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Beswingte Musik im Goldenen Löwen

Dass die „Jazz im Löwen“-Abende immer wieder für besondere Konzerte gut sind, durften die Eheleute Baers und ihre Gäste in den vergangenen Jahren schon häufiger erleben. Beim vorletzten Konzert in diesem Jahr bot sich für die Fans „live“-haftigen Sounds erneut eine gute Gelegenheit, mitzugrooven und beim Hören genussvoll zu entspannen.

Für den Abend hatte sich Familie Baers wieder mal einen alten Bekannten eingeladen. Denn mittlerweile ist der Kölner Klarinettist und Saxofonist Engelbert Wrobel schon sowas wie ein Stammgast in der Marienstadt. Zuletzt brillierte er im Januar mit den „Hot Jazz Five“ auf der kleinen, aber feinen „Löwen“-Bühne.

Momentan ist er mit dem „International Swing Quartett“ unterwegs – einer Formation guter Wrobel-Freunde, die in Kevelaer mit ihrem musikalischen Vermögen allesamt überzeugten. Thilo Wagner begeisterte mit seinen perlenden Läufen im Solospiel, einem brillianten Spielverständnis mit den Kollegen und einem wunderbar flüssigen Begleitton, der Spaß machte.

Der aus Australien stammende Gitarrist David Blenkhorn – einer der wenigen Musiker, die dieses ältere Jazzgenre noch bedienen – ließ in seinem dezent-rhythmischen Begleitspiel immer wieder seine samtene, geschmeidige Klangfarbe hören und sorgte damit in dem Gesamtgebäude der Musik für entspannt-lässigen Fortgang.

Sehr im Zentrum des Geschehens stand an diesem Abend seine „Landsfrau“ Nicki Parrott, eine australische Jazzbassistin, die seit zwei Jahrzehnten in New York lebt und schon mit Paul McCartney, Michel Legrand oder dem berühmten Gitarristen Les Paul zusammengearbeitet hat. Neben ihrer Ausstrahlung und dem ausgezeichneten Kontrabassspiel, das durch Fingerfertigkeit, flüssiges Tempo und viel sprühende Spielfreude bestach, zeigte sie auch, was sie für eine exzellente Gesangsinterpretin ist.

Ob es nun ihre lässig-dahingeworfene Interpretation des bossanova-angehauchten „Que sas“, das elegant-laszive „Fever“, das sie mit einer wunderbaren Bassläufigkeit garnierte, oder die zart-geschmeidige Ballade „It‘s been a long, long time“ war – ihre Präsenz, die Intensität und ihre zarte Intimität waren allein das Eintrittsgeld wert.

Dazu gesellten sich Musiker von außergerwöhnlich guter Qualität, die die 30er und 40er Jahre lässig und locker wiederbelebten. Und ob nun mit Benny Goodman‘s „Shivas“, dem swingigen „Tea for two“ mit wunderbarem Saxsolo von Wrobel, der Dynamik des Trio (ohne Wrobel) bei „A gal in Calico“ von Miles Davis oder dem unfassbar kreativen „Sheik of Araby“ – die Combo bot einen humorvoll-spaßigen Musikabend mit Qualität für alle Gäste. Und zwischendurch entzündeten die Mitarbeiter des „Löwen“ sogar Wunderkerzen.

„So ist das, wenn man sich Straßenmusiker zusammensucht“, scherzte Engelbert Wrobel zwischendurch. Wer solche „Straßenmusiker“ seine Freunde nennen darf, hat nicht viel falsch gemacht.

Scala Jazzband & Friends im Goldenen Apfel

Rachel Montiel Foto: Veranstalter

Am Donnerstag, 14. November, sorgt die Scala-Jazzband dafür, dass das Traditionshaus Goldener Apfel (am Kapellenplatz 13 in Kevelaer) sich wieder in einen Jazzklub verwandelt. „LA BELLE VIE – Frz. Chanson trifft auf Gelsenkirchener Aktionskünstler“ ist die Veranstaltung überschrieben. Die Sängerin Rachel Montiel, bekannt für ihre exzellent interpretierten Chansons trifft auf den Performer und Aktionskünstler Norbert Lapatzki aus Gelsenkirchen. Der Saxophon und Klarinette spielende Ausnahmekünstler, auch bekannt als “Mr. Mamboo”, wird an diesem Abend die Gäste mitnehmen auf eine Reise zwischen Jazz, Klezmer und Chanson. Hanns Hübner am Kontrabass, Stefan Janssen am Schlagzeug und Wolfgang Czeranka am Piano werden wieder dafür sorgen, dass ihre musikalischen Freunde sich gut aufgehoben fühlen. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.

