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Große Motorraddemo in Düsseldorf

Arno Verheyen, der leidenschaftliche Biker aus Kevelaer, der vor Kurzem noch mit dafür gesorgt hatte, dass ein sterbenskranker Mann in Bedburg-Hau an die Tausend Motorräder zu sehen bekam, warb dafür, von der Gaststätte „Alt Derp“ aus mit Motorrädern zu einer Großdemonstration nach Düsseldorf zu fahren. Anlass waren die politischen Pläne mehrerer Bundesländer, die Lautstärke von Motorrädern auf 80 Dezibel zu reduzieren und ein Wochenend- und Sonntagsfahrverbot für Biker einzuführen.

„Motorradfahren am Wochenende verbieten – das geht gar nicht“, machte Bärbel Fiolka-Stein aus Wellerlooi unmissverständlich klar. „Wir fahren gerne am Samstag und Sonntag. Einmal im Jahr machen wir eine viertägige Tour und fahren da sonntags zurück“, erzählte Chris Hiep aus Weeze, ein Mitglied der „Bikerfreunde Niederrhein“. „Wir sind normale Cruiser und keine Raser. Wenn die in der Eifel da die Serpentinen hochknallen, dann muss man das unterbinden – aber ein Fahrverbot ist nicht richtig.“ Der Twistedener Norbert van der Broock war mit Ralf Necker, einem Bekannten aus Berlin, dabei. „Da reihe ich mich gerne mit ein“, meinte er, während van der Broock auf das Gleichbehandlungsgesetz verwies.

Die Gruppe machte sich auf den Weg, zunächst nach Uedem zur Aral-Tankstelle, wo man sich mit den dort Versammelten zusammenschloss. Gut 80 MotorradfahrerInnen fuhren dann über Sonsbeck, wo an der Autobahnbrücke die Solidaritätsadresse „Biker. Fight for your right“ auf einem Banner zu lesen war. Schließlich fuhren 127 vom Krefelder Autobahnrasthof Geismühle ab – und am Ende waren es in Düsseldorf insgesamt Tausende Biker, die sich für das gleiche Anliegen auf den Düsseldorfer Messeparkplätzen versammelten.

Er fordert freies Fahren für die Biker

Wenn der Kevelaerer Arno Verheyen an die Aktion für den COPD-kranken Mann aus Bedburg-Hau denkt, für den kürzlich eine Motorradfahrt mit über Tausend Bikern auf die Beine gestellt wurde, dann läuft dem 56-Jährigen heute noch die Gänsehaut über den Rücken. Er selbst organisierte eine Fahrt von Kevelaer aus mit zahlreichen Bikern nach Bedburg-Hau. „Das habe ich von hier aus organisiert mit knapp 100 und vor Ort waren es dann 1000. Wir haben hier eine Gruppe, die fahren alle Harley Davidson, ich erst seit zweieinhalb Jahren. (…) Das war nicht absehbar, wie viele kommen. Beim Kaufcenter bei Stassen sind wir hier losgefahren, das waren dann knapp 100 Leute. Und in Hasselt war es dann ein Tross von 1,5 bis 2 Kilometern. Und zum Schluss standen sie bis zum Kreisverkehr Moyland – das war schon gewaltig.“ Die ganze Hauptverkehrsstraße sei „schwarz“ gewesen vor Maschinen.

Der Mann sei bis heute noch geflasht, sortiere noch die ganzen Mitbringsel der Motorradclubs, die ihm mit seiner Anwesenheit große Freude gemacht hatten.  „Das war mit der schönste Tag in seinem Leben, sagte die Tochter“, erzählt Verheyen und muss jetzt noch aufpassen, „dass ich nicht wieder Pippi in die Augen kriege.“ Ihm lag es daran, deutlich zu machen, „dass wir Rocker solidarisch sind und uns für etwas einsetzen.“ Ihm gehe es persönlich „um das menschliche Miteinander“ – etwas, was die Kultur der Biker aber generell auszeichne. „Die Szene da ist generell auf dem Teppich geblieben.“

Aktiv für Motorradfahrer einsetzen

Sich für Dinge zu engagieren, das liegt dem selbstständigen Elektriker einfach in den Genen. „Ich war unter anderem Vorsitzender in Geldern im Volleyball, mit 250 Mädels, da habe ich nächtelang gesessen, nach Sponsoren gesucht und für gearbeitet.“ Jetzt will der engagierte Biker in „eigener Sache“ sozusagen aktiv werden. Denn gemeinsam mit weiteren Bikern will er am kommenden Samstag, 4. Juli 2020, nach Düsseldorf fahren, um dort gegen Pläne zu demonstrieren, dass Motorräder in Zukunft leiser fahren sollen – und möglicherweise sogar an Sonn- und Feiertagen gar nicht mehr fahren dürfen. Der Bundesrat hatte das Mitte Mai beschlossen.

Demnach soll der Maximalwert von 80 Dezibel an Emissionen für alle Maschinen gelten. „Das ist so laut wie ein Rasenmäher“, kritisiert Verheyen, dass man für so eine Aktion dann entsprechend auch die Maschinen umrüsten müsse, was richtig Kosten verursache. „Und das nur, weil im Schwarzwald oder in der Eifel einige wenige da laute Rennen fahren.“ Die meisten würden zivilisiert fahren und in ihren Kolonnen selbst auf der Autobahn maximal 100 oder 110. „Dafür werden dann deutschlandweit alle Biker zu verdonnert.“ Und er ist überzeugt, dass „wenn ich mit dem Motorrad nur noch an Werktagen fahren darf, dann sich keiner mehr ein Motorrad kaufen würde.“ Denn eigentlich sei das Motorrad gerade ein Fahrzeug „für den Spaß“ und für schöne Gemeinschaftsfahrten zum Beispiel am Wochenende oder zu Treffen. „Nur zur Arbeit fahren tust du damit nicht.“

Eine Petition zu dem Gesetzesvorhaben laufe schon. Zentraler Treffpnkt der Demonstration ist das Düssedorfer Messegelände. Mehrere Motorradclubs aus ganz NRW werden dort erwartet. Wer Interesse  hat teilzunehmen, kann am Samstagmorgen um 9.15 Uhr ab „Stassen“ mitfahren.  Wer nicht ganz pünktlich ist, kann ab 9.30 Uhr an der Aral-Tankstelle in Uedem dazustoßen. „Das kann wieder so passieren wie in Bedburg-Hau. 20 Fahrer kommen sicher mit, es können aber auch 100 sein.“