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Der Glaube schiebt der Angst den Riegel vor

In zwei Etappen feierten 21 Jugendliche in der evangelischen Kirche ihre Konfirmation. Dabei war nicht nur den jungen Leuten, sondern auch ihren Familienangehörigen anzumerken, dass dieser Schritt ein Besonderer war, so wie bei der Familie Brune. „Wir sind stolz, dass die Kinder erwachsen werden und ihren Weg im Leben finden“, freuten sich Celine-Joells Eltern.

Einen Konfirmations-Gottesdienst unter Corona-Bedingungen ohne Gemeinde und nur mit den Familien auszurichten, sei im mehrfacher Hinsicht „ein bisschen schwierig“, versicherte Pfarrerin Karin Dembek. „Einmal, weil er sehr komprimiert und kürzer ist – kein Abendmahl, kein Presbyterwort, kein Elternwort.

Und dann dachten wir erst, die Leute könnten wieder feste Plätze mit Teilnehmerlisten erhalten, um ohne Maske zu sitzen. Im Laufe der Woche habe ich aber darum gebeten, mit Mund-Nasen-Schutz in der Kirche zu sein, weil die Infektionszahlen so gestiegen sind.“

Natürlich sei das Ganze naturgemäß „ein bisschen anders“ als sonst. Der Moment, die Aufregung, alles andere bleibe ja irgendwie doch erhalten. „Bei der Probe habe ich gemerkt: Es ist auch ein bisschen wie immer.“

So sollten die beiden Feiern trotz der vielen Einschränkungen zu einer bewegenden Stunde werden. Tom Löwenthal an der Orgel und Annja Rossmann, Gabri Frings und Anne Sogbo am Gesang sorgten mit Liedern wie „Nicht durch Macht, nicht durch Stärke“ oder „Der mich trug“ für einen würdevollen Rahmen, mit „You raise me up“ für einen feierlichen Moment.

Die 30 solistischen Sekunden „Amazing grace“ von Annja Rossmann gingen den Anwesenden so unter die Haut, dass während der Ansprache Dembeks an die Konfirmanden spontaner Applaus aufbrandete.

Bevor Karin Dembek den Konfirmanden in drei Gruppen ihre ausgewählten Bibelstellen vorlas und sie anschließend segnete, gab sie ihnen noch einige Gedanken mit auf den Weg. Dabei nahm sie Bezug auf Timotheus 1, 710 und dem dort enthaltenen Kernsatz „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

„Furcht, Angst, Verzagtheit, Sorge begleiten unser Leben“, bezog sie die aktuelle Lage mit ein: „Auch wir hatten uns vieles anders vorgestellt mit der Konfirmation im Mai“, bis Corona und der damit verbundene Lockdown alle Pläne vereitelt und „die Angst vor Ansteckung, Krankheit, Einsamkeit, Veränderung“ präsent gewesen sei.

„Das kann schon frustrieren, wenn Vorhaben durchkreuzt werden“, schlug sie den Bogen zu Timotheus der die Menschen nicht so ohne Weiteres vom Evangelium überzeugen konnte und in seinem Frust von Paulus einen Brief mit dem benannten Kernsatz erhält. Es gebe zahlreiche Ängste, wie die vor einer Prüfung, dem Auseinanderbrechen einer Familie, vor Krankheit und Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg oder dem Klimawandel. Mit dem Satz „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht solle die Angst nicht weg- oder kleingeredet werden,. „Es geht darum, der Angst die Grenzen aufzuweisen.“

Christus habe dem Tod die Macht genommen: „Ich bin vergnügt, erlöst befreit“, sagte sie. Mit diesem Satz habe er eine besondere Zusage gegeben. „Wir haben den Geist Gottes in uns, über uns, um uns, er ist uns gegeben“, bezeichnete sie ihn als „Mutmach-Geist“. Man sei „kompetent in Umgang mit der Angst“. Das bedeute nicht, keine Angst mehr zu haben oder sie zu verdrängen. Beides sei naiv, letzteres „auch gefährlich, denn unterdrückte Angst kommt wieder und kann sehr zerstörerisch sein.“

Aber was aus dem Timotheus-Brief hervorgehe, sei, das der Glaube die Angst „verändern“ kann, „Der Glaube arbeitet an der Angst, schiebt ihr einen Riegel vor: bis hierhin und nicht weiter.“

Gott rufe uns allen zu: „Du bist nicht allein“, selbst nicht im Sterben, so Dembek. Sie zitierte die jüdische Schriftstellerin Rose Ausländer, die den Naziterror ausgesetzt war mit den Gedichtzeilen: „Wirf Deine Angst in die Luft“.

