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Kevelaerer spendeten für Blinde

Menschen mit Sehbehinderungen in Entwicklungsländern zu helfen, das liegt den Kevelaerern am Herzen. Die Christoffel-Blindenmission (CBM) hat im vergangenen Jahr von 58 Bürgerinnen und Bürgern aus Kevelaer insgesamt 7.911 Euro an Spenden erhalten. Mit dem Geld kann die CBM 263 Menschen in Asien, Afrika oder Lateinamerika am Grauen Star operieren und so Augenlicht schenken.

Weltweit sind 36 Millionen Menschen blind. Davon sind alleine 12,6 Millionen durch Grauen Star erblindet, einer Trübung der Augenlinse. Mit einer kleinen Operation könnten sie wieder sehen. Durchschnittlich kostet ein solcher Eingriff in den Projekten der CBM nur 30 Euro, bei Kindern wegen der benötigten Vollnarkose 125 Euro. Doch das sind Beträge, die sich viele der Betroffenen in Entwicklungsländern nicht leisten können”, heißt es in einer Pressemitteilung der CBM.

Durchblick dank Kunstlinsen

So war es auch bei Mazaga Mahorosho aus Tansania. Der 45-Jährige handelt mit Getreide und Mais. Damit kann er seine Frau und die fünf Kinder gut versorgen. Doch nach und nach trüben sich die Linsen seiner Augen, er kann immer schlechter sehen und kaum noch arbeiten. Als Mazagas Geschäfte völlig zum Erliegen kommen, muss er auf seine wenigen Ersparnisse zurückgreifen. Der Familienvater macht sich große Sorgen um die Zukunft. Denn sobald seine Rücklagen aufgebraucht sind, muss die Familie hungern.

Doch plötzlich gibt es Hoffnung: Mazaga erfährt vom CBM-geförderten CCBRT-Krankenhaus in Daressalam und lässt sich sofort hinbringen. Dort wird festgestellt, dass er an Grauem Star erkrankt ist. Zwei kleine Operationen können ihm helfen: Innerhalb weniger Tage werden die trüben Augenlinsen gegen künstliche getauscht. Mazaga kann wieder klar sehen und erklärt: „Ich bin so glücklich, jetzt kann ich meine Geschäfte fortsetzen und muss keine Angst mehr um meine Familie haben. Vielen Dank!“ Diesen Dank gibt die CBM an die Menschen aus Kevelaer weiter: Ohne ihre Unterstützung könnte die Entwicklungshilfeorganisation Mazaga und vielen anderen Patienten auf der ganzen Welt nicht helfen.

Die Christoffel-Blindenmission zählt zu den größten und ältesten Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland. Sie fördert seit mehr als 110 Jahren Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Die Aufgabe der CBM ist es, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Behinderungen zu vermeiden und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die CBM unterstützt zurzeit 525 Projekte in 55 Ländern. Weitere Informationen finden Sie unter www.cbm.de.

Lernen und Lehren in Coronazeiten

Drei Wochen der Schulschließung waren zu Ende, dann folgten die regulären Osterferien. Herkömmlichen Unterricht haben die Schülerinnen und Schüler seitdem nicht mehr erhalten.

Diesen Zwischenzustand haben die Lehrer Jens Auerbach und Nicole Lücke vom Kardinal-von-Galen-Gymnasium zum Anlass genommen, aus verschiedenen Perspektiven auf das Lernen und Lehren der vergangenen Wochen am Kevelaerer Gymnasium zu schauen. Dazu haben sie stichprobenartig Kontakt mit Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Kolleginnen und Kollegen aufgenommen und leitfadengestützte Interviews und Befragungen durchgeführt.

Das Kardinal-von-Galen-Gymnasium (KvGG) hatte sich im Zuge der Corona-Krise dazu entschieden, über eine hauseigene Download-Lösung den Schülerinnen und Schülern das Unterrichtsmaterial zur Verfügung zu stellen. „In der Vergangenheit wurden in unserer Schule zwar verschiedene digitale Arbeits- und Kommu-nikationsplattformen diskutiert, jedoch stehen abschließende datenschutzrechtliche Bewertungen verschiedener Anwendungen durch das Ministerium für Schule und Bildung NRW noch aus“, sagt Schulleiter Karl Hagedorn.

Der Systemadministrator des KvGGs, Markus Pleger, ergänzt: „Während an verschiedenen Schulen überlastete Plattformen zum Ausfall führten, sind bei uns in den letzten drei Wochen nahezu zwei Gigabyte Datenvolumen stabil zur Verfügung gestellt worden.“

Tagesaktuell sorgen Pleger und seine Kollegin Stefanie Kröselberg dafür, dass die Lernaufgaben aller Kolleginnen und Kollegen des KvGGs für die Schülerinnen und Schüler abrufbar sind. „Die gewohnt unkomplizierte, direkte Kommunikation innerhalb des Kollegiums trägt auch in der aktuellen Situation dazu bei, dass wir Hand in Hand arbeiten können“, betont Kröselberg.

