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Unterm Ofen, im Eimer und unter der Mumienhand lagen die Ostereier

Beim Ostereiersuchen im Museum kamen Klein und Groß voll auf ihre Kosten. Bereits als sich die Tür des Museums für die Besucher öffnete, stürmte der erste große Schwung ungeduldiger Kinder mit Osterkörbchen in der Hand die Eingangstür.
Ganz viele hatten sich auf den besonderen Moment gefreut. „Wir sind mit unseren Enkeln da“, war Peter Hohl vom Förderverein des Museums auf einen vergnüglichen Streifzug der Kleinen durch die Museumsräume gespannt. „Das ist mit die größte Freude am Osterwochenende“, ließ Maurice Pastuska seinen knapp dreijährigen Sohn Malte losflitzen.
Museumspädagogin Indra Peters betätigte sich an diesem Morgen als „Osterhase“. Sie machte sich mehrfach auf den Weg, um die sorgsam versteckten Körbe mit den Präsenten aufzufüllen. „Das Ganze läuft, bis alle Nester geplündert sind“, lachte sie. Nach einiger Zeit waren ein paar Nester so schnell leer, dass sie mit der „Nachlieferung“ auch unter großem Einsatz kaum nachkam.
Vom Schokokäfer bis zum klassischen Ei war da alles dabei. Ob nun im Korb unter den Models in der Backstube, unter der Mumienhand beim Friseur, im Eimer der Töpferei bei der Handwerkergasse oder unter dem Ofen vor dem Klassenzimmer bei der Spielzeugabteilung, Peters hatte den Kindern schon knifflige Suchaufgaben gestellt.
Die gingen diese Aufgabe aber mit Feuereifer an. „Wir habe extra ein Osterhasen-Körbchen mitgenommen“, sagte die dreijährige Grete. „Und wir haben schon ganz viel“, zeigte ihr zwei Jahre älterer Bruder Klaas stolz seine Fundstücke. „Sie waren schon am Morgen aufgeregt“, erzählte Papa Andre Weymanns. Und dafür gab es nicht nur einen Grund. „Erst kommt der Osterhase und dann das Meer.“
Die Kevelaererin Birgit Manteuffel ging mit ihrer Tochter aus Kempen und deren Kinder durch die Räume. „Eine gute Idee: Die Kinder suchen und wir gucken“, hatte das Ganze für die beiden Frauen als Museumsbesucher auch seinen besonderen Reiz.
Am Ende konnten Helen Wouters und ihre Söhne Robin und Niko zufrieden in der Cafeteria die Früchte ihrer Suche begutachten. „Die Spielzeugabteilung war das Schwierigste“, fand der siebenjährige Robin. Und auch die Mama anerkannte den Ideenreichtum bei der Auswahl der Verstecke: „Nichts war da, wo es noch letztes Jahr war.“

