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Ein Fest für Fans der Kirchenmusik

Die Basilikamusik kündigt für die kommenden Monate ein umfangreiches Programm an. Nicht allein das Festjahr zum Wallfahrtsjubiläum – dieses aber natürlich in besonderer Weise – trage zu den vollen Terminkalendern bei, die Chöre wie Chorleiter, Musiker wie musikalische Leiter in den kommenden Wochen haben dürften. Die jetzt erschienene Übersicht „Musik in Gottesdienst und Konzert“ deckt den Zeitraum bis zur nächsten Wallfahrtseröffnung bietet auch bereits einen Vorgeschmack auf das umfangreiche Programm bis Ende 2017.
Das Kirchenjahr beginnt bekanntlich mit dem 1. Advent. Daher gehöre die vor uns liegende Weihnachtszeit zum Festjahr, so die „Basilikamusiker“, die Woche für Woche die festlichen Gottesdienste gestalten. Daneben finden sich aber auch weitere kirchenmusikalische Akzente in der informativen, chronologisch strukturierten Übersicht.
Den Auftakt macht die szenische Aufführung des Kinderoratoriums „David und Jonathan“ am 1. Adventssonntag um 17 Uhr. Den Rahmen für die Spielkulisse bietet die Clemenskirche. Am 2. Adventssonntag spielt auch das Orchester der Basilikamusik eine Adventsmusik in der Beichtkapelle. Am letzten der vier vorweihnachtlichen Sonntage stimmen die Vorchöre der Basilikamusik gemeinsam mit dem Kinderorchester der Kreismusikschule auf das bevorstehende Fest ein.
Ein besonderer Moment an Weihnachten selber ist natürlich die Festandacht am 1. Feiertag mit weihnachtlicher Chormusik und dem anschließenden Turmblasen. Im neuen (Kalender-)Jahr schließt der Weihnachtsfestkreis mit einem Konzert des Mädchenchores am Aachener Dom mit der bekannten Ceremony of Carols von Benjamin Britten.
Als einen „echten Gipfel unter zahlreichen Höhepunkten“ beschreiben die Kirchenmusiker die beiden Aufführungen der Johannespassion von Johann Sebastian Bach in der Basilika am 1. und 2. April. Sie werden vom Projektchor der Basilikamusik, dem Rheinischen Oratorienorchester und zahlreichen Gesangssolisten gestaltet. „Es ist ein großes Geschenk, das Stück im Jubiläumsjahr in Kevelaer spielen zu können“, sagt Chordirektor Romano Giefer, der mit Basilikaorganist Elmar Leenen, Basilikakantor Sebastian Piel und Organist Viktor Fischer sowie der für die Organisation verantwortlichen Hanneliese Claßen die musikalischen Akzente im Kirchenjahr setzt. Giefer hofft auf großes Interesse bei den Musikfreunden der Region, was die Johannespassion angeht. Der Vorverkauf für diese beiden Konzerte beginnt bereits am 1. Advent (Karten zu je 15 Euro, Schüler bis 18 Jahre 5 Euro, in der Buchhandlung Bercker und über die Mitglieder des Chores).
Die Gestaltung der Kar- und Osterliturgie ist gewohnt umfangreich; danach richtet sich die Aufmerksamkeit der Musiker und Sänger besonders auf die Jubiläumsfeierlichkeiten Anfang Juni. Der Familienchor der Basilikamusik, der auch im kommenden Sommer wieder sein Konzert im Forum Pax Christi geben wird, soll den Reigen der Festaufführungen mit einem Eventsong am 1. Juni eröffnen. Die Gestaltung der großen Marientracht am 3. Juni, zwei Chortreffen jeweils für Kinder- und Erwachsenenchöre, ein Singspiel mit dem Musikzweig der Hubertusgrundschule sowie eine eigene Chorkonzert-Reihe prägen hier das Klangbild ebenso wie die renommierte Reihe der Orgelkonzerte, aus der vor allem das Eröffnungskonzert zur Wallfahrt mit dem früheren Basilikaorganisten Wolfgang Seifen hervorsticht.
„Kevelaer ist ein kirchenmusikalischer Ort“, betont der Wallfahrtsrektor und Präses der Basilikamusik, Domkapitular Rolf Lohmann, den hohen Stellenwert der Basilikamusik. Mit der Kirchenmusik werde das Evangelium „transportiert“, sagt Lohmann, wenn man die Menschen erreichen wolle, sei es „gut, wenn die Sinne angesprochen werden“.
Die aktuelle Übersicht „Musik in Gottesdienst und Konzert“ liegt an allen bekannten Schriftenständen am Kapellenplatz und in der Stadt aus und kann online unter „basilikamusik-kevelaer“ abgerufen werden. (nick)

