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Die Reisenden der Kolpingsfamilie Kevelaer in Köln. Foto: privat
Kolpingsfamilie Kevelaer besuchte Köln und erlebte eine außergewöhnliche Führung

Auf den Spuren Adolph Kolpings

Am letzten Septemberwochenende (30. September / 1. Oktober 2023) machten sich Mitglieder der Kolpingsfamilie Kevelaer auf den Weg nach Köln, um mehr über den Gründervater ihres Vereins, Adolph Kolping zu erfahren.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher kamen an Fronleichnam in Pastors Garten. Foto: JvS
Das Pfarrfest von St. Marien an Fronleichnam war gut besucht

Aktionen für Groß und Klein in Pastors Garten

Schon von der Straße aus lockte der köstliche Duft von Bratwurst, Reibekuchen und frischen Waffeln die Besucherinnen und Besucher zum Pfarrfest von St. Marien in Pastors Garten. Aber nicht nur kulinarisch hatten die Organisatoren einiges aufgefahren.

Das neue Leitungsteam der Kolpingsfamilie Kevelaer (v.l.): Pastor Klaus Klein-Schmeink, Norbert Kascher, Karin Rütten, Reiner Kascher, Fabian Plaep, Lothar Teeuwsen, Bruder Wolfgang Meyer, Bernd Lütke-Glanemann, Herbert Heister. Foto: Kolpingsfamilie Kevelaer
Die Mitglieder trafen sich zur Jahreshauptversammlung

Kolpingsfamilie stellt sich neu auf

Ende März traf sich die Kolpingsfamilie Kevelaer zur Jahreshauptversammlung.

Kolping macht wieder Theater

Schon lange vorher wurde es angekündigt: Die Kolpingsfamilie macht wieder Theater. Unübersehbar prangten die Plakate in der gesamten Kevelaerer Innenstadt. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit; der „Aufruhr in Hoppenstedt“ konnte beginnen.
Im Petrus-Canisius-Haus waren sämtliche Stuhlreihen belegt, an der Theke standen Getränke, Kuchen und Würstchen bereit und die Besucher freuten sich auf eine humorvolle und spritzige Theateraufführung. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Hildegard van Aaken begrüßte das Publikum mit einer kleinen Rede. „Nach vier Jahren Pause ist es nun endlich wieder soweit“, sagte sie strahlend und teilte mit, dass vier neue junge Akteure und -innen dabei seien und man sich freue, dass das Kolping-Theater sich um Nachwuchs keine Sorgen machen müsse. Zudem bedankte sie sich als zuständige Organisatorin für alles, was vor und hinter der Bühne zu regeln war, bei den vielen Helfern, wie der Hostienbäckerei, die die Mikrofone ausleiht, der Sparkasse Goch-Kevelaer-Weeze, die finanziell unterstützt hat und auch bei diversen ehemaligen Mitgliedern des Kolping-Theaters.
Der Bürgermeister und seine Frau

Nun konnte es losgehen: Der Bürgermeister von Hoppenstedt (gespielt von Franz Girmes), ein echter Macho, möchte seine Frau (Ursula Ries) nur in der Küche sehen. Diese hat jedoch andere Pläne; sie möchte eine Agentur für Nachbarschaftshilfe gründen. Ihr zur Seite stehen Dora (Tanja Koppers), Ida (Annika Diehl) und Else (Hildegard van Aaken), die ihr dabei helfen.
Durch viele Irrungen und Wirrungen denkt der Bürgermeister jedoch, dass seine Frau gegen ihn kandidieren möchte und versucht, mit Hilfe seines Stadtrates (Rudi van Aaken), dessen Frau (Brunhilde Kersten) und seinem Sekretär (Nick Meiners) herauszufinden, was seine Frau im Schilde führt. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch ständig die „rasende“ Reporterin Hilda Klappmann (Nicole Ganss) ein, die mit Falschmeldungen in der Zeitung das Chaos perfekt macht.
Die Zuschauer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus. Auch Zwischenrufe aus dem Publikum wurden von den Akteuren „mit ins Programm“ genommen. Bewundernswert war, dass sich alle Schauspieler nicht aus der Ruhe bringen ließen. Und war doch mal ein „Hänger“ da; im versteckten Häuschen saß Souffleuse Lisa Koenen, die mit den passenden Worten aushalf.
Alle unter einem Hut

In der Pause, in der die Zuschauer sich stärken konnten, berichtete Hildegard van Aaken bei einem kleinen Interview, dass bereits im vergangenen Sommer die Manuskripte zum Lernen des Textes ausgegeben worden waren, die Proben im November angefangen hätten und viel Organisatorisches zu regeln gewesen sei, vor allem, zu den Probenzeiten alle unter einen „Hut“ zu bekommen, da auch einer der jungen Akteure im Schichtdienst arbeite.
Nach dem Ende des Stückes und großem Applaus bedankte sich Franz Girmes, der die spielerische Leitung dieses Stückes übernommen hatte, beim Publikum, dem Thekenteam, den Bühnenbauern, den „Vorhangkindern“ und allen, die mitgeholfen hatten, dass diese Aufführung so erfolgreich werden konnte.