Sollte künftig vorerst kein Präsenzunterricht stattfinden dürfen, empfehlen die Schülerinnen und Schüler zur besseren Orientierung eine veränderte Systematik der im Download-Bereich zur Verfügung gestellten Lernaufgaben. Bei Schülern, Eltern wie Lehrern findet die organisatorisch praktikable Umsetzung des Homeschoolings nach Recherche der Lehrer jedoch insgesamt Zustimmung.

Damit liegt das Gymnasium auf einer Linie mit mediendidaktischen Konzepten in Zeiten von Corona: „Der technische Aufwand, den Schülerinnen und Schüler betreiben müssen, um an Aufgaben zu gelangen, darf nicht höher sein als der kognitive Aufwand, der nötig ist, um sie zu bearbeiten“, twittert beispielsweise der Mediendidaktiker Dr. Axel Krommer.

Kein Neuland für die Schule

Zugute kommt der Schule nach eigener Aussage in der jetzigen Situation, dass Digitales dort schon seit einiger Zeit großgeschrieben werde. Tablets wurden angeschafft und alle Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit dem Tablet im Klassenraum geschult. Der Einsatz von und Umgang mit digitalen Medien im Unterricht ist Teil des Medienentwicklungskonzepts, das mit schulinternen wie schulexternen Fortbildungsaktivitäten des KvGGs abgestimmt ist.

Wie die Befragung ergab, wird Unterricht in der Oberstufe teilweise in Online-Formaten fortgesetzt. Jedoch können nicht alle Schülerinnen und Schüler zu Hause uneingeschränkt auf Computer, Laptop oder Tablet zurückgreifen.

„Neben der Frage nach der grundsätzlichen digitalen Ausstattung ist nicht außer Acht zu lassen, dass neben Homeschooling zeitgleich Homeoffice der Eltern stattfinden muss und etwa vorhandene Endgeräte mit Eltern und Geschwisterkindern zu teilen sind“, sagt Annette Zirwes, Fortbildungsbeauftragte am Kevelaerer Gymnasium und Co-Leiterin des Fortbildungs-Kompetenzteams Kreis Kleve, die in der aktuellen Situation hilfreiche Tipps zur Nutzung digitaler Tools im Unterricht gab.

Lerninhalte über digitale Plattformen und Apps bereitzustellen, bildet nur einen Aspekt von erfolgreichem Lernen und Lehren in Zeiten geschlossener Schulen. Nach wie vor „ist es notwendig, den Schülerinnen und Schülern neben klar formulierten Aufgabenstellungen die Gelegenheit für Nachfragen sowie Rückmeldungen zu den bearbeiteten Aufgaben zu geben“, heißt es in den Unterstützungshinweisen des Landesinstituts für Schule NRW. „Dabei sind die Perspektive und die Anliegen unserer Schülerinnen und Schüler für eine eventuelle Fortsetzung der Lernprozesse auf Distanz besonders aufschlussreich“, kommentiert die stellvertretende Schulleiterin Christina Diehr.

Individuelle Bedürfnisse

Die befragten Schüler gaben an, die Lernaufgaben weitgehend selbstständig bearbeiten zu können. Um ihre Arbeitsprozesse effektiv einteilen zu können, wünschen vor allem die Schüler der höheren Jahrgangsstufen die Bereitstellung des wöchentlichen Workloads möglichst zu Wochenbeginn. „In den unteren Jahrgangsstufen hingegen benötigen die Schülerinnen und Schüler in der Regel mehr schrittweise Anleitung, weshalb hier aus fachdidaktischen Erwägungen heraus anstelle von Wochen- teilweise Tagesarbeitspläne eingesetzt wurden“, erläutert Erprobungsstufenkoordinator Marcel Robens.

„Natürlich ist es wichtig, das Lernen in allen Fächern fortzusetzen, gleichwohl berichteten Eltern unserer Fünft- und Sechstklässler von einem insgesamt hohen Arbeitspensum. Wir müssen in Zukunft mit Augenmaß berücksichtigen, dass eine heimische Schulstunde unter den aktuellen Bedingungen einer anderen zeitlichen Taktung folgt“, so Robens weiter.

Dass die Aufgaben unterschiedliche Komplexitätsgrade aufweisen, wurde in der Regel positiv eingeschätzt: Neben der Arbeit mit dem Lehrwerk kamen methodisch auch produktions- und projektorientiertere Aufgaben zum Zuge. Freiere Aufgabenformate förderten die Lernmotivation, insbesondere weitgehend selbstständig arbeitender Schüler. Damit freie Aufgabenformate aber nicht zu „Familienprojekten“ heranwachsen, stehen die Fachlehrerin oder der Fachlehrer für individuelle Nachfragen und Begleitung zur Verfügung.