Wodo-Puppenspiel ließ die Puppen tanzen

Astrid Lindgrens berühmteste Kinderheldin Pippi Langstrumpf, die immerhin im Jahr 1945 „das Licht der Welt erblickte“, zieht auch heute noch Kinder in ihren Bann. Das Theater Wodo-Puppenspiel aus Mülheim an der Ruhr bot am vergangenen Samstagnachmittag aufgrund der hohen Nachfrage auch wieder zwei Vorstellungen seiner Marionettenkunst an. Die Puppenspieler Wolfgang Kaup-Wellfonder und Dorothee Wellfonder machten Pippi Langstrumpf mit ihrer Villa Kunterbunt im Kevelaerer Museum lebendig.
Eingeschlafen
„Pippi ist leider eingeschlafen. Ach, macht nichts, ihr könnt ja wieder nach Hause gehen“, begrüßte Kaup-Wellfonder die Kinderschar, doch die vielen jungen Besucher halfen natürlich stimmgewaltig und aus vielen Kehlen mit, die Schlafende zu wecken.
Die beiden Puppenspieler zauberten einige Abenteuer Pippis auf die Bühne. Gemeinsam mit ihrem Pferd „Kleiner Onkel“ und ihrem Äffchen „Herr Nilsson“ sowie ihren beiden Freunden Tommy und Annika begeisterte sie das Publikum mit ihrer Frohnatur und ihren Riesenkräften. Einzige Spielverderberin war Fräulein „Prusselise“, die es nicht hinnehmen wollte, dass ein Mädchen ohne Mama und Papa, aber mit Pferd und Affe in einem Haus wohnt. „So geht das nicht, du gehörst ins Kinderheim“, rief sie Pippi zu, die ihr jedoch ihrerseits nachrief: „Schön, dass du gekommen bist, und noch schöner, dass du wieder gegangen bist!“ Doch Prusselise kam zurück; dieses Mal erwischte sie Pippi und Tommy mit einem Koffer voller Goldstücke, die sie eifrig zählen und die Pippi auch mit ihrer Ausrede „Das sind ja nur goldene Erdbeerbonbons“ nicht verbergen konnte.
Aber vorerst ging Pippi mit Tommy und Annika in die Schule, jedenfalls berichtete sie hinterher in großen Worten, dass sie allen Kindern von Guatemala erzählte. Dort würden die Schulkinder zur Schule getragen, in der Schule mit Bonbons gefüttert und tanzten von morgens bis abends nach ihren eigenen Liedern. Das mit dem Singen und Tanzen wurde auch gleich ausprobiert und Wolfgang Kaup-Wellfonder begleitete mit der Gitarre und „Hey Pippi Langstrumpf“ gleich die große Kinderschar, die sich erschöpft tanzte. „Die Kinder sind vom Tanzen so erschöpft, dass sie oft auch in der Schule schlafen“, wusste Pippi noch zu erzählen.
Doch nun wurde es spannend: Mit lautem Tatütataa rückte die Polizei an, um Pippi ins Kinderheim zu bringen. Doch Pippi hatte auch vor den Ordnungshütern keinerlei Angst: „Ich liebe Polizisten, fast so sehr wie Rhabarbergrütze“, meinte sie nur und spielte eine Runde Verstecken, sprang aufs Hausdach oder bugsierte einen der Polizisten auf einen Baum. „Du hast ja Bärenkräfte, Du bist gar kein Kind! Das ist kein Fall für die Polizei, wir machen Feierabend“, meinten die Beamten und machten sie schnell aus dem Schneider.
Ein echter Glückstag
Und nun wurde der Tag noch ein echter Glückstag, denn Pippis Papa Efraim Langstrumpf kam zurück und da er selbst König auf der Takatuka-Insel war, wurde Pippi eine waschechte Prinzessin, was zum Abschied richtig gefeiert wurde.
Einige Kinder konnten am Ende ein privates Erinnerungsfoto mit der schwedischen Weltheldin ergattern. Laut der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren ist das Wodo-Puppentheater das erste Figurentheater der Welt, das Pippi Langstrumpf als Figurentheater umsetzte. 1986 feierten die beiden Puppenspieler in Mülheim die Premiere ihres unterhaltsamen Stückes, das auch 2019 noch nichts an Frische und Unterhaltungswert eingebüßt hat.

Museum digital

Dank der Unterstützung des Vereins für Museumsförderung können nun zahlreiche Bestände des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer digitalisiert und sachgemäß archiviert werden. Damit werden sie für die wissenschaftliche Arbeit zugänglicher und bleiben für die Nachwelt erhalten. Vor allem größere Formate können einfacher erfasst werden. Der 1910 gegründete Verein förderte mit der Anschaffung eines großen Archivscanners Ende 2018 die museumseigenen Aufgaben. Die Inventarisierung der zum Teil großen grafischen Sammlungen wird enorm vereinfacht und kann nun direkt vor Ort umgesetzt werden. Peter Hohl, Vorsitzender des Fördervereins (2.v.l.): „Ganz im Sinne unseres Vereinszwecks fördern wir diesmal im technischen Bereich die so wichtige Museumsarbeit.“ „Auch wenn es noch ein langer Weg ist den gesamten Bestand des Museums zu digitalisieren, ist der Anfang nun gemacht“, so die Leiterin des Museums, Veronika Hebben (l.).

