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Die Teilnehmenden aus dem Kreis Kleve tauschten sich bei der Firma DHG Vertriebs- & Consultinggesellschaft mbH mit Sitz in Wachtendonk aus. Foto: Kreis Kleve / Gerhard Seybert
Das Projekt des Kreises Kleve und der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve GmbH dreht sich um den Klimaschutz

„ÖKOPROFIT®“ startet mit Workshops

Beim Projekt „ÖKOPROFIT®“ des Kreises Kleve und der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve GmbH haben die teilnehmenden Unternehmen die ersten Workshops absolviert.

Vor dem Eintritt in sein Amt war er als Wirtschaftsförderer der Stadt Kevelaer im Einsatz

Kreiswirtschaftsförder Hans-Josef Kuypers geht in Ruhestand

Zum letzten Mal war Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Kleve, beim Austausch der Wirtschaftsförderer und -förderinnen aller Städte und Gemeinden mit dabei.

Kreis-Wirtschaftsförderung kann ab sofort Finanzmittel aus Wirtschaftsförderungsprogramm RWP anbieten

Neue Fördermöglichkeit für Kreis Klever Unternehmen

Für Landrätin Silke Gorißen war der Bescheid aus dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW Grund genug, von einem „guten Tag für den Kreis und für die Menschen in unserer Region“ zu sprechen.

Die Zusammenarbeit in der Region weiter stärken

Auf bewährte Strukturen setzen und regionale Kooperationen weiter stärken. Daran wollen die beiden neu gewählten Landräte der Kreise Kleve und Wesel Silke Gorißen und Ingo Brohl (beide CDU) weiterarbeiten.

Mit Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und der IHK-Spitze Burkhard Landers und Dr. Stefan Dietzfelbinger diskutierten die Landräte, wie die Region auch bei grenzüberschreitenden Projekten noch mehr kooperieren kann.

„Die Ausbildung junger Menschen, Gewerbeflächen, Breitbandausbau, Logistik und Tourismus sind die wesentlichen Aufgaben, die wir in den kommenden Monaten gemeinsam anpacken müssen. Die Berufskollegs, die Hochschule Rhein-Waal und der Airport Weeze sind wichtige Stärken der Kreise Kleve und Wesel“, sagt der IHK-Präsident. Den Rahmen für die Zusammenarbeit mit der Stadt Duisburg bildet die Regionalagentur Niederrhein. Sie setzt seit rund 30 Jahren die Arbeitsmarktpolitik des Landes vor Ort um und stärkt mit Projekten den Niederrhein und Duisburg. So flossen beim Regio.NRW-Wettbewerb von den 100 Millionen Euro zwölf an den Niederrhein.

„Wir wollen die Zusammenarbeit mit unseren Nachbaren ausbauen – in der Euregio Rhein-Waal und am Niederrhein“, versichert Landrätin Silke Gorißen. „Im Norden des Rheinlandes und mit einer langen Grenze zu den Niederlanden gilt das Motto: Mit unseren Nachbarn gemeinsam erreichen wir noch mehr!“

Landrat Ingo Brohl sieht Synergien beim Thema „Wirtschaft“. Seit Anfang des Jahres sei die Wirtschaftsförderung des Kreises Wesel direkt dem Landrat unterstellt. „Ziel ist es, uns mit den Nachbarkreisen und Städten noch besser abzustimmen und sinnvoll unsere Kräfte für unsere Unternehmen zu bündeln, um auch als großer Standort international besser erkennbar zu sein.“

Für Sören Link ist die Digitalisierung das zentrale Kooperationsfeld der Zukunft. „Die SmartCity-Initiative ist das Herzstück unserer Stadtentwicklungsstrategie. Dabei die Region mit zu nehmen, Impulse der Startups vom Niederrhein einzubeziehen und Erfahrungen zurückzuspielen, hilft uns allen weiter.“

Die Erwartungen der Wirtschaft an die Kommunen und Kreise, auch bei der interkommunalen Zusammenarbeit, hat die Niederrheinische IHK im Wirtschaftskompass „Kommunalpolitik auf Kurs“ zusammengefasst. Dieser steht unter www.ihk-niederrhein.de zum Download bereit.

