Beiträge

Ein ganzer Tag der Orgel gewidmet

Sie trägt den Titel „Königin der Instrumente“: Die Orgel ist für viele Hörerinnen und Hörer faszinierend und fremd zugleich. Häufig entfernt auf einer für Kirchenbesucher unerreichbaren Orgelempore kann sie mal aufbrausend, mal sanft erklingen. Doch was verbirgt sich hinter der oft schmuckvollen Fassade? Und wer kann der Orgel Töne entlocken und damit Gottesdienste musikalisch gestalten? All das wird beim Orgeltag Westfalen beantwortet, der am Sonntag, 13. Juni 2021, zum zweiten Mal stattfindet. 2018 hatte die Evangelische Kirche von Westfalen den Tag ins Leben gerufen, im kommenden Jahr wird er erstmals in ökumenischer Zusammenarbeit mit den (Erz-)Bistümern Essen, Münster und Paderborn veranstaltet. Gesucht werden nun Pfarreien, Kirchenmusikerinnen und -musiker, die sich beteiligen und ihre Orgel der Öffentlichkeit vorstellen.

Ob Orgelkonzerte, Orgelführungen für Kinder und Erwachsene, ein Probekurs an einer Orgel oder ein Gemeindefest mit Orgelschwerpunkt – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Vom historischen Kleinod in einer Dorfkapelle bis hin zur computergesteuerten Spielanlage einer Großorgel soll die gesamte Bandbreie an Instrumenten vorgeführt werden.

Ulrich Grimpe, Leiter des Referats Kirchenmusik im Bischöflichen Generalvikariat in Münster, ruft zum Mitmachen am 13. Juni auf: „Lassen Sie uns gemeinsam die Orgel für einen Tag in den Mittelpunkt stellen. Die ‚Königin der Instrumente‘ ist faszinierend und wird es immer bleiben.“

Praktischer Workshop

Im Bistum Münster sind bereits die ersten Veranstaltungen zum Orgeltag Westfalen in Vorbereitung: So bietet Thorsten Maus, Regionalkantor für das Kreisdekanat Recklinghausen, in Datteln, St. Amandus, einen Workshop zum Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach an. Ab 14 Uhr ist ein Einführungsvortrag geplant mit anschließender Erarbeitung von Choralvorspielen an der Klais-Orgel. Die Teilnehmenden erlernen unter der Leitung von Maus die Phrasierung und Artikulation der Choralvorspiele, die Gestaltung der Liedzeilen, rhetorische Figuren und erhalten Anregungen für die klangliche Umsetzung. Die Teilnahme ist aktiv und passiv möglich. Um 18 Uhr beginnt ein Orgelkonzert mit Thorsten Maus. Informationen und Anmeldung sind bei Thorsten Maus möglich, E-Mail maus-t@bistum-muenster.de.

In Ahaus, St. Mariä Himmelfahrt, bietet Jan Willem Docter an, die neue Fleiter-Orgel auszuprobieren. Nach Begrüßung und Präsentation der Orgel erhalten drei Organistinnen / Organisten pro Stunde die Möglichkeit, die Orgel selbst zu spielen, Literatur vorzutragen, zu improvisieren oder mit den Anwesenden Gesänge anzustimmen. Abends ist ein Orgelkonzert mit Docter geplant.

In Bocholt trifft der Orgeltag Westfalen auf die „Bocholter Orgeltage“, die regelmäßig im Juni stattfinden. In diesem Rahmen sind zunächst eine Orgelwanderung (Besichtigung und kleine Konzerte auf den Orgeln der drei Innenstadtkirchen) und voraussichtlich eine „lange Orgelnacht“ mit Konzerten und kulinarischer Pause in der St.-Georg-Kirche geplant. Der Erhalt weiterer Informationen und Anmeldung zu den beiden Veranstaltungen sind möglich bei Regionalkantor Werner Hespe, E-Mail hespe@bistum-muenster.de.