Ein eingespieltes Team

Heinrich van Bühren und Werner van Gisteren können ihre Freude auf die bevorstehenden Kirmestage kaum verbergen. „Ja, wir freuen uns auf die kommenden Kirmestage“, bestätigen der Festkettenträger und Adjutant der St.-Petrus-Schützengilde, die sich in diesem Jahr, zum 111-jährigen Bestehen, als Festgebender Verein präsentiert.

„Die dreifache Eins wird eindeutig im Mittelpunkt stehen“, erklärt Heinrich van Bühren, der für das Festjahr auf der Melodie zum Egerländer Marsch einen eigenen Liedtext komponiert hat: „Wir feiern hier – wir feiern dort – wir feiern überall an jedem Ort …“, lautet der Refrain und dürfte zu jeder sich passenden Gelegenheit vom Festkettenträger und seinem Adjutanten fröhlich angestimmt werden. „Das könnte durchaus passieren“, garantiert der Festkettenträger, der gleich neben seinem Wohnhaus schon mal ein kleines Festzelt aufgebaut hat. Für die kleinen Feierlichkeiten zwischendurch. „Es ersetzt aber auf keinen Fall das große Festzelt zur Kirmes“, versichert van Bühren, der beim diesjährigen Heimatabend am 20. Januar zum Festkettenträger 2018 proklamiert wurde. Das sei wie ein Olympiasieg bei den Schützen, beschreibt der amtierende Festkettenträger die Ernennung.

Zum Adjutanten nahm er seinen langjährigen Freund Werner van Gisteren. „Sagen wir mal so: Es hätte mich gewundert, wenn ich es nicht geworden wäre“, gibt dieser schmunzelnd zu. Denn dass sein Vereinskamerad einmal Festkettenträger werden würde, damit habe er schon vor 20 Jahren gerechnet. Er sei zwar kein Hellseher, „aber man will ja auch vorbereitet sein“, fügt der Adjutant mit einem humorvollen Augenzwinkern hinzu.

Die ehemaligen Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums – hier begann vor 50 Jahren ihre Freundschaft – traten am 8. Oktober 1977 der „Peterei“ bei. „Wir trafen uns immer mit sechs Freunden im ehemaligen Vereinslokal der Peterei. Uns gefiel schon damals der Zusammenhalt und die Geselligkeit des kleinen Vereins“, erklärt der Diplom-Verwaltungswirt van Gisteren.

Diese Liebe zur Kevelaerer Gilde währt nun schon seit über 40 Jahren. Dafür erhielten Heinrich van Bühren, der seit 2008 Präsident im Verein ist, wie auch Werner van Gisteren, seit 2008 Schriftführer, das silberne Verdienstkreuz und den Hohen Bruderschaftsorden, sowie Ehrungen zum 25-jährigen und 40-jährigen Bestehen.

Unterstützung erfahren beide Schützenbrüder durch ihre Ehefrauen, Maria van Bühren und Angelika van Gisteren. „Ohne sie wäre das Engagement in der nicht möglich“, erklärt der Versicherungskaufmann Heinrich van Bühren, der ebenfalls seit 40 Jahren eine eigene Agentur in Weeze-Wemb betreibt. Zum Festumzug am kommenden Samstag werden Abordnungen aus Wember Vereinen teilnehmen. Eine Wertschätzung für die langjährige Treue im kleinen Ort.

Viele Gemeinsamkeiten

Treue und Freundschaft werden aber auch auf familiärer Ebene groß geschrieben. So verbinden nicht nur die gleiche Anzahl der Kinder – je eine Tochter und ein Sohn sowie je zwei Enkelkinder (diese stehen in beiden Familien natürlich an erster Stelle) –, sondern auch viele Gemeinsamkeiten in der Freizeit. Sie teilen sich die Leidenschaft zum aktuellen Vizemeister Schalke 04, schieben gemeinsam mit ihren Ehefrauen die Kugel im „KC 27“ („keiner weiß so genau, warum der Kegelklub so heißt“), treffen sich einmal monatlich ohne Ehefrauen zum Skat. Wandern, Radeln und Laufen werden wieder gerne in gemeinsamen Urlauben unternommen.

