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Wer möchte Presbyter werden?

Wenn Karin Dembek über das Presbyteriumsgesetz ihrer Kirche spricht, spürt man, dass auch eine Christin unduldsam werden kann. „Das halte ich für völlig antiquiert“, sagt die Kevelaerer Pfarrerin mit Blick auf die Wahlen zum Presbyterium, die im März 2020 anstehen, um die sie sich aber jetzt schon kümmern muss.
Das Gesetz sieht enge zeitliche Grenzen und Kriterien vor. Eine dieser Zeitgrenzen ist der Korridor zwischen dem 19. und 26 September. In diese Zeit fällt das Vorschlagsrecht der Gemeindemitglieder für Kandidaten, obwohl die Wahl noch ein halbes Jahr hin ist.
„Das ist extrem wenig Zeit“, kritisiert die Gottesfrau. „Es ist nicht überraschend, dass es dann schwer ist, Menschen für diese Arbeit zu finden.“ Man habe im Vorfeld bereits herumgefragt, ob jemand in der Gemeinde sich aufstellen lassen will, „Wir haben uns bisher nur Absagen eingehandelt.“
In zwei Gemeindebriefen habe man auf die Wahlen aufmerksam gemacht. „Das ist aber als Aufruf zu klein“, hofft sie, über diesen Weg doch noch Interessenten zu gewinnen.
Zwar habe sich mit Pascal Janssen bisher nur ein Mitglied des Presbyteriums erklärt, aufgrund seines Studiums in Aachen nicht mehr zu kandidieren. Es sei sehr erfreulich, dass sieben Mitglieder diese Tätigkeit weiter mit voller Kraft ausüben wollen. „Allerdings müssen wir mindestens zwei Kandidaten finden, damit es die Möglichkeit einer Wahl gibt.“
Die Pfarrerin würde sich freuen, „wenn sich Menschen finden, die ab 2020 vier Jahre lang Gestaltungsarbeit machen wollen.“ Die Arbeit für die Gemeinde sei eine erfüllende Aufgabe, die den Beteiligten viel Freude bereite.
Wählbar sind alle Gemeindemitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Kevelaer, die am Wahltag 18 Jahre alt sind und das 75. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Das Presbyterium ist die geistliche Leitung der Kirchengemeinde und ist darüber hinaus für Personal, Gebäude und Finanzen zuständig. Das Kevelaerer Presbyterium hat zurzeit neun Mitglieder: acht gewählte Presbyterinnen und Presbyter und die Pfarrerin, die „geborenes“ Mitglied des Presbyteriums ist.

Vigil in der Marienbasilika

Andächtige Ruhe, die schwach erleuchtete und dennoch effektvoll in Szene gesetzte Basilika, dies empfing jeden, der durch ihre Pforten trat. Dank neuartigen Lichteffekten zeigte sich das Gotteshaus einen Abend lang von einer ganz anderen Seite.
Dieses Ereignis zog zahlreiche Menschen an, die zusammen das Fest Mariä Geburt einleiten wollten. Dank vieler Impulse wurden die Besucher zum Nachdenken angeregt: über das anstehende Fest, über Gottes Liebe, über sich selbst. Untermalt wurde dies von Orgelklängen und den Stimmen des Knabenchors.
Der Andacht folgte eine Zeit der Anbetung des Allerheiligsten Sakraments. Ein Ereignis, das heutzutage zunehmend aus den Kirchen schwindet, da es vielen Menschen zu unscheinbar und veraltet scheint.
Doch an diesem Abend in der mysteriösen Basilika mit den bewegenden Worten des Pastors im Kopf wurde dies zu etwas ganz Besonderem und Feierlichen. Abgeschlossen wurde die Vigil mit einem feierlichen Segen.
Nach dem Auszug aus der Basilika folgte die Lichterprozession. Diese führte alle Beteiligten mit ihren Kerzen durch die Straßen Kevelaers. „Eine feierliche Prozession, mitten in der Nacht, mit so vielen Teilnehmern? So etwas ist fast nur in Kevelaer möglich“, dachten sich sicherlich die zahlreichen Menschen, die aus den Fenstern von Restaurants und Häusern die Prozession bestaunten. Blicke wurden getauscht, Handykameras gezückt und gewunken, als die Prozession durch die Hauptstraße zog.
Nach dem Schlusssegen an der Gnadenkapelle gingen alle Teilnehmer von Freude erfüllt zurück in ihr alltägliches Leben. Auf die Frage, wie es ihnen gefallen habe, folgte ausnahmslose Begeisterung: „So etwas müsste es öfter geben“, sagte eine Besucherin. Ein Ereignis, das den meisten Teilnehmern noch eine lange Zeit im Gedächtnis bleiben dürfte.

