Beiträge

Eine Runde für den guten Zweck

Im klassischen „Big Challenge“-Trikot, mit Sporthose und Rennrad waren gut zwei Dutzend Aktive aus Kevelaer und den umliegenden Ortschaften am Samstagmittag bei der langjährigen Mitstreiterin Carola Deselaers zusammengekommen. „Leider ist die Tour in Bruchhausen-Vilsen wegen Covid-19 abgesagt und auf 2021 verschoben worden“, erzählte Deselaers, während sie sich auf die Fahrt vorbereitete. „Da wir aber trotzdem aktiv gegen Krebs unterwegs sein wollen, haben wir gesagt, wir möchten trotzdem die Winnekendonker ‚Big Challenge‘-Runde fahren.“

Ferdi van Heukelum, Moderator der ersten „Big-Challenge“-Stunde bei dem Event, feierte seine Premiere im Big Challenge-Trikot auf dem Rad. „Da ich keine Moderations-Premiere hatte bei gar keiner Veranstaltung, freue ich mich, zumindestens hier aktiv dabei zu sein“, merkte man ihm an, wie sehr ihn das tatsächlich persönlich berührte. Monika Halmans aus Kevelaer und Frank Quartier aus Kleve waren aus „Spaß an der Freude“ mit dabei. „Wir unterstützen das sehr gerne. Wir fahren mit, seitdem es in Winnekendonk angefangen hat“, meinte Halmans. „Die Aktion an sich, was Gutes zu tun, die Geselligkeit und nette Leute“, das mache viel aus. Quartier hoffte, die Strecke ordentlich zu bewältigen.

294 Kilometer

In lockerer Stimmung machte sich der Pulk dann auf von Wetten aus Richtung Winnekendonk. Die Fahrer nutzten die Strecke für den Austausch. „Ich glaube, wir waren schon dreimal dabei. Einmal bin ich sieben Runden in Winnekendonk gefahren, was macht das aus?“, überlegte die Wemberin Jule Wolters. „42 Kilometer mal sieben macht 294 Kilometer“, rechnete ihr Vater vor. „Das war schon anstrengend, aber man ist schon stolz darauf.“

Viel gefahren sei er dieses Jahr noch nicht, gestand Papa Karl „Kalli“ Passens. „Keine Zeit, keine Lust, keine Ahnung“, meinte der 63-Jährige. „Ich habe selbst ein paar nicht ganz so schöne Krebserkrankungen hinter mir“, erzählte er. „Die Big Challenge sammelt da eine Menge Geld für einige gute Projekte. Und deswegen ist das hier sehr wichtig.“ Am Winnekendonker Markt stießen dann noch die Begründer der Big Challenge, Georg Biedemann und seine Frau Petra, dazu. „Samstagmittag gehört dem Vergnügen“, hatte Biedemann bewusst sein „gemütliches Samstagsrad“ rausgeholt. Für 2021 hofft er wieder für das niedersächsische Bruchhausen-Vilsen auf eine „Big Challenge“ mit möglichst vielen Teilnehmern, „wenn das coronamäßig geht. Und das Jahr danach soll es wieder hier in Winnekendonk stattfinden.“ Die Spendenaktion laufe aber 2020 unvermindert weiter, ergänzte seine Frau.

„Typisches Big Challenge-Wetter“, beschrieb Biedemanns Frau Petra die Mischung aus Wind, kurzem Niesel und Auflockerungen. Am Ende der Tour gönnten sich die Beteiligten dann nach „zweimal Plattfuß“ auf der Strecke und heftigem Gegenwind am Grillbuffet die verdiente Stärkung.  „Die eine Runde war mindestens so anstrengend wie letztes Jahr zwei Runden, weil der Wind schon krass war“, meinte der Aengenescher Markus Baumann. Er machte klar, dass er auf jeden Fall die nächsten Jahre weiter mitfahren wird, „so Gott will.“

Monika Hoffmanns aus Walbeck war stolz darauf, die Strecke absolviert zu haben. Für sie war die Teilnahme bei der Kurz-Tour aus ganz persönlichem Grund etwas Besonderes. „Ich bin 2016 selbst an Brustkrebs erkrankt und 2015 hab ich die erste Tour mitbekommen“, erzählte sie. „Carola ist damals quasi ‚für mich‘ gefahren und dann habe ich gesagt, wenn ich wieder fit bin von den Therapien, dann fahre ich selbst mit. Und das ist dieses Jahr gewesen.“