Ohne seinen Freund, aber dafür mit seiner Frau Angelika spielt Werner van Gisteren in der Band „German Lowland Pipes & Drums“ in Xanten den Dudelsack. „Wir mögen die schottische Musik“, erklärt Angelika van Gisteren, die in der Band die Trommelstöcke schlägt. Zwar ebenfalls ohne seinen Freund, dafür aber mit einer kleinen Handpuppe – die fertigte ihm seine Frau Maria an – tritt Heinrich van Bühren zur traditionellen Karnevalssitzung der Peterei gerne als Till Eulenspiegel auf. Dabei nimmt er in einem gereimten Jahresrückblick gemeinsam mit dem kleinen Till Eugenspiegel die Vereinskollegen humorvoll aufs Korn. Ja, die Fähigkeiten des Festkettenträgers sind wahrlich vielfältig.

Bunt und vielfältig ist auch die Zusammensetzung der Festwache. „Söhne, Schwiegersöhne, Brüder und Vereinsfreunde wollten es sich nicht nehmen lassen, uns im Festjahr zu begleiten, zu betreuen und zu behüten“, so die Würdenträger der Peterei. Die steht in einer guten Gemeinschaft mit aktuell 48 Mitgliedern hinter den beiden wichtigsten Männern der kommenden Kirmestage.

Gutes Wetter und viel Spaß

„Wir wünschen uns, bei hoffentlich gutem Wetter, ein fröhliches gemeinschaftliches Fest mit allen Vereinen, Familien und Nachbarn“, so der Festkettenträger Heinrich van Bühren. Dem kann sich sein Freund und Adjutant nur anschließen: „Es soll eine Kirmes mit viel Spaß und ohne Streit geben“, fügt Werner van Gisteren abschließend hinzu. Na dann: Völ Glöcks met de Kermes!

Ein echter „Journeyman“

Chris Milner ist musikalisch eine Art „Überzeugungstäter“ – der Anlass, zur Gitarre zu greifen, war erstmal banal. „Ich war 15, ein Mädchen hatte mein Herz gebrochen“, erzählte der aus Yorkshire stammende Singer/Songwriter vor seinem Auftritt.

Dylan, Cohen, McTell

Als er als junger Kerl in den 70er-Jahren begann, in den britischen Folkclubs zu singen, ahnte er allerdings noch nicht, dass seine Karriere die „Ups and Downs“ des Musikgeschäftes überleben würde. „Ich wollte unbedingt ein Bob Dylan, ein Cohen, ein Ralph McTell werden“, gestand er im Verlaufe des Konzerts.

Dass sein Weg ihn nach vielen Stationen von Afrika bis Türkei auch an den Niederrhein nach Kevelaer führte, lag an zwei guten Musikerfreunden: dem Kevelaerer Bernd Rolf und dem Reeser Wouter Herman. „Lasst euch überraschen“, rief der gebürtige Niederländer den Gästen zu und kündigte an, später mit dem Hut rumzugehen. „Schließlich will Chris ja nach Hause kommen.“

Und so wechselte der 67-jährige Brite zu Kerzenschein immer wieder zwischen seiner Gibson J 200 und seiner 1972er Yamaha-Gitarre und verwandelte den Hinterraum des „Apfel“ in einen Ort der Geschichten.

Dabei gelang es ihm, den Raum und die darin sitzenden Personen mit seiner ruhigen, sonoren Stimme, schönen Sprachbildern und sauberem, vielseitigen Gitarrenspiel vollständig für sich einzunehmen. Ob er nun die Begebenheit eines Mannes erzählte, der zur Armee soll und dessen Liebste am liebsten mit ihm gehen will, in „Watching you“ beschrieb, wie eine Frau ihm auf seinen Konzerten folgte oder ein Lied über seine Schwester („Sister song“) vortrug, mit der er als Schwester in Afrika großartige und weniger großartige Momente erlebt hatte – ein ums andere Mal folgte das Publikum im Goldenen Apfel dem erdigen, aufrichtigen Sound und seinen Texten.

