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Meister und Lehrer an der Gitarre

Schon seit langem ist Markus Birkhoff eine feste musikalische Größe in Kevelaer. Nicht nur als Meister auf der Gitarre und mehrfacher Preisträger bei musikalischen Wettbewerben hat er sich in der Marienstadt und darüber hinaus einen Namen gemacht. Sein Können gibt er schon seit vielen Jahren – gemeinsam mit seiner Frau – an seine Schüler weiter, die zum Teil mit hohen musikalische Preisen bedacht wurden. Über das Geheimnis seines Erfolges und über die Kunst der Gitarre sprach das Kevelaerer Blatt mit dem Musiker.

Wie sind Sie überhaupt zur Musik gekommen? 

Markus Birkhoff: Mein Vater war Arzt, aber spielte täglich als Hobby auf dem Klavier – noch heute tut er dies. Meine Mutter spielte im Orchester Geige und ich erinnere mich noch, dass sie mir schon als kleines Kind immer ihre Geige vorher zum Stimmen gab. Da ich ein absolutes Gehör habe, konnte ich dies ganz einfach ohne Stimmgerät tun. Noch heute stimme ich meine Gitarre nur nach Gehör und leite auch meine Schüler dazu an. Die Musik wurde also in meiner Familie immer gepflegt.

Wie sind Sie gerade auf Gitarre als Ihr Instrument gekommen?

Markus Birkhoff: Mein Vater hatte auch eine Gitarre und fast in jedem Haushalt meiner Umgebung gab es früher eine Gitarre. Durch die Beatles und klassische Gitarristen wie Andres Segovia und Julien Bream wurde die Gitarre außerordentlich beliebt und erlebte in den 60er und 70er Jahren ihre Blüte.

Die Gitarre ist nicht nur ein Instrument, das erschwinglich und gut zu transportieren ist. Man kann auf der Gitarre Melodien und Harmonien spielen und ihr Klang ist viel intimer und variabler als etwa das Klavier. Man kann Töne ganz verschieden spielen und etwa auf demselben Instrument durch verschiedene Spielweisen die Klangfarbe einer Bassklarinette, eines Cellos, eines Piccolos erzeugen. Man hat so tausende von Klangfarben. Eine Gitarre ist somit wie ein kleines Orchester. Und daneben gibt es neben der klassischen Gitarre auch die Western-, Bass-, Jazz- und E-Gitarre.

Wann begannen Sie denn mit dem Gitarrespielen?

Markus Birkhoff: Ich habe schon mit fünf oder sechs Jahren damit begonnen, aber lernte die Gitarre zunächst durch Abschauen und Improvisieren, mit zehn Jahren erlernte ich dann das klassische Gitarrenspiel. Aber vom Ursprung lernte ich Gitarre als Autodidakt.

Wie ging Ihr musikalischer Werdegang dann weiter?

Markus Birkhoff: Nach dem Abitur wurde ich ab 1988 an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf ausgebildet, wo mich meine Professorin Maritta Kersting sehr geprägt hat. Ihr habe ich bis heute unzählig viel zu verdanken. Nach meinem Musiklehrerexamen im Jahr 1993 legte ich an derselben Hochschule 1996 mein Examen mit Auszeichnung ab, was nur wenigen vergönnt war. Ich erreichte dies als vierter in der Geschichte der Hochschule. 1997 erschien meine erste vielbeachtete CD mit Werken von John Dowland und Johann Sebastian Bach.

Bach hat also auch für die Gitarre komponiert? 

Markus Birkhoff: Bach hat für die Laute komponiert, aber ich schreibe Musik von Bach auch einfach für die Gitarre um. Jeden Tag spiele ich Bach, mein Bruder sagt immer: „Du brauchst deine tägliche Dosis Bach.“ Schön ist übrigens, dass es für Gitarre Literatur aus jeder Epoche der Musik gibt. Die Gitarre bzw. die Laute ist eines der ältesten Instrumente.