Feierlicher Abschluss der Wallfahrtssaison

Wir schließen heute diese Pforte für dieses Jahr, damit sie im kommenden Jahr erneut sich öffne als Zeichen deiner immer offen stehenden Barmherzigkeit.“ Mit diesen Worten besprengte Bischof Dr. Felix Genn die Türschwelle mit Weihwasser, legte Weihrauch ein und inzensierte das Pilgerportal der Marienbasilika. Zahlreiche Menschen auf dem Kapellenplatz verfolgten, wie der Bischof von Münster anschließend die großen Türen des Pilgerportals schloss. Mit dem großen Schlüssel zeichnete er noch das Kreuz über das Portal, wandte sich um und schritt mit der Festtagsgemeinde zum Gnadenbild und anschließend weiter zum Forum Pax Christi. Mit der Schließung der Pilgerpforte geht das diesjährige Wallfahrtsjahr in Kevelaer zu Ende.
Pastor Rolf Lohmann dankte in seiner kurzen Ansprache im Forum Pax Christi allen Menschen, die sich das ganze Jahr über für die Wallfahrt, die Pfarrei und für den Glauben eingesetzt hatten. Er würdigte das Pilgerjahr 2016 als ein positives Jahr voller Aufbrüche. Besonders lobte er die Jugendlichen, die im Oktober in Rom waren und dort eine schön gerahmte Kopie des Kevelaerer Gnadenbildes durch den Papst segnen ließen. Pastor Lohmann verwies auf die Möglichkeit, diese Kopie des Gnadenbildes zwei Tage bei sich zu beherbergen, wozu Einzelpersonen und Gruppen eingeladen seien. Die Übergabe erfolgt jeweils nach dem Marienlob. Pastor Lohmann wandte den Blick auch voraus in das kommende Jahr, in dem das 375-jährige Jubiläum der Einsetzung des Gnadenbildes ansteht und dankte dem Festausschuss für die vielen schönen Ideen und Programmpunkte.
Im feierlichen Hochamt in der Marienbasilika waren alle Plätze besetzt. Chor und Orchester der Basilikamusik unter Leitung von Romano Giefer führten Rheinbergers C-Dur-Messe auf. Erst im Forum Pax Christi, wo die Predigt des Bischofs und die Erteilung des Päpstlichen Segens stattfand, konnten alle einen Sitzplatz finden. Bischof Genn ermutigte in seiner Predigt dazu, sich im Leben von Glauben und Vertrauen tragen zu lassen. „Wir sind Kinder Gottes. Wir sind von Gott geliebt. Das zu glauben, macht uns stark und das dürfen wir an die nächste Generation weitergeben“, rief er den zahlreichen Menschen zu. Und fügte hinzu: „Gott hat einen Traum von uns. Und er möchte, dass wir sein Erbarmen ergreifen. Versuchen wir es. Es geht!“
Bei schönem mildem Herbstwetter, mit Weihrauch und Blasmusikklängen zogen der Bischof, die zahlreichen Ministranten und Konzelebranten, die Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem und die Brudermeister der Gebetsgemeinschaft der Consolatrix Afflictorum im festlichen Zug zur Beichtkapelle, wo die Reliquien der beiden Patrone des Bistums Münster, des hl. Ludger und des hl. Willibrord, wieder in den Altar der Beichtkapelle eingesetzt wurden, wo sie bis zur Eröffnung der Wallfahrt im Mai 2017 bleiben werden.
„Wie schön ist es doch, katholisch zu sein. Das haben wir heute wieder gesehen“, verkündete Pastor Lohmann und verabschiedete sich und den Bischof, der zahlreiche Hände schütteln musste. (ddb)

Mott dat so blieve?

Ich wollte mal unser schönes Kevelaer von oben genießen und bin die Basilika hinauf „geklümmt“. Die wirklich herrliche Aussicht hat mich für die Anstrengung echt entschädigt – Mann, wat hab ich auf den Treppen geschnauft, bis ich endlich oben war. 65 Meter sind zwar noch nicht das Ende der Fahnenstange; bis ganz hoch zum Kreuz wollte ich auch nicht – sooo schwindelfrei ist wohl nur ein Dachdecker. Nein, nein – da oben auf 65 Meter Höhe, wo die roten Türchen leuchten, da kann man auf eine kleine Balustrade hinaus und sich den Wind um die Ohren pfeifen lassen. Und wie gesagt – diese Aussicht, bei dem tollen Wetter!
Ja – und dann kam der Rückweg, wo ich plötzlich stockte. Was steht denn da auf dem Zwischenboden? Ein Räderwerk? Ein Uhrwerk? Richtig – das alte Uhrwerk, mit dem unsere Basilikauhr vor vielen Jahren angetrieben wurde. Von einem älteren Herrn, jenseits der 75, habe ich mir dann erzählen lassen, dass er als Messdiener noch höchstpersönlich den Schwengel gedreht hat!
Unten angekommen, musste ich alles meiner Mechel erzählen; meine liebe Frau kam sofort auf den Punkt und meinte entrüstet: „Und jetzt verstaubt und verrostet dieses schöne Werk da oben und keiner weiß und hat was davon? Das gehört doch wohl für alle sichtbar ins Museum!“
Ein weiteres Mal musste ich meiner lieben Gattin Recht geben…
Euer Hendrick

Das alte Uhrwerk der Basilikauhr lagert noch immer im Turm.

Das alte Uhrwerk der Basilikauhr lagert noch immer im Turm.