Die Pfarreien können ihre Veranstaltung im Internet unter www.orgeltag-westfalen.de anmelden. Dort werden alle Veranstaltungen gesammelt und anschließend gebündelt in einer Broschüre veröffentlicht und zentral beworben. Zugleich werden auch Vorlagen für die eigene Plakatierung der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

Es war wieder Stimmung in der Bude

In der Pause stand Inhaberin Jutta Pesch-Braun mit Sängerin Daniela Rothenburg am Tisch vor ihrem Restaurant und genoss die frische Luft. „Ich bin total glücklich. Ich freue mich so, dass endlich wieder Stimmung im Haus ist, dass die Leute hören dürfen, den Abend genießen können und neue Leute kennenlernen an so einem Abend. Das ist wunderbar“, sprach sie damit Gästen wie Gerlinde Steffen aus der Seele. Die war froh, „dass es überhaupt stattfindet“, auch wenn es „ein bisschen mager vom Besuch her“ war. Tatsächlich hätten es nach der längeren Musikpause noch mehr Gäste sein können.

Pesch-Braun hatte aufgrund der Umstände die Band im hinteren Raum ihres Hauses platziert – eine Position, die sie bei ihrem allerersten „Apfel“-Konzert schon mal eingenommen hatte. Damals war der Sound dort nicht optimal, diesmal aber kam das Ganze vom Klang her sehr transparent rüber.

Der 22-jährige Kölner Posaunist Philipp Hayduk.

Auch für die Musiker war es nach den recht unsicheren Zeiten mit wenig bis gar keinen Engagements wieder eine schöne Gelegenheit, zu zeigen, was sie können. „Es ist angenehm, wenn man wieder spielen kann, aber es war eine längere Durststrecke“, meinte Schlagzeuger Stefan Jansen, der im September nach Monaten wieder die ersten Gigs hatte. „Es ist eine komische Zeit, ich fühle mich noch immer wie im falschen Film“, meinte er. „Es ist alles sehr gedämpft, so surreal, wenn Du Musik machst, weil auch das Publikum zu weit weg ist, nicht stehen darf.  Da merkt man, wie wichtig die Nähe zum Publikum ist – das ist Sparflamme: Aber wir sind wieder dran, und das ist das Wichtigste – auch für die Leute.“

Völlig ziellos

Auch der junge Kölner Posaunist Philipp Hayduk, der den Abend mit seinen flüssigen Phrasierungen, sensiblen Linien und insgesamt starken Soli prägen sollte, war froh, dabei zu sein. „Man ist völlig ziellos eigentlich, weil du weißt, du kannst nicht planen bis ins nächste Jahr“, sagte der 22-Jährige zu den Monaten des Nicht-Musizierens. „Und Du musst Dein Niveau halten. Ich bin noch Student, der finanziell nicht davon abhängig ist. Aber die, die davon abhängig sind, für die ist das hart.“ Gemeinsam mit Bandleader Wolfgang Czeranka am Piano, dem Klever Bassisten Sebastian Timm, und der erneut zauberhaften Chanteuse Daniela Rothenburg, boten die beiden an dem Abend einen unterhaltsamen Mix aus Swing, Blues, Shuffle, Pop, Bossanova und Jazzklassikern.

Dabei überzeuge Rothenburg beim Nina-Simone-Klassiker „My baby just cares for me“, brachte das Feeling von „Miss Cellies Blues“ aus dem Film „Die Farbe Lila“ wunderbar zum Ausdruck, legte eine Prise erotische Spannung in den Klassiker „Fever“. Auch Frank Sinatras „Straighten up and fly right“ oder dem Song „Just the two of us“ gab sie gesanglich die richtige Note.

Schlagzeuger Stefan Jansen.

Dabei „flirtete“ sie entspannt mit dem jungen Hayduk, der unter Beweis stellte, warum er an seinem Instrument als sehr vielversprechendes Talent gilt. Wunderbar von einer swingenden „Rhythmusmaschine“ aus Piano, Bass und Schlagzeug unterstützt, lieferte er bei  „Comrade Conrad“, der schön-schrägen Thelonious Monk-Nummer  „I mean you“ oder dem sehr relaxten „The Masquerade“ den Beweis für sein fein-filigranes, klar strukturiertes Spiel.

