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Ein pianistisches Feuerwerk

Die Rumänin Kira Frolu eröffnete mit einem Konzert die Reihe der acht internationalen Klavierkonzerte in der Clemenskapelle. Bei der Begrüßung der gut 40 Zuschauer sah man dem Mitorganisator der Konzertreihe, Christian Franken, die Vorfreude förmlich an:
„Wir freuen uns auf acht Klavierabende jeweils dienstag bis freitags“, unterstrich er die Bedeutung, die dem neunten internationalen Euregio Rhein-Waal Studentenfestival für Kevelaer zukommt. „Das Schöne ist, dass die Leute ganz ungezwungen herkommen und die Musik hier unmittelbar erfahrbar ist.“
Zum Auftakt der Festival-Reihe in Kevelaer durfte Franken die erst 19-jährige Rumänin Kira Frolu begrüßen. Die in Bukarest geborene Pianistin hat mit sieben Jahren das Klavierspiel begonnen und seitdem zahlreiche internationale Wettbewerbe in der Ukraine, Deutschland oder England gewonnen.
Pure Leichtigkeit an den Tasten
Bereits im vergangenen Jahr hatte sie an dem 14-tägigen „Kawai Heinrich-Neuhaus-Meisterkurs für Klavier“ auf der Wasserburg Rindern mit Festivalleiter Boguslaw Strobel und weiteren namhaften Lehrern teilgenommen. Von dort aus machen sich nun 36 Nachwuchspianisten aus aller Welt auf den Weg, um bis zum 3. August 124 Konzerte in der Region Euregio Rhein- Waal zu bestreiten.
„Das Lernen in Kleve ist sehr hilfreich, um die Musik besser zu verstehen“, erklärte die Pianistin. „Von den anderen Teilnehmern erfährt man eine Menge neuer Sprachen und Komponisten. Und die Zuhörer in den einzelnen Orten sind sehr gastfreundlich und geben mir als Künstlerin ein gutes Gefühl.“
Dieses Gefühl dürfte sie auch nach ihrem 70-minütigen Vortrag in Kevelaer gehabt haben. Vom Publikum wurde sie mit einem wahren Applaus-Regen bedacht und Franken sprach von einem „pianistischem Feuerwerk einer Vollblutpianistin“.
Das Lob war wohlbegründet, hatte Frolu zuvor mit Werken von Bach, Schumann oder Stravinski die Zuhörer in ihren Bann gezogen. Dabei faszinierte insbesondere die Leichtigkeit ihres Anschlags, der den Eindruck erweckte, als würde sie die Tasten kaum berühren. Hinzu kamen ihre großartige Technik und Fingerfertigkeit sowie der starke Ausdruck und das Gefühl im Spiel.
Diese Eigenschaften zeigten sich direkt bei Johann Sebastian Bachs „Präludium und Fuge f-Moll“ mit klarer Chromatik und ausgewogenem Tempo. Einen Ton voller romantischem Gefühl, mit Intensität und Ausdruck fand sie bei den „Fantasiestücken opus 12“ von Robert Schumanns „abends“.
Fast schwebend, dabei temporeich und leidenschaftlich-temperamentvoll glitt sie bei dem „Aufschwung“ über die Tasten. Im Raum „atmen“ ließ sie das „Warum?“ Die optimale Balance zur Melodie fand sie bei dem „Grillen“, die man in ihren „Sprüngen“ fast akustisch erahnen konnte.
Wellenartige Glissandi prägten das Stück „In der Nacht“, Eleganz die „Fabel“, virtuos-natürlich beim Stück „Traumes Wirren.“ Und „Am Ende vom Lied“ traf sie den strahlend-majestätisch, bedachtvollen Ton, der die Zyklus tatsächlich in Ruhe abschloss.
Furios die Oktaven forcierend, gelang es ihr, die Melodiezitate in der als „Carmen-Fantasie“ von Ferruccio Busoni fast „gesanglich“ darzubieten. Dissonant, klangreduziert und spannungsgeladen interpretierte sie Constantin Silvestris „Chants nostalgiques“.
Und die ganze technische Virtuosität, die Klangvielfalt und das Rhythmusgefühl der jungen Künstlerin kamen in Igor Stravinskis „Semaine grasse“ aus der „Petrushka“-Suite zum Tragen, wo sie mit unfassbarem Tempo für ein wirklich atemberaubendes Klangerlebnis sorgte.
Weitere Konzerte
Am Donnerstag, 25. Juli, spielt Naoko Aburaki Kompositionen von Beethoven, Scarlatti und Chopin.
Philippe Gang aus Deutschland setzt am Freitag, 26. Juli, die Konzertabende mit Beethoven, Brahms und Ravel fort.
Am Dienstag, 30. Juli interpretiert Minjae Back aus Südkorea Brahms, Liszt und Debussy.
Der aus Indonesien stammende Vinsenso Julius Pratama Husin spielt am Mittwoch, 31. Juli, Werke von Beethoven, Brahms und Liszt.
Yiwa Yang aus China folgt am Donnerstag, 1. August, mit Chopin, Liszt und Ravel.
Den Abschluss bildet am 2. August Shane van Neerden aus den USA mit Werken von Bach, Debussy, Ravel und Rachmaninow.
Alle Konzerte beginnen um 19 Uhr in der Clemenskapelle im Klostergarten an der Sonnenstraße.

