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Ex-Attendorner im Achterhoek

Immer wieder setzt sich der Verein „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NUK) für Vielfalt und Leben in der Ortschaft ein – ablesbar an den zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen, die der Verein im Jahr immer wieder organisiert. Dabei kommt es immer wieder zu dem einen oder anderen Musikkonzert, dass in der Dorfscheune am Achterhoeker Schulweg zu sehen und zu hören ist. „Wir hatten schon Irish Folk, Blues und Dixieland hier“, erzählte der Vorsitzende des NUK, Rainer Verhülsdonk. Für den Freitagabend hatte der Verein die Band „Scruffyheads“ eingeladen – eine siebenköpfige Formation mit Jonas Tekath (Schlagzeug), Achim Scharnickel (Gitarre), Anna Goernemann (Gitarre), Michael Reinhardt (Posaune), Dominic Raganza (Trompete), Maik Tiemann (Saxofon) und Matthias Fuhrmann (Bass/Gesang).
Die Band hatte sich vor 20 Jahren im sauerländischen Attendorn gegründet. Nach einigen Umbesetzungen hat es den Kern der Band mittlerweile nach Köln verschlagen. „Unser Jüngster ist 22, der Älteste 53“, beschrieb Matthias Fuhrmann als einziges Ursprungsmitglied der Besetzung, was die Musiker trotz der Altersspanne zusammenhält: „Da sind alle mit Liebe und Seele dabei und haben Bock darauf.“ In früheren Tagen war die Band noch etwas punkiger unterwegs – mittlerweile hat sie sich über die Jahre einen ganz eigenständigen, variableren Stilmix erarbeitet. „Wir machen im weitesten Sinne „Blasmusik“ – also Ska mit Swing und vielerlei anderen Einflüssen“, skizzierte Fuhrmann den Charakter der Musik.
Dass das Ganze musikalisch recht fetzig daherkommt und sowohl für das Ohr als auch für das Tanzbein gut ist, davon konnten sich die gut 100 Gäste in der Scheune einen sehr guten Eindruck verschaffen. Der Song „Riding naked on a hedgehog“ gab sofort die Richtung vor: flotter, rhythmisch-melodischer Ska, versetzt mit zwei starken Bläsern, der passenden swingenden Prise und einen direkt in die Füße gehenden Beat. Nach und nach schwand die Distanz zwischen Band und Publikum, spätestens bei „Much too absurd“ hatten Fuhrmann und Co. die Zuschauer auf ihrer Seite. „Save the day“ geriet zum lässigen Reggae, der swingende Akzent kam bei „I can roll“ zum Tragen. Und auch „Popolski“ mit Fuhrmann und Trompeter Dominic Raganza am Mikrofon verbreitete gute Laune. Nach gut zwei Stunden endete ein Konzert, das Musiker und Gäste gleichermaßen zufriedenstellte. „Ein Wahnsinnskonzert, das war richtig, richtig gut“, meinte Fuhrmann stellvertretend. Matthias David vom NUK brachte das Erlebte auf den Punkt: „Geile Party.“

Ein Klangfest für alle Menschen im Kreis

50 Jahre ist es her, dass der Kreistag Kleve die Einrichtung einer Jugendmusikschule des Landkreises Kleve zum Schuljahr 1969/70 beschloss. Seitdem wurden Tausende von jungen Menschen an den Standorten in Geldern, Rees, Kleve und Emmerich an den verschiedenen Instrumenten und in diversen Formationen ausgebildet.
„Die Schule hat sich gut entwickelt, so eine Schule ist immer in Bewegung und wir müssen immer neue Entwicklungen berücksichtigen“, machte Thomas Deckmann deutlich, der seit 2002 als Direktor der Kreismusikschule fungiert.
Seit Jahresbeginn werden aus Anlass des Jubiläums kreisweit diverse Konzerte und Tanzevents veranstaltet. „Wir präsentieren uns in allen 16 Städten und Gemeinden des Kreises. Insgesamt machen wir 72 Veranstaltungen – das ist sehr anspruchsvoll und eine Herausforderung“, sagte Dieckmann.
In dieses Portfolio gehört auch der große Musikschultag, den die Kreismusikschule am Sonntag, 22. September, auf dem Gelände und in den Räumen des Wissener Schlosses von 14 bis 18 Uhr ausrichtet. „Aufgrund der logistischen Möglichkeiten haben wir diesen Standort als Mitte des Kreises ausgewählt, um auch alle Menschen des Kreises anzusprechen.“
Auf dem Gelände werden sich neben Kleve und Geldern auch die beiden rechtsrheinischen Standorte Rees und Emmerich präsentieren. „Wir machen Musical, Klassik, Tanz, Rock, Jazz mit Ensembles und Bands – und die meisten Sachen davon werden wir in Wissen sehen.“
In dem Innenhof des Wasserschlosses werden zwei Bühnen aufgebaut. „Auf der großen Bühne werden unser Sinfonie-, das Kinder- und Jugendorchester zu hören sein“, kündigte Dieckmann an. In den Räumen des Schlosses wird es ergänzend dazu kleine Kammerkonzerte geben. „Es sind mit den Ensembles gut 250 bis 300 Musiker, die an diesem Tag aktiv sein werden“, so der Schulleiter.
Selbst ausprobieren
Im Schloss wird es auch diverse Stationen geben, an denen man sich über Instrumente informieren und diese auch selbst ausprobieren kann. Auf der kleinen Bühne wird der Kinderliedersänger Rainer Niersmann „Mitmach- und Bewegungsspiele für Menschen von 4-99“ darbieten.
Und in Sachen Tanz wird es noch ein Überraschungsevent geben, „wo das Publikum mit einbezogen wird“, verspricht Dieckmann einen abwechsungsreichen Nachmittag, bei dem die Fördervereine Geldern und Kleve mit Getränken und einem Imbiss für die Bewirtung sorgen werden. Das Allerbeste an der ganzen Sache ist: Der Eintritt ist frei.

