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Zur Bereicherung der Kultur

Insgesamt sechs besondere Veranstaltungen sind es in der Saison 2018/2019, die das Kulturprogramm der Stadt komplettieren: Das „Open-Air-Kino“ auf der Hüls wird am 24. August die „Atempause im August“ beschließen. Mit dem Baumarkt-Musical „Hammerfrauen“ kommen unter anderem Isabell Varell und Caroline Beil am Samstag, 29. September ins Konzert- und Bühnenhaus. Tierisch lustig und lehrreich wird es am Dienstag, 9. Oktober, wenn Hunde-Erzieher Holger Schüler mit seinem Programm „1 – 2 oder 3“ in Kevelaer ist. Auch für Kinder wird es eine Sonderveranstaltung geben: Das Musical „Zwerg Nase“ soll am Montag, 10. Dezember, auf die Vorweihnachtszeit einstimmen. Für Montag, 18. März 2019, kündigt sich das bekannte „Traumtheater Salome“ an. Den Abschluss der Reihe macht der Theaterchor Niederrhein am 11. und 12. Mai 2019 mit der Aufführung „Freedom!“.

Wieder Open-Air-Kino zum Abschluss der Atempause

Zum Abschluss der „Atempause im August“ bietet das Stadtmarketing mit freundlicher Unterstützung der Volksbank an der Niers am Freitag, 24. August, neben einem Grill-Abend die Möglichkeit, dem bekannten Musical-Film „The Greatest Showman“ auf der Freiluft-Leinwand zu folgen. Der Eintritt ist frei und es dürfen Sitzmöglichkeiten und Verpflegung selbst mitgebracht werden. Für die richtige Kino-Atmosphäre in Form von Popcorn und kühlen Getränken ist durch Edeka Brüggemeier und Rewe Narzynski gesorgt.

Ein echtes „Hammer“-Musical

Nach den Erfolgen der Musicals „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“ kommt nun das Musical „Hammerfrauen“ mit unter anderem Isabell Varell und Caroline Beil ins Konzert- und Bühnenhaus. Am Samstag, 29. September, kann das Publikum erleben, wie neugewonnene Freundinnen, nach viel Gratis-Sekt in einem Handwerkerkurs, einen Baumarkt auf den Kopf stellen. Eintrittskarten sind zum Preis von 25,00 bis 40,00 Euro im Service-Center erhältlich.

Schüler in der Hunde-Schule

Lehrreich wie ein Besuch in der Hundeschule, amüsant wie eine Comedy-Veranstaltung und so nah an der Realität, dass sich die Zuschauer sofort in beschriebene Situationen hineinversetzen können – Holger Schüler wird mit seinem neuen Programm „1 – 2 oder 3“ in Kevelaer begeistern. Am Dienstag, 9. Oktober, um 19.00 Uhr, zeigt der „Hundeversteher“ die richtige Herangehensweise bei der Arbeit mit dem Hund, egal ob mit 1, 2 oder 3 Tieren und immer mit Witz und vollem Körpereinsatz. Eintrittskarten sind zum Preis von 25,00 Euro im Service-Center erhältlich. Das Stadtmarketing weist darauf hin, dass es nicht gestattet ist, seine eigenen Hunde mitzubringen.

Musical für Kinder in der Vorweihnachtszeit

„Zwerg Nase“ ist die wundersame Geschichte vom Jungen Jakob, der von einer Zauberin gestohlen und in den hässlichen Zwerg Nase verwandelt wird. Von allen wegen seiner langen Nase verspottet, besinnt er sich darauf, dass er bei der Hexe kochen gelernt hat und verdingt sich beim Herzog als Koch. Mit Hilfe der Gans Mimi, die er vor der Bratpfanne gerettet hat, findet Jakob das Kraut, das den Zauber löst. Das Musical ist am Montag, 10. Dezember, um 9.00 und um 11.00 Uhr zu Gast in Kevelaer.

Traumtheater Salome

„Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind“ – unter diesem Motto wird das Traumtheater Salome nach Kevelaer kommen und mit verschiedenen Kunstformen wie Akrobatik, Tanz und Jonglage begeistern. Die Varieté Show, die bereits seit 36 Jahren Groß und Klein in Atem hält, wird die Besucher des Konzert- und Bühnenhauses am Montag, 18. März 2019, im Rahmen der Reihe „Kultur+ – Ein Plus für alle“ in eine Traumwelt entführen und zeigen, wo sich Fantasie und Humor die Hand reichen. Eintrittskarten sind ab dem 6. November Dank Unterstützung der Volksbank an der Niers zum Preis von 20,00 bis 35,00 Euro beim Service-Center erhältlich.

Theaterchor Niederrhein fordert „…Freedom!

Am 11. und 12. Mai wird der Theaterchor Niederrhein e.V. in Kevelaer erneut eine große Aufführung im Konzert- und Bühnenhaus präsentieren. Was bedeutet Freiheit? Eine musikalische Reise durch verschiedene Epochen und Stilrichtungen aus aller Welt hilft Gedanken, Lieder und Emotionen zum Thema Freiheit zu entdecken. Große Filmmelodien, Musical-Evergreens, afrikanische Gesänge, Eisler-Lieder, aber auch zeitgenössische Pop-Songs sind nur ein kleiner Ausschnitt der Musik, mit der gemeinsam „des Menschen höchstes Gut“ gefeiert wird. Eintrittskarten sind ab dem 25. November zum Preis von 15,00 Euro erhältlich.

