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Ob große oder kleine Lesefreunde, hier wird jeder oder jede mit einem Lächeln bedient. Foto: LS
Die Petrus-Canisius-Bücherei Kevelaer feierte den Buchsonntag

Bücherausleihe am Buchsonntag

Jedes Jahr am 4. November feiert die katholische Kirche den Namenstag des Heiligen Borromäus. Zu seinen Ehren wurde 1926 durch die Fuldaer Bischofskonferenz der sogenannte Borromäussonntag eingeführt. Dieser findet immer am Sonntag nach dem 4. November statt und ist heutzutage unter dem Namen „Buchsonntag“ bekannt.

Heidi Leenen im St.-Antonius-Kindergarten. Foto: gee
Kinderbuchautorin Heidi Leenen zu Gast im St. Antonius Kindergarten

Emma erklärt Kindern das Leben und die Welt

Die kleinen Bänke im Turnraum des St. Antonius Kindergartens waren schnell besetzt und schon waren etwa 15 Kinder mittendrin in der Geschichte von Emma, der kleinen Schnecke, nachdem Heidi Leenen, die Kinderbuchautorin, die neue Gruppe begrüßte.

Grundschule Wetten. Foto: privat
Der „Inner-Wheel-Club Geldern“ verschenkte in Kevelaer über 250 Erstelesewerke

Lesen lernen heißt leben lernen

Der „Inner-Wheel-Club Geldern“ verschenkte im Februar und Mai dieses Jahres in Kevelaer über 250 Exemplare des Erstlesewerkes „Schirmel und Oderich“ von Guido Kasmann, einem Kinderbuchautor aus der Region, der selbst einmal Grundschullehrer war.

Katholische Öffentliche Büchereien. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Achim Pohl
Die Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) ziehen eine positive Jahresbilanz

Mehr als 378.000 Ausleihen

Mehr Ausleihen, mehr Nutzer, mehr Veranstaltungen: 2022 war für die Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) am Niederrhein ein gutes Jahr.

Bücherausleihe auf Distanz

Am 19. März 2020 begann für Claudia Jacobs und Birgit Winkels eine neue Zeitrechnung. „Das war schade, dass wir da direkt und ohne großen Vorlauf zumachen mussten – quasi von jetzt auf gleich“, wirkt bei den beiden Leitern der Petrus-Canisius-Bücherei dieser Moment bis heute noch ein bisschen nach. Dass man zwischendurch mal zusammenkam, um miteinander Bücher zu binden, das habe den Mitarbeitern der Einrichtung gut getan. „Dass wir was tun konnten“, das sei wertvoll gewesen, meint Birgit Winkels. Der Bringservice, den man eingerichtet hatte, der sei nur vereinzelt angenommen worden. „Blöd war auch, dass wir neue Bücher angeschafft hatten – und keiner konnte sie mitnehmen“, sagt Claudia Jacobs.

Seit dem 6. Mai 2020 darf man die Petrus-Canisius-Bücherei tatsächlich wieder persönlich betreten – mittwochs ab 15 Uhr für zwei Stunden und donnerstags drei Stunden. „Vor allem die Älteren sind froh, dass so ein Stück Freiheit wieder zurückkommt“, erzählt Jacobs. „Und viele Alleinstehende sind froh, wenn sie auch mal ein paar Worte wechseln können.“ Allerdings gelten für den Besuch der Bücherei besondere Regeln. „Wir nehmen am Eingangsbereich schon Name und Adresse auf. Und wir lassen maximal vier Leser gleichzeitig in die Bücherei herein“, erklärt Jacobs.  Natürlich habe man theoretisch bei einer erlaubten Person auf zehn Quadratmetern mehr Möglichkeiten. „Aber so kann jeder rumlaufen, keiner kommt sich ins Gehege und man kann das entspannt händeln“, sagt Jacobs.