Niederrheiner bauen ein Krankenhaus in Afrika

Wer in der Region Torodi im afrikanischen Niger ernsthaft erkrankt, muss lange Wege auf sich nehmen, um das nächste Krankenhaus zu erreichen. Selbst ein Röntgenapparat steht erst rund 150 Kilometer entfernt. Mit viel Hilfe vom Niederrhein soll nun ein Krankenhaus in der Gemeinde Makalondi auf einem Grundstück entstehen, dass die Kirche zur Verfügung gestellt hat. Darüber informierte die Aktion pro Humanität (APH) aus Kevelaer im St.-Josef-Hospital in Xanten.
Schon bevor der Grundstein gelegt ist, kann Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Vorsitzende der APH, über ein breite Unterstützung freuen. So hat die Zevens-Stiftung des Klever Investors Bernd Zevens zugesagt, den Bau aller geplanten Module des Krankenhauses zu finanzieren. „Sonst kann man alle paar Jahre ein neues Modul bauen und muss dann sparen, bis man das nächste angehen kann“, erklärte Kleuren-Schryvers.
Durch Zevens’ Engagement können nun wohl schon innerhalb von fünf Jahren Gebäudemodule für eine Notaufnahme, eine Mutter-Kind-Station, einen Operationssaal, eine Pädiatrie, ein Labor und auch die Verwaltung gebaut werden. Die „action medeor“ aus Tönisvorst hat in Aussicht gestellt, bei der technischen Ausrüstung zu helfen und die Familie Seibt von der Grav-Stiftung will sich mit ihrer Stiftung um die Wasser- und Stromversorgung kümmern. Unterstützt werde APH auch immer wieder durch das Bistum Münster, betonte die Vorsitzende.
Alle, die mit ihrer Unterstützung die Grundlage für das geplante Krankenhaus geschaffen haben hoffen nun, damit gleichzeitig ein Signal zu setzen. Denn weitere Spenden werden dringend benötigt, um die notwendige Ausrüstung und den Betrieb des Krankenhauses zu ermöglichen. Er wünsche sich, sagte Weihbischof Rolf Lohmann, dass die Region Niederrhein die Region Torodi in Afrika unterstützt. Das bisherige Engagement sei „großartig“ betonte er und bedankte sich bei allen, die schon ihre Hilfe zugesagt haben.
Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger, der ebenfalls nach Xanten gekommen war, konnte man die Freude über die guten Nachrichten ansehen. „Ich werde mit einem Gefühl der Dankbarkeit nach Hause zurückkehren“, sagte er, „die Hilfe vom Niederrhein bringt Hoffnung in meine Heimat. Das gibt den Menschen eine Perspektive und ermutigt sie, in ihrem Land zu bleiben.“
Gleichzeitig richtete Lompo einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft: „Wie könnt Ihr uns helfen, aus dieser lebensbedrohlichen Situation im Niger herauszukommen? Wenn es keine Hilfe und internationale Unterstützung gibt, werden die Menschen weiter flüchten und das Land verlassen.“ Der Niger gilt mit rund 20 Millionen Einwohnern als eine der ärmsten Regionen der Welt. Zahlreiche Menschen sind akut vom Hunger bedroht, außerdem verbreiten Dschihadisten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung.
Durch das Krankenhaus soll nicht nur den Menschen eine Perspektive gegeben werden, die dort künftig behandelt werden, ergänzte Kleuren-Schryvers: „In einem vergleichbaren Krankenhaus der APH in Benin finden rund 100 Menschen und damit ihre Familien regelmäßig seit 25 Jahren Lohn und Brot. Kleine Handwerksbetriebe in der Umgebung sind mit ihren Dienstleistungen einbezogen in das Projekt. Wir möchten auch im Niger mit dem Bauunternehmen vertraglich vereinbaren, dass über die gesamte 50 Prozent der Hilfs- und Facharbeiter aus der Region rekrutiert werden.  Damit werden Chancen eröffnet, Hoffnung gegeben.“
Im Anschluss an das Gespräch führten Dr. Ulrich Meder, Chefarzt der Inneren Abteilung, und Dirk Henricy, OP-Leiter in Xanten und seit fünf Jahren in Benin engagiert, Erzbischof Lompo durch das Xantener Krankenhaus.
Weitere Informationen zur Aktion pro Humanität und Spendenmöglichkeiten für das geplante Krankenhaus im Niger und weitere Hilfsprojekte gibt es unter: www.pro-humanitaet.de