Mit der Taschenlampe auf Entdeckungsreise

Nachdem die Halloween-Taschenlampenführung im letzten Oktober so gut angekommen war, gab es auch am vergangenen Samstag eine aufregende Museumsentdeckungstour mit Taschenlampen. Museumspädagogin Indra Peters freute sich, dass auch dieses Mal die Kinder- und Familienführung rasch ausgebucht war und sie mit 31 Kindern und ihren Eltern einen ganz besonderen Museumsrundgang machen konnte.
Zwar war es um 17 Uhr noch nicht wirklich dunkel, aber das Museum hatte genug finstere Ecken, wo das Taschenlampenlicht gefordert war und es gab für die Kinder einige Überraschungen, die die Führung sehr originell und auch gruselig machten.
Goldschmied und Glaskugel
Neben Bauchkribbeln gab es für die Teilnehmer vieles zu lernen. So konnten die Kinder eine originale Goldschmiedewerkstatt bestaunen mit einer Glaskugel, die früher mit Wasser gefüllt und vor einer brennenden Kerze platziert als optische Lupe diente oder erfuhren, dass es früher in der Wallfahrtsstadt ganze 21 Goldschmiede gab.
Dahinter zu sehen war eine Glasmacherwerkstatt der Firma Derix, die seit der Gründung im Jahr 1866 Fensterbilder für die ganze Welt herstellt.
Plötzlich unterbrachen laute Geräusche die Führung, aber wie die Kinder schnell entdeckten, kamen diese von einem Bildhauer, der gerade an einer Hand für eine Statue arbeitete und dem die Kinder bei der Arbeit staunend über die Schulter schauen konnten. Doch schon im nächsten Augenblick tönten wie von Geisterhand geschlagen Glockenklänge durch das Museum und schon ging es zu der großen, im Jahr 1723 gegossenen Glocke. Diese durfte von den Kindern auch selbst angeschlagen werden und eine Mutter konnte sogar zeigen, dass die Töne oben heller klingen und man so die Töne einer Tonleiter schlagen kann.
An die große Glocke

Der gruseligste Teil der Führung fand dann wieder unten vor einer Glasvitrine mit einer Mumienhand statt. „Wir haben echte Mumienteile im Museum. Findet ihr das nicht gruselig?“, meinte Indra Peters zu der Kinderschar, doch einige Mutige verneinten sofort. Dass man noch Anfang des 20. Jahrhunderts echte Mumienteile für 17,50 Mark in Katalogen bestellen konnte, das hätte wohl vor der Führung niemand gedacht. Doch wie die Museumspädagogin den Teilnehmern nahebrachte, wurden damals Mumienteile massenhaft aus Nordafrika importiert. Diese wurden dann meist mit einem Mörser zerstoßen, Arzneien beigemengt und so getrunken, da man glaubte, dies helfe gegen Vergiftungen.
Die Mama von irgendwem
Angesichts dieses Gruselthemas kam einem einem Kind dann doch das Schaudern und es meinte einen Geist zu sehen, aber Frau Peters konnte sofort beruhigen: „Nein, kein Geist, das ist doch nur die Mama von irgendwem!“
Anschließend ging es an niederrheinischen Irdenwaren vorbei in eine Töpferwerkstatt. Dass Tonerde vom Niederrhein schon im Mittelalter geschätzt wurde und mit bloßen Füßen weich geknetet wurde und nach dem Anmalen und Trocknen bei 700 bis 800 Grad im Ofen gebrannt wurde, das nahmen die Kinder dort mit.
Noch viel heißer

Noch viel heißer ging es jedoch einige Schritte weiter beim Hufschmied zu, denn dieser brauchte Temperaturen von über 1500 Grad, um Eisen schmelzen zu können und stand meist von frühmorgens bis abends am heißen Ofen und bearbeitete das Eisen. Eigens für die Kinder- und Familienführung war sogar „Hufschmied Raimund“ in der Werkstatt, der bei rotem Licht statt heißer Glut das Eisen bearbeitete und dessen Gesicht ganz rußgeschwärzt war. „Ein Hufschmied ist immer in der Sauna und braungebrannt“, meinte er lachend und ließ einige Kinder auch selber mit dem Hammer Hand an das Eisen legen. Schmiede brauchte man nicht nur für Hufe für Pferde, Ochsen oder Esel, sondern, wie die Kinder auch begeistert mitrieten, für Tore, Waffen, Werkzeug oder Rüstungen.
Mit einem Blick in die Spielzeugsammlung fand die Führung ihren gruselfreien Abschluss. Vielleicht im Sommer, aber ganz sicher wieder an Halloween wird Indra Peters wieder mit Taschenlampen tragenden Kindern auf spannende Spurensuche im Museum gehen.

Orange ist Kult

Es ist – man möge mir den Ausdruck verzeihen – eine Orgie in Orange. „Orange ist doch schön“ mögen manche jetzt denken. Und immerhin kann man in der Ausstellung „Flowerpower & Weltraumdesign“ im Niederrheinischen Museum in Kevelaer eine Zeit eindeutig an einer Farbe festmachen. „Die Kultur der 60er und 70er Jahre“, so der Untertitel der Schau, die bis zum 22. April im Niederrheinischen Museum zu sehen sein wird, ist eindeutig orange. Jeder, der diese Zeit miterlebt hat, kann aus dem Stehgreif mindestens drei Dinge aufzählen, die in ein oranges Gewand gehüllt waren. Fön oder Wecker, Stuhl oder Vase, Fernseher oder Tapete oder Wählscheiben-Telefon – die westdeutsche Welt, denn auf diese beschränkt sich die Ausstellung aus der Sammlung von Dr. Corinna Wodarz, war orange.