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen sind dem Kulturprogramm der Wallfahrtsstadt Kevelaer zu entnehmen oder beim Stadtmarketing, Peter-Plümpe-Platz 12, Telefon: (0 28 32) 122 – 162, erhältlich.

Vom Heiligenhäuschen bis zur Baumpflanzaktion

Eine gute Nachricht hatte Kassenwart Peter Becker für die anwesenden Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ in der Feldscheune gleich zu Beginn zu vermelden: eine positive Schlussbilanz für das Jahr 2017 mit einem leichten Plus, die von den Kassenprüfern anschließend formell bestätigt wurde und der Vorstand entlastet werden konnte.

Danach ging es an die wichtigste Personalie der Jahreshauptversammlung: die Wahl des NuK-Geschäftsführers.
„Ich bitte um Vorschläge“, fragte der aktuelle Amtsinhaber, Matthias David, in die Runde. Johannes Baaken schlug dann Davids Wiederwahl vor. Die Versammlung erteilte ihm nach seiner nicht ganz ernstgemeinten „dreisekündigen Bedenkzeit“ (David) ein neues Mandat für weitere zwei Jahre. Zum zweiten Kassenprüfer neben Willi Düngelhoef wurde Bernhard Borgmann bestimmt.

Aus dem Vorstand schieden auf eigenen Wunsch Johannes Baaken und Christian Resse als Beisitzer aus, die Positionen mussten allerdings nicht akut nachbesetzt werden. „Wir reduzieren uns lediglich“, stellte David für den Vorstand sachlich fest. Für beide soll es demnächst noch eine besondere Ehrung geben – gleiches gilt auch für Petra Baaken.
Danach sagte der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk, noch einiges zu den laufenden und zuküftigen Aktionen und Projekten des Vereins.
Die Gestaltung des „Heiligenhäuschens“ gehe voran, das Dach sei schon drauf, es gelte noch, die Steine zu säubern, konnte er der Versammlung mitteilen.
Positiv konnte er auch vermelden, dass über die von der NuK-Jugend initiierte Müllsammelaktion jetzt genug Spenden für die Anschaffung zweier Mülleimer zusammengekommen sind, die am Ortseingang aufgestellt werden sollen. Der Naturschutz-Stammtisch soll verstetigt, die NuK-Internetseite überarbeitet werden.
Grünes Licht gebe es für den NuK auch hinsichtlich des ersten Achterhoeker Mittelaltermarktes, an dem sich insgesamt dreizehn Gruppen in klassischer Tracht und mit Musik beteiligen werden. Für die „Landart“ am 24. und 25. August werden noch einige fleißige Helfer gesucht. Das geplante Bluesrockkonzert am 8. September fällt wegen der Krankheit eines Musikers aus.

Als „unerwartet“ und „absolut positiv“ bezeichnete Matthias David die Resonanz auf die Aktion „Grundlos Bäume pflanzen“ , die „noch nicht in der heißen Phase“ sei und trotzdem schon erste Spenden nach sich gezogen hat.
Eventuell sei auch eine Großspende zu erwarten, eine Privatperson aus Geldern wolle dafür 5000 Euro geben. Am 31. August soll dazu ein Planungstreffen mit allen Vorsitzenden der Heimatvereine, mit der Stadt und dem Bauhof erfolgen um zu klären, wo dafür Plätze wären und wer die Bäume dann gießen soll. „Mit so einem großen Erfolg haben wir nicht gerechnet“.

Verhülsdonk ging auch nochmal auf die Debatte um Insektenschutz und die Debatte mit der Stadt und den Landwirten ein und machte da nochmal klar, dass die Landwirte an der Stelle „Partner“ seien, mit denen man konstruktiv im Dialog sei, um in der Sache etwas Gutes zu erreichen.

Monstermäßige Stimmung

In der dritten Woche der Reihe „Ferienkino am Morgen“ können sich Kinofans am Mittwoch, 01. August um 10.30 Uhr, über einen schummrigen Monsterfilm für die ganze Familie freuen. Um sich den Kinovormittag zu versüßen, warten auf das kleine und große Publikum, Popcorn, Süßigkeiten und kühle Getränke.

Vom Mensch zum Monster

Als Außenseiter Lukas herausfindet, dass er gar kein echter Mensch, sondern ein Monster ist, verändert das sein ganzes Leben. Besonders deshalb, weil seine erste plötzliche Verwandlung mitten in der Schule von Statten gegangen ist. Enttäuscht und wütend auf seinen überfürsorglichen Vater, der ihm seine tatsächliche Identität immer verheimlicht hat, macht sich Lukas auf die Suche nach seinen wahren Wurzeln und der geheimnisvollen Insel Monster Island. Während seiner abenteuerlichen und unvergesslichen Reise wird ihm bewusst, dass sein Anderssein keine Katastrophe ist, sondern die Chance, Mitglied einer ganz neuen Art von Familie zu werden. Der Film und ist auch für „große Kinder“ ein spannendes Kinoerlebnis.

Der Filmtitel darf aus lizenzrechtlichen Gründen nicht öffentlich genannt werden. Dieser kann beim Stadtmarketing unter der Telefonnummer 028 32 / 122-988 erfragt werden und sind der Plakatierung im Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer zu entnehmen. Sie können auch Ihre E-Mail Adresse zur Verfügung stellen und werden dann regelmäßig über das Kinoprogramm informiert.

Die Eintrittskarten für die Vorstellungen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „KoBü-Flimmern“ sind zu einem Kostenbeitrag von 1,00 Euro für alle Vorstellungen im Vorverkauf beim Service-Center im Erdgeschoss des Rathauses, Peter-Plümpe-Platz 12, 47623 Kevelaer, Tel.-Nr.: 0 28 32 / 122-150 bis -153, oder an der Tages- und Abendkasse erhältlich.