Schwarzbrot zwischen den Jahren

Ob sie hinterher mit einem guten Wein auf das Gelingen ihres Experimentes anstoßen werden, wissen sie noch nicht. Aber das Bild mit dem Brot haben Dr. Bastian Rütten und Romano Giefer schon genau vor Augen: Sie wollen, natürlich im übertragenen Sinne, kein Weißbrot mit dick Marmelade drauf anbieten, das „ist lecker, aber hält nicht lange vor“, sagt Rütten. „Wir wollen Schwarzbrotmomente schaffen, an denen die Leute noch lange zu knabbern haben.“
Dr. Bastian Rütten, Theologischer Referent der Wallfahrt und pastoraler Mitarbeiter an St. Marien, hat das Libretto geschrieben und will gemeinsam mit Fabian Matussek (Sprecher, Moderator und Schauspieler), Chordirektor Romano Giefer (musikalischer Leiter) und rund 130 weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem „weihnachtlichen Klassikerding“, dem Weihnachtsoratorium von Bach, eine „Musik-Erzählung der besonderen Art“ machen.
Wenn Rütten die Idee beschreibt, hört sich das so an wie eine Art „Directors Cut“ für alle Fans des Weihnachtsoratoriums – die sich, um noch einmal das Bild zu bemühen, vielleicht auch ein bisschen sattgesehen haben an den weihnachtlichen Klassikern der Kantaten 1 bis 3, die üblicherweise in TV und Kirchen landauf, landab auf den heiligen Abend einstimmend die Weihnachtsgeschichte erzählen. In Kevelaer denke man da weiter, biete eine Art „Best of Kantate 1 bis 6“, sagt Rütten. Natürlich seien auch die Klassiker darunter, etwa das den Projektnamen gebende „Jauchzet! Frohlocket!“. Aber man wolle „bewusst nicht eine heile Welt vorgaukeln“, sondern „Tiefeninhalte aktivieren“ und Raum für „Zwischentöne“ schaffen. Deshalb wurden auch die Aufführung bewusst in die Zeit „zwischen den Jahren“ gelegt. „Wir sind dazu da, mit den Leuten unterwegs zu sein als Suchende“, beschreibt Rütten die Grundhaltung dahinter. Um die Leute abzuholen, werde die Inszenierung längst nicht nur musikalische Momente bereithalten, verspricht er. Ein Konzert werde es nicht, eine theologische Vorlesung auch nicht, eine Theateraufführung ebensowenig wie eine Tanzdarbietung. Aber von allem sei etwas dabei.
Klingt ein wenig nach weihnachtlicher Wundertüte und vielleicht ist es das auch – schließlich wissen die Macher auch noch nicht so genau, wo sie ihr Experiment schließlich hinführen und welche Menschen es mitnehmen wird. Romano Giefer, der eng mit Bastian Rütten zusammenarbeitet und glücklich ist über die „unglaublichen Freiheiten“, die das Projekt ihm als Chordirektor der Basilikamusik bietet, umschreibt das Ziel so: „Wir wollen mit Blick auf das Werk ein Gebäude entstehen lassen, das möglichst viele Fenster hat, die Einblicke gewähren auf das Geschehen.“
Nicht mehr und nicht weniger als die „richtigen Fragen an den richtigen Stellen“ seien es, die man stellen wolle, ergänzt Rütten. Und: „Wir werden den Leuten nicht ersparen, froh und glücklich, aber mit einem Fragezeichen und einem Arbeitsauftrag nach Hause zu gehen.“
Wer sich darauf einlassen will, sollte sich vermutlich beeilen: Der Vorverkauf für die zwei Aufführungen am Samstag, 28. Dezember, 19.30 Uhr, und Sonntag, 29. Dezember, 16 Uhr, in der Basilika, läuft bereits. Karten gibt es an der Pforte des Priesterhauses und im Internet auf der Seite www.basilikamusik-kevelaer.de. Sie kosten 20 Euro pro Karte und es sind je Aufführung nur 250, damit jeder Besucher die Inszenierung mit allen Sinnen erleben könne, sagen die Macher.
Unter der Leitung von Romano Giefer werden sich mehrere Formationen aus der Basilikamusik – Erwachsene, aber auch Kinder – beteiligen, weiterhin sind Sophia Bauer (Sopran), Alexandra Thomas (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und René Perler (Bass)dabei. Das Rheinische Oratorienorchester wird den Orchesterpart übernehmen. Die Arien werden als Ballettszenen choreografiert, umgesetzt von der „Compagnie Annette Schulz“.
Rund zwei Stunden werden die Aufführungen dauern und Bastian Rütten ist es wichtig, die „Freiheit der Produktion“ noch einmal zu loben, die ihm die Wallfahrtsgemeinde gebe. Was dabei herauskommen kann, wenn man auch mal was riskiert, hat Rütten unter anderem schon bei der Produktion „Mensch! Maria!“ zum Jubiläum der Wallfahrt gezeigt. Und die Anhänger des eher klassischen Weges kann er auch beruhigen: „Wir lassen das andere, Traditionelle ja nicht“, sagt er.
Karten für die beiden Aufführungen am Samstag, 28. Dezember, 19.30 Uhr, und Sonntag, 29. Dezember, 16 Uhr in der Basilika gibt es zum Preis von 20 Euro an der Pforte des Priesterhauses und im Internet auf der Seite www.basilikamusik-kevelaer.de.

