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Wo werden Kinder am besten gefördert?

In welcher Schule ist ein Kind am besten aufgehoben? Gerade bei Kindern mit Entwick-lungsdefiziten stehen nicht nur Eltern, sondern auch Pädagogen, Therapeuten und Ärzte vor dieser schwierigen Frage.

Um rechtliche Rahmenbedingungen zu klären und praktische Entscheidungshilfen anzubieten, hatten die Inklusionsbüros der Caritas zu einer Fachtagung ins Hotel Klostergarten eingeladen, an der 55 Vertreter von Schulen und Kindergärten teilnahmen.

Begrüßt wurden die Teilnehmer von den Mitarbeiterinnen der Inklusionsbüros Adele Hoff, Ina Martens und Sigrid Thomas. Anschließend erläuterten Marcus Knops, Leiter der Gelderland-Schule, und Andreas Berndt, Leiter der St.-Antonius-Grundschule, die Fördermöglichkeiten für Kinder in unterschiedlichen Schulformen am Beispiel ihrer beiden Schulen.

Sollte ein Bedarf an sonderpädagogischer Förderung festgestellt worden sein, stellt sich die Frage, ob ein Kind besser an einer Förderschule oder an einer Grundschule des gemeinsamen Lernens gefördert werden kann. Hierzu wurden die schulischen Angebote im südlichen Kreisgebiet vorgestellt und erläutert.

Die letztliche Entscheidung für eine bestimmte Schulform ist immer abhängig vom jeweiligen Einzelfall. Dennoch waren sich die Teilnehmer der Fachveranstaltung in großen Teilen einig, dass jede Schulform unterschiedliche Stärken in der Förderung von Kindern hat. So sind Kinder mit Förderbedarf im sprachlichen Bereich tendenziell besser an einer Förderschule untergebracht, weil hier Defizite oft schon in kurzer Zeit behoben werden können.

Kinder mit Förderbedarf im emotionalsozialen Bereich sind ten-denziell an einer Grundschule des gemeinsamen Lernens besser aufgehoben, weil ihnen hier die Durchmischung des Klassenverbandes zugutekommt. Bei Kindern mit Förderbedarf im Bereich Lernen ist die
Schulform weniger ausschlaggebend, da hierbei die Förderung in jedem Falle sehr individuell auf das Kind abgestimmt ist.

„Uns war wichtig, den Teilnehmern heute fachlich fundierte Informationen mitzugeben, damit sie betroffene Eltern entsprechend gut beraten können. Gleichzeitig wollten wir die Fachleute aus den unterschiedlichen Einrichtungen miteinander in Kontakt bringen, denn nur so kann Inklusion funktionieren“, sagte Adele Hoff vom Inklusionsbüro in Straelen nach der Veranstaltung.

Weitere Informationen zum Thema “Inklusion” und besonders zum Übergang vom Kindergarten zur Grundschule erhalten Eltern auch in den Inklusionsbüros der Caritas in Geldern, Kevelaer und Straelen. Alle  Kontaktdaten gibt es unter www.inklusion-leicht-gemacht.de

Vortrag einer beeindruckenden Frau

Nur mit einem kleinen Mini Cooper und einem fast ebenso kleinen, vier Quadratmeter großen Oldie-Caravan, der ihr und ihrer Tochter als Wohn- und Schlafstätte dient, erreichte Nicole Mtawa den „Goldenen Löwen.“ Gut 30 Gäste verfolgten dann den 90-minütigen Vortrag der 40-jährigen, ursprünglich aus Schwäbisch Gmünd stammenden Frau. Sie war auf Einladung des Vereins „wirKsam e.V.“ im Rahmen ihrer Fundraising-Tour für Kinder in Afrika gekommen. Den Draht zu ihr hatte der Verein über die private Freundschaft von Helen Wouters geknüpft.

Mtawa, gelernte Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik, schilderte in ihrem Vortrag, wie sie als junge Frau zunächst 2001 bei einer Reise in Australien ihre Ängste zurückgelassen habe, um sich auf Reisen in fremde Länder zu begeben. Den ersten konkreten Kontakt mit Tansania hatte sie persönlich ein Jahr später. Dort begegneten ihr dann im Winter 2003 „zwei Jungen, die nur noch Haut und Knochen waren.“ Diese Begegnung veränderte die junge Frau – nachhaltig.

Sie entschied sich, 2005 nach Tansania zu gehen, um dort Straßenkindern zu helfen. Dabei verliebte sie sich in den Mann Juma, der seit seinem siebten Lebensjahr auf der Straße lebt. 2009 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „Sternendiebe“ und gründete anschließend den Verein „Human Dreams“. Nahe der Stadt Neu-Del­hi begründete sie dann in Indien ein Kinderpflegeheim, wo sie im März 2011 das erste voll pflegebedürftige Kind aufnehmen konnte und wo die Mitarbeiter unter deutscher Leitung die Kinder im Heim pflegen oder sogar Hausbesuche machen.

Vergessen Sie, was Sie über Afrika hören.” (Mtawa)

Fünf Jahre später eröffnete Mtawa in Tansania ein Kinderdorf mit fünf Kinderhäusern für je sechs pflegebedürftige Kinder – in einem Land, wo pflegebedürftige oder kranke Kinder oft aus Aberglaube förmlich versteckt werden. Dort entstand dann auch ein eigenes Rehabilitationszentrum. Dazu kamen autarke Eigenversorgung mit Solarpanel, Garten und eigenem Wasser. „Vergessen Sie alles, was Sie über Afrika hören. Da haben wir das beste Wasser der Welt“, lachte Mtawa.