Verabschiedung der „Küken“

Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde (EFG) bot 13 Jahre lang eine stundenweise Betreuung für Kinder von ein bis drei Jahren an. Unter verschiedenen Leitungen war die Spiel- und Loslösegruppe „Die Küken“ in zwei Räumen untergebracht.
In den letzten Jahren betreuten die Erzieherin Nicole Hieckmann und Helferin Heike Wheeler die kleinen Kinder, meist bis zum Eintritt in den Kindergarten. Die Spielgruppe in der EFG wurde nun zu den Sommerferien beendet, da die EFG die Räume für eigene Zwecke braucht. Zum Abschluss gab es ein Grillfest mit der feierlichen Verabschiedung der „Küken“, der Eltern und der Erzieherinnen. Das Foto zeigt Pastor David Burau bei der Übergabe von zwei Blumensträußen an Nicole Hieckmann (links) und Heike Wheeler (rechts).
Die beiden Erzieherinnen werden in anderen Räumlichkeiten die Spielgruppe fortführen und bekamen dafür von der EFG die Grundausstattung aus dem jetzigen Bestand.
Die Eltern der „Küken“ hatten sich ein tolles Geschenk für die EFG überlegt: Sie erstanden eine alte Kirchenbank, die weiß gestrichen und mit den Handabdrücken der Kinder und der Erzieherinnen versehen wurde.
Foto: privat

Kevelaer wird ein „Sicherer Hafen“

In der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause haben sich Kevelaers Kommunalpolitiker einstimmig dafür ausgesprochen, „Sicherer Hafen“ im Rahmen der „Seebrücke-Initiative“ zu werden. Der Rat nahm damit die Anregung des von der „Stiftung Aktion pro Humanität“ eingereichten Bügerantrages auf.
„Das bedeutet eine klare Solidaritätserklärung mit Menschen auf der Flucht, ein deutliches Votum für die Entkriminalisierung von Seenotrettung und für eine Aufnahme von Flüchtlingen zusätzlich zur Verteilquote“, erklärt Dr. Elke Kleuren-Schryvers für die APH. „Die Stiftung Aktion pro Humanität dankt allen Ratsmitgliedern für dieses überzeugende Zeichen unserer Stadt, die sich die Consolatrix afflictorum zur Schutzpatronin gewählt hat und damit deutlich zeigt, dass die Afflicti unserer Welt, die Ohnmächtigen, Geschundenen, Armgemachteten, die Gewaltopfer hier nicht am Wegrand liegen gelassen werden.“
Es sei beeidruckend, so Kleuren-Schryvers, mit welcher Konsequenz und Geradlinigkeit diese Entscheidung verfolgt und getroffen worden sei. Das Projekt „Seebrücke“ wird nun bald auch Kevelaer benennen als eine weitere Stadt in Deutschland, die zum „Sicheren Hafen“ wurde. Bislang sind es 72 Städte bundesweit.
„Wollen wir weiterhin Seenotrettung entbehrlich machen, dann muss nun zeitnah und kraftvoll das Engagement für die Perspektivgebung in den Heimatländern der Menschen beginnen“, sagt Dr. Elke Kleuren-Schryvers weiterhin. Für die Stiftung Aktion pro Humanität sei das der Sahelstaat Niger, aktuell das ärmste Land der Welt. „Vordringlich aber müssen die Menschen aus den Internierungslagern in Libyen durch humanitäre Rettungsflüge gemeinsam mit dem UNHCR (Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen) gerettet werden aus menschenverachtenden Lebenbedigungen.“
Die Stiftung Aktion pro Humanität habe dazu mit der befreundeten Hilfsorganisation MOAS (Seenotrettung auf dem Mittelmeer und Medikamentenhilfe im Jemen) und in Kenntnis und Abstimmung mit dem Bistum Münster einen Brief an Erzbischof Stefan Heße (Flüchtlingsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz) geschrieben.
„Hier geht es um die mögliche Installation eines Kirchenschiffes zur Seenotrettung und um mögliche humanitäre Evakuierungsflüge für die Menschen aus den Flüchtlingslagern in Libyen.“
Mit Friedensaktionen zu Freimut, Toleranz, Solidarität und für mehr Frieden in der Welt sowie Video-Statements bekannter Niederrheiner versucht APH seit einigen Wochen intensiv, die Aufmerksamkeit auf die Menschen zu lenken, die aus Perspektivlosigkeit, Hunger, Armut, Terror und Krieg ihre Heimat verlassen.
Zuletzt fand eine Friedensaktion beim Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann in Kalkar statt. Weitere Infos gibt es unter www.pro-humanitaet.de und www. seebruecke.org

