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Experimente wagen, Herausforderungen annehmen

Experimente wagen, sich auf Neues einlassen, Herausforderungen annehmen, trotz schwerer Zeit für die katholische Kirche war beim Tag der Pfarreiräte in der Halle Münsterland so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren.
Die mehr als 300 Ehrenamtlichen aus dem gesamten Bistum, die nach Münster gekommen waren, tauschten sich untereinander aus, diskutiertem miteinander und stärkten sich dadurch am Ende gegenseitig.
Den ganzen Tag über mittendrin Münsters Bischof Dr. Felix Genn, der den Pfarreiräten für ihr großartiges Engagement dankte. Dass sich die Kirche im Bistum Münster in einer Umbruchsituation befindet, betonte Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp. Er forderte die Pfarreitsratsmitglieder auf, den Weg der Veränderung mitzugehen: „Wir können mit Stil, Stolz und Anstand zu einer Minderheit in der Gesellschaft werden, die wir mitgeprägt, mitgestaltet und manchmal auch negativ mitbeeinflusst haben.“
Winterkamp ging auch auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ein. Dieser sei nicht ausgestanden. „Wir sind es den Betroffenen schuldig, alles zu tun, den Missbrauch aufzuarbeiten, auch wenn unser Kirchen- und Priesterbild darunter leidet“, sagte der Generalvikar. Er sicherte zu, dass alle bekannten Fälle der Staatsanwaltschaft gemeldet würden.
Winterkamp ergänzte, dass das Bistum Münster bei den Präventionsschulungen sowie mit der Erstellung von Institutionellen Schutzkonzepten (ISK) unter den deutschen Bistümern vorbildlich sei. Die Pfarreien, die bislang noch kein ISK erarbeitet hätten, bat der Generalvikar, sich des Themas anzunehmen: „Wir brauchen diese Schutzkonzepte.“
Nach den deutlichen Worten des Generalvikars ging es in zehn Workshops weiter. Sie widmeten sich Themen wie „freiwilliges Engagement, Bewahrung der Schöpfung oder „Jugendarbeit und Datenschutz“. Wie unter anderem mit Konflikten in der Gremienarbeit umgegangen werden kann, darüber informierten die Expertinnen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) des Bistums Münster, Andrea Stachon-Groth und Monika Holtkamp.
Erwartungen formulierten die Teilnehmer des Workshops „Frauen und Kirche“: Sie plädieren für eine Frauenquote zum Beispiel im Kirchenvorstand. Auch Seelsorgeteams sollten paritätisch mit Frauen und Männern besetzt sein, so eine weitere Forderung. Pastoralreferent Daniel Gewand stellte das Projekt „frei.raum.coesfeld“ vor, ein spezielles Angebot für junge Erwachsene, „die etwas mit Gott und Glauben zu tun haben wollen“. Gewand ermutigte die Workshopteilnehmer anhand von Beispielen, Ungewöhnliches auszuprobieren. Diesen Mut nehmen Elisabeth Hillma-Zutelgte und ihre Mitstreiterinnen aus der Metelener Pfarrei Ss. Cornelius und Cyprianus gerne mit nach Hause: „Wir haben viele spannende Ideen und neue Kontakte gesammelt.“ Christina Bückers hat besonders der Austausch mit den anderen Ehrenamtlichen gutgetan: „Man weiß jetzt, dass man nicht allein ist.“
Den Tag über schaute auch Bischof Genn in den Workshops vorbei. Er nutzte die Gelegenheit, mit den Teilnehmenden beim Stehkaffee ins Gespräch zu kommen: „Ich bin dankbar für das Potenzial an Frauen und Männern, mit dem wir die Kirche von Münster in die Zukunft führen können.“ Der Tag der Pfarreiräte sei in erster Linie dazu da, den Ehrenamtlichen den Rücken zu stärken: „Nebenbei ist dieser Tag aber auch Ermutigung für meine Arbeit.“
Nach der vielen kreativen Kopfarbeit betätigten sich die Pfarreiräte musikalisch-rhythmisch. Die Trommlergruppe „DrumEvents“ begeisterte die Ehrenamtlichen mit temperamentvollen Mitmachaktionen.