375 Jahre strahlen

Wer die acht eng beschriebenen Seiten vor sich ausbreitet, mag annähernd eine Ahnung davon bekommen, wie aufwändig es war, dieses Programm zusammenzustellen. Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann wird denn auch nicht müde, allen Mitwirkenden für ihren Einsatz zu danken. Im Vorfeld des Jubiläumsjahres „375 Jahre Wallfahrt Kevelaer“, wohlgemerkt. Denn noch sind längst nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen.
Basilikaorganist Elmar Lehen komponiere beispielsweise unablässig am „1. Kevelaerer Marien-Festspiel auf dem Kapellenplatz“, das die „Festwoche“ (31. Mai bis 11. Juni) krönen soll. Unter dem Titel „Mensch! Maria! – Ein Mysterienspiel zu einem ganz normal-besonderen Menschen“ schreibt Sebastian Rütten dazu die Texte. Die Idee dahinter sei auch, so Wallfahrtssekretär Dr. Rainer Killich, in Kevelaer eine Festspieltradition zu begründen.
Die Marientracht, die sonst nur alle 50 Jahre stattfindet, ab jetzt aber alle 25 Jahre ein Zeichen setzen soll, bildet den Kern der Festwoche. Diese wiederum wird durch das Jahr umrahmt von zahlreichen Gottesdiensten und Musikveranstaltungen, Begegnungen und Wallfahrten. Auch bei Letzteren werde man im Jubiläumsjahr neue Wege gehen, erläutert „Noch-Rendant“ Gottfried Mülders, der für das Festjahr eigens sein ehrenamtliches Engagement über die Pensionsgrenze hinaus verlängert. So wolle man häufiger selbst als Veranstalter auftreten, etwa bei Themenwallfahrten wie einer Fahrradwallfahrt.
Ein umfangreiches musikalisches Programm, dessen Inhalte noch eigens erläutert werden sollen, künstlerische Momente wie etwa das „1. Deutsche Madonnari-Festival“, bei dem Street-Art-Künstler christliche Motive auf mehrere Quadratmeter große Holzplatten malen werden und schließlich natürlich zahlreiche Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen von der Familienmesse und dem Marienlob über frei gestaltete Gottesdienste unter dem Titel „Trostmomente“ bis zu Pilgerandacht und Pontifikalamt.
Ein ziemlich großes Programm, rund um das „kleine Bildchen mit der großen Ausstrahlung, ein Bild auf Augenhöhe“, wie es Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann nennt, „eine Sache der Kevelaerer für alle“, wie er betont. „Wir wollen ja in dem Jahr nicht uns feiern. Es geht darum, dass die Botschaft die Menschen erreicht.“ Man wolle das Evangelium „in die Welt hinein tragen“ und „den Menschen die Schönheit des Glaubens aufzeigen“.
Und da scheinen viele aus der Marienstadt und den Ortschaften an einem Strang zu ziehen: Gemeinden und Vereine, Schulen und einzelne Engagierte. „Mit Maria – Gottes Wort leben“ lautet die Überschrift des Festjahres. Pastor Rolf Lohmann: „Sie lädt uns ein, nach vorne zu schauen, Zukunft zu gestalten und Gottes Wort zum Maßstab zu nehmen.“ (nick)

Wie ein Fisch im Wasser

Im Marianischen Jahr 1987 erlebte Kevelaer viele herausragende Persönlichkeiten: So waren der damalige Kardinal Josef Ratzinger, Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa von Kalkutta in der Marienstadt. Am Sonntag, 4. September, wird die Nonne nun heilig gesprochen. Der von ihr gegründete Orden der Missionarinnen der Nächstenliebe besitzt 700 Häuser mit weltweit 5.100 Schwestern, die „Mutter-Teresa-Schwestern“. Großen Anteil daran nehmen Raphaël und Nicola von Loë. Ihre Tochter Jadwiga (* 1989) begann vor drei Jahren die Ausbildung in diesem Orden. Das Kevelaerer Blatt sprach mit den beiden.
KB: Waren Sie 1987 dabei, als Mutter Teresa Kevelaer besuchte?
Raphaël von Loë: Meine Frau und ich lebten damals noch in Bremen und die Geschehnisse in Kevelaer liefen Gefahr, an uns vorbei zu gehen. Allerdings entstand im Rahmen dieser Tagung ein Foto von Mutter Teresa mit dem damals die Wissener Kapellengemeinschaft betreuenden Father Joseph, der für ein Jahr bei Butzon und Bercker eine Ausbildung machte. Dieses Foto steht in unserem Wohnzimmer und verbindet uns bereits seit Jahren mit Mutter Teresa.
Im Übrigen war meine Schwester nach ihrer Schulzeit für einige Monate als Volontärin in Kalkutta und erlebte sie dort persönlich.
Was hat Ihre Tochter bewogen, gerade diesem Orden beizutreten?
Nicola von Loë: Aufgrund eines Impulses aus ihrer geistlichen Gemeinschaft Totus Tuus, über Mutter Teresa ihre Bachelorarbeit zu schreiben. Sie schrieb sie über Auswirkungen auf die soziale Arbeit in Deutschland. Ob diese intensive Befassung mit ihr den Wunsch auslöste, das Leben und Wirken der Schwestern als freiwillige Helferin in einem Konvent in Neapel zu erleben (dort konnte sie auch das erlernte liebgewonnene Italienisch anwenden) oder sich schon grundsätzlich in ihr regte, gehört zum Verborgenen ihrer Berufungsgeschichte. Wir erlebten sie in der Zeit dort lebendig wie ein „Fisch im Wasser“, also in ihrem Element.
Wie gestaltet sich der Kontakt zu Ihrer Tochter? Wo lebt sie und wie sieht ihr Tagesablauf aus?
Nicola von Loë: Wie ein Fisch im Wasser erleben wir sie auch weiterhin in den monatlichen brieflichen und telefonischen Kontakten. Das Gleiche gilt, wenn wir sie ein Mal im Jahr besuchen und über Tag aus dem Konvent (nicht jedoch ins Restaurant) mitnehmen können.
Der Tagesablauf bewegt sich zwischen 4.40 und 21 Uhr, beginnend mit Hausarbeit, Gebetszeit, Hl. Messe, dazu, je nach Ausbildungsphase, Unterricht. Nachmittags folgt nach einer weiteren stillen Gebetszeit das „Apos­tolat“, also das Sichkümmern und Aufsuchen der Ärmsten. Dies geschieht in deren anvertrauten Häusern oder an Orten ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen wie der Zigeuner, einsamer Aids- oder Suchtkranker, hilfsbedürftiger alter und obdachloser Menschen. Ebenso gehören die aufmerksame Fürsorge und der lebendige Austausch der Schwestern untereinander, auch mit den schwerkranken Schwestern der Gemeinschaft zur liebevollen Grundstruktur des Täglichen.
Was fasziniert Sie besonders an der Persönlichkeit von Mutter Teresa?
Nicola von Loë: Ihre Ehrlichkeit, Entschlossenheit und ihr „Allesgeben“ ohne Bedauern in ihrer alles durchdringenden Liebe.
Werden Sie bei den Feierlichkeiten der Heiligsprechung dabei sein?
Raphaël von Loë: Ja, für die Angehörigen gibt es über die Schwestern besondere Möglichkeiten, an den Feierlichkeiten teilzunehmen, wie auch am Vortag der Heiligsprechung eine Katechese, die Papst Franziskus den Schwestern hält.
(Interview: Doris de Boer)