Jeder der Musiker unterstrich in seinem jeweiligen Solopart die individuelle Klasse, „Neuzugang“ Sebastian Timm belebte mit seinem federnden Rhythmus das Gerüst des Bandklangs. Und nach zwei Zugaben durften sich die Musiker wieder zu ihrem obligatorischen Gruppenbild – mit Abstand – zusammenfinden.  „Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete Wolfgang Czeranka das Publikum – in der Hoffnung, dass der nächste Termin am 12. November auch tatsächlich so vonstatten gehen kann.

Einfach mal probieren

Seit fünf Jahren unterhält der Theaterchor Niederrrhein mit einem vielfältigen Repertoire von 30er-Jahre-Musik bis zum Queen-Rock das Kevelaerer Publikum. Die alljährlichen Konzerte des Chores finden großen Anklang, sogar vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wurde der Chor nach Bonn eingeladen und kam mit dem Staatsoberhaupt ins Gespräch.

Jetzt wollen die Mitglieder der Chorgemeinschaft ihrer Historie ein weiteres Highlight hinzufügen. Denn der Theaterchor hat sich für die „Nacht der Chöre“ beworben, die von der „Rotkäppchen“-Sektkellerei ausgerichtet wird und Mitte November in Freyburg / Sachsen-Anhalt stattfinden soll – musikalisch unterstützt von dem Popstar Johannes Oerding und dem Komponisten Dieter Falk.

Geschickter Link

„Wir sind da dran gekommen, weil ein Mitglied unseres Chores mal den dazugehörigen Link geschickt hat“, erinnert sich Marloes Lammerts, eine der beiden Gründerinnen des Chores. „Da habe ich spontan gesagt: Das könnten wir doch mal machen.“ Der Vorschlag ging in den Chor-Vorstand und an die Stimmsprecher, die sich mit der Idee sofort anfreunden konnten.

Wie kriegt man es aber hin, sich für so einen Wettbewerb angemessen zu präsentieren? Als Grundbedingung war gefordert, den eigenen Lieblingssong zu singen, sich dabei filmen zu lassen und das Video auf der Internetseite des Unternehmens unter dem Stichwort „Nacht der Chöre“ hochzuladen.

Nur ein einfaches Filmchen, das sollte es eigentlich nicht sein, dachten sich die Verantwortlichen des Chores. Auch da half der Zufall mit: Lammerts, die als Künstlerin Keramik-Skulpturen herstellt und auch mal auf Ausstellungen zu finden ist, traf auf der „Landart“ Ende August im Achterhoek den Foto- und Filmjournalisten Gerry Seybert.
Der drehte dort zufällig einen Imagefilm über die Veranstaltung. „Da habe ich ihn einfach gefragt, ob er nicht was für uns machen könnte. Und er hat spontan zugesagt.“ Am 1. September kam Seybert dann mit seinem Equipment in das Forum Pax Christi, wo der Chor seit ein paar Wochen wieder seine Proben durchführt, drehte einzelne Einstellungen der Proben und führte Kurzinterviews mit einigen Mitgliedern.

Es entstand ein 4:59 Minuten langer Kurzfilm, der die Idee und die Philosophie des Theaterchores in angemessener Form zusammenfasst. „Wir haben uns vor Ort umgesehen und dann spontan entschieden, wer aus dem Chor dazu auch was vor der Kamera sagen kann“, sagt Christina Derix, die zweite Gründerin des Theaterchores.

„Garniert“ wurden diese Aussagen und Probeaufnahmen mitAusschnitten aus den Konzerten, die im Bühnenhaus Kevelaer stattfanden.

Eine Jury, die sich aus dem Sänger Johannes Oerding, Dieter Falk, dem „Rotkäppchen“-Marketing-Manager Tobias Richter, Moderatorin Johanna Klum und dem Model und der Schauspielerin  Marijke Smittenaar zusammensetzt, entscheidet Anfang Oktober, welche zwei Gewinnerchöre und SängerInnen dabei sein dürfen.

