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Miteinander der Kulturen

Im Café International der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde konnten Einheimische und Migranten voneinander lernen, wie die jeweiligen Kulturen so leben. Eine gedeckte Tafel mit Kuchen und Warmspeisen bildete den Rahmen für das „Miteinander der Kulturen“.

Bevor es aber losging, sangen die rund Personen erstmal ein Geburtstagsständchen für eine Besucherin, und das in der Sprache der jeweilig anwesenden Nationalitäten, also deutsch, spanisch und arabisch.

„Das ist alles hier sehr offen und frei“, begrüßte Reza die Veranstaltung. Der Iraner hat schwere Zeiten hinter sich, wurde doch sein Bruder aufgrund seines christlichen Glaubens getötet.

Bereits im Frühjahr habe man das erste Seminar dieser Art veranstaltet und damit richtig gute Erfahrungen gemacht, erläuterte Pastor David Burau, warum man sich zu diesem Schritt erneut entschlossen hätte. Dem Grundgedanke läge der konkrete Austausch zugrunde, „dass sich Verstehen nicht von selbst versteht. Da kommt es oft auch zum Missverständnis.“ Das Wissen um die kulturellen Gewohnheiten des anderen baue aber solchen Situationen vor.

Danach leitete Heike Tiedeck, in das Thema des Seminarkurses ein. Als Theologin und Gastdozentin hat sie bereits diverse interkulturelle Erfahrungen auf den Phillippinen, in Ghana und den Niederlanden gesammelt. „Wer war das letzte Mal schon dabei?“, sah sie auf die Frage einge Finger hochschnellen. „Es geht einfach um noch mehr Anknüpfungspunkte.

Es wurde viel gelacht während der Veranstaltung im Café International.

Zuletzt ging es um Dinge wie Verbindlichkeit und Verabredungen.“ Diesmal wurden Alltagssituationen angesprochen, zum Beispiel wie man sich in der jeweiligen Kultur angemessen begrüßt.

Um sich miteinander auszutauschen, bildeten sich Kleingruppen. Die 21-jährige Maideh aus dem Iran erläuterte den beiden Frauen, die bei ihr saßen, einen auffälligen Unterschied: In Deutschland würden sich nicht alle Menschen in einer Kirche begrüßen. „Im Iran ist das unhöflich.“

Ähnlich sah das Reza, der David Burau im Gespräch erklärte, wie das ist, wenn er ihn beim Einkaufen nicht grüßen würde: „Das ist nicht gut. Du bist ein Freund, ich muss zu Dir.“ Das sei also sowas wie eine pure Selbstverständlichkeit. „Die Zeit muss man sich nehmen“, lautete Buraus Schlussfolgerung.

Zudem seien Begrüßungsküsse im Iran nur zwischen dem jeweiligen gleichen Geschlecht öffentlich möglich. „In der Familie ist das okay“, sagte Maideh.

Tiedeck sorgte für das theoretische Fundament der Übung: „Jeder hat seine ureigene Kulturbrille auf, die iranische, deutsche oder auch andere. In England essen die Leute Pommes mit Essig. Aber nicht alle mögen das.“ Anhand eines „Zwiebel“-Modells verdeutlichte sie, dass dazu Werte, Religion und Weltanschauungen beitragen könnten.

Andere Sitten würden auch in Spanien herrscher. So würde man es dort mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen. Zudem machte ein junger Mann aus Spanien deutlich, dass in seinem Land die Sitte gälte, guten Freunden bei der Begrüßung durchaus kräftig auf den Rücken zu schlagen. Was in der Gruppe allgemeine Erheiterung auslöste.

Unterschiede in der Wertigkeit von Personen

Überhaupt ging es relativ lustig zu, zum Beispiel, als Tiedeck auf den Unterschied in der „Wertigkeit“ von Personen zu sprechen kam. Im Iran komme zuerst der Mann, dann die Kinder und zuletzt die Frau. In Deutschland sei die Reihenfolge umgekehrt: zuerst die Frau, dann die Kinder und zuletzt der Mann. „Und davor kommt noch der Hund“, fügte eine Iranerin spontan an.
Und Gemeinsamkeiten schälten sich heraus, als sich die deutschen und die iranischen Männer gegenseitig gestanden, beiderseits auf ihre Frauen zu hören: „Sonst gibt es Probleme.“