuft‘s andersrum

In England läuft‘s dagegen irgendwie andersrum: Den Chor gibt‘s schon seit 25 Jahren. Aber die Mitglieder, die auf der Bühne stehen sind überwiegend sehr jung – zumindest war‘s so bei denen, die ihr Können in Kevelaer zeigen durften. Zwar kommen auch sie nicht ganz um Gassenhauer herum, etwa mit einer besonders entzückenden Mary Poppins an der Front, doch was ihre Auftritte besonders machte, waren die vielen hierzulande oft kaum bekannten Chorparts aus Musicals, Singspielen und Filmen. Zumindest dürfte man hier schon eine Weile suchen, bis man „Das scharlachrote Siegel“, „Songs for a new World“, „Copacabana“, „Into the Woods“, „Newsies“ oder „South Pacific“ zu sehen und zu hören bekommt.
Zwar ist auch eine Dreigroschenoper nicht unbedingt seicht, „Die Elenden“ ebensowenig, und dass „Wicked“ in beiden Chören starke Emotionen hinterlässt, spricht ebenfalls gegen eine oft vorgetragene Verweichlichung des Musical-Genres. Doch der Auftritt der Gäste aus der Partnerstadt öffnete eine neue Dimension, wenn nicht gleich mehrere: Einerseits in Richtung hier zu Unrecht wenig beachteter Stücke wie etwa „Dear Evan Hansen”, das in den Konzerten mit dem Song „You will be found“ für einen strahlenden Höhepunkt sorgte. Andererseits aber auch in Richtung wunderbarer Nachwuchstalente, die trotz ihrer Jugend mit einer solchen Selbstverständlichkeit auch schwierigste Passagen mit eindrucksvollem Ausdruck meisterten. Und schließlich wussten die Gäste mit hervorragenden Tanzeinlagen und einem sehr stimmigen Chorbild zu überzeugen.
Dass dies für beide Chöre gleichsam eine gute Erfahrung war, machten die zunächst zaghaften Annäherungen bei den Überleitungen schon deutlich. Zusammengeführt in einem Zugaben-Finale, bei dem sich alle an den Händen haltend zu einem gemeinsamen Chor vereinigten, ließ das erkennen, wie verbindend Chormusik auch in der heutigen Zeit sein kann, und wie sich gegenseitiger Respekt und gemeinsame Ziele lohnen können. Auch wenn die gemeinsame Probenzeit, geschuldet dem Termin am Ende der Sommerferien nun wirklich nicht der Rede wert war, waren Freude am Gesang und Anspruch hoher Professionalität bei dieser deutsch-englischen Begegnung besonderer Art wunderbar erkennbar.
Besuch in Bury

Es gab viel Applaus, Bravo-Rufe und eine Menge Kevelaerer, die an diesem Abend davon träumten, in zwei Jahren zum Jubiläum des Partnerschaftsvereins den Theaterchor Niederrhein auf seiner geplanten Reise nach Bury St. Edmunds zu begleiten. Einer davon war übrigens Bernd Pool, und der ist immerhin Vorsitzender des Vereins und könnte somit organisatorisch etwas zur Verwirklichung eines solchen Traumes beitragen.
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Ein würdiger Abschied

Als Elmar Lehnen auf den Altarstufen an die Kanzel ging, um das Publikum zu begrüßen, geriet er ins Schwärmen. „Es ist eine Freude, ihn spielen zu sehen und zu hören. Ich habe selten einen Musiker mit so viel Leidenschaft und Begeisterung für das Instrument Orgel gesehen“, meinte er mit Blick auf Marco Heise, der neben ihm stand. 

Es sei ihm eine „Herzensangelegenheit“ gewesen, dieses Konzert zu Ehren von Mariä Himmelfahrt nicht allein zu bestreiten und dem jungen Mann, der ihn ein halbes Jahr vertreten hatte, die Gelegenheit zum Spiel zu geben. „In dem halben Jahr lernt man so viel im Dienst. Und er hat ein halbes Jahr lang hier nur gegessen, getrunken, gespielt und geschlafen.“

Ein persönliches Konzept

Selbst wünschte der 20-jährige gebürtige Hesse den Zuhörern in dem gut gefüllten Gotteshaus „viel Freude“ für die kommende Stunde und stellte persönlich sein Konzept vor, in dem er früheren Basilikaorganisten an diesem Nachmittag mit ihren Arbeiten die Ehre geben wolle.

Danach ging es für die beiden Musiker ans Instrument – den Anfang machte der etablierte Maestro Lehnen. Er hatte sich für Johann Sebastian Bach als Komponist entschieden und bot zunächst die „Sínfonia“ aus der Kantate BMV 29 in der Transkription von Alexandre Guilmant.

Eine melodiöse Illusion

Danach machte er sich an Bachs „Triosonate C-Dur“- und tatsächlich gelang es dem Basilika-Organisten, mit seinem flinken, leicht anmutenden und zugleich differenzierten Anschlag die melodiöse Illusion zu erzeugen, „als stünden tatsächlich drei Musiker im Raum und würden musizieren.“ Diese Impression hatte er zuvor angekündigt.

Im Anschluss daran spielte Lehnen eine „Fantasie über den Introitus des Hochfestes Maria Aufnahme in den Himmel“, die in ihrem improvisatorischen Stil fast dem Charakter einer eigenständigen, fast modern anmutenden Filmmusik nahekam. Mit unfassbarer Dynamik und mit Feuer beendete er ein bewegendes Stück Musik.

Nach so einer hohen Messlatte durfte Marco Heise an der Seifert-Orgel sein Können unter Beweis stellen. Zum Einstieg wählte er Gustav Buschs „Passacaglia in f“, ein durchaus eigenständig-dichtes, noch etwas zurückgenommenes Werk, das er am Ende hymnisch „groß“ werden ließ.