Mit Gott und Glauben Grenzen überwinden

Der Reigen der Fastenpredigten an St. Marien wurde mit Pfarrer Christoph Stender eröffnet. Der Priester des Bistums Aachen und Geistlicher Leiter des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken spannte in seiner Predigt den Bogen von der Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis über die aktuelle Politik mit „America first“ und der Krise Europas bis zum Kapellenplatz, den er als wunderbares Symbol für Europa würdigte.
Heute werden Grenzen und Mauern oft neu errichtet, die schon überwunden gedacht wurden. Aber im Blick auf Gott, der in seiner Dreifaltigkeit Einheit und Vielfalt ist, wollen wir Besinnung suchen“, sagte Pastor Gregor Kauling zur Einstimmung. Pfarrer Christoph Stender ging in seiner Predigt auf den Urzustand in Gottes Schöpfung ein. Der Mensch ordnete die Tiere nicht durch Grenzen, sondern durch Namen. Erst nach dem Verlust des Paradieses seien Andersorte entstanden, die ein- und ausgrenzen. Sogar der Luftraum habe heute genau festgelegte Grenzen, die man bei Bedarf dichtmachen könne.
Die Geschichte des Volkes Israel sei jedoch vielfach eine Geschichte von Fremden und Grenzgängern, wie etwa Abraham, der im Glauben sein Volk und seine Heimat verließ. „Kein Volk fällt als Volk vom Himmel“, sagte Stender. Gott selbst errichte keine Grenze, sogar der Gottesname „Ich bin der, ich bin da“ sei eine Beschreibung der Grenzenlosigkeit. Gott ermögliche vielmehr das Überwinden von Grenzen, wie es der Psalmist ausdrückt: „Mit meinem Gott springe ich über Mauern.“
Jesus, der Mauernspecht
„Was stören mich also Grenzen? Mit meinem Gott bin ich überall zuhause“, mahnte Pfarrer Stender, der Jesus in seiner Fastenpredigt sogar einen neuen Titel gab: „Jesus, der Mauernspecht“. Jesus überwinde Mauern und Grenzen, indem er die Weite in den Blick nehme. First sein wollen, sagte er in Blick auf die amerikanische Politik, klinge zuerst freundlich, aber es grenze andere Menschen aus. Der Glaube allein sei für den Christen Heimat und Glaube sei frei von Grenzen. Statt Grenzen aufzubauen, gelte es, in der Sorge füreinander über Grenzen hinweg verbunden zu sein und ein starkes Miteinander zu pflegen. Auch Europa lebe von unserem gemeinsamen Eintreten für die Sache, von unseren Talenten und Erfahrungen, die für ein starkes Europa zusammengelegt werden müssen. „Es ist zwingend notwendig, über Grenzen hinauszuschauen. An den Grenzen hört die Welt nicht auf zu ticken“, erklärte der Prediger.
Der Kapellenplatz in Kevelaer sei ein wunderbares Symbol für Europa. Menschen aus allen europäischen Ländern seien hier als Pilger und würden hier friedlich nebeneinander Kerzen anzünden. „Die Gebete sprengen die Grenzen der Länder oder der Sprachen. Hier in Ihrer Stadt haben Sie ein wunderbares Symbol. Unterschiedliche Menschen sind gemeinsam im Glauben verbunden.“ Mit einer Vision eines großen Tisches für alle Menschen, an dem Menschen satt werden und gemeinsam Lieder singen und wo Gott allein der Gastgeber ist, der niemanden ausschließe, endete seine Predigt.
Mit Fürbitten zu den angesprochenen Konflikt- und Themenfeldern durch Dr. Bastian Rütten und in gemeinsamen Liedern und Gebeten endete die erste Fastenpredigt, deren Teilnehmer jedoch nur vereinzelt die große Basilika füllten.
So geht’s weiter

Die 2. Fastenpredigt hält am Ffreitag, 15. März, Dr. Antonius Hamers, Direktor des Katholischen Büros in Düsseldorf. Zur 3. Fastenpredigt am 22. März kommt Gemeindereferent Dirk Tecklenborg, der vielen als Sprecher des Marienspiels „Mensch! Maria!“ noch in Erinnerung sein dürfte. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr in der Basilika.

„TrioColore“ in der Beichtkapelle

Die Basilikamusik Kevelaer lädt zu einem besonderen Programm als Auftakt ihrer diesjährigen Fastenzeit-Konzertreihe ein: Am Sonntag, 10. März, macht sich um 16.30 Uhr in der Beichtkapelle am Kapellenplatz das „TrioColore“ auf eine musikalische Zeitreise von der Renaissance zur Gegenwart.
Eine außergewöhnlich farbige Angelegenheit – dieser Vision folgen die drei Musiker seit
Gründung ihres Ensembles. Die Besetzung von TrioColore ist einzigartig: Flöte/Gesang (Ulrike Brochtrop), Tenor-und Sopransaxophon (Thomas Käseberg) und Gitarre (Reinhard Kaisers). Die musikalische Bandbreite ist vielfältig. Sie reicht von mittelalterlicher Musik über die Klassiker und französischen Impressionisten bis hin zum Jazz und Folklore aller Kontinente.
„Es gibt keine Originalkompositionen für diese Besetzung. Alle Stücke sind vom Ensemble selber bearbeitet und versprechen ein erfrischendes Hörerlebnis“, so Chordirektor Romano Giefer. Das Ensemble hat vor allem auch unbekanntere Komponisten für sich entdeckt und ihre
Kompositionen neu belebt. So werden in dem Konzert auch ein Werk des ungarischen
Komponisten Ferenc Farkas, ein modernes Stück von Steve Reich und ein arabisches Stück von Rabih Abou-Khalil zu Gehör gebracht. Der Eintritt zum Konzert ist frei, am Ausgang ist eine angemessene Spende erbeten.
Foto: Basilikamusik