Buntes Farbenchaos oder Gesamtkunstwerk?

Der Festtag zu „Ehren des heiligen Namens Mariens“ am 12. September ist vor allem in ländlich geprägten Regionen nach wie vor ein Begriff und ein durchaus bedeutungsvoller Tag im Jahreskalender.
„An Mariä Namen sagt der Sommer Amen“, so heißt es im bäuerlichen Kalender, in dem der Festtag seit jeher das Ende des Sommers festlegt. Im Marienwallfahrtsort Kevelaer markiert Mariens Namenstag keineswegs das Ende der sommerlichen Pilgerzeit. Viele weitere Festtage folgen noch bis zum Hochfest Allerheiligen, dem Abschlusstag der jährlichen Wallfahrtssaison.
Und auch an Mariä Namen werden wieder besonders viele Menschen die Wallfahrtsstadt besuchen, unter ihnen sicher auch zahlreiche Namenstagskinder, denn der Name Maria zählt mit seinen unzähligen Varianten nach wie vor zu den weltweit populärsten Vornamen.
Zum Pontifikalamt am Festtag kommt in diesem Jahr der ehemalige Pfarrer von St. Marien und Rektor der Wallfahrt, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, aus Münster zurück an seine ehemalige Wirkungsstätte. Das Festhochamt beginnt am Donnerstag, 12. September, um 10 Uhr in der Basilika.
Besonders freuen dürfen sich alle Kevelaer-Freunde auf den Abend des Festtags.
Zum 100. Todestag des Kirchenmalers Friedrich Stummel, der ab 1891 gemeinsam mit seinen zahlreichen Schülern, Lehrlingen und Gesellen die kunstvolle Ausmalung der Basilika geschaffen hat, hält Weihbischof Dr. Zekorn ab 20 Uhr den Festvortrag in der Basilika.
Unter dem Titel „Buntes Farbenchaos oder Gesamtkunstwerk? Kunstgeschichte und Spiritualität der Basilika“ wird der ehemalige Rektor der Wallfahrt seinen ganz eigenen Blick auf das künstlerische und theologische Programm des Kirchenmalers Stummels werfen. Basilikaorganist Elmar Lehnen spielt an der großen Seifert-Orgel der Wallfahrtskirche.