Das hat zur Folge dass „wir leider Familien mit Kindern zurückschicken“ müssen, da auch nur Einzelpersonen hineinkommen dürfen. „Kinder sind halt schwierig, wenn die überall herumrennen und alles anfassen. Das kann man nicht alles desinfizieren.“ Oder man löst die Situation kreativ. „Wir hatten mal eine Mutter mit drei Kindern. Die Kids warteten draußen dann mit dem Eis, die Mutter kam rauf. Und die Kinder haben sie dann bestürmt, was die Mutter für sie an Büchern wohl ausgeliehen hat.“

Besucher sind überwiegend verständnisvoll

Eindeutig sind auch die anderen Regeln: Händewaschen vor dem Betreten der Büchereiräume im Bad und konsequentes Tragen eines Mund- und Nasenschutzes: „Wir schicken auch Leute ohne Maske weg – das muss heute jeder drauf haben“, meint Jacobs. Dass die Besucher die Regeln nicht befolgen, ist eher Ausnahme als Regel, berichtet Winkels nur von einem Vorfall. „Einer wollte sich nicht registrieren lassen, diskutierte mit mir rum“, und rückte am Ende dann doch seinen Namen raus, aber nicht seine Telefonnummer. Sonst seien aber alle sehr verständnisvoll.

Auch selbst gehe man sorgsam mit der Sicherheit um. Die ausgeliehenen Bücher verbleiben 72 Stunden lang auf einer separaten Ablage, bis sie dann wieder bearbeitet oder einsortiert werden. Und um die Theke herum ist ein Abstandsband gelegt, damit man die auszuleihenden Medien an der Theke herüberreichen kann. Plexiglas zum Schutz werde in absehbarer Zeit auch vorhanden sein. Dass das Team so gut mitzieht und auch viele Kollegen über 60, die faktisch zur „Risikogruppe“ zählen, von sich aus sagen: „Wir machen weiter“, das ringt den beiden Leiterinnen Respekt ab. „Wir haben oben im Arbeitsraum immer auf Abstand geachtet und werden das auch hier bewerkstelligen.“

Was sich spürbar in der Corona-Zeit geändert hat, ist notgedrungen oder auch naturgemäß die Art der Ausleihe. „Die Zahlen online sind deutlich gestiegen“, legt Jacobs eine Statistik des „Verbunds libell-e Nord“ vor, dem 28 Bibliotheken – auch die PCB – angeschlossen sind und worüber man Medien abgreifen kann. Demnach sind in diesem Verbund die Ausleihen von 8.737 im Februar auf über 12.800 im April gestiegen – was anteilig auch für Kevelaer zutreffe. „Viele haben uns gesagt, dass sie vorher noch nie online Bücher geordert haben und sich jetzt damit auseinander setzen mussten.“ Hauptsächlich seien Romane geordert worden. „Das, was vorher hier ging, geht halt auch online.“

Leute tauschen Bücher aus

Auch die Suche über andere Plattformen habe stattgefunden. „Und es ist viel untereinander an Büchern ausgetauscht oder aus dem eigenen Bestand gelesen worden.“ Dass dieser gesellschaftliche Trend durch Corona verstärkt werde, das müsse man halt so zur Kenntnis nehmen. Beide hoffen aber, dass die Menschen auch weiter „analog“ den Weg zu ihnen suchen. „Das Anpacken ist halt anders. Dieses Blättern und dieses ‚Ich gucke mal auf die letzte Seite‘, das ist online halt etwas blöder – genauso wie Spiele ausleihen“, hat Jacobs da eine klare Meinung.