Ein großes Talent

Auch Max Regers „Moto Ostinato“ aus dem Op. 69, Nr. 3 wirkte schon etwas komplexer, kontrastreicher, ebenfalls mit einer fast „filmischen“ Klangsprache. Düster, temporeich, dabei flacher im Anschlag als Lehnen interpretierte er die „Toccata B-Moll“ aus dem Opus 53 von Louis Vierne. 

Getragen, aber im Ausdruck noch nicht so stark gerieten dann die beiden Böse-Choralbearbeitungen „Nos autem Gloriari“ und „Viri Galilaei“ über Introitusgesänge aus den thematischen Choralvorspielen.

Wolfgang Seifens „Introduktion“ geriet sehr moll-lastig, der „Choral“ getragen mit versöhnlichem Ende und die „Toccata“ mit klug eingesetztem Stakkato mit spannenden Klangspektren und großer Macht. Höhepunkt des Konzerts wurde aber sein eigenes Finale über „Salve Regina“, bei dem er förmlich eine schäumende Brandung an Klangwellen durch das Kirchenschiff jagte – schnell, flirrend, virtuos, mit großem Feuer und Verve.

Ergriffene Zuhörer

Das Publikum, ergriffen von der Darbietung, quittierte das Ende mit minutenlangem Applaus. Einige gratulierten ihm nach dem Konzert spontan, eine Dame meinte: „Das kommt ja an Lehnen und an Seifen dran.“

Lehnen lobte sein „brilliantes Gehör, seine Aufassungsgabe, seine guten Ideen und seine Selbstdisziplin.“ Und Heise drückte aus, was er aus seiner Kevelaerer Zeit für sein Orgelstudium in Berlin mitnehmen wird: „Die Gelegenheit, diese Orgel zu spielen – und die Bekanntschaft vieler netter Leute.“

Partystimmung bei den „YouTubern“ im Katharinenhaus

Wenn DJ Ingo zur Party ruft, dann sind die Bewohner des Katharinenhauses in Winnekendonk nicht mehr zu halten. Gehhilfe und Rollator werden flugs in die Ecke geschoben, sogar der Bingo-Abend wird ignoriert. Sobald der „Reggaeton im Altersheim“ von der Gruppe „basta“ im Seniorenheim ertönt, schwingen die Bewohner ihre Hüften und bewegen sich im Rhythmus des Beats. Vergessen sind Demenz, Arthritis und selten gewordener Besuch. Mehr noch: Pure Lebensfreude macht sich unter den Bewohnern breit.

Diese Party- und Lebensfreude der Katharinenhausbewohner kann man seit einigen Wochen auf „You Tube“ in einer viereinhalbminütigen Filmsequenz miterleben. Als Claudia Püschel, Mitarbeiterin im sozialen Dienst, auf die Idee kam, zum Musiktitel „Reggaeton im Altenheim“ gemeinsam mit den Bewohnern einen Filmmitschnitt zu machen, waren diese sofort Feuer und Flamme. „Einige fingen sofort an zu tanzen“, erinnert sich Claudia Püschel, die umgehend die Zustimmung der Hausleitung, Sabine Vohwinkel, erhielt. Auch Hobbyfilmer Winfried Rüth stand sofort mit seiner Kamera zur Stelle.

Da die Bewohner des Katharinenhauses schon Dreherfahrungen besaßen, (im Hause wurden bereits die Kurzfilme „Glück“ und „Im nächsten Leben“ gedreht), verliefen die Dreharbeiten nahezu reibungslos. Fehlende Starallüren der etwa 20 Darsteller machten es dem Drehteam zusätzlich entsprechend leicht.

In drei Tagen alle Szenen im Kasten

„Ja, das war schon echt beeindruckend, innerhalb von drei Tagen hatten wir alle Szenen im Kasten“, berichtet Claudia Püschel, die zum Film die Regie führte. Gekonnt schlüpften die Senioren-Schauspieler im Alter von 80 bis 97 Jahren während der Dreharbeiten in ihre vorgesehenen Rollen und spielten jede Szene des Liedes nach.

Die Bewohner hatten viel Spaß beim Dreh. Foto: Rüth

Die Darsteller Wilma Schilling, Elfriede Will, Piet Ingenpaß, Lieselotte Dittll, Werner Heymich, Maren Hermkens, Katharina Hoverath, Marlies Glittenberg, Elisabeth Billen, Elisabeth Bottler, Heinrich Halman, Therese Kerstens, Hildegard Schöber, Uwe König, Renate Jerke, Jacob van Afferden, Hannelore Kensy und Margarete Melzer agierten völlig entspannt vor der Kamera. Jede Szene, sei es der Frisörbesuch, das Auftragen des unwiderstehlichen Chanelduftes, das Einsetzen der Dritten oder das Wippen des Raucherbeins, wurde von den Seniorenschauspielern professionell umgesetzt.

Statt Kamillentee gab es Eierlikör. „Die Szene mit dem Eierlikör mussten wir allerdings mehrfach drehen“, verrät Claudia Püschel mit einem Schmunzeln. „Wir können uns gar nicht erklären warum“, fügt die Hausleitung mit einem Augenzwinkern hinzu. Allen Beteiligten machte dieses Projekt einfach nur Spaß. Für viele Senioren öffnet sich mit Musik ein Tor zu einer anderen Welt. „Dann werden Erinnerungen wachgerufen, Erinnerungen an eine Zeit, in der viel getanzt wurde…“, erklärt Claudia Püschel.