Coaching mit einem Komponisten

Die sollen dann Anfang November durch ein Coaching mit Dieter Falk – abhängig von der aktuellen Situation – persönlich in ihrer Heimatstadt oder digital auf die „Nacht der Chöre“ vorbereitet werden. Die „Nacht der Chöre“ soll dann am 14. November nach klaren Abstands- und Hygienevorgaben im Lichthof der „Rotkäppchen“-Sektkellerei stattfinden.
„Wir wissen nicht, was da alles genau passiert“, sagten die beiden Frauen. „Da müssen wir uns überraschen lassen.“ Auf jeden Fall glauben sie an die Chance ihres Chores. „Wir haben eine super Bewerbung abgegeben und einen super Imagefilm. Und wenn wir nicht genommen werden, kann man mit dem Film immer super darstellen, was der Theaterchor ist.“

Älterwerden mit Musik

Was haben diese vier – man verzeihe mir den Ausdruck, aber hier passt er doch ganz prima – Weibsbilder nicht schon alles hinter sich gebracht: Ehealltag und Beziehungsstress haben dabei ebenso ihre Spuren hinterlassen, wie Küche, Kinder und Klimakterium. Sie haben erst „Heiße Zeiten“ erlebt und dann wurde es „Höchste Zeit“ für eine Fortsetzung ihrer Lebensgeschichten mit anderen Mitteln, die in diesem Falle Lieder sind. Und nun? Wo man doch jetzt weiß, dass sie mit Kodderschnautze oder Karriereblick, mit Eleganz oder Familiensinn so ziemlich jeder Lebenssituation trotzen können, was soll da noch kommen? Richtig: „Knocking on heaven‘s door“.

Das schwere Leben und die Leichte-Muse-Schippe

Kommt aber nicht, zumindest nicht als Song drin vor, im dritten Teil dieses wunderbaren Quartett-Spiels, welches das manchmal schwere Leben der vier Damen musikalisch auf die Leichte-Muse-Schippe nimmt. In „Himmlische Zeiten“ bekommt die Karriere-Leiter der Karriere-Frau (richtig resolut und sehr schön energiegeladen: Franziska Becker), die schon ein schönes Stück über den Wolken schwebt, sich aber für die letzten Stufen tatsächlich noch kosmetisch generalüberholen lassen will, plötzlich einen Knick. Die Junge (herrlisch hektisch und ein fantastischer Wirbelwind: Nini Stadlmann) merkt, dass auch Torschlusspanik und ein zweites Kind kein guter Kitt für eine brüchige Beziehung sind.

Die beiden anderen haben das alles längst hinter sich gelassen – doch gerade für sie hält das Leben zum Ende hin die unliebsamsten Überraschungen bereit. Die patente Hausfrau (Angelika Mann, eine „Kumpeline“, wie man sie sich ein Leben lang wünscht) hat sich tapfer durchs Älterwerden geackert, um nun festzustellen, dass da kein finanzielles Polster bleibt, auf dem sie sich einmal ausruhen könnte. Die Vornehme (Heike Jonca ist in den traurigen Passagen so eindringlich, dass man ihre Hand ergreifen möchte) hat einen Golfball an den Kopf bekommen, der jedoch nicht lange dazu taugt, den wahren Grund ihrer garstigen Verwirrtheit zu kaschieren: Demenz.

Alzheimer und Altersarmut – ja auch diese wirklich existenziellen Themen kommen aufs Tapet. Für Lösungsansätze ist die Revue-Bühne sicherlich der falsche Ort, und auch die Gefahr, ins allzu seichter Fahrwasser flacher Witze zu geraten, ist groß. Doch das einfühlsame Produktionsteam (Tilmann von Blomberg, Buch; Carsten Gerlitz, Liedtexte und musikalische Arrangements; Katja Wolff, kreative Entwicklung und Regie) und gute Darstellerinnen sorgen für eine angemessen ernsthafte Auseinandersetzung. „Altwerden ist nichts für Feiglinge“, heißt es im Untertitel treffsicher. Es ist ein Kampf gegen das Älterwerden, der hier an vier unterschiedlichen Fronten geführt wird. Und nicht vorgeführt, wohlgemerkt. Mal wird mit Witz gekämpft, mal mit Krallen, mal mit Sarkasmus, mal mit Verzweiflung – immer aber mit Würde, die wohl zu den schärfsten Waffen einer Frau zählt.

Happy-End oder endlos happy?