Das Gemeinsame im Glauben

Es war ein beeindruckendes Bild, das sich dem Betrachter vor den Türen der Antonius-Kirche bot. Denn die Mitglieder der fünf Antonius-Pfarrgemeinden feierten einen gemeinsamen Wallfahrtstag in Kevelaer.
An die 300 Mitglieder der unter dem Dach der St. Antonius-Kirche versammelten Gemeinden der Ortsteile Winnekendonk, Achterhoek, Twisteden, Kervenheim und Kevelaer fanden sich vor der Kirche zusammen, um den Weg zum Gnadenbild und in den gemeinsamen Gebetstag miteinander zu bestreiten.
„Das ist schon wichtig im Sinne von Glaube, Sitte, Heimat“, sagte der Vorsitzender der St. Maria-Bruderschaft Achterhoek, Michael Stenmans. „Früher sind wir mit den Kindern gegangen. Wir sind halt in dem Glauben erzogen“, fügte die Winnekendonkerin Hildrud van Stephaudt an.
So ein Tag mache einem das Gemeinsame im Glauben nochmal bewusst, ordnete der „Diakon mit Zivilberuf“, Berthold Steeger, das Ereignis ein: „Das ist wichtig, dass es uns als Pfarrgemeinde zusammenführt. Und wir spüren nochmal in besonderer Weise den Bezug zur Wallfahrtsstadt Kevelaer und der Trösterin der Betrübten.“
Von der Kirche aus machte sich der Zug mit den Ministranten und der Pilgerkerze, die bei der Eucharistiefeier gesegnet wurde, auf den Weg durch die Hauptstraße hin zu der Gnadenkapelle.
Dort sprach Pfarrer Manfred Babel das einführende Gebet. Danach leitete Pfarrer Andreas Poorten die Gläubigen zum Forum Pax Christi, um dort die Eucharistiefeier zu begehen. Den musikalischen Part übernahmen Mitglieder der Antonius-Kirchenchöre unter dem Dirigat von Birgit Lehnen. „Auch wenn wir häufig mitten in der Stadt sind und in der Nähe, ist es gut, dass hier bewusst zu tun, sich dafür Zeit zu nehmen“, hoffte Wallfahrtsrektor Gregor Kauling für alle, dass sie„ das hier lassen, was die Seele schwerer macht und das für sich daraus zu schöpfen, was für den Alltag wichtig ist.“
Kauling nahm Bezug zu dem Motto des Wallfahrtsjahres „Wohin sollen wir gehen?“. Er bezeichnete es als „Stoßseufzer in die kirchliche Wirklichkeit“. Alle zwei Jahren würden Pastoralkonzepte „durchgeknallt“, da sei der Blick „zu Maria“ wichtig „für den Blick auf die Zukunft.“ Kauling sei froh, dass er diese Zukunft nicht allein gestalten müsse und wünschte allen „einen guten Wallfahrtstag.“
In seiner Predigt nahm der Pfarrer von St. Antonius, Andreas Poorten, Bezug auf die Lukas-Geschichte des Jesus-Besuches bei den Pharisäern und dessen Gleichnis von der Hochzeit. Poorten stellte das Gleichnis in einen historischen Kontext. Er erinnerte an die Machtergreifung der Nationalsozialisten und den „Weltenbrand“, den sie mit dem Überfall auf Polen vor 80 Jahren entfacht hatten.
Der Zweite Weltkrieg habe, neben den Verbrechen der Nazis an den Juden, zu weiteren millionenfachen Opfern und der Zerstörung Europas geführt. „Was treibt den Menschen an, sich an die Spitze zu setzen und zu denken, etwas Besseres zu sein?“, stellte er die Frage in den Raum.
„Das war unsere Geschichte, wir haben daraus gelernt“, sagte Poorten. Aber Besserwisserei kenne man heute noch: „Als hätte man die Welt im Döschen und könnte mir ihr machen, was man will“. Dabei verwies er auf den brennenden Regenwald am Amazonas. „Viele Menschen glauben, die Herren zu sein, an der Spitze zu stehen“ und hinterließen dabei wortwörtlich „verbrannte Erde.“
Es gehe aber nicht darum, frei nach Knigge „Bella Figura“ zu machen, wie es das Gleichnis klar ausdrücke. Jesus sei „den Weg für uns“ vorausgegangen, als er sich „zur Erhöhung seiner selbst“ erniedrigt habe.
Man brauche sicher Menschen, die Macht ausüben. Aber auch mit Bezug zur Kirche höre sich das schrecklich an, erzählt er von einem Interview mit einem Diözesanbischof, der sich über seine Fähigkeit des Leitens in der Kirche definiere. „Wenn ein Bischof meint, dass er leiten müsse, kriege ich Grummeln im Bauch.“
Es sei vielmehr „der Weg des Dienens, sich den Armen zuzuwenden“, sagte Poorten. „Wir sollen die Stelle Jesu einnehmen, für andere da sein. Wir werden dafür vielleicht belächelt, aber darum soll es nicht gehen“, meinte Poorten. „Die Menschen der heutigen Zeit hätten nur den beschränkten Horizont auf fünf, zehn oder zwanzig Jahre. Wir schauen weiter auf die Ewigkeit.“
Im Anschluss an die Feier nutzten die Gläubigen die Möglichkeit, zu beten, Ruhe zu finden oder sich im Café miteinander auszutauschen. Anschließend zogen die Gläubigen entlang des Kreuzweges, sangen und verharrten an den einzelnen Stationen. Am Ende des gemeinsamen Pilgerweges erhielten die Pilger in der Pfarrkiche St. Antonius den sakramentalen Segen.
https://www.kevelaerer-blatt.de/das-gemeinsame-im-glauben-finden/