Ab dem 15. Juni 2020 will die Bücherei wieder zu den normalen Zeiten Montag bis Donnerstag und Samstag wieder öffnen. „Die aktuellen Infos dazu stellen wir dann auch auf die Homepage.“ Und für die Leser ist das PCB-Team auch bereit, als Ausgleich für die Wochen davor, auch mal die kommende Leih-Zeit auszudehnen. „Wir machen dieses Jahr in den Sommerferien definitiv durch“, kündigt Jacobs an – „für die Leser, die zu Hause bleiben werden. Und das werden sicher viele sein.“

Leseratten und Bücherwürmer willkommen

Die Schülerinnen und Schüler der Städt. Kath. Grundschule in Wetten haben Grund zur Freude, besonders die Leseratten. Vor kurzem übergab der Verein Context e. V. Schulleiterin Anna Molderings (stellvertretend für das Kollegium) eine Bücherspende im Wert von 500 Euro.

Als gemeinnütziger Verein, der als freier Träger in der Kinder- und Jugendhilfe tätig ist, hatte Context e. V. Spendengelder erhalten. Diese Mittel möchte der Verein, gemäß seiner Satzung, für einen gemeinnützigen Zweck einsetzen. So entstand die Idee der Bücherspende für Grundschulen. Die angesprochenen Schulen in den Kreisen Kleve und Wesel waren aufgerufen, eine Auflistung des gewünschten Lesematerials an den Verein zu schicken. Um den Rest kümmerte sich Context e. V..

Das Lehrerkollegium und die Schüler der Wettener Grundschule freuen sich über die Gabe. Schulleiterin Anna Molderings ist begeistert: „Die Bücher sind eine echte Bereicherung für unsere lesebegeisterten Schüler.“ Auch das Context-Team zeigt sich glücklich und zufrieden. Nicole Wagener und Sascha Labohm sind sich nach der Übergabe einig: „Die Freude der Kinder bestätigt uns, die richtige Entscheidung zur Verwendung der Spendengelder getroffen zu haben.“

Context e. V. ist als gemeinnütziger Verein in der freien Kinder- und Jugendhilfe tätig. Der Verein ist, gemäß § 75 SGB VIII, anerkannter Träger des Landesjugendamtes (Landschaftsverband Rheinland) und des Landes NRW (Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen).

Schwerpunkt der Arbeit ist die Vermittlung und Betreuung von Kindern in geeignete Familien, wenn diese in ihren Herkunftsfamilien nicht mehr leben können. Wer Kindern ein sicheres und liebevolles zu Hause geben möchte, findet auf der Homepage des Vereins weitere Informationen www.context-ev.de .