Anhand diverser Bilder und den sehr persönlichen Geschichten der Kinder, die entweder die Mutter verloren haben oder ausgesetzt wurden, verdeutlichte sie, wie sich die Situation für Kinder durch die Betreuung in relativ kurzer Zeit spürbar zum Positiven verändert. Und den Mitarbeitern vor Ort verschaffe sie durch ein regelmäßiges Einkommen und eine Krankenversicherung Lebenskontinuität. Auch die Kinder würden versichert – für 20 Euro im Jahr (!). „Wer uns also 100 Euro spendet, der sichert fünf Kinder mit ab.“

Mit wenig Geld könnte man viel tun. „Das ist für mich kein Tropfen auf dem heißen Stein“, motiviere sie immer wieder „die Freude, die die Kinder ausstrahlen“, um weiterzumachen. „Sie werden immer voll pflegebedürftig sein, aber sie werden Lebensfreude empfinden und zeigen auf ihre Weise, dass es ihnen gut geht.“ Um Geld aufzutreiben, tourte sie 2017 und 2018 mit dem 23 Jahre alten Mini und dem 53 Jahre alten Transporter durch Europa. Dabei trifft sie die „Weiße Massai“ Corinne Hofmann und einen italienischen Volleyballstar, der mit ihr ein Fotoshooting macht.

Zusätzlich zu dem Kinderdorf wird jetzt in Tansania eine Kita für zwölf Pflegekinder und ihre alleinerziehenden Mütter zur Verfügung stehen. Für dieses Projekt kamen allein von „Ein Herz für Kinder“ 164.800 Euro als Spende zusammen. Für 2020 plant Mtawa jetzt, in Namibia eine tiergestützte Therapiestätte mit Mini-Ponies zu gründen. In den nächsten Tagen erhält sie eine zweijährige Aufenthaltsgenehmigung für das Land, hat bereits von einem Deutsch-Namibianer ein Haus und eine 50.000 Quadratmeter große Fläche 15 Kilometer von Windhoek entfernt erworben. „Dort lebe ich ab Januar.“

Es gibt nicht nur Plan A

10.000 Euro habe sie schon angezahlt, sagt die zierliche Frau. Bis zum 15. Januar, so ist ihr Plan, möchte sie dafür 200 Spender finden, die jeder dafür 1.000 Euro geben. „Es muss klappen. Und wenn es nicht klappt, dann gibt es halt Alternativen.“

Die Zuhörer zeigten sich stark beeindruckt. „Sie ist die bemerkenswerteste Person, die ich je in meinem Leben getroffen habe. Sie hat meine Sicht auf die Welt so sehr verändert. Ich bewundere sie“, meinte die gebürtige Brasilianerin Jaime Müller-Marcena, die selbst in dem Projekt in Tansania und in Indien mitgewirkt hat. Anne van Rennings von „wirKsam e.V.“ fand es danach „erstaunlich, was so eine Begegnung auslösen kann“, und beschrieb es als „beachtlich, was da auch an persönlicher Hingabe“ seitens Mtawa passiert. „Wir sind stolz, Teil dieser Fundraising-Tour zu sein.“

Agnes Bissels aus Geldern meinte: „Ich fand diese Authentizität und dieses große Engagement toll. Wir haben selbst ein Kinderdorf in Tansania.“ „Sie ist ein offener Geist und hat Selbstvertrauen. Ich würde nicht mit einem Kind im Mini reisen“, gestand Andrea Raabe, die extra für den Vortrag aus Xanten angereist war.

Ein weiß-blaues Familienfest

Schon die weiß-blaue Begrüßung am Eingang deutete darauf hin, was die Besucher der Kindertageseinrichting an diesem Nachmittag erwarten würde. Fesche Erzieherinnen im Dirndl, entsprechend gekleidete Eltern und vor allem die Kinder in ihren Trachten gaben beim zweiten „Wiesenzauber“- Oktoberfest ein farbenfrohes Bild ab.

Überall hingen kleine blauweiße Flaggen, die Decken der Tische waren so dekoriert, dass man sich ein bisschen bayrisch fühlen konnte. „Das ist ein Familienfest – verbunden mit einem Tag der offenen Tür“, sagte Einrichtungsleiterin Simone Wäger und verteilte am Eingang Wertmarken für Essen und Trinken.

„Wir haben das so schon vor zwei Jahren gemacht, und es kam super an. Das wird jetzt so weiter wiederholt – als ein festes Ritual“, hatte sie selbst ihre Freude an der sie umgebenen, fröhlichen Atmosphäre. Eltern und Erzieher hatten sich eine Menge einfallen lassen, um in jeden einzelnen Raum soetwas wie Oktoberfest-Stimmung zu zaubern. Vom Plastik-Brezelwerfen in eine Kiste bis zum Dosenwerfen reichte die vielfältige Palette der Aktivitäten, die die Kinder dort ausüben konnten. Die vierjährige Marleen, die sechsjährige Lilli und der achtjährige Mika posierten im Kostüm in der „Fotobox“ vor einem Landschaftsbild. „Das war bis jetzt das Schönste“, fanden die drei. 

Jede Menge Spaß

Die Spiele sorgten bei den Kindern für Abwechslung auf ihrem Oktoberfest. Foto: AF

Beim Nagel-Baumstammeinschlagen versuchte sich der vierjährige Ferdinand. „Für die Kinder ist das sehr schön“, fand seine Mama Silke Wunderlich. „Und jetzt weiß er auch schon, wie man mit einem Hammer umgeht“, hatte das Ganze so gesehen schon einen praktischen Effekt. Fantasievolle Motive konnten sich die Kleinen beim Kinderschminken ins Gesicht malen lassen. „Das habe ich mir ausgesucht, mit den Blumen“, sagte die siebenjährige Amelia, die die Oktoberfest-Idee richtig gut fand. „Wiesenzauber“-Mitarbeiterin Rita Schaffers merkte, was es heißt, im Akkord Gesichter zu bemalen und bemerkte lachend: „Da kommt man nicht nach. Ich bin schweißgebadet.“

So richtig „zünftig“ wurde  es in der Caféteria mit leckeren Weißwürsten, Krautsalat, Brezeln, Kaiserschmarrn in Vanillesauce und anderen Leckereien. Vater Thomas Tömat, selbst Koch, hatte alles für das Fest fertiggemacht. „Das soll ja auch authentisch schmecken“, sagte der Vater, dessen Nürnberger Rostbratwürste und Schinkenkrustenbraten echte Renner waren.

Höhepunkt des Ganzen war natürlich die Verlosung, auf die die Mädchen und Jungen gespannt wie ein Flitzebogen waren. Einrichtungsleiterin Simone Wäger durfte die Nummern verkünden – und konnte mit den von Unternehmen wie „Mutter&Kind“ gespendeten Geschenken für glückliche Kinderaugen sorgen.