Historisches

Am 19. September 1987 besuchte Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa den Marianischen Weltkongress in Kevelaer. Mit Tausenden Gläubigen betete sie im Marienpark den Rosenkranz und zwängte sich im Laufe des Tages ebenso bescheiden wie selbstbewusst aus dem überaus straff organisierten Programm: Sie bat darum, den Zeitplan durchbrechen zu dürfen, um in Ruhe beten zu können. „I need my meeting with my Lord.“ (Ich brauche die Begegnung mit meinem Herrn).
Dieses kleine große Wort zitierte der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim nach dem Tod von Mutter Teresa auf einem Reliquiar aus seinen Händen, das in der Marienstadt mit einem Streifen ihres blau-weißen Gewands an die Gründerin der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ erinnert.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Gerresheim sie längst als Maria im Kreuzweg der St.-Antonius-Pfarrkirche an der 13. Station porträtiert: „Jesus wird vom Kreuz abgenommen.“ Auch in der 8. Station erkennt der Betrachter unter den Frauen, die um Jesus weinen, Mutter Teresa.
Ein nicht minder eindrucksvolles Porträt ist auf dem Portal der Nächstenliebe zu sehen: Die sehr kleine Frau mit übergroßer Hand, die sie behutsam und bescheiden nur an den Schrein des Gnadenbilds gelegt hat. Klein und zupackend haben die Kevelaerer sie bis heute in Erinnerung. So lief sie zum Podium durch den Marienpark, nutzte unterwegs ihre Hände, um Kinder auf den Arm zu nehmen und andere Hände zu schütteln.
Was viele empfanden, fasste Bürgermeister Karl Dingermann damals zusammen: Neben der kleinen Frau mit ihrem Einsatz für Arme und Kranke könne er sich selbst nur klein fühlen. Sie hatte nichts, was nötig schien, um in der Welt Großes zu bewegen. Sie wirkte in Indien, wo Frauen oft nichts gelten, sie war klein, schwer gebeugt, herzkrank, arm, ohne jede Aggressivität oder Macht und verändert doch durch ihr Vorbild und ihr Werk bis heute immer wieder Menschen und deren Lebenssituation.
Ihr eigenes Vorbild war die Muttergottes. Am Gnadenort der Trösterin der Betrübten betete sie zu Maria. Weihbischof Heinrich Janssen übersetzte: „Maria, Mutter Jesu, gib uns dein Herz, so schön, so rein, so unbefleckt, dein Herz so voll Liebe und Demut, damit wir Jesus empfangen können in dem Brot des Lebens, ihn lieben, wie du ihn liebst, ihm dienen in der leidenden Gestalt der Armen. Maria, mach uns zu Boten seiner Liebe und seines Friedens.“ Mutter Teresa starb 1997 – zehn Jahre nach ihrem Besuch in Kevelaer. (eve)

Kirchenportal von St. Antonius zur Sicherheit abgesperrt

Das Hauptportal ist gesperrt.

Das Hauptportal ist gesperrt.