Alles rund um „Buch und Lesen“

Schon außerhalb der Kirche wurde erkennbar, dass sich an diesem Nachmittag in der evangelischen Kirche alles rund um das Thema „Buch und Lesen“ drehen würde.
Bücherreihen, Stände, Liegestühle auf der Wiese und ein Pavillon mit Tischen, auf denen die Werke diverser Autoren standen, waren die Angebote der „Aktion Lesen“, die das Presbyterium der Gemeinde mit seinen Mitgliedern organisiert hatte.
„Unsere erste Idee war ja die Lesezelle, die super eingeschlagen hat“, erklärte Rainer Thiede vom Presbyterium. „Daraus entstand die Idee mit diesem Aktionstag, mit einer Lesung von Christine Westermann als i-Tüpfelchen.“
Im Gotteshaus selbst hatte Pastorin Karin Dembek unter dem Titel „Das Buch der Bücher“ zu einem Familiengottesdienst eingeladen, der sich inhaltlich der Bibel und dem Lesen an sich widmete.
Zu Anfang entzündete Dembek eine Kerze, die später in einem der Kirchenräume mit Wachsbuchstaben verziert und gestaltet wurde. „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht“, sang die Gemeinde gemeinsam mit dem Kirchenchor, nachdem die Zeilen aus dem Psalm 119 rezitiert worden waren: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg“.
Acht Bibelstationen
Anschließend wurde aus der Apostelgeschichte gelesen. Die dargestellte Geschichte handelte von einem äthiopischen Minister, der in Jerusalem eine Schriftrolle mit Worten des Propheten Jesaja erwirbt und in ihnen nach einer Botschaft von Gott sucht.
Die Gläubigen teilten sich danach an acht verschiedenen Bibelstationen auf, an denen sie verschiedene Aufgaben erwarteten. Im hinteren Raum der Kirche durften sie biblische Bücher in der richtigen Reihenfolge in ein Regal sortieren oder Bibeln in verschiedener Sprache studieren.
In der Sakristei konnten Bibelgeschichten malend „weitererzählt“ und an einem Bibelbalken befestigt werden. Den eigenen Namen in griechischen oder hebräischen Buchstaben auf ein Blatt schreiben, ein Holzstäbchen kleben und wie eine Schriftrolle aufrollen konnte man im Kirchenvorraum. Und am Abendmahltisch legten Gemeindemitglieder den Schöpfungskreis.
Auch der Tisch mit Bibel in unterschiedlichen Sprachen und aus verschiedenen Jahren sorgte für Aufmerksamkeit. „Ich war zwei Wochen auf Kreta, seitdem kann ich griechisch“, schmunzelte Matthias Kaenders und vertiefte sich in das „Novum Testamentum Graciae“. Jürgen Kropsch hielt eine Ausgabe aus dem Jahr 1910 mit handschriftlichem Vermerk in Händen: „Das zeigt die Vielfalt der Bibel, echt faszinierend.“
Bibelgeschichte konnte man in dem Büroraum am Eingang der Kirche anhand von Bildern interpretieren. „Viele sind offensichtlich, aber es gibt auch verschiedene Bedeutungen“, gab Fabienne Schmitz an der einen oder anderen Stelle Hinweise.
Ein Bibelkuchen
Ein Stockwerk tiefer wurde in der Küchenzeile des Jugendraums ein „Bibelkuchen“ gebacken. „Wir haben in die Bibel geschaut und Textstellen rausgesucht, wo sich Zitate finden. Damit waren wir relativ erfolgreich“, stellte der 15-jährige Ole zufrieden fest, als er den Teig in den Ofen schob. Später wurde der Kuchen am Ausgang an die Gemeindemitglieder verteilt.
Am Ende kamen alle nochmal zusammen, um Fürbitte zu halten und zu singen. „Ich fand das sehr eindrücklich, eine Gottesdienstgemeinde in Bewegung zu sehen“, dankte Karin Dembek allen fürs Mitmachen: „Ich hab im Vorfeld ganz schön geschwitzt, weil ich nicht wusste, wie das ankommt, wenn man etwas Neues in der Form hier anbietet.“
Draußen stöberten derweil die Gäste am Stand von Buchhändlerin Gertrud Aengenheyster in aktuellen Werken oder blätterten in den von den Gemeindemitgliedern dargebotenen Exemplaren.
Insgesamt kam die Aktion bei allen gut an. „Das war echt mal was anderes“, betonte Nina Muellemann, wie wichtig ihr das Lesen ist. Und auch der Weezer Patrick McGovern konnte der Aktion als Anregung etwas abgewinnen: „Ich lese alles. Ich brauche zwei Monate, wenn das Buch schlecht ist, und ein paar Tage, wenn es gut ist .“