Schwarzbrot zwischen den Jahren

Ob sie hinterher mit einem guten Wein auf das Gelingen ihres Experimentes anstoßen werden, wissen sie noch nicht. Aber das Bild mit dem Brot haben Dr. Bastian Rütten und Romano Giefer schon genau vor Augen: Sie wollen, natürlich im übertragenen Sinne, kein Weißbrot mit dick Marmelade drauf anbieten, das „ist lecker, aber hält nicht lange vor“, sagt Rütten. „Wir wollen Schwarzbrotmomente schaffen, an denen die Leute noch lange zu knabbern haben.“
Dr. Bastian Rütten, Theologischer Referent der Wallfahrt und pastoraler Mitarbeiter an St. Marien, hat das Libretto geschrieben und will gemeinsam mit Fabian Matussek (Sprecher, Moderator und Schauspieler), Chordirektor Romano Giefer (musikalischer Leiter) und rund 130 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem „weihnachtlichen Klassikerding“, dem Weihnachtsoratorium von Bach, eine „Musik-Erzählung der besonderen Art“ machen.
Wenn Rütten die Idee beschreibt, hört sich das so an wie eine Art „Directors Cut“ für alle Fans des Weihnachtsoratoriums – die sich, um noch einmal das Bild zu bemühen, vielleicht auch ein bisschen sattgesehen haben an den weihnachtlichen Klassikern der Kantaten 1 bis 3, die üblicherweise in TV und Kirchen landauf, landab auf den heiligen Abend einstimmend die Weihnachtsgeschichte erzählen. In Kevelaer denke man da weiter, biete eine Art „Best of Kantate 1 bis 6“, sagt Rütten. Natürlich seien auch die Klassiker darunter, etwa das den Projektnamen gebende „Jauchzet! Frohlocket!“. Aber man wolle „bewusst nicht eine heile Welt vorgaukeln“, sondern „Tiefeninhalte aktivieren“ und Raum für „Zwischentöne“ schaffen. Deshalb wurden auch die Aufführung bewusst in die Zeit „zwischen den Jahren“ gelegt. „Wir sind dazu da, mit den Leuten unterwegs zu sein als Suchende“, beschreibt Rütten die Grundhaltung dahinter. Um die Leute abzuholen, werde die Inszenierung längst nicht nur musikalische Momente bereithalten, verspricht er. Ein Konzert werde es nicht, eine theologische Vorlesung auch nicht, eine Theateraufführung ebensowenig wie eine Tanzdarbietung. Aber von allem sei etwas dabei.
Klingt ein wenig nach weihnachtlicher Wundertüte und vielleicht ist es das auch – schließlich wissen die Macher auch noch nicht so genau, wo sie ihr Experiment schließlich hinführen und welche Menschen es mitnehmen wird. Romano Giefer, der eng mit Bastian Rütten zusammenarbeitet und glücklich ist über die „unglaublichen Freiheiten“, die das Projekt ihm als Chordirektor der Basilikamusik bietet, umschreibt das Ziel so: „Wir wollen mit Blick auf das Werk ein Gebäude entstehen lassen, das möglichst viele Fenster hat, die Einblicke gewähren auf das Geschehen.“
Nicht mehr und nicht weniger als die „richtigen Fragen an den richtigen Stellen“ seien es, die man stellen wolle, ergänzt Rütten. Und: „Wir werden den Leuten nicht ersparen, froh und glücklich, aber mit einem Fragezeichen und einem Arbeitsauftrag nach Hause zu gehen.“
Wer sich darauf einlassen will, sollte sich vermutlich beeilen: Der Vorverkauf für die zwei Aufführungen am Samstag, 28. Dezember, 19.30 Uhr, und Sonntag, 29. Dezember, 16 Uhr, in der Basilika, läuft bereits. Karten gibt es an der Pforte des Priesterhauses und im Internet auf der Seite www.basilikamusik-kevelaer.de. Sie kosten 20 Euro pro Karte und es sind je Aufführung nur 250, damit jeder Besucher die Inszenierung mit allen Sinnen erleben könne, sagen die Macher.
Unter der Leitung von Romano Giefer werden sich mehrere Formationen aus der Basilikamusik – Erwachsene, aber auch Kinder – beteiligen, weiterhin sind Sophia Bauer (Sopran), Alexandra Thomas (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und René Perler (Bass)dabei. Das Rheinische Oratorienorchester wird den Orchesterpart übernehmen. Die Arien werden als Ballettszenen choreografiert, umgesetzt von der „Compagnie Annette Schulz“.
Rund zwei Stunden werden die Aufführungen dauern und Bastian Rütten ist es wichtig, die „Freiheit der Produktion“ noch einmal zu loben, die ihm die Wallfahrtsgemeinde gebe. Was dabei herauskommen kann, wenn man auch mal was riskiert, hat Rütten unter anderem schon bei der Produktion „Mensch! Maria!“ zum Jubiläum der Wallfahrt gezeigt. Und die Anhänger des eher klassischen Weges kann er auch beruhigen: „Wir lassen das andere, Traditionelle ja nicht“, sagt er.
Karten für die beiden Aufführungen am Samstag, 28. Dezember, 19.30 Uhr, und Sonntag, 29. Dezember, 16 Uhr in der Basilika gibt es zum Preis von 20 Euro an der Pforte des Priesterhauses und im Internet auf der Seite www.basilikamusik-kevelaer.de.

