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Herabsenkung des Wahlalters und Möglichkeit der Briefwahl

Das Leben einer Pfarrgemeinde ist im Lauf der letzten Jahre immer demokratischer geworden. Hat früher der Pastor mit seinen Mitarbeitern weitgehend das Leben der Pfarrgemeinde bestimmt, gibt es heute die Möglichkeit, dass auch Laien sich im Pfarreirat einbringen und Verantwortungs- und Entscheidungskompetenz übertragen bekommen.
Der Pfarreirat wird alle vier Jahre gewählt. Im Bistum Münster finden die Wahlen der Pfarreiräte am 11. und 12. November statt. Dieses Jahr gibt es zwei Neuerungen: Durch die Herabsetzung des Wahlalters sind erstmals auch Jugendliche ab 14 aufgerufen, Menschen ihres Vertrauens in dieses Gremium zu wählen. Die zweite Änderung ist die Möglichkeit der Briefwahl.
Die Einführung der Briefwahl hat etwa in Bayern vor einigen Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Wahlbeteiligung geführt. Für das Bistum Münster wird durch die Möglichkeit der Briefwahl und durch die Senkung des Wahlalters eine höhere Wahlbeteiligung erhofft. Bischof Felix Genn lud die Wahlberechtigten im Vorfeld ausdrücklich dazu ein, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen: „Nur so bekommt der Pfarreirat eine breite Legitimation, die Rückhalt für die bevorstehenden Aufgaben ist.“
Zur Großpfarrei St. Antonius gehören seit drei Jahren neben der St. Antonius-Gemeinde in Kevelaer auch die Gemeinden in den Ortschaften Twisteden, Wetten, Winnekendonk und Kervenheim. Erstmals wurde im Dezember 2014 ein neuer Pfarreirat für die fünf Gemeinden gewählt. Die Pfarreiratsmitglieder, so Pastor Andreas Poorten, hätten die Fäden, die ihnen durch die intensive Vorbereitung auf die Fusion gereicht wurden, aufgenommen und an der gemeinsamen Zukunft ‚gewebt’: „Ein tragfähiges Netz sollen unsere fünf Gemeinden bilden, damit der Glaube auch in Zukunft in unserer Heimat gelebt werden kann.“
Für den Pfarreirat der Gemeinde St. Antonius treten 19 Kandidaten zwischen 19 und 71 Jahre an. Ihre Aufgaben sind die Mitverantwortung für eine lebendige Liturgie und Sakramentenkatechese, die Erhaltung und Stärkung des Gemeindelebens vor Ort, die Vernetzung der Gruppen und Verbände, die Qualifikation der Ehrenamtlichen und die Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit. Wahlberechtigte können bis zu 15 Stimmen abgeben. In St. Antonius sind 12.946 Wahlberechtigte zur Wahl aufgerufen.
Die Mitglieder des Pfarreirats sind neben Pfarrer, Kaplan und einem Diakon zwölf gewählte, drei berufene und drei beratende Gemeindemitglieder. Der Pfarreirat trifft sich mindestens einmal pro Quartal zu einer öffentlichen Sitzung.
Am Wahlwochenende gibt es vielfältige Aktionen in St. Antonius. In Winnekendonk gibt es eine Buchausstellung von Samstag, 16 bis 18 Uhr und Sonntag, 10 bis 17.30 Uhr. Am Sonntag gibt es um 11.15 Uhr in der St.-Urbanus-Kirche eine Jugendmesse unter dem Motto „Einer trage des anderen Last“, die von der Gruppe „Glaubhaft“ mitgestaltet wird. In Wetten laden die Messdiener am Sonntag ab 14.30 Uhr im Pfarrheim zu Kaffee und Kuchen, Spiel, Basteln und Malen ein. In Kervenheim findet am Sonntag ab 14.30 Uhr im Pfarrheim das Caritas-Café und eine Buchausstellung statt. Die Bücheroase in Kevelaer ist am Samstag von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag von 9.30 bis 17 Uhr.
Kandidaten
Bernarde Broeckmann (44), Verwaltungsfachwirtin, Anne Düngelhoef (36), Kaufm. Angestellte, Dr. Christoph Joosten (54), Berufsschullehrer, Catarina Kösters (40), Angestellte, Stephanie Pickmann (47), selbständig, Fabian Plaep (23), Altenpfleger, Dr. Brigitte Sensen (46), Tierärztin, Anne Teller-Weyers (28), Veranstaltungskauffrau, Matthias Wirth (37), Orgelbauer, Mario Wolsing (45), Dipl. Ing. Elektrotechnik, Georg Foitzik (48), Hausarzt, Ulrich Hoffmann (57), Einrichtungsleiter, Carola Krahnen (71), Bankkauffrau, Gertrud Opgenhoff (50), Bürokauffrau, Michaela Ricker (27), Konditorin, Marion Schink (41), med. Fachangestellte, Johann Verhoeven (19), Student, Hans-Gerd Willems (58), kfm. Angestellter und Markus Wolters (46), Betriebswirt.
Wahllokale
Kevelaer: Samstag von 17 bis 19.30 Uhr. Sonntag von 9.30 bis 17 Uhr im Pfarrheim.
Twisteden: Sonntag von 9 bis 12 Uhr im Pfarrheim.
Wetten: Sonntag von 9.15 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 17 Uhr im Pfarrheim.
Winnekendonk: Samstag von 16 bis 18 Uhr. Sonntag von 10.30 bis 17 Uhr im Pfarrheim.
Kervenheim: Samstag von 17.45 bis 18.30 Uhr in der Kirche. Sonntag von 14.30 bis 17 Uhr im Pfarrheim.