In Irland das Jawort gegeben

Nein, es ist keine Romanvorlage nach Rosamunde Pilcher. Aber auf der Insel Arranmore, 5 Kilometer vor der Irischen Nordwestküste Donegals, ist es mindestens genauso romantisch wie in Cornwall. Eine wahre Traumkulisse für eine Traumhochzeit. Und genau hier gaben sich Amanda und Seán Feeny am 16. August 2019 in der St. Crone’s Kirche ihr Jawort.

„Wir hatten ein rauschendes Fest“, schwärmt Amanda, die auf der Insel Arranmore das Licht der Welt erblickte. „Unser Priester war Pastor Pat Ward, der selber auf dieser Insel aufgewachsen ist und meine Familie gut kennt, war fantastisch“, berichtet die 34-jährige Braut begeistert weiter. Musikalisch begleitet wurde die Trauung von engen Freunden. „Es hat uns sehr viel bedeutet, dass unsere Freunde sich an unserer Trauung beteiligen konnten“, betont Seán Feeny, der 1981 im St Marien Hospital Kevelaer geboren wurde und hier in der Marienstadt die St. Antonius Grundschule und das Kardinal-von-Galen-Gymnasium besuchte.

Ein Fotoshooting am Atlantik

Traditionell sei eine irische Hochzeit immer eine große Familiensache. Und da beide aus recht großen Familien stammen, sollte es auch bei Amanda und Seán nicht anders sein. Etwa 200 Gäste aus ganz Irland, Großbritannien, Amerika, Neuseeland und aus Deutschland waren zum Hochzeitsfest angereist. Nach der Trauung auf der Insel ging es für die Gäste zurück zum Festland ins Waterfront Hotel Dungloe. Hier wurden sie, während sich das frisch vermählte Brautpaar einem romantischen Fotoshooting am Atlantik stellte, mit traditioneller irischer Musik, von Musikern der Ceol na Coille Musikschule, unterhalten. Anschließend ging es mit einem gemeinsamen rauschenden Fest weiter – „mit fantastischer Live-Musik, von den Jukebox Jurors aus Belfast“, bestätigt das glückliche Brautpaar.

Im August 2015 lernt sich das irische Paar in Jerry Early’s Bar auf der Insel Arranmore, kennen. „Es hat sofort zwischen uns gefunkt und innerhalb einer Woche war ich wieder auf der Insel, um Amanda zu besuchen“, verrät Seán, der nach über einem Jahrzehnt als Regionaler Journalist, jetzt als Marketing & PR Manager für das Earagail Arts Festival, dem größten Sommerevent Donegals, und dem Regional Cultural Centre, dem Kulturzentrum der Stadt Letterkenny, arbeitet.

Eine gemeinsame Liebe, die Amanda und Seán verbindet, ist die Musik. „Seán ist sehr musikalisch und spielt auch selber viel Musik. Wir gehen daher gerne regelmäßig zusammen auf Konzerte und ab und zu habe ich auch mal versucht, mit ihm Gitarre zu spielen“, berichtet eine lachende Amanda, die 2016 von London nach Donegal zurückkehrte und jetzt in Derry City als Dental Hygienist arbeitet. „Außerdem machen wir sehr gerne Tagestouren, in und um Donegal. Ich bin im Nordwesten Irlands aufgewachsen und es gibt dort unheimlich viele wunderschöne Gegenden, die man besuchen kann, die selbst ich vorher noch nicht kannte“, schwärmt die heimatliebende Braut, die aber auch die Heimat ihres Mannes kennenlernen durfte, dabei besonders das schmackhafte Eis in der Marienstadt lobt.

Im August 2018, dem dritten Jahrestag des ersten Treffens auf Arranmore, hält Seán um die Hand seiner zukünftigen Frau an. „Anstatt mit einem Ring um meine Hand anzuhalten, hat Seán ein Fotoalbum zusammengestellt mit Fotos von uns beiden, die während der drei Jahren unserer Beziehung gemacht wurden“, verrät Amanda. Auf der letzten Seite des Fotoalbums war allerdings kein Foto, sondern die Frage aller Fragen. Die freudige Antwort führte Amanda und Seán im August vor den Traualtar.

Romantische Flitterwochen in Mexico

„Und da Donegal und die Hochzeit für viele Gäste so etwas wie ein Miniurlaub war, konnten wir viele Familienmitglieder und Freunde am Tag nach der Hochzeit auf der Insel Arranmore willkommen heißen, wo wir den ganzen Nachmittag, musiziert, gesungen und gelacht haben“, berichten Amanda und Seán Feeny, die zurzeit ihre Flitterwochen in Cancun, Mexico, verbringen. Ihre gemeinsame Zukunft sehen die beiden auf jeden Fall in Donegal an der irischen Nordwestküste. „Hier möchten wir eine Familie gründen und unsere Kinder aufziehen“, verrät ein sympathisches Brautpaar mit lieben Grüßen nach Kevelaer.

Kevelaer mit 19 Jahren verlassen

Für Seán Feeny, der sich immer noch als „Kävelse Jong“ bezeichnet, ging es im März 2001, nach dem Abitur am Kardinal-von-Galen-Gymnasium, nach Irland, um hier ein Studium in Journalismus anzufangen. „Obwohl es am Anfang schwer war, all meine Freunde und Kevelaer mit 19 Jahren zu verlassen, habe ich mich sehr schnell in Irland eingelebt und zuhause gefühlt“, erklärt Feeny. Studienplätze und Ausbildungsmöglichkeiten, die in seinem Interessenfeld lagen, seien zu dem Zeitpunkt in Deutschland schwer zu bekommen. Sea`n Feeny erhielt mit Glück einen Studienplatz in Dublin.

Da einige Familienmitglieder weiterhin in Deutschland, unter anderem auch in Wetten, leben, besucht er mindestens einmal im Jahr seine Heimat. „Es rührt mich auch immer wieder sehr, dass die Musiker und Freunde aus Irland, die ich über die Jahre nach Kevelaer gebracht habe, immer noch über die Stadt, die Menschen und die Gastfreundlichkeit im Prinzenhof, schwärmen“, freut sich Seán Feen.