Die Pilgerstatue ist endlich wieder da

Am ehemaligen Standort zwischen Hauptstraße und dem Übergang zum Kapellenplatz blickt seit einigen Tagen wieder die allseits wohlbekannte Statue in Richtung Kevelaerer Basilika.
Zu Beginn der Bauarbeiten im vergangenen Jahr im Rahmen der Kevelaerer Stadtkernerneuerung fand das Kunstwerk einen Unterschlupf im städtischen Bauhof. Im Frühjahr machte die Pilgerstatue eine Reise zur Kunstgießerei Schmäke in Düsseldorf und wurde dort umfassend restauriert.
Nun sind die Bauarbeiten in absehbarer Zukunft auch im zweiten Bauabschnitt der Hauptstraße abgeschlossen und die Fragen nach dem Verbleib der Statue wurden immer lauter. Für den Aufbau empfahl der Wallfahrtsrektor Pastor Kauling jetzt den ursprünglichen Standort, wo die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs heute die Pilgerstatue einsetzten.
Foto: privat

Der Umgang mit dem sexuellen Missbrauch

„Bei dem, was ich tue und auf den Weg bringe, versuche ich, mich davon leiten zu lassen, die Perspektive der Betroffenen und Opfer in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht nicht darum, das Ansehen der Kirche wieder zu verbessern, sondern den Betroffenen zuzuhören und ihren Anliegen möglichst gerecht zu werden.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, jetzt in einem Schreiben an die Mitglieder in den Pfarreiräten und Kirchenvorständen im Bistum Münster betont.
In dem Schreiben und mit einem Flyer informiert der Bischof die Ehrenamtlichen darüber, „was wir als katholische Kirche im Bistum Münster konkret im Kampf gegen sexuellen Missbrauch bereits getan haben und weiterhin tun werden.“ Der Bischof dankt Pfarreiräten und Kirchenvorstandsmitgliedern dafür, dass diese sich trotz der Belastung durch dieses Thema weiter engagieren. „Das ist alles andere als selbstverständlich“, betont Bischof Genn.
Er versichert den Ehrenamtlichen, dass es ihm wichtig sei, die Vergangenheit von unabhängigen Experten aufarbeiten zu lassen. „Mit Blick auf die Zukunft werden wir ebenfalls mit externer Hilfe alles dafür tun, sexuellen Missbrauch im Raum der Kirche, soweit das überhaupt geht, zu verhindern“, schreibt der Bischof.
Dabei werde das Bistum aber nicht stehen bleiben. Bischof Genn: „Jenseits der Schuld und Verantwortung einzelner Täter und Beschuldigter, sowie derjenigen, die Täter und nicht Opfer geschützt haben, gibt es auch systemische Bedingungen, die sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigen. Die zwingende Konsequenz kann daher nur lauten, dass wir diese systemischen Bedingungen soweit als möglich verändern. Hiermit beschäftigen wir uns mit Nachdruck und mit externer Unterstützung auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz. Wir werden uns bei zentralen Fragen hier auch mit den Verantwortlichen der Weltkirche besprechen und auseinandersetzen.“
Der Bischof macht aber deutlich, dass auch im Bistum selbst Maßnahmen auf den Weg gebracht werden müssten. So müsse die Macht in der Kirche neu verteilt werden. „Als Bischof bin ich dazu bereit, auch meinerseits Macht abzugeben und mich beispielsweise auch einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit unterzuordnen“, schreibt er. Zudem solle bei der Lösung von entscheidenden Fragen in allen zentralen Gremien mehr externer Sachverstand einfließen.
Bischof Genn: „Professionelle Begleitung durch Expertinnen und Experten von außen ist hilfreich und entlastet. Wir benötigen eine durchlässigere Kirche, kein geschlossenes System. Das kann für die Kirche nur ein Gewinn sein.“ Neben der Einbindung externer Kompetenzen müsste auch die innerkirchliche, sehr vielfältige und hochkompetente Expertise weiterhin eine wichtige Rolle spielen, betont der Bischof.
Felix Genn schließt sein Schreiben mit einer, wie er unterstreicht, ihm persönlich sehr wichtigen Feststellung: „Ich möchte, dass wir im Bistum Münster keine Kirche der Verbote und Gebote sind, sondern eine Kirche, die in Beziehung zu den Menschen lebt und die Beziehung zu Jesus Christus ermöglicht. Wir verkünden die Frohe Botschaft. Das müssen die Menschen im Alltag erfahren; und als Bischof kann und will ich den Raum öffnen, dass das möglich ist. Hierzu gehört sicher auch, dass wir im Blick auf Fragen der menschlichen Sexualität weniger verklemmt und moralisierend daher kommen, sondern deutlich machen, welch wunderbares Geschenk Sexualität ist.“
Er ermutigt die Ehrenamtlichen, sich mit weiteren Anregungen, Ideen und Vorschlägen in die Debatten einzubringen. So könne es vielleicht gelingen, „eine Kultur des offenen und gerne auch konstruktiv-kritischen unmittelbaren Dialogs zu etablieren“. Bischof Genn: „Miteinander zu reden und zu ringen, halte ich für hilfreicher, als immer wieder – vor allem über die Medien – Kritik auszutauschen. Sagen Sie mir gerne direkt, was Ihnen an mir, meinen Entscheidungen oder meiner Haltung nicht passt!“
In dem Flyer (www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch) informiert das Bistum unter anderem über die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, über die Unterstützung für Betroffene, über die Abläufe im Bistum, über die Konsequenzen für Beschuldigte, über die Aufarbeitung der Vergangenheit und über die Präventionsarbeit. Zudem finden sich in dem Flyer die wichtigsten Kontaktdaten für Betroffene und für andere Menschen, die Fragen zum Umgang mit sexuellem Missbrauch haben.