Ein Tag mit Beten, Brot und Potica

Der Weltgebetstag wird jeden Jahr von Frauen, die sich als Teil einer ökumenischen Basisbewegung verstehen, in einem anderen Land vorbereitet. In diesem Jahr stand Slowenien, eines den jüngsten und kleinsten Ländern der Europäischen Union, mit knapp zwei Millionen Einwohnern, im Blickpunkt.
Weltweit wird am ersten Freitag im März auf Basis der Vorbereitungen der Frauen aus dem Schwerpunktland ein Wortgottesdienst abgehalten und so über 24 Stunden gebetet. Auch in Kevelaer trafen sich rund 90 Frauen in der Jesus Christus Kirche, um sich an diesem weltübergreifenden Gebet zu beteiligen.
Zehn Frauen der Evangelischen Kirchengemeinde, der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde, von St. Marien und St. Antonius Kervenheim/Kevelaer hatten den Gottesdienst vorbereitet. Sie gestalteten diesen unter der Leitung von Christiane Langenbrinck (Presbyterin der Ev. Kirchengemeinde Kevelaer). Unterstützt wurden sie dabei von Godehard Pöllen, der am Klavier die Lieder begleitete.
Zu Beginn trug das Vorbereitungsteam mehrere Gaben zu einem Tisch, der mit der Nationalfahne von Slowenien bedeckt war. Brot als Zeichen der Gastfreundschaft, Potica (traditioneller Kuchen), die zu keinem Fest fehlen darf, die slowenische Bibel von Primos Truber (ein Theologe, der sie übersetzte und die Kirche von innen reformieren wollte), Salz als das Gold des Landes, Gewürze als Zeichen für die üppige Natur Sloweniens mit der Ljubliana (der „Grünen Hauptstadt Europas 2016“), Honig der dort eine lange Tradition hat und rote Nelken, die als Zeichen des Sozialismus gelten und die bis heute jede Frau am 8. März, dem Weltfrauentag überreicht bekommt.
Danach wurden einzelne Frauen-Schicksale vorgetragen. Diese zeigten die Probleme auf, die für die weiblichen Einwohner des Landes auch noch heute bestehen. Kommunistische Strukturen nach dem 2. Weltkrieg prägen trotz Demokratie noch heute das Land. Gläubige Menschen galten als Bürger zweiter Klasse und dieser „Makel“ ist bis jetzt nicht verschwunden. Romni (oder Zigeunerinnen, wie sie sich teilweise selber mit Stolz bezeichnen) erleben Ausgrenzung. Viele Sloweninnen kennen aus eigener Erfahrung, was es heißt, als Flüchtling oder Gastarbeiter zu leben. Oft haben sie als Frauen nur wenig Chancen auf einen guten Aufstieg im Beruf. Viele Männer und besonders viele Jugendliche sind wegen Arbeitslosigkeit und geringer Zukunftsperspektiven Alkoholiker.
Für alle diese Frauen und die sie belastenden Situationen wurde gebetet. Dabei war ein wichtiger Bestandteil, dass alle Menschen ihr Herz für die Belange von Notleidenden und Hilflosen öffnen, was auch in dem Lied „Odprimo sirzé – Wir öffnen unser Herz“ zum Ausdruck kam.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde noch in den Gemeindesaal eingeladen, wo bei Kaffee, Kuchen und Potica noch eine gemütliche und kommunikative Zeit verbracht wurde.

Freitagsangebote in der Fastenzeit

Während der Fastenzeit gibt es in der Pfarr- und Wallfahrtsgemeinde St. Marien wieder zahlreiche Angebote. Den Auftakt bilden drei Fastenpredigten in der Basilika an den ersten drei Freitagen in der Fastenzeit.
„Es freut uns sehr, dass wir dazu besondere Gäste in Kevelaer begrüßen dürfen“, sagt Dr. Bastian Rütten, Theologischer Referent in St. Marien. „Im Jahr der Europawahl wollen wir hier einen besonderen Schwerpunkt auf den europäischen Gedanken legen. Damit gehen natürlich Gedanken zu einem christlichen Menschenbild, sowie das Ideal einer, auf christlichen Werten basierenden, Politik einher.“
Am erste Abend, 8. März wird Pfarrer Christoph Stender in Kevelaer begrüßt. Er ist Priester des Bistums Aachen und derzeit der Geistliche Rektor des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK). „Zum zweiten Predigttermin begrüßen wir Pfarrer Dr. Antonius Hamers“, kündigt Rütten die Veranstaltung am 15. März an. Hamers ist promovierter Jurist, Priester des Bistums Münster und der Direktor des Katholischen Büros in Düsseldorf. Dies ist die Vertretung der NRW-Bistümer beim Land NRW.
Für die letzte Predigt (am 22. März) kommt der Gemeindereferent Dirk Tecklenborg aus Lingen (Ems) in die Marienstadt. Tecklenborg ist Pastoraler Koordinator einer großen Pfarreiengemeinschaft und vielen Kevelarern bekannt. Er war der Sprecher des Marienspiels „Mensch! Maria“.  „Ich bin froh“, versicht Domkapitular Kauling, „dass wir dieses Thema so von drei verschiedenen Seiten betrachten können. Europa ist ein wichtiges Thema und muss uns allen wichtig bleiben.“ Besonders im Jahr der Europawahl sollen hier deutliche Akzente spürbar sein. Alle drei Predigten beginnen jeweils um 19.30 Uhr.
Ein Angebot für Schulkinder
Ein Angebot für Schulkinder der Jahrgangsstufen 5 bis 7 soll auch diese Zielgruppe in den Blick nehmen. Kaplan Christoph Schwerhoff wird mit seinem Team am Freitag, 29. März, von 19 bis 21 Uhr die Kirchräume des Kapellenplatzes mit allen Sinnen erkunden. Treffpunkt ist an der Pforte des Priesterhauses. Eine Taschenlampe sollte mitgebracht werden. Es gibt viele Botschaften und Symbole in den Kirchengebäuden zu entdecken. An diesem Abend geht diese Gruppe auf Spurensuche.
Nach dem die Vigilfeiern im vergangenen September und im Advent so große Resonanz hervorgerufen haben, wird es auch in der Fastenzeit eine solche Abendfeier geben. Am Freitag, 5. April, beginnt in der Basilika die Vigil unter dem Thema: „Sucher (m)eines Weges“. Die musikalische Gestaltung liegt beim Knabenchor unter der Leitung von Basilikakantor Sebastian Piel. Die inhaltliche Gestaltung der Feier teilen sich Dr. Bastian Rütten und Pfarrer Kauling. Im Anschluss ist die Basilika bis 21.30 Uhr geöffnet. Es gibt Zeit zur Anbetung, zum Gespräch, zu Einzelsegnung und zur Beichte. Der Abend schließt mit einer Komplet und dem eucharistischen Segen um 21.30 Uhr.
Eine Kreuzwegandacht (Freitag, 12. April, um 19.30 Uhr in der Beichtkapelle), die Frühschichten (jeden Mittwoch um 6 Uhr im PCH) und die Stille Oase mit Pfarrer Kauling  (Donnerstag, 14. März, um 19.30 Uhr) runden das Angebot ab.
„Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr ein vielfältiges Angebot zusammenstellen konnten“, sagt Dr. Bastian Rütten. „Fasten, das hat ja in erster Linie nicht mit einem „Weniger“ zu tun, sondern mit einem „Mehr“.“, so der Theologe. „Wir wollen deutlich machen: Da wo man sich in der Zeit vor Ostern Zeit für sich und seinen Glauben nimmt, kommt unter dem Strich ein Plus raus!“
Am Sonntag, 7. April, findet um 20 Uhr ein weiterer Abend in der Reihe „Kultur im Priesterhaus“ statt. Im Speisesaal des historischen Gebäudes stellt Dr. Bastian Rütten sein neues Buch „Segenszeiten“ vor. Es ist ein spirituelles Lesebuch durch das Jahr und das Leben. Musikalisch wird der Abend von Elmar und Biggi Lehnen, Anja Rossmann und Tom Löwenthal gestaltet. Der Eintritt ist frei.