„Manchmal ist es federleicht“

Dass Christine Westermann über Gelassenheit und Humor verfügt, erwies sich gleich zu Beginn, nachdem sie gemeinsam mit Pfarrerin Karin Dembek die Kirche mit ihren rund 200 Besuchern betreten, über das Altern geplaudert und sich als Kirchenfan geoutet hatte.
Als sich herausstellte, dass sich mit Hocker an dem Vortragspult so schlecht lesen lässt, wartete sie geduldig auf den Stehtisch („Ich gehe erst morgen zur Physiotherapie“) und bat zur Erheiterung des Publikums für das Mikrofon um ein Bibelexemplar und ein Gesangbuch. „Wenn schon Kirche, dann richtig“, meinte sie.
Was dann folgte, war eine 65-minütige Lesung aus ihrem Buch „Manchmal ist es federleicht“ , das sich mal kurzweilig, mal ernst den sehr unterschiedlichen Formen des Abschiedes widmete. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie das geht. Aber ich habe meine Abschiede hier beschrieben – in der Hoffnung, dass sie etwas davon für sich mitnehmen“, machte Westermann zum Einstieg klar. Das Werk habe sie bewusst ihrem Vater gewidmet, der Grundlage des ersten „Abschieds“ war. Er war schon zu Nazizeiten im Zuchthaus gelandet.
Später konnte er auch seine Abneigung gegen den Sozialismus nicht verbergen und war im März 1953 mit einer schmalen Mappe – dem Tagebuch des Vaters – von Ost-Berlin in den Westen geflohen. „Er hat immer neu anfangen müssen.“ Und so musste ein paar Tage später auch die Familie fliehen – inklusive der kleinen Christine und „meiner Puppe Gisela“.
Möglicherweise daraus entsprang im Laufe ihres Lebens das „unerwartete Talent zum Loslassen“, wie sie es bezeichnete. Westermann verband diesen Gedanken mit der eher federleichten „Flucht in ein anderes Leben“, dem zehnjährigen Leben in den USA, bis zum „einzigen“ Umzug von San Francisco nach Köln. Der Abschied sei ihr aber „nicht schwergefallen.“
Danach streifte Westermann den Abschied von der Schönheit, zitierte die Schauspielerin Ida Ehre. „Wenn ich manchmal in den Spiegel gucke, wundere ich mich, wie jung ich bin.“ Westermann berichtete über das Fithalten mit Yoga und ertappte sich für einen Moment selbst, wie sie sich im Erzählen verlor. „Sie merken, ich bin eine Plaudertasche“.
Die Journalistin sprach über den „Abschied“ von Mustern und Vorsätzen. Das Thema „Abschied vom Leben“ beschrieb sie humorvoll und ernst. Zum einen erzählte sie von einem Freund, der als Bestatter arbeitet und den sie einen Tag lang begleitete. Dort stellte sie fest , dass der häufig „Veronika, der Lenz ist da“ zu Beerdigungen spielen darf und er niemals in Urlaub fährt, weil „meine Kundschaft noch herumläuft.“
Der „ernste“ Abschied war der von ihrer am Tumor verstorbenen Freundin Anne, die sich „nicht an das Leben klammerte“. Westermann zitierte dazu Dietrich Bonhoeffer mit den Worten „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann (..) Man muss es einfach aushalten und durchhalten. (..) Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.“
Am Ende stand natürlich auch noch der Abschied von „Zimmer frei“, der für sie nicht so dramatisch war wie für viele ihrer Fans, auch wenn sie „auf den letzten Metern“ dann doch bewegt geweint habe. „Leute, es war nur Fernsehen und keine Operation am offenen Herzen.“ Westermann äußerte ihre Dankbarkeit, „meinen Beruf so zu leben und zu lieben.“
Bis heute bekomme sie als Würdigung ihrer 20 „Zimmer frei“-Jahre vom Metzger „eine Rindfleischwurst extra“. So gesehen sei alles richtig gewesen, zitierte sie ihren kongenialen Partner Götz Alsmann mit den Worten: „Es ist besser wie ein König zu gehen, als wie ein Köter vom Hof gejagt zu werden.“