Seit 50 Jahren gemeinsam durchs Leben

Die Freude ist dem Goldpaar deutlich anzusehen. „Wir freuen uns auf das Fest“, bestätigen Erna und Josef Gossens mit einem erfrischenden Lachen. „Besonders auf das Ständchen“, fügt die Goldbraut an. Das Ständchen nahm das Goldpaar dann am vergangenen Sonntag am festlich geschmückten Haus entgegen. Für den Hausschmuck hatten die Nachbarn gesorgt. Mit viel Liebe und fröhlichen Stunden beim Röschen basteln schmückten sie das Haus von Erna und Josef Gossens, die sich am 30. September 1969 auf dem Kevelaerer Standesamt das Jawort gaben.

Kennengelernt hat sich das jung gebliebene Paar 1968 in einer Gelderner Diskothek. „Damals ging man zum Tanzen zur Disco“, erklärt der 72-jährige Jubelbräutigam. Bereits im August des Kennenlernjahres verloben sich die aus Hartefeld stammende Erna Greven und der gebürtige Kevelaerer, worauf ein gutes Jahr später die Hochzeitsglocken läuten.

In der Adventszeit 1970 erblickt Tochter Astrid das Licht der Welt und bereichert fortan das Familienleben. Dieses findet, zwei Jahre nach der Trauung, im Elternhaus von Josef Gossens in Kevelaer auf der Mittelstraße statt. „Mit einem sehr großen Garten-Grundstück“, berichtet der gelernte Elektro-Maschinenbauer, der bis zur Rente 33 Jahre bei den Bayer Werken in Uerdingen beschäftigt war.

Basteln mit angespültem Strandgut

Der weitläufige Garten und die daraus entstandene parkähnliche Anlage, ist bis heute das Hobby des Goldbräutigams – mit Unterstützung seiner kreativen Frau, die besonders das Handarbeiten und Basteln mit verschiedenen Materialien liebt. Mit ihren Bastelarbeiten, besonders aus angespültem Strandgut, setzt sie künstlerische Akzente im Garten. „Das Strandgut finden wir in Vlissingen“, erzählt die ehemalige Betriebshelferin, die bis zu ihrem 67. Lebensjahr Haushalte in Gärtnereibetrieben unterstützte.

Vlissingen in Holland wird für das Paar fast zur zweiten Heimat. Seit 35 Jahren verbringen Erna und Josef Gossens hier ihren Campingurlaub und genießen dabei ihre ausgiebigen Fahrradtouren. „Wir hoffen, dass wir das noch lange so machen können“, so der Wunsch des Goldpaares. Gemeinsam mit der Familie, zu der auch Enkel Miguel gehört, freut sich das Jubelpaar auf die noch bevorstehende Feier mit Freunden, Bekannten und Nachbarn.

Sicherlich habe es in den 50 Jahren Höhen und Tiefen gegeben. „Aber“, so das sympathische Paar, „viel miteinander reden, Vergangenes ruhen lassen und sich immer wieder Mühe geben – dann erlebt man 50 wunderbare und wertvolle Jahre“, verkünden Erna und Josef Gossens mit einem herzlichen Lachen.

Amüsantes Patchwork-Strickmuster

Dem Kevelaerer Kulturbüro beschert der Mann regelmäßig ein volles Bühnenhaus, da war es an der Zeit, sich auch mal persönlich angemessen zu bedanken: Eine Geburtstagstorte nahm René Heinersdorff am Montagabend entgegen – nachträglich zu seinem Irgendwas-Mitte-50-Geburtstag am Sonntag zuvor, nachträglich zum exakt 25-jährigen Bestehen seines Theaters an der Kö in Düsseldorf in diesem Jahr und irgendwie auch nachträglich zu satten zwei Stunden bestem Boulevard-Theater. Die hatte der Autor und Schauspieler nämlich zuvor den Kevelaerern beschert.

Heinersdorff ist einer der meistgespielten zeitgenössischen Autoren des Genres. Er inszeniert und spielt gern selbst und gut. Da darf man ihn wohl, und das ganz ohne negative Hintergedanken, als gekonnten Selbstdarsteller bezeichnen. Denn viele seiner Stücke haben irgendwie auch mit Selbsterlebtem zu tun. In „Komplexe Väter“ trifft er als Therapeut, der eine Beziehung mit einer halb so alten, ehemaligen Patientin unterhält, auf ihre beiden Väter: Der eine hat sie gezeugt, der andere großgezogen, und die Mutter möchte daraus nun eine funktionierende Patchwork-Familie stricken.

Das erfolgreiche Strickmuster des Stücks: Vorhandene Befindlichkeiten werden geschickt mit neuen Abneigungen verwoben – und natürlich weiß das Publikum immer alles ein bisschen eher und besser als die Charaktere im Stück. Patchwork also auch hier.
Selbstverständlich haben die drei Elternteile mit ihrer Dreiecksgeschichte genug zu tun. Natürlich ist der neue Schwiegersohn in spe viel zu alt. Und Kinder bleiben für ihre Eltern sowieso ihr Leben lang Kinder…

Busse und Balder kommen ins Spiel

Das sind alles durchaus hochdramatische Konflikte, die da aufblitzen, die für stundenlange Klassiker taugen, und die auch hier mit einer gehörigen Portion Ernst vorgestellt werden. Und doch wäre Heinersdorff nicht er selbst, würde er nicht die beiden Hauptrollen mit holzschnittartigen Vätern besetzen – und mit Jochen Busse und Hugo Egon Balder noch dazu mit zwei Selbstdarstellern, denen die Rollen auf den Leib geschrieben scheinen und wie sie kantiger und gegensätzlicher kaum sein können. Patchwork…

Busse macht das, was er immer macht, wenn er vor Publikum agiert: Er zieht den Kopf mit der scharf gescheitelten Frisur um einige Zentimeter zurück, schaut verständnislos aus der Wäsche und stellt dann die momentan dämlichst-mögliche Frage. Oder er nimmt Anlauf und prescht, das kantige Kinn voran, die Zähne zum dumm-dreist verklärten Lächeln gefletscht, in Richtung nächstes Fettnäpfchen.