Etwas zurückhaltend nutzten die Fünft- und Sechstklässler dieses Angebot der Kontaktaufnahme. „Sollte die Schulschließung weiter andauern, ist dieses Unterstützungsangebot unbedingt einzuholen“, richtet sich Schulleiter Karl Hagedorn da vor allem an seine jüngeren Schülerinnen und Schüler. Wie in Zeiten des Präsenzunterrichts wendeten sich die Schülerinnen und Schüler bei kleineren Rückfragen allerdings erst mal an ihre Klassenkameraden, womit ihnen, eigenen Angaben zufolge, meistens schon geholfen war.

#Sport- und Deutschlehrer Oliver Verheyen sieht das besondere Potenzial in der aktuellen Lehrsituation darin, mehr denn je die individuellen Lernleistungen seiner Schülerinnen und Schüler in den Blick nehmen und gezielte Fördermaßnahmen ableiten zu können. In einem sind sich Schüler, Eltern wie Kollegen allerdings völlig einig: Ihnen allen fehlt der Austausch in der direkten Begegnung. Dementsprechend lobt der Elternpflegschaftsvorsitzende Clemens Sieben nicht nur die „schnelle Einstellung auf den digitalen Unterricht“, sondern auch die „gute und ruhige Kommunikation.“

Die Elternschaft fühle sich gut, sachlich und zeitgerecht über aktuelle Entwicklungen informiert. Und sollte in der nächsten Zeit der persönliche Kontakt mit Schülern und Eltern weiter nicht möglich sein, liegen Pläne bereit, „die anstehenden Wahlen in der Mittel- und Oberstufe aus der Distanz durchzuführen, die wir zeitnah kommunizieren werden“, informieren Mittelstufenkoordinatorin Cornelia Kleff und Oberstufenkoordinatorin Monika Janßen. Die Hoffnung aller ist aber, dass man sich bald wieder in Gesundheit am Kardinal-von-Galen-Gymnasium wiedersieht.

Viele Windeln und Kosten gespart

Nachdem ich schon zwei Kinder mit Stoff- und Einwegwindeln durch die Wickelzeit gebracht hatte, las ich einen Tag vor der Geburt meines dritten Kindes von der Möglichkeit, Kinder über einem Töpfchen oder der Toilette abzuhalten.

Da ich grundsätzlich für vieles offen bin, wollte ich das gern ausprobieren und bestellte ein sogenanntes Asia-Töpfchen. Nach der Geburt unserer Elisabeth staunte nicht nur ich, sondern auch die anwesende Hebamme nicht schlecht, als die Kleine im Alter von vier Tagen auf Anhieb ihr großes und kleines Geschäft auf dem untergehaltenen kleinen Töpfchen erledigte.

Nach rund acht Wochen Probezeit bin ich von unserem „Zaubertöpfchen“ hellauf begeistert. Jeden Tag halte ich es unserem Baby unter und es bleibt fast nie leer. Wie viele Windeln konnten wir so schon einsparen! Gleichzeitig stelle ich jedoch fest, dass von so einem Neugeborenentöpfchen scheinbar noch kaum jemand gehört hat. Diese Möglichkeit, Kinder abzuhalten, scheint bei uns noch fast unbekannt zu sein; dabei ist es weltweit eine gängige Methode der natürlichen Babypflege.

Windeln gehören in unserer Kultur ganz selbstverständlich zur Babyzeit dazu. Rund sechs bis acht Windeln braucht ein Baby ungefähr am Tag. Was Wegwerfwindeln angeht, ist diese Möglichkeit sicherlich sehr bequem: Sie sind sehr saugfähig und prakisch für unterwegs. Da sie jedoch schwer brennbar und nicht kompostierbar sind und rund 400 Jahre brauchen, um zu verrotten, sind sie eine große Umweltbelastung.

An Kosten kommen weit über tausend Euro auf Eltern zu, die ihr Kind bis zum Trockenwerden ausschließlich in Wegwerfwindeln wickeln. Im Vergleich dazu sind komplette Stoffwindelsets schon für 600 Euro zu haben, allerdings bedeuten sie viel Wascharbeit. Da sich Babys hierin sehr schnell nass anfühlen, müssen die Windeln auch um so häufiger gewechselt werden.

Unser drittes Kind wickle ich nun sowohl in Stoff- als auch in Wegwerfwindeln, aber daneben halte ich ihr einige Male am Tag, besonders nach längeren Schlafenszeiten oder nach dem Stillen, das Töpfchen unter. Meistens gelingt dann das große oder kleine Geschäft innerhalb von ein bis zwei Minuten prompt, wenn sie unten frei und in Spreiz-Hock-Stellung auf dem Töpfchen ruht. Es gibt, so las ich, auch Eltern, die ein Baby ganz windelfrei erziehen.