„Es war ein tolles Projekt – es war wunderbar zu erleben, wie Bewohner in ihren Rollen aufgingen, tanzten und Spaß hatten“, beschreibt die Seniorenbegleiterin ihre jüngste Aktion. Den Alltag der Senioren füllte sie mit diesem Projekt mit Leichtigkeit und Freude. Und manchmal, wenn DJ Ingo seinen Beat aufdreht, dann sieht man, wie die Senioren ihre Tablettenschachteln durch die Luft wirbeln, anfangen im Rhythmus zu wippen und einfach nur Spaß haben. Spaß beim „Reggaeton im Altenheim“! 

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Eine spontane Bandgründung

„Ich wollte bei einem Bandwettbewerb mitmachen, aber hatte keine Band“, beschreibt Nils Schink, Gründer der Band, das Problem, vor dem er im Mai dieses Jahres stand. Kurzerhand entstand mit Felix Ingenpaß und Phil Scharnowski „The Ohana Crew“. Die Zusammenarbeit entstand durch Kontakte, die Schink vorher bereits zu den beiden hatte. Es folgte der Auftritt beim Bandwettbewerb in Düsseldorf „direkt vor vielen Leuten“. Die Band blieb auch nach diesem Auftritt bestehen und stellte sich als eine harmonische Kombination heraus.

Mit Musik haben alle drei Bandmitglieder schon lange zu tun. Felix Ingenpaß, in der Band am Klavier und als zweite Stimme, machte bisher viel für sich selbst Musik. „Angefangen hat alles mit einem Keyboard im Kinderzimmer. In meinem Leben spielt Musik eine besondere Rolle. Wenn keine Musik zu hören ist, trage ich mindestens fünf Ohrwürmer mit mir herum“, erzählt der 24-Jährige. Phil Scharnowski aus Wetten, der in der Band als Schlagzeuger und allgemein als Percussionist aktiv ist, hat vorher ebenfalls schon Musik gemacht. „Ich bin mit Musizieren groß geworden, da ein großer Teil meiner Familie begeisterte Hobbymusiker sind. Ich spiele, seit ich acht Jahre alt bin“, erzählt der 21-Jährige.

In einem Van durch Australien

Nils Schink, in der Band Sänger und Gitarrist, hat im Ausland bereits Musik genutzt, um sein Leben zu finanzieren. Er ging während seines Jura-Studiums zunächst nach Teneriffa und anschließend nach Australien, wo er einen jungen Mann aufgabelte und mit ihm in einem Van durch Australien reiste. „Wir haben dann ein paar Gigs gespielt – für Essen oder Gage, was auch immer es gab“, erinnert sich der 23-Jährige an die Zeit. Nun macht er in Deutschland weiter Musik, will sein Jura-Studium beenden und ab dem nächsten Frühjahr Musik studieren. Im Moment ist er jedoch einfach glücklich über das, was er hat: „Manchmal vergisst man auch, dankbar zu sein für die Dinge. Zum Beispiel, dass ich zwei Musikerfreunde habe, mit denen ich Musik machen kann.“

Das Logo der Band. Foto: privat

Auf eine Musikrichtung haben sich die Musiker nicht festgelegt. Von HipHop über Rock bis Folk sei bereits vieles dabei gewesen. Man wolle „alles einmal durchprobieren“, meint Schink. Es sei einfach schön, „dass man gemeinsam Musik macht. Es ist nicht geplant, damit die Welt zu umreisen“, sagt der Gründer der Band. Die jungen Männer probieren nun in der Startphase verschiedene Stile aus und erproben das gemeinsame Spielen.

Vorerst bleibt es bei ihrem einzigen Auftritt in Düsseldorf. Hat jedoch jemand privat Interesse an einem Auftritt bei Geburtstag, Hochzeit oder Ähnlichem, kann die Band gerne bei facebook unter www.facebook.com/TheOhanaCrew/ kontaktiert werden. Wenn ein bunter Mix an Musikrichtungen gewünscht ist? „Dann ist man bei uns genau richtig. Wenn wir eins können, dann ist es, uns auf die individuelle Situation einzustellen“, lächelt Schink.

Die Band sucht aktuell noch Unterstützung. Ein Bassist und ein Gitarrist würden die Gruppe zunächst vervollständigen. Zeit für Proben finden die Musiker aktuell nicht viel – das Studium und die Ausbildungen spannen sehr ein. Vor allem beim Gründer der Band ist ungewiss, ob er in Zukunft in Köln wohnen wird oder die Wege ihn doch an einen anderen Ort verschlagen. Die Zukunft der Band kann Schink nicht klar formulieren, er denkt jedoch positiv: „Ich glaube, wenn ich weg wäre, würden die beiden auch weiter Musik machen. Aber ich kann froh sein, dass die auch mit mir Musik machen.“

Eine Panne beim ersten Auftritt

Auch wenn der gemeinsame Auftritt der Band bisher einmalig war – diesen werden sie wohl niemals vergessen. Alles lief glatt, die Gruppe harmonierte und ein großes Publikum war da. An einem Punkt jedoch gerieten die Musiker ins Schwitzen. „Da fiel mir auf, dass wir den Song gar nicht zu Ende geschrieben haben“, erzählt Schink. Doch die Band zeigte Improvisationstalent, der Text wurde frei aus dem Kopf fortgesetzt und das Publikum im Glauben gelassen, dass alles nach Plan läuft.

„Geile Stimmung, geile Leute“

Schon ganz früh am Morgen hatten sich die ersten der gut 40 Standbesitzer entlang der Marktstraße und am Roermonder Platz mit ihren Waren platziert. „Wir waren kurz vor sieben da“, erzählte Sandra Gremm, die mit ihrer Tochter Shania alles verkaufte, was die Tochter aus ihren alten Sachen zusammengetragen hatte.