Was bleibt, von einem wirklich unterhaltsamen Abend, bei dem das Damen-Quartett noch einmal so richtig aufdrehen darf, ist die Erkenntnis, dass nicht das vielzitierte Happy-End zählt, sondern die Zeit bis dahin so happy wie möglich zu bleiben. Und dazu kann eine solche Revue einen wunderbaren Beitrag leisten.

Klangzauber für den Sinnesgarten im Katharinen-Haus

Seit kurzem gibt es mit dem großen Klangspiel ein besonderes Highlight für die Bewohner und Besucher des Katharinen-Hauses (Caritasverband Geldern-Kevelaer) in Winnekendonk. Zu finden ist dieses im Sinnesgarten, der die Wahrnehmung der Besucher in besonderen Maße stärken und inspirieren soll. Angefertigt wurde das Instrument vom Gitarren- und Geigenbauer Jens Towet und seiner Praktikantin Christin Burger.

Es brauchte nicht lange, dass die Betreuungskraft Monika Behrens den Instrumentenbauer, der sonst mit Xylophonen und Glockenspielen eher weniger in Berührung kommt, dafür begeisterte, diese Idee für das Katharinen-Haus umzusetzen. Er entwarf nicht nur das Klangspiel, sondern baute, installierte und stiftete es dem Seniorenhaus. Über 20 Stunden Arbeit stecken im Instrument, das sich aus einem Röhrenglockenspiel und Klangstäben aus Eschenholz zusammensetzt.

„Neugierig haben die ersten Heimbewohner das Klangspiel schon ausprobiert. Es lädt einfach zum Musizieren ein“, freut sich Behrens. „Auch aus einem Rollstuhl heraus ist das Instrument gut erreichbar.“ Markus Kremer, Bereichsleiter Stationäre Pflege des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer: „Uns herzlicher Dank gilt Jens Towet. Denn Bewohner und Mitarbeitenden des Katharinen-Hauses freuen sich sehr über die lebendige und klangvolle Bereicherung des Gartens.“

Performance in der Museumsgasse

Am Samstag, 26. September 2020, findet in Kevelaer eine Klang-Performance mit dem Kölner Perkussionisten und Klang-Aktionisten Holger Maik Mertin statt. Dabei wird der öffentliche Raum zwischen Museumsgasse und Mechelner Platz zum Instrument. Mertin bespielt Flächen, Wände, Böden, Scheiben und Geländer. Selbst die Luft wird in Schwingung versetzt. Er nutzt minimale Hilfsmittel wie „Reibeschlägel“ und „Elastix“. Ansonsten sind die Hände, Füße und der ganze Körper Klangerzeuger und die Bewegung im Raum wird zu einem zentralen Moment. In Kooperation mit dem Niederrheinischen Museum, dem Bereich Tourismus und Kultur der Stadt Kevelaer und mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze ermöglicht der Verein „wirKsam e.V.“ diese Klang-Performance im öffentlichen Raum. „Neue Zeiten brauchen neue Formate. Wir von wirKsam arbeiten daran und freuen uns immer über Unterstützung“, sagt Daniel Wouters, der im vergangenen Jahr die Nachfolge seiner Schwester Frederike „Fredda“ Wouters im Vorstand des Vereins angetreten hat.

Im Rahmen einer Residenz hat Holger Mertin von Mittwoch bis Samstag Zeit, die Gegebenheiten am Museum auszuloten. „Wundern Sie sich also nicht, wenn dort jemand auf den Vitrinen herumtrommelt“, so Wouters. Am Samstag, 26. September 2020, findet dann zwischen 19 und 20 Uhr die eigentliche Performance statt. Die Zuhörer können ihren Platz frei wählen und dem Künstler auf seinem Weg folgen. Es gelten die Corona-Bestimmungen im öffentlichen Raum, also Abstand und das Tragen einer Maske. „Im letzten Jahr hat Holger bereits unser Vereinslokal, das KUK-Atelier Kevelaer bespielt. Es ist schon erstaunlich, was alles zum klingen gebracht werden kann. Selbst meine Kinder haben gespannt zugehört, wenn Holger den Feuerlöscher oder den Heizkörper bespielt hat.“ Der Eintritt zur Performance ist frei. Es wird darum gebeten, möglichst leise zu sein, um die Klänge auch aus der Distanz hören zu können. Nähere Infos bietet die Vereins-Homepage unter www.wirksam-ev.de.