Die Signale deuten

Der international bekannte Bestseller von Ingrid Bauer etwa hat den Titel: „Es geht auch ohne Windeln! Der sanfte Weg zur natürlichen Babypflege“. Weltweit wachsen, so die Angaben im Buch, 70 bis 80 Prozent aller Babys windelfrei auf.

Gerade in Indien oder Afrika tragen die Mütter ihre Kinder meistens nah bei sich, spüren die Signale, die Babys aussenden, wenn sie machen müssen, und die Mütter können sie über einer Toilette, einem Töpfchen oder über einem Busch einfach abhalten.

Oft höre ich bei uns, dass Kinder erst im Alter von zwei Jahren lernen würden, ihren Schließmuskel zu kontrollieren, in den knapp zwei Monaten mit meinem Baby habe ich andere Erfahrungen machen dürfen. Wenn unser Baby schreit oder angespannt schaut, aber nicht hungrig oder müde ist, dann kommt meistens unmittelbar das große Geschäft. Und wie schön ist es sicher für ein Baby, nicht oder zumindest nicht lange in den eigenen Fäkalien eingepackt liegen zu müssen.

Geringe Kosten

Ich bin wirklich sehr froh, dass ich von dieser wunderbaren Möglichkeit, Kinder einfach und bequem abzuhalten, gerade noch vor der Geburt erfahren habe und dass ich es nun selbst so positiv testen kann. Unser Baby hatte so noch nie einen wunden Po und ich brauche nur etwa die Hälfte der Windeln, die andere Babys brauchen.

Mit fünf bis zehn Euro Anschaffungskosten für dieses sehr praktische, leichte Töpfchen kann man so auf die ganze Wickelzeit hin viel Geld sparen. Das große Geschäft geht so gut wie immer ins Töpfchen und kann einfach auf der Toilette geleert werden.

Mit 105 Jahren führt sie ein zufriedenes Leben mit einer großen Familie

Am 9. April 1915 wurde Elisabeth Selders als eines von insgesamt fünf Geschwistern geboren. Die katholische Ausprägung kam von den Eltern, die als Landwirte von Straelen aus nach Wetten auf den Wankumshof, einem Pachthof von Schloss Haag, zogen.

„Damals gab es noch alles auf so einem Hof – Kühe, Schweine, Hühner“, erzählen ihre Kinder die sie an ihrem Ehrentag leider nur anrufen konnten. Denn wegen der Coronakrise herrscht auch im Regina Pacis in Kevelaer striktes Besuchsverbot.

Elisabeth Selders verlebte eine normale Kindheit, half wohl auch schon im frühen Alter auf dem Hof, ging zur Volksschule und arbeitete später im Haushalt eines Pfarrers im Klever Raum. 1943 heiratete sie ihren Mann Wilhelm Selders, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Wetten unterhielt. Gemeinsam haben sie vier Kinder – drei Jungen und ein Mädchen.

„Meine Mutter hat den Laden gut im Griff gehabt, die Hausarbeit gemacht, auf dem Feld gearbeitet und vier Kinder groß gezogen. Sie hat gewusst, was sie macht“, beschreibt ihr Sohn Willi das gemeinsame Zusammenleben. „Und wir haben in der Jugend mit angefasst. Man hat uns gesagt, wo es langgeht. Aber so lernten wir auch Selbstständigkeit. Sie hatte viel Vertrauen zu uns, war eine liebevolle Mutter. Das ist sie noch heute.“ Bei der kfd war Elisabeth Selders jahrelang ehrenamtlich tätig, trug als Bezirkshelferin Zeitungen aus und kassierte Beiträge.

Der älteste Sohn übernahm 1971 den Hof, verpachtete schließlich die Ländereien. 1988 starb Elisabeth Selders‘ Ehemann. Sie blieb bis zum Jahr 2017 auf dem Hof. Dann – im stolzen Alter von 102 Jahren – zog sie in das „Regina Pacis“, weil ihr Sohn sie nicht mehr pflegen konnte. Als Übergangslösung gedacht, wurde daraus die neue „Heimat“. Dort fühlt sie sich sehr wohl.

Sie liest viel Zeitung

Für ihr Alter geht es der ältesten Bewohnerin Kevelaers ziemlich gut. Bereits Ende der 80er Jahre bekam sie zwar eine zweite neue Hüfte und heute ist sie gehbehindert und kann nicht mehr laufen. Sonst hat sie aber keine Probleme. Und geistig ist sie noch auf der Höhe der Zeit. Sie liest viel Zeitung, schaut fern. „Letztens sagte sie noch: Ich hab doch keine Langeweile.“

Als gläubige Christin kann sie nicht die Messe erleben, höre aber jeden Tag den Gottesdienst im Fernsehen. „Und sie sagt uns immer, auf welchem Programm das dann läuft. Und sie weiß immer ganz genau, was Pastor Kauling oder unser Weihbischof Lohmann, wenn er zu Besuch in Kevelaer ist, so alles sagen. Das erzählt sie dann, wenn man kommt.“

Von ihren Kindern kennt sie jede einzelne Telefonnummer auswendig. „Und sie quatscht auch viel mit denen.“ Ihre zwölf Enkelkinder haben viel Zeit mit ihrer Oma verbracht. Als sie noch mobil war, kümmerte sie sich ausführlich um sie, zusammen verbrachten sie viele Stunden beim Gesellschaftsspiel.