Shakespeare mal ganz anders

Es war eine kleine, aber feine Gesellschaft, die sich in der Wortwerk-Galerie zusammenfand. Gut ein Dutzend Gäste waren der Einladung der Inhaberin Eva Maria Zacharias gefolgt, einem Abend von ganz eigener Kultur beizuwohnen. „Wir wollen gerne hier Sachen, die auch mal anders sein sollen“, fühlte sich die Galeristin der selbstgestellten Grundidee verpflichtet.
„Shakespeare mal etwas anders“, freute sich Zacharias auf die Darbietung der Schauspielerin und Dramaturgin Barbara Engelmann, die schon 2017 mit dem Programm „Der Teufel soll mich holen, wenn ich eine Hexe bin“ in der Galerie gastiert hatte. Shakespeare sei noch heute hochaktuell, unterstrich Zacharias – besonders bei dem einen Thema: „Man nennt es Liebe – Neusprech: Beziehungskiste.“

Deutschland-Premiere in Kevelaer
Engelmanns kongenialer Partner an diesem Abend war der Bocholter Bouquinist Rainer Heeke, der zuletzt beim „Kevelaer special“ zur „Landpartie“ und einem absurden „Nashorn“-Stück zusammen mit Wies Kuyers in der Galerie zu sehen gewesen war.
Der Liebesklassiker „Viel Lärm um nichts“ feiert in der Fassung von Heeke und Engelmann Deutschland-Premiere, da es bisher nur im niederländischen Bredevoort aufgeführt worden ist.
Man werde einem „Experiment“ beiwohnen, das sich in der besonderen Szenencollage nicht mit der Liebesgeschichte der beiden eigentlichen Hauptfiguren der Komödie „Viel Lärm um nichts“, Hero und Claudia, beschäftige.

Darbietung mal anders
Der Akzent liege auf der spannungsgeladenen Beziehung von dessen Begleiter und der kessen Beatrice, der Nichte des Gouverneurs von Messina, bei denen beide nach einem erfolgreichen Feldzug einkehren.
Zur Verwirrung flochten die beiden die erfundene Geschichte eines angeblichen Kollegen ein, „der den Benedikt spielen“ sollte, bereits in Weeze gelandet und von Pisa aus gestartet sei. Immer wieder richtete Heeke den Blick aufs Smartphone, ehe es Engelmann „überrascht“ oblag, beide Rollen selbst zu übernehmen.
Und während Herr Heeke mit mittelalterlichem Gewand als Erzähler der einzelnen Begebenheiten fungierte, durfte Engelmann die beiden Charaktere darstellen, die sich leidenschaftlich mit zickigen Bemerkungen („Ist es sinnvoll, Rechenschaft einem Klumpen Lehm abzugeben ?“) und scheinbarer Abneigung („Sie spricht Dolche“) überziehen, obwohl sie sich eigentlich mögen.
Mit Sensibilität im schauspielerischen Ausdruck und Eleganz stellte sie eine gemeinsame Szene mit Masken während eines Festes nach, wo sich die beiden begegnen – bis Benedikt ein gestelltes Gespräch belauscht, wo es heißt, wie sehr Beatrice leide, da sie ihn eigentlich liebt.
„Sie liebt mich – das muss erwidert werden“, schuf Engelmann mit einer simplen Bank eine intime Zweieratmosphäre, zeigte mit nur wenigen Requisiten wie einem Tuch oder einem Hut die Unterschiedlichkeit von Benedikt und Beatrice, entwickelte in der typischen Shakespeare-Sprache den Weg bis zum gemeinsamen Kuss fort, den sie dem Publikum miz zugewandtem Rücken versinnbildlichte.
„A good play needs no epilogue“ schloss Engelmann nach einer unterhaltsamen Stunde mit einem „hineingeschmuggelten“ Epilog aus Shakespeares „As you like it“. Und der Applaus machte deutlich, dass die Darbietung die Anwesenden mitgenommen und überzeugt hatte.

Orgelkonzert als Dankeschön

Als die Trompeten des jüngsten Gerichts losschmetterten – ja, da ahnte man schon, dass es ein besonderer Abend werden würde. Und als Basilikaorganist Elmar Lehnen die romantischen Streicher kurz dazurief, – einfach um die Vielfalt der musikalischen Möglichkeiten seines Lieblingsinstruments aufzuzeigen – nun, da spürten die knapp 200 Zuhörer schon vor Beginn des Konzerts, dass der Orgelbauverein nicht zu viel versprochen hatte, als er Freunde und Förderer zu einem „musikalischen Hochgenuss mit Überraschungen“ eingeladen hatte.
2013 hat sich der Orgelbauverein gegründet, um die Restaurierung der Seifert-Orgel möglich zu machen und einer der größten romantischen Orgeln weltweit wieder ihren Originalzustand zu schenken. 14 neue Register konnten seitdem dank der finanziellen Unterstützung von Freunden und Förderern eingebaut werden. „Mir läuft es jeden Tag heiß und kalt den Rücken hinunter, ich genieße jeden Tag, jede Stunde an diesem einzigartigen Instrument“, so Basilikaorganist Elmar Lehnen. „Danke, dass Sie alle das möglich gemacht haben.“ – „Als wir vor fünf Jahren den Orgelbauverein gründeten“, so Schatzmeister Gottfried Mülders, „hatten wir ein Investitionsvolumen von 450.000 Euro vor der Brust.“ Ein Großteil des Weges sei geschafft.