Kupferrohre an der Kirche geklaut

In der Zeit vom 29. August, 18 Uhr, bis zum 31. August, 10.45 Uhr, entwendeten unbekannte Täter an der St. Antonius Kirche an der Gelderner Straße Kupferrohre. Die Täter brachen die Befestigungsschellen an mehreren Stellen der Kirchenmauer auf und lösten so die Kupferfallrohre aus der Befestigung.
Die unbekannten Täter flüchteten mit der Beute in nicht bekannte Richtung. Zeugenhinweise bitte an die Kripo Goch unter Telefon: 02823/1080.

300. Betriebsjubiläum des alteingesessenen Handwerksbetriebes te Niersen-van Aaken

Bereits seit 1455 sind Angehörige der Familie van Aaken in Kevelaer in alten Kirchenbüchern erwähnt, Angehörige der Familie te Niersen sind spätestens mit der Einsetzung des Bildstocks der Gnadenkapelle 1642 urkundlich erwähnt. Vor in diesem Jahr genau 300 Jahren gründete Caspar te Niersen an der Hauptstraße in Kevelaer seine eigene Zimmerei und Schreinerei. Als die Zimmermannstochter Bernadine te Niersen den Zimmermeister August van Aaken am 22. Juli 1903 heiratete, verschmolzen beide alte niederrheinische Handwerkerfamilien miteinander und sind bis heute in Kevelaer als Handwerksfamilie präsent. Lange Zeit hatten die Familien neben dem Handwerk auch noch Pilger beherbergt und bewirtet. Besagte Bernadine te Niersen und August van Aaken schenkten elf Kindern das Leben. Das siebte Kind, geboren am 6. Juli 1914 in Kevelaer, sollte sein Leben als Steyler Missionar und Bischof in Argentinien und Paraguay verbringen: August van Aaken. Er lebte und arbeitete für die Indios in Paraguay, die vielfach noch im Urwald lebten und half ihnen bei der Selbsthilfe. Seine Bischofsresidenz war ein einfaches Holzhaus, er lebte unter den armen, einfachen Menschen selbst bescheiden und schlicht, aber mit frohem Herzen und getrieben von der Liebe Gottes, die er auch den Menschen im Urwald bringen und verkünden wollte.
Im Jahr 1989 wurde er mit dem großen Bundesverdienstkreuz mit Stern geehrt, hoch angesehen starb er nach einem Leben in der Mission am 11. August 1990 in Obligado in Paraguay. 20 Nichten und Neffen des hohen Würdenträgers leben heute noch und sprechen noch stets voll Bewunderung von ihrem Onkel. „Mein Onkel prägte mich von Jugend an mit seinen Briefen und Berichten aus seiner Missionsarbeit. Seine väterliche Mitmenschlichkeit und ihm eigene Lebensfreude, steckten mich an. Er lebte, was er verkündete!“, erzählt Elisabeth Wackers.
„Onkel August war immer da, wenn ich Hilfe und Rat brauchte. 1997 konnte ich mit einem Vetter in Paraguay selbst erleben, wie die Einheimischen ihren verstorbenen ‚Bischof der Hemdlosen’ fast wie einen Heiligen verehrten“, weiß Heinz-Josef van Aaken.
Gemeinsam mit allen Cousins und Cousinen und allen weiteren Nachkommen der Familien Te Niersen und van Aaken wird es am 7. September anlässlich des 300. Betriebsjubiläums des Handwerksbetriebes te Niersen-van Aaken einen Dank- und Gedenkgottesdienst geben, der um 9 Uhr in der Kerzenkapelle stattfindet. Am Ende der Hl. Messe wird Pastor Gregor Kauling ein Porträt ihres berühmten Vorfahren, Bischof August van Aaken SVD, überreicht, der ja ein namhafter Sohn Kevelaers ist, aber bisher im Priesterhaus noch kein eigenes Porträt hatte. Das soll sich nun ändern und sein Bild zur wertvollen Erinnerung an den hohen Würdenträger aus Kevelaer auch das Priesterhaus zieren. Die Verantwortlichen laden alle herzlich ein, die sich dem Missionsbischof oder den beiden Familien verbunden fühlen, den Dank- und Gedenkgottesdienst mitzufeiern und am Ende auf noch viele segensvolle Jahre in Kevelaer gemeinsam anzustoßen.