Musik als Weltsprache

Dass es bei Musicals nicht immer nur die lustigen oder die zu Herzen gehenden Solopartien sein müssen, die den Zuschauer eintauchen lassen in eine meist etwas überzogen bunt gezeichnete, aber dennoch irgendwie schwarz-weiße Welt, das hat der Theaterchor Niederrhein mit seinen Programmen in Kevelaer durchaus schon bewiesen. Dass es in der Partnerstadt Bury St. Edmunds mit „The Voice Squad“ einen Chor gibt, der diesen Beweis mindestens ebenso stark zu führen in der Lage ist, war für viele Kevelaerer neu. Bei zwei gemeinsamen Auftritten in der Wallfahrtsstadt konnte man sich am vergangenen Wochenende davon überzeugen, welche Qualität das bekommen kann.
Die Grundlagen sind irgendwie verwirrend: Der Theaterchor Niederrhein ist noch gar nicht so alt, andererseits aber Generationen übergreifend besetzt und setzt oft auf Klassiker in Form von Evergreens und Gassenhauern des Genres. Dass man daraus durchaus Programme machen kann, die ebenso unterhaltend wie intellektuell anspruchsvoller Natur sein können, haben die Sängerinnen und Sänger schon gezeigt.
In Engländ läuft‘s andersrum

In England läuft‘s dagegen irgendwie andersrum: Den Chor gibt‘s schon seit 25 Jahren. Aber die Mitglieder, die auf der Bühne stehen sind überwiegend sehr jung – zumindest war‘s so bei denen, die ihr Können in Kevelaer zeigen durften. Zwar kommen auch sie nicht ganz um Gassenhauer herum, etwa mit einer besonders entzückenden Mary Poppins an der Front, doch was ihre Auftritte besonders machte, waren die vielen hierzulande oft kaum bekannten Chorparts aus Musicals, Singspielen und Filmen. Zumindest dürfte man hier schon eine Weile suchen, bis man „Das scharlachrote Siegel“, „Songs for a new World“, „Copacabana“, „Into the Woods“, „Newsies“ oder „South Pacific“ zu sehen und zu hören bekommt.
Zwar ist auch eine Dreigroschenoper nicht unbedingt seicht, „Die Elenden“ ebensowenig, und dass „Wicked“ in beiden Chören starke Emotionen hinterlässt, spricht ebenfalls gegen eine oft vorgetragene Verweichlichung des Musical-Genres. Doch der Auftritt der Gäste aus der Partnerstadt öffnete eine neue Dimension, wenn nicht gleich mehrere: Einerseits in Richtung hier zu Unrecht wenig beachteter Stücke wie etwa „Dear Evan Hansen”, das in den Konzerten mit dem Song „You will be found“ für einen strahlenden Höhepunkt sorgte. Andererseits aber auch in Richtung wunderbarer Nachwuchstalente, die trotz ihrer Jugend mit einer solchen Selbstverständlichkeit auch schwierigste Passagen mit eindrucksvollem Ausdruck meisterten. Und schließlich wussten die Gäste mit hervorragenden Tanzeinlagen und einem sehr stimmigen Chorbild zu überzeugen.
Dass dies für beide Chöre gleichsam eine gute Erfahrung war, machten die zunächst zaghaften Annäherungen bei den Überleitungen schon deutlich. Zusammengeführt in einem Zugaben-Finale, bei dem sich alle an den Händen haltend zu einem gemeinsamen Chor vereinigten, ließ das erkennen, wie verbindend Chormusik auch in der heutigen Zeit sein kann, und wie sich gegenseitiger Respekt und gemeinsame Ziele lohnen können. Auch wenn die gemeinsame Probenzeit, geschuldet dem Termin am Ende der Sommerferien nun wirklich nicht der Rede wert war, waren Freude am Gesang und Anspruch hoher Professionalität bei dieser deutsch-englischen Begegnung besonderer Art wunderbar erkennbar.
Besuch in Bury

Es gab viel Applaus, Bravo-Rufe und eine Menge Kevelaerer, die an diesem Abend davon träumten, in zwei Jahren zum Jubiläum des Partnerschaftsvereins den Theaterchor Niederrhein auf seiner geplanten Reise nach Bury St. Edmunds zu begleiten. Einer davon war übrigens Bernd Pool, und der ist immerhin Vorsitzender des Vereins und könnte somit organisatorisch etwas zur Verwirklichung eines solchen Traumes beitragen.
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Ein würdiger Abschied

Als Elmar Lehnen auf den Altarstufen an die Kanzel ging, um das Publikum zu begrüßen, geriet er ins Schwärmen. „Es ist eine Freude, ihn spielen zu sehen und zu hören. Ich habe selten einen Musiker mit so viel Leidenschaft und Begeisterung für das Instrument Orgel gesehen“, meinte er mit Blick auf Marco Heise, der neben ihm stand. 

Es sei ihm eine „Herzensangelegenheit“ gewesen, dieses Konzert zu Ehren von Mariä Himmelfahrt nicht allein zu bestreiten und dem jungen Mann, der ihn ein halbes Jahr vertreten hatte, die Gelegenheit zum Spiel zu geben. „In dem halben Jahr lernt man so viel im Dienst. Und er hat ein halbes Jahr lang hier nur gegessen, getrunken, gespielt und geschlafen.“

Ein persönliches Konzept

Selbst wünschte der 20-jährige gebürtige Hesse den Zuhörern in dem gut gefüllten Gotteshaus „viel Freude“ für die kommende Stunde und stellte persönlich sein Konzept vor, in dem er früheren Basilikaorganisten an diesem Nachmittag mit ihren Arbeiten die Ehre geben wolle.