Nach wie vor ist sie der unbewusste Fixpunkt für alle. „Sie weiß alles, was in dieser Familie läuft, ist gut über ihre Kinder, Enkel und 13 Urenkel informiert.“ Wenn zum Beispiel einer der Urenkel ein Praktikum in Australien oder Bolivien macht, „weiß sie komplett Bescheid,“ weil sie sich sehr dafür interessiert.

Keine Geburtstagsfeier

Das ist auch der Grund, weswegen alle Familienmitglieder sie so im Herzen tragen, „Wir hatten einen sehr schönen 100. Geburtstag, mit einem musikalischen Ständchen der Enkel und Urenkel im Wettener Waldschlösschen, den sie im Kreise ihrer Enkel und Urenkel verbracht hat“, erinnern sich gerne alle an diesen Tag, der so wegen Corona leider nicht wiederholbar ist. „Sie hat zwei Weltkriege erlebt – und jetzt sowas, wo die Welt stillsteht. Sie fragt, ob das alles sein muss, wie das alles so kann. “

Aber sie klage auch nicht groß darüber, dass man sie nicht besuchen kann – auch nicht zu ihrem Geburtstag. „Im ‚Pacis‘ bleibt sie in ihrem Raum. Voriges Jahr zum 104. Geburtstag haben wir sie in den kleinen Gesellschaftsraum gefahren. Sie legt da auch gar keinen Wert darauf, im Vordergrund zu stehen. Sie lebt bescheiden, ist glücklich und zufrieden.“

Zum 100. Geburtstag gab’s noch ein Ständchen von der Familie. Ein Treffen zu ihrem 105. Geburtstag konnte aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden.
Fotos: privat

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Erstmals mehr Genesene als aktuell bestätigte Corona-Infizierte im Kreis Kleve

Am heutigen Mittwoch, 15. April 2020, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 438 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 31 in Bedburg-Hau, 26 in Emmerich am Rhein, 64 in Geldern, 28 in Goch, 27 in Issum, 22 in Kalkar, 35 in Kerken, 40 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 40 in Kleve, 8 in Kranenburg, 41 in Rees, 9 in Rheurdt, 43 in Straelen, 6 in Uedem, 8 in Wachtendonk und 7 in Weeze. In Klärung befinden sich 3 Meldungen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 438 bestätigten Corona-Fällen befinden sich 44 Personen im Krankenhaus und 13 Personen sind verstorben. Bei der zwölften an Covid-19 verstorbenen Person handelt es sich um eine 80-jährige Frau aus Straelen. Die 13. verstorbene Person ist ein 85-jähriger Mann aus Kleve. Beide Personen hatten Vorerkrankungen. Aktuell befinden sich insgesamt 440 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 15.04.2020, 12 Uhr).

„Seit Beginn der Corona-Infektionen im Kreis Kleve sind inzwischen 229 Personen genesen und damit erstmals mehr als aktuell mit dem Virus infiziert. Dies ist ein gutes Zeichen, das uns zuversichtlich stimmt,“ sagt Landrat Wolfgang Spreen. Sollten Sie ärztliche Hilfe oder medizinische Beratung brauchen, wenden Sie sich umgehend telefonisch an den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst unter Angabe der Beschwerden und Mitteilung unter Tel. 116 117.

Die Auferstehung des Autokinos

Am Ende steht eine Zahl. 266. So viele Autos haben sie gezählt, die ungezählten Helferinnen und Helfer des ersten Ökumenischen Autogottesdienstes im Achterhoek. Einem Gottesdienst, für den sie noch vor etwas mehr als einer Woche für verrückt erklärt worden wären. Aber – wieder einmal – haben sie es allen gezeigt, was Gemeinschaft bedeutet, und das gleich in merfachem Sinne.

Katholische und evangelische Christen feierten gemeinsam einen Gottesdienst. Es sollen sogar Menschen anwesend gewesen sein, die sich keiner der beiden Religionsgemeinschaften angehörig fühlen.

Verschiedenste Vereine, wie die St. Maria-Bruderschaft, die Achterhoeker Karnevalisten der AKG und Mitglieder des ideengebenden Vereins Natur und Kultur im Achterhoek arbeiteten Hand in Hand, von der professionellen Vorbereitung bis zur nicht weniger perfekten Durchführung vor Ort.