Bibelgeschichten modern erzählt

Schon in der Bibel wird Bethesda, der Wunderteich in Jerusalem, erwähnt (Joh 5,1-16). Manchmal geriet das Wasser in Bewegung und derjenige von all den Kranken und Siechen, der zuerst bei der Wallung ins Wasser stieg, wurde geheilt.
38 Jahre lang sollte ein Kranker dort auf seinen Moment warten, doch es galt das Recht des Stärkeren. Da er lahm war, kam er immer zu spät ins Heilwasser und wartete so Tag für Tag und Jahr um Jahr vergeblich auf Heilung.
In der Clemenskirche im Klostergarten wurde dieser Wunderteich nachgebildet. Im blauen Scheinwerferlicht bildeten kreisförmig gelegte Backsteine diese wunderliche Zisterne nach. Das aufwallende Wasser wurde lebendig nachgebildet durch in zwei Reihen einziehende Kinder, die blaue Tücher dort ablegten.
Im modern aufbereiteten Kindermusical aus der Feder von Roland Klein wurde dieses Recht des Stärkeren durch eine pfiffige Geschäftsidee von Kurdirektor Eumenes (Klara) gebrochen, doch nun galt: Heilung gegen Bezahlung. Für den Lahmen Josia (Carlotta/Maria) schien nun jede Hoffnung verloren, da er arm war, doch Jesus (Anne), der Wundertäter, kam selbst, um den Lahmen zu heilen. Noch gestützt von Freundin Sara (Anna/Kerstin) stellte sich der zuvor Gelähmte auf seine eigene Beine.

Die Solisten zeigten sich textsicher und hoch konzentriert.


Im Wechsel mit Freundin Sara und dem ganzen Chor sang er: „Ich kann geh’n, ich kann geh’n, seht ein Wunder ist gescheh’n. Lange war ich müd und krank, doch nun jauchze ich vor Dank! Kommt schnell her und schaut mich an, denn gesund fühl ich mich an. Dieser Fremde, wie ihr seht, ist bestimmt ein Heilsprophet!“ Das Sonnenlicht brach in bunten Strahlen durch die Glasfenster der Clemenskirche und ließ das Heilungslied und den ersten Gang mit einer bewegenden Liedkomposition zum Höhepunkt dieser Wundererzählung werden.
Neben Bethesda wurde auch die Heilung des blinden Bar­timäus (Mona) in der Klosterkirche lebendig nacherzählt und besungen. Diesem Bettler, der von Geburt an blind war, aber unermüdlich nach Jesus (Johanna) rief, als er hörte, dass er in Jericho war, ging nach der Heilung auch im übertragenen Sinne ein Licht auf. Er verließ seine Heimatstadt und folgte Jesus nach.
Ganz in weiß waren die rund 50 Kinder von sechs bis 16 Jahren, die unter musikalischer Leitung von Romano Giefer diese beiden biblischen Singspiele einstudiert hatten. Mit knapp einer Stunde Text- und Gesangsdarbietungen ganz ohne Blatt präsentierte der Vor- und Mädchenchor eine stolze Gesangs- und Gedächtnisleistung.
Seit Oktober hatten die Sängerinnen und Sänger auch fleißig für ihren großen Auftritt geprobt und meisterten ihn bravourös. Unter fachlicher Anleitung von Tanz- und Theaterpädagogin Marita Billaudelle kam für den Chor dieses Mal zum ersten Mal auch die schauspielerische Darstellung dieser beiden Wunderheilungen hinzu. Es galt nun, nicht nur auf der Bühne zu stehen und zu singen, sondern auch die Dialoge und Szenen lebendig zu schauspielern. Die Clemenskirche konnte räumlich voll ausgenutzt werden und von allen Seiten konnten die im Halbkreis angeordneten Zuschauer die singenden Ein- und Auszüge, die Krückengänge der Gelähmten oder den Heilungsgang von Josia um den stimmungsvoll blau beleuchteten Altar gut verfolgen.
Durch einige Requisiten, wie Stöcke, Augenbinde, Bettlermantel oder schwarze Jacken der Kurverwalter von Bad Bethesda wurden die Rollen auch optisch aufgewertet. Durch professionelle Tontechnik und Headsets der verschiedenen Akteure, saubere Stimmen der Chor- und Solistendarbietungen und durch die gelungene Musik des Düsseldorfer Komponisten Klaus Wallrath mit Texten aus der Feder von Roland Klein war die Aufführung auch akustisch ein Genuss. Neben den vielen Sängern wirkten instrumental Romano Giefer am Keyboard, Marion Klotz (Köln) und Annette Giefer mit Oboe und Querflöte an dem eindrucksvollen Klangerleben mit.
Mit Zwischenapplaus und begeistertem Finalapplaus mit stehenden Ovationen wussten die 50 Darsteller und die Verantwortlichen, dass die beiden zeitgenössischen Bibelstücke mit Witz und Tiefgang das Publikum begeistert hatten. Elisabeth Schmitz, die selbst drei Enkelkinder hat, die mitwirkte, sagte: „Alle Kinder waren so aufmerksam und diszipliniert dabei. Wir waren alle begeistert. Es war eine tolle Sache.“
Die Zusammenarbeit beider Chöre und die Zusammenführung von Musik und Spiel war für viele Mitwirkende sehr inspirierend. „Wann kommt Marita denn wieder?“, wollte direkt nach der Aufführung auch der sechsjährige Johannes wissen. Die gelernte Schauspielerin, die seit letztem Jahr wieder in Kevelaer wohnt, hatte selbst richtig Spaß an der Arbeit mit den begeisterten Chorkindern, konnte mit dieser Musik und der Darbietung der Kinder viele „Gänsehautmomente“ erleben. Mit Romano Giefer war sie vor dem ersten großen Auftritt in Gedanken auch schon ein Stück weit an der Planung für eine Fortsetzung.
https://www.kevelaerer-blatt.de/bartimaeus-und-bethesda/