Mutter und Tochter

Balder pflegt weiter den abgeklärt abwinkenden Alleswisserabernichtskönner mit den schlaff herabhängenden Schultern. Und wie immer sieht er immer so aus, als träte er gerade nach einer durchgemachten Nacht aus der Drehtür einer Kneipe und schüttele sich Sex und Drugs und Rock‘n‘Roll aus dem Haar.

Dass diese beiden sich gegenseitig die Gags nur so vor die Füße und an den Kopf werfen, verdanken sie Autor Heinersdorff, der die Rolle des immer wieder dazwischenfunkenden Therapeuten ebenfalls herrlich holzschnittartig angelegt hat, und so eine Mischung aus Slapstick und Sinnkrisen konstruiert, die in jeder Situation mit einer Komik, der man nicht ausweichen kann, einen Ausweg schafft.

Mutter und Tochter (Alexandra von Schwerin und Katarina Schmidt) sind in dieser Gemengelage übrigens erfreulicher Weise mehr als die Wasserträgerinnen, die man zunächst vermuten könnte. Sie zeigen ihre Figuren dank hervorragender Schauspielkunst ebenso facettenreich wie natürlich.

Die Auswärts-Premiere zeigte am Montagabend im rappelvollen Kevelaerer Bühnenhaus, dass das amüsante Stück Boulevard auch außerhalb bewährter Komöden-Mauern funktioniert. Stehende Ovationen für eine gelungene Ensembleleistung.

Am 29. Oktober ist im Theater- und Bühnenhaus das nächste Stück zu sehen: Chaos auf Schloss Haversham vom Tourneetheater Thespiskarren.

Von Kevelaerern für Kevelaerer – „Seid Einig” feierte

Zahlreiche Stifter, Spender und der Vorstand der Bürgerstiftung „Seid Einig“ selbst waren in der Gastronomie des Niederrheinischen Museums zusammengekommen, um bei dem besonderen Ereignis mit dabei zu sein. „Wir haben schon mehr Stühle als erwartet nötig. Hoffentlich haben wir nachher genug Bier“, scherzte Stefan Jansen von der Bürgerstiftung, ehe der offizielle Festakt – eingeleitet durch einen klassischen Gitarrenvortrag – begann.

Anschließend durfte der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Edmund Bercker, für den ersten Lacher des Abends sorgen, als er den stellvertretenden Vorsitzenden der Geselligen Vereine als Vertreter des Kuratoriums, Dominik Lemken, versehentlich mit „Pichler“ titulierte. „Ich hoffe, Du hast die Beförderung gut überstanden“, scherzte er. Lemken drückte später die tiefe Verbundenheit der „Geselligen“ mit der Stiftung aus. „Lasssen Sie die leuchtenden Kinderaugen weiter Ansporn für Ihr Engagement sein.“

Rücktritt vom Amt

Bercker skizzierte in kurzen Worten die Idee, die der Gründung der Stiftung zugrunde lag, als er und Gerd Plümpe zum 100-jährigen Jubiläum der Geselligen Vereine dazu „ausgeguckt“ wurden. „Von Kevelaerern für Kevelaerern“ galt von da an, insbesondere Kindern und Jugendlichen in sozialen Notlagen Zugang zum öffentlichen Leben zu ermöglichen. Insgesamt, so Bercker, stünde nach zehn Jahren eine Summe von 261.000 Euro auf der Einnahmeseite, was im Schnitt pro Spender 510 Euro ausmacht. Davon seien 57.300 Euro in den zehn Jahren an Kinder und Jugendliche geflossen. „Mit Ihnen als Netzwerk“, sei es möglich gewesen, da einzugreifen, „wo Not herrscht“, dankte er allen Anwesenden und Spendern. „Wir brauchen Sie alle für das Netzwerk ‚Kevelaerer Bürgerstiftung‘“, sagte Edmund Bercker und kündigte dann an, nach zehn Jahren sein Amt als Vorsitzender der Bürgerstiftung zum Ende des Jahres aufzugeben.

„Die Stiftung wird weitergeführt, die Leute im Vorstand dafür sind hier“, dankte er Stefan Jansen und Marcel Robens für die Zusammenarbeit, Marion Grube als Anlaufstelle im Hintergrund, seiner Tochter Brigitta für die juristische Beratung und seiner Frau dafür, dass sie ihn davon entlastet habe, „mit Zwei-Finger-System“ stundenlang vor dem Computer für die Stiftung zu sitzen. „Wir können froh sein, dass die Vereine die Verantwortung für die Bürger in der Stadt übernehmen. Das war‘s“, schloss Bercker und erhielt Beifall.

Für den Stiftungsvorstand dankte Stefan Jansen Bercker für dessen Engagement. Er habe mit vielen betroffenen Familien geredet und dabei hohe Sensibilität an den Tag gelegt. „Es ist nicht leicht, in Armut um Hilfe nachzufragen.“ Und er habe sich unermüdlich eingebracht. „Die Stadt kann stolz auf Dich sein – ein einmaliges Engagement.“ Am Morgen habe er noch einen Anruf bekommen, ob man für drei Kinder die 69 Euro für eine Fußballschule übernehmen kann. „Es gibt Familien in Kevelaer, für die das nicht darstellbar ist, das zu bezahlen“, gab er ein Beispiel dafür, warum die Stiftung einen Sinn hat.

Stark erhöhte Kurtaxen

Die Vereinsbroschüre zum Jubiläum, die die Jugendarbeit der Kevelaerer Vereine dokumentiert, soll bei allen Martins-Zügen den Tüten mit beigefügt werden und in allen Tageseinrichtungen in Kevelaer ausliegen, sagte Jansen.  Zur Würdigung der Vereinsarbeit gaben die Veranstalter dann noch Vertretern verschiedener Vereine vom DLRG über das Jugendzentrum Kompass, dem SV Union Wetten bis zu den Jungen- und Mädchenlagern Ameland die Möglichkeit, von ihren Ferienlager-Erlebnissen zu berichten – von der Lagertaufe und dem Spaß an den Vorbereitungen hin bis zu aktuellen Problemen wie stark erhöhter Kurtaxen und veraltetem Spielzeug, das man immer wieder erneuern muss.