Kammerkonzert der Jungen Streicher Kevelaer

Live-Konzerte haben in diesen Zeiten durch Corona noch immer Seltenheitswert. Um so erfreulicher war es für die Zuhörer und Zuschauer im Museum, vier Streichquartette und ein Streichquintett live hören zu können. Die Mitglieder der vier Streichquartette, so erklärte Thomas Brezinka, hatten ihre Stücke in einem Kammermusikkurs in Wesel zwei Wochen zuvor, zum großen Teil unter Leitung von Maren Brezinka, einstudiert. 

Nun konnten die 16 jungen Streicher, die alle Schüler oder Mitglieder der verschiedenen Streichorchester unter Leitung von Maren und Thomas Brezinka sind, ihr Können unter Beweis stellen. Den Anfang machten Anna de Boer, Emma Kocken, Linda Merta und Alina Mayzaud mit dem Marsch aus der Oper „Flavius“ von Georg Friedrich Händel. Ihnen folgten Julia Behrendt, Neele Mayzaud, Charlotte Kersten und Ben Giesenschlag mit „Aus der Manege – Zirkusklänge für Streichquartett“ des modernen Komponisten Patrick Huck. Marline Paul, Sophia El Mansouri, Leonard Davies-Garner und Johannes Lehnen präsentierten das Streichquartett in g-moll von Luigi Boccherini. Den Abschluss der Quartette bildeten Amelie Papke, Viktoria Jakimowicz, Carla Hermsen und Lisa Czeranka mit dem Streichquartett Nr. 1 des spanischen Komponisten Juan C. de Arriaga.

Den zweiten Teil des Konzertes bildete das Streichquinett G-Dur op. 111 von Johannes Brahms, vorgetragen von Musikstudenten, die Thomas Brezinka als „Crème de la Crème“ bezeichnete. Darunter Jannis Hoesch, der bei den Jungen Streichern Kevelaer von 2005 bis 2013 Konzertmeister war und auch danach oft als Solist für das Jugendstreichorchester auftrat. Mit Albert Steinberger, Veronika Rädler, Isabel Kreuzpointner und Chung-Jung Chung hatte er junge Meister aus Violine, Bratsche und Cello nach Kevelaer geholt, die in diesem Stück, das einen Rückblick von Brahms auf sein Leben bildet, die Post abgehen und eine spannende Bandbreite menschlicher Gefühle mit Saiten und Bogen lebendig werden ließen. Das Publikum zeigte sich nach dem eine gute halbe Stunde dauernden Stück begeistert und zollte den jungen Musikern stürmischen Applaus, die sich ihrerseits mit einer Zugabe bedankten.

„Es war wunderschön und sehr abwechslungsreich, alle haben super gespielt“, meinte Christiane El Mansouri. Yves Mayzaud würdigte das Konzert als phantastisch und beeindruckend. Marita Billaudelle freute sich, dieses Konzert als erstes Live-Konzert seit Ausbruch der Pandemie erlebt haben zu können. „Der Effekt einer Liveveranstaltung kam voll rüber: Der Funke sprühte nicht nur zwischen den Musikern, sondern ging aufs Publikum über.“ 

Zurück zur Open-Air-Kultur

Am Eingang des Forums Pax Christi begrüßten Elmar Lehnen und Bastian Rütten die gut 90 Gäste, die sich am vergangenen Freitag einen besondere musikalischen Leckerbissen nicht entgehen lasen wollten. „Weil Mut erlaubt ist und Übermut verboten“, habe man sich entschieden, den Abend stattfinden zu lassen, meinte Pastoralreferent Rütten zu der Idee des Konzerts. „Mut im Sinne von: das zu tun mit überlegten Abständen und einer guten Sicherheit, das ist dran gerade im Bereich Kultur.“ Man habe abgewogen und beschlossen, „dass wir das hier draußen gerade noch können“. Das Forum sei ein Juwel hier. „Und wir haben gesagt, wir tun das, weil wir mit den Künstlern schon lange unterwegs sind und die Not sehen, dass die halt spielen wollen.“