Brexit und Big Brother

Unvermeidlicherweise wurde er mit dem Blick auf den „Brexit“ und die bevorstehenden Neuwahlen mit „Democracy Week“ auch sehr politisch. „Wir haben mehr Stimmen bei „Big Brother“ als bei den Wahlen – wir stecken da in einer Krise“, wirkte er da für seine Verhältnisse fast kämpferisch.

Er beschwor in seinen Zeilen den „Change of heart“, warb für die Toleranz zwischen den Völkern und intonierte mit dem Publikum zusammen „Ashe Ole Wha“, den Dankesgruß afrikanischer Stammesfrauen. Mit „Streets of London“ sang er nur einen Song von einem seiner Helden – und animierte die Gäste zum kollektiven Mitsingen. Ein schöner Abend mit einem wahrhaftigen Künstler.

Kevelaerer in den Vorstand gewählt

Das Thema Musik begleitet Oliver Nepper schon viele Jahre in seinem Alltag. Der Musiker leitet eine private Musikschule und unterrichtet seit einem Standortwechsel unter anderem Schüler der ersten bis zehnten Klasse der Montessori-Schule in Rheinberg. Das Angebot der Schule sah er als große Chance zur Veränderung. „Den Standort in Kevelaer habe ich dafür aufgegeben.“ Seine ersten musikalischen Schritte als Gitarrenlehrer machte Nepper bei Welbers in Kevelaer. Vor einem Jahr ist der in Kevelaer lebende Musiker der Bezirksarbeitsgemeinschaft Musik Niederrhein Nord e.V. beigetreten und unterstützt den Verein seitdem dabei, Kinder und Jugendliche mittels unterschiedlicher Projekte ihr musikalisches Talent entdecken zu lassen. Jetzt wurde Nepper in den Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender des Vereins ist Raimund Philippi.

Die Arbeit bei der BAG deckt sich „sehr stark mit meinem Engagement der letzten 20 Jahre“, erzählt Nepper. Er hat unter anderem bei der Integra in Geldern gearbeitet und war in der Behindertenarbeit tätig – stets mit dem Bezug zur Musik. Bei der BAG finden sich von der Rock- und Popmusik über den klassischen Bereich bis zum Tanz viele Facetten wieder. Nepper bewegt sich im Bereich Pop- und Rockmusik und ist für die Kreise Kleve und Wesel zuständig.

Für die Jugendlichen

Der Verein erhält jährlich zwischen 20.000 und 30.000 Euro und wird unter anderem vom Landesjugendplan Nordrhein-Westfalen gefördert. Mit den Geldern unterstützt die BAG Projekte unter anderem in Form der Finanzierung von Dozenten oder beim Kauf von Equipment. Für die nächsten drei Jahre seien die Gelder bereits bewilligt, sagt Nepper. „Die Grundidee steckt dahinter, dass das an Jugendliche gehen soll“, erklärt der Musikschulleiter.

Die Musik diene dabei als verbindendes Medium. „Musik ist das Transportmittel, um eine Interaktion zu bekommen“, meint Nepper, der sich jetzt ein Jahr lang Einblicke in die Arbeit des Vereins verschafft hat, bevor er das Angebot als Beisitzer angenommen hat. Das Geld werde immer ausgeschöpft. Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die Anträge „relativ leicht und schnell“ zu stellen sind.

Kein Vereinstyp

Es gebe auch Projekte, die immer wieder die Förderung des Vereins erhalten – die Projekte müssen nicht immer neu sein. Nepper engagiert sich vor allem bei der BAG, weil er denkt, „dass dahinter ein Konzept steckt, das Nachhaltigkeit hat.“ „Ich bin gar kein Vereinstyp“, fügt der 52-Jährige all dem lachend hinzu. „Speziell der Niederrhein ist ja ertränkt – da ersäuft man ja vor Vereinen“, erweckt er beinahe den Eindruck, als komme man hier nicht um das Vereinsleben herum. Dennoch: „Mir macht es Spaß, mich da ein bisschen zu tummeln.“ Seine Vereinstätigkeit möchte der Musikschulleiter klar von seinem Beruf trennen. Es kann jedoch sein, „dass ich innovative Ideen für die BAG während meines Musikunterrichts habe“, macht Nepper deutlich, dass sich die beiden Zweige zwar organisatorisch, aber nicht thematisch und gedanklich voneinander trennen lassen in seinem Alltag.