Man muss zur Ehrenrettung der anderen Farben sagen, dass sie nicht alle ganz aus der Welt waren – vorausgesetzt sie waren schrill genug. Launiges Lila, himmlisches Blau, giftiges Grün, nach den schwarz-weißen 50ern wurde es bunt in deutschen Küchen und Wohnstuben. Und bald wurde es einigen sogar zu bunt. Denn die Muster wurden riesig, die Gedanken waren frei, die Liebe auch bald, und wem das alles noch nicht genug war, der ging auf die Straße, um zu demonstrieren oder in den Partykeller, um zu feiern – mit Cocktails und Mett-Igel und Lichteffekten von der Lavalampe und/oder Drogen aller Art.

Und eine mögliche Blüte des LSD-Rausches schaffte es sogar auf die Fliesen der orange-grünen Küchen jener Jahre: die Pril-Blume. Die habend die Ausstellungsmacher um Museumsleiterin Veronika Hebben eigens nachdrucken lassen, und jeder Besucher der Ausstellung wird eine bekommen, verspricht sie. Die Aufkleber seien im Übrigen die einzigen Nachbildungen, der Rest seien alles Originale, vom Flokati bis zum Fön, verspricht Hebben und deutet auf ein Original RAF-Fahndungsplakat. Ja, wie der Titel es schon verspricht, gibt es einen gehörigen Spannungsbogen in jenen Jahren, und der wird auch abgebildet, von der umhäkelten Granini-Flasche und der Makramee-Blumenampel über die Krawatte mit Überbreite und dem Minirock mit aufblitzender Unterwäsche bis zu Vietnamkrieg und Ölkrise.

Die einen genießen den Konsum, der durch die rasanten technischen Entwicklungen nach der Mondlandung und die Massenproduktion von Plastik möglich wird. Die anderen protestieren dagegen und treiben ihre Natürlichkeit so weit auf die Spitze, dass sie alles käufliche von sich weisen, einschließlich ihrer Kleidung. Jeder mag so seine eigenen Erinnerungen an diese Zeit haben, viele wird er wiederfinden in der Ausstellung, schmunzeln oder die Stirn runzeln, immer aber erstaunt sein, dass es die eigenen Erinnerungsstücke mittlerweile ins Museum geschafft haben. Und übrigens auch, dass einiges inzwischen wieder in Mode kommt.

Originalgetreue Zimmereinrichtungen aus Wohnstube, Küche, Kinderzimmer und Partykeller, Musikkultur, Mode, die Werbung, Kinofilme, aber auch Kinderspielzeug sind einige Themen, die man in der Ausstellung als übergeordnete Schwerpunkte wiederfindet. Und vielleicht auch ein(en) Teil seines eigenen Lebens. Muss ja nicht gleich eine Orgie in Orange sein. Vor der Tür der Ausstellungshalle findet sich auch noch ein 1971er VW Käfer. Aus Kevelaer. Im Originalzustand. Und in hellblau.