Danach ging es für die beiden Musiker ans Instrument – den Anfang machte der etablierte Maestro Lehnen. Er hatte sich für Johann Sebastian Bach als Komponist entschieden und bot zunächst die „Sínfonia“ aus der Kantate BMV 29 in der Transkription von Alexandre Guilmant.

Eine melodiöse Illusion

Danach machte er sich an Bachs „Triosonate C-Dur“- und tatsächlich gelang es dem Basilika-Organisten, mit seinem flinken, leicht anmutenden und zugleich differenzierten Anschlag die melodiöse Illusion zu erzeugen, „als stünden tatsächlich drei Musiker im Raum und würden musizieren.“ Diese Impression hatte er zuvor angekündigt.

Im Anschluss daran spielte Lehnen eine „Fantasie über den Introitus des Hochfestes Maria Aufnahme in den Himmel“, die in ihrem improvisatorischen Stil fast dem Charakter einer eigenständigen, fast modern anmutenden Filmmusik nahekam. Mit unfassbarer Dynamik und mit Feuer beendete er ein bewegendes Stück Musik.

Nach so einer hohen Messlatte durfte Marco Heise an der Seifert-Orgel sein Können unter Beweis stellen. Zum Einstieg wählte er Gustav Buschs „Passacaglia in f“, ein durchaus eigenständig-dichtes, noch etwas zurückgenommenes Werk, das er am Ende hymnisch „groß“ werden ließ.

Ein großes Talent

Auch Max Regers „Moto Ostinato“ aus dem Op. 69, Nr. 3 wirkte schon etwas komplexer, kontrastreicher, ebenfalls mit einer fast „filmischen“ Klangsprache. Düster, temporeich, dabei flacher im Anschlag als Lehnen interpretierte er die „Toccata B-Moll“ aus dem Opus 53 von Louis Vierne. 

Getragen, aber im Ausdruck noch nicht so stark gerieten dann die beiden Böse-Choralbearbeitungen „Nos autem Gloriari“ und „Viri Galilaei“ über Introitusgesänge aus den thematischen Choralvorspielen.

Wolfgang Seifens „Introduktion“ geriet sehr moll-lastig, der „Choral“ getragen mit versöhnlichem Ende und die „Toccata“ mit klug eingesetztem Stakkato mit spannenden Klangspektren und großer Macht. Höhepunkt des Konzerts wurde aber sein eigenes Finale über „Salve Regina“, bei dem er förmlich eine schäumende Brandung an Klangwellen durch das Kirchenschiff jagte – schnell, flirrend, virtuos, mit großem Feuer und Verve.

Ergriffene Zuhörer

Das Publikum, ergriffen von der Darbietung, quittierte das Ende mit minutenlangem Applaus. Einige gratulierten ihm nach dem Konzert spontan, eine Dame meinte: „Das kommt ja an Lehnen und an Seifen dran.“

Lehnen lobte sein „brilliantes Gehör, seine Aufassungsgabe, seine guten Ideen und seine Selbstdisziplin.“ Und Heise drückte aus, was er aus seiner Kevelaerer Zeit für sein Orgelstudium in Berlin mitnehmen wird: „Die Gelegenheit, diese Orgel zu spielen – und die Bekanntschaft vieler netter Leute.“

Partystimmung bei den „YouTubern“ im Katharinenhaus

Wenn DJ Ingo zur Party ruft, dann sind die Bewohner des Katharinenhauses in Winnekendonk nicht mehr zu halten. Gehhilfe und Rollator werden flugs in die Ecke geschoben, sogar der Bingo-Abend wird ignoriert. Sobald der „Reggaeton im Altersheim“ von der Gruppe „basta“ im Seniorenheim ertönt, schwingen die Bewohner ihre Hüften und bewegen sich im Rhythmus des Beats. Vergessen sind Demenz, Arthritis und selten gewordener Besuch. Mehr noch: Pure Lebensfreude macht sich unter den Bewohnern breit.

Diese Party- und Lebensfreude der Katharinenhausbewohner kann man seit einigen Wochen auf „You Tube“ in einer viereinhalbminütigen Filmsequenz miterleben. Als Claudia Püschel, Mitarbeiterin im sozialen Dienst, auf die Idee kam, zum Musiktitel „Reggaeton im Altenheim“ gemeinsam mit den Bewohnern einen Filmmitschnitt zu machen, waren diese sofort Feuer und Flamme. „Einige fingen sofort an zu tanzen“, erinnert sich Claudia Püschel, die umgehend die Zustimmung der Hausleitung, Sabine Vohwinkel, erhielt. Auch Hobbyfilmer Winfried Rüth stand sofort mit seiner Kamera zur Stelle.

Da die Bewohner des Katharinenhauses schon Dreherfahrungen besaßen, (im Hause wurden bereits die Kurzfilme „Glück“ und „Im nächsten Leben“ gedreht), verliefen die Dreharbeiten nahezu reibungslos. Fehlende Starallüren der etwa 20 Darsteller machten es dem Drehteam zusätzlich entsprechend leicht.