Dana Fuchs und Sabine von Leyen hatten „zwei, drei Haushalte aufgelöst“ und priesen richtige „Liebhabersachen mit Service und Schalen“ an. „Man kann es nicht behalten. Es ist zu schade, es irgendwo hinzuballern“, waren sich die beiden Frauen einig. Der Besitzer des „Istanbul Döner“, Chihan Kedik, erstand bei am Stand von Petra Nellesen, Susan Walsh-Nass und Gertrud Stieber eine Nachtwächter-Figur aus Holz. „Das ist für mein Geschäft – damit mir immer ein Licht aufgeht“, scherzte er.

Adrianus van der Mejde hatte vor REWE seinen Stand. „Ich kriege das alles geschickt von Leuten“, feilschte der gebürtige Niederländer mit einem Käufer. „Wir nennen uns „Schimmelpilze“, haben früher zusammen gefeiert und jetzt machen wir immer Spieleabende“, erstand dieser bei ihm drei Gesellschaftsspiele.

„Inside Kevelaer“

Während das Treiben am Flohmarkt zunahm, eröffnete Bürgermeister Dominik Pichler gemeinsam mit der Crew von „Inside Kevelaer“ auf der Bühne um kurz nach 11 Uhr offiziell das Stadtfest. „Beim dritten Mal kann man schon von einer Tradition sprechen“, sagte er und empfahl den Gästen, „doch einfach den ganzen Tag zu bleiben“. Dann lenkte er den Blick auf das Orgateam. „Der Bürgermeister ist da der Unwichtigste.“ Danach begann auf der Bühne das Programm: Der Männergesangverein schmetterte Melodien wie „Lebe, liebe, lache“, der ihn begleitende Maastrichter „Vinci Koog“ sang Seemannslieder, „Rivers of Babylon“ und „Eviva Espana“. Zum Ende sangen sie zusammen mehrstimmig „Wor hör ek t´hüß“ –  und Heinz Lamers erhielt vom Maastrichter Chorleiter Ronald Franssen eine „Meesterrechte geis“-Figur.

Sowohl die Faustkämpfer als auch die Wing-Tsun-Kämpfer zeigten vor der Bühne ihre Fähigkeiten. „Bruce Lee hat gesagt: Man soll wie Wasser sein – die Technik ist das Wichtigste“, erläuterte Dominic Droste die Grundzüge der Verteidigungskunst. Auch der Projektchor von Christian Franken mit Mitgliedern des Familienchores bewies mit Liedern wie „Kevelaer, Du mein Herz steht Dir offen“ oder „Oh Happy day“ seine gesanglichen Fähigkeiten.

Daneben luden die Stände der Vereine zum Verweilen, Informieren und Ausprobieren ein – ob am SSG-Stand, wo Kids sich auch mal am Lasergewehr versuchten, bei den Faustkämpfern, wo man mal testen konnte, wie sowas geht, beim „wirKsam e.v.“-Stand, wo sich Leute in Kurslisten eintrugen.

„Das ist für uns beste Öffentlichkeitsarbeit“, fand der stellvertretende Wehrführer der Kevelaerer Feuerwehr, Thomas van Well. „Das desolate Radsystem in Kevelaer“, sei an seinem Stand oft Thema gewesen, verriet Eckehard Lüdtke vom ADFC. „Wir hatten ein paar konkrete Interessenten da“, meinte Frank Servas von den Faustkämpfern. Und Clown Pepe hatte einen Riesenspaß mit den Kindern, die er mit Perücke zur Jonglage einspannte.

Der Drehteufel

Für die Kinder war der „Drehteufel“ – eine Fläche mit mehreren „Inseln“, auf denen man stand und über ein immer schneller sich drehendes Plastik-„Holz“ springen durfte – eine coole Neuentdeckung auf dem Fest. Und auch die Pommes-, Getränke-, Wein- und sonstigen Stände wurden nach und nach vom Publikum „in Beschlag“ genommen. Henk Peters aus Nimwegen stellte fest: „Essen gut, Trinken gut, gut organisiert, alles top.“

Das musikalische Bühnenprogramm der dritten Ausgabe des Kevelaerer Stadtfestes lockte ab dem Nachmittag immer mehr Feierwütige auf den Peter-Plümpe-Platz. Die Kölner Indierock-Band „Fairytale for fred“ machte am Nachmittag den musikalischen Rock-Anfang. „Egal ob es hundertprozentig sein wird oder nicht – solange die Leute ihren Spaß haben, ist alles gut“, freute sich Drummer Willy über die Rückkehr in seine alte Heimat Kevelaer.

Ein Mix aus Punk, Rock und Stimme

Das Trio überzeugte mit einem Mix aus Punk, Rock und der Stimme ihrer tollen Sängerin Mabel. Auch Karl Timmermann konnte wieder „seine“ Zuhörer mit dem Mix aus 70er-Schlager, Musicals und Bee Gees gewinnen. „Zehn nach 12“ überzeugte mit Rock, musste aber warten, bis eine Junggesellinnentruppe unter Mithilfe des lässigen Moderators Stefan Ripkens für den Abschied ihre Sektpulle versteigert und vor der Bühne im Kollektiv getanzt hatte.

Zum Abend hin wurde es dann immer voller – später würden die Organisatoren von mehreren Tausend Menschen über den Tag verteilt sprechen, die unterwegs waren. Chrisy Maas und „Mr. Soul“ Hans Ingenpass ließen souverän vergessen, dass die „Voice of Germany“-Halbfinalistin Rahel Maas wegen der kurzfristigen Erkrankung ihrer Gesangspartnerin abgesagt hatte.

Luftgitarre

Und am Abend ließen zwei Bands dann auf dem Cover-Ticket den Platz so richtig erbeben: „Mr. Wally“ holte sich zwischendurch bei „Smoke on the water“ für die Luftgitarre aus dem Publikum „kleine“ und „große“ Unterstützung, machte eine knackige Show.