Man kenne sich schön länger. „Hans-Jörg Fink macht mit mir und Elmar Lehnen zahlreiche Projekte. Und dann haben wir uns unterhalten und gesagt, dass wir hier die Möglichkeit haben, wenigstens irgendwas zu machen, wo es halbwegs warm ist.“ Dem Posaunisten und seinen Kollegen Olaf Krüger (Trompete, Flügelhorn), Kay Kellner (Trompete, Flügelhorn) und Karsten Süßmilch (Bassposaune) war die Vorfreude auf das Konzert anzumerken. „Im März war Shutdown, letzte Woche hatten wir ein Konzert, davor waren keine Möglichkeiten. Alles was geht, ist prima.“ Nicht umsonst war auf dem Programmzettel von einem „Berufsverbot“ durch Covid-19 und einem „ersten Schritt, dass Live-Kultur wieder einen angemessenen Platz in der Gesellschaft einnehmen kann“, die Rede.

Hochklassige Musik im Zusammenspiel

Entsprechend traten die vier Musiker vor das Publikum und gaben mit dem fast fanfarisch-fetzigen „First call“ von Torsten Maaß den richtigen Klangimpuls zum Auftakt. Was in der folgenden knappen Stunde die Zuhörer unterhielt, war hochklassige Musik von vier gleichberechtigt agierenden Könnern, die sich im Zusammenspiel souverän durch die diversen Musikstile bewegten. 

Ob nun im kubanischen Gewand bei „Peanut Vendor“, klassisch-erhaben mit kompaktem Klangkörper bei Claude Debussys „The Girl with the flaxen hair“, dem jazzigen, bossanova-beschwingten „Fab Four“ von Michael Davis oder der sehr melodisch-vielschichtigen Komposition „Dijio“ von Tini Thomsen – die Musik war stets stimmig, aufeinander abgestimmt und ein Vergnügen fürs Ohr.

Groove, Gefühl und ein Stück Kopfkino brachte Elmar Lehnens Stück „Liebesleben einer Ameise“ mit sich. Barock wurde es dann mit Henry Purcells „Ouvertüre“ und „Air, latin-jazziger mit dem „Samba d´Orpheo“. Mitreißender Höhepunkt des Abends war am Ende die Michael-Jackson-Nummer „Thriller“ – und mit einem ruhigen „Guten Abend, gute Nacht“ verabschiedeten die Künstler ihr Publikum nach einer kleinen Hutspende in die angenehmen Reststunden.

Konzert im Forum Pax Christi

Am Freitag, 18. September 2020, lädt die Pfarrgemeinde St. Marien Kevelaer um 20 Uhr zu einem einstündigen Konzert ins Forum Pax Christi ein. In der Coronazeit bietet das Forum die Möglichkeit, an diesem Abend 150 Zuhörerinnen und Zuhörer zu beherbergen. Zu Gast ist das Ensemble „Brassfabrik 4.0″ – vier Blechbläser aus unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen, die neue klangliche Wege gehen wollen, frei nach dem Motto: „Erlaubt ist, was (uns) gefällt!“ Jeder der vier Musiker der Brassfabrik 4.0 hat sich in seinem musikalischen Herkunftsbereich einen Namen gemacht, aber dabei nie den „Blick über den Tellerrand“ gescheut. Als Brassfabrik 4.0 musizieren sie, um voneinander zu lernen, Symbiosen einzugehen und sich stilistisch miteinander zu verbinden.

Gemeinsam spannen sie einen musikalischen Bogen von Johann Sebastian Bach über Claude Debussy bis hin zu Jazz und Pop und in die Gegenwart. Auch ein Werk, das der Kevelaerer Basilikaorganist und Komponist Elmar Lehnen für die Brassfabrik 4.0 komponiert hat, wird zu hören sein.