In drei Tagen alle Szenen im Kasten

„Ja, das war schon echt beeindruckend, innerhalb von drei Tagen hatten wir alle Szenen im Kasten“, berichtet Claudia Püschel, die zum Film die Regie führte. Gekonnt schlüpften die Senioren-Schauspieler im Alter von 80 bis 97 Jahren während der Dreharbeiten in ihre vorgesehenen Rollen und spielten jede Szene des Liedes nach.

Die Bewohner hatten viel Spaß beim Dreh. Foto: Rüth

Die Darsteller Wilma Schilling, Elfriede Will, Piet Ingenpaß, Lieselotte Dittll, Werner Heymich, Maren Hermkens, Katharina Hoverath, Marlies Glittenberg, Elisabeth Billen, Elisabeth Bottler, Heinrich Halman, Therese Kerstens, Hildegard Schöber, Uwe König, Renate Jerke, Jacob van Afferden, Hannelore Kensy und Margarete Melzer agierten völlig entspannt vor der Kamera. Jede Szene, sei es der Frisörbesuch, das Auftragen des unwiderstehlichen Chanelduftes, das Einsetzen der Dritten oder das Wippen des Raucherbeins, wurde von den Seniorenschauspielern professionell umgesetzt.

Statt Kamillentee gab es Eierlikör. „Die Szene mit dem Eierlikör mussten wir allerdings mehrfach drehen“, verrät Claudia Püschel mit einem Schmunzeln. „Wir können uns gar nicht erklären warum“, fügt die Hausleitung mit einem Augenzwinkern hinzu. Allen Beteiligten machte dieses Projekt einfach nur Spaß. Für viele Senioren öffnet sich mit Musik ein Tor zu einer anderen Welt. „Dann werden Erinnerungen wachgerufen, Erinnerungen an eine Zeit, in der viel getanzt wurde…“, erklärt Claudia Püschel.

„Es war ein tolles Projekt – es war wunderbar zu erleben, wie Bewohner in ihren Rollen aufgingen, tanzten und Spaß hatten“, beschreibt die Seniorenbegleiterin ihre jüngste Aktion. Den Alltag der Senioren füllte sie mit diesem Projekt mit Leichtigkeit und Freude. Und manchmal, wenn DJ Ingo seinen Beat aufdreht, dann sieht man, wie die Senioren ihre Tablettenschachteln durch die Luft wirbeln, anfangen im Rhythmus zu wippen und einfach nur Spaß haben. Spaß beim „Reggaeton im Altenheim“! 

Hier klicken, dann geht es zum Video, unbedingt anschauen und vor allem hören.

Eine spontane Bandgründung

„Ich wollte bei einem Bandwettbewerb mitmachen, aber hatte keine Band“, beschreibt Nils Schink, Gründer der Band, das Problem, vor dem er im Mai dieses Jahres stand. Kurzerhand entstand mit Felix Ingenpaß und Phil Scharnowski „The Ohana Crew“. Die Zusammenarbeit entstand durch Kontakte, die Schink vorher bereits zu den beiden hatte. Es folgte der Auftritt beim Bandwettbewerb in Düsseldorf „direkt vor vielen Leuten“. Die Band blieb auch nach diesem Auftritt bestehen und stellte sich als eine harmonische Kombination heraus.

Mit Musik haben alle drei Bandmitglieder schon lange zu tun. Felix Ingenpaß, in der Band am Klavier und als zweite Stimme, machte bisher viel für sich selbst Musik. „Angefangen hat alles mit einem Keyboard im Kinderzimmer. In meinem Leben spielt Musik eine besondere Rolle. Wenn keine Musik zu hören ist, trage ich mindestens fünf Ohrwürmer mit mir herum“, erzählt der 24-Jährige. Phil Scharnowski aus Wetten, der in der Band als Schlagzeuger und allgemein als Percussionist aktiv ist, hat vorher ebenfalls schon Musik gemacht. „Ich bin mit Musizieren groß geworden, da ein großer Teil meiner Familie begeisterte Hobbymusiker sind. Ich spiele, seit ich acht Jahre alt bin“, erzählt der 21-Jährige.

In einem Van durch Australien

Nils Schink, in der Band Sänger und Gitarrist, hat im Ausland bereits Musik genutzt, um sein Leben zu finanzieren. Er ging während seines Jura-Studiums zunächst nach Teneriffa und anschließend nach Australien, wo er einen jungen Mann aufgabelte und mit ihm in einem Van durch Australien reiste. „Wir haben dann ein paar Gigs gespielt – für Essen oder Gage, was auch immer es gab“, erinnert sich der 23-Jährige an die Zeit. Nun macht er in Deutschland weiter Musik, will sein Jura-Studium beenden und ab dem nächsten Frühjahr Musik studieren. Im Moment ist er jedoch einfach glücklich über das, was er hat: „Manchmal vergisst man auch, dankbar zu sein für die Dinge. Zum Beispiel, dass ich zwei Musikerfreunde habe, mit denen ich Musik machen kann.“

Das Logo der Band. Foto: privat

Auf eine Musikrichtung haben sich die Musiker nicht festgelegt. Von HipHop über Rock bis Folk sei bereits vieles dabei gewesen. Man wolle „alles einmal durchprobieren“, meint Schink. Es sei einfach schön, „dass man gemeinsam Musik macht. Es ist nicht geplant, damit die Welt zu umreisen“, sagt der Gründer der Band. Die jungen Männer probieren nun in der Startphase verschiedene Stile aus und erproben das gemeinsame Spielen.