An ihm nagte der Zahn der Zeit

Die Stadt Kevelaer ist künstlerisch durch Friedrich Stummel in einmaliger Weise geprägt. So hat er mit der Ausgestaltung der Gnadenkapelle und großer Teile der Basilika sein Lebenswerk geschaffen. In der Marienstadt hat er lange mit seiner Frau Helene und seinen vier Kindern gelebt. Hier hat er seine eigene Kunstschule gegründet und hier fand er auch seine letzte Ruhestätte.
Genau gegenüber der Firma „Derix“, mit der er schon zu Lebzeiten eng verbunden war und dort auch sein Atelier hatte, fand er auf dem Friedhof neben der 14. Kreuzwegstation seine letzte Ruhe. Das Christusmosaik mit den ins Lateinische übersetzten Worten Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben“ ist seit dem Jahr 2016 allerdings nicht mehr an Ort und Stelle. Es ist zurzeit zur Restaurierung bei „Derix“.
Wann das Mosaik genau entstand, kann Michael Heymann, Geschäftsführer des Unternehmens (Werkstätten für Glasmalerei, Mosaik und Restaurierungen), nicht genau bestimmen. Es scheint aber auf jeden Fall vor dem Tod Stummels im September 1919 entstanden zu sein. Es sei eine typisch neogotische Darstellung im typischen Nazarener-Stil von handwerklich hohem Wert und zeige Christus als Pantokrator mit goldenem Gewand und Segensgestus. Auch echtes Blattgold sei eingeschmolzen.
Notwendig wurde die Restaurierung durch den korrodierenden Metallrahmen und die eingelegten Querstreben, die dem Mosaik die Stabilität gaben. Durch das Rosten dehnte sich das Eisen, das Mosaik brach und die Steinchen fielen heraus. „Hier hat einfach der Zahn der Zeit genagt“, erklärt Heymann. Um weiteren Schaden zu verhindern, wurde das Mosaik 2016 vom Grabmal abgenommen, von einem Experten aus Münster, Dr. Karrenbrock begutachtet und fachgerecht in der Firma gelagert, bis offiziell der Auftrag der Restaurierung durch die Pfarrei St. Marien erteilt wurde.
Ernst Koppers vom Kirchenvorstand begleitet die Restaurierung von Anfang an. Ihm war es auch als Erstem aufgefallen, dass das Mosaik Risse bekam. So hatte er den Kirchenvorstand darüber informiert, der das Mosaik kurzfristig durch „Derix“ sichern ließ. Von der Pfarrei St. Marien wurde ein eigenes Stummel-Spendenkonto eingerichtet und ein Flyer erstellt, der über das Stummel-Denkmal auf dem Kevelaerer Friedhof und die notwendige Restaurierung informiert.