Zukünftig möchte Nepper sich weiter vorrangig um die Vernetzungsaspekte des Vereins kümmern und sich mit der Frage beschäftigen: „Wer in der Region ist förderungswürdig?“ Eine Position als Vorsitzender könnte er sich generell auch vorstellen, das ist momentan jedoch Zukunftsmusik. Der 52-Jährige ist zufrieden, „solange ich das Gefühl habe, dass meine Initiative erkannt wird. Mich interessiert, dass ich Bewegung reinbringe.“ Das intensiver werdende Vereinsleben mit seinem Beruf unter einen Hut zu bekommen, da hat Nepper keine Zweifel dran: „Eigentliche ist diese zusätzliche Arbeit keine zusätzliche Arbeit, sondern sie befruchtet alle anderen Bereiche, in denen ich zu tun habe.“

Für Frieden und Freiheit

Gegen viertel vor elf stiegen die Mitglieder des Theaterchores Niederrhein auf dem Parkplatz vor der Dreifachturnhalle in den dort parkenden Bus, der sie über die Grenze in das benachbarte Venray transportieren würde. Gut 40 Mitglieder des Chores hatten sich für diesen ganz besonderen Auftritt zusammengefunden. Den Kontakt zu den Veranstaltern der Feier hatte die Mitbegründerin des Chores und gebürtige Niederländerin Marloes Lammerts geknüpft. An einer Lichtung am „Kasteelplaats“ war ein großes Festzelt aufgebaut, vor dem der Bus hielt und wo die Chormitglieder unmittelbar aussteigen konnten. Dort wurden sie von Jos Gerritsen von der „Stichting Cultuurpodium Geijsteren“ herzlich begrüßt.

„Das ist ein einmaliges Erlebnis – 75 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, wo Venray befreit worden ist. Heute sind überall Feierlichkeiten“ sagte Gerritsen. Er verwies auf den englischen Friedhof und die 33.000 deutschen Soldaten, die in Venray begraben sind. Inmitten des rot-weiß-gestreiften Zeltes waren drei übergroße Nationenflaggen – die niederländische, die britische und die deutsche Flagge – als Sinnbild der drei beteiligten Länder aufgehängt. Nach und nach kamen die Zuschauer in das Zelt. Vereinzelt waren tatsächlich Veteranen des Kriegs anwesend – darunter auch Soldaten aus Großbritannien – die entweder auf den Stühlen in der ersten Reihe Platz nahmen oder im Rollstuhl die fast dreieinhalbstündige Feier mitverfolgten.

Eine besondere Feier mit mehreren Nationen

Auch der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Kevelaer, Johann-Peter van Ballegooy, war gekommen, um an dieser historischen Feier teilzunehmen. „Dass wir als Deutsche mit den anderen Nationen zu dieser Feier eingeladen sind“, das sei das eigentlich Besondere, meinte er und schüttelte dem Ortsbürgermeister und dem Bürgermeister von Venray, Hans Gilissen, die Hand.

Der Ortsbürgermeister einträchtigmit Johann-Peter van Ballegooy für Kevelaer und dem Bürgermeister von Venray. Foto: AF

Im Backstagebereich trafen die diversen Chöre und Musiker ein und stärkten sich mit Tee, Kaffee und Brötchen – neben dem Theaterchor Niederrhein“ waren das noch das „Reünie Orkest Limburgse Jagers“, „The Stuart Singers“ aus dem britischen Minchinhampton und der „Kemmerekoor“ aus Geijsteren. Und Marloes Lammerts verriet bei einer Tasse Kaffee, wie es zu der besonderen Einladung gekommen war. „Jos Gerritsen hatte angerufen, weil er nach einem deutschen Chor suchte. Er hatte unsere ‚Freiheit‘-Konzertankündigung entdeckt.“ Zunächst wiegelte sie ab, weil es ein Konzert mitten in den Ferien sein sollte. Doch die Veranstalter ließen nicht locker – und es kamen tatsächlich genug Sänger und Sängerinnen zusammen.