Bei der Reparatur eines Hagelschadens entdeckte in der vorigen Woche ein Mitarbeiter der Firma Hein Derix KG einen Riss im Mauerwerk der St.-Antonius-Kirche. Der Riss befindet sich im rechten Fenstersturz im Außenbereich oberhalb des Haupteingangs. Der beauftragte Architekt Dipl.-Ing. Josef Dahlmann hält es zwar für unwahrscheinlich, dass sich einzelne oder mehrere Steine lösen, hielt es aber für sicherer, den Haupteingang weiträumig abgesperrt zu lassen. Er erinnerte an einen Vorfall in den 70er-Jahren, als eine Pilgerin an der Basilika von einem herabstürzenden Wasserspeier erschlagen wurde. „Solche Ereignisse prägen und fordern bei jedem uneinschätzbaren Risiko sofortiges Handeln, um Schaden abzuwenden“, so Dahlmann.
Die St.-Antonius-Kirche ist noch kein altes Gebäude, denn am 3.1.1982, daran denken viele Kevelaerer immer noch traurig zurück, wurde die alte St.-Antonius-Kirche ein Raub der Flammen. Nur die Außenmauern der Kapelle, der Taufkonche, der Sakristei, des Chorraumes und des Turmes konnten erhalten werden. Die Architekten Baumewerd und Eling wurden mit dem Wiederaufbau beauftragt. Am 17. Januar 1987 feierte die Gemeinde mit Bischof Dr. Reinhard Lettmann die Einweihung des neuen Gotteshauses, in dem alte Baufragmente eingearbeitet worden waren.
Der Kirchenvorstand hat bereits einen Statiker und ein Bauunternehmen eingeschaltet. Der beim Wiederaufbau der Kirche tätige Polier konnte ausfindig gemacht werden und könnte bei der Ursachensuche behilflich sein, denn er hatte Einblicke in die Baustatik, die heute nicht mehr möglich sind. Die damals ausführenden Architekten sind verstorben und Baupläne liegen im Detail nicht vor.
Zwischenzeitlich wurde ein weiterer Riss (an dem ersten Fenstersturz vom Hauptportal gesehen, am Seitenschiff, Richtung Gelderner Straße) vom Kevelaerer Blatt entdeckt, der bei der Kontrolle in der letzten Woche noch nicht vorhanden war. Architekt Dahlmann informierte darüber direkt Pastor Andreas Poorten, der den Schaden mit ihm zusammen sofort dokumentierte. Auch hierum wird sich schnellstmöglich gekümmert.
Poorten bestätigte, dass der Schaden, der nicht versichert ist, durch notwendige Reparaturarbeiten schnellstmöglich beseitigt werde, da die Sicherheit für alle Kirchenbesucher und Passanten im öffentlichem Raum Priorität habe. Hierzu muss ein Teil der Kirche mit einem Gerüst versehen werden, welches durch die zahlreichen Bauüberstände sehr aufwändig werden wird.
Besucher können nur durch das Turmportal (Südseite) oder durch den Eingang der Antoniuskapelle die Kirche betreten. Diesen Zustand möchte Poorten ebenfalls schnellstmöglich beseitigt wissen, da die Antoniuskapelle ja ebenfalls ein kirchlicher Raum sei, der nicht als Flur für die Kirche genutzt werden solle.
Bleibt zu hoffen, dass nicht weitere Risse auftauchen und die Ursache für den Schaden schnell gefunden wird. (jvdh)

„Wenn es läuft, dann lass es so!“

Am Wochenende nimmt Hendrik Wenning Abschied von Kevelaer. Drei Jahre lang wirkte er an St. Marien als Kaplan. Ab September wird er Pfarrer in Gescher. Im Gespräch mit dem KB ließ Wenning seine Erlebnisse in der Marienstadt Revue passieren.
Kevelaerer Blatt: Herr Wenning, sind Sie mental schon in Ihrer neuen Pfarrei?
Hendrik Wenning: Ich musste bereits die ersten neuen Herausforderungen dort bewältigen, Dinge, die ich bislang nicht machen musste: Den Arbeitsvertrag mit der Haushälterin abschließen, die Möbel fürs Büro aussuchen…
Ich freue mich aber auf die neue Gemeinde. Was ich bislang gehört habe, ist sehr schön. Es gibt dort nur eine Kirche und mit 11- bis 12000 Katholiken eine angenehme Zahl Gemeindemitglieder – keine Kleinigkeit, aber auch keine Gewaltigkeit. Außerdem bin ich dort nicht alleine. Es gibt in Gescher zwei aktive Priester und zwei Priester im Ruhestand sowie zwei Pastoralreferenten.
Eine Wallfahrt gibt es dort aber nicht.
Die Wallfahrt wird mir sicher fehlen. Jetzt gerade sind die Eindrücke von der Tamilenwallfahrt noch sehr stark, ich war von acht bis 18 Uhr auf dem Kapellenplatz. Ich habe das immer schön gefunden: Die Gruppen, an die man sich gewöhnt, das Wiedersehen jedes Jahr…
Kevelaer war Ihre dritte Station als Kaplan. Konnten Sie hier noch etwas Neues lernen?
Ich habe hier vor allem gelernt, wie unser Pastor die Gemeinde führt. St. Marien ist ein großes System mit doppelten Anforderungen. Ich habe erlebt, wie man das in Gelassenheit und trotzdem in Entschlossenheit tun kann.
Ich war hier auch stärker in den Kirchenvorstand eingebunden als es in anderen Gemeinden üblich ist. Und dadurch, dass mit Gottfried Mülders der Rendant immer direkt ansprechbar ist, habe ich einen guten Einblick in alle Abläufe bekommen.
Als Kaplan war ich hier auch echter Stellvertreter des Pastors, dafür bin ich dankbar. Wenn der Pastor nicht da ist, läuft alles weiter, nur der Kaplan macht das. Das war eine gute Übung, weil das Team in Gescher auch nicht so klein ist.
Was ist Ihnen von Ihrer Zeit hier in Kevelaer besonders in Erinnerung geblieben?
Das Jubiläum 150 Jahre Basilika bleibt mir am besten in Erinnerung – die vielen großen Feiern, Pfarrer Lohmanns Priesterjubiläum, aber auch viele Kleinigkeiten. Es war immer schön, nach dem großen Amt mit den Bischöfen zusammenzusitzen und sie „ganz normal“ zu erleben.
Viel Freude hatte ich auch an den Radtouren mit den Jugendlichen in den Herbstferien.
Ich kann rundweg sagen: Etwas machen zu müssen, das ich gar nicht wollte, das hat es hier nicht gegeben.
Dafür haben Sie St. Marien ein paar neue Dinge gegeben.
Die wöchentlichen Pfarrnachrichten und die Internetseite habe ich neu gemacht. Wir haben auch den Jugend­treff wiederbelebt und ich bin sehr froh, dass wir dort ein gutes Team haben. Und auch die Jugendwallfahrt im September ist etwas Neues.
Haben Sie auch für sich persönlich etwas Neues in Kevelaer entdeckt?
Ich bin ein paar Mal von Weeze nach England geflogen, weil mich die Geschichte des Landes interessiert.
Außerdem war die Gemeinschaft im Priesterhaus ein großes Plus: Pfarrer Lohmann, die anderen Priester, die Ordensbrüder und -schwestern – das ist schon ein wenig wie eine Familie.
Was nehmen Sie von hier mit in Ihre neue Gemeinde?
Ich habe gelernt, Dinge erst einmal so stehen zu lassen, wie sie sind. Natürlich sehe ich Dinge – auch hier – und frage mich: Ist das glücklich gelöst, wie es ist? Aber wenn es läuft und sonst niemanden stört, dann lass‘ es so!
Und im Reisegepäck?
Da habe ich ein kleines Bild von unserer Consolatrix afflictorum.
Werden Sie Kevelaer auch in Ihrer neuen Heimat verbunden bleiben?
Die Mutter Gottes wird auch in Gescher ihren Platz in meinem Leben behalten. Und sicher werde ich zum großen Jubiläum 2017 in Kevelaer sein. Ich habe auch einige Freunde hier gewonnen, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte. So weit ist Gescher ja nicht weg. Aber es gehört sich, sich im ersten Jahr etwas rar zu machen, damit andere sich entwickeln können.
Sonntag wird der Umzugswagen gepackt. Montag schwingen Sie sich dann aufs Rad und fahren hinterher?
Ich habe tatsächlich überlegt, mit einigen Leuten zusammen mit dem Rad nach Gescher zu fahren. Aber dann kommt man so verschwitzt an… [lacht]. Aber im Ernst: Wichtiger als der Umzug ist jetzt erst mal die Verabschiedung. Ich hoffe, mich am Samstag nach der Abendmesse von vielen persönlich verabschieden zu können. Schließlich war ich gern in Kevelaer!
Das Interview führte Björn Lohmann.


