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Schulreferentin Pfarrerin Hanna Sauter-Diesing wurde verabschiedet. Foto: Schmelting
„Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden“ heißt es in der Erklärung

Kreissynode Kleve gegen Antisemitismus

Die Synode des Ev. Kirchenkreises Kleve tagte am Wochenende im Xantener Ratsaal.

Kreissynode: Man strebt „Treibhausgasneutralität“ aller gemeindeeigenen Gebäude an

Gemeinden stellen Weichen für Zukunft

Die Synode des Ev. Kirchenkreises Kleve gab jetzt das Startsignal: Nun beschäftigen sich die 20 Kirchengemeinden bis zum Juni 2024 mit der Erstellung eines Gebäude-Steckbriefs, quasi die Vorarbeit zur großen Gebäudebedarfsplanung.

Kreissynode tagte und wählte online

Die Andacht zur 222. Synode des Evangelischen Kirchenkreises Kleve erreichte die Synodalen aus den Arbeitszimmern von Pfarrer Christian Werner und Pfarrerin Ulrike Stürmlinger (Straelen-Wachtendonk).

Sie beschrieben die Sehnsucht der Menschen nach Zufluchtsorten, Liebe und Leben in Zeiten, in denen sie vermehrt Ungewissheit und Angst vor der Zukunft empfänden. Erstmalig tagten die Abgesandten aus 20 Kirchengemeinden und kreiskirchlichen Arbeitsfeldern per online-Konferenz.

Superintendent Hans-Joachim Wefers begrüßte 82 der 86 stimmberechtigten Synodenmitglieder und weitere Gäste. Er dankte für die Arbeit der Gemeinden während der Corona-Pandemie. Wie viele haben die Kirchengemeinden unter den Corona-Regelungen zu leiden: Sie seien ein „Widerpart kirchlicher Arbeit“, weil diese eigentlich von Begegnungen und Nähe lebe. Trotzdem hätten Gemeinden Kreativität gezeigt: Neue Gottesdienst-Orte, vereinfachte Liturgien, kürzere Gottesdienste, neue Formen der Kommunikation. Gemeinden fragten sich auch, ob die Menschen die derzeit wegblieben, nach „Corona“ wiederkämen.

Pfarrstellenentwicklung

Statt 23,6 Vollzeitstellen stehen im Jahre 2030 noch 16,4 nicht-refinanzierten Pfarrstellen im Kirchenkreis Kleve zur Verfügung. Ein landeskirchlicher Beschluss regelt dies, ihm liegen die prognostizierten Gemeindegliederzahlen in der Fläche zugrunde. Die Gewinnung von theologischem Nachwuchs ist ein zentrales Anliegen: Durch Pensionierungen ab 2025 werden, wenn keine Neubesetzungen erfolgten, nur fünf der derzeit 32 Pfarrpersonen im Kirchenkreis noch im Amt sein.

Wahlen zum Kreissynodalvorstand

Als Assessor wurde Pfarrer Robert Arndt (Goch) mit 78 Ja-Stimmen im Amt bestätigt. Auf den weiteren theologischen Positionen wählte die Synode zwei neue KSV-Mitglieder: Pfarrerin Yvonne Brück (Issum) wurde 1. Stellvertretende Skriba mit 41 positiven Stimmen im 1. Wahlgang (40 entfielen auf Susanne Kock). Pfarrerin Susanne Kock (Büderich) erreichte als 2. Stellvertretende Skriba im anschließenden Wahlgang 77 Ja-Stimmen.
Ellen Kley (Kerken) wird dem KSV ebenfalls neu angehören als 2. Synodalälteste, sie erhielt 61 positive Voten. Die 3. Synodalälteste, Karin Wilhelm (Louisendorf), erhielt 58 Ja-Stimmen und bleibt somit im Amt.

In den Pool der bis zu vier stellvertretenden Synodalältesten wurde Klaus Eberhard (Neulouisendorf) mit 75 Stimmen gewählt. Die Verabschiedung der Mitglieder, die den KSV verlassen und die Einführung der neuen KSV-Mitglieder (Amtszeit acht Jahre) findet im Gottesdienst am 4. Adventssonntag, 20. Dezember, um 10 Uhr in Issum statt.