Vorerst bleibt es bei ihrem einzigen Auftritt in Düsseldorf. Hat jedoch jemand privat Interesse an einem Auftritt bei Geburtstag, Hochzeit oder Ähnlichem, kann die Band gerne bei facebook unter www.facebook.com/TheOhanaCrew/ kontaktiert werden. Wenn ein bunter Mix an Musikrichtungen gewünscht ist? „Dann ist man bei uns genau richtig. Wenn wir eins können, dann ist es, uns auf die individuelle Situation einzustellen“, lächelt Schink.

Die Band sucht aktuell noch Unterstützung. Ein Bassist und ein Gitarrist würden die Gruppe zunächst vervollständigen. Zeit für Proben finden die Musiker aktuell nicht viel – das Studium und die Ausbildungen spannen sehr ein. Vor allem beim Gründer der Band ist ungewiss, ob er in Zukunft in Köln wohnen wird oder die Wege ihn doch an einen anderen Ort verschlagen. Die Zukunft der Band kann Schink nicht klar formulieren, er denkt jedoch positiv: „Ich glaube, wenn ich weg wäre, würden die beiden auch weiter Musik machen. Aber ich kann froh sein, dass die auch mit mir Musik machen.“

Eine Panne beim ersten Auftritt

Auch wenn der gemeinsame Auftritt der Band bisher einmalig war – diesen werden sie wohl niemals vergessen. Alles lief glatt, die Gruppe harmonierte und ein großes Publikum war da. An einem Punkt jedoch gerieten die Musiker ins Schwitzen. „Da fiel mir auf, dass wir den Song gar nicht zu Ende geschrieben haben“, erzählt Schink. Doch die Band zeigte Improvisationstalent, der Text wurde frei aus dem Kopf fortgesetzt und das Publikum im Glauben gelassen, dass alles nach Plan läuft.

„Geile Stimmung, geile Leute“

Schon ganz früh am Morgen hatten sich die ersten der gut 40 Standbesitzer entlang der Marktstraße und am Roermonder Platz mit ihren Waren platziert. „Wir waren kurz vor sieben da“, erzählte Sandra Gremm, die mit ihrer Tochter Shania alles verkaufte, was die Tochter aus ihren alten Sachen zusammengetragen hatte.

Dana Fuchs und Sabine von Leyen hatten „zwei, drei Haushalte aufgelöst“ und priesen richtige „Liebhabersachen mit Service und Schalen“ an. „Man kann es nicht behalten. Es ist zu schade, es irgendwo hinzuballern“, waren sich die beiden Frauen einig. Der Besitzer des „Istanbul Döner“, Chihan Kedik, erstand bei am Stand von Petra Nellesen, Susan Walsh-Nass und Gertrud Stieber eine Nachtwächter-Figur aus Holz. „Das ist für mein Geschäft – damit mir immer ein Licht aufgeht“, scherzte er.

Adrianus van der Mejde hatte vor REWE seinen Stand. „Ich kriege das alles geschickt von Leuten“, feilschte der gebürtige Niederländer mit einem Käufer. „Wir nennen uns „Schimmelpilze“, haben früher zusammen gefeiert und jetzt machen wir immer Spieleabende“, erstand dieser bei ihm drei Gesellschaftsspiele.

„Inside Kevelaer“

Während das Treiben am Flohmarkt zunahm, eröffnete Bürgermeister Dominik Pichler gemeinsam mit der Crew von „Inside Kevelaer“ auf der Bühne um kurz nach 11 Uhr offiziell das Stadtfest. „Beim dritten Mal kann man schon von einer Tradition sprechen“, sagte er und empfahl den Gästen, „doch einfach den ganzen Tag zu bleiben“. Dann lenkte er den Blick auf das Orgateam. „Der Bürgermeister ist da der Unwichtigste.“ Danach begann auf der Bühne das Programm: Der Männergesangverein schmetterte Melodien wie „Lebe, liebe, lache“, der ihn begleitende Maastrichter „Vinci Koog“ sang Seemannslieder, „Rivers of Babylon“ und „Eviva Espana“. Zum Ende sangen sie zusammen mehrstimmig „Wor hör ek t´hüß“ –  und Heinz Lamers erhielt vom Maastrichter Chorleiter Ronald Franssen eine „Meesterrechte geis“-Figur.

Sowohl die Faustkämpfer als auch die Wing-Tsun-Kämpfer zeigten vor der Bühne ihre Fähigkeiten. „Bruce Lee hat gesagt: Man soll wie Wasser sein – die Technik ist das Wichtigste“, erläuterte Dominic Droste die Grundzüge der Verteidigungskunst. Auch der Projektchor von Christian Franken mit Mitgliedern des Familienchores bewies mit Liedern wie „Kevelaer, Du mein Herz steht Dir offen“ oder „Oh Happy day“ seine gesanglichen Fähigkeiten.

Daneben luden die Stände der Vereine zum Verweilen, Informieren und Ausprobieren ein – ob am SSG-Stand, wo Kids sich auch mal am Lasergewehr versuchten, bei den Faustkämpfern, wo man mal testen konnte, wie sowas geht, beim „wirKsam e.v.“-Stand, wo sich Leute in Kurslisten eintrugen.

„Das ist für uns beste Öffentlichkeitsarbeit“, fand der stellvertretende Wehrführer der Kevelaerer Feuerwehr, Thomas van Well. „Das desolate Radsystem in Kevelaer“, sei an seinem Stand oft Thema gewesen, verriet Eckehard Lüdtke vom ADFC. „Wir hatten ein paar konkrete Interessenten da“, meinte Frank Servas von den Faustkämpfern. Und Clown Pepe hatte einen Riesenspaß mit den Kindern, die er mit Perücke zur Jonglage einspannte.