Und schließlich ließ der Ostermontag im Achterhoek auch mal wieder alle Schlagbäume im Kopf außer Acht, von den Kirchenvertretern angefangen: Der evangelische Pastor Frank Bublitz aus Sonsbeck dankte herrlich unkonventionell für „Mikrofone, die Kameras, die über uns fliegende Videokamera, die PCs und das Internet.“ Denn neben der Bühne und der Bühnentechnik von Radio Niederrhein und „Scheunentechniker Till“ hatte sich die „TV-Fabrik“ aus Sonsbeck eingeschaltet und sorgte mit Manpower, Sachverstand, technischem Equipment und viel Engagement dafür, dass der LTE-Mast im Achterhoek glühte. Im Internet konnten Daheimgebliebene das Geschehen vor Ort live mitverfolgen.

Feierlich und heiter

Der evangelische Pastor Frank Bublitz (vorne) und der katholische Pastor Manfred Babel (im Hintergrund) feierten mit über 500 Menschen im Achterhoek den Gottesdienst. Foto: nick

Auf der Wiese ging derweil alles seinen durch die Pandemie geregelten Gang: Die Besucher blieben in ihren Autos an den angewiesenen Plätzen und feierten jeder auf seine Art den Gottesdienst, der, Corona zum trotz, neben den feierlichen auch viele heitere Momente bot. Pastor Manfred Babel aus Winnekendonk sprach auch das Lachen an, als Ausdruck gemeinsamer Freude. Frank Bublitz dankte ihm und schloss einen „Witz“ an: „Stell Dir vor, es ist Ostern und der dämliche Pfarrer schafft es nicht, die Osterkerze anzuzünden.“ Gemeinsam gelang den beiden Kirchenvertretern schließlich die symbolische Tat – ein weiteres Zeichen dafür, wie Gemeinschaft stärkt. Und Manfred Babel ging in seiner Predigt noch einen Schritt weiter: Er regte an, die Corona-Krise müsse bei uns allen zu einem Umdenken führen: „Wie sieht die Welt nach dem Virus aus? Vielleicht etwas bescheidener, freundlicher, ökumenischer?“

Ja, auch diese nachdenklichen Töne gab es natürlich, und sie reihten sich ein in das frohe Feiern dieses außergewöhnlichen Gottesdienstes – den es so wohl ohne dieses über allem schwebende Virus niemals gegeben hätte. Und mit dem ein kleiner Kevelaerer Ortsteil wieder einmal unter Beweis stellen konnte, dass schwierige Zeiten dazu da sind, sich mit vereinten Kräften gegen Unbillen zu stemmen und gemeinsam Dinge zu verwirklichen, die man zu nächst mal für utopisch halten mag.

Für einen, der als Ideengeber dieses Gemeinschftssinnes im Sinne der Veranstaltung am Ostermontag gelten darf – Mattes David aus dem NuK-Vorstand – steht am Nachmittag übrigens eine andere Zahl: Nicht die 266 gezählten Autos, die damit wohl weit über 500 Besucher des Gottesdienstes – die auch, und viele, die geholfen haben, die spontan ihre eigenen Ideen und ihre Muskelkraft beisteuerten – sondern eine 1. „Ich hab‘ meine erste Bibel geschenkt bekommen“, sagt er. „Muss ich wohl mal lesen“, ergänzt er augenzwinkernd. Schaden kann‘s nicht.

Und alle machen mit..

Ein wenig wurden sie ja schon „überrannt“, die NuK-Vorstände, die ihre Spontan-Idee, das gute alte Autokino auf der großen Wiese hinter er Geschäftsstelle wiederaufleben zu lassen, gewohnt fröhlich in die Welt posaunten. Überrannt von einer Welle der Hilfsbereitschaft, von Menschen, die der augenzwinkernd vorgetragenen Idee eine Menge abgewinnen konnten.

Umso größer die Überwältigung, dass hier spontan eigene Ideen und Angebote entwickelt wurden, dass die Achterhoeker Vereine sich den Ökumenischen Gottesdienst auf die eigenen Fahnen schrieben, dass die Kirchenvertreter alles daran setzten, hier mitzumachen, dass Radio Niederrhein den großen Bühnentruck anschleppte und das Equipment aufbaute, dass Malteser und ein Arzt für medizinische Unterstützung sorgten, dass plötzlich ein Toilettewagen bereitstand, dass Atemschutzmasken für die Helfer genäht wurden.

„Drei Tage am Telefon“ hat Mattes David verbracht, um die Idee umzusetzen und das alles irgendwie in den Griff zu bekommen – „und dank vieler helfender Hände stand die Sache danach“, freut sich der Mann vom NuK-Vorstand, dass man sich im Achterhoek auf die Nachbarschaft verlassen kann.

