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Wie zu „Scrooge“-Zeiten

Klappernde Maschinen, herumwuselnde Frauen und viel Stoff zum Nähen prägten die Atmosphäre in den Räumlichkeiten des „Goldenen und silbernen Schlüssel“. Überall im Raum liegen auf den Tischen und Ablagen Decken, Tücher und Stoffteile. Elegante Hüte verbreiteten ihr besonderes, eigenes Flair. Und an einem Kleiderständer konnte man schon erste Ergebnisse der Arbeit bewundern.

Während Anne Sogbo an der Nähmaschine ein Kleid zusammennähte, beugte sich Gisela Meyer an dem Tisch über einen Stoff, um ihn auszubessern. Monika Brocks hatte an diesem Abend einen besonderen Job – Perlen annähen. „Das macht immer noch Spaß. Wir sind ein paar Wochen schon dran – jeden Mittwoch abend.“

Über allem Tun wachten die Augen der Kollektions-„Chefin“ Marloes Lammerts, die sich mit ihrem Modetalent eingebracht hatte und für fast alle Entwürfe der Kleider verantwortlich war. „Eigentlich habe ich Stoff, muss was daraus machen und fange an zu kombinieren“, erläuterte sie ihren kreativen Output.

„Das ist die Kostümabteilung des Theaterchores“, verkündete sie stolz und nahm einen fertiggestellten grauen Rock zur Hand. „Den trugen damals die besser Situierten, die damals damit in der Jahreszeit durch die Straßen zogen“, erläuterte die Mitbegründerin des Chores. „Wir nähen hier die Kostüme für unseren Auftritt auf dem Krippenmarkt.“

Die anwesenden Damen des Theaterchores Niederrhein nutzten die Gelegenheit, die auf sie zugeschnittenen Kleidungsstücke fürs Bild mal anzuprobieren. Denn in nicht allzu ferner Zukunft werden sie damit in der Fußgängerzone Kevelaers zu sehen sein.

Wie die Carol Singers

„Wir laufen in kleinen Gruppen herum in der Kleidung aus dem Jahr 1850, haben Körbe mit Schokolade von Edeka und wir singen dabei Weihnachtslieder“, verriet Lammerts, was es mit dem Aufwand auf sich hat.

City-Managerin Nicole Wagener hatte sie angeschrieben: „Hey, ich hätte da einen Idee – ob wir wie die Carol Singers über den Krippenmarkt laufen könnten ? “, lautete die Anfrage. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden.

Dafür brauchte der Theaterchor Unterstützung und holte sie sich bei Edeka Brüggemeier in Form eines kleinen Budgets zum Erwerb der Stoffe. Die Chormitglieder legten dann mit der Ausarbeitung der Stoffe los, die hauptsächlich von „Decodomus“ in Winnekendonk und Vos in Wetten zur Verfügung gestellt wurden. „Und unsere Mitglieder haben ihre Beziehungen spielen lassen, noch gesucht, wer wo was hat.“

Sitzt alles? Steht mir das? Erste Anprobe der selbstgeschneiderten Kostüme für die „Scrooge“-Aktion.

21 Frauenkostüme und 10 Männerkostüme werden es am Ende der Arbeiten sein. Die Auftritte sollen am 6./.7. Dezember und am 14./15. Dezember jeweils von 16 bis 19 Uhr stattfinden. „Wir haben zwei Tage, wo jeweils andere Leute sind. Das sind 30 Mitglieder an dem einen und 30 an dem anderen Wochenende. Das ist echt super.“
Die Aktion unterstütze man gerne, unterstrich der Marketingleiter bei Edeka Brüggemeier, André Spittmann, als Hauptsponsor.

„Wir machen jedes Jahr etwas mit dem Theaterchor Niederrhein. Vor vier Jahren hatten wir zusammen den Flashmob, danach das Minikonzert und im dritten Jahr die große Bühne. Jetzt haben sie uns „Scrooge“ in Arcen gezeigt, wo die Stadt ins 19. Jahrhundert zurückversetzt wird.“ Die Videos überzeugten ihn. „Da haben wir direkt gesagt: Das machen wir für Kevelaer auch – vielleicht nicht so groß, aber so, dass der Theaterchor mit vielen Leuten unterwegs ist.“

Großes Vorbild in Arcen

Um die Atmosphäre des damaligen Zeitalters auch zu entfalten, hat man in Goch-Asperden an der Viller Mühle bei Heinz Bömler, dem „wahnsinnigen Puppenspieler“, viele Accessoires wie Laternen und alte Schirme aus dem 19. Jahrhundert besorgt. Und selbst wird Spittmann bei der Aktion auch dabei sein, da ihm Marloes Lammerts ein Kostüm quasi „auf den Leib“ geschneidert hat. „Das hat bestimmt Charme, durch Kevelaer zu ziehen und Weihnachtslieder zu singen. Da werden wir sicher auch bei uns am Markt dann eine Runde machen – und wenn wir da Süßigkeiten in der Tasche haben und die dann als Weihnachtsgeschenk verteilen“, werde das zu der Zeit wunderbar passen.