Ein Hoffest zum 60-jährigen Bestehen

„Gottes Schöpfung ist schön“. Das sagte Pfarrer Andreas Poorten inmitten auf Heuballen sitzender Kinder, frischer Landluft und der morgendlichen Hitze des vergangenen Sonntags. Die Nähe zur Schöpfung und zur Natur ist den Jugendlichen der katholischen Landjugendbewegung wichtig, weswegen sie Klein und Groß am Sonntag einluden, das Leben auf dem Land näher kennenzulernen.
Zu ihrem 60. Jahr des Bestehens entschieden sich die Jugendlichen für eine Veranstaltung, die verdeutlicht, wie fortgeschritten und modern das Leben auf dem Land sein kann. Viele der Mitglieder der KLJB sind schon seit mehreren Generationen dabei und haben diese Entwicklung des Landlebens in der Familie miterleben können. Einige sind erst später durch Freunde und Bekannte dazu gekommen. Der Verein richtet sich vor allem an Jugendliche ab 14 Jahren, die sich gerne an gemeinsamen Veranstaltungen wie Paddeltouren, Karnevalsumzügen und Feten beteiligen. Willkommen sind nicht nur diejenigen aus Winnekendonk, sondern jeder – egal ob aus Uedem, Weeze oder Kevelaer: „Wir haben keine Kilometerbegrenzung“, betonen Miriam und Sara, die auf dem Fest auf die Strohburg aufgepasst haben.
Neben der Strohburg gab es zahlreiche andere Attraktionen für Kinder aller Altersklassen: neben Stiefelwerfen und Masken- basteln waren die Ferkelrennen ein großes Highlight des Tages, welches nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern in den Bann zog. Nicht selten kam es zu fachmännischen Debatten zwischen Vätern und Söhnen, welches der kleinen Schweine wohl am schnellsten das Ziel erreicht und umso größer war der Jubel, wenn das ausgewählte Ferkel als Sieger davonzog. Durch kleine, oftmals simple Aktionen konnten viele Familien die Schönheit des einfachen Landlebens entdecken.
Jedoch zeigte der Bröcheler Hof seinen Besuchern nicht nur diese Seite des Lebens auf dem Land: „Wir wollen dem Verbraucher zeigen, dass moderne Landwirtschaft gut sein kann. Ohne Massentierhaltung und Ausbeutung“, so Landwirt Bröcheler, der der KLJB seinen Hof für das Fest zur Verfügung gestellt hat. Er finde es wichtig, dass die Menschen wissen, woher ihre Produkte kommen. Er habe nichts zu verstecken, ihm sei die Transparenz wichtig, versicherte er.
Das Leben auf dem Land habe sich stark verändert, durch globale Konzerne und die immer weiter steigenden Nachfrage. „Früher reichten 30 Kühe vollkommen aus, um seine Familie versorgen zu können, heute müssen es mindestens 80 Tiere sein“, schildert ein Landwirt. Der Mensch müsse lernen, das zu schätzen, was er hat und bekommt, und auch lernen, dass die Milch nicht nur aus dem Supermarkt kommt. Es sei ein ständiges Dilemma zwischen Preis und Tierwohl. Vieles habe sich mit den Jahren für die Tiere gebessert, dies sei allerdings immer mit neuen Kosten verbunden. Deswegen sollten Verbraucher darauf achten, ihre Produkte regional zu erwerben, mit gutem Gewissen dem Menschen und Tier gegenüber.