Eine Hommage an ihre Stadt

Dreieinhalb Jahre hat es gedauert – jetzt ist es erschienen, das Buch von Heike Waldor-Schäfer und Axel Hundertmarck. Gemeinsam haben die Niederrhein-Redakteurin einer Regionalzeitung und der Fotograf, der seit Jahren auch im „Kevelaerer Blatt“ immer wieder seine Kunstfertigkeit beweist, auf 178 Seiten die schönen und liebenswerten Seiten der Wallfahrtsstadt ausführlich beleuchtet.
Das Schreiben habe etwas gedauert, weil sie auch etwas unterschätzt habe, dass das Verfassen eines Buches etwas anderes ist als die Veröffentlichung und Recherche zu einem einzelnen Artikel, räumte die Journalistin ein. „Man lernt da auch eine neue Technik“, zeigte sie sich genauso wie Hundertmarck „sehr glücklich“ über das Ergebnis des Prozesses.
Es handele sich nicht um ein Buch „mit Zeittafeln, Chroniken oder historischen Abrissen“, so Waldor-Schäfer, „sondern um Geschichts-Geschichten, die sehr individuell“ sind, meinte die 58-Jährige. „Jedes Kapitel kann man für sich nehmen.“ Als Neubürgerin, die „vor sieben Jahren mit Dackel nach Kevelaer gezogen ist“, durfte sie die Faszination des Ortes kennenlernen. „Diese Magie und Anziehungskraft“ rüberzubringen, das sei der Anspruch gewesen.
Der Ort, der sie dabei am meisten überrascht habe, sei die Kerzenkapelle gewesen. „Das war für mich vorher ein düsterer Ort mit Weihrauch. Aber da lebt Geschichte.“ Inhaltlich habe es zahlreiche spannende Aspekte gegeben, die sie im Laufe der Arbeit entdeckt habe, erzählt Waldor-Schäfer.
Als er die Anfrage erhalten habe, habe er sich „gebauchpinselt gefühlt“, gestand Hundertmarck freimütig. Dann habe er sofort angefangen und die ganzen dreieinhalb Jahre über „permanent fotografiert“. Dabei habe er dann Tausende Bilder zusammengebracht, aus denen die Auswahl erfolgte.
So beinhaltet das Buch ganz aktuelle Bilder von der Marientracht und der offiziellen Eröffnung des Solegartens wie auch ältere Fotos vom Papstbesuch – und so grandiose „Glückstreffer“ wie die Malerin, die am Kapellenplatz eine Gnadenkapelle auf Leinwand bannt oder den früheren Wallfahrtsrektor Stefan Zekorn, der in der Gnadenkapelle noch ein Handybild schießt.
„Das Buch hat auch gut in die Reihe des Verlages gepasst“, verwies Waldor-Schäfer auf die konstruktive Rolle des Ahlener Anno-Verlages, der schon mit Büchern wie „Du mein Duisburg“ oder „Du mein Xanten“ regionale Akzente gesetzt hatte.
„Wir machen bewusst subjektive Bücher, die den Ort aus Sicht des Autors und des Fotografen zeigen“, freute sich Geschäftsführer Bernd Krümmer über ein Werk, das „leicht und locker geschrieben ist und Lust auf das Buch und die Stadt macht.“
Auch die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf zeigte sich von dem Werk begeistert und regte an, dass in einer Auflage von 1000 Exemplaren veröffentlichte Buch an Neubürger oder Gäste der Stadt zu vermitteln.
Und was die Geschichten Kevelaers angeht, hat Heike Waldor-Schäfer im übertragenen Sinne „Blut geleckt“. Sie wünscht sich, dass die Kevelaerer sie weiterhin mit Bildern, Informationen und Geschichten zu der Stadt versorgen. „Ich komme auch vorbei und bringe Kekse mit“, will sich die Autorin dafür auch gerne Zeit im persönlichen Gespräch nehmen.
Wer also Bilder oder Dokumente hat oder ähnlich Spannendes erzählen und beizusteuern kann, möge sich über waldorschaefer.heike@t-online.de“ an die Autorin wenden. Vielleicht wird dann ja daraus ein zweites Kevelaer-Buch.

Lesen heißt, auf Wolken liegen

Schon ganz früh um kurz nach 8 Uhr trafen sich die Schüler an der Overberg-Grundschule in Winnekendonk in den Räumen ihrer jeweiligen Schulklasse. Danach ging es für die Kids raus auf den Pausenhof. Dort standen eine große Tafel, ein Keyboard und eine Gitarre.