Vom Voltaire-Weg bis zum Schmuggel-Pfad

Das Ziel ist klar gesteckt: Im Frühjahr 2021 wird es den ersten Themen-Prospekt „Wandern“ für den Kreis Kleve geben. Nach den gleich zwei vorhandenen touristischen Vierfarb-Broschüren über das Kreisgebiet sowie dem jüngsten Prospekt zum Radfahren nach Knotenpunkten, den die Kreis-Wirtschaftsförderung erst Ende Februar vorstellte und heute als wahren „Renner“ bezeichnet, steht nun die Herausforderung eines Wanderrouten-Bilderbogens ins Haus. „Der Arbeitskreis hat sich nun fürs erste Treffen in der Kreis-WfG verabredet. Wir sind uns darin einig, dass noch in diesem Kalenderjahr der Druckauftrag vergeben werden soll“, so Hans-Josef Kuypers. 

Mit dabei sind neben dem Kreis-Wirtschaftsförderer die Kolleginnen Irina Tönnißen und Nathalie Tekath-Kochs sowie die Touristiker aus den Städten und Gemeinden. So werden der Runde beispielsweise Dr. Manon Loock-Braun aus Emmerich am Rhein, Lutz Dennstedt aus Goch, Martina Gellert aus Kleve, Margret Linßen aus Straelen und Verena Rohde aus Wallfahrtsstadt Kevelaer beiwohnen, allesamt Kenner ihres persönlichen Umfeldes und der verschiedensten Zielgruppen, auf die das Projekt zugeschnitten sein wird. 

Zur Sprache kommen werden ganz sicher Wanderwege wie der Voltaire-Weg unweit von Bedburg-Hau und Kleve, der Schmuggelpfad von Goch und Weeze oder der Meditations-Wanderweg der Mutter Josepha in Issum. Kalkar und Wissel dürften auf ihren Wanderweg ebenso hinweisen wie die Kerkener, die Kranenburger, die Reeser mit ihren Wandertouren und Rheurdt, wo es die Wanderwegekarte „Ökodorf Rheurdt“ gibt. Die Straelener und Gelderner verbinden die Streckenführungen, namentlich „Nordic-Walking & Wanderrouten Geldern, Straelen, Arcen“.

Der Nierswanderweg gehört für Wanderer im Kreis Kleve zu einer ganz besonderen Adresse, um die Natur entlang der Niers zu genießen. Wanderer und Paddler treffen hier häufig aufeinander.

 

Und in der Schustergemeinde heißt es „Schätze des Niederrheins – durch den Uedemer Hochwald“. Lehrreiches verbirgt sich auf dem Erlebnispfad Kulturlandschaft Wachtendonk – und wer denn ein ideales Umfeld für sich und die Wanderung mit seinem Vierbeiner sucht, dem sei der Nierswanderweg in Weeze empfohlen, mit dem die Einkehr bei Jan an de Fähr fast ein Muss bedeutet.

Und damit sich der Arbeitskreis so recht an den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger orientieren kann, ruft die Kreis-WfG ab sofort dazu auf, Fotos zu den schönsten Wanderwegen des Kreisgebietes zu senden, die im besten Fall im neuen Wander-Prospekt ihre Platzierung finden. Schnappschüsse von Wanderern im Kreis Kleve können der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve ab sofort formlos per E-Mail an info@wfg-kreis-kleve.de oder über Facebook zugesandt werden. 

Unter den Einsendungen werden attraktive Preise verlost, so gleich fünf Mittag- oder Abendessen für bis zu vier Personen an den ausgearbeiteten Wanderrouten. Ferner gibt es drei Wochenend-Übernachtungen in klassifizierten Vier- oder Fünf-Sternewohnungen im Kreisgebiet für jeweils eine Familie mit Kindern, ebenfalls ausgewählt an den Streckenführungen. 

Die siegreichen Fotos werden bis zum Ende der NRW-Sommerferien am 11. August gesammelt. Kurz vor den Herbst-Ferien – genau am 6. Oktober – wolle man dann die Gewinner nach der Jury-Sitzung benachrichtigen.

Hier werden echte Schätzchen restauriert

Chromglänzende Kühlerhauben, außergewöhnliche Karosserien aus England, Fahrzeuge in der Restauration: der Inhaber der „Kamps Classics GmbH“, Stefan Hagmans, konnte der Kreis-Wirtschaftsförderung auf ihrer „Sommertour“ in seinem Betrieb am Wissener Weg ein paar außergewöhnliche Auto-Modelle präsentieren.