Üben Sie täglich mehrere Stunden? 

Markus Birkhoff: Früher als Student waren es schon so sechs Stunden tägliches Üben, heute übe ich jeden Tag etwa zwei Stunden.

Verlangen Sie von Ihren Schülern auch viel an täglicher Übezeit? 

Markus Birkhoff: Nein, das kann man so nicht sagen. Manche lernen auch sehr schnell. Ich sage immer: Wer übt, hat es nötig. Anders als ein Klavier, wo jeder Ton sofort kommt, ist eine Gitarre am Anfang schwierig zu spielen, ähnlich der Geige. Es dauert, bis sie schön klingt.

Wann begannen Sie dann mit dem Unterrichten? 

Markus Birkhoff: Ich begann schon mit 20 Jahren, zu unterrichten. Meine erste Schülerin war meine kleine Schwester. Als ich in Düsseldorf studierte, fuhr ich immer von Kevelaer aus dorthin und habe schon als Student immer auch nebenbei in Kevelaer unterrichtet. Als ich mit 26 Jahren mein Lehrerexamen ablegte, hatte ich schon meine eigene Gitarrenschule etabliert.

Was macht einen guten Lehrer eigentlich aus und was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?

Markus Birkhoff: Wichtig ist, dass man selbst eine gute, fundierte Ausbildung genossen hat. Man braucht die Fähigkeit, in jeder Schwierigkeitslage zu unterrichten. Ich arbeite konsequent nach dem Prinzip der kleinen Lernschritte und unterrichte einzeln: Gruppenunterricht habe ich nie gegeben. Das wäre für die, welche schnell lernen, nur langweilig. Ich habe daher auch nie an Musikschulen unterrichtet, die häufig Gruppenunterricht anbieten. Mir ist wichtig, dass die Schüler mit Enthusiasmus dabei sind. Da jeder Schüler anders ist, unterrichte ich jeden individuell: ohne feste Schule. Die Lieder und Stücke suchen wir gemeinsam aus.

Macht Ihr Beruf Sie glücklich? 

Markus Birkhoff: Es ist ein großes Glück, die Entwicklung der Schüler erleben zu können. Oft beginnen sie bei mir schon im späten Kindergartenalter und ich kann sie oft 12 oder 14 Jahre lang, also die ganze Schulzeit erleben und begleiten. Erik Tutsch etwa, einer meiner Schüler, die letztes Jahr bundesweit den ersten Platz bei Jugend musiziert errangen, begann mit fünf Jahren, Gitarre zu spielen und konnte eher Noten als Buchstaben lesen. Es ist schön zu erleben, wie die Schüler sich weiter entwickeln. Dagegen ist es frustrierend, wenn sich ein Schüler nicht weiter entwickelt. Aber da ich nicht mit Vertrag unterrichte, ist jeder, der keine Lust mehr hat, frei, aufzuhören, wenn er dies will.

Sie umrahmen jährlich mit Freunden, den „Allstars“, die Verleihung des Marketingpreises. Wie verliefen die Proben im Corona-Modus und bleibt es bei der Verleihung beim geplanten Live-Stream-Konzert ohne Zuschauer am 20. November?

Markus Birkhoff: Wir probten mit Abstand im Konzert- und Bühnenhaus und bei mir im Garten. Die Nachbarn wissen daher schon, was sie erwartet. Dieses Jahr wird es leider keine öffentliche Verleihung des Marketingpreises geben. Geplant war ja ein Live-Stream-Konzert ohne Publikum, das dann in die Kevelaerer Haushalte gestreamt wird. Meine aktuellste Information ist, dass die Verleihung auf jeden Fall verschoben wird. Wann genau die Allstars die Verleihung nun musikalisch umrahmen, das steht aktuell noch in den Sternen (Anm. d. Red.: Die Veranstaltung soll planmäßig am 5. Dezember 2020 online stattfinden).