Dino-Alarm im Museum

Eine Reise in die Vergangenheit unternahmen am vergangenen Samstag Wolfgang Kaup-Wellfonder und Dorothee Wellfonder mit den gut 120 großen und kleinen Gästen im Kevelaerer Museum. Es ging etwa 80 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der noch die Dinosaurier lebten. In den großen Wäldern der Urzeit lebte auch der kleine Bronto. Am liebsten spielte er Wippen, „Volleyblatt“ oder Verstecken und hatte in den anderen Dinosaurierkindern Salta, Stego und Toro richtig dicke Freunde. Aber ein anderes Dinosaurierkind hörte nicht auf, ihn zu ärgern, zu piesacken und ihm jedes Mal sein Butterbrot oder seine Süßigkeiten zu klauen: Rex, der Schreckliche, der ihm nicht Freund, sondern Feind war. Was kann Bronto nur machen, damit sich dies endlich ändern?, dies war die große Frage des Nachmittags.
Nach und nach kamen die Freunde zu Bronto mit ihren Ratschlägen. „Wenn er was Tolles von dir kriegt, ärgert er dich nicht und lässt dich in Ruhe. Schenk ihm doch etwas zu Fressen!“, meinte Togo. Die Frage wurde auch in die Gegenwart verlegt, denn schon im nächsten Moment wurde die Frage von Opa Wolfgang und Puppe Max gestellt, die gerade im Museumslabor unterwegs waren. Max hatte auch viele gute Ideen. „Ich würde ihm eine riesengroße Schokolade schenken“, meinte er, doch Opa Wolfgang schüttelte nur den Kopf: „Die gab es doch damals noch nicht!“ Und auch ein riesengroßer Kaugummi oder ein riesengroßes Eis konnten nicht die Zustimmung von Opa Wolfgang finden, doch die Idee mit dem Eis wurde gleich übernommen, in Form von Gletschereis, das Bronto für Rex extra durch Kräuter zog und so mit Kräutergeschmack überzog. Doch dieser klaute ihm wiederum das Butterbrot und haute Bronto das Gletschereis noch an den Kopf. „Dieser Fiesling“, meinte der nur. Doch Bronto bekam noch einen anderen Tipp von Dinofreund Salta: „Tu so, als würdest du ihn nicht hören und sehen.“ Doch auch diese Taktik ging völlig daneben, Rex trat Bronto, der in seiner Gegenwart ihn arglos ignorierend ein Lied trällerte, auf den Schwanz und stahl sich wieder mit seinem Butterbrot davon. „Du bist doch eine Donnerechse, Du musst donnern, schimpfen, hauen, ihm eine runterhauen,“ meinte Stego schließlich zu Bronto. Als Rex wieder kam, wurde diese Idee gleich von allen Kindern eifrig verfolgt. Gemeinsam wurde mit unzähligen Kinderfüßen gedonnert, dass dem Rex das Hören verging. Mit seiner Gitarre und viel Phantasie stimmte Opa Wolfgang einen Vers nach dem anderen über Rex an: „Dino rex, am besten Hopp und Ex!“ Doch Rex behandelte Bronto genau so wie zuvor. Deshalb ging es an eine neue Taktik: „Du musst ihm etwas zu essen geben, was komisch schmeckt. Ein ganz besonderes Butterbrot, mit ganz viel scharfen Sachen drauf. So scharf, dass er nie mehr was von dir wissen will.“ Und an Ideen haperte es bei den Kindern nicht: „Pfeffer, Senf, Peperoni, Chili, Zwiebeln, ganz scharfe Chips…“ Und dieses Mal ging der Plan auf. Wie immer schnappte sich Rex einfach Brontos Butterbrot, doch gleich danach musste er Qualm bzw. Kreidestaub spucken, jammerte „Meine ganze Schnute brennt“ und machte sich geknirscht aus dem Staub. „Tyro Rex ab ins Bett“, sang ihm Bronto nach. Wolfgang Kaup-Wellfonder und Dorothee Wellfonder luden am Ende die Kinder noch ein, Max und Toro zu streicheln. Einen Dino im Museum zu streicheln, dieses Angebot ließ wohl kaum ein Kind unbeachtet. Schließlich kann man Dinos im echten Leben ja nicht mehr sehen; bei Johannes (6) wird nun immer, wenn er ein Butterbrot vor sich hat, die Geschichte über Bronto, der mit einem Butterbrot voll scharfer Sachen den großen und fiesen Rex besiegen konnte, wieder lebendig.
Die Vorlage für das Theaterstück bildet das der Bilderbuch-Bestseller „Wie man einen Dino besiegt“ von Hans Willem (1989). Im Oktober 2018 wurde das Stück vom Wodo-Puppentheater zum ersten Mal in Mülheim inszeniert, nun konnten sich auch die Kevelaerer von der tollen Umsetzung dieses Buches in ein Theaterstück und von der Ausdruckskraft der selbst kreierten Marionetten überzeugen. Das fast immer ausverkaufte WoDo-Puppentheater kommt das nächste Mal am 6. April nach Kevelaer mit „Pippi Langstrumpf“.

Conni mit der roten Schleife im Museum

Seit dem Jahr 1992 begeistert die lustige Conni mit der roten Schleife und dem rot-weiß-Ringelpullover die Kinder. Mehr als 100 Geschichten über Conni von Liane Schneider und Julia Boehme liegen bis heute vor.

Viele davon schafften es auf die Bestsellerlisten der Bilder- und Jugendbücher oder kamen auch als Hörspiel, Zeichentrickserie oder Musical heraus. „Alle Filme über Conni wurden aber erst gedreht, nachdem die unser Theaterstück gesehen hatte“, so wollte Wolfgang Kaup vom WODO-Puppentheater den vielen Kindern weismachen, die am Samstag zu ihrer Vorstellung „Conni kommt weihnachtlich“ ins Museum gekommen waren.