„Das ist ein Jaguar Mark 4 Jahrgang 1946 “, präsentierte Inhaber Stefan Hagmans stolz die Karosserie eines Wagens, den das Unternehmen gerade in der Restauration hat. „Da kommt eine Anti-Rost-Beschichtung drauf. Für so ein Auto benötigen wir etwa eineinhalb Jahre“, umschrieb der 31-Jährige den Aufwand, den so ein Fahrzeug benötigt.

Bei der Führung durch seinen Betrieb gab es besondere „Schätzchen“ zu bestaunen – vom „Rolls Royce Phantom“, der früher in Südafrika Staatsbedienstete kutschiert hatte, über den „British Layland“, ein früheres Königshaus-Fahrzeug bis zu dem noch zu restaurierenden Rennwagen „Mölders MG“. „Wir haben bewusst Betriebe ausgewählt, über Corona hinaus, mit Sachen, die einfach Spaß machen“, beschrieb Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers den Ansatz der „Sommertour“, die den Titel „Echte Adressen für echte Hingucker“ trägt.

Und in diese Reihe passe Kamps gut hinein. Vor 40 Jahren begründete der Kraftfahrzeugmeister Raimund Kamps den Meisterbetrieb, der sich dem Aufbau, der Reparatur und der Restaurierung von Oldtimern aller Art widmet.

Im Januar diesen Jahres hat Kamps das Unternehmen an den 31-jährigen Stefan Hagmans vollständig übergeben. „In der fünften Klasse habe ich schon gesagt: Ich will Automechaniker werden. Und mit 15 fuhr mein Mofa schon 110 km/h“, beschrieb Hagmans, wie früh seine Liebe zum Schrauben an Fahrzeugen schon ausgeprägt war.

Kreis-Wirtschaftsförder Hans-Josef Kuypers (links) und Bürgermeister Dominik Pichler sind schwer beindruckt von den Oldtimern.
Foto: aflo

Nach seiner Ausbildung in einer freien KfZ-Werkstatt, der Gesellenprüfung, einem weiteren Jahr in einer anderen Werkstatt und der Meisterprüfung zum Kfz-Techniker war er zunächst für einige Zeit im historischen Porsche-Motorsport auf den Rennpisten „von Monza bis Dubai“ unterwegs. Anschließend bewarb sich der heute 31-Jährige bei dem „einzigen Oldtimer-Betrieb in der Region“ in Winnekendonk und übernahm dort nach zwei Jahren die Hälfte des Unternehmens. Neben ihm schrauben und werkeln Patrick Peters, Thorsten Kuster (in Elternzeit) und Geselle Sven Jansen an den wertvollen Fahrzeugen.

„Das ist nicht nur ein Beruf, das muss einem Spaß machen. Und ich bin froh, dass hier Leute sind, die auch privat an Autos basteln.“ So wie Sven Jansen, der einen 123er Mercedes, einen Feuerwehrwagen und ein 70 Jahre altes Moped zu Hause hat. Denn die Arbeit an den Fahrzeugen sei halt der Schritt in eine andere Autowelt.

Dazu komme ein weltweites Netzwerk , wo man Teile beziehen könne, Teile, die man selbst herstelle, und Firmen, die sich mittlerweile über 3-D-Scanner darauf spezialisierten. Davon profitierten die Kunden, die aus ganz Europa kämen.

„Die Vorkriegsautos sind rückläufig, weil sich vor allem die jungen Leute kaum vorstellen können, wie gut die zu fahren sind“, sagt Hagmans. Pro Jahr würden zwei bis drei Großrestaurationen laufen.

Diese Oldtimer seien „noch echte Typen“ , lobte Bürgermeister Dominik Pichler die Arbeit des Unternehmens. Er sei froh, in Winnekendonk einen Betrieb zu haben, der diese Schätze und „diese Schönheit“ von Karosserien erhalte.

Eine von  Vernunft getragene Gründeridee

Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve hat erkennbaren, ja messbaren Erfolg mit der Erweiterung des Angebotes an Ferienwohnungen im Kreis Kleve. Im Interview erläutert Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, welche Faktoren dafür eine Rolle spielen.

Wie sehen Sie die Situation? 

Kuypers: Wir im Kreis Kleve haben seit Jahren eine wachsende Anzahl von Ferienwohnungen. Gefreut haben wir uns vor geraumer Zeit über die 300., begeistert waren wir auch unlängst über die 400., die Landrat Wolfgang Spreen sich in Wissel angesehen hat und seine Glückwünsche persönlich aussprach. Nun sind wir bei 420 Ferienwohnungen, ein stattliches Angebot also.

