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Gemeinsam Trauer bewältigen

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, unheilbar erkrankt oder wenn man sich vom Familienhund für immer verabschieden muss, steht bei den Betroffenen meist eines im Mittelpunkt: die Trauer. Viele Menschen stehen nach einem Verlust vor emotionaler Leere, wissen nicht, wie es weitergehen soll. Sie müssen das Geschehene realisieren und fühlen sich oft kraftlos.

Dass vor allem jeder Mensch einen ganz individuellen Trauerprozess durchlebt, weiß Marita Webers, die sich im März als Trauerbegleiterin in Kevelaer selbstständig gemacht hat. Ihr Anliegen ist es, das Trauern „gesellschaftsfähig“ zu machen und den Menschen zu zeigen, dass es der richtige Weg ist, ganz individuell mit einem Verlust umzugehen.

„Trauer wird oft verdrängt“, weiß Webers. Oft dauere es viele Monate, bis sich die Betroffenen aktiv mit dem Verlust auseinandersetzen. Erfahrungen im Umgang mit Trauernden hat Webers, die vor acht Jahren aus Wankum nach Kevelaer gezogen ist, bereits im Rahmen ihrer Arbeit in der Ambulanten Hospizgruppe Niederrhein gesammelt.

Außerdem war sie als Alltagsbegleiterin tätig und vorübergehend in einem Altenheim. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, dachte sie sich schließlich, als sie mit dem Gedanken spielte, sich nach ihrer Ausbildung zur Trauerbegleiterin selbstständig zu machen.

Die Planungen hatte sie natürlich ohne eine Pandemie gemacht. So hat sie zwar seit März ihre Räumlichkeiten an der Egmontstraße 7, konnte diese bisher allerdings noch nicht nutzen. Das Angebot werde einfach noch nicht in Anspruch genommen, sagt die 62-Jährige, die eigentlich eine Eröffnungsfeier geplant hatte, um die Bürger über ihr Angebot zu informieren.

Körper und Geist sollen sich bewegen

Neben einer Einzelbegleitung gibt es bei Webers die Möglichkeit, an einer Trauergruppe teilzunehmen, um sich mit Menschen in einer ähnlichen Lebenslage auszutauschen. Zusätzlich dazu bietet sie Waldspaziergänge und Nordic Walking an. „Wenn sich der Körper bewegt, bewegt sich auch der Geist“, ist ihre Überzeugung. Die Länge der Begleitung richtet sich individuell nach den Betroffenen.

„Den ersten Schritt muss der Mensch selbst machen“, betont die Kevelaererin, die auch eine Ausbildung zur Trauerrednerin absolvierte. Sie wolle den Betroffenen mit ihrer Arbeit dort „abholen“, wo er sich im Trauerprozess befindet und ihm das Gefühl vermitteln: „Es ist okay, wie du gerade bist.“

Denn viele Menschen würden in ihrer Trauer durch das soziale Umfeld beeinflusst. Was für die einen der „richtige“ Weg ist, mag für den anderen keine große Hilfe sein. „Die Menschen können ganz schwer akzeptieren, dass jemand anders ist“, sieht Marita Webers da eine ganz allgemeine Schwierigkeit. Besonders aber im Trauerprozess sei die Einstellung, dass es ein „Richtig“ und ein „Falsch“ gäbe, kontraproduktiv.

Sie wolle den Menschen zuhören und auf vertrauter Ebene bei der Trauerbewältigung helfen. Außerdem sollen Betroffene in ihren Sitzungen ihren Gefühlen freien Lauf lassen können. Was für viele selbstverständlich klingen mag, ist häufig im sozialen Umfeld gar nicht so einfach. Was vielen Trauernden außerdem im Weg stehe, sei ein schlechtes Gewissen. Und zwar darüber, nach einem Verlust wieder glücklich zu sein, positive Gedanken zuzulassen und wieder Struktur im Alltag zu erhalten.

Sobald die Situation um Covid-19 es zulässt, möchte Webers ihre Eröffnungsfeier nachholen. Bis dahin können sich Interessierte auf ihrer Internetseite www.trauerbegleitung-kevelaer.de über das Angebot informieren.