Besonders anekdoten- und detailreich geriet dabei der Beitrag von Hubert Janssen. Der 92-jährige Pfarrer erinnerte an die Gründung des Amelandferienwerks in Kevelaer 1960, die auf die Gründung des ersten deutschen Ferienlagers auf Ameland durch den Pfarrer Edmund Janssen zurückging. Bundesweit gebe es mittlerweile 200 Entsendestellen, eine Million Kinder hätten über die Jahrzehnte auf Ameland ihre Freizeit verbracht. „Das ist sehr stark gemeinschaftsbildend“, unterstrich Janssen.

Im Anschluss an den Diskurs stießen die Beteiligten nochmal mit einem Glas auf das Jubiläum an – in der Hoffnung, dass die Arbeit dieser Stiftung noch lange andauern wird.

Buntes Ehrenamt Hospiz

Der Welthospiztag dient dazu, die Hospizarbeit der Öffentlichkeit näher zu bringen und auf die ehrenamtliche Arbeit aufmerksam zu machen. Auch die Ambulante Hospizgruppe Niederrhein (Regionalgruppe des IGSL-Hospiz e. V.) wird am Samstag, 12. Oktober, ihre Geschäftsstelle öffnen.

Während eines Tages der offenen Tür erwartete die Besucher in der Luxemburger Galerie ein buntes Programm. Ab 11 Uhr werden die Türen geöffnet. In lockerer Atmosphäre und mit kleinen Überraschungen wollen die Vereinsmitglieder den Tag gestalten. „Gerne möchten wir speziell an diesem Tag an die Öffentlichkeit herantreten und unsere ehrenamtliche Arbeit in den Vordergrund heben“, heißt es von Seiten des Vereins. Die Besucher können ihre Fragen stellen und bekommen Antworten. „Wir klären gerne über unsere kostenfreie Arbeit in der Sterbe- und Trauerbegleitung auf“, so der Verein.

In schweren Zeiten nicht alleine

Der Ambulanten Hospizgruppe sei es ein großes Anliegen, die Möglichkeiten für Betroffene in der häuslichen Betreuung zu definieren, da noch immer viele Menschen nicht ausreichend über die ehrenamtliche Arbeit der gut geschulten Mitglieder informiert seien. Wären sie doch auch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern im Umkreis tätig.

Die Ambulante Hospizgruppemöchte deutlich machen, dass betroffene Menschen auch in solch einer schweren Zeit nicht alleine seien.

Skatepark wird teurer und Schule wird umgebaut

Mit vier großen Themen befasste sich die Tagesordnung der vergangenen Sitzung des Kevelaerer Jugendhilfeausschusses. Zunächst war der Antrag der SPD-Fraktion Thema, in dem sie beantragten, „zu prüfen, ob eine Einführung eines dritten beitragsfreien Kita-Jahres für unsere Stadt möglich ist und welche zusätzlichen Kosten damit auf den städtischen Haushalt zukämen.“ Ein zweites beitragsfreies Kindergartenjahr möchte die Landesregierung Nordrhein-Westfalen einführen. Das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz) soll am 1. August 2020 in Kraft treten. Tritt die Gesetzesänderung in Kraft, hätte der städtische Haushalt im Jahr 2020 Mindereinnahmen von 31.437,98 Euro. Würde ein drittes beitragsfreies Jahr eingeführt werden, betragen die Mindereinnahmen 216.137,98 Euro.

Klare Worte fand Jens Auerbach von der FDP-Fraktion: „Für uns als FDP-Fraktion steht frühkindliche Bildung an erster Stelle.“ Man sei „prinzipiell sehr aufgeschlossen der Thematik gegenüber.“ Mit Blick auf die Bauprojekte in Kevelaer räumte er jedoch ein, „dass Kevelaer sicher kein Geld dafür haben wird“, was „ein bitterer Wermutstropfen“ für die frühkindliche Bildung sei. Außerdem sprach er die nicht erstrebenswerte Erhöhung der Elternbeiträge an. „Momentan denken wir nicht daran. Wir haben nicht vor, die Kindergartenbeiträge zu erhöhen“, lautete die Aussage von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler.

Skatepark wird teurer

Im Februar beschloss der Rat mehrheitlich, am Schulzentrum eine Skateanlage zu errichten. Durch LEADER „Leistende Landschaft“ wird das Projekt gefördert. Die Kosten wurden mit 300.000 Euro beziffert, 65 Prozent würden über LEADER als Zuschuss gewährt. Ein Betrag von 105.000 Euro würde auf die Stadt Kevelaer entfallen. Die veranschlagten Kosten sollen nun nicht mehr reichen. Man habe „den Lärmschutz wahrscheinlich ein bisschen unterschätzt“, erklärte Mario Maaßen. Durch ein schalltechnisches Gutachten stellte sich heraus, dass für Lärmschutzmaßnahmen deutlich höhere Beträge zu veranschlagen sind. Halte man die ursprünglichen Kosten ein, so müsste der Park in einer geringeren Dimension geplant werden mit einer maximalen Fläche von 400 Quadratmetern.

Das „Regelwerk für Planung, Bau und Instandhaltung von Skateanlagen“ der „Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.“ empfiehlt jedoch eine Fläche von mindestens 500 Quadratmetern, da die Anlagen ansonsten häufig nicht genutzt werden würden. Der höchstmögliche LEADER-Fördersatz von 250.000 Euro würde einen Skatepark mit einer Fläche von 600 Quadratmetern ermöglichen. Die Gesamtkosten der Skateanlage in Kevelaer würden maximal 384.000 Euro betragen (bei einer Förderung von 65 Prozent bzw. 250.000 Euro). Der Eigenanteil der Stadt Kevelaer bei dieser Größe des Parks läge bei maximal 134.000 Euro, also höchstens 29.000 Euro mehr als in der ursprünglichen Vorlage.