Das Wunschkonzert
Und so hatte der Orgelbauverein zum Dankeschön-Konzert all seine Orgelpaten, Freunde, Gönner und Förderer eingeladen. Und die Gäste hatten sich im Vorfeld wünschen können, was die beiden Organisten Elmar Lehnen und Viktor Fischer-Emmerich spielen sollten. Die Liste war so lang, dass, so Lehnen, „wir die nächsten zehn Jahre brauchen, um sie abzuarbeiten.“
Und dann zogen die beiden Organisten tatsächlich alle Register. Mal dröhnten, mal tobten, mal explodierten die Töne nahezu, dass man fürchten musste, das Kirchendach hebt ab. Dann wurden sie leise, zart, zerbrechlich, umschlang Emotionen und Sinne und trug sie dem Himmel entgegen. Lehnen und Fischer-Emmerich wurden geradezu eins mit der Orgel – und die Zuhörer konnten gebannt via Leinwand zusehen, wie die Töne entstanden und sich durch den weiten Raum der Basilika verteilten, sich austobten und durcheinanderstieben, auf und ab purzelten und sich dann in der Melodie wiederfanden.
Nun, es war u.a. die Toccata von Widor, es war die Bach-Kantate 147, es war die Morgenstimmung aus Griegs Peer Gynt und es war, ganz zum Schluss, der Bolero von Ravel – vierhändig gespielt – bärenstark. Die beiden Musiker lagen sich nach dem letzten Ton in den Armen, die Zuhörer arbeiteten ihre Begeisterung in minutenlangem Beifall ab. Und zwischendrin, bei den Improvisationen an der Orgel, da waren zum allerersten Mal die fünf neuen Pedalpfeifen zu hören. Mächtige Holzkastenpfeifen, mehr als zehn Meter hoch – man kann sie eigentlich gar nicht hören, man spürt sie im Zwerchfell, so gewaltig tief sind die Töne, die sie produzieren.
Bei einem Gläschen Wein im Priesterhausgarten klang der besondere Abend aus. Noch etwa 150.000 Euro muss der Orgelbauverein zusammentrommeln, um die große Seifert-Orgel vollständig ausgerüstet zu haben. Man darf sich schon jetzt auf den Moment freuen, wenn wirklich einmal wieder alle Register zu hören sein werden.
www.wallfahrt-kevelaer.de/orgelbauverein

Energie fürs Museum

Das Büro und die Gestaltung der eigenen Arbeitsumgebung überhaupt, geben gemeinhin in hinreichendem Maße Auskunft über den sie beherbergenden Menschen. Alles sich diesem ersten Eindruck anschließende, kommt eher der Kolorierung jener im Geiste entstandenen Skizze gleich.

Nolens volens Voyeur
Betritt man das Büro von Veronika Hebben, fällt einem zunächst die reich bestückte Bücherwand auf, die den nüchternen Besprechungstisch zur Hälfte wie einen Schutzmantel umschließt. Auf der gegenüberliegenden Seite: große Fenster – die Chefin im Glashaus einerseits, terrariumartiger Einblick andererseits. Der Passant auf dem Weg zum Museum wird nolens volens zum Voyeur. Aber auch die transparenteste Verwaltung kennt ihre Grenzen und so werden fortan neugierige Blicke an Stoffbahnen abgeschmettert.
Nach Aufwärm- und Anlaufphase im Niederrheinischen Museum ist Veronika Hebben nun seit Juli in Amt und Würden als Leiterin dieses auch über die Stadtgrenzen hinaus in der Region bedeutenden Hauses. Im Gespräch mit ihr zweifelt man keine Minute daran, dass sie es genau so gewollt hat. Und noch weniger zweifelt man an ihrer Begeisterung und ihrem Tatendrang – Wo nimmt sie dieses Übermaß an Energie her? Diese wird sie in jedem Falle brauchen, ist sie doch fortan nicht mehr nur Wissenschaftlerin, sondern darüber hinaus auch noch für Verwaltung, Personal und Gebäude des Museums zuständig. Nach eigenem Bekunden hat sie aber nicht nur einen Sinn dafür, Dinge zu strukturieren und zu organisieren, sondern sogar Spaß daran – ihr Schreibtisch deutet solches an.
In Kevelaer erblickte sie das Licht der Welt und nach Kevelaer kehrte sie zurück. Dazwischen liegen Kindheit und Jugend in Weeze, das Abitur in Geldern und ein Auslandsjahr in der ‚Neuen Welt‘, wo der Wunsch reifte, sich mit den Wurzeln der ‚Alten Welt‘ näher zu beschäftigen. Auch der Gedanke, ihre praktische Seite zu betonen und an die Kunstakademie zu gehen, stand im Raum, aber Dinge zu hinterfragen und deren Theorie zu ergründen, reizte sie mehr. Ein Studium in den Fächern Kunstgeschichte, Archäologie und katholische Theologie an der Universität Köln war die Folge. Begeisterung für Architektur und Denkmalpflege trat hinzu. Die bereits in der Studienzeit aufgenommene Tätigkeit in der Dombauhütte war gewiss Überzeugungstat. Schöne und große gotische Kirchen gibt es andernorts auch, »den Dom« aber nur in Köln – auch hier spürt man sie wieder, die ansteckende Begeisterung.