Den Vogel schossen aber „Fairground Funhouse“ ab, wobei der zweite Konzertteil am Ende etwas schwächer war als der richtig krachende erste Teil mit Red Hot Chili Peppers-Songs und weiteren starken Liedern – plus dem Urgestein Gerrit Quade mit seiner Bühnenpräsenz und Ciara Ehre  mit ihrer Vollblutstimme.

Und um kurz vor ein Uhr stand der „Mastermind“ des Stadtfestes, Michael Hülsen, am Getränkestand und fand es einfach nur „unbeschreiblich: geile Stimmung, geile Leute. Die reißen auf der Bühne gerade „die Hütte ab“. Und die Leute haben die Sitzgelegenheiten und die Food-Meile auch super angenommen.“

Bilder zum Stadtfest finden Sie unter den folgenden Links:
https://www.kevelaerer-blatt.de/erste-bilder-vom-3-kevelaerer-stadtfest/
https://www.kevelaerer-blatt.de/kevelaer-feiert/
https://www.kevelaerer-blatt.de/das-stadtfest-so-war-der-abend/

Ein Magier an den Tasten

Mit Superlativen sparsam umzugehen, ist im Zeitalter von Überhöhungen und Übertreibungen ein durchaus sinnhaftes Unterfangen. Was sich aber zum Abschluss des neunten Euregio-Rhein-Waal-Studentenfestivals in der Kevelaerer Clemenskirche abspielte, darf man getrost als sensationell bezeichnen.

Der Organisator der Veranstaltung vor Ort, Christian Franken, durfte sich zunächst über den relativ hohen Zuspruch seitens des Publikums freuen. „Von den Besucherzahlen her war es sehr gut. Die Leute kommen gerne, erleben die Musik ganz tief.“ Und auch die jungen Künstler aus aller Welt „genießen die tolle Atmosphäre, Akustik und den tollen Flügel. Das lädt geradezu zu schönen Klangexperimenten ein. Und die Qualität der acht Konzerte war sehr, sehr gut.“

Bei Wettbewerben bereits erfolgreich

An diesem Abend betrat der erst 19 Jahre alte amerikanische Pianist Shane van Neerden, der zur Zeit ein Stipendiat in Amsterdam absolviert, bis heute mehrere Meisterklassen hinter sich gebracht und mehrere Wettbewerbe für sich entschieden hat, die „Bühne“. Für Kevelaer hatte sich der junge Mann mit großelterlichen Wurzeln in den Niederlanden ein Repertoire aus Bach, Haynd, Debüssy, Ravel und Rachmaninov ausgewählt.

Was von vornherein auffiel, war die Eleganz und die Feingliedrigkeit, mit der der Pianist über die Tastatur des Instruments glitt. Dazu verlieh er seinem Spiel mit jeder Note eine Bedeutung und Tiefe in den Kompositionen, wie man sie sicher nicht häufig so zu hören bekommt. Wunderschön trällernd, angenehm organisch und im Fluss gelang ihm das „Präludium“ und die „Fuge Fis-Dur“ von Johann Sebastian Bach, bei dem er die Musik schon körperlich „mitlebte“.

Aufwallend, dann mal wieder dialogisch, perlend-schön und wunderbar akzentuierend geriet dann Joseph Haydns „Sonate E-Dur“ – klar im Klang und fast die Töne ausdeutend, fast wie ein Maler mit filigranem Strich. Danach folgte Claude Débuyssis „Bruyéres“ und „La Terrasse des Audiences de Claore de Lunc“ aus den „Préludes“, Livre II – träumerisch, entführend in eine ästhetische Klangwelt voller Farben, reduziert und doch mit soviel „Macht“ im Ausdruck. Wellen und Feuer voller Intensität dominierten auch Ravels „Ondine“ aus dem „Gasparde de la nuit.“

Wahnsinniges Tempo des Klavierspiels

Und wer bis dahin noch nicht fasziniert war, durfte anschließend drei Rachmaninov-Préluden und die Sonate Nr 2 b-Moll hören. Die Komplexität, die überkreuzenden Hände, das wahnsinnige Tempo des Klavierspiels und das Brennen auf den Tasten elektrisierten die Zuhörer und gaben eine Andeutung davon, was an diesem Instrument außer Technik noch möglich ist.

„Du nimmst soviel Energie von ganz unten. Es ist keine Sache der Technik. Menschen wollen etwas fühlen“, erläuterte der 19-Jährige danach, was für ihn persönlich zählt: Gefühle und Emotionen, die man spüren kann. Und wer an diesem Abend „den fast unspielbaren Rachmaninov, der als mit das Schwerste gilt, was es auf dem Klavier gibt“ (Franken) zuhören durfte, der bekam davon einen Begriff.

Trotz Erfolg auf dem Boden geblieben

Rahel Maas ist mittlerweile eine gut beschäftigte Künstlerin. „Ich bin den ganzen Tag schon unterwegs“, gesteht die 24-jährige Gocherin im gemeinsamen Gespräch. Die Umtriebigkeit der jungen Frau ist verständlich, denn sie hat seit ihren Auftritten bei der Fernsehshow „The Voice of Germany“ einfach ein wenig mehr zu tun als früher. „Das hat schon viel gebracht, ich hatte danach viele Auftritte – ob im Saarland oder Dortmund. Es ist cool, wenn man angefragt wird.“
Dass sie mal eine bekannte Sängerin werden würde, das wurde ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt – beide Eltern hatten keine große Affinität zur Musik oder zu Instrumenten. Die Mutter spielte wie so viele Kinder mal Blockflöte, Rahels Schwester mal Klavier, das war‘s.
Die erste Band
„Ich habe auch Blockflöte gelernt, das fand ich furchtbar“, erzählt Rahel Maas. Danach spielte sie Schlagzeug, brachte sich auch Gitarre- und Klavierspielen selbst bei. Und als ihr das nicht mehr genügte, begann sie, Coversongs zu singen. Mit „New Age“ kam dann die erste Band. Außerdem leitet sie den Chor in dem Kindergarten in Goch, in dem sie arbeitet. „Ich wollte auf jeden Fall was mit Menschen machen und nicht nur was mit Büro“, erzählt die Künstlerin und brachte damit ihre „soziale Ader“ in den Beruf.
Am Klever Berufskolleg absolvierte sie eine Erzieherausbildung – und der Job macht ihr Spaß. „Kindergarten ist sehr kreativ“, findet sie. Und wenn sie mit den Kids auf dem Weihnachtsmarkt in Goch oder im Altenheim steht, dann merkt sie, wofür sie das macht. „Die Kids sind immer sehr dankbar und finden es cool, wenn sie vorsingen dürfen.“
Eine gute Erfahrung
Die Kinder fieberten natürlich mit, als Rahel urplötzlich die große Bühne im Fernsehen bei „The Voice of Germany“ betrat und bis in das Halbfinale vordrang. „Das ist schon krass, wenn man sieht, dass sich da um die 8.000 Sänger und Sängerinnen angemeldet haben – und Du bist dann unter den letzten 12.“
Den Umgang mit den prominenten Stars auf den Jury-Sesseln beschreibt sie als „mega-offen“ und „sehr cool. Die haben sich Zeit genommen, es war sehr interessant.“ Naturgemäß hatte sie natürlich mit „ihrem“ Coach Marc Forster zu tun. Diese besondere Erfahrung nimmt die 24-Jährige für die Zukunft mit.
Kein Sprachtalent
Die Bodenständigkeit hat sie durch die Sendung nicht verloren. „Das funktioniert alles gut, meine Freunde holen mich da noch runter.“ Neben den Auftritten, die aufgrund der Sendung zahlreicher geworden sind, tüftelt sie auch selbst weiter an ihrer eigenen Musik. „Die Songs, die ich selber schreibe, schreibe ich ja auch auf Deutsch. Ich bin nicht das Sprachtalent“, sagt die Sängerin und erzählt, dass sie versuche, mit ihren Texten auszudrücken, was sie grade beschäftigt. Sie hofft, „dass die Leute da etwas mit für sich rausnehmen können.“
Rahel Maas freut sich darauf, dass sie am Wochenende mal in der Nachbarschaft, nicht weit von zu Hause, auftreten kann, wo sie bisher noch nicht gespielt hat. Und auch in Kevelaer wird das gelten, was sie als Grundlage ihrer Leidenschaft als Live-Musikerin beschreibt: „Ich liebe das, auf der Bühne zu stehen und wenn ich weiß, dass die Leute das cool finden, gebe ich immer alles.“

Eine Sängerin aus Leidenschaft

Wenn man sich dem Proberaum in Chrisi Maas‘ Keller in ihrem Wohnhaus in Weeze nähert, erklingt eine durchdringende, angenehme und trotzdem akzentuierte Stimme: „Wise men say“ lauten die ersten Zeilen des Elvis-Songs, den die 45-jährige Sängerin intoniert. „Sorry, ischt nich‘ uffgeräumt“, entschuldigt sie sich für das etwas wuselige Erscheinungsbild aus Wäschekorb und Porträt-Plakat im akzentfreien Badisch, der Sprache ihrer Heimatregion, aus der sie ursprünglich stammt.
„Wir waren jetzt im Allgäu und a bissle im Schwarzwald, wo ich herkomme“, ezählt die 1974 in Wolfach geborene Künstlerin. Sie ist die Tochter eines Vermessungstechnikers. Ihre Mutter hat geputzt und in der Bäckerei gearbeitet. „Wir sind alle gesellige Leut‘ in der Familie“, sagt sie und zählt die vier Jahre ältere Schwester natürlich noch hinzu. „Die wohnt auch noch im Schwarzwald mit Pferd, Katze und Hund. Da fahr ich oft zum Abschalten hin.“
Mutter, Vater und Oma bringen Chrisi zur Musik
Die Liebe zur Musik kam da irgendwie auch aus der Familie. „Die Mutter, die hat bei Hochzeiten gesungen.“ Auch der Papa sang für sich ein wenig und auch die Oma. „Und ich hab‘s gelegentlich als Jugendliche getan, auch so für mich so‘n bissle“, erinnert sich Chrisi zurück, wobei ihr Dialekt immer wieder durchkommt.
Mit 16 Jahren macht sie eine Ausbildung zur Zahntechnikerin. „Das war auch künstlerisch und kreativ“, erzählt sie und und sagt, dass sie damals dem Rat des Berufsberaters folgte und anschließend 17 Jahre in Oberwolfach arbeitete.
Ihr persönliches „Aha“-Erlebnis in Sachen Gesang hatte sie dann „mit 18/19 Jahren. Da war ich in Korsika im Hafen und habe eine Band gehört. Das war wie ein Blitz – und da war für mich klar: das will ich machen.“ Sie geht in Rockbands und tummelt sich auch in anderen Formationen, um Erfahrungen zu sammeln. „Da sang ich Ufo, 4 Non Blondes und solche Sachen“, erinnert sie sich nach einigem Überlegen.
Musik als Hobby
Die Künstlerin singt dann auch auf Hochzeiten und tourt mit einer anderen Sängerin und dem Dirigenten der Dorf-Trachtenkapelle, „der auch im Musical in Stuttgart war“ und der ihr viel an Musiktheorie vermitteln konnte, durch die Gegend. „Das war alles mehr Spaß und Hobby“, sagt sie.
Damals entwickelt sich auch ein spezieller „Mechanismus“ heraus. „Ich versuche bis heute, bei Liedern im Radio die zweite Stimme zu finden“ – und sie mitzusingen. Als sie ihren Ehemann Stephan kennenlernt, ändert sich ihr Leben. Der Maschinenbautechniker hat ebenfalls eine kreative Ader. Er bastelt gerne an Motorrädern und restauriert sie.
Umzug an den Niederrhein mit etwas Heimweh
„Aus beruflichen Gründen“ zieht das Paar im Jahr 2007 vom Schwarzwald nach Weeze, ein Schritt, der Chrisi Maas zunächst nicht leichtfällt. „Zu Anfang hatte ich Heimweh, muss ich sagen.“ In ihrem „kleinen Dörfle kennt jeder jeden“, hier muss sie sich am Anfang erstmal finden.
Eine Zeitlang arbeitet sie noch als Zahntechnikerin, bis die beiden Kinder Nela und Marti kamen. Aber die Musik, die lässt sie nicht ruhen. „Ich habe dann ein, zwei Hochzeiten gemacht. Es kam gut an, und von da an habe ich weiter Musik gemacht.“
Von Balladen über Schlager und Oldies bis Rock reicht ihre Palette. „Ich probiere alles aus. Ich bin kein Schlagerfan und würde auch keine CDs kaufen, aber das zu singen, macht Spaß.“ Seit 2009 wirkt sie als Sängerin in der Emmericher Band „Tribal Voices“ mit Rock von AC/DC bis Skunk Anansie. Mit dem Gitarristen Rainer van Treeck bildet sie das Duo „MiiKado“ und singt Songs und Balladen aus der Rock- und Pop-Geschichte.
Auf dem Stadtfest in Kevelaer wird sie gemeinsam mit „Mr. Soul“, Hans Ingenpass, auf der Bühne stehen. „Der Kontakt kam über Karl Timmermann. Im Bühnenhaus standen wir bei seiner Weihnachtsgala 2018 schon auf der Bühne.“
Musik ist wie Medizin für die Sängerin
Von der Chemie und den Stimmen her „passt das gut. Er macht das auch mit Herz, das ist immer schön,“ meint die Sängerin, die von sich selbst sagt: „Musik gibt mir alles, ganz viel Energie. Das ist wie Medizin. Ich könnte nicht mehr ohne.“
Chrisi Maas wird solo die ersten 20 Minuten bestreiten, Ingenpass die letzten 20. „Wir haben zur Zeit nur drei Titel, die wir gemeinsam singen können“ sagt die Sängern.„Wir müssten uns halt mal mehr treffen.“
Mit anderen Sängern arbeiten, wenn es zusammenpasst, das macht Chrisi Maas gerne. Wie das Ganze ankommt und läuft, darauf ist sie gespannt. „Denn ich war bisher noch nicht auf dem Fest.“

Eine Spaß-Band hat sich gefunden

Retortenbands und Casting-Wunder; das war gestern. Wie das heute mit dem Zusammenkommen von Bands laufen kann, zeigt das Beispiel der Formation „Mr. Wally“, die am kommenden Samstag erneut auf dem Stadtfest zu hören sein wird.
„Wir haben uns über das Internet kennengelernt – über Musicstore, das ist eine Versandseite in Köln, die haben eine Musikersuche-Webseite, wo man sich findet“, erzählt der Gitarrist der Band, Torsten Thum, der als Bandältester aus Düsseldorf kommt.
„Die Band gab es vorher schon, da gab es dann 2015 einen Umbruch und da stießen dann Ralf von der Linden (Gesang), Jürgen Hoffmann (Bass) und ich als Gitarrist dazu. Seitdem sind wir so unterwegs.“ Thum hatte vorher mit Hoffmann in einer anderen Band gespielt, die sich auflöste. Als er hörte, dass auch ein Bass gesucht wird, brachte er ihn quasi gleich mit.
Neben dem Trio gehören noch Sängerin Annika Krebber, Schlagzeuger Alexander Russ und Rhythmus-Gitarrist Carsten Wallner der Band an. „Ralf kegelt mit dem Schlagzeuger. Verbindungen gab es teilweise privat also auch schon länger.“
Die Mitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Ecken, von Zons über Krefeld bis Geldern. Für das gemeinsame Proben muss man sich also eine Mitte suchen. „Wir haben jetzt einen Proberaum in Grefrath, der war vorher im Uerdinger Industriegebiet an der Parkstraße. Das ist nur weit zu fahren, aber das passt schon.“ Schließlich sind die Musiker in der Band „nicht hauptberuflich unterwegs.“
Mr. Wally spielen Cover- und Party-Rock, „mit viel Spaß, das ist das Wichtigste.“ Der musikalische Schwerpunkt liegt dabei auf den Songs aus den 70er und 80er Jahren. Das Repertoire reicht bis zu aktuellen musikalischen Sachen. „Wir machen keinen Classic-Rock, wo nur Deep Purple oder AC/DC drin ist.“ Dazu kommt die Ausrichtung mit einer weiblichen und einer männlichen Stimme, „weil die sich super ergänzen und so auch die Gesangspalette erweitern.“
Die Mitglieder der Band suchen sich die Lieder aus, die ihnen gefallen. Ein weiteres Kriterium ist natürlich auch, „ob es Lieder sind, die die Leute kennen. Wir wollen da schon bekannte Sachen spielen.“ Schlager und Tanzmusik gehört da nicht zu ihren Kernkompetenzen. „Da wollen wir auch nicht hin. Aber Tote Hosen, Ärzte und Klaus Lage ist ja auch kein Schlager.“
Bei der Auswahl hilft auch, dass die Musiker in ihrer Ausrichtung „nicht alle 100 Prozent deckungsgleich sind, aber große Schnittmengen haben.“ Sänger Ralf van der Linden hat Metal gemacht, Bassist „Joschi“ mit einem Keyboarder Tanzmusik. „Ich hab früher Punkrock gemacht in der Schule und seit zwölf Jahren Coverrock.“
Auf das Kevelaerer Stadtfest freut sich die Combo sehr. „Letztes Jahr haben wir da gespielt – das war super. Die Stimmung war super, die Bühne und Technik, alles war gut organisiert. Als die fragten, ob wir dieses Jahr wieder spielen, haben wir keine Sekunde gezögert. Die Leute waren gut drauf – ich hoffe, dass wir die Leute genauso zum Tanzen und Feiern bringen wie 2018 .“