Die Welt braucht die Narren

Nach und nach strömte die bunte Schar der Jecken aus Nah und Fern in das Forum Pax Christi, um bei der 16. Wallfahrt der Karnevalisten dabei zu sein. „Das ist ein schöner Abschluss der Session“, sprachen Prinz Klaus IV und Prinzessin Elke I. vom Festkomittee Langenfeld den Tollitäten aus dem Herzen.
„Knapp 650 Jecken haben sich angemeldet und einige sind spontan dazugekommen“, freute sich die neue VfR-Präsidentin Elke Tebartz über den guten Zuspruch, bevor es für sie erstmals ernst wurde. „Ich bin nervös“, gestand sie vor ihrer Premiere, bevor sie mit den Worten „Liebe Tollitäten, Gäste und Mitbürger“ die Anwesenden im weitern Rund begrüßte. Tebartz erinnerte an den Zweck der Wallfahrt, „zusammen Danke zu sagen für die vergangene Session und den Segen zu erfahren für die kommende und zu beten für alle, die nicht dabei sein können oder von uns gegangen sind“.
Die VfR-Präsidentin nannte in diesem Kontext den Namen des vor sieben Wochen verstorbenen Ehrenpräsidenten Egon Kammann. Sie erinnerte sich daran, „wie er am Tag vor 17 Jahren die Idee hatte, die Wallfahrt ins Leben rufen.“ Sie würdigte ihn als „Karnevalist durch und durch“. Anschließend trugen die „Swingies“ für ihr früheres Mitglied zwei seiner Lieblingslieder vor. Elke Tebartz machte sich derweil auf den Rundgang entlang der 40 Vereine.
Danach zogen die Jecken weiter in die Basilika, um dort im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes den Segen für die kommende Session und Einkehr zu erfahren.
In der fünften Reihe saß auch Erika Kammann. „Das ist doch Pflichtprogramm, erst Friedhof, dann die Wallfahrt hier“, war für die Witwe des Begründers der Karnevalisten-Wallfahrt die Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit. Ihrem Mann wurde in den Fürbitten der Kinder und seitens Schwerhoffs nochmal ausdrücklich gedacht.
Nach dem prachtvollen Einzug der Jecken drückte Kaplan Christoph Schwerhoff seine Freude darüber aus, „dass wir gemeinsam den Karneval starten dürfen“ und „die Freude feiern.“ Er segnete die Wallfahrtskerzen und Standarten, ehe er seinem Nettetaler Kollegen Bastian Rütten den Vorzug der Rede gab.
Dieser erzähte die Geschichte eines Tüftlers namens Alfred J. aus New Jersey, der zuhause versuchte, eine Kunststofftapete zu entwickeln. Die hielt aber nicht an der Wand. „Man sagte, der bekloppte Kerl, jetzt ist er durchgeknallt.“ Bis er am 21. November 1959 ein Patent auf Luftpolsterfolie anmeldete. „Was wäre das Leben, wenn wir nicht wagten, verrückt zu sein?“, forderte der Seelsorger die Narren auf, genau das zu sein. „Weil unsere Welt, den Narren, den Bekloppten, den Verrückten braucht. Das ist euer Job. „ Dazu brauche es positive Energie und den Mut. „Es braucht die Verrückten, die die Welt auf den Kopf stellen. Das können wir als Kirche allemal brauchen. Jemand, der uns den Spiegel vorhält, Werte verdreht und die Dinge anders sieht.“
Danach sorgte Monika Voss mit der „Patrona von Kevealer“ und den „Rosen der Madonna“ bei den Zuhörern für feuchte Augen. Die Sopranistinnen Biggi Lehnen und Anja Roßmann boten zur Kommunion eine ergreifende Version von „You raise me up.“ Im Anschluss zog die gesamte Narrengemeinde nach „Die Hände zum Himmel“ aus zur Gnadenkapelle, wo nochmal der Maria gedacht wurde.
Schließlich zog der Lindwurm der Karnevalisten durch die City, bevor es für die Jecken in das Konzert-und Bühnenhaus, wo der Musikverein auf der Bühne für die musikalische Begrüßung sorgte. Der frühere VfR-Vorsitzende Willy Holt­appels machte den Conferencier für das mit den Verein zusammen spontan improvisierte Programm. Die Showtanzgruppe des VfR und die „Swingies“ betätigten sich als „Eisbrecher“ für die folgenden vergnüglichen Stunden bei Tanz, Musik und Klönen.