Die unsichtbare Trias
In Washington, D.C. genoss sie die dortige Museumskultur – Ausstellungen von Weltrang bei freiem Eintritt. Nun ist Kevelaer in jeglicher Hinsicht nicht Washington – Was sind also ihre Visionen für das hiesige Museum? Die Basis für ihre Arbeit sieht sie ganz klassisch: die ‚unsichtbare Trias‘ aus Sammeln, Bewahren und Forschen wird für den Besucher durch Ausstellung und Vermittlung erlebbar. Jedes dieser Wesensmerkmale eines Museums sollte sich auch hier in Kevelaer wiederfinden. Besonders am Herzen liegt ihr die Stärkung der Rolle des Museums als außerschulischer Lernort. Ein Bereich, in dem sie noch deutliches Entwicklungspotential ausmacht, ist der Anteil durch Schulklassen an der Besuchermenge doch derzeit ein kleiner. An dieser Stelle greift ein Stück weit auch der Gedanke an, sich in einigen Teilen des Hauses der Weiterentwicklung der Dauerausstellung zu widmen. Manches ist für sie ein wenig in die Jahre gekommen – unausweichlich in so einem großen Haus. Überhaupt möchte sie wieder mehr Aufmerksamkeit auf die ständig ausgestellten Exponate lenken und sich nicht nur in an „Superlativen“ orientierten Sonderschauen verlieren – ein Trend, der selbst um Kevelaer keinen Bogen macht.
So wie die volkskundliche Sammlung Abbild des Lebens ist, sieht Veronika Hebben ‚ihr‘ Museum eingebettet in das Kevelaerer Leben. Sie wünscht sich eine gute Vernetzung mit Stadt und Region. Nicht nur das Museumsinnere wird ihre Arbeit prägen, sondern auch die schon mitten im Gange befindliche Umgestaltung des Umfeldes. Die „Hinterhofsituation“ macht sie dabei als einen Grund für den Dornröschenschlaf aus. Die Neugestaltung der angrenzenden Plätze bewegt sie sichtlich. Der Wunsch nach einer Verbesserung der Zugangssituation vom Luxemburger Platz her, erscheint da nur folgerichtig. Bäume und innerstädtisches Grün sind ihr wichtig; aber dort, wo sie hingehören und nicht die ihr liebe Architektur verdecken – Stadt als Kulturraum. An Ideen und Willen sich einzubringen, mangelt es ihr sichtlich nicht – ihre offene und gewinnende Art wird dieses richten.
Ihre Herkunft aus heimischen Landen begreift sie als Vorteil. Sie kennt Land und Leute, manche Vorgeschichte und Konstellation. Das wird ihr die Arbeit gewiss erleichtern. Die Liebe zu Land und Leuten strahlt sie offensiv aus. Dennoch ist die Vermittlung von Kunst und Kultur auf dem Lande kein leichtes Geschäft. Sie zählt dabei auf den Niederrheiner, der nach ihrem Urteil doch „relativ offen ist und Neues annimmt“, dabei aber gleichzeitig mit Heimat und Tradition verbunden ist. Beides ist für sie in Kevelaer lebendig und nicht nur Kulisse. Erst jüngst konnte sie dem Wettener Schützenverein mit Plaketten aus dem Museumsbestand aushelfen – so bleibt museales Bewahren in der Traditionspflege vital.

Weniger kontemplativ
Am Schluss bleibt sie dann aber doch stehen, die Frage nach dem scheinbar unendlichen Energiereservoir dieser Frau, vor allem die Frage nach dessen Quelle. Rekreation findet sie in der Natur – die niederrheinische Landschaft und die sie durchschlängelnde Niers haben es ihr angetan. Und wenn es dann doch mal etwas weniger kontemplativ sein soll, lässt sie sich als Gegenpol zur Unmenge an der für ihre Arbeit nötigen Fachliteratur gern von Büchern und Filmen aus dem Genre Fantasy gefangen nehmen. Und Musik ist da auch noch: „So ziemlich alles von Klassik bis Hiphop“.
Irgendwie wird auch an dieser Stelle deutlich, dass sich Veronika Hebben nicht in vorgefertigte Schubladen einsortieren lässt – ihre Vielfalt an Interessen und ihr Brennen für ihre Ideen ist zu groß, um eine vereinfachende Zuordnung vornehmen zu können.