Da die Nachfrage so groß war, gab es statt einer gleich zwei Vorstellungen. In einer knappen Stunde hatten die Kinder viel zu lachen und zu staunen und sahen erst mal zu, wie Conni durch Dorothee Wellfonder die Bühne mit einer Schneeballkette weihnachtlich dekorierte. Dann hieß es den Wunschzettel für Weihnachten zu malen, unterbrochen von Weihnachtsliedern und einem Laternenumzug. „Was gehört noch alles zum Advent?“, wollten die Puppenspieler von den Kindern wissen: „Eine Lichterkette! Ein Adventskalender! Plätzchenbacken!“, kam es sofort. Mit Hilfe der Kinder war dann auch die Wunschliste bald fertig.

In all den Weihnachtsvorbereitungen hatte Conni jedoch fast ihren Kinderarzttermin vergessen. Dr. Bärmann untersuchte nicht nur sie, auch alle Kinder mussten zeigen, ob sie gesund waren, sich strecken und hüpfen konnten. Nach der Untersuchung war Conni so müde, dass sie die Heimfahrt, das Abendessen und die ganze Nacht verschlief. Sie merkte auch nicht, wie der Weihnachtsmann in ihr Zimmer kam und ihren Wunschzettel abholte. Ausgeschlafen und mit Elan ging es am nächsten Tag mit Freund Simon ans Plätzchenbacken. Dabei machten die beiden viele Scherze, wollten Nüsse auf dem Boden knacken oder dekorierten ihre Nasen mit Nasenplätzchen. Als es hieß: Wer möchte denn probieren?, war es gleich Lena, die sich mutig ein Plätzchen von der Bühne abholte. Eltern lieben wohl auch die Stücke des WODO-Puppentheaters, weil Conni sich erst sträubte aufzuräumen, denn das Backen war ja schon so anstrengend. Erst als ihr Papa ihr lange zuredete, räumte sie mit Simon zusammen schließlich die ganze Küche auf.

Regelmäßig begeistern die beiden Puppenspieler, die auch diplomierte Sozialpädagogen sind, mit ihren liebevollen, lustigen und lehrreichen Puppenstücken die Kinder. Am Ende konnten die Kinder auch noch die Conni-Puppe und Puppenspielerin Dorothee Wellfonder ganz aus der Nähe sehen und Connis Kater Mau streicheln.

Von Königen und Krippen

Ruhig beugte sich Ruth Girmes hinunter zu den Kids und blickte dabei auf die Figuren hinter dem Schaufenster: „Wo sind die Könige, wer kann sie sehen?“, fragte sie in die übersichtliche Runde, die sie als Führerin im Niederrheinischen Museum an diesem Nachmittag begleiten durfte.

Der zehnjährige Tom zeigte auf drei prachtvoll „gekleidete“, orientalisch erscheinende Männer und identifizierte sie tatsächlich als die richtigen Könige, links neben dem Stall auf der großzügig gestalteten Fläche der „Leuker-Krippe“ im ersten Stock des Museums aufgestellt.

„Und was haben die dabei?“, fragte sie erneut und bekam von dem Jungen „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ als Antwort. „Myrrhe ist heute noch in Zahnpasta – da war das damals auch bestimmt gut, das für Kinder mitzubringen“, meinte sie augenzwinkernd.
Die drei Könige, so dargestellt, stünden für die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika, erläuterte die Museumsführerin. Und sie machte deutlich, dass das mit den drei Königen gar nicht bewiesen ist. „Wir sagen, es waren drei Könige aufgrund der Gaben. Aber wir wissen es nicht genau.“

Gerade mal die vier Kinder der Familie Wienhofen tummelten sich mit ihren Eltern Dirk und Tanja vor der Scheibe der 1971 von der Anton-Leuker-Stiftung zur Verfügung gestellten Krippenszenerie. „Da sind die verschiedenen Szenen des Lebens von Jesus dargestellt“, verwies Ruth Girmes auf die einzelnen Stationen.

Danach zeigte sie der Familie noch eine Kastenkrippe aus Oberösterreich aus dem 19. Jahrhundert. „Auch hier kann man simultane Szenen sehen. So wird die Jesusgeschichte in die Landschaft des jeweiligen Landes gesetzt.“ Mehr an Krippen konnte sie nicht zeigen. „Die sind alle in Xanten zur Zeit.“

Aber als Einstieg war es ihr wichtig, um die Brücke zu den Königen der Ausstellung zu schaffen, meinte Irmes, bevor es mit der Familie mit dem Lift runter ins Erdgeschoss zu der zentralen Bilderausstellung ging.