Des Weiteren wählte die Synoden die Mitglieder der Fachausschüsse und Synodalbeauftragungen, die im Kirchenkreis bestimmte Arbeitsfelder vorantreiben sowie Delegierte zum Kuratorium des Gemeindedienstes Mission und Ökumene (GMÖ). Die Liste der Arbeitsfelder wird aktualisiert auf den Internetseiten www.kirchenkreis-kleve.de bereitgestellt. Der Jugendausschuss wird vorbehaltlich neuer Besetzungsregeln der Landeskirche (Jugendpartizipation) erst im Sommer 2021 neu berufen.

Die Synode bestimmt in jedem Jahr an drei Sonntagen die Kollektenzwecke, diese lauten 2021: Notfallseelsorge im Kirchenkreis, Haus der Stille Rengsdorf und das Institut Südwind.
Die nächste Synode findet am Samstag, 12. Juni 2021, im Sonsbecker Kastell statt.

Jede Menge Wahlen bei jeder Menge Abstand

Während der 221. Tagung des Evangelischen Kirchenkreises Kleve im Gocher Kastell saßen die 74 Stimmberechtigten, die beratenden Mitglieder und Gäste an Einzeltischen, mit zwei Metern Abstand. Schwierig darum die sonst üblichen Gespräche am Tisch, auf eine Pause wurde auch verzichtet.

Vor der versammelten Synode wurde Schulreferentin Hanna Sauter-Diesing durch den Superintendenten in die kreiskirchliche Pfarrstelle eingeführt und für ihren Dienst gesegnet.
Damit sich die Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland im Januar 2021 konstituieren kann, müssen 37 Kirchenkreise dafür Abgeordnete wählen. In insgesamt acht geheimen Wahlgängen bestimmte die Klever Sommersynode ihre „Landessynodalen“.

Qua Amt sind Superintendent Hans-Joachim Wefers (Xanten) als 1. Theologischer Abgeordneter und seine Stellvertretungen, Assessor Robert Arndt und Pfarrerin Rahel Schaller (beide Goch) gesetzt. Als 2. Theologischer Abgeordneter wurde Pfarrer Hartmut Pleines (Geldern) bestätigt. Ebenfalls ohne Gegenkandidaten wurden erstmalig Pfarrer Dr. Georg Freuling (Kleve) als dessen 1. Stellvertretung und Pfarrerin Hanna Sauter-Diesing (Schulreferat Duisburg/Niederrhein) als dessen 2. Stellvertretung gewählt.

Auch bei den Wahlen der zwei nichttheologischen Abgeordneten stellten sich die insgesamt vier Kandidatinnen und ein Kandidat dem Plenum drei Minuten lang vor. Mit Mund-Nasen-Schutz war das eine atemraubende Situation am Mikrofon.

Als 1. Nichttheologische Abgeordnete setzte sich Dr. Rose Wecker (Goch) durch. Als 2. Nichttheologische Abgeordnete wurde Brigitte Messerschmidt (Xanten) in zwei Durchgängen bestimmt. In stellvertretende Positionen der nichttheologischen Abgeordneten wurden gewählt: Michael Rolle (Kerken), Nicole Ganss (Kevelaer) und Ursula van Haaren (Kalkar).

„En bloc“ das Vertrauen der Synode bekamen die Mitglieder für den Geschäftsführenden Ausschuss des Schulreferats Duisburg/Niederrhein: Jeanette Osthus (Xanten), Dr. Rose Wecker (Goch) und Superintendent Hans-Joachim Wefers. Auch wählte die Synode für die Vertretungen im Rechnungsprüfungsvorstand der Rechnungsprüfungsstelle Niederrhein: Ralf Kruse (Kervenheim) und Heinz-Dieter Steinbrecher (Büderich).

Die nächste Kreissynode findet am 13. und 14. November ebenfalls im Gocher Kastell statt.

Wahl fiel auf Dr. Andreas Lassmann

Der gesellschaftliche Frieden und die Rolle der Kirchen waren Themen einer Podiumsdiskussion. Die Synode des Ev. Kirchenkreises Kleve hatte im Uedemer Bürgerhaus dazu drei Fachleute eingeladen. Moderiert wurde die Runde von Wolfgang Thielmann, Autor, Journalist und ev. Pastor.