Ausländer habe ihrer Furcht mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit getrotzt, sagte die Pfarrerin. Das passe gut zum Paulus-Wort. „Ihr seid nicht gefangen in Euren Ängsten, ihr seid frei. Ihr habt Gottes Geist und Kraft, der uns aufatmen lässt, damit wir die Angst in die Luft werfen können.“

Konfirmiert wurden: Nika Brauers, Felix Bousart, Celine-Joelle Brune, Jana Claaßen, Jakob Ecke, Nina Gebhardt, Lukas Gleumes, Katharina Heinen, Melina Hinssen, Jason Hübsch, Linus Jansen, Emma Kirchesch, Jana Kühnen, Jordi Leck, Aileen Maaßen, Fionnula Mc Govern, Phil Pätz, Luca Rösner, Emilia Teßmann, Sara van Büren und Tim Wittschurke.

Am Ende waren alle so erleichtert wie Tim Wittschurke, der „unheimlich aufgeregt“ war , weil „bei den Proben die Kirche leer war, jetzt war sie voll“ und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Ich bin froh, dass nichts schiefgegangen ist“, bedeutete es ihm viel, „zu Gott Ja gesagt“ zu haben.

Nach den Konfirmanden am Samstag (oben) folgte am Sonntag die zweite Gruppe.
Fotos: aflo

Die Jugend wartet auf ihr Fest

Das Frühjahr ist traditionell die Jahreszeit, in der die Kommunionen und Konfirmationen gefeiert werden. Doch diesmal ist alles anders. Dabei hatten sich die Kinder und Jugendlichen doch so auf ihr ganz persönliches Fest gefreut.

Die Beratungen und Planungen laufen auf vollen Touren in den Kirchengemeinden in Kevelaer und Umgebung und werden doch nicht konkret. Man wolle erstmal abwarten wie die Präsenzgottesdienste ablaufen, erklärte Pastor Manfred Babel, Kirchengemeinde Winnekendonk, von der Katholischen Kirchengemeinde St. Antonius: „Wir wollen auf Sicht fahren.“

Zudem finden weitere Beratungen statt, nachdem es nun wieder neue Vorgaben gibt. Das wollte man abwarten, bevor weiter entschieden würde, wann und wie die Kommunionen stattfinden sollen. „Aktuell erreiche ich die Jugendlichen über die sozialen Medien in einer Gruppe dafür“, sagt Babel. Auch Elternabende werde es geben, um mit den Erziehungsberechtigten die kommenden Vorbereitungen gemeinsam zu treffen. Und auch im Team der Kirchengemeinde wird alles gut geplant. „Das ist wertvoll und wichtig“, betont der Pfarrer.

Stefanie Kunz, Pastoralreferentin der Gemeinde St. Antonius, informiert in vielen Telefongesprächen ihre Gruppe, die fast 70 Kommunionkinder umfasst und möchte die Eltern und Kinder so mitnehmen in die Planungen und Entscheidungen. Dabei erfährt sie viel Verständnis für die aktuelle Lage. Aber auch Bedauern und Enttäuschung über die nun erstmal nicht stattfindenden Feste werden Kunz in den persönlichen Gesprächen vermittelt.

In der Kirchengemeinde St. Marien ist man ebenfalls in ständigen Beratungen, weil sich die Lage und die Bestimmungen immer wieder verändern. Die Kommunionen sollen voraussichtlich im Oktober gefeiert werden.

In der Evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer warten die Jugendlichen auf ihre Konfirmation. Der Vorstellungsgottesdienst für die Konfirmanden vor ihrem Fest konnte bereits nicht mehr gefeiert werden. Die Konfirmationen sollen nun am 26. und 27. September gefeiert werden. Bei den Beratungen, die auch mit den Eltern stattfanden, wurde angeregt, dass diese Festgottesdienste wegen der Coronakrise möglichst spät ins Jahr gelegt werden sollten. Andererseits sollte es aber auch noch nicht zu kalt sein.

Vorstellung im Internet

Pfarrerin Karin Dembek freut sich über die Teamer, die in der Konfirmandenarbeit tätig sind und nun auch vermehrt versuchen, die Jugendlichen über die verschiedenen Medien zu erreichen. So ist auch eine Online-Konferenz angedacht, wo sich die zu konfirmierenden Jugendlichen vorstellen können, anstelle des sonst üblichen Vorstellungsgottesdienstes.