Der Abschiedsgottesdienst für Kaplan Wenning ist am Samstag um 18.30 Uhr in der Basilika. Anschließend findet im Petrus-Canisius-Haus eine Abschiedsfeier statt. Die Einführung in St. Pankratius Gescher ist am 4. September.

Für Frieden und Dialog werben

Gemeinsam für Frieden und Dialog werben, das ist das Ziel der zweiten interreligösen Friedenswallfahrt, die von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam mit der Kevelaerer Stiftung „Aktion pro Humanität“ am Sonntag, 28. August, in dem Marienwallfahrtsort durchgeführt wird. Die Aktion steht erneut unter dem Motto der visionären Martin-Luther-King-Rede „I have a dream.“, die der Bürgerrechtler an diesem Tag genau vor 53 Jahren gehalten hat.
„Das war ein Tag, der damals von Rupert Neudeck stark mit eingebracht wurde“, erinnerte Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann an den Initiator der interreligiösen Wallfahrt. „Wir haben ihm viel zu verdanken“, hob er den Beitrag des am 31. Mai verstorbenen Friedensaktivisten hervor. Seine Person soll im Rahmen des Tages auf den Stufen der Basilika geehrt werden. Als Zeichen der Verbundenheit zu dem Anliegen der interreligiösen Wallfahrt wird Neudecks Ehefrau Christel anwesend sein.
Ihm sei in den vergangenen Tagen klar geworden, wie wichtig diese Wallfahrt nach all den Terroranschlägen sei, unterstrich Lohmann. Gerade jetzt „dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“, gelte es seitens der drei abrahimitschen Religionen (Juden, Christen, Muslime) „das Gemeinsame hervorzuheben.“ Der Wallfahrtstag komme „zum richtigen Zeitpunkt“, um ein deutliches Zeichen für den Frieden in der Welt zu setzen.
Genauso sahen das auch die jüdischen und muslimischen Vertreter. Der Geschäftsführer und Dialogbeauftragte des Landesverbandes Nordrhein der Jüdischen Gemeinden, Michael Rubinstein, betonte, dass „gerade jetzt Dialog wichtiger denn je“ sei. Die Gläubigen aller Religionen seien gefragt, sich einzubringen, setzt er darauf, dass sich viele Menschen auf den Weg machen. „Wir hoffen, dass es eine gute Tradition wird“, so Rubinstein. Dass es gerade in Kevelaer als katholischem Wallfahrtsort gemeinsam mit örtlichen Akteuren durchgeführt werde, sei ein „besonderes Zeichen.“ Man müsse deutlich machen, „dass die Religion nicht für die Kriege der Welt zuständig ist.“
Das Eintreten für den Frieden „ist für uns Muslime wie aus der Seele gesprochen“, unterstrich der Dialog- und Kirchenbeauftragte des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ahmad Aweimer. Man beteilige sich des Friedenswillens wegen, auch wenn es vor Ort keine muslimische Gemeinde gebe. Es gebe zuviel Gewalt auf der Welt. „Radikale Extremisten und Terroristen versuchen, Zwietracht zu säen und wir sagen dazu gemeinsam: Nein!“
Die Teilnehmer der interreligösen Wallfahrt begeben sich nach der Eröffnung durch die Musikerin Judy Bailey vom Marienpark aus auf einen Friedensweg zum Kapellenplatz, begleitet von internationalen Friedensgebeten und -liedern. „Das soll ein appellierender Weg sein“, unterstrich Elke Kleuren-Schryvers von der „Stiftung Aktion Humanität“, die das Projekt mit unterstützt. Nach der Ehrung Neudecks und einem Friedensgruß an der Gnadenkapelle kommen die Teilnemer im Forum Pax Christi zusammen, wo jede der Religionsgemeinschaften die Gelegenheit hat, ein eigenständiges Programm zu präsentieren, unterbrochen von den beiden Sängerinnen Judy Bailey, Grazella Schazad und dem Familienchor unter der Leitung von Elmar Lehnen.
Im Anschuss gibt es ein stilles Gedenken an der Friedenslichtstele, das allen Opfern von Armut, Ungerechtigkeit Krieg, Hunger, Terror und Gewalt gewidmet ist. In diesem Rahmen wollen die Organisatoren auch eine „Kevelaerer Deklaration gegen Waffen“ und deren Produktion und Verbreitung verlesen und zur Unterschrift bereitstellen. „Das soll 2016 ein wichtiges Zeichen sein“, so Wallfahrtsrektor Lohmann, der darauf verwies, dass bereits namhafte Personen wie der Bischof von Münster, Felix Genn, und der Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger die Deklaration unterzeichnet haben und der Wallfahrtsausschuss der Stadt sich geschlossen hinter die Resolution gestellt hat. Es gehe neben dem Aspekt „Mehr Frieden durch weniger Waffen“ um die Schwerpunkte „Mehr Frieden durch das Miteinander der Religionen“ und „Mehr Frieden durch mehr Solidarität und Gerechtigkeit auf der Welt“, betonte Lohmann.
Laurent Lompo selbst verwies auf auf die fehlenden Perspektiven und die Armut in Afrika, „die den Terror anschieben“ und tausende junger Leute in die Arme von Milizen wie Boko Haram trieben. Da müsse man konkret tätig werden, die Lebensumstände so zu verbessern.
Die Unterschriftenlisten der Deklaration, die sich an die deutsche und alle europäischen Regierungen richtet, sollen an die Bundesregierung weitergeleitet werden. Das wird sich möglicherweise sehr konkret vor Ort ergeben. Die aus dem Kreisgebiet kommende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wird voraussichtlich an dem Tag mit dabei sein.  (aflo)