Der Drehteufel

Für die Kinder war der „Drehteufel“ – eine Fläche mit mehreren „Inseln“, auf denen man stand und über ein immer schneller sich drehendes Plastik-„Holz“ springen durfte – eine coole Neuentdeckung auf dem Fest. Und auch die Pommes-, Getränke-, Wein- und sonstigen Stände wurden nach und nach vom Publikum „in Beschlag“ genommen. Henk Peters aus Nimwegen stellte fest: „Essen gut, Trinken gut, gut organisiert, alles top.“

Das musikalische Bühnenprogramm der dritten Ausgabe des Kevelaerer Stadtfestes lockte ab dem Nachmittag immer mehr Feierwütige auf den Peter-Plümpe-Platz. Die Kölner Indierock-Band „Fairytale for fred“ machte am Nachmittag den musikalischen Rock-Anfang. „Egal ob es hundertprozentig sein wird oder nicht – solange die Leute ihren Spaß haben, ist alles gut“, freute sich Drummer Willy über die Rückkehr in seine alte Heimat Kevelaer.

Ein Mix aus Punk, Rock und Stimme

Das Trio überzeugte mit einem Mix aus Punk, Rock und der Stimme ihrer tollen Sängerin Mabel. Auch Karl Timmermann konnte wieder „seine“ Zuhörer mit dem Mix aus 70er-Schlager, Musicals und Bee Gees gewinnen. „Zehn nach 12“ überzeugte mit Rock, musste aber warten, bis eine Junggesellinnentruppe unter Mithilfe des lässigen Moderators Stefan Ripkens für den Abschied ihre Sektpulle versteigert und vor der Bühne im Kollektiv getanzt hatte.

Zum Abend hin wurde es dann immer voller – später würden die Organisatoren von mehreren Tausend Menschen über den Tag verteilt sprechen, die unterwegs waren. Chrisy Maas und „Mr. Soul“ Hans Ingenpass ließen souverän vergessen, dass die „Voice of Germany“-Halbfinalistin Rahel Maas wegen der kurzfristigen Erkrankung ihrer Gesangspartnerin abgesagt hatte.

Luftgitarre

Und am Abend ließen zwei Bands dann auf dem Cover-Ticket den Platz so richtig erbeben: „Mr. Wally“ holte sich zwischendurch bei „Smoke on the water“ für die Luftgitarre aus dem Publikum „kleine“ und „große“ Unterstützung, machte eine knackige Show.

Den Vogel schossen aber „Fairground Funhouse“ ab, wobei der zweite Konzertteil am Ende etwas schwächer war als der richtig krachende erste Teil mit Red Hot Chili Peppers-Songs und weiteren starken Liedern – plus dem Urgestein Gerrit Quade mit seiner Bühnenpräsenz und Ciara Ehre  mit ihrer Vollblutstimme.

Und um kurz vor ein Uhr stand der „Mastermind“ des Stadtfestes, Michael Hülsen, am Getränkestand und fand es einfach nur „unbeschreiblich: geile Stimmung, geile Leute. Die reißen auf der Bühne gerade „die Hütte ab“. Und die Leute haben die Sitzgelegenheiten und die Food-Meile auch super angenommen.“

Bilder zum Stadtfest finden Sie unter den folgenden Links:
https://www.kevelaerer-blatt.de/erste-bilder-vom-3-kevelaerer-stadtfest/
https://www.kevelaerer-blatt.de/kevelaer-feiert/
https://www.kevelaerer-blatt.de/das-stadtfest-so-war-der-abend/

Ein Magier an den Tasten

Mit Superlativen sparsam umzugehen, ist im Zeitalter von Überhöhungen und Übertreibungen ein durchaus sinnhaftes Unterfangen. Was sich aber zum Abschluss des neunten Euregio-Rhein-Waal-Studentenfestivals in der Kevelaerer Clemenskirche abspielte, darf man getrost als sensationell bezeichnen.

Der Organisator der Veranstaltung vor Ort, Christian Franken, durfte sich zunächst über den relativ hohen Zuspruch seitens des Publikums freuen. „Von den Besucherzahlen her war es sehr gut. Die Leute kommen gerne, erleben die Musik ganz tief.“ Und auch die jungen Künstler aus aller Welt „genießen die tolle Atmosphäre, Akustik und den tollen Flügel. Das lädt geradezu zu schönen Klangexperimenten ein. Und die Qualität der acht Konzerte war sehr, sehr gut.“

Bei Wettbewerben bereits erfolgreich

An diesem Abend betrat der erst 19 Jahre alte amerikanische Pianist Shane van Neerden, der zur Zeit ein Stipendiat in Amsterdam absolviert, bis heute mehrere Meisterklassen hinter sich gebracht und mehrere Wettbewerbe für sich entschieden hat, die „Bühne“. Für Kevelaer hatte sich der junge Mann mit großelterlichen Wurzeln in den Niederlanden ein Repertoire aus Bach, Haynd, Debüssy, Ravel und Rachmaninov ausgewählt.

Was von vornherein auffiel, war die Eleganz und die Feingliedrigkeit, mit der der Pianist über die Tastatur des Instruments glitt. Dazu verlieh er seinem Spiel mit jeder Note eine Bedeutung und Tiefe in den Kompositionen, wie man sie sicher nicht häufig so zu hören bekommt. Wunderschön trällernd, angenehm organisch und im Fluss gelang ihm das „Präludium“ und die „Fuge Fis-Dur“ von Johann Sebastian Bach, bei dem er die Musik schon körperlich „mitlebte“.