Maaßen machte deutlich, warum eine größere Anlage empfehlenswert sei: Man wolle „eine Anlage bekommen, die auch für Wettbewerbe oder Turniere vorzeigbar ist. Man sollte es entweder richtig machen… oder ganz richtig“, fand er deutliche Worte. Jens Auerbach (FDP) räumte ein, dass Recherchen seinerseits ergeben haben, dass ein guter Skatepark 83 Euro pro Quadratmeter koste. „Ich hab‘ kein Mathe studiert“, aber die Kosten seien erheblich höher, sagte er. „Wir tragen die Entscheidung natürlich mit, wollen die hohen Kosten aber hier anmerken.“ Auch Arnulf Jackel (Grüne) sprach sich positiv aus. Man werde „zustimmen, weil es ein Projekt ist, das sehr positive Auswirkungen haben könnte.“ Ebenso ließ Gottfried Winkels (KBV) verlauten: „Wir von der KBV unterstützen die Sache auch voll und ganz.“

Wann die endgültige Entscheidung fallen wird, sei „schwer vorherzusagen“, so Pichler. Sie durchlaufe den Rat, ein Projekt-Auswahlgremium und abschließend entscheide die Bezirksregierung. In Bezug auf die Kostensteigung schloss Pichler das Thema Skatepark mit den Worten: „Wenn man ihn will, dann muss man auch die Kosten tragen.“ Es wurde einstimmig beschlossen, dem Haupt- und Finanzausschuss die Beschlussfassung zur Vorlage beim Rat vorzuschlagen, in der die Kostenänderung auf ein Gesamtprojektvolumen von 384.000 Euro erhöht ist – vorbehaltlich eines positiven Beschlusses des Projektauswahlgremiums LEADER, dass eine Förderung in Höhe von 250.000 Euro bewilligt wird.

Eltern wünschen geringere Gebühren

Anschließend stand die Präsentation der Ergebnisse einer Elternbefragung auf der Tagesordnung. Die Vorsitzende des Jugendamtselternbeirates (JAEB), Yvonne Henkel, stellte die Auswertung der Elternbefragung des JAEB in Kevelaerer Kindertageseinrichtungen vor. Die wichtigsten Aspekte für die Eltern seien die Kita-Gebühren sowie die Betreuungszeiten, erklärte Henkel. Ratsmitglied Beate Clasen warf schnell ein, dass es wichtig sei, für Veränderungen die Mitarbeiter der Einrichtungen ins Boot zu holen. „Der Träger muss sowieso mit ins Boot geholt werden“, pflichtete Pichler ihr bei. Die Ergebnisse seien sechs Trägern zur Verfügung gestellt worden, „keiner hat sich gemeldet“, sagte Yvonne Henkel. „Politik als Druckmittel ist sicher nicht verkehrt“, entgegnete Maaßen. Jedoch müsse man trotzdem Veränderungen gemeinsam mit den Trägern angehen.

Fast ein Drittel der Befragten (es kamen 33 Prozent der ausgeteilten Fragebögen zurück) gaben an, ihr gebuchtes Stundenkontingent der Einrichtung nicht flexibel nutzen zu können, gut 20 Prozent wünschen sich in dieser Hinsicht mehr Flexibilität. Knapp ein Viertel der Befragten gaben sogar an, regelmäßig Betreuungszeiten nicht zu nutzen.

Der letzte große Themenkomplex befasste sich mit dem Angebot „Spielen zu Hause“ im Rahmen der „Frühen Hilfen“. Das Angebot soll Eltern, besonders Familien in belasteten Lebenslagen, in ihrer Erziehungsverantwortung sowie Erziehungs- und Beziehungskompetenz unterstützen. Das Angebot wurde am 13. Juni 2019 durch den Jugendhilfeausschuss beschlossen, inklusive eines Kooperationsvertrages zwischen dem SOS Kinderdorf Niederrhein e.V. und der Stadt Kevelaer. Nach der ersten Projektphase können die Verantwortlichen berichten, dass das Angebot durch die Familien sehr gut angenommen wurde. In der Zeit von Juli 2018 bis Juni 2019 standen jedoch lediglich vier Studierende zur Verfügung, was zur Folge hatte, dass allein vier Familien das Angebot in Anspruch nehmen konnten. Nach Aussage des Trägers gibt es aktuell acht neue interessierte Familien und 16 Studierende der Hochschule Rhein-Waal konnten gewonnen werden, am Angebot teilzunehmen.

Martin Brandts (CDU) betonte, dass „wir dieser Geschichte eine echte Chance geben wollen.“ Yvonne Henkel machte abschließend deutlich, dass es „viel Energie kostet, das Projekt stabil zu verankern.“ Sie sah jedoch eine positive Entwicklung. In den nächsten Monaten wolle man das doppelte oder mehr an Volumen des Angebots erreichen. Es wurde einstimmig beschlossen, das Projekt „Spielen zu Hause“ vom 1. Januar 2020 bis 30. Juni 2020 zu verlängern und den bestehenden Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Kevelaer und dem SOS Kinderdorf Niederrhein e.V. zu ergänzen.

Ehemalige Virginia-Satir-Schule wird umgebaut

Zum Abschluss des öffentlichen Teils wurde das Investitionspaket „Soziale Integration im Quartier“ veröffentlicht. In diesem Rahmen erhält Kevelaer für das Projekt „Bau einer Jugendeinrichtung mit Jugendberufsagentur“ eine Förderung in Höhe von 4.000.000 Euro. Gemeint ist hiermit der Umbau der Virginia-Satir-Schule. Für die Stadt Kevelaer bliebe ein Eigenanteil von 10 Prozent einzuplanen.  Die frühere Kreisförderschule soll zu einer Familien- und Jugendeinrichtung umgebaut werden und als Beratungs- und Begegnungseinrichtung für Jugendliche, Familien und Senioren dienen. 

Abschließend teilte Walburga Kamps von der Kinderspielplatzkommission spontan mit, dass die Mitglieder der Kommission in der vergangenen Zeit einige Spielplätze in der Umgebung besichtigt, daraus interessante Ergebnisse mitgenommen hätten und nun Schlüsse für die Kevelaerer Spielplätze ziehen wollen. „Sind Sie der Meinung, dass wir ordentlich arbeiten?“, fragte sie mit Blick zum Vorsitzenden. „Ja, das haben Sie gut gemacht“, lächelte Maaßen.