Treffen am Gnadenbild

Selbst einen Bericht in der „Tagesschau“ war die Wallfahrt der Tamilen zur Gnadenkapelle und zur „Trösterin der Betrübten, der Consolatrix Afflictorum“, wert.
Dort wurde beschrieben, dass die Wallfahrt von ehemaligen Bürgerkriegsflüchtlingen aus Sri Lanka, die in Deutschland und anderen Ländern eine neue Heimat gefunden haben, seit 1988 durchgeführt würde. Die Tamilen, die in der Hauptsache Hindus, aber auch Katholiken seien, würden gemeinsam an der Marien-Verehrung teilnehmen, um für Frieden und Versöhnung in ihrer Heimat zu beten.
Thuraisingham Camillus, der 1984 aus Sri Lanka in die Bundesrepublik flüchtete, organisiert die größte Wallfahrt nach Kevelaer. Rund 10.000 Tamilen reisen dazu jedes Jahr aus Deutschland, Finnland, Niederlanden, Italien, Belgien, Dänemark, Frankreich, England und der Schweiz an. Camillus hob hervor, dass die 60.000 Tamilien, die heute in Deutschland leben, auch als Flüchtlinge gekommen seien und sich voll integriert hätten.
Familie Mariyathas mit Rosama (66 Jahre), Anton (41), Rina (34), Bettina (14) und Devina (10) aus Münster pilgert seit 17 Jahren in die Marienstadt. Das Kevelaerer Blatt durfte sie bei ihrer ganz persönlichen Wallfahrt begleiten. Mutter Rosama war mit ihrem Sohn Anton, als er 14 Jahre alt war, zwei weiteren Söhnen und ihrer Tochter geflüchtet. Sie sah das Leben ihrer Familie im Bürgerkriegland bedroht und wollte dort leben, wo Frieden und Lebensraum war. Ihr Glaube, die Fürsprache und der Schutz der Gottesmutter Maria waren und sind ihr sehr wichtig.
In langen und innigen Gebeten in der Gnadenkapelle, der Kerzenkapelle und der Basilika bat sie mit ihrer Familie zusammen dafür, dass sie den richtigen Weg im Leben finden. Gesundheit, Erfolg bei der schulischen Ausbildung der Kinder und ein Arbeitsplatz, mit dem die Familie ernährt werden kann, wurden als Bitte der Gottesmutter zu Füßen gelegt. Um den Segen und die schützende Hand Marias mit in den Alltag zu nehmen, wurden mit den mitgebrachten Rosenkränzen das Fenster des Gnadenbildes, Marienfiguren und das Jesusbild hinter dem Hochaltar berührt und Rosama bekreuzigte die Mitglieder ihrer Familie.
Auch zuhause in Münster sind die Mariyathas mit der Consola­trix Afflictorum eng verbunden. In ihrer Wohnung hängt eine Nachbildung des kleinen Bildchens, das in der Gnadenkapelle seinen Platz hat. Jeden Abend wird gemeinsam mit der ganzen Familie gebetet, für den Schutz gedankt und um Kraft für den nächsten Tag gebeten. Auch für Bettina und Devina war die Wallfahrt nach Kevelaer etwas Besonderes, denn Devina konnte ihr Gebetsanliegen in der Basilika in das Buch neben dem Altar einschreiben und für Bettina war der besondere Ablauf der Messe und die Beteiligung des Chores der tamilischen Gemeinde der Liebfrauenkirche St. Marien aus Berlin ein beeindruckendes Erlebnis. Auch wenn sie momentan eher mit der Familie mitfährt, um ihren Eltern einen Gefallen zu tun, kann sie sich sehr gut vorstellen, die Tradition der Wallfahrt auch später aufrecht zu erhalten.
Das Rahmenprogramm der Veranstaltung war traditionell vom Markt der Möglichkeiten hinter der Basilika geprägt. Neben einem Radio- und Fernsehsender, der tamilische Programme anbot, wurden an vielen Ständen Saris und Stoffe, die in allen Farben glänzten, verkauft, landestypische Speisen angerichtet und Lebensmittel angepriesen.
Rund um die Gnadenkapelle konnten die Kerzenhändler gar nicht so schnell die Auslagen nachfüllen. Selbst die zusätzlich aufgestellten Kerzenständer waren in kürzester Zeit aufgefüllt mit Kerzen, die mit ihrem Licht ein Glaubenszeichen ausstrahlten. Auch die Kevelaerer Gastronomie hatte sich etwas einfallen lassen, um die tamilischen Gäste anzusprechen. An einigen Gaststätten und Cafés standen Schilder mit Angeboten auf singhalesisch, der Landessprache auf Sri Lanka.
Höhepunkt, neben dem Besuch der Gnadenkapelle, war für viele der tamilischen Pilger der Gottesdienst mit Noel Emmanuel. Der Bischof aus Sri Lanka zelebrierte die Messe im Forum der Pax Christi-Kapelle. Tamilische Messdiener, Erstkommunionkinder, Fahnenträger aus vielen europäischen Ländern, Mitglieder der tamilischen Gemeinden sowie zahlreiche tamilische Geistliche und Anja Funke (Beauftragte für Ausländerseelsorge im Bistum Essen) zogen zusammen mit Bischof Emmanuel und Pastor Rolf Lohmann in einer feierlichen Prozession und unter rhythmischen Klängen ein und man fühlte sich in Gedanken in den Inselstaat im indischen Ozean versetzt. Dies wurde auch in der Übergabe eines Blütenkranzes, der dem Bischof umgehängt wurde, und der symbolischen Reichung von Bananen, die ihm gegen die Nase gedrückt wurden, auf exotische Weise deutlich.
Dass die Gottesmutter, die Trösterin der Betrübten, nicht nur Menschen in friedlicher Atmosphäre zusammenführt, sondern Kraft für den Alltag gibt und die Bereitschaft zur Versöhnung weckt, wurde in der „Tagesschau“ in einem Satz zusammengefasst: „So sendet das kleine Kevelaer eine große Botschaft in die Welt.“ (jvdh)