Elmar Lehnen vermittelte dann den Kontakt zu Uli Wintberg, der als Ersatz für den eingespannten Tom Löwenthal dirigieren und Klavier spielen durfte. Der riet seinen Mitstreitern schlicht: „Lasst alles Negative weg, habt Spaß.“ Er gab entspannt die eine oder andere Anweisung und führte den Chor souverän durch seine Beiträge. „75 Jahre Frieden ist ein wichtiger Anlass“, meinte der Dirigent. Und Frans Overman von der „DiF´Ra Advies Groep“ als Mitgestalter des Tages machte klar: „Das hier ist wichtig, weil Singen zusammen verbindet und die Welt eins macht.“

Die „Koninklijk Sint Willibrordusgilde Geijsteren“ bildete mit Kapellenmusik und zwei Fahnenschwenkern beim Einmarsch den Auftakt der Feier, die von Cynthia van Lijf dreisprachig – in englisch, niederländisch und deutsch – moderiert wurde. „Wir befinden uns auf historischem Boden“, machte sie deutlich. „Vor genau 75 Jahren verlief genau auf dieser Wiese die Frontlinie der Kämpfe. Im Schloss waren deutsche Truppen, auf die geschossen wurde von der Straße hinter uns.“ An diesem Tag „ehren wir alle diese oft jungen Menschen, die auf beiden Seiten gefallen sind. Die drei Chöre und das Militärorchester repräsentieren die drei Länder.“

Vertrauen in Gott und der Heimkehrwunsch

Es gehe aber um „mehr als eine Hommage an die Verstorbenen, denn wir wollen auch gemeinsam unsere Freiheit feiern. Denn hier in Westeuropa leben wir jetzt 75 Jahre in relativer Freiheit, auch wenn es Bedrohungen wie kalten Krieg oder Terrorismus gibt.“ Und dementsprechend würdevoll abwechslungsreich und ergreifend verlief das Programm. Sehr getragen waren die Beiträge des ersten Blocks, der vom Vertrauen in Gott und dem Wunsch, nach Hause zurückzukehren, handelte. Der Theaterchor trug dazu mit „Homeward Bound“ und der Solistin Bärbel Rolf bei.

Das Publikum war begeistert. Foto: AF

Im zweiten Block ging es um Einheit, die Sehnsucht nach Frieden und die Erinnerung, die nicht enden darf – ihren Ausdruck findend in „Ich will nicht vergessen“ mit Marloes Lammerts als Solostimme für das Kevelaerer Ensemble. Die anderen Ensembles sorgten für einen beeindruckenden Beitrag nach dem anderen – ob „Verleih uns Frieden“ vom Kemmerekoor, „One“ von „The Stuart Singers“ oder dem wirklich zu Herzen gehenden „En Aranjuez con tu amor“ mit Trompetensolo.

Richtig gut passten auch die beiden Theaterchor-Lieder „Alles oder nichts“, das die Befreiung von den „Ketten“ beschwor, und „Das Lied der Moldau“, wo von „den hiesigen Plänen der Mächtigen, die zum Halt kommen“, die Rede ist.

Bis heute ein berührender Augenblick

Und nach der Pause sorgten die Kevelaerer Sänger mit „Frei und schwerelos“ und „Don‘t stop me now“ von Queen für frischen Wind im weiten Rund und erhielten dafür viel Applaus – passend zu der feierlich-fröhlichen Grundstimmung des zweiten Teils. Und wer in die sentimental-schimmernden Augen alter Soldaten bei der „Glenn Miller Parade“ des Limburger Orchesters gesehen hat, der verstand, wie berührend für diese Menschen der versöhnliche Augenblick bis heute ist. 

Gemeinsam sangen alle dann „Vera Lynn forever“ – und als Johannes Stammen für den Theaterchor „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen intonierte, hielten sich alle Menschen im Zelt bei den Händen und sangen mit – ein Gänsehautmoment für alle.

Und als alle Chöre mit den Taschentüchern zum Abschied winkten, war allen bewusst, dass sie ein bedeutendes, besonderes Erlebnis miteinander hatten feiern dürfen. Hinter der Bühne beglückwünschten sich alle Chöre gegenseitig zu ihren wunderbaren Gesängen und verabschiedeten sich voneinander. So einfach kann es sein, in Frieden vereint zu sein. 

Eine Fotogalerie zur Veranstaltung finden Sie hier.