Dembek erklärt, es gebe viele Rückmeldungen auf den Zeitpunkt „Trost,“ doch auch Bedauern würde zum Ausdruck gebracht, „dass das Mehrgenerationenhaus nicht geöffnet ist. Das äußern nicht nur die Senioren, auch die Jugendlichen beklagen dies.“

Nicht nur die Kirchengemeinden sind betroffen in ihren Vorbereitungen für die Feste der Jugendlichen. Das Modehaus „Mutter und Kind“, seit über 40 Jahren eine feste Größe in der Stadt Kevelaer und darüber hinaus, unterstützt die Familien. Denn das eine oder andere Kleidungsstück für die Kommunionkinder und die Konfirmanden könnte nicht mehr passen, wenn die Feste gefeiert werden. Darüber machen sich die Eltern Gedanken und so steht das Telefon im Modehaus nicht still. „Aber ein Umtausch eines Kleidungsstücks ist selbstverständlich möglich“, versichert Dirk Winkels, Geschäftsführer des Modehauses.

Änderungen seien oft kein Problem, da müsse manchmal nur ein Knopf versetzt oder eine Naht geändert werden. „Dennoch ist es in diesem Jahr eine besondere Herausforderung, sich in vielen Gesprächen mit den Eltern zu einigen“, sagt Winkels. Die konkreten Maßnahmen wolle man zwei bis drei Wochen vor den Festen treffen, um so den Käufern gut entgegenzukommen, damit alles sehr gut sitzt und die Kommunionen und Konfirmationen in festlicher Kleidung begangen werden können.

„Wie kommen wir da raus ?“

In ihrem Vorbereitungs-Gottesdienst thematisierten die Konfirmanden in der evangelischen Kirche das Thema „Mobbing“. Im Zuge ihres Konfirmanden-Wochenendes in der Jugendherberge Hinsbeck hatten sich die 13 und 14 Jahre alten Jugendlichen zuvor des Themas angenommen, das vielen jungen Menschen auf den Nägel brennt. „Die haben das selbst ausgewählt und sind da offensiv rangegangen“, unterstrich Tristan Hartmann vom Presbyterium der Kirchengemeinde.
Die „Herausforderung“ für die jungen Leute sei jetzt, „die dazugehörigen Texte selbst vorzutragen und zu reden“, so der Jugendleiter. Auch Pfarrerin Karin Dembek zeigte sich „gespannt“, wie das Ganze von statten gehen würde.
Szenerie
Auf Höhe des Altars in der Jesus-Christus-Gemeinde war ein Seil mit zwei bunte gestalteten Tüchern gespannt. Rechts des Altars hing ein Seil mit Wäscheklammern. Auf einem Tisch waren Buchstabenwürfel aufgestellt, die das Wort „Mobbing“ ergaben.
Die 20 Mädchen und sieben Jungs nahmen vor Beginn des Gottesdienstes, der als Vorstellungsgottesdienst auch die frühere Konfirmandengruppe ersetzt, vorne Platz.
„Das war spannend“, versicherte die 13-jährige Marie aus Wetten mit Blick auf das Wochenende und freute sich, anzusprechen, „wenn das passiert, wie man sich verhalten soll.“ Die ein Jahr ältere Ellen aus Winnekendonk fand es wichtig, darüber zu reden, „weil wir es nicht wollen, dass es so oft vorkommt.“
Es gehe darum, zu zeigen, was man einem Jahr geleistet habe, „was uns Glaube bedeutet und welche Erfahrungen wir mit Gott gemacht haben“, machte eine Gruppe der Schüler zum Auftakt klar. „Wir alle kennen und fürchten das Mobbing“, wurde deutlich, wie präsent das Thema bei den Jugendlichen ist. „Wie kommen wir da raus“, lautete das Hauptthema des Gottesdienstes.
Im Anschluss an den ersten Gesang „Auf und macht die Herzen weit“ stellten die Konfirmanden anhand von auf Pappe aufgeklebten Fotos diverse Szenen dar, in denen Mobbing vor sich geht. Sie beschrieben, was dort passiert, zum Beispiel, wenn vier Leute eine einzelne Person ausgrenzen oder ein junges Mädchen voller Verzweiflung ihren Kopf zwischen die Arme vergräbt. „Da ist man traurig, sauer und frustriert, wenn man gemobbt wird“, machten die Jugendlichen deutlich. Sie hingen die Pappe an der Seite an den Wäscheklammern auf.
Im Anschluss an eine Lesung (Lukas 19) über die Begegnung von Jesus mit dem reichen Zöllner und Sünder Zacharäus spielten die jungen Leute ein positives und negatives Ende der Begegnung im Rollenspiel durch .
Danach zogen sie die großen Tücher nach vorne, auf denen sie negativ besetzte Begriffe wie „Hoffnungslosigkeit“ oder „Verzweiflung“ durch bunte Farben oder Kästen übermalt hatten.
Die Konfis bezogen die Gottesdienstbesucher unmittelbar mit ein. Sie fragten, wie man beim Mobbing helfen kann. „Dazwischen gehen und andere Bescheid sagen“, „Sich auf die Seite des Gemobbten stellen“, „Sich an eine Vertrauensperson wenden“, lautetn die Antworten aus der Gemeinde.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von Godehard Pöllen am Piano begleitet, sang die Gemeinde Lieder wie „Hallelujah“, „Kleines Senfkorn Hoffnung“ oder „Möge die Straße“.
Pastorin Karin Dembek nutzte zudem die Gelegenheit, die neue Jugendbetreuerin Fabienne Schmitz offiziell in ihr Amt einzuführen. Sie hatte in Dembeks Abwesenheit auch den Konfirman-enunterricht gestaltet und hatte die Hinsbeck-Fahrt mit begleitet.
Zum Schluss sprachen die jungen Konfirmanden die Gemeinde nochmal direkt an. Sie deuteten mit deren Hilfe nochmal die Buchstaben des Begriffes „Mobbing“ positiv um in Begriffe wie „Mitgefühl“, „Optimismus“, „Beistand“, „Integrieren“, „Nächstenliebe“ und „Großmut.“
Positive Resonanz
Bei den Besuchern stieß der Konfirmanden-Gottesdienst auf positive Resonanz. „Erstaunlich gut, ich bin angenehm überrascht, wie die das erzählt haben“, fand Brigitte Handa, „Das war nicht oberflächlich. Die haben das Thema verstanden.“
Auch Reiner Thiede war mit dem Vortrag zufrieden, „Sie haben das gut reflektiert, gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht.“ Die Stunde regte das Presbyterumsmitglied dazu an, über den Unterschied zwischen dem Mobbing früher und heute nachzudenken, „Bei uns war alles gesagt und wieder vergessen. Heute steht alles im Handy. Geschrieben ist es noch viel handfester.“
Im Anschluss fand im Gemeindesaal noch eine Aktion statt.