Woran machen Sie diesen Erfolg fest?

Kuypers: Es sind verschiedene Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Zunächst einmal wächst auch in der Region seit Jahren das Interesse am touristischen Geschehen. Das sehen wir an landes- und bundesweit auf Nachfrage stoßenden Events, das sehen wir an gleich mehreren Hotel-Projekten, die wir mit Applaus begleiten durften, da liefert uns die Statistik mit wachsenden Übernachtungszahlen manchen Nachweis und das wachsame Auge erfreut sich natürlich an ausgelasteten Camping-Plätzen, an Reisemobilen auf der Suche nach ihren Stellplätzen irgendwo in unseren 16 Städten und Gemeinden.

Aber mindestens genauso wichtig ist, denn „All business is local“, sagt man so schön: Manche Best-Ager, wie junge und jung gebliebene Gründer jenseits der 50er Altersgrenze wohl bezeichnet werden, sehen diese Form der Selbstständigkeit bei wachsendem Lebensalter auch als wunderbare Chance, die nicht mehr genutzten Räumlichkeiten der eigenen Eltern oder der längst erwachsenen Kinder zu nutzen. Und im Gleichschritt damit „Leben in die Bude zu holen“. Letzteres, der Abwechslungsreichtum durch Gespräche mit Niederrhein-Gästen, ist besonders wichtig. Kurzum: Die Ferienwohnung bleibt eine von Vernunft getragene Gründeridee.

Das heißt, dass wir auch bald die 500. Ferienwohnung zu erwarten haben? 

Kuypers: Das denke ich nicht. Unser Kernziel ist und bleibt, den bisherigen Betreiberinnen und Betreibern von Ferienwohnungen weitere Steigerungen bei der Auslastung ihrer Räume zu bescheren. Dies können wir beispielsweise über die Klassifizierung der Räumlichkeiten schaffen, die von der freien Beraterin Simone Meesters aus Kalkar durchgeführt wird und ein wesentliches Element zielgruppenorientierten Marketings bedeutet. Frau Meesters ist für den Deutschen Tourismusverband (DTV) unterwegs und gilt in Fachkreisen als kompetent und objektiv. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir möchten zufriedene Anbieter von Ferienwohnungen, die sich über ihre Auslastung bei ihrer jährlichen Steuererklärung freuen. Wachstumssteigerungen also lieber in der Auslastung des Einzelnen denn im kreisweiten Angebot.

Bewahren und entwickeln

Auf dem Unternehmerabend der Kreis-Wirtschaftsförderung wurde deutlich, dass Kevelaer noch Potenzial für neue Immobilien und Wohnen hat. Expansives Wachstum soll aber nicht stattfinden.

Über 200 Gäste fanden sich im weiten Rund des Venga“-Restaurants wieder. „Dann knacken wir sicherlich den Fragenrekord“, gab sich Moderatorin Andrea Franken gleich zu Beginn optimistisch.

Im Zuge ihrer Tour durch das Kreisgebiet hatte sich die Kreiswirtschaftsförderung mit ihrem Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers dem Thema „„Wohnungsbau: Bedarfe – Flächen – Programme“ angenommen.

Den ersten Aufschlag in der knapp zweistündige Diskussion machte Kuypers selbst, der zunächst nochmal den Bongers-Gartenbaubetrieben zur Verleihung des Hochschulpreises der Kreis-Wirtschaftsförderung für nachhaltige Zierpflanzenproduktion sowie den drei Marketing-Preisträgern gratulierte.

Das Thema „bezahlbarer Wohnraum“, so Kuypers, sei auch am Niederrhein in aller Munde. Der Kreis Kleve gehe nach den Zahlen der im Auftrag gegebenen Wohnungsmarkt-Studie davon aus, dass im Kreisgebiet bis zum Jahr 2030 üver 20.400 neue Wohnungen benötigt würden .

Für Kevelaer bedeute das demnach ein Bedarf von 1.848 neuen Wohnungen davon 792 Ein-und Familienhäuser, 309 Etagenwohnungen , 554 frei finanzierten und 246 öffentlich geförderte Wohnungen.

Überzogene Zahlen?