Verzicht auf Kultur

„Wir freuen uns, dass wir diesen Abend mit diesem besonderen Ensemble möglich machen können. Lange Zeit mussten wir auf Kultur verzichten. Wir sind zur Vorsicht aufgerufen und merken doch, dass Musik und Kultur allgemein einen großen Wert für unser Leben haben“, sagt Dr. Bastian Rütten. „An diesem Abend werden wir im Forum die Möglichkeit haben, unter freiem Himmel, gut durchlüftet und trotzdem regensicher einem wunderbaren Konzert lauschen zu können. Das ist uns als Wallfahrtsgemeinde wichtig, denn wir sind auch ein wichtiger Kulturträger in der Stadt.“

Der Eintritt an diesem Abend ist frei. Jedoch stellt Corona besonders die Künstler vor große Herausforderungen. In diesem Zusammenhang bittet die Gemeinde am Ausgang um eine  Spende. Eine Anmeldung und Registrierung ist nicht nötig. Es gilt die Coronaschutzverordnung.

„Man muss in dieser Zeit improvisieren“

Die frühere Kevelaererin Lea Brückner, die trotz ihres Umzugs nach Straelen noch gute Drähte in die Marienstadt hat, ist wieder in Sachen ihrer Kunst unterwegs.

Die 22-jährige Geigerin führt in Zusammenarbeit mit dem Kevelaerer Verein „wirksam e.V.“ und mit Unterstützung der Volksbank drei Konzerte an besonderen Orten am Niederrhein durch. „Der Verein hat sich trotz der schwierigen Situation zurzeit bereiterklärt, als Veranstalter zu fungieren und mir erlaubt, das auf die Beine zu stellen.“

Gemeinsam mit dem Pianisten Roman Salyutov wird sie am 25. September im Schloss Ossenberg, am 1. Oktober auf Schloss Hartefeld und im Haus Vlassrath in Straelen im Rahmen der „Muziek Biennale 2020“ auftreten.

Eine Künstlerin von „wirksam e.v.“ – Gabriele Schwarz-Lamche aus Geldern-Kapellen – wird in Ossenberg und Weeze begleitend das eine oder andere Bild ausstellen. „Man muss in dieser Zeit einfach improvisieren“, sagt die junge Musikerin. „Die drei Hausherren sind uns da sehr entgegengekommen und haben uns ihre Locations zur Verfügung gestellt. Das ist für uns Künstler und die Gesellschaft wichtig, dass die, die größere Räumlichkeiten haben wie Scheunen, Herrensitze oder Ähnliches, uns Künstler unterstützen und wir nicht Tausende Euro Miete zahlen müssen.“

Edvard Grieg am Ende

In ihren Konzerten wollen die beiden Künstler ein vielfältiges musikalisches Programm anbieten – von dem ersten Satz aus Ludwig van Beethovens „Sonate Nr. 7“ über die „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms und einem der „schwierigsten Stücke der Violon-Literatur“ von Henry Vieniaswki, solle es auch gezielt für junge Leute Stücke wie die „Short story“ aus „Westside Story“ von George Gershwin oder auch Musik von Maurice Ravel geben.

Am Ende ist eine Sonate von Edvard Grieg vorgesehen. „Dazu    ließ er sich von endlos langen Nächten in den skandinavischen Wäldern und der Liebe zu einer Violinistin inspirieren“, sagt Brückner und will während des Konzerts weitere Anekdoten zu den Komponisten und ihren Kompositionen erzählen. „Es ist ja nicht nur Musik, sondern sind auch die spannenden Geschichten, die dahinterstehen.“   Und man wolle auch versuchen, alle gesellschaftlichen Schichten mit dem Angebot abzuholen.

Die Preise für die Tickets liegen bei 25 Euro. „Normalerweise sind da im Schnitt 300 Zuschauer möglich. Wegen Corona müssen wir aber auf 55 Personen runtergehen“, erläutert Brückner. „Es ist uns trotzdem wichtig – egal, was es für eine Zeit ist. Wir möchten trotzdem weiter Kultur anbieten.“

Die Tickets gibt es wegen der begrenzten Platzwahl mit Sitzplatz nur online oder per Mail mit allen Kontaktdaten, damit man auch im Falle einer Infektion die Nachverfolgung der Kontaktpersonen und die daraus resultierende notwendige Erreichbarkeit gewährleisten kann.

Brückner hat schon Pläne für weitere Konzerte, würde gerne vor Neujahr oder nach Neujahr mit Konzerten den Menschen Freude machen. „Da sind wir schon mit dran. Wenn es da Interessenten mit Räumlichkeiten gibt, dann können die sich gerne melden.“