Gaesdonck-Schüler pilgerten zu Fuß nach Kevelaer

„Möge die Straße uns zusammenführen“ – es ist eine bekannte Melodie, die über die kleinen Wege zwischen goldgelben Getreidehalmen schallt. Sie sind fast am Zwischenziel angelangt, doch auch nach fast 17 Kilometern Fußmarsch sind längst nicht alle Schüler müde. Dennoch stürzen sie sich mit Heißhunger auf Würstchen und Kartoffelsalat, genießen die Sonne, die endlich mal am Himmel zu sehen ist.
Es ist zur Tradition geworden, dass die Schülerinnen und Schüler des Collegium Augustinianum Gaesdonck zum Ende des Schuljahres nach Kevelaer pilgern. Von der fünften Klasse bis zur Oberstufe, für alle steht die Wallfahrt fest im Terminkalender. Mit Lehrern und Erziehern machten sich am Mittwoch, 6. Juli, rund 800 Menschen auf den Weg.
Das sei eine logistische Herausforderung, sagt Peter Broeders, Direktor der Gaesdonck. „Sogar einen eigenen Schulsanitätsdienst haben wir“, betont er, „in den vergangenen Jahren haben wir so viele Erfahrungen gesammelt, dass die Organisation kein Problem ist.“
Während der Mittagspause etwa fährt ein Bus auf den Hubertusplatz in Keylaer. Der transportiert keine Nachzügler, sondern die Gewänder der Messdiener, Kerzen und Vortragekreuz. Schließlich wird der letzte Teil der Strecke, bis zum Einzug in die Basilika, als Prozession gegangen – den ersten Teil von der Schule nach Keylaer waren die Schüler noch in kleineren Gruppen gelaufen.
Cornelius Happel, Schul- und Internatsseelsorger der Gaesdonck, hatte die Pilger am Morgen nach einer kurzen Andacht auf den Weg geschickt. Beim Pilgern könne man „der Sehnsucht nach dem Leben nachgehen“, sagte Happel, der den Blick zudem auf die Heilige Pforte lenkte. Diese ist zum Jahr der Barmherzigkeit in Kevelaer eröffnet worden – viele Schüler nutzten nach der Messe in der Basilika die Möglichkeit, die Pforte zu durchschreiten.
Für Finn Schönmann (17) und Pius Brüggen (18) ist die Wallfahrt in diesem Jahr eine Besonderheit – sie sind in der Q1 und kommen nach den Sommerferien ins letzte Schuljahr. Das bedeutet aber auch, dass sie nun zum letzten Mal an der Wallfahrt teilnehmen, da sie im kommenden Jahr den Abschluss hinter sich haben werden. „Das ist ein Bestandteil unseres Schullebens und immer ein schöner, runder Abschluss des Schuljahres“, sagt Schönmann. Brüggen ergänzt: „Für viele Teilnehmer ist es zwar eine Anstrengung, aber der Weg ist eine gute Gelegenheit, mit Mitschülern und Lehrern ins Gespräch zu kommen. Und am Ende ist es ein gutes und glückliches Gefühl, wenn man es geschafft hat.“