Einer der Fachleute war Ulrich Hamacher, Vorsitzender der Fachgruppe Sozialethik in der Ev. Kirche im Rheinland und Geschäftsführer der Diakonie in Bonn. Er sagte, dass Spaltung vermehrt entstehe, wenn Menschen Gewissheiten, stabile Lebenssituationen verlören. Dazu gehöre auch ein sicherer Job, der bezahlbaren Wohnraum garantiere.

Dr. Alexander Schmidt, Politologe am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung kritisierte die Fragmentierung als treibende Kraft. „Wir konsumieren häufig Informationen, die unseren eigenen Meinungen entsprechen. Wir bewegen uns in einem meinungshomogenen Umfeld, im Freundeskreis oder in facebook-Gruppen“. Das erschwere eine objektive sowie kritische Meinungsbildung und führe dazu, die eigene Meinung als Mehrheitsmeinung zu empfinden.

Wie kann eine Gesellschaft mit Menschen umgehen, die spalten, in dem sie den Rahmen des „Sagbaren“ ständig erweitern? Die Synodalen fragten, ob extreme Parteien nicht nur ein Symptom einer Gesellschaft sind, in der auch die Leistung politischer und wirtschaftlicher Eliten zu hinterfragen ist. Medien, die sich zu sehr auf die Berichterstattung negativer Ereignisse konzentrierten, trügen zu einer negativen Grundstimmung in der Gesellschaft bei.

Die Spaltung der Gesellschaft und das Ventil, extreme Parteien zu wählen, habe viele Ursachen, so das Podium. Die Reduzierung auf die finanzielle Not der Menschen oder auf das Empfinden sozialer Ungleichheit greife zu kurz, so Schmidt.

Den Zulauf rechtsgerichteter Ideologien erklärte der Politologe mit psychosozialen Ursachen. Darunter „Selbsterhöhung“, weil man exklusiver Mitwisser einer Verschwörungstheorie sei, welche die Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch, „5 vor 12“ sieht.

Den Dialog suchen

„Die Kirche soll den Dialog mit potentiell extremen Wählern suchen“, war die Empfehlung von Marat Trusov, Mitarbeiter der „Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz“. Man müsse zudem die Denkmuster dieser Gruppen kennen, um aus dem eigenen Glauben heraus Gegennarrative zu entwickeln. Kirchengemeinden müssten extremen Parteien jedoch kein Podium bieten. Wichtig sei es aber, offen zu sein, Menschen auch außerhalb der Kirche in ihren Sorgen und Ängsten wahr- und ernst zu nehmen. Die Kirche könne einen Raum schaffen, der klar mache, dass es andere Meinungen gibt.

Superintendenten Hans-Joachim Wefers positionierte sich zu weiteren Themen: Missbrauch und seine Folgen für die Gesamtkirche, kirchliches Arbeitsrecht contra Gleichbehandlungs- und Antidiskriminierungsgesetz und staatliche Kirchendotationen. Bei letzteren plädierte Wefers dafür, nicht allzu beharrlich auf alte, wahrscheinlich bereits abgegoltene Rechte zu pochen. Sie würden heutzutage von einem Teil der Bevölkerung nicht mehr getragen und ebenso wenig eingesehen.

Auch die Notwendigkeit des Kirchenasyls stehe politisch regelmäßig in der Kritik. Wefers dazu: „Fehlentscheidungen von Behörden sind nicht auszuschließen, aber ein abzuwartendes Urteil schiebt die Abschiebung nicht auf. Da ist das Kirchenasyl der Zwischenraum, um behördliche Entscheidungen von der Justiz überprüfen zu lassen.“

Zwei Synodale bewarben sich um eine vakante Position im kreiskirchlichen Leitungsgremium, dem Kreissynodalvorstand. Lehrerin Barbara Grepel (61), Presbyterin aus Kleve stellte sich den Synodalen vor, ebenso Rechtsanwalt Dr. Andreas Lassmann (46), Presbyter aus Kevelaer.

Denkbar knapp lautete das Ergebnis der ersten beiden Wahlgänge jeweils 36 zu 36 Stimmen, bei zwei Enthaltungen. Im dritten Wahlgang enthielten sich vier Synodale und Dr. Lassmann gewann damit die Wahl als Stellvertretung des 2. Synodalältesten mit 36 zu 34 Stimmen. Da es sich um eine Nachwahl handelte, dauert die Amtszeit zunächst nur bis 2020.