Ein pianistisches Feuerwerk

Die Rumänin Kira Frolu eröffnete mit einem Konzert die Reihe der acht internationalen Klavierkonzerte in der Clemenskapelle. Bei der Begrüßung der gut 40 Zuschauer sah man dem Mitorganisator der Konzertreihe, Christian Franken, die Vorfreude förmlich an:
„Wir freuen uns auf acht Klavierabende jeweils dienstag bis freitags“, unterstrich er die Bedeutung, die dem neunten internationalen Euregio Rhein-Waal Studentenfestival für Kevelaer zukommt. „Das Schöne ist, dass die Leute ganz ungezwungen herkommen und die Musik hier unmittelbar erfahrbar ist.“
Zum Auftakt der Festival-Reihe in Kevelaer durfte Franken die erst 19-jährige Rumänin Kira Frolu begrüßen. Die in Bukarest geborene Pianistin hat mit sieben Jahren das Klavierspiel begonnen und seitdem zahlreiche internationale Wettbewerbe in der Ukraine, Deutschland oder England gewonnen.
Pure Leichtigkeit an den Tasten
Bereits im vergangenen Jahr hatte sie an dem 14-tägigen „Kawai Heinrich-Neuhaus-Meisterkurs für Klavier“ auf der Wasserburg Rindern mit Festivalleiter Boguslaw Strobel und weiteren namhaften Lehrern teilgenommen. Von dort aus machen sich nun 36 Nachwuchspianisten aus aller Welt auf den Weg, um bis zum 3. August 124 Konzerte in der Region Euregio Rhein- Waal zu bestreiten.
„Das Lernen in Kleve ist sehr hilfreich, um die Musik besser zu verstehen“, erklärte die Pianistin. „Von den anderen Teilnehmern erfährt man eine Menge neuer Sprachen und Komponisten. Und die Zuhörer in den einzelnen Orten sind sehr gastfreundlich und geben mir als Künstlerin ein gutes Gefühl.“
Dieses Gefühl dürfte sie auch nach ihrem 70-minütigen Vortrag in Kevelaer gehabt haben. Vom Publikum wurde sie mit einem wahren Applaus-Regen bedacht und Franken sprach von einem „pianistischem Feuerwerk einer Vollblutpianistin“.
Das Lob war wohlbegründet, hatte Frolu zuvor mit Werken von Bach, Schumann oder Stravinski die Zuhörer in ihren Bann gezogen. Dabei faszinierte insbesondere die Leichtigkeit ihres Anschlags, der den Eindruck erweckte, als würde sie die Tasten kaum berühren. Hinzu kamen ihre großartige Technik und Fingerfertigkeit sowie der starke Ausdruck und das Gefühl im Spiel.
Diese Eigenschaften zeigten sich direkt bei Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge f-Moll“ mit klarer Chromatik und ausgewogenem Tempo. Einen Ton voller romantischem Gefühl, mit Intensität und Ausdruck fand sie bei den „Fantasiestücken opus 12“ von Robert Schumanns „abends“.
Fast schwebend, dabei temporeich und leidenschaftlich-temperamentvoll glitt sie bei dem „Aufschwung“ über die Tasten. Im Raum „atmen“ ließ sie das „Warum?“ Die optimale Balance zur Melodie fand sie bei dem „Grillen“, die man in ihren „Sprüngen“ fast akustisch erahnen konnte.
Wellenartige Glissandi prägten das Stück „In der Nacht“, Eleganz die „Fabel“, virtuos-natürlich beim Stück „Traumes Wirren.“ Und „Am Ende vom Lied“ traf sie den strahlend-majestätisch, bedachtvollen Ton, der die Zyklus tatsächlich in Ruhe abschloss.
Furios die Oktaven forcierend, gelang es ihr, die Melodiezitate in der als „Carmen-Fantasie“ von Ferruccio Busoni fast „gesanglich“ darzubieten. Dissonant, klangreduziert und spannungsgeladen interpretierte sie Constantin Silvestris „Chants nostalgiques“.
Und die ganze technische Virtuosität, die Klangvielfalt und das Rhythmusgefühl der jungen Künstlerin kamen in Igor Stravinskis „Semaine grasse“ aus der „Petrushka“-Suite zum Tragen, wo sie mit unfassbarem Tempo für ein wirklich atemberaubendes Klangerlebnis sorgte.
Weitere Konzerte
Am Donnerstag, 25. Juli, spielt Naoko Aburaki Kompositionen von Beethoven, Scarlatti und Chopin.
Philippe Gang aus Deutschland setzt am Freitag, 26. Juli, die Konzertabende mit Beethoven, Brahms und Ravel fort.
Am Dienstag, 30. Juli interpretiert Minjae Back aus Südkorea Brahms, Liszt und Debussy.
Der aus Indonesien stammende Vinsenso Julius Pratama Husin spielt am Mittwoch, 31. Juli, Werke von Beethoven, Brahms und Liszt.
Yiwa Yang aus China folgt am Donnerstag, 1. August, mit Chopin, Liszt und Ravel.
Den Abschluss bildet am 2. August Shane van Neerden aus den USA mit Werken von Bach, Debussy, Ravel und Rachmaninow.
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr in der Clemenskapelle im Klostergarten an der Sonnenstraße.