Foto: Screenshot

Über den großen Teich geflogen

Der Adler ist gelandet: Unsere Kollegen vom „Brooklyn Daily Eagle“ nahmen ein Luftbild des Achterhoeker Gottesdiestes in ihrer Rubrik „Nachbarschaft“ in der Serie „Our world in photos“ auf. Schöne Grüße zurück an die amerikanischen Nachbarn!

Fotografische Eindrücke vom Ökumenischen Autogottesdienst im Achterhoek gibt’s hier und einen Video-Kurzbericht hier

Damit aus der Coronakrise keine Ehekrise wird

Zu zweit allein zu Hause, keine Freizeitunternehmungen mit Dritten, keine beruflichen Termine, vielleicht zusätzlich Existenzsorgen oder die Beschäftigung der mit „eingesperrten“ Kinder: Die wegen der Coronakrise geltenden Einschränkungen können zur Belastungsprobe für Paare werden.

Wie Paare gut durch diese Zeit kommen und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen können, dazu gibt Andrea Stachon-Groth als Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster Tipps.

„Ein erster Impuls ist häufig, den Ärger, Frust, schlechte Laune ungefiltert beim Partner rauszulassen“, weiß sie. Auf diese Weise für die eigene Entlastung sorgen zu wollen, sei zwar verständlich, aber „für den Erhalt einer liebevollen, sich gegenseitig unterstützenden Beziehung“ wenig förderlich. Stattdessen sei es sinnvoll und sorge für emotionale Nähe, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Dabei sei aber das „Wie“ entscheidend.

So rät Stachon-Groth, Wünsche statt Vorwürfe zu formulieren. Aus einem „Schon wieder ist die Spülmaschine nicht eingeräumt“ solle besser ein „Ich wünsche mir von dir, dass du dein Geschirr in die Spülmaschine stellst“ werden. Außerdem empfiehlt sie, dem Partner das Gute und Gelingende widerzuspiegeln: „Danke, dass Du für uns Kaffee gekocht hast.“
Achtsamkeit für das Befinden des Partners sei ebenfalls wichtig. Wenn dieser etwa erschöpft aussehe, könne man fragen, ob man etwas für ihn tun könne. Umgekehrt solle man die eigenen Bedürfnisse benennen. „Sagen Sie konkret, was Sie sich von der Partnerin oder dem Partner wünschen, denn diese können Ihnen das nicht von der Stirn ablesen“, sagt Stachon-Groth.

In diesem Sinne dürfe man auch freundlich um Verständnis bitten, wenn man gerade Ruhe brauche und erst später reden wolle. Das sei besser als ein harsches „Lass mich in Ruhe!“ Letztlich sei es entscheidend, im Gespräch zu bleiben. Selbst, wenn man den ganzen Tag miteinander verbracht habe, könne man den Partner nach seinen aktuellen Gefühlen, kleinen und großen Erfolgen und Misserfolgen des Tages, Bedürfnissen und Sorgen fragen. „Bleiben Sie neugierig, offen und interessiert“, rät Andrea Stachon-Groth.

Und schließlich sei bei allem ein liebevoller Umgang miteinander wichtig, sowohl in Gesten als auch in Worten: „Eine Umarmung zwischendurch tut gut, und ein liebevoller Umgangston ist Balsam für die Seele, nicht nur für die des Partners, auch für die eigene, gerade in Stresszeiten“, weiß die Fachfrau.

Auf all das bewusst zu achten, lohnt sich aus ihrer Sicht momentan mehr denn je. Denn: „Eine unterstützende, emotional nahe Beziehung ist derzeit eine der wichtigsten Ressourcen, die wir pflegen und nähren sollten.“

Herkunftssprachlicher Unterricht im Kreis Kleve

Erziehungsberechtigte können ihre Kinder zurzeit an den Schulen im Kleve zum Herkunftssprachlichen Unterricht für das Schuljahr 2020/2021 anmelden. Der Herkunftssprachliche Unterricht ist ein Angebot des Landes NRW für Schülerinnen und Schüler, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen.

Ziel ist es, die herkunftssprachlichen Fähigkeiten in Wort und Schrift zu erhalten, zu erweitern und wichtige interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln. Im aktuellen Schuljahr haben sich im Kreis Kleve bereits mehr als 900 Schülerinnen und Schüler zu diesem Unterricht angemeldet.

Zum nächsten Schuljahr kann das Angebot erweitert werden, so dass der Herkunftssprachliche Unterricht in den Sprachen Arabisch, Kurmanci, Niederländisch, Polnisch, Russisch und Türkisch durch das Schulamt für den Kreis Kleve eingerichtet wird. Von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe I werden die Schülerinnen und Schüler hier durch ausgebildete Lehrkräfte an unterschiedlichen Grundschulen und weiterführenden Schulen im Kreis Kleve unterrichtet. Am Ende der Sekundarstufe I nehmen die Schülerinnen und Schüler an einer schriftlichen und mündlichen Prüfung teil.