Mandolinen-Melancholie

Kein Stuhl im Foyer des Marienstiftes war frei – so groß war die Vorfreude der Bewohner und der Musikinteressierten in Kevelaer auf die musikalische Darbietung dieses Nachmittags. Die „Mandolinenfreunde 1923 Goch“ unter der Leitung von Hans-Josef Korsten sind in dem Haus seit Jahren ein gern gesehener Gast. „Die waren schon so oft hier“, konnte die Veranstaltungsorganisatorin des Hauses, Irmgard Hardt, also „alte Bekannte“ begrüßen. Später geriet sie nach der unterhaltsamen Stunde förmlich ins Schwärmen. „Mandolinen sind für mich Italien, Südamerika. Danke, dass wir träumen durften.“

Tatsächlich hatte das 14-köpfige Ensemble für einen stimmungsvollen Nachmittag gesorgt – ob es nun um die ausführliche Erläuterung des Instrumentes Mandoline betraf, dessen italienische Herkunft und Anwendung vom Barock bis zur heutigen Popmusik – oder einfach nur die Musik, die das Ensemble darbot. Dabei unternahm das Orchester einen Streifzug durch verschiedene musikalische Kulturen und Kontinente, die bei vielen der Anwesenden erkennbar Wehmut und Erinnerung auslösten.

Hans-Josef Korsten als Sänger

Vom kubanischen „Guantanamera“ über das neapolitanische „Santa Lucia“ hin bis zu den „Capri-Fischern“ reichte das Repertoire der „Mandonlinenfreude“, deren Leiter Korsten die Anwesenden erfolgreich zum Mitsummen und sogar Mitsingen anregen konnte. Bei dem Song „The Rose“ gelang den Musikern ein wunderbarer Spannungsbogen, der melodisch tatsächlich anrührend war. Spontan hatten sie sich am Morgen dazu entschlossen, „Die kleine Bergkirche (Ave Maria)“ vorzutragen. Und Hans-Josef Korsten nutzte die Gelegenheit, sich als Sänger einzubringen – genauso wie bei dem offiziellen Schlusslied „Hallelujah“ von Leonard Cohen.

Das endgültige Ende passte dann zu den 60 Minuten melancholischer Musik-Nostalgie mit Wehmutscharakter: „Ein schöner Tag war uns geschenkt“ zur Melodie von „Amazing Grace“.

Turmbläser aus Kevelaer spielen im Xantener Dom

Mit verschiedenen Aktivitäten macht die „Aktion pro Humanität“ (APH) aus Kevelaer immer wieder auf die Notwendigkeit des friedlichen Zusammenlebens aufmerksam. Musikalisch wird es am Dienstag, 15. Oktober 2019. Ab 19 Uhr werden an diesem Tag fünf Turmbläser aus Kevelaer im Xantener Dom den „Frieden posaunen“. Das Quintett ist in Kevelaer bekannt, da es immer am Ersten Weihnachtstag feierliche Musik vom Turm der Basilika spielt.

Schirmherr der Friedensaktionen ist Weihbischof Rolf Lohmann, der bei der APH Mitglied des Kuratoriums ist. Er wird an dem Abend eine Friedenspredigt im Viktor-Dom halten. Zum Hintergrund der Reihe erklärt die APH-Vorsitzende Dr. Elke Kleuren-Schryvers: „Sich am Niederrhein gemeinsam engagieren für Freimut, Toleranz, Solidarität und Frieden – das war der Gedanke, als sich die Aktion pro Humanität zu dieser Aktionsreihe entschloss. Diese Identität unserer Region, die sich gerade auch in Xanten historisch und christlich manifestiert, gilt es gerade in heutiger Zeit des zunehmenden Individualismus, des Populismus und der Spaltungstendenzen zu bestärken, zu betonen.“

Mit neuem Album im Gepäck zu Besuch in Kevelaer

Pünktlich zum 35-jährigen Bestehen seines Klassikers „Sehnsucht“ blickt der Kölner Songschreiber, Buchautor und Radiomoderator Purple Schulz mit seinem neuen Album „Nach Wie Vor“ zurück auf sein Lebenswerk. Mit seiner Musik prägte er den Soundtrack der 80er Jahre – und hinterlässt überall, wo er auftritt, bis heute einen bleibenden Eindruck. Am 21. November 2020 präsentieren WDR 4 und das Stadtmarketing Kevelaer den Sänger im Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt. Der Vorverkauf läuft bereits.