Im Endspurtmodus

Es sieht gelassen und zugleich konzentriert aus, wie sich die Schauspieler des Kolping-Ensembles in den Kulissen auf der Bühne des Petrus-Canisius-Hauses bewegen.
Von außen nutzt Co-Regisseur Franz Girmes die Gelegenheit, die Akteure auf der Bühne auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam zu machen: „Gewöhnt euch daran, laut zu sprechen“, macht er deutlich.
Danach schlüpft er wieder in die Rolle des herrischen Bürgermeisters, der seine Umgebung so sehr terrorisiert, dass sich seine Sekretärin von ihm abwendet und die Ehefrau (gespielt von Ulla Ries) entschließt, sich zu emanzipieren und eine Agentur zu gründen – inklusive weiterer heiterer Verwicklungen. In einer anderen Szene merkt der Schauspieler Girmes mit einem Mal, was er nicht getan hat: seinen Part spielen. „Ich hab meinen Einsatz vergessen“, sagt er. Die Mitspieler nehmen es alle gelassen.
Alle zwei Jahre wieder

Die Kolping-Schauspieler sind schon mächtig im Probenstress. Foto: AF


Alle zwei Jahre zaubert das Kolping-Ensemble ein heiteres Stück auf die Bühnenbretter des Canisius-Hauses. „Im November 1994 haben wir unser erstes Stück aufgeführt“, erzählt Hildegard van Aaken, die zweite Co-Regisseurin und einziges noch aktives Gründungsmitglied.
In dieser Zeit hat das Ensemble zwölf verschiedene Stoffe dargeboten – in diesem Jahr ist es die Komödie „Aufruhr in Hoppenstedt“. „Das hat uns allen auf Anhieb gefallen“, erzählt ihr Mann Rudi van Aaken.
Die Vorbereitungen zu dem Stück laufen seit Ende 2018. „Intensiv proben wir seit Januar, und jetzt geht es richtig los“, formuliert Hildegard van Aaken ihre Hoffnung, dass alles klappen wird. „Nächste Woche proben wir jeden Tag, das wird schon“, sagt die Leiterin der Gruppe.
Für dieses Mal hatte das Ensemble mit Umbrüchen zu kämpfen: einige Ensemblemitglieder schieden altersbedingt aus, sodass jüngere Interessierte wie Tanja Koppers dazukamen. „Ich hab vor Jahren schon gesagt, ich komme dazu, wenn die Kinder größer sind.“ Jetzt ist sie erstmals mit dabei und „es macht mir sehr viel Spaß“, auch wenn es „im Moment etwas viel ist.“
Nick Meiners hat einen besonderen Part: „Es gibt in unseren Stücken immer einen, der nicht richtig hören oder sehen kann, und einen Betrunkenen. Diesmal hab ich die Besoffenenrolle.“
Der Abschied von Heinz Peters machte es erforderlich, dass sich Hildegard van Aaken und Franz Girmes die Regiearbeit teilen. „Das ist schon schwierig, weil man nur situationsbedingt agieren kann, sobald man spielt“, meint Girmes. Auch van Aaken spielt in dem Stück eine kleine Rolle.
Aufführungen am 5. und 6. April
Beide sind sich aber einig: Bangemachen gilt nicht. Und sie freuen sich auf die Aufführungen, die am 5. April um 20 Uhr und am 6. April (15 und 20 Uhr) im Petrus-Canisius-Haus stattfinden werden. Dann wird übrigens auch das „Kevelaerer Blatt“ eine ganz besondere Rolle spielen.