Weitere Informationen mit konkreten Unterrichtsangeboten, Anmeldeformularen und Ansprechpartnern werden von den Schulen an die entsprechenden Schülerinnen und Schüler weitergeleitet. Sie können aber auch unter www.kreis-kleve.de/hsu heruntergeladen werden.

Die Anmeldung zum Herkunftssprachlichen Unterricht im Kreis Kleve zum Schuljahr 2020/21 ist noch bis zum 30. April an der Regelschule möglich. Aufgrund des zurzeit ruhenden Schulbetriebs werden die Erziehungsberechtigten gebeten, die ausgefüllten Anmeldeformulare der Regelschule auf dem Postweg oder per Mail zukommen lassen.

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Zwei weitere Corona-Infizierte im Kreis Kleve verstorben

Am heutigen Dienstag, 14. April 2020, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 434 labordiagnostisch bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 31 in Bedburg-Hau, 26 in Emmerich am Rhein, 63 in Geldern, 28 in Goch, 27 in Issum, 22 in Kalkar, 35 in Kerken, 39 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 38 in Kleve, 8 in Kranenburg, 41 in Rees, 9 in Rheurdt, 42 in Straelen, 6 in Uedem, 8 in Wachtendonk und 7 in Weeze (Zahl für Weeze korrigiert). In Klärung befinden sich 4 Meldungen.

Es muss davon ausgegangen werden, dass diese Zahlen nicht den tatsächlichen Sachstand widerspiegeln, da zum einen laufend neue Fälle gemeldet werden und zum anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlreiche unentdeckte Infizierte eine schwer zu schätzende Dunkelziffer bilden.

Von den insgesamt 434 bestätigten Corona-Fällen sind 200 Personen genesen, 43 Personen befinden sich im Krankenhaus und 11 Personen sind verstorben. Bei der zehnten an Covid-19 verstorbenen Person handelt es sich um einen 72-jährigen Mann aus der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Die elfte verstorbene Person ist eine 82-jährige Frau aus Emmerich am Rhein. Beide Personen hatten Vorerkrankungen. Aktuell befinden sich insgesamt 448 Personen in häuslicher Quarantäne (Stand: 14.04.2020, 12 Uhr).

Sollten Sie ärztliche Hilfe oder medizinische Beratung brauchen, wenden Sie sich umgehend telefonisch an den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst unter Angabe der Beschwerden und Mitteilung unter Tel. 116 117.

Eine Protestaktion mit Zelt und Kreide

Mit einem Protest (unter den vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen) riefen Anneke Scholten und Veronika Hartmann in Kevelaer zu der #LeaveNoOneBehind-Aktion auf, die in der vergangenen Woche in einigen Städten Deutschlands stattfand. Es ist die erste internationale Inszenierung des Künstlerkollektivs „In Zeiten großer Unschuld“. In 13 Städten wurden Zelte vor Rathäuser, Parteizentralen, Parlamente und Gerichte getragen, um auf die Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufmerksam zu machen und die Regierung zu einer Evakuierung aufzufordern.

„Die Menschen leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen“, erklärt Anneke Scholten. „Sie hausen in Zelten und haben kein sauberes Wasser.“ Und die Politik habe noch nicht viel unternommen, sagt die Kevelaererin. „Menschen leiden weiter, weil sich Politiker nicht einigen können“, sagt Veronika Hartmann. Hier gäbe es genug Platz und Geld, um die Flüchtlinge aufzunehmen und auch vor dem Coronavirus zu schützen. Denn Experten würden schon seit Wochen vor katastrophalen Konsequenzen in den Flüchtlingslagern warnen, so Hartmann. Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ habe bereits zu einer Evakuierung der Lager auf den griechischen Inseln aufgefordert. Doch auch trotz der hohen Gefahr eines Ausbruchs des Virus in den Lagern, seien nach wie vor über 42.000 Flüchtlinge auf den Inseln.

Künstlerkollektiv macht auf Prioritäten aufmerksam

Abgesehen von der großen Gefahr bei einem Ausbruch des Virus, wies das Künstlerkollektiv in einer Pressemitteilung außerdem auf die Erntehelfer hin, die nun kommen sollen. Während Deutschland 50 Flüchtlingskinder aufnehmen wolle, würden parallel 80.000 Erntehelfer ins Land gebracht. Dabei stellt das Kollektiv die Prioritäten der Regierung in Frage. Deshalb wolle es durch die Aktion darauf hinweisen, dass trotz Covid-19 die Lager auf den griechischen Inseln nicht vergessen werden dürften.

Veronika Hartmann und Anneke Scholten finden: „Besonders in der Wallfahrtstadt Kevelaer sollte man auf Nächstenliebe achten.“ Deshalb machten sie spontan vor dem Kevelaerer Rathaus mit einem Zelt und der Kreideaufschrift „Kevelaer sicherer Hafen?“ auf die Situation aufmerksam.