Unbefangene Kids – gerührte Eltern

„Wir waren zuletzt als Kinder hier im Museum und haben uns gedacht, wir gehen da mal wieder hin“, beschrieb Dirk Wienhofen die Motivation für den Besuch der Ausstellung. „Und wir haben die Schlechtwetterlage mit dem Regen mal genutzt.“

In der Ausstellung selbst ging es direkt zu dem orientalisch anmutenden Ölbild des ungarischen Künstlers Gyula Torrai mit den älter anmutenden Königen. „Das ist mein Lieblingsbild – auf dem Schoß haben sie die Gaben“, zeigte sie sich später überrascht darüber, dass die Kinder so unbefangen darauf zugestürmt waren. „Das kann auch gruselig sein.“

Fasziniert schaute die sechsköpfige Familie dann auf das Richard Rother-Bild mit Maria mit dem Kind auf dem umgedrehten Wäschekorb sitzend und dem Wäsche aufhängenden Josef und den drei Königen, die zu Besuch kurz reinkommen. „Das ist ein sehr modernes Bild“, fand Tanja Wienhofen.

Am Ende durften die Kinder mit ihren Eltern im Museumscafé an einem Tisch sitzen und gemeinsam mit ihnen eine eigene Krone basteln.

„Das ist erfrischend, so von den Dingen nach 25 Jahren beeindruckt zu werden. Das ist wie Revue passieren lassen – wie früher“, zeigte sich Dirk Wienhofen angenehm berührt. „Da kommen soviele Kindheitserinnerungen hoch. Ich war oft mit einer Freundin früher hier“ ergänzte seine Frau. „Die große Krippe und die Alten auf dem Bild“ hatten dem zehnjährigen Tom am besten gefallen.

Und Ruth Girmes freute sich darüber, wie die Kids die Führung wohl aufgefasst hatten. „Dass „König“ nix mit Macht allein zu tun hat, sondern eine Sache der inneren Einstellung und der Spiritualität ist – das scheinen zumindestens die Größeren echt verstanden zu haben.“

Ein neuer Ansatz mit alten Bekannten

Die Vorweihnachtszeit ist eingeläutet – und wie jedes Jahr begleitet das Niederrheinische Museum mit einer eigenen Ausstellung diese Zeit der Besinnlichkeit und des Übergangs. Mit der neuen Museumsleiterin Veronika Hebben gibt es allerdings etwas Neues zu entdecken.

„Es ist keine klassische Krippenausstellung, wie es hier sonst üblich war“, machte sie deutlich. „Die Krippen sind in Xanten zu sehen.“

In Zusammenarbeit mit dem Dombauarchiv in Köln, zu dem sie aufgrund ihres früheren Studiums dort noch viele Drähte hat, hat man mit Werken aus dem eigenen Bestand eine Kabinettausstellung unter dem Titel „Durch die Nacht drei Wandrer ziehn“ auf die Beine gestellt. „Der Titel basiert auf einem Gedicht von Annette Droste-Hülshoff, die sich auf die drei Weisen beruft“, erläuterte Hebben im Rahmen der Eröffnung.

Die Ausstellung mit insgesamt 32 Exponaten beschäftigt sich dabei explizit mit der Darstellung der Heiligen drei Könige in der Kunst, deren Geschichte im Matthäus-Evangelium beginnt, wo von „Mogoi“ – also Sterndeutern – die Rede ist, die von einem Stern zum neugeborenen Jesus nach Bethlehem geführt wurden.

Die chronologisch aufgebaute Ausstellung zeigt dabei bildhauerische Arbeiten, Radierungen, Gemälde, Federzeichnungen, Grafiken und Lithografien vom 16. Jahrhundert bis heute.
„Im dritten Jahrhundert begann man, sie als Heilige drei Könige auszudeuten anhand der Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe“, setzte Hebben bei der Eröffnung den historischen Rahmen des Themas. Im 6. Jahrhundert bildeten sich dann die uns heute geläufigen Namen Caspar, Melchior und Balthasar heraus.

Die heilige Helena soll dann im 4. Jahrhundert die Gebeine dieser drei Könige nach Konstantinopel gebracht haben, die dann vom aus der Stadt stammenden Mailänder Bischof Eustorgius I. nach Mailand überführt wurden.