Dem widerprach Bürgermeister Dominik Pichler recht deutlich. „Stimmen die Zahlen dieser Studie? Also: Ist der Bedarf denn überhaupt da? Und wie sehr sollte Kevelaer überhaupt noch wachsen?“ Das seien doch zentrale Fragen.

Die „in dem Raum geworfenen Zahlen“ bezeichnete Pichler als „völlig überzogen“. Er berief sich dabei auf die aktuell der Stadt vorliegenden Interessenlisten für Baugrundstücke, die einen Bedarf für Kevelaer von 330, in Twisteden 80, in Wetten 100, in Winnekendonk 90 und für Kervenheim 50 vorsehen.

Einiger der Bewerber hätten sich sogar mehrfach in die Listen eingetragen. „Aber selbst bei stumpfer Addition liegen wir mit 650 weitaus geringer.“ Und was „bezahlbaren Wohnraum“ angehe, gebe es sicherlich Bedarf, aber nicht in der genannten Größenordnung von knapp 250 Wohneinheiten bis 2030.

Zum Thema “Wohnraum” vertrat Bürgermeister Pichler eine klare Position.

Er nannte anschließend vier Gründe, warum ein massives Wachstum für Kevelaer nicht in Frage käme. Kevelaer sei zwar Zuzugskommune. Doch auch die demografische Entwicklung mache auch vor der Wahlfahrtsstadt nicht Halt. Man könne nicht pauschal sagen, dass wir überall in NRW „weniger, älter und bunter“ werden. „Doch auf mittlere bis lange Sicht sehe ich ein erhebliches Risiko, wenn eine Kommune auf maximale Expansion setzt.“

Pichler argumentierte mit für Neubauten nötigen Flächenversiegelung und den damit einhergehenden Raubbau an der Natur, mit stadtplanerischen Aspekten und mit dem Freiwerden von Bestandsimmobilien, wo eine Chance gerade für kleinere und barrierefreie Wohnungen in der Innenstadt bestehe.

In Sachen bezahlbaren Wohnraum habe die Stadt eine gut acht Wohneinheiten umfassende Fläche an die GWS veräußern wollen, habe dafür aber keine Mehrheit erhalten. Insgesamt habe man von 2017 bis heute 73 Wohngebäude mit Wohneinheiten zugelassen. In diesen neuen Gebäuden und durch Änderung oder Erweiterung von Bestandsgebäuden seien 216 Wohneinheiten und zusätzlich zehn Ferienwohnungen geschaffen worden.

Viele Projekte sind in Planung

Aktuell im Verfahren oder in Planung seien (ohne den zweiten und dritten Bauabschnitt der Hüls) 178 bis 193 Wohneinheiten, benannte Pichler einige Beispiele.

Bei der Hubertusstraße werde das Bebauungsplanverfahren wohl für 15 bis 20 Wohneinheiten Anfang 2020 abgeschlossen sein. Der Satzungsbeschluss dazu werde im Rat am 19. Dezember abschließend erfolgen. Beim Baugebiet Hüls, wo Land, Stadt und private Eigentümer aktiv seien, seien im ersten Bauabschnitt gut 50 Mehrfamilienhäuser, sowie bis zu 50 Einzel- und Doppelhäuser vorgesehen.

Der Bebauungsplan für den nördlichen Bauabschnitt sei rechtskräftig- Die weitere Entwicklung sei abhängig von Entwässerungsplanung und der „Umlegung Kuckucksley“. Pichler nannte das Jahr 2022 als „halbwegs realistisch“: Zwei weitere Bauabschnitte mit gut 5,2 Hektar und weiteren 80 Wohneinheiten seien in Abstimmung mit der Bezirksregierung möglich.

An der Wettener Marienstraße soll es 15 Wohneinheiten geben. Das Bebauungsplan-Verfahren werde voraussichtlich im Sommer 2020 abgeschlossen sein. Für den Bereich Sportplatz Kevelaerer Straße in Winnekendonk mit 17 Wohneinheiten sei noch ein Bebauungsplan nötig. Der städtebauliche Entwurf werde aktuell abgestimmt und im Stadtentwicklungsauschuss vorgestellt. Im Entwurf sind auch private Grundstücksflächen vorgesehen.