Erinnerungen an das Ja zur Taufe

14 ehemalige Konfirmanden kamen in einem Gottesdienst in der Jesus-Christus-Kirche zusammen, des eigenen Ja zu  ihrer Taufe und der dadurch erworbenen Mitgliedschaft in der Evangelischen Kirchen zu gedenken.
Die Diamantene Konfirmation, also nach 60 Jahren, feierte Luise Krumm. Die Goldkonfirmation konnten Dr. Klaus Bahnemann, Angelika Diehl, Klaus-Valentin Drude, Inge Ebeling-Heder, Marliez Kouietzko, Erika Lersch, Irene Pacco, Monika Scheidt, Magdalene Schmelter, Elfi Schöne-Schönherr, Gabriele Spohr, Helmut Tillmann und Lore Waskönig-Piorek feiern.
Jürgen Dembek, Oberkirchenrat und Superintendent des Kirchenkreises Kleve i.R., hielt die Predigt. Er zeigte auf, dass die Kirche heute für viele Menschen nur noch als Zeremonienmeister an den Schwellen des Lebens oder als zierender Beirat an hohen Festtagen Existenzberechtigung hat. „Dabei sind alle, die getauft sind, die Kirche.“ Er beschrieb die Kirche als Schutzschild, der vor dem alt bösen Feind (um mit Luther zu sprechen) Hilfe im Leben, in Not und Gefahr ist und wie bei den ehemaligen Konfirmanden durchs Leben geführt hat. „Vater, Sohn und Heiliger Geist wirken für unser Leben. Geb‘s Gott, würde Luther sagen.“
Zusammen mit seiner Frau, Gemeindepfarrerin Karin Dembek, teilte er an alle getauften Gemeindeglieder das Abendmahl aus. Sie sendete im Anschluss die Jubilare und die ganze Gemeinde dankbar und zuversichtlich, im Gedenken an die Taufe, die Konfirmation und die Zugehörigkeit zur Kirche, die unter einem starken Schutz steht, auf den Weg.