Ohne Stummel sähe Kevelaer heute anders aus, ist sich Ernst Koppers sicher: „Er war durch seinen Kontakt mit dem Kalkarer Kaplan hierhergekommen. Stummel hatte eine Vision mit diesem Marienwallfahrtsort. Er hat zahlreiche Künstler hierhin gelockt. Er erkannte, welches Potenzial der Ort hat. Er gründete seine eigene Kunstschule, brachte Künstler nach Kevelaer. Er war eigentlich der erste Wirtschaftsförderer von Kevelaer.“
Am 16. September jährt sich der Todestag des großen Künstlers zum 100. Mal. In der Firma wird intensiv daran gearbeitet, dass das Mosaik bis dahin fertig ist. Aber es ist noch eine Menge zu tun. „Das Mosaik besteht aus etwa 12.000 bis 15.000 einzelnen Steinen“, erklärt Heymann. „Viele Flächen sind zum Glück erhalten, aber es gibt viele Bruchstellen und die Übergänge müssen wir mühsam originalgetreu ergänzen.“
In einem Raum, wo das Mosaik lagert, sieht man das Ausmaß des Schadens. An manchen Stellen des Mosaiks, etwa in der Gesichtspartie, muss mühsam Stein für Stein zusammengesucht werden oder Steine in der genau entsprechenden Farbe und im passenden Zuschnitt eingefügt werden. Monika Rühl übernimmt diese anstrengende Sisyphusarbeit. Die gelernte Grafikdesignerin war nach einem Praktikum als Quereinsteigerin ganz bei der Firma eingestiegen und arbeitet nun als Glasmalerin und Mosaizistin. Aktuell allerdings arbeitet sie Tag für Tag an dem Christusmosaik.
Schon als Kind habe sie viel gepuzzelt. Damals wusste sie nicht, wofür das später mal gut sein kann. Nun hat sie ein Riesenpuzzel vor sich, muss mühsam herausgebrochene Steine auf einem originalgetreuen Ausdruck des unbeschädigten Mosaiks einfügen, gebrochene Steine mit dem Diamantschleifer herausschleifen und originalgetreu ersetzen. Dazu muss neues Glas im identischen Farbton gegossen und anschließend möglichst passend gebrochen werden, damit der neue Stein eingefügt werden kann. Es ist auf jeden Fall eine Menge Arbeit. Damit diese Arbeit aber von Dauer ist, wird die Firma jetzt rostfreien Edelstahl als Träger, frostsicheren Kleber und ein stabiles neues Betonbett verwenden.
Würdigung zum 100. Todestag
Im Mai 2017 wurde bereits die Dachhaut erneuert, um weitere Witterungsschäden zu verhindern. Der durch Witterungseinflüsse herausgeplatzte Fugenmörtel wird in Kürze erneuert. Eine Grabeinfassung, passend zum Denkmal, ist bei einem Kevelaerer Steinmetz in Arbeit. Anlässlich des 100. Todestages wird es rund um den 16. September auch einen offiziellen Akt der Würdigung geben. Nähere Einzelheiten werden noch bekannt gegeben.