Das Team lernt die Gebärdensprache

Wer im Housekeeping eines Hotels arbeitet, muss auf Zack sein. Das ist auch im Hotel Klostergarten in Kevelaer nicht anders. Jeder Gast soll sich schließlich in seinem Zimmer rundum wohl fühlen. Hausdame Kornelia Danne und Zimmermädchen Jessika Jäger müssen deshalb bei der Reinigung der Zimmer Hand in Hand arbeiten. Doch wenn Kornelia Danne ihrer Kollegin noch schnell einen Arbeitsauftrag oder ein nettes Wort hinterherruft, verhallt ihr Ruf ungehört. Jessika Jäger ist gehörlos seit ihrer Geburt. Sie kann sich nur durch Gebärdensprache verständigen, die aber wiederum Kornelia Danne nicht versteht. Und dennoch haben sich die beiden mittlerweile so gut aufeinander eingestellt, dass die Zusammenarbeit praktisch reibungslos funktioniert. Damit es in Zukunft noch besser wird – auch mit allen anderen Kollegen – hat das ganze Team des Hotels Klostergarten nun an einem Kommunikationstraining für Gebärdensprache teilgenommen, organisiert vom Integrationsfachdienst Köln (IFD) des Landschaftsverbandes Rheinland.
Als Kollegen in einem Inklusionsbetrieb sind es die Mitarbeiter des Hotels Klostergarten gewohnt, sich in besonderer Weise auf die anderen Teammitglieder einzustellen. Deshalb sind auch im Kommunikationstraining alle mit Freude und Eifer dabei. Lebendig und praxisnah bringen die beiden Dozentinnen des Landschaftsverbandes mit Hilfe von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen den Hotel-Mitarbeitern die Gebärdensprache näher und üben mit ihnen eine Gebärde nach der anderen: Worte wie “Zimmer”, “Kopfkissen” und “sauber”, aber auch “Urlaub” und “Krankmeldung”. Dabei entdecken sie immer mehr Gesten, die sie von ihrer gehörlosen Kollegin kennen, aber bisher nicht oder nicht genau zu deuten wussten. Und nebenbei stellen sie fest: Auch in der Gebärdensprache können Freud und Leid mitunter nahe beieinander liegen. Die Gesten für “Pause” und “Gefahr” sind fast identisch und lassen sich nur durch den zugehörigen freudigen oder panischen Gesichtsausdruck auseinanderhalten.
Der Erfolg des Kommunikationstrainings zeigt sich schon jetzt. “Die Kollegen geben sich wirklich Mühe und wir können uns immer besser unterhalten”, sagt Jessika Jäger. Eine der Auszubildenden des Hotels, Celina Saat, hat sich sogar zwei Gebärdensprachen-Apps auf Handy geladen, mit denen sie abends nochmal ein paar Gebärden übt – Vokabeln lernen in Zeiten der Inklusion. Auch Hausdame Kornelia Danne sagt, dass die Zusammenarbeit vor allem zwischenmenschlich nun besser funktioniert: “Wir können uns jetzt auch ein wenig über Privates austauschen. Ich kann fragen, wie es Jessika geht, oder mich erkundigen, ob ihr Auto wieder repariert ist.” Es sind die kleinen Gespräche, der Small-Talk am Rande, der aus dem Arbeitsleben ein gemeinsames Leben mit den Teamkollegen macht. Das liegt auch Hotelleiterin Nicole Grüttner am Herzen: “Wenn wir als Team zusammensitzen und uns unterhalten, sollen alle das Gefühl haben, dazuzugehören. Gerade in den letzten Wochen haben wir viel dazugelernt und unsere Hemmungen abgebaut, uns in Form von Gebärden mitzuteilen.”
Initiiert wurde das Training von Caritas-Mitarbeiter Christoph Schaffeld, der die integrativen Kollegen im Hotel Klostergarten pädagogisch begleitet. “Über den Integrationsfachdienst des Landschaftsverbandes Rheinland konnten wir diese Schulung für alle Mitarbeiter anbieten, die in den Inklusionsbetrieben der Caritas hier im Klostergarten arbeiten – sowohl für das Hotel als auch für die Klosterküche”, erklärt Christoph Schaffeld. Gemeinsam mit dem Integrationsfachdienst will er nun noch weitere Hilfen organisieren, beispielsweise einen Pager, den Jessika Jäger am Gürtel tragen kann und der sie zum Beispiel bei Feueralarm warnt, oder einen Jobcoach der sie eine Zeitlang bei der Arbeit begleitet und konkrete Vorschläge macht, wie der Arbeitsplatz für Jessika noch passender gestaltet werden kann. Im Workshop entstand zudem die Idee der “Stillen Minuten”. In dieser Zeit übt das Team ab sofort während des gemeinsamen Teamfrühstücks täglich miteinander die Gebärdensprache.