Aufwallend, dann mal wieder dialogisch, perlend-schön und wunderbar akzentuierend geriet dann Joseph Haydns „Sonate E-Dur“ – klar im Klang und fast die Töne ausdeutend, fast wie ein Maler mit filigranem Strich. Danach folgte Claude Débuyssis „Bruyéres“ und „La Terrasse des Audiences de Claore de Lunc“ aus den „Préludes“, Livre II – träumerisch, entführend in eine ästhetische Klangwelt voller Farben, reduziert und doch mit soviel „Macht“ im Ausdruck. Wellen und Feuer voller Intensität dominierten auch Ravels „Ondine“ aus dem „Gasparde de la nuit.“

Wahnsinniges Tempo des Klavierspiels

Und wer bis dahin noch nicht fasziniert war, durfte anschließend drei Rachmaninov-Préluden und die Sonate Nr 2 b-Moll hören. Die Komplexität, die überkreuzenden Hände, das wahnsinnige Tempo des Klavierspiels und das Brennen auf den Tasten elektrisierten die Zuhörer und gaben eine Andeutung davon, was an diesem Instrument außer Technik noch möglich ist.

„Du nimmst soviel Energie von ganz unten. Es ist keine Sache der Technik. Menschen wollen etwas fühlen“, erläuterte der 19-Jährige danach, was für ihn persönlich zählt: Gefühle und Emotionen, die man spüren kann. Und wer an diesem Abend „den fast unspielbaren Rachmaninov, der als mit das Schwerste gilt, was es auf dem Klavier gibt“ (Franken) zuhören durfte, der bekam davon einen Begriff.

Trotz Erfolg auf dem Boden geblieben

Rahel Maas ist mittlerweile eine gut beschäftigte Künstlerin. „Ich bin den ganzen Tag schon unterwegs“, gesteht die 24-jährige Gocherin im gemeinsamen Gespräch. Die Umtriebigkeit der jungen Frau ist verständlich, denn sie hat seit ihren Auftritten bei der Fernsehshow „The Voice of Germany“ einfach ein wenig mehr zu tun als früher. „Das hat schon viel gebracht, ich hatte danach viele Auftritte – ob im Saarland oder Dortmund. Es ist cool, wenn man angefragt wird.“
Dass sie mal eine bekannte Sängerin werden würde, das wurde ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt – beide Eltern hatten keine große Affinität zur Musik oder zu Instrumenten. Die Mutter spielte wie so viele Kinder mal Blockflöte, Rahels Schwester mal Klavier, das war‘s.
Die erste Band
„Ich habe auch Blockflöte gelernt, das fand ich furchtbar“, erzählt Rahel Maas. Danach spielte sie Schlagzeug, brachte sich auch Gitarre- und Klavierspielen selbst bei. Und als ihr das nicht mehr genügte, begann sie, Coversongs zu singen. Mit „New Age“ kam dann die erste Band. Außerdem leitet sie den Chor in dem Kindergarten in Goch, in dem sie arbeitet. „Ich wollte auf jeden Fall was mit Menschen machen und nicht nur was mit Büro“, erzählt die Künstlerin und brachte damit ihre „soziale Ader“ in den Beruf.
Am Klever Berufskolleg absolvierte sie eine Erzieherausbildung – und der Job macht ihr Spaß. „Kindergarten ist sehr kreativ“, findet sie. Und wenn sie mit den Kids auf dem Weihnachtsmarkt in Goch oder im Altenheim steht, dann merkt sie, wofür sie das macht. „Die Kids sind immer sehr dankbar und finden es cool, wenn sie vorsingen dürfen.“
Eine gute Erfahrung
Die Kinder fieberten natürlich mit, als Rahel urplötzlich die große Bühne im Fernsehen bei „The Voice of Germany“ betrat und bis in das Halbfinale vordrang. „Das ist schon krass, wenn man sieht, dass sich da um die 8.000 Sänger und Sängerinnen angemeldet haben – und Du bist dann unter den letzten 12.“
Den Umgang mit den prominenten Stars auf den Jury-Sesseln beschreibt sie als „mega-offen“ und „sehr cool. Die haben sich Zeit genommen, es war sehr interessant.“ Naturgemäß hatte sie natürlich mit „ihrem“ Coach Marc Forster zu tun. Diese besondere Erfahrung nimmt die 24-Jährige für die Zukunft mit.
Kein Sprachtalent
Die Bodenständigkeit hat sie durch die Sendung nicht verloren. „Das funktioniert alles gut, meine Freunde holen mich da noch runter.“ Neben den Auftritten, die aufgrund der Sendung zahlreicher geworden sind, tüftelt sie auch selbst weiter an ihrer eigenen Musik. „Die Songs, die ich selber schreibe, schreibe ich ja auch auf Deutsch. Ich bin nicht das Sprachtalent“, sagt die Sängerin und erzählt, dass sie versuche, mit ihren Texten auszudrücken, was sie grade beschäftigt. Sie hofft, „dass die Leute da etwas mit für sich rausnehmen können.“
Rahel Maas freut sich darauf, dass sie am Wochenende mal in der Nachbarschaft, nicht weit von zu Hause, auftreten kann, wo sie bisher noch nicht gespielt hat. Und auch in Kevelaer wird das gelten, was sie als Grundlage ihrer Leidenschaft als Live-Musikerin beschreibt: „Ich liebe das, auf der Bühne zu stehen und wenn ich weiß, dass die Leute das cool finden, gebe ich immer alles.“