Großes Interesse an der plattdeutschen Sprache

Beinahe übervoll war die „Uemse Kneipe“ des Niederrheinischen Museums, sodass die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen um ein Haar an anderer Stelle hätte stattfinden müssen.

Das Interesse der hiesigen Bevölkerung an unserer Mundart ist stets sehr groß, zumal eine Koryphäe wie der Sprachforscher Dr. Georg Cornelissen der Einladung des Förderkreises gefolgt war.

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender begrüßte der Weezer Bürgermeister Francken die Hausherrin des Museums, Frau Hebben, sowie den Vorsitzenden des Museums-Fördervereins Peter Hohl und natürlich Dr. Cornelissen vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte als Gastredner.

Dialektproben

Der legte in seiner stets humorigen und kurzweiligen Vortragsweise los mit dem „erschreckenden“ Hinweis, dass er vier (!) Vorträge mitgebracht habe, von denen jeder eigentlich einen kompletten Nachmittag ausfüllen könnte. Es beruhigte schon ein wenig, dass er sich aber auf jeweils 20 Minuten beschränken wolle.

Bereits im 1. Vortrag „Dialektproben aus der Franzosenzeit“ stellte er am Textbeispiel des Gleichnisses vom verlorenen Sohn und mit vielen weiteren Details klar, dass es am Niederrhein keinen einheitlichen Dialekt gebe, dass zwischen Kleve und Köln teils erhebliche Unterschiede in vielen Wörtern und Ausdrücken bestünden.

Überregionale Bedeutung

Originale Tonaufnahmen jeweils nach den Vorträgen 1 und 2 mit betagten Sprechern aus Auwel-Holt und Keeken belegten zudem, dass das Platt vor vielen Jahren sich völlig anders anhörte und darstellte als unser Niederrhein-Dialekt heutzutage.

Das bekannte „Wor hör ek t’hüß“ von Theodor Bergmann – Tonaufnahme nach Vortrag 3 – werde in vielen Ortschaften gesungen, ist also, wie Peter Hohl ergänzend einwarf, ein Lied von überregionaler Bedeutung.

Der 2. Vortrag war dem „Niederrheinisch und Niederländisch damals“ vorbehalten. Hier führte Cornelissen aus, dass sich für einen Kölner beispielsweise unser Dialekt wie niederländisch anhöre, ein Holländer oder Niederländer hingegen unser Platt für „preußisch“ halte.

Er stellte mit etwas Bedauern fest, dass sich unser Dialekt im Laufe der Jahre immer mehr „verdeutscht“ habe und dieser Prozess wohl weitergehen werde, ohne jedoch den Status des Hochdeutschen zu erreichen.

Im 3. Vortrag kam Dr. Cornelissen auf „Französische Lehnwörter im niederrheinischen Platt“ zu sprechen. Wer habe noch nicht das Wort „prakesieren“ gehört oder von „Paraplüj“, das erstmalig 1786 im Schriftbereich zu finden war. Wichtig war natürlich die Erklärung, woher diese und weitere Wörter (trottoir, plesier, usw.) stammten, und da hatte Cornelissen eine verblüffende Erklärung parat: Ein Schulversuch, die französische Sprache einzuführen, sei „grandios in die Hose gegangen“, wurde schließlich beschränkt auf reiche Bauernsöhne, während sich der ärmere Rest der Bevölkerung mit niederländisch begnügte. Die Franzosenzeit fand bei uns ohne Franzosen statt, es gab fast nur Niederrheiner! Auch französische Soldaten habe es nicht bei uns gegeben. So bezeichnete Cornelissen den Text des französischen Präfekten Jordans (Krefeld, 1808) als reinen Blödsinn, der von „unweit von Krefeld stationierten Franzosen“ schrieb.

Anrüchiger Beigeschmack

Einen anrüchigen Beigeschmack erhielt fälschlicherweise das Wort „Fisimatenten“. Es habe nichts zu tun mit der Einladung „visitez ma tente“ (Kommen Sie in mein Zelt), sei aber gleichwohl für jede 10-Euro-Wette gut. „Und 5 Euro geben Sie dann an mich ab!“, fügte er zwinkernd hinzu.

Vortrag Nr. 4 trug den Titel „Preußen und das Platt“.

Seit dem Wiener Kongress 1815 wurde in Schulen niederländisch gelehrt, hauptsächlich ein Gebot der katholischen Kirche, den Katechismus gab es auf Niederländisch.

Dann beschlossen die Regierung in Düsseldorf und das Bistum Münster, dass in den Schulen Deutsch gelehrt werden solle.

An dieser Stelle bezeichnete Cornelissen sich selbst als „ein wenig agitatorisch“ und ereiferte sich wegen eines Lippenbekenntnisses, das er in einem Schreiben aus 1919 des preußischen Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung fand. Demnach solle „auch in den Schulen die heimische Mundart gebührende Berücksichtigung finden“ und „die Kenntnis des Plattdeutschen zu vertiefen“ sein.

Im Herzen Achterhoeker

Cornelissen outete sich in einem viel belachten Kommentar dazu als „zwar derzeitiger Rheinländer, aber mein Herz schlägt immer noch für den Achterhoek, wo ich die ersten zwei Jahre meines Lebens verbrachte“, und er ärgere sich deswegen, weil in Düsseldorf im Juni 2019 zum allerersten Mal ein Beirat für Niederdeutsche Sprache getagt habe – und „darin saßen ausschließlich Westfalen mit der größeren pressure group (Lobby), kein Niederrheiner ist gefragt worden. Wir haben historisch mehr zu bieten als die!“
Mit dem Hinweis auf die LVR-Homepage, die u.a. eine Sprachkarte mit Tonaufnahmen enthalte, schloss Cornelissen seine Vorträge.

Zum Abschied bedankte sich Ulrich Francken für die Ausführungen des engagierten Sprachforschers und wies auf den 6. und 27. Oktober hin, wenn im Gocher Kastell und im Adlersaal zu Nieukerk die kommenden Mundartnachmittage stattfänden. Für beide Veranstaltungen seien noch Karten zu haben.