Martin Luther King steht Kopf

Es war eine bunte, wenn auch im Vergleich zum vergangenen Jahr etwas übersichtlichere Gruppe an Menschen, die sich am Sonntagnachmittag im Marienpark zur fünften „interreligiösen Wallfahrt“ versammelte. Etwas mehr als Hundert Menschen waren zusammengekommen, um auf Einladung von Elke Kleuren-Schryvers von der „Aktion pro Humanität“ für den Frieden zu beten.
Auch Klarissenschwestern hatten den Weg zum gemeinsamen Innehalten unter dem Motto „Friede sei in Euren Mauern – Geborgenheit in Deinen Häusern“ gefunden. „Es ist ganz wichtig, dass wir auch globaler denken. Wir sind alle Geschöpfe Gottes und sind aufgerufen, uns gemeinsam auf den Weg zu machen, um den Frieden wiederherzustellen“, machte Schwester Marlies deutlich.
„Dass alle Religionen in Frieden leben“, war auch der Wunsch des eines Lehrers, der mit seiner Frau vor einem Jahr aus der Türkei nach Bedburg-Hau geflüchtet war und gemeinsam mit ihr und dem Ausländer-Initiativkreis der Stadt zur Wallfahrt erschien.
Den Themenkreis hatte Kleuren-Schryvers im Vorfeld der Wallfahrt schon hervorgehoben: „Wie mit Flüchtlingen in Europa umgegangen wird, die hier ja nur ihr Leben und das ihrer Familien leben wollen – und wie wir vermeiden, dass Menschen zu Flüchtlingen werden.“
Vor der eigentlichen Prozession bat Michael Rubinstein vom jüdischen Landesverband Nordrhein die Anwesenden, die verschiedenfarbigen Zettel auszufüllen, die verteilt wurden. Auf diesen Zetteln standen Leitgedanken der diversen Religionen. Diese sollten mit eigenen Gedanken ergänzt werden.
Wallfahrtsrektor Gregor Kauling bezeichnete die „interreligiöse Wallfahrt“ als „wunderbaren Impuls, zurückgehend auf Rupert Neudeck“, den verstorbenen Begründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“. Dessen Geist sei „mit uns hier“, unterstrich der Erzbischof des Niger, Laurent Lompo. Es sei „wichtig, dass alle Religionen die Hände zusammen einschlagen, dass Gott ein Gott der Einheit ist.“ Im Niger lebten nur 1,5 Prozent Christen, die unter anderem in einer interreligiösen Gruppe hart dafür arbeiten, dass Frieden in dem Land herrscht, in dem Dschihadisten immer wieder für Tote sorgen.
Deutlich wurde, wie sehr die Geistlichen aller Religionen die aktuelle Weltlage umtrieb. „Wir spüren immer mehr, dass Nationalismen und Egoismen die Welt in einer Weise auseinander treiben, die wir so lange nicht mehr kannten“, sagte Kauling in seinem Grußwort. Umso wichtiger sei es, sich als Mensch zu begegnen, „egal welche Rasse, Religion oder Nationalität uns voneinander trennt.“
Die evangelische Pastorin Karin Dembek meinte später, dass ihr Angst mache, dass der Traum Martin Luther Kings, dass alle Menschen gleich miteinander leben können, umgekehrt scheine.
Vom Marienpark aus zogen die Menschen los, sangen beim Gang durch die Hauptstraße „Hevenu shalom alejchem“. Sie trugen Schilder wie „Juden, Christen, Muslime – guter Wille verbindet“ und hielten an den Stufen der Basilika. Dort empfing sie der Familienchor mit dem Lied „Come let us sing“.
Was Menschen an Gutem tun können, um in den Himmel zu kommen, darum gehe es, unterstrich der Dialog- und Kirchenbeauftragte des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ahmad Aweimer.
Das diesjährige Motto könne nicht besser gewählt sein, verwies Michael Rubinstein auf ein Zitat Salomon Korns: „Wer ein Haus baut, will bleiben.“ Viele Juden zweifelten, ob Deutschland noch ihr Zuhause sei. „Ja, es ist Zuhause, aber das funktioniert nicht von allein.“ Er dankte deshalb allen, dass sie immer wieder kommen und diesen Gedanken damit stützen.
Der Pfarrer der evangelisch-freiheitlichen Kirche, David Burau, unterstrich, wie wichtig allein schon der gemeinsame Weg zum Kapellenplatz sei. „Frieden und Geborgenheit gibt es nur, wenn wir nicht aneinander vorbeigehen.“ In dem Sinne war auch die Idee zu verstehen, dass sich die Anwesenden vor Ort untereinander begrüßten und vorstellten.
Zum Abschluss führte der Weg an die Friedensstele nahe dem Forum Pax Christi. Dort trugen die Gläubigen ihre Gedanken auf den eingangs ausgeteilten Zetteln vor: „Keine Atomwaffen mehr“, „Offenheit gegenüber allen Menschen“, „Freiheit für allen Muslime“ oder „Türen öffnen, wo Kevelaer ein sicherer Hafen geworden ist“.