Umzug für einen guten Zweck

Seit Mitte Januar ist der Laden des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Kevelaer nicht mehr in der Amsterdamer Straße 18, sondern in der Amsterdamer Straße 25 zu finden. Doch auch wenn die Straße gleich geblieben ist, ein Umzug ist immer mit viel Stress, Arbeit und Aufwand verbunden. Vor allem geschultert wurde dieser Kraftakt von Andrea Aengenheyster und ihrem Mann, die in tage- und wochenlanger Arbeit mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern – auch zwischen Weihnachten und Neujahr – fleißig Kisten packten, transportierten und das neue Ladenlokal liebevoll einrichteten.
Fein säuberlich

Dem Besucher zeigt sich die neue Lokalität hell, übersichtlich, geräumig, modern und mit toller Ausleuchtung. Fein säuberlich sortiert und auf Augenhöhe bieten sich auf 120 Quadratmetern Verkaufsfläche gut erhaltene Kinderkleidung, sauber gewaschen und gebügelt, nach Größen sortiert, sowie Karnevalssachen, Kinderbücher und Spielsachen. Mit den neuen Räumlichkeiten rundum zufrieden ist nicht nur das Team des SkF, auch die Besucher haben sich bisher nur positiv geäußert.
Auch die Umzugsverantwortliche Andrea Aengenheyster ist zufrieden. „Die Resonanz ist prima: Es ist hier größer, heller, freundlicher und begehbarer. Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer haben hier keinerlei Probleme mehr. Die Arbeit des Umzugs hat sich gelohnt!“ Gerade an diesem Tag wurde vorne am Laden noch das SkF-Logo angebracht und die Fensterseiten der modern eingerichteten Beratungszimmer wurden mit Lamellen versehen, so dass bei Gebrauch die nötige diskrete Atmosphäre erzeugt wird.
Auf der Suche

Bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten für den Laden und gleichzeitig für verschiedene Beratungsdienste des SkF wie Schwangerschaftsberatung, Vormundschaften und ambulant betreutes Wohnen für Frauen, waren die Kontakte von Friedhelm van Gemmeren, dem langjährigen Jugendamtsmitarbeiter, Gold wert. Er, der nun eigentlich seinen verdienten Ruhestand genießen könnte, war bei der Planung und Durchführung des Umzugs unermüdlich dabei. Schon während seiner Zeit beim Jugendamt hatte er immer guten Kontakt zum SkF.
Verschmolzen

Der SkF Kevelaer wurde im Juni 2018 auf den SkF im Kreis Kleve verschmolzen. Geschäftsführerin des SkF im Kreis Kleve, Janneke Zoller, erklärt: „Die Verschmelzung wurde von den SkF-Mitgliedern aus Kevelaer und Kleve über einen Mitgliederentscheid vollzogen und war dann in der Praxis einfach, weil der SkF Kevelaer keine hauptamtlichen Mitarbeiter hat und beide Verbände gemeinsam im Diözesan-Caritasverband der Diözese Münster sind.“ Der SkF Kleve war auch vor der Verschmelzung schon kreisweit tätig. Der SkF Kevelaer hatte bisher nur den Laden, in dem z.B. die Schwangerschaftsberatung oder Gruppenangebote wie „Wiegen und Messen“ stattfanden.
Um den Laden, so wie bisher, jeden Tag öffnen zu können, bräuchte es noch mehr Freiwillige, die im Laden mitarbeiten wollen. Aktuell helfen neben Maria van Lipzig etwa 25 Frauen mit. Sie übernehmen meistens zu viert etwa im Wochenrhythmus eine drei-Stunden-Schicht. Und auch Spenden an gut erhaltenen Kleidungsstücken, Büchern und Spielsachen nimmt der Kevelaerer Laden des SkF gerne an. „Kinderwagen oder Kindermöbel nehmen wir sehr gerne an. Die sind auch besonders schnell immer weg“, weiß Andrea Aengenheyster. Alle Sachen werden nach Bedarf noch gereinigt und gepflegt präsentiert und für wenig Geld hier im Laden verkauft.
Frisch geschnibbelt

Von dem Erlös werden nicht nur Miete und Strom des Ladens bezahlt, er dient auch den verschiedenen wohltätigen Zwecken, die der SkF in Kevelaer schon lange leistet. So gibt es z.B. seit vielen Jahren im Antoniusheim einmal monatlich Kaffee und Kuchen für Menschen mit Beeinträchtigung oder Barbara Beckmann mit anderen zusammen beliefert einmal pro Woche die Schüler der Anto­niusschule mit frisch geschnibbeltem Obst und Gemüse, um ihnen einen gesunden Snack anzubieten.
Feierlich

Ende April oder Anfang Mai ist auch die feierliche Eröffnung des Ladens geplant; sobald der Termin und das Programm stehen, wird es auch eine offizielle Einladung dazu geben. Bis dahin schauen Andrea Aengenheyster, Janneke Zoller und Friedhelm van Gemmeren gemeinsam mit den vielen Ehrenamtlichen, dass der neue Laden mit seinem erweiterten Angebot eine runde Sache wird.
Aktuelle Öffnungszeiten
„Da sein, leben helfen!“ ist das Motto des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. im Kreis Kleve. Auf www.skf-kleve.de finden sich Informationen über die verschiedenen Beratungsdienste und Hilfsleistungen.
Die aktuellen Öffnungszeiten des SkF-Ladens auf der Amsterdamer Straße 25 in Kevelaer (früher: Optik Plümpe) sind Montag, 9-12 Uhr, 14-17 Uhr, Donnerstag 9-12 Uhr, 14-17 Uhr und Freitag 9-12 Uhr.