In kleiner Runde wurden große Themen angesprochen

Die Kolping-Gesprächsrunde mit Pastor Andreas Poorten im Priesterhaus machte deutlich: Es gibt noch viel zu tun in der katholischen Kirche.
Warum nur sechs Personen der Einladung der Kolpingsfamilie gefolgt waren, konnte sich niemand so richtig erklären. „Das ist das vierte Mal, dass wir das hier veranstalten“, erklärte der erste Vorsitzende Rudi van Aaken. „Wir wollen über diesen Weg die Gelegenheit nutzen, uns auch mal mit dem Pastor über Dinge auszutauschen, die man sonst nicht so besprechen kann. Es geht natürlich auch über Neuigkeiten aus der Gemeinde.“
Themen fanden sich aber auch in der kleinen Runde durchaus genug: So zum Beispiel die Frage nach den überschaubaren Besucherzahlen bei den Gottesdiensten. Andreas Poorten betonte, dass es dafür heutzutage anscheinend eine „gewisse Stimmung“ bräuchte, um die Menschen anzuziehen. So seien die Silvester-Gottesdienste wie in Winnekendonk stets „brechend voll“.
„Kinder haben ein offenes Herz“, sprach der Pastor auch über die Frage des Glaubens-Nachwuchses. Bei den Jugendlichen sei das aber nicht so einfach. „Die Firmlinge sind durchaus bereitwillig, aber ihnen fehlt doch manchmal der Zugang zu Gott.“ Fahrten zum Wolfsberg, wo zuletzt gut 80 Firmlinge dabei waren, seien gute Ansätze. Ansonsten gelte es, „eine gewisse Ruhe dafür zu haben“. Die Jugendlichen selber könnten mit der Stille aber wenig anfangen. „Es ist was anderes, über das Gebet zu reden oder selbst zu beten. Da fehlen ihnen auch die Vorbilder“, sagte Poorten.
Er selbst sei in einer katholischen Kirche aufgewachsen, wo die Kolpingsfamilie zur Heimat gehörte. Zum Grübeln, dass Gott Realität war, sei aber auch er nicht über die Eltern oder deren Freunde gekommen, sondern über den Besuch eines Eifelklosters in Himmerod, wo ältere und jüngere Mönche auf ihn „einen glücklichen Eindruck“ gemacht hätten: „Wir brauchen radikale Zeugen des Glaubens wie Mutter Teresa.“
Auch das Thema „Beichte“ wurde offen angesprochen. Es kämen schon noch Menschen zur Beichte. „Aber in der Fläche ist die Beichte tot“, räumte Poorten ein. Das Gebiet hätten mittlerweile die Psychologen übernommen, meinte einer der Diskussionsteilnehmer.
Die hohe Anzahl an Kirchenaustritten hätte sicher auch mit den Missbrauchsskandalen zu tun. Poorten führte den aktuellen Fall Ulrich Terlinden an (KB berichtete): „Er hat Autorität und Vertrauen missbraucht.“ Jede Form von Missbrauch sei furchtbar, aber aufgrund des anderen moralischen Anspruches wiege er in der Kirche eben schwerer. „Die Zeit des unter den Teppichkehrens ist vorbei“, unterstrich Rudi van Aaken. „Gut, dass die Kirche das jetzt zur Anzeige bringt.“
Poorten zeigte sich skeptisch, ob die Grenzen zwischen evangelischer und katholischer Kirche einmal aufgehoben würden: „Machen kann man das nicht ohne Weiteres.“ Es gebe in beiden Kirchen „genug Donnerköppe“. Man könne nur dafür beten und aufeinander zugehen. Er machte klar: „Wenn jemand an meiner Kommunionbank steht, weise ich ihn nicht ab. Aber ich führe dann schon danach Gespräche, weil es auch um mein Gewissen geht.“
Auf die Frage von Ernst Koppers, warum es nicht möglich sei, eine Urne mit in die Antoniuskirche mitzunehmen, bezog Poorten klar Position: „Für Christen ist der Leib nichts Vergängliches. Er weist über uns hinaus. Wir werden Leibhaftigkeit haben, darauf weist der Körper hin.“ Der Leib sei in einer Urne halt nicht mehr da.
„Das versteht niemand, mit dem Sarg darf ich in die Kapelle, aber mit der Urne nicht“, entgegnete Koppers. Im Pfarreirat und im Kirchenvorstand habe man dem angetragenen Wunsch entsprochen, eine Urne mit in die Clemenskapelle zu nehmen. „Ich war darüber höchst verärgert, dass ich davon nichts wusste“, meinte Poorten dazu. Danach berichtete er über den fertigen neuen Pastoralplan, der im Februar in der Kirche ausgelegt werden soll.
Zwischendurch gab es noch einen überraschenden Besuch von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der sich aber an der Diskussion nicht beteiligen wollte. Und wie steht es um die Genesung des Wallfahrtsrektors? „Es ist noch nicht alles gut, aber so, dass es langsam wieder losgehen kann“, sagte Kauling.