Songs wie „Verliebte Jungs“, „Kleine Seen“ oder „Du hast mir gerade noch gefehlt“ sind längst Klassiker – und seine melancholische Hymne „Sehnsucht“ mit dem markerschütternden Schrei „Ich will raus!“ brachte 1984 nicht nur das Lebensgefühl einer Generation auf den Punkt, sondern ist ganz einfach unvergessen. Dabei hält Purple Schulz seinem Publikum durchaus den Spiegel vor, prangert Doppelmoral und Missstände an – auf sympathisch-schelmische Art und mit seinem typisch rheinischen Humor.

Coole Jazz-Nummer und opulentes Klangkunstwerk

Zu hören sind in Kevelaer Lieder, die Purple Schulz nach wie vor wichtig sind und die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben, darunter „Immer nur leben“, „Der Stand der Dinge“ und „Durch Ruinen“. In völlig neuem musikalischem Gewand ohne die Synthesizer-Sounds der Vergangenheit erklingt beispielsweise „In dieser Nacht“ als coole Jazz-Nummer. Aus „Schwalben“ wird ein kleiner, aber vor allem zeitloser Gitarren-Folksong und aus „Der Wal“ ein opulentes Klangkunstwerk von epischen Ausmaßen.

Virtuos begleitet wird Purple Schulz bei seinem Auftritt von Markus Wienstroer an Gitarre, Violine und Banjo. Das Publikum kann sich am Samstag, 21. November 2020, auf einen spannenden und unterhaltsamen Abend freuen, an dessen Ende man sich gleichermaßen umarmt, amüsiert und gerührt fühlen wird.

Eintrittskarten sind beim Service-Center im Erdgeschoss des Rathauses der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Peter-Plümpe-Platz 12, Tel. 02832/122-991, erhältlich.

Diesmal nur als Begleiterin

Rund 40 Besucher hatten den Weg in die Marienbasilika gefunden, um dem nachmittäglichen Konzert zu lauschen. „Die Königin der Instrumente“ stand einmal nicht monarchisch im Vordergrund, sondern gab sich dezent als Begleiterin. Christiane Frey (Querflöte) und Stefan Metzger-Frey (Orgel) hatten ein Programm mit vorwiegend französischer Musik für diese nicht besonders gängige Instrumentenpaarung ausgewählt. Entsprechend dünn gesät ist auch die originale Literatur, sodass der Weg um Bearbeitungen gar nicht herumführen konnte.

Dem Zuhörer wurde bei diesem Basilikakonzert ein gänzlich anderes Hören abverlangt, als ansonsten gemeinhin üblich: Nicht das Aushalten der (zu vielen) Tutti-Spitzen war dieses Mal die Herausforderung, sondern ein aktives Hinhören auf feinste Schattierungen. Und diese bietet die Seifert-Orgel in reicher Zahl, eine vielfach unterschätzte Stärke dieses imposanten Instrumentes. Die schlanke melodische Querflötenlinie wurde immer wieder aufs Neue von Begleitstimmen unterschiedlicher Farbigkeit eingehüllt.

Das gelang am besten bei den Stücken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die sich wie M. C. Bakers (*1937) Elegy oder die beiden Kompositionen C. Koechlins (1897-1950) einer der Romantik oder gemäßigten Moderne entspringenden Tonsprache bedienten. Besonders erwähnenswert ist dabei sicherlich das zum Klingen gebrachte „Kaddish Nr. 1“ von Maurice Ravel (1875-1937) aus den „Deux mélodies hébraïques“. „Kaddish“, aus dem Aramäischen „heilig“, ist nicht nur ein wichtiges jüdisches Heiligungsgebet, ist es doch ein Lobpreis auf Gott und damit auf das „Unbenennbare“, sondern spielt auch im Totengedenken eine wichtige Rolle. Ravels zwischen Spätromantik und Impressionismus stehende Tonsprache verbindet sich mit „östlicher“ Rhythmik und Melodik in dieser ursprünglich für Gesang und Harfe/Klavier gesetzten und später orchestrierten Komposition.

Zwei barocke Sonaten

Etwas schwerer hatte es das Duo mit den beiden barocken Sonaten, die eigentlich eine direkte Akustik und Nähe zum Publikum benötigen, um ihre ganze Geltung und Virtuosität zu entfachen. Da ging zu viel an kompositorischem Detail und artikulatorischer Spielfreude unter, was man aber kaum den Musikern direkt anlasten konnte.

Alles in allem boten die beiden Musiker aus Lüneburg dem Publikum eine knappe Stunde Musik, die am Schluss noch durch eine Zugabe ergänzt wurde.