Wie die Heiligen unser Wetter bestimmen

Es war eine überschaubare Zahl an Gästen, die Gerhard Hartmann zu den „Kevelaerer Glaubensgesprächen“ im Petrus-Canisius-Haus begrüßen konnte. Das Thema, worüber der Referent an diesem Abend ausführlich sprechen würde, war allerdings durchaus interessant.
„Wie Heilige unser Wetter bestimmen“ lautete der Titel des gleichnamigen Buches, das Hartmann zusammen mit dem Schweizer Autor Kurt Haberstich veröffentlicht hatte und als Fundament des Vortrags verwendete.
„Sie werden sich sicher gefragt habe, was soll das denn sein?“, gab er die Frage direkt in die Runde. „Seit wann bestimmen die Heiligen unser Wetter, noch dazu im Zeichen des Klimawandels und vor allem des letzten Jahrhundertsommers.“
Das Thema sei eine „Kombination aus Naturweisheiten mit der Volksfrömmigkeit und der Heiligenverehrung“, machte Hartmann klar. Das Wetter spiele im Leben der Menschen seit jeher eine bedeutende Rolle. Ob es nun um das schöne Wetter für die Freizeitgestaltung gehe, den kommunikativen Gehalt des Wetters im Alltag oder seine Unbeeinflussbarkeit, „der man hilflos ausgeliefert ist“.
In der Schule habe man bereits gelernt, „dass wir nicht existieren könnten, gäbe es nicht die natürliche Abfolge von Regen und Sonnenschein.“ Das Wetter beeinflusse also unser Leben, schlug er den Bogen zur Landwirtschaft, wo die Bauern seit jeher als Selbstversorger ohne Lehrbücher „eine Möglichkeit finden mussten, das Wetter besser vorhersagen zu können.“
Wind, Wolken und Welt der Tiere
Daher hätten sie das Verhalten des Windes, der Wolken, der Lufttemperatur und die Erkenntnisse aus der Tier- und Pflanzenwelt beobachtet und dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben.
Über die Antike und die Christianisierung der germanischen Stämme im 7. und 8. Jahrhundert entwickelten sich die von der Kirche weitervermittelten Sätze, die im Rahmen der Feld- und Gartenbaukultur von Klöstern und Mönchen dazugehörten, erläuterte der Autor. Hartmann wies aber darauf hin, dass das oft Wetterregeln seien, die regionale Erfahrungen wiedergeben, tatsächlich aber relativ oft mit der Meteorologie übereinstimmten.
Die bäuerlichen Wetterregeln seien etwa um das Jahr 1500 entstanden, zumeist wohl in den katholischen Gegenden des deutschsprachigen Raums, „da diese Sprüche mit bestimmten Heiligengedenktagen verbunden wurden.“
Ein zweiter Aspekt der Einordnung vollzog sich mit der Zeiteinteilung durch den gregorianischen Kalender, die weltweit Akzeptanz gefunden hat. Fast alle Religionen kennen eine Akzentuierung des Jahresverlaufs durch wiederkehrende kultische Feste: Im Christentum kämen als Besonderheit auch Tage hinzu, an denen wichtiger Persönlichkeiten der eigenen Geschichte gedacht würde, so Hartmann.
Das führte zu der Heiligenverehrung in der römisch-katholischen und auch orthodoxen Kirche sowie einer größeren Übersichtlichkeit der mit Heiligennamen gekennzeichneten und verbundenden Tage, die dann in Bezug zum Wetter gesetzt wurden. „Die Inhalte mancher dieser Sprüche erwecken den Eindruck, als ob der betreffende Heilige nun für eine bestimmte Wettersituation verantwortlich ist“, sagte Hartmann.
Missale Romanum
Im Gefolge des Konzils von Trient wurde über das neue „Missale Romanum“ 1570 von Papst Pius V. auch der neue Kalender des Kirchenjahres definiert, der in den folgenden 400 Jahren zum festen Bestandteil der Lebenswelt der Menschen wurde.
1969/70 habe es dann die römisch-katholische Kalenderreform gegeben, wodurch es zu teilweise erheblichen Zeitunterschieden durch die Verschiebung der Gedenktage wie bei „Siebenschläfer“ oder den „Eisheiligen“ gekommen sei.
Die Bauernregeln hätten für die Mehrzahl der Menschen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein eine existenzielle Bedeutung gehabt, da ab 1900 immer noch rund ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung im deutschsprachigen Raum in der Land-und Forstwirtschaft tätig war.
Hartmann ließ darauf das komplette Jahr mit allen Heiligen und Beispiel-Bauernregeln für den jeweiligen Tag Revue passieren. Dabei nannte er zu jedem Heiligen mindestens ein Beispiel: vom “Friert es auf Eusebius, im März viel Kälte kommen muss” über “Aprilwetter und Kartenglück wechseln jeden Augenblick” bis zum “Sankt Florian, verschon unsere Haus, zünd´andere an!”
Zur Erheiterung der Runde schloss er mit einigen nicht so ernst zu nehmenden Scherzregeln wie „Guckt der Bauer auf leeren Teller, schleicht er später in den Keller“ oder „Kein Hahn kräht mehr auf dem Mist, wenn er in der Pfanne ist.“

 

Biblische Einblicke mit Bartimäus und Bethesda

Tastend bewegt sich Bartimäus alias Mona mit Stock und Augenbinde voran. Dichtes Gedränge um sie herum. Der blinde Bettler hat gehört, dass Jesus hier ist und hat nur einen Wunsch: „Ich möchte zu Jesus und wieder sehen können.“ Doch die Menge ist schroff.
„Jetzt sei doch mal still! Dieses Geschrei kann keiner mit anhören!“, ruft einer empört und die ganze Menge stimmt im Sprechgesang mit ein: „Schweig doch, du blinder Bettler, sonst nehmen wir dir deinen Mantel weg!“ Doch Bartimäus lässt sich nicht unterkriegen, von zarten Klavierklängen begleitet, stimmt er immer wieder seinen ans Herz gehenden Klagegesang an: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“
Und Jesus alias Johanna ist offen für diesen Anruf: „Wer hat da gerufen?“, will sie wissen und bittet die Umstehenden: „Dann ruft ihn her.“ Es bedarf nur eines Satzes des Blinden: „Ich möchte wieder sehen können!“, und schon geschieht das Wunder: Ein Jünger nimmt Bartimäus die Augenbinde vom Gesicht und dieser blinzelt und staunt über das wiedergewonnene Augenlicht.
„Genau, Mona, tu so, als würdest du deine Hände zum ersten Mal sehen“, lobt Marita Billaudelle, eine ausgebildete Schauspielerin. „Dreh dich blinzelnd im Raum.“ Romano Giefer wendet sich an die anderen Kinder: „Durch euch muss ein Gemurmel gehen, ein Raunen, eine Mischung aus ‚Hier geht’s nicht mit rechten Dingen zu, Skepsis sowie Jubel und Freudenrufen‘!“
Am Sonntag findet die Aufführung statt
Fleißig und bis ins Details wird aktuell von einer ansehnlichen Schar von 50 Kindern und Jugendlichen noch im Musiksaal der Basilikamusikschule geprobt. Am Sonntag, 24. Februar, steht um 16 Uhr in der Clemenskirche im Klostergarten die Aufführung von „Bartimäus und Bethesda“ an.
Das gemeinsame Projekt des Vorchores (Vorschulkinder und Erstklässler) und dem Mädchenchor der Basilikamusik nimmt nun Form und Gestalt an. Dank des Eifers und der Ausdauer der Kinder wurden seit den Herbstferien die Texte und Lieder auswendig gelernt. Ohne Mappen oder Zettel steht die junge Sängerschar vor Chordirektor Giefer und Billaudelle, der Gründerin von „die-buehnengestalten“, einer Tanz- und Theaterpädagogin mit viel Erfahrung in der Arbeit mit Kindern.
Vor einem Jahr ist sie aus ihrer langjährigen Wirkungsstätte München zurück in ihren Heimatort Kevelaer gezogen und arbeitet nun zum ersten Mal mit Romano Giefer und seinen Chorkindern zusammen. Unter ihrer Regie werden die Musiklieder eingebettet in ein Singspiel.
Bei der dreistündigen Probe im Musiksaal sind die Räumlichkeiten ganz anders als in in der Clemenskirche. Die Standmikrophone werden durch Notenständer angedeutet. Doch ausdauernd geprobt werden kann auch unter diesen Bedingungen.
Bald muss alles sitzen: Die Aufstellung, der gleichmäßige Einzug, Gesten und Handlungen, alles wird eifrig bis in Details geprobt. Von vorne bis hinten und mit vielen Wiederholungen werden beide Stücke geprobt. Dabei gibt‘s noch viele hilfreiche Tipps der Profis.
Zum einsam rufenden Bar­timäus etwa meint die ausgebildete Schauspielerin: „Stell dir vor, 5.000 Leute sind um dich herum und Jesus soll dich hören.“
Oder als Maria zum ersten Mal Jesus sieht und „Hallo Jesus“ und die Menge in etwas zaghaften Jubel einstimmt, mahnt Romano Giefer: „Vergesst nicht, das ist keine Beerdigung. Es geht um Jesus und die frohe Botschaft. Hier kommt kein Trauerlied, sondern ein Freudenlied, bitte mit viel Pepp und Schwung!“
Dem Chorleiter, der oft stehend die Tasten und das Pedal des Flügels bedient und dabei den ganzen Chor leitet, bleibt nichts verborgen. So muss er schon mal einen Jungen, der den Kopf zu den Mädchen wendet, bitten: „Ich kann Dich ja verstehen, die Mädchen sind hübsch, aber ich auch. Immer nach vorne schauen!“ Mit einem Lachen ist nicht nur der „Abtrünnige“ wieder bei der Sache. Mancher Text wird auch noch spontan geändert. Nach drei Stunden sind Chorleiter und Regie mit dem Ergebnis des Tages zufrieden.
Noch folgen weitere Proben. Dann kann der Tag der Aufführung kommen. Die Melodien versprechen Ohrwurmcharakter. Die Texte machen zwei biblische Wundergeschichten für die heutige Zeit spannend und lebendig. Es fehlten neben Bewunderungsrufen auch nicht skeptische Einwände gegen Jesus, „der total überschätzt wird“. Doch am Ende sind alle über den Wundermann Jesus einer Meinung. „Wohin er kommt, da wird alles gut“, heißt es als Lied bei Bartimäus.
„Diese Musik geht echt unter die Haut“, versichert auch Marita Billaudelle, der das Projekt mit den Chorkindern sehr viel Freude bereitet. „Die Kinder machen sehr gut mit und haben einen netten Umgang miteinander.“
Verstärkt werden die jungen Sängerinnen und Sänger am großen Tag noch mit zwei Instrumentalisten auf der Querflöte und der Oboe. Außerdem wird der optische Ausdruck des Singspiels durch die Kostüme aufgewertet. Die beiden Kurzmusicals des preisgekrönten Düsseldorfer Komponisten mit den Texten aus der Feder von Roland Klein versprechen großes biblisches Theater.