Anwalt der russischen Orgelmusik

Der Russe Alexander Fiseisky bot mit seiner Tochter Vera Fiseiskaya an der Flöte ein beeindruckendes Konzert in der Basilika. Bevor das Duo jedoch angekündigt wurde, nutzte Basilika-Organist Elmar Lehnen noch schnell die Gelegenheit, seinen alten Freund zu begrüßen.
„Wir kennen uns schon lange“, schüttelte er seinem renommierten Kollegen die Hand, bevor er Alexander Fiseisky „in großer Vorfreude“ dem Publikum als „Anwalt der russischen Orgelmusik“ vorstellte, der zum wiederholten Male der Marienstadt seine Aufwartung macht.
Der in Moskau geborene Fiseisky gilt als der renommierteste russische Organist überhaupt.
Mit seinem eineinhalbstündigen Konzert unterstrich er, warum er diesen Ruf wohl auch zurecht genießt. Errgänzt wurde sein Spiel an diesem Abend phasenweise von seiner Tochter Vera.
Auftakt mit Bach
Den Auftakt bestritt Fiseilsky mit der „Fantasia G-Dur“ vom Johann Sebastian Bach, dessen Gesamtwerk er im Bachjahr 2000 einmal in Düsseldorf sogar komplett an einem Tag gespielt hatte. Dem Russen gelang es, die mit introvertierter Leichtigkeit beginnende und sich dann zu einem machtvollen Wall an Klang emporschwingenden Komposition mit Ausdruck, Verve und Macht zu transportierenrüberzubringen. „Klassisch“und mit filigranem Flötenspiel korrespondierend ließ er dann die Sonate g-Moll von Bach erklingen. Stimmungsvoll, prachtvoll, mit Glanz versehen rief er die Chorverarbeitung „Lobt Gott , Ihr Christen allzugleich“ ab, bedachtvoller das „Aus der Tiefe rufe ich.“
Im zarten Spiel dezent vereint erklangen beide Instrumente dann bei Leonardo Vincis Sonate G-Dur, mit der „Siciliana“ zum Auftakt , heiter-trällernd in Vera Fiseiskayas Melodie beim „Allegro“, würdevoll-schön bei der „Aria Cantabile“ und im Charakter heiter beim „Menuetto Le Gout Francais“.
Kleine Geschmeidigkeitsübungen an der Orgel stellten dagegen die „11 Versetten“ von Domenico Zipoli dar, ehe das Duo bei Bernadetto Marcellos „Sonate G-Dur erneut die gesamte Feinheit und sanfte Ästhetik beider Instrumente in den Mittelpunkt ihres Spieles stellten.
Dem getragenen Choral mit Variationen „Herzlich tut mich verlangen“ folgte ein erneut machtvolle Orgel-Demonstration mit dem „Allegro in d“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Ganz wunderschön erklang im Duett dann der „Reigen seliger Geister“ aus der Oper „Orpheus und Eudridike“ von Christoph Willibald Gluck.
Den kompletten Bruch mit den Hörgewohnheiten vollzog der russische Organist anschließend mit dem verstörenden, an Grenzen rührenden, wild-disharmonischen, klangverzerrend und aus den klassischen Mustern komplett ausbrechenden Komposition „Hell und Dunkel“ von Sofia Gubaidulina.
Frank Martin zum Schluss
Atmosphärische-getragene, schwebende Melancholie, dichte, subtil-bedrohliche Spannung und eine geradezu beladene Stimmung erzeugte das Duo mit Frank Martins „Sonata da chiesa“ von 1938, ein würdiger Schlusspunkt eines herausfordernden , aber sehr überzeugenden Musik-Nachmittags.