Big Challenge zieht in diesem Jahr um

Heitere Stimmung herrschte bei den Engagierten der „Big Challenge“-Familie, die sich im Garten von Begründer Georg Kattendahl-Biedemann zum Gruppenfoto versammelten. Seit 2014 haben er und seine Frau Petra mit vielen Engagierten – motiviert durch ein eigenes familiäres Erlebnis – die Spendenaktion „Big Challenge“ in Winnekendonk organisiert, um mit einem Fahrrad- und Lauftag pro gefahrenem Kilometer Geld für den Kampf gegen die tückische Krankheit Krebs einzusammeln.
In diesem Jahr jedoch wird das Event am 23. Juni zwar stattfinden, aber nicht in heimischen Gefilden, sondern in Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz in Niedersachsen.
„Wir fahren am Mittwoch, den 20., mit einer Truppe von sechs Leuten bei einer Übernachtung los“, erzählt Georg Kattendahl-Biedemann. „Weil es einfach eine gute Sache ist, ist ja egal wo. Hauptsache man tut was Gutes“, ergänzt Carola Deselaers, eine der Mitfahrerinnen. Insgesamt gebe es 80 Anmeldungen aus der Region, „die bei uns mitgewirkt haben“ und in den hohen Norden fahren wollen, so Kattendahl-Biedemann.
Die Entscheidung, das Projekt in diesem Jahr in Winnekendonk „ruhen“ zu lassen, habe mehrere Gründe gehabt, so Biedemann: „Weil wir das an anderen Stellen mal bekannt machen wollten und auch von anderen organisieren lassen wollten. So bekommen die aktiven Helfer hier vor Ort – das sind insgesamt so um die 150 – auch mal eine Pause.“
Die Verwaltungsaufgaben bleiben den Biedemännern. „Es ist nur die reine Veranstaltung, die da auch sehr selbstständig organisiert wird.“ Für ihn sei es „eine positive Erfahrung, mal nicht in der ersten Reihe zu stehen. Es wäre schön, wenn das jemand vielleicht auch mal übernimmt“, spricht daraus das Wissen um die immense Arbeit, die dahintersteht.
Organisator des diesjährigen Big-Challenge-Ereignisses ist das Ehepaar Nadine und Heinrich Henke. Der 47-jährige Landwirt ist aktuell noch voll im Stress. „Die Zeit war zu kurz, um fertig zu sein, und zu lang, um entspannt zu sein.“ Man fahre aber das gleiche Konzept wie in Winnekendonk, „auch wenn das Rahmenprogramm nicht so umfangreich wird“.
Als klar geworden sei, dass Petra und Georg Kattendahl-Biedemann 2018 erstmal pausieren wollten, sprang er in die Bresche. „Die Vorarbeit der Beiden fanden wir so großartig, dass das traurig gewesen wäre, das ausfallen zu lassen.“
Die Reaktion vor Ort auf die Idee reichte von „verhalten“ über „Was soll das?“ bis „supertoll“. Die Euphorie zu Beginn sei einer gewissen Ernüchterung gewichen, weil auch der landwirtschaftliche Verband vor Ort dabei nicht mitmache und es hinsichtlich einiger Genehmigungen noch Probleme zu überwinden galt. „Im Moment ist aber so eine Phase, dass so ein bisschen Euphorie aufkommt.“
Am Anfang war die Resonanz auf die Anmeldungen „eher spärlich“, so Henke. „Jetzt bin ich guter Dinge, dass wir die 200-Teilnehmer-Zahl knacken können. Es kommt so langsam ins Rollen.“
Knappe 40 Kilometer Strecke „durch Bruchhausen-Vilsen und die Samtgemeinde bis zum Marktplatz mit dem Fußballplatz, wo die Infrastruktur steht“, gilt es am 23. Juni zu absolvieren – und das so oft wie möglich. Gelohnt habe sich der Aufwand schon jetzt, so Henke – zeigt sich auf der Internetseite des Vereins schon heute eine Spendensumme von 75.334,85 Euro (Stand 13.Juni) .
Wie es danach mit dem Projekt weitergeht, ist offen. „Erst mal die Veranstaltung abwarten und dann schauen, was wir dann anschließend machen“, ist das für Georg Kattendahl-Biedemann als Initiator des Ganzen noch nicht ausgemacht. „Ich bin ja schon verrückt“, klingt jedenfalls bei Henke die Andeutung durch, dass es vielleicht nicht das letzte Mal sein könnte, dass die Spendenaktion im hohen Norden laufen könnte.