Sieben Fragmente durch drei

„Seven“ oder eben zu Deutsch „Sieben“ ist der schlichte und doch inhaltlich aufgeladene Titel der jüngst erschienenen CD von Hansjörg Fink (Posaune), Elmar Lehnen (Orgel) und Dr. Bastian Rütten (Texte), die am vergangenen Mittwoch in einem Konzert mit vorangehender Werkeinführung ihre Premiere erlebte. Gut 40 Interessierte hatten sich auf der Orgelempore eingefunden, um durch die drei Künstler einen Einblick in ihre „Werkstatt“ zu erhalten. Und bewusst sind an dieser Stelle alle drei gleichrangig benannt, bedingte doch der kreative Schaffensprozess im Sinne eines Dialoges das Arbeiten miteinander auf Augenhöhe.
Widmet man sich der Symbolik der Zahl sieben, sind die sich einstellenden Assoziationen in gleichem Maße vielfältig wie auch ambivalent: Sieben Tugenden stehen sieben Laster gegenüber, sieben Sakramente kennt zumindest die katholische Kirche, ist die Sieben in Europa zumeist Glückszahl, symbolisiert sie in China das genaue Gegenteil und natürlich: Sieben Tage hat die Woche, die es brauchte, um nach christlichem Glauben unsere Welt in Gänze zu erschaffen.
Wer nun eine musikalische Interpretation der Schöpfungsgeschichte erwartete, war allerdings auf dem Holzweg. Vielmehr ist es Bastian Rütten ein Anliegen, dazu zu animieren, sich von der Gegenständlichkeit eines bildlich-naiven Schöpfungsglaubens zu lösen und sich der Frage zu öffnen, was das wesentliche, immaterielle und überzeitliche an allem wodurch auch immer Gewordenen ausmacht – kurzum: Was macht unsere Lebenswelt so wunderbar? – Was macht Menschsein aus? Sich derart tiefgehenden Fragen zu stellen heißt, die eigene Begrenztheit anzunehmen, denn „die eine Antwort“ wird es nicht geben können. Vielmehr sind die sieben literarischen Fragmente, die schließlich Fink und Lehnen zum gemeinsamen Musizieren animierten, bewusst unfertige Denkanstöße, die durch einen jeden ihre individuelle Deutung erfahren. Das ist dankenswert harte Kost in einer Welt schneller und vermeintlich definitiver Antworten.
Man ist geneigt zu sagen, „der Inhalt bedingt die Form“, denn sowohl die im Konzert präsentierte Fassung als auch die auf die CD gebannte stellen gewissermaßen nur eine Momentaufnahme dar, im Sinne einer Möglichkeit. Jedes der sieben musikalischen Fragmente besteht aus komponierten und improvisierten Elementen – eine exakte Reproduzierbarkeit ist damit genauso unmöglich, wie auf existenzielle Fragen immer die gleiche Antwort zu geben.
Im Dialog gaben die drei Künstler unter anderem Einblicke in ihre Arbeit am Beispiel „Von der ‚Wasserwelt‘“, jenem Teil des Werks, den sie selbst als den plakativsten und programmatischsten bezeichnen. Wasser als Schlüsselelement auf diesem Planeten kann gleichermaßen Medium für die Entstehung von Leben wie auch todbringend sein. Dieses klangmalerisch abzubilden ist, natürlich verlockend, dennoch wurde allen Zuhörern klar, dass die beiden Musiker keineswegs nur Freunde der Wasseroberfläche sind, sondern ihrer Musik eine derartige Tiefendimension mitgegeben haben, dass der analytische Hörer hier genauso auf seine Kosten kommt wie der genießende.

Von der „Wasserwelt“
Kommt Untergang und Tod durch Wasser,
so kommt auch
Leben und Lebendigkeit durch Wasser.

Sehnt man sich im Durst nach Wasser,
so fürchtet man auch
die drohende Flut des Wassers.

So sind Leben und Tod,
so sind Anfang und Ende,
so sind Erquickung und Gefahr
des Menschen Weggefährten.
Leben bleibt lebensgefährlich.

Eine besondere Wirkung erhält der Werkkomplex durch die Verbindung der einzelnen Fragmente mit Hilfe einer Sequenz. Keine neue Technik in der Musikgeschichte, wählte doch Modest Mussorgski in „Bilder einer Ausstellung“ einen ähnlichen Weg, indem er den reflektierenden Gang von einem Bild zum nächsten mit einer ‚Promenade‘ verband, die musikalisch das Vorangegangene mit dem Nachfolgenden verknüpft. Die fragende Tonfolge zwingt einen durch ihre harmonische Offenheit geradezu in eine zweifelnde und hinterfragende Superposition – das Gehörte war nur eine Möglichkeit.
Die beinahe einhundert Zuhörer erlebten im sich der Werkeinführung anschließenden Konzert einen Abend mit Musik, die sich der eindeutigen Zuordnung zu einem bestimmten Genre entzieht, sondern vielmehr Spiegel der stilistischen Breite und Offenheit der beiden Musiker ist. Klassische Formen gefüllt mit spätromantischer Harmonik fanden ebenso ihren Raum wie Elemente aus dem Jazz, der ‚Minimal Music‘, bis hin zu moderneren collageartigen Techniken. Man spürte, dass Hansjörg Fink und Elmar Lehnen in gewisser Weise Seelenverwandte sind. Anders lässt sich ein derartig durchwobenes gemeinsames Musizieren kaum erklären.
Die präsentierte CD beinhaltet keine Musik für „zwischendurch“, sondern verdient und verlangt bewusstes Hinhören, ein sich auf dieses Wagnis Einlassen. Wer sich jedoch dafür öffnet, mit den Texten und der Musik der Frage nach dem Anfang nachzugehen, wird sich, egal ob religiös geprägt oder nicht, im Sinne Aristoteles‘ ein Stück der Erkenntnis annähern, dass das Ganze mehr ist als nur die Summe seiner Teile.

„Denkpause“ im Bundestag

Gemeinsam mit den Redakteurinnen und Redakteuren des Schülermagazins Denkpause unternahm der Kevelaerer Künstler Paul Wans kurz vor den Sommerferien eine Reise in die Bundeshauptstadt. Die Schülerinnen und Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums hatten hier die Gelegenheit, ein Interview mit der Kreis Klever SPD-Abgeordneten Barbara Hendricks im Deutschen Bundestag zu führen. So erkundigten sich die Kevelaerer nach den größten Herausforderungen und Erfolgen der ehemaligen Bundesumweltministerin und hakten genau nach bei Themen wie Klimawandel, Zukunft der Mobilität und Erneuerbare Energien. Als ausgewiesene Expertin in diesen Bereichen stand Barbara Hendricks Rede und Antwort. Neben dem Besuch im Deutschen Bundestag, der noch von einer Teilnahme an einer Plenardebatte abgerundet wurde, standen noch weitere spannende Programmpunkte mit journalistischem Schwerpunkt auf dem Plan. Während der viertägigen Fahrt besuchte die Gruppe auch das ZDF-Morgenmagazin und das Axel-Springer-Hochhaus samt Führung des Creative Directors des TV-Senders Welt. Das Schülermagazin Denkpause besteht bereits seit über 20 Jahren, erscheint viermal im Jahr und wird komplett in Eigenregie verfasst und publiziert. Das Interview mit der SPD-Abgeordneten wird dann in der kommenden Ausgabe zu lesen sein.