Lehrerin Elisabeth Werner schnappte sich gleich das Saiteninstrument und sang mit den Anwesenden das Mottolied des Tages „Lesen heißt, auf Wolken liegen“.

Danach begrüßte Schulleiterin Margarete Wahlen erstmal alle Kinder – und die Leser, die sich an diesem Morgen bereit erklärt hatten, für die Jungen und Mädchen tolle Geschichten zu lesen. „Das befördert die Fantasie“, meinte sie später, als es die Treppe hinauf zum Bücherei-Nebenraum ging, zur Bedeutung eines solchen Vorlesetages.

„Leider wurde nicht viel gelesen bei uns, der Vater hatte Wechselschicht. Wir waren keine Lesefamilie“, freute sich der Kevelaerer Schuldezernent Marc Buchholz dennoch umso mehr auf das gemeinsame Erlebnis. „Ich hab sofort gesagt, ich stehe zur Verfügung.“

Und auch die frühere Schulleiterin Annemarie Uellenberg-Etzbauer meinte: „Das ist wie immer, das Gewusel. Mal sehen, ob die sich verändert haben.“

Danach stellten sich die Kinder zu der Person mit dem Schild, auf dem der Titel des Buches zu erkennen war, das sie jeweils interessierte. Mit dem jeweiligen Leser ging es dann in die Klassen- und Sitzräume. Da machten es sich die Kids mit ihren Kissen auf den Boden, auf Bänken, Sofas oder Stühlen gemütlich, um sich von den Geschichten verzaubern zu lassen. Und so hörten die Kinder Geschichten wie „Die Olchis und der faule König“ von Erhard Dietl, „Kein Kebs für Kobolde“ von Cornelia Funke, „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ oder Klassiker wie „Die kleine Hexe“ von Ottfried Preußler und „Momo“ von Michael Ende.

Auch die Erwachsenen hatten Freude

In einem der Klassen-Nebenräume las Jörg Bauer den Kids „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ auf dem Tablet vor. „Das ist sehr angenehm, die schauen auf einen. Die Ruhe zu finden, mit den Kindern zu lesen. Ich mag das sehr“, hatte er selbst daran seine Freude.

In der Frühstückspause konnten die Kinder draußen toben, redeten über das Gehörte miteinander. „Jim Knopf, der ist über ein Schiff mit dem Postboten auf die Insel gekommen“, erzählte Merrit. „Die kleine Hexe , die war erst 127 Jahre alt und hatte einen Raben, der konnte reden. Das war spannend“, meinte die neunjährige Paula.

Schulleiterin Margarete Wahlen hatte an dem Tag den „härtesten“ Job, durfte sie doch an dem Morgen an beiden Schulstandorten in Winnekendonk und Kervenheim ran, wo das ganze Procedere ebenfalls ablief und die Kinder in den Klassenräumen voller Faszination zuhörten.

Sie las Kai Pannens „Du spinnst wohl“ mit der grummeligen Spinne Karl-Heinz und der Fliege Bisy, die sich als Weihnachtsessen in seinem Netz verfängt und die ihm fürchterlich auf die Nerven geht. Klein und richtig gemütlich gestaltete sich das Lesen mit Schuldezernent Marc Buchholz im Bücherei-Nebenraum der Overberg-Schule. Lesetechnisch entsprechend „eingegroovt“, gestaltete sich für sie die zweite Runde dann im Klassenraum der St. Norbert-Grundschule eine ganze Ecke flüssiger – und mit dem Ortsvorsteher Martin Brands als Spinne Karl fand sie einen super-lebendigen Gegenpart.

Was beide dazu brachte, während der Lesung herzhaft zu lachen – weil es einfach für einen Moment lang nicht mehr ging. Und das zeigte: Moderne Märchen und Geschichten machen an einem Vorlesetag nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen einen Riesenspaß.