Solidarität per Video

„Das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit ist ein Menschenrecht. Und deshalb ist es unser aller Aufgabe, Menschen, die in Seenot geraten sind, im Mittelmeer zum Beispiel, zu retten.“ Es sind klare Worte, die Dr. Barbara Hendricks (SPD), Bundestagsmitglied für den Kreis Kleve und ehemalige Bundesumweltministerin, findet.
In einem halbminütigen Video, veröffentlicht auf Facebook von der „Aktion pro Humanität“ (APH), fordert sie zudem, dass die europäischen Länder die Seenotrettung wieder zu ihrer Aufgabe machen. Humanitäre Initiativen, die sich derzeit an der Rettung beteiligen, dürften nicht kriminalisiert werden.
Von Steffi Neu bis Judy Bailey
Die Bundespolitikerin zählt zu einer ganzen Reihe von Menschen, die eine klare Meinung in Kurzvideos äußern. Dazu gehören auch WDR-2-Moderatorin Steffi Neu, die Sängerin Judy Bailey, Weihbischof Rolf Lohmann und der Kevelaerer Wallfahrtsrektor Gregor Kauling. Initiiert hat die Aktion Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der APH. Sie hat die Kontakte geknüpft und Menschen angesprochen, die sie schon von der Arbeit für die Hilfsorganisation kennt. „Wir möchten versuchen, auf diesem Wege möglichst viele Leute anzusprechen und für das Thema der Seenotrettung zu sensibilisieren“, erklärt sie.
Dabei ist es das eigentliche Ziel der APH, durch konkrete Hilfe vor Ort, in Afrika, Fluchtursachen zu bekämpfen. Sei es durch den Bau von Brunnen, aber auch durch den Bau eines Krankenhauses in Benin zum Beispiel. „Dort, in Benin, hat sich rund um das Krankenhaus die Infrastruktur schon deutlich verbessert. Außerdem werden etwa die örtlichen Handwerker immer wieder mit eingebunden“, erklärt Kleuren-Schryvers, die sich immer wieder selbst ein Bild von der Lage in Afrika macht.
„Die Leute dort, die durch das Hilfsprojekt Beschäftigung und ein Auskommen haben, hört man nie von Flucht reden. Und wenn es uns vom Niederrhein aus gelingt, in einer Region in Afrika solch ein Gefühl aufkommen zu lassen, dann ist da doch auch mehr möglich“, ist sie sicher.
Das ändere aber nichts daran, dass es derzeit die Flucht über das Mittelmeer gibt, und dass die Menschen, die Ertrinkende retten, kriminalisiert werden. Dagegen möchte die APH mit den Prominenten ein Zeichen setzen. Wobei Kleuren-Schryvers auch betont: „Auch wenn ich die Worte und Ausdrucksweise des italienischen Außenministers Salvini nicht teile, kann ich doch verstehen, dass die europäischen Mittelmeer-Anrainer-Staaten frustriert sind.“
Die aktuelle Konfrontation könnte die Diskussion insgesamt weiterbringen, „denn wir hier in unserer Blase der Ich-Bezogenheit merken so, dass das Problem der flüchtenden, von Perspektivlosigkeit getriebenen, von Krieg und Folter geschundenen Menschen nicht bereits in Gänze im Mittelmeer ertrunken oder in der Wüste verdorrt ist.“
Weitere Beiträge folgen
Neben den bereits geposteten Videos sollen in den kommenden Tagen noch weitere Beiträge erscheinen. Diese sind zu sehen auf der Facebookseite der Aktion pro Humanität und auf der Videoplattform Youtube, wo die APH einen eigenen Kanal eingerichtet hat. Weitere Informationen gibt es auf www.pro-humanitaet.de