„Hallo, ist da jemand?

Auch wenn es sich „nur“ um die diesjährige Aufführung der Literaturkurse der Jahrgangsstufe Q1 des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums Kevelaer handelte, es hätte sich auch um eine von Studenten der philosophischen Fakultät einer Universität szenisch umgesetzten Semesterarbeit handeln können, die mit „summa cum laude“ bewertet worden ist.
„Hallo, ist da jemand?“ setzte sich in hervorragend ausgeführter schauspielerischer Darbietung und thematischer Analyse mit einem der drängendsten Probleme der heutigen und zukünftigen Gesellschaftsfragen auseinander. Katrin Boland und Eva Cepok hatten als Lehrerinnen in zwei Kursen das Stück mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet. Besonders hervorzuheben und deshalb gar nicht hoch genug zu bewerten ist dabei die Tatsache, dass die Schüler den kompletten Text selbst geschrieben, die Choreographie selbst entworfen, das Bühnenbild und die Technik selbst ausgeführt und auch die Aufführung selbst als Laienschauspieler aufgeführt haben.
Bezogen auf das Leben des Ernst Lustig, der durch viele Erlebnisse und Erfahrungen in seinem 80-jährigen Leben im Alter sehr einsam ist, griffen sie neben der Vereinsamung im Alter zahlreiche weitere gesellschaftsrelevante Themen wie Desinteresse, Entfremdung, Isolation, Vorurteile gegenüber Homosexualität, familiäre Probleme und Kommunikationsstörungen auf. Monologe, Gesprächsrunden, Pantomime, kleine Theaterszenen, Musik- und auch Tanzeinlagen bildeten ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Abbild unsere Gesellschaft und hielten den Zuschauern einen Spiegel vor.
Die „Vorhänge“ wechselten immer wieder zwischen der Vergangenheit von Ernst Lustig und der Gegenwart mit seinen Auswirkungen auf seine sozialen Kontakte. Die Rollen waren teilweise vierfach besetzt, um das Alter der Mimen (die durch gleiche Kleidung in ihren Rollen zu erkennen waren) zu verändern und es gab eine zusätzliche Filmeinblendungen auf einer Leinwand, in der die Schüler ebenfalls spielten.
Die hierdurch entstehende Dramaturgie des Stückes fesselte und ließ den Gästen keine Möglichkeit, sich von den Themen zu distanzieren. Durch die Form, in denen die Schüler die Zusammenhänge von sozialer Isolierung und Vereinsamung im Alter herstellten, machte betroffen, weil sie oft ähnliche oder gleiche Situationen in den eigenen Familien aufzeichte.
Vor lange anhaltendem Applaus wiesen die Schülerinnen und Schüler noch einmal darauf hin, dass dieses Thema alle angeht und sie stellten die Frage: „Wann haben Sie sich das letzte Mal um einen alten Menschen in Ihrer Familie gekümmert?“.

Kommentar
39 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen der Q1 des KvGG schufen ein zeitgeschichtliches Meisterwerk. Eine szenische Kollage, die zu schade ist, um nur eine einmalige Aufführung zu erfahren. Hier kann man zum Entwurf und zur Aufführung nur gratulieren und dazu ermutigen, „Hallo, ist da jemand“ weiteren Zuschauern und einem weiteren Fachpublikum, das sich für soziale Fragen einsetzt, zu präsentieren. Die Aufführung wurde gefilmt und könnte so weitere Interessierte erreichen.
Jörg von der Höh

Der Familienchor sang “zwischen Himmel und Erde”

„Wo man singet, lass dich ruhig nieder, / Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; / Wo man singet, wird kein Mensch beraubt; / Bösewichter haben keine Lieder.“ – Die Zeilen aus der Feder von Johann Gottfried Seume (1763–1810) fassen beinahe kürzest möglich zusammen, was zum einen inhaltliches Leitmotiv des jüngsten Konzerts des Familienchores der Basilikamusik gewesen ist, als auch das, was Wallfahrtsrektor Kauling in seiner Begrüßung noch einmal in Worte fasste.

Unter dem Motto „Friede, Friede – Ein Konzert zwischen Himmel und Erde“ hatte der Familienchor am vergangenen Freitag, 29. Juni ins Forum Pax Christ eingeladen und das nicht folgenlos: Beinahe jeder Stuhl war mit altersmäßig bunt gemischten Zuhörern besetzt. Unterstützt wurde das gut fünfzigköpfige Vokalensemble erstmals durch ein Streichquartett und in eingespielter Manier durch Christoph Spengler am Klavier sowie Jörg Seyffahrt am Schlagzeug.

Nach der musikalischen Begrüßung fand Pfarrer Kauling einige knappe einführende Worte und strich mit Blick auf die momentanen politischen Querelen in Europa heraus, dass uns trotz aller religiösen und kulturellen Unterschiede eines eine: unsere unveräußerliche Menschenwürde. Und musikalische Äußerungen wiederrum seien es, die in allen Kulturen der Erde eine wichtige und oft Gemeinschaft stiftende Rolle spielen. Zugleich begrüßte er mit Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger einen in Kevelaer nicht unbekannten Ehrengast.

Was wurde musikalisch geboten? Im Großen und Ganzen war es eine gelungene, dem lauen Sommerabend gemäße, leicht hörbare Mischung aus zeitgemäßer Sakralmusik, Filmmusik, Pop, Gospel und jazzig angehauchten Arrangements. Beinahe alle Stücke waren für die etwas ungewöhnliche Besetzung aus gemischtem Chor, Streichquartett, Klavier und Schlagzeug arrangiert, was der Wirkung sehr zu Gute kam. Die insgesamt sechs Musikblöcke wurden durch Chorleiter Romano Giefer jeweils charmant anmoderiert.

Der sich der Begrüßung anschließende Musikblock brachte dann mit „Gott schenkt Dir seine Liebe“ auch gleich eine Komposition Christoph Spenglers, der den ganzen Abend in ausgesprochen souveräner Weise, mit deutlich hör- und sichtbarem Spaß am Klavier begleitete. Einem Stück Filmmusik aus „Herr der Ringe“ folgte mit „Alone he prays“ eines der innigsten Stücke des Programms – Jesu‘ einsames Gebet im Garten Gethsemane zeigt doch eine sehr menschliche Seite des Gottessohnes und das spürte man auch.

Einzige A-capella-Nummer

Nach so viel Erdenschmerz ging es im nächsten Block wieder Richtung Himmel. Der Titelsong aus „Skyfall“ hat unbestritten Ohrwurmqualitäten, woran, wenn man es denn kaputtanalysieren möchte, die Wahnsinnsstimme von Adele ebensolchen Anteil hat, wie die pop-sinfonische Begleitung. Da wirkte die hier gebotene Fassung doch ein bisschen wie die ‚erleichterte Volksausgabe‘ von James Bond – Arrangements für andere Besetzungen haben eben ihre Grenzen. Mit „Elijah Rock“ konnten sich die Männerstimmen anschließend in einem Chorklassiker in Szene setzen – im Übrigen die einzige A-capella-Nummer des Abends.

Der vierte Block hielt mit „Niemand sonst hat solche Macht“ wieder ein Highlight bereit. Dieses Stück Kirchenmusik aus der Feder des Schweden Roland Utbult ist ein wohltuender Beweis, dass zeitgenössische Sakralmusik sowohl musikalischen als auch textlich-inhaltlichen Anspruch vereinen kann. Man spürte, dass der Chor in dieser Musik zu Hause ist. Zweifelsohne hatten Sänger und Zuhörer natürlich auch an den Arrangements aus Funk und Fernsehen ihren Spaß, aber per se kommt man hier nie ohne Kompromisse aus, die einen wesentlichen Aspekt des Originals entfernen, so wie Frank Sinatras Stimme – sie war schlicht einmalig.

Auch wenn im Chor alle gleich sind, blieb es doch nicht unerwähnt, dass ein Teil der bürgermeisterlichen Familie fester Bestandteil des Chores ist. Aber nicht der sonst die vorderen Plätze und das Mikrofon gewohnte Vater hatte in Udo Jürgens‘ „Ihr von morgen“ seinen großen Auftritt, sondern seine Tochter Maria Pichler, die mit ihrer schönen Rezitation mühelos alle Herzen für sich einnahm und dieser Hymne an die Zukunft besondere Bedeutung verlieh.

Erlös der Pfarrfestes

Nach einem weiteren musikalischen Block ließ es sich Wallfahrtsrektor Kauling nicht nehmen, dem Abend noch eine besondere Note zu verleihen, indem er bekanntgab, wie der Erlös des diesjährigen Pfarrfestes von rund 8.000 Euro Verwendung finden soll. Ihm war es wichtig, dass dabei sowohl Aktivitäten der Weltkirche als auch die Arbeit vor Ort unterstützt werden sollen. So wurde Erzbischof Laurent Lompo ein symbolischer Scheck für die Entwicklungszusammenarbeit in seinem Heimatland Niger überreicht und auch die Basilikamusik konnte sich über Unterstützung freuen. Als drittes Projekt wurde stellvertretend Ernst Koppers bedacht, der sich der Restaurierung des Grabes von Friedrich Stummel verschrieben hat. Der Todestag dieses für Kevelaer so bedeutenden Künstlers jährt sich im nächsten Jahr zum einhundertsten Mal.

Ein, wenn nicht der bedeutendste Name zeitgenössischer geistlicher Chormusik fehlte an diesem Abend noch und mit dem letzten Stück der Programmfolge wurde auch diese Erwartung eingelöst: Ohne John Rutter ist ein Chorkonzert heute ebenso „vergebens“, wie ein Orgelkonzert ohne Bach. Mit „The Lord bless you and keep you“ setzte der Chor einen würdigen (ersten) Schlusspunkt und zeigte noch einmal seine Stärken. Das begeisterte, mit verdientem Applaus nicht sparsame Publikum erklatschte sich anschließend noch drei Zugaben.

Romano Giefers raumgreifendes Dirigat und seine sprechende Mimik und Gestik animierte den Chor, auch in dem langen Programm immer wieder, sein Bestes zu geben. Und diese Begeisterung und Freude am gemeinsamen Singen kam beim Publikum an, ja sprang förmlich über. Nicht unwesentlicher Beitrag für den musikalischen Erfolg des Abends war gewiss auch das Streichquartett. Nach fast zwei Stunden pendeln zwischen Himmel und Erde traten sicher alle angerührt den Heimweg an – spurenlos konnte so ein eingängiger Abend an niemandem vorüber gehen.