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Twistedener kritisiert „Naturfrevel“

Eigentlich genießt Kurt Walter Lau den Blick aus seinen in den oberen Stockwerken gelegenen Bürofenstern. Von hier aus kann der Unternehmer der Firma Mikro Veda GmbH (Entwicklung und Vertrieb von „Effektiven Mikroorganismen“) und Betreiber von Gut Neuenhof („Zentrum und Akademie für nachhaltiges Leben“), weit über die Felder Twistedens schauen. Hier am Rande von Twisteden, nahe der holländischen Grenze, betreibt Kurt Walter Lau, gemeinsam mit seiner Frau Gabriele Freitag-Lau, einen Öko-Grünlandbetrieb im Nebenerwerb, bietet darüber hinaus seit vielen Jahren Weiterbildungsmaßnahmen zum ökologischen Garten- und Landbau, Klima-, Natur- und Umweltschutz an.

Am 24. Oktober 2019 lassen ihn Vorgänge am Straßenrand aufhorchen, beziehungsweise genauer hinschauen, erklärt er gegenüber dem Kevelaerer Blatt. „Was ich vorerst vernommen habe, war ein Schaben und Kratzen“, beschreibt der Verlagsinhaber und Herausgeber der Zeitschrift „Natürlich Gärtnern & anders Leben“, die von außen kommenden Geräusche. Beim Hinausschauen aus seinem Bürofenster erblickt er orangefarbene Wagen mit Blinklichtern, die sich langsam am Straßenrand fortbewegen. Ein späteres Nachschauen jedoch macht den Naturliebhaber vorerst sprachlos.

„Man hat auf einer 2 x 1,6 km langen Strecke, beidseitig des Rojensweg, wertvollen Ackerrandstreifen abgeschabt, das anfallende Grün und das wertvolle Humusmaterial abgefahren und damit den Randstreifen auf Jahre hinaus zerstört“, sagt Kurt Walter Lau, der diesen Vorgang auch vier Wochen später immer noch nicht nachvollziehen kann. „Wir können nicht von den Landwirten verlangen, Ackerrandstreifen stehen zu lassen, um diese dann von anderer Stelle abtragen zu lassen“, erklärt Lau mit Nachdruck.

Irritation über den „Naturfrevel“

Eine Woche später, genauer gesagt am 1. November 2019, schreibt er einen Brief an den Bürgermeister der Stadt Kevelaer, schildert darin den Vorgang und bittet um Aufklärung. „Wir sprechen hier vom Randbereich der Ackerflächen, der ohne Einsatz von Herbiziden unbearbeitet bleibt, damit sich dort Ackerwildkräuter und Wildblumen ausbreiten können, die zum Überleben von Vögeln und Insekten wichtig sind“, betont der Gartenbaufachmann, der darauf hinweist, dass von dieser Maßnahme auch ein nicht unerheblicher Teil seines Eigentums entlang des Rojensweg/Im Kuckucksfeld betroffen ist. Im Schreiben an Dr. Dominik Pichler bekundet Kurt Walter Lau das für ihn unverständliche Vorgehen und seine Irritation über den „Naturfrevel“.

Wortwörtlich ist darin zu lesen: „Wir gehen davon aus, dass sich auch die Stadt Kevelaer dem Insekten-, Vogel- und Wildtierschutz verpflichtet fühlt, jedenfalls wird das uns Bürgern durch die erweiterte Kompetenz der ehemaligen Klimaschutzbeauftragten zur Umweltschutzbeauftragten so vermittelt, ebenso durch die Berichterstattung der örtlichen Presse über Veranstaltungen zum Insektenschutz der Stadt Kevelaer in der jüngeren Vergangenheit.“

Des Weiteren bittet Lau um Aufklärung darüber, wieso die Stadt Kevelaer so brutal gegen die Restnatur im Raum Twisteden vorgegangen ist. „Um übliche Pflegemaßnahmen aus sogenannten Verkehrssicherheitsgründen oder Regenschutzmaßnahmen, die Wege hier sind leicht abschüssig und die Landwirte für jeden Regentropfen dankbar, kann es sich hierbei nicht handeln“, vertritt der Journalist eine ganz andere Meinung als die Verwaltung und die ausführenden Stadtwerke.      

Die Antwort der Stadtwerke

Auf Nachfrage des Kevelaerer Blattes erinnerte sich Bürgermeister Dominik Pichler an die Anfrage und die Antwort der zuständigen Stadtwerke. Er bedauerte, diese Antwort versehentlich nicht an Herrn Lau weitergeleitet zu haben. Folgende Antworten gaben die Stadtwerke auf die Vorwürfe:

„Im Rahmen der Unterhaltung der Wirtschaftswege wurden in diesem Jahr die Bankette auch am Rojensweg abgetragen. Diese Maßnahme wird einmal jährlich im Bereich verschiedener Wirtschaftswege und Straßen durchgeführt. Hierbei werden die Bankette durch Abtragen von Boden so profiliert, dass Niederschlagswasser nicht mehr an der Fahrbahnkante stehen bleibt und dort Pfützen bildet. Das Niederschlagswasser wird durch Gefällebildung von der Fahrbahnkante abgeleitet und versickert am Ackerrand in der Bankette. Pfützen entlang asphaltierter Fahrbahnkanten sind, neben Überbelastung, Hauptursache für massive Wegeschäden. Die zu bearbeitenden Straßen und Wege werden jährlich nach Notwendigkeit neu festgelegt.

Im Jahr 2019 wurden rd. 21 lfd.km Bankette bearbeitet. Die Breite der Bearbeitung beträgt rd. 0,80 m. Die Flächen regenerieren sind durch natürliche Vegetation. Im nächsten Jahr sind die durchgeführten Arbeiten anhand der Vegetation nicht mehr erkennbar. Die Bankette werden regelmäßig von Fahrzeugen überfahren (Ausweichen) und durch die Mitarbeiter des Bauhofes gemäht.

Die hier bearbeiteten Bankettenstreifen entlang asphaltierter Fahrbahnen gehören zum Straßenkörper. Sie sind keine Ackerrandstreifen wie Sie von Herrn Kurt Walter Lau beschrieben werden. Das ist auch so den im Schreiben von Herrn Lau angeführten Quellen zu entnehmen. Hinsichtlich der grundstücksrechtlichen Belange ist zu sagen, dass die öffentlichen Wegeparzellen der betroffenen Straßen eine Breite von rd. 5,50 m aufweisen. Bei einer asphaltierten Breite von 3,00 m – 3,30 m verbleiben an beiden Seiten rd. 1,10 m. Somit sollten die Arbeiten ausschließlich auf öffentlichem Grundstück erfolgt sein.“