Gott wieder an die erste Stelle setzen

Rund 100 Menschen hatten sich zum zehnten Medjugorje-Pilgertag der Gebetsvereinigung Regina Pacis Kevelaer im Forum Pax Christi versammt, um sich miteinander im Glauben zu stärken. „Was uns verbindet, ist da gemeinsame Gebet“, unterstrich der geistliche Begleiter der Gebetsvereinigung, Gereon Beese.
2010 hatte sich die Gebetsvereinigung gegründet. „Es gab immer einen losen Verbund an Pilgern, die von Kevelaer aus nach Medjugorje reisten“, erklärte Werner Börsting, der Schriftführer der Vereinigung. Über Mundpropaganda wäre die Gruppe, die dorthin fuhr, immer größer geworden und ginge auch über Kevelaer weit hinaus: „Wir in der Pilgerleitung setzten uns dann zusammen, weil wir mitbekamen, wie angerührt diese Menschen immer wieder waren. Und da sagte wir: Die müssen eine Betreuung finden.“
Aus diesem Impuls heraus entstand auch der gemeinsame Pilgertag in Kevelaer, um die verschiedenen Gebetsgruppen und Medjugorje-Pilger zusammenzuführen und den Ort bekannter zu machen. Daneben gebe es die Fahrten nach Medjugorje, einen wöchentlichen Telefon-Gebetskreis und Zusammenkünfte wie den Pater-Slavko-Gedenktag in Kevelaer im November.
Auch der Vorsitzende Richard Schulte-Staade war wieder mit zugegen. Der Ehrenbürger Kevelaers war 2006 erstmals mit als Begleiter nach Bosnien-Herzegowina gereist und fährt seitdem immer wieder dorthin: „Die Ernsthaftigkeit der Menschen“ und die Tiefe ihres Glauben habe ihn dort immer „sehr beeindruckt.“
Wallfahrtsrektor Gregor Kauling begrüßte ihn und alle anderem Teilnehmer mit den Worten: „Alle sind immer neu eingeladen, um den Frieden zu ringen, das Leben zu schützen und die Liebe zum Leben zu entwickeln.“ Er sprach von einer „Herzensverbindung“, die seit 1986 über Jugend-Wallfahrten und Hilfskonvoi-Lieferungen in Zeiten des Krieges in den 90er Jahren zu Medjugorje persönlich bestehe: „Medujorje ist eines der großen geistlichen Zentren geworden.“
Mittlerweile habe auch der Papst „offiziell“ das Pilgern dorthin erlaubt. Das läge auch an den sechs Leuten, die dort eine Marienerscheinung erlebt hätten. „Ich habe sie gesprochen. Für mich war das authentisch.“
Den musikalischen Part in der Abfolge von Lied und Gedanken, vorgetragen von Richard Schulte-Staade, übernahmen Mitglieder der Gruppe „Totus Tuus“, die aus einer Medujorje-Pilgerreise im Jahr 1994 hervorgegangen war. Mit Liedern wie „Mit dankbarem Herzen komm ich zu Dir“ oder „Wir erheben uns im Glauben“ sorgten die Musiker für einen starken spirituellen Impuls.
Schließlich war es dem früheren Pater von Medjugorje, Ivan Landeka, vorbehalten, mit seinen Worten Tiefe und Nachdenklichkeit bei den Zuhörern zu erzeugen. Die europäische Gesellschaft habe „Kriege, Pest und Hunger erlebt“, müsse sich jetzt aber einer neuen Herausforderung stellen: dem Wohlstand. „Haben wir gelernt, im Wohlstand zu leben und zu glauben?“, so seine provokante Frage. „Wir müssen lernen, in Wohlstand und Sattheit den Glauben zu halten“, lautete sein Appell. Es hätten sich eine Reihe von Parallelgesellschaften herausgebildet, sprach er von einer „Erosion des Glaubens.“
Er betonte: „Medjugorje ist die Rückbesinnung auf das inhaltlich Christliche, Gott an erster Stelle zu setzen.“ Landeker erinnerte er an die Worte Adenauers, der selbst eine Woche vor den Verhandlungen mit Russland über die Rückführung von Kriegsgefangenen im Jahr 1955 nochmal gepilgert sei: „Pilgerorte sind die geheimen Hauptstädte Europas.“
Es brauche eine „Neuevangelisierung der Kirche“, mahnte Landeka davor, sich einen „Elfenbeinturm der Unschuld“ zu bauen. „Wo es keine Sünde gibt, hat keiner Bedürfnis nach der Barmherzigkeit Gottes.“ Umkehr und Buße seien „keine Drohbotschaft, sondern eine frohe Botschaft.“

Moskauer Konzertorganist an der großen Seifert-Orgel

Wann kann man schon einmal einen Reigen aus der Oper Orpheus und Euridike in der Kirche hören? Nun, der Moskauer Konzertorganist und Musikwissenschaftler Alexander Fiseisky macht auch das möglich. Am Sonntag, 14. Juli, ist der bekannte Musiker in Kevelaer zu Gast und wird um 16.30 Uhr in der Marienbasilika spielen. Begleiten wird ihn seine Tochter Vera Fiseiskaya (Flöte).

Auf dem Programm steht u.a.: Bach (u.a. zwei Choralbearbeitungen: Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich und Aus der Tiefe rufe ich ), Leonardo Vinci, Benedetto Marcello, Mendelssohn Bartholdy, Gluck und die Ballettszene Reigen seliger Geister aus der Oper Orpheus und Euridike. Karten acht Euro.