„Unter Friedrich Barbarossa wurde Mailand im 12. Jahrhundert eingenommen, sein Reichskanzler Reinhard von Dassel bekam als Erzbischof die Gebeine als Kriegsbeute und überführte sie 1164 nach Köln in einen Schrein. Später stand der im Kölner Dom und eine Wallfahrt zu den Gebeinen setzte ein.“

Entsprechend gibt es in der Ausstellung auch sogenannte Angerührtseide, womit man früher die Gebeine berühren durfte. Und deswegen habe man das Ende der Ausstellung bewusst auf den 6. Januar gelegt, um die Verbindung zu der Eröffnung des Schreins an diesem Tag in Köln herzustellen.

In der Ausstellung finden sich Arbeiten, die nicht nur die klassische Anbetungsszene zeigen, verwies die Museumsleiterin auf eine Radierung aus dem 17. Jahrhundert von Jacob A. Duck, „wo jeder König einzeln dargestellt wird – Caspar zum Beispiel auch nicht dunkelhäutig, sondern wie damals üblich mit einem Schnäuzer.“ Daneben gibt es auf Kupferstichen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert den gesamten Zug der drei Könige zu sehen, die auf ihren Pferden dem Stern folgen.

Laube, Hinterhaus und Kaminsims

Außerdem finden sich Szenen, die die Situation in die römische Architektur verlegen oder auch Federzeichnungen von Carl Gottlieb Peschel, „wo man sich fragt: ist es die Szene in einer Laube oder ist das ein Hinterhaus.“

Und eine orientalische Note vermittelt das Dreier-Gemälde des ungarische Künstlers Guyla Torrai (1861-1928), „wo es aussieht, als würden sie auf einem Kaminsims sitzen, fast schon in Alters-Ruhestand.“

Die Graphiken von Charles Albert Waldner – nach Peter Paul Rubens – zeigen düstere, fein ausgearbeitete Arbeiten, wo die Könige als griechische, äthiopische und asiatische Könige dargestellt sind. Der deutsche Künstler Herbert Mollwitz holt in seiner Radierung die Anbetung der heiligen drei Könige, die da fast nebensächlich erscheint, in eine fast kaputte Behausung mit der Katze auf dem Dach und den Hühnern, die darum scharren.

Auch moderne Künstler finden sich wieder – wie der französische Maler, Illustrator und Modeschöpfer George Barbier, der Maria mit dem Kinde szenenhaft mit den Heiligen um sie herum im „Art Deco“-Stil darstellt.

Stolz zeigte sich Hebben über eine Lithografie von Otto Dix, die eine klassische Anbetungsszene zeigt und der als „Künstler der neuen Sachlichkeit“ die Szene mit den drei Heiligen „auf den Punkt bringt, wir sie aber ohne Krone und Gabe als Könige gar nicht identifizieren können.“

Und selbst ganz moderne Ansätze finden sich in der Ausstellung: Richard Rother stellt Maria mit dem Kinde auf dem umgedrehten Wäschekorb sitzend dar, die das Kind beruhigt, während Josef die Wäsche aufhängt und die drei Könige an die Tür anklopfen und wie zu Besuch kurz reinkommen.

„Er schafft es, eine theologisch hochheilige Situation auf die Lebensrealität runterzubrechen – eine unheimlich schöne Art und Weise, das Thema so aufzuarbeiten“, findet die Museumsleiterin, die darin zum Beispiel die Frage nach dem Rollenverständnis von Mann und Frau entdeckt.

Barbara Hendricks zu Besuch im Kevelaerer Museum

Zu einem Kennenlerngespräch trafen Barbara Hendricks, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve, und Veronika Hebben, Leiterin des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer, zusammen.

Veronika Hebben ist seit dem 1. Juli Leiterin des Museums und hat in ihrer noch jungen Amtszeit bereits einige bemerkenswerte Erfolge erzielt. So sei die laufende Ausstellung „Das war vor dem Beamer“, die historische Schulwandkarten zeigt, insbesondere bei Schulklassen ausgesprochen beliebt. Damit habe sich die zugrundeliegende Absicht erfüllt: Der Kunsthistorikerin, die in Weeze aufwuchs, ist es ein besonderes Anliegen, das Museum als außerschulischen Lernort zu etablieren.

Auch Barbara Hendricks zeigte sich von den historischen Karten und Wandbildern begeistert: „Manche der Karten kenne ich noch aus meiner Schulzeit!“  Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Dominik Pichler berichtete Frau Hebben über die anstehenden Entwicklungen im Museum, aber auch im direkten Umfeld. Die Umgestaltung des Mechelner Platz wird Anfang 2019 beginnen.