In Twisteden sei hinsichtlich der Erweiterung Elisabethstraße mit gut 25 Wohneinheiten die Flächennutzungsplanänderung im Verfahren; der Bebauungsplan in Vorbereitung. Und was Kervenheim anginge, sei für die von der Stadt geplante Erweiterung am Haagschen Feld mit seinen 15 Wohneinheiten sowohl die Flächennutzungsplanänderung als auch ein Bebauungsplan erforderlich

Gutes Fundament wichtig

Im Anschluss an Pichlers Vortrag holte Moderatorin Andrea Franken Stephan Kunz von der NRW-Bank, Carsten Ostendorfp von der Sparkasse und Felix van Benn von der Volksbank an der Niers nach vorne.

Alle drei Männer waren sich einig: das Zinsniveau fürs Bauen ist so günstig wie nie, die Baukosten aber steigen, langfristige Zinssätze und gute Planung seien sinnvoll. „Alles ist noch möglich und machbar“, war der bestimmende Tenor. Das sei „Investieren in Betongold“, betonte van Well, der Interessierte dazu aufrief, früh Eigenkapital zu bilden und sich vernünftig beraten zu lassen.

Ostendorp riet dazu, hinsichtlich einer Immobilie schnelle Entscheidungen zu treffen, da es auf „ein Objekt zehn Interessenten“ gebe. Oft komme der Kunde zu einem Makler und höre dann: “Das Objekt ist verkauft.“ Für eine Investition sei auch die Lage wichtig, öffentliche Förderung nicht immer das Richtige, ergänzte Kuntz.

Zur zweiten Diskussionsrunde holte sich Andrea Franken zum Thema „Wohhnstandort Kevelaer“ eine zu große Runde aufs Podium.

Zu viele Themen auf einmal

Bürgermeister Pichler, Ludger Holla vom städischen Planungsamt, Planer Jörg Bousard, Paul Düllings von der Wohnungsbaugenossenschaft Geldern, Baunternehmer Pauk van Meegern, Michael Gey vom Immobilienbüro Aben und Kreiswirtschaftsförderer Kuypers durften sich zu zahlreichen Themen äußern:

Pichler durfte sagen, worauf er in seiner Amtszeit stolz sei, nannte da das Gradierwerk auf der Hüls („Da hat der Architekt was Geiles hingekriegt“), die Erweiterung des Fundaments ärzlicher Versorgung in Kevelaer durch die Ärzteansiedlung nahe des Rilanos.

Holla stützte seinen „Chef“ in der Frage eines „angemessenen Wachstums“ der Wohnstadt Kevelaer, verwies zugleich auf die 2.000 Baurechtsvorschriften als Genehmigungshindernisse und auf die Tatsache, dass die Bezirksregierung eben einige Ortschaften als Baukulisse nicht auf dem Schirm habe.

Jörg Bousard sah viel Potenzial für neue, „moderne Architektur“ neben dem historischen Bestand. Man dürfe bei allem Drängen, Bedarfe zu decken, nicht die Qualität aus dem Auge verlieren.

Düllings sprach von „viel Bedarf an Verdichtung in der City“, den Sinn von Investitionen auch in den energetischen Zustand des Bestands und großen Entwicklungsbedarf in Kervenheim, um da wieder „den einen oder andere Dienstleister“ hinzubekommen.

Michael Gey machte deutlich, dass man in dieser Ortschaft „gut verkauft“, weil Kunden aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland kommen, die sonst solche Grundstücke wie dort nicht bekämen. Von Meegern problematisierte die Leerstände der Innenstädte, lobte das Gymnasium und eröffnete noch das Themenfeld der fehlenden Handwerker und Fachkräfte.

In der Diskussion mit dem Publikum ging es danach noch unter anderem um die Höhe der Mieten, die doch oft höher als die anzustrebenden 30 Prozent Einkommen seien und den Begriff „sozialen Wohnungsbau“, den man nach Hollas Meinung vor Ort definieren müsse. Der Bürgermeister verteidigte die „Baukultur“ und das „Gesicht“ der Innenstadt als wichtige Errungenschaften.

Zur Schlussrunde durfte sich jeder Diskutant noch was wünschen „Was Kevelaer ausmacht, bewahren und beim Bauen können wir Neuerungen und Visionen vertragen“, sagte Bousard. Und Kuypers´ Fazit lautete: „Grundstücke sind schon knapp und schnell reserviert. “ Die Region habe eine riesige Chance als „Speckgürtel der Großstädte“ und sei glücklicherweise in Sachen “Bevölkerung und Wohnen” eine Wachstumsregion.