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Marina Quarte (Pflegedienstleitung Kevelaer), Mathis van Meegen (Geschäftsführer Gebomed), Silvia Schöneis Gründerin Lebensgarten (v.l.). Foto: privat
Personal wurde übernommen. Lebensgarten-Gründerin Siliva Schöneis ist Standortleiterin Kevelaer.

„Lebensgarten“ wird Teil von Gebomed

Der 2013 gegründete Pflege- und Betreuungsdienst „Lebensgarten“ aus Kevelaer-Winnekendonk gehört seit dem 01.12.2023 zur Gebomed GmbH.

Die Rolle als emotionale Stütze

Während in vielen Berufen die Arbeit aktuell ruht oder ins Home Office verlegt wurde, muss in anderen Bereichen der Arbeitsalltag weitergehen. Mehr noch: In der Pflege beispielsweise herrscht ein erhöhtes Arbeitspensum, die Mitarbeitenden leisten in vielen Fällen mehr als außerhalb der Corona-Pandemie − so auch im Pflege- und Betreuungsdienst „Lebensgarten“ mit Sitz in Kevelaer. Die stellvertretende Pflegedienstleitung und Praxisanleitung Viola Haesters berichtet, dass man sich mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen schnell arrangiert hätte und die Schwierigkeiten an anderer Stelle liegen. Bei vielen Patient*innen sei eine große Verunsicherung und Überforderung zu spüren, in vielen Fällen herrsche Einsamkeit vor und der Wunsch nach Menschen, die ihnen rund um Corona-Fragen beratend zur Seite stehen. Dass die Beachtung all dieser individuellen Probleme mitunter eine größere Herausforderung darstellen kann als die Umsetzung aller Corona-Maßnahmen, wird im Gespräch mit Heasters deutlich.

Entgegen vieler Annahmen berichtet Viola Haesters für den Kevelaerer Pflegedienst nicht von chaotischen Strukturen oder Mitarbeitenden, die am Limit ihrer Kräfte sind. Man habe sich zu Beginn der Pandemie auf die verstärkten Hygienemaßnahmen einstellen müssen, dies sei inzwischen aber zur Normalität geworden. „Die Pflege läuft ja weiter. Jetzt kommt eben ein Schippchen drauf“, sagt Haesters. Ein erheblicher Mehraufwand wird aktuell durch die tägliche Temperaturkontrolle der Patient*innen und der Mitarbeitenden sowie Schnelltests bei den Mitarbeitenden mehrmals wöchentlich verursacht. Zudem mussten die Mitarbeitenden, die die Testungen durchführen, vorab eingewiesen werden. Außerdem wurde eine Vollzeitkraft zusätzlich eingestellt. All diese Neuerungen haben eine dynamische Umstrukturierung der Betriebsabläufe verursacht.

Eine Sache allerdings kann nicht durch eine neue Organisation geregelt werden: die Sorge der Patient*innen. Während der Einsätze sei bei vielen von ihnen eine große Unsicherheit spürbar, es kämen häufig Fragen rund um die Corona-Maßnahmen auf. Oft werde auch nach der persönlichen Meinung der Pflegefachkraft zu Dingen rund um die Pandemie gefragt. Zudem seien viele der Menschen schlichtweg einsam, da im Zuge der Schutzmaßnahmen kaum mehr Angehörige zu Besuch kommen. Als Fachkraft versuche man, so Haesters, die Menschen mit ihren Sorgen aufzufangen. Dabei gehe es nicht allein darum, bei Fragen Rede und Antwort zu stehen, sondern auch darum, etwas Normalität in den Alltag der Menschen zu bringen. „Die Situation ist sowieso schwer genug, dann muss man sie nicht noch schwerer machen“, sagt die 29-Jährige. 

Gute Laune und Geborgenheit

Man dürfe die Arbeit letztlich nicht allein von Covid-19 bestimmen lassen. Es sei wichtig, auch an altbewährten Strukturen festzuhalten, weiterhin „gute Laune“ mitzubringen und den Menschen auch in Zeiten der Unsicherheit Geborgenheit zu vermitteln. „Sie sind dankbar, dass jemand da ist, der sie in der schweren Zeit begleitet“, schildert die stellvertretende Pflegedienstleitung. Die Aufklärungsarbeit rund um Corona-Themen sei aktuell besonders wichtig. 

Vor allem in den vergangenen Wochen seien viele Fragen rund um die Impfung aufgekommen. Die Pflegefachkräfte informieren bei Bedarf über die Impfung und verteilen Informationsmaterial, erklärt Claudia Claßen, die als Leitung einer Pflegeschule eng mit dem „Lebensgarten“ zusammenarbeitet. Wichtig sei es, dabei Neutralität zu bewahren, ergänzt Haesters, die sich dem Einfluss der Pflege- und Betreuungskräfte bewusst ist. Denn teilweise seien sie aktuell die einzigen Personen, mit denen die Patient*innen Kontakt haben. „Man legt denjenigen die Entscheidung in die eigene Hand“, so Claßen. Man müsse „für die Menschen mitdenken, die es nicht so können, die Ängste haben.“ 

Wertschätzung und Dankbarkeit

Bei all der emotionalen Mehrarbeit ist es für Haesters einmal mehr wichtig, dass alle Kolleg*innen zusammenhalten. „Man hat wirklich ein gutes Team an seiner Seite und hinter sich.“ Gestärkt werde diese, trotz der Pandemie positive, Grundstimmung durch die Reaktionen der Patient*innen. Diese sind geprägt von Wertschätzung und Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, berichten Haesters und Claßen.

Dass die Pflegefachkräfte auch in der kommenden Zeit weiterhin wichtige Ansprechpartner bleiben werden und bei vielen älteren Menschen einen wichtigen Teil dazu beitragen, gegen eine völlige Isolierung zu wirken, ist Haesters bewusst. Dennoch ist sie voller Hoffnung − vor allem mit Blick auf die Impfungen. „Ich freue mich auf die Zeit, die danach kommt. Ich sehe mit Zuversicht in das Jahr.” Ein besseres Jahr wird kommen, da ist sich die 29-Jährige sicher. Es dauert, aber es wird kommen.”