Traditioneller Frauennachmittag der KFD Wetten

Am vergangenen Samstag folgten über 70 Frauen – und zwei Männer – der Einladung der KFD Wetten zum traditionellen Frauennachmittag am letzten Oktoberwochenende.
Nachdem sich alle an der reich mit Kaffee, Kuchen und Schnittchen gedeckten Tafel im Knoasesaal gestärkt hatten, begrüßte Vorsitzende Liesel Bay Präses Pastor Poorten, Diakon Steeger und die anwesenden Damen.
In ihrer Rede bedauerte sie einerseits, dass es nicht mehr ausreichend Frauen aus den eigenen Reihen gebe, um das Programm zu gestalten, bedankte sich aber bei der „Nachbarschaftshilfe“ von St. Antonius, den Landfrauen und den „Veerter Tanzengeln“ für die kommenden Darbietungen. Man solle sich einfach überraschen lassen.
Nachdem St. Antonius mit dem Sketch „Klaus und Kläuschen“, einer Vater-Sohn-Geschichte mit starkem „Kävels-Platt“-Anteil, für die ersten Lacher sorgte, kamen die Jüngsten auf die Bühne.
Fünf- bis siebenjährige Mädchen animierten das Publikum zum Mitklatschen und begeisterten mit ihrem Tanz dermaßen, dass die kleinen „Veerter Tanzengel“ nach einer kurzen Pause eine Zugabe geben mussten.
Die Landfrauen gaben, als „Zigeunerinnen“ kostümiert, ebenfalls eine temperamentvolle Tanzeinlage und später ging es in einem weiteren Sketch um das Thema „Heiratsvermittlung“, sodass sich alle Anwesenden an diesem geselligen Nachmittag bestens unterhalten fühlen konnten.

Ehrung der KFD-Jubilare (v. li): Marga van Besel Anneliese Scholz Klara Velmanns Mechthild Leurs Maria Mevissen Elisabeth van Husen. (Foto: tabe)

Ehrung der KFD-Jubilare (v. li): Marga van Besel Anneliese Scholz Klara Velmanns Mechthild Leurs Maria Mevissen Elisabeth van Husen. (Foto: tabe)


Natürlich kam auch dieses Jahr die Ehrung langjähriger Vereinsmitglieder nicht zu kurz. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Irma Andris, Inge Elsinghorst, Mechthild Leurs, Maria Mevissen, Anneliese Scholz und Klara Velmans. Bereits 60 Jahre im Verein sind Marga von Besel und Elisabeth van Husen. Nicht alle Jubilarinnen waren anwesend, aber sechs Damen nahmen von Liesel Bay sowie Co-Moderatorin Barbara Steeger vom KFD-Team ihre Ehrungen entgegen.
Nach diesem gelungenen Frauennachmittag geht es bereits an die Vorbereitungen für den kommenden Adventsbasar im Pfarrheim, der am 25. und 26. November stattfindet.

Die Pfarrei St. Marien veranstaltete erneut „Holy wins“

Es war nicht ganz so groß wie in den Jahren zuvor, aber dennoch wurde auch dieses Jahr der Vorabend zum Allerheiligenfest durch die Pfarrei St. Marien Kevelaer wieder als Holy-wins-Abend gefeiert. Im Rahmen einer besonders gestalteten Abendmesse wurden das Leben und die Botschaft einiger Heiligen lebendig.
Als Zelebrant war Weihbischof Rolf Lohmann zugegen. „Da an St. Marien im Moment ein wenig Notstand ist, habe ich gerne ausgeholfen“, sagte er. Die Predigt brauchte er allerdings nicht zu halten, denn Robin Rommen hatte einige Überraschungsgäste parat. „Wir haben heute Besucher aus dem Himmel! Ja, kommt zu uns! Wir warten auf euch!“, sagte er und winkte die Kinder, die sich als Heilige verkleidet hatten, nach vorne und lud jeden Einzelnen ein, sich vorzustellen.
Mit einem Plüschhirschkopf als hl. Hubertus erzählte Fabian Jankowski: „Ich war erst Jäger. Doch dann begegnete mir Jesus in einem Hirschen; ich erkannte, was wirklich wichtig ist im Leben und tat schließlich als Bischof viel Gutes!“
Mit einem Fell umhangen sagte Johannes der Täufer alias Johannes Lehnen: „Ich lebte in der Wüste und fastete, mahnte die Menschen zur Umkehr. Ich war eine Art Vorbereiter für Jesus!“
Maria Pichler alias die hl. Elisabeth berichtete: „Ich war Gräfin, doch half ich armen Menschen und brachte ihnen Essen. Einmal wurde ich erwischt, als ich heimlich Brot zu den Menschen bringen wollte, doch als man in meine Schürze schaute, waren darin lauter Rosen. Schön, dass ihr meine Statue hier in der Kirche habt“, sagte sie und verwies auf die Statue der hl. Elisabeth auf der rechten Seite der Kirche.
Oli Jankowski als Don Bosco erzählte von seiner Liebe zur Jugend, die er zu Jesus führte und er erwähnte seinen Leitspruch: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“
Lidia Tuszkowski, die mit sieben Jahren jüngste Mitwirkende, war in einen blau-weißen Sari gekleidet: „Man nennt mich Mutter Teresa“, berichtete sie. „Ich wollte das Leid der armen und sterbenden Menschen lindern. Die Kraft dafür schöpfte ich aus der Begegnung mit Jesus. Auch hier in Kevelaer war ich einmal zu Besuch und wollte trotz des strengen Ablaufs Jesus begegnen. In der Basilika seht ihr noch die Erinnerungsplakette an meinen Besuch. Dort in der ersten Bank habe ich damals gekniet. Hier in der Beichtkapelle gibt es einen Teil meines Saris!“
„Ich bin Martin“, sagte Wiktor Skienkiewicz mit Mantel und Helm. „Ich war römischer Soldat und teilte meinen Mantel mit einem Bettler. Später wurde ich Bischof in Tours! Schön, dass an meinem Gedenktag überall die Kinder mit bunten Laternen durch die Straßen ziehen!“
Anschließend lud Robin Rommen die als Heilige verkleideten Kinder ein, über den Himmel zu erzählen. „Himmel ist, wenn niemand mehr ruhelos dem großen Glück nachjagen muss“, meinte Hubertus. „Niemand muss dann noch unter seinen Fehlern und Sünden leiden. Sie werden vergeben sein!“, fügte Sankt Johannes an. „Niemand muss mehr hungrig sein“, meinte die hl. Elisabeth. „Niemand muss sich mehr alleingelassen und wertlos fühlen“, so Don Bosco. „Himmel ist, wenn niemand mehr krank ist und Schmerzen hat“, so Mutter Teresa und Sankt Martin fügte an: „Himmel heißt: Niemand muss mehr frieren.“
„Ihr habt eine gute und wertvolle Predigt gehalten“, meinte Bischof Lohmann am Ende und dankte den sechs Kindern, die als Heilige verkleidet so schön aus ihrem Leben erzählt hatten.
Am Ende des Gottesdienstes standen die verkleideten Kinder im Spalier am Ausgang. St. Elisabeth verteilte an die Erwachsenen rote Rosen und die Kinder bekamen liebevoll verpackte kleine Süßigkeitenbeutel mit dem Evangelienvers „Freut euch und jubelt“.
Brigitte Lehnen hatte den Abend musikalisch an der Orgel begleitet und dabei auch die einst von Kaplan Markus Trautmann gedichtete „Holy-wins-Hymne“ vorgetragen. Alle Gottesdienstbesucher zeigten sich begeistert und beeindruckt, vor allem über die sechs Kinder, die mit Hilfe von Bernadette Baldeau so schön und stimmig als Heilige verkleidet wurden und mit ihren Kinderstimmen mutig ins Mikrophon gesprochen hatten. Die Texte für den Abend stammten von Verona Marliani-Eyll, die dieses Jahr nicht selbst dabei sein konnte, aber alles gründlichst vorbereitet hatte.
„Es war alles wunderbar“, war das einstimmige Echo der Teilnehmer über diese besondere Abendmesse und die sechs als Heilige aufgetretenen Kinder.

Orthodoxe Kirchen und Katholiken im Gebet vereint

Zu Beginn des Festaktes zum 25-jährigen Jubiläum der orthodoxen Johannes-Kapelle versammelten sich die Würdenträger der bulgarischen, griechischen und rumänischen Orthodoxie mit dem Gläubigen an dem Gnadenbild der Heiligen Maria zum Gebet.
„375 Jahre Wallfahrt und 25 Jahre Johannes-Kapelle, das sind besondere Tage“, unterstrich der Erzpriester Panagiotis Tsoubaklis vom Ökumenischen Patriarchat der Pfarre in Düsseldorf vor Beginn der Zeremonie. „Wir hatten immer schon eine enge Bindung. Bis 1054/55 waren wir ja sogar eine Kirche“, wies er auf die historische Verbundenheit der verschiedenen Konfessionen hin. Dabei deutete er an, wem die eigene Kapelle eigentlich zu verdanken war. „Richard Schulte-Staade war es ein großes Anliegen, die Kapelle hier zu bauen.“
Am Kapellenplatz beteten die Geistlichen in arabischer, griechischer und rumänischer Sprache, unterstützt durch Christian Schwerhoff. Der Kaplan setzte sich danach an die Spitze des kleinen Zuges zur prachtvoll gestalteten Kapelle an der Amsterdamer Straße.
In einem dreiviertelstündigen Zeremoniell trugen die Geistlichen dort die diversen Liturgien vor (wie die litaneiartigen Fürbittengebete, die Ektenie, und das Rühmen der Herrlichkeit Gottes, die große Doxologie). Dabei wurden sie von dem Chor der Orodoxen Johannes-Kapelle begleitet.
Der Ipodiakon Sergios Kuckhoff von der Rumänischen Orthodoxen-Kirche las aus dem Paulus- Brief an die Epheser vor: „Singt und jubelt aus vollem Herzen zum Lob des Herrm“ war eine der zu dem Anlass passenden Passagen. Ausführlich zu dem Jubiläum nahm dann der frühere Wallfahrtsrektor Richard Schulte-Staade Stellung. „Vielleicht war es Zufall, dass ich mich im Studium mit der Orthodoxie beschäftigt habe“ erinnerte er in einer für ihn typisch-launigen Rede an die Entstehungsgeschichte der Kapelle. Die fand ihren Ausgangspunkt mit dem Zusammentreffen mit einem orthodoxen Griechen, „wo ich ihn fragte: sind Sie hier von der richtigen Firma?“ Der gab ihm ein goldenes Medaillon aus Dank für die Gebetserhöhung als Geschenk für die Gottesmutter, die die Katholiken wie die Orthodoxen verehren, weiter.
Es hätte sich ein schönes Gespräch ergeben. „Sie wissen gar nicht, wie viele orthodoxen Christen herkommen“, sagte der Grieche damals. „Das war für mich das Aha-Erlebnis, dass orthodoxe Christen bei uns Maria eine dauerhafte Heimat bekommen“, so Schulte-Staade.
Denn „die Kirche hat zwei Lungenflügel: die Christen des Ostens und die Christen des Westens. Das muss sichtbar werden.“
So habe sich die 150 Jahre alte Toreinfahrt und der Raum angeboten. Beim Münsteraner Bischof habe Schulte-Staade damals die Erlaubnis für den Bau eingeholt. „Da gab‘s aber eine Bedingung. Ich sollte auf einem Blatt drei Unterschriften der orthodoxen Geistlichen vorlegen. Am Ende waren es sogar vier“, bot er eine Anekdote zum Schmunzeln.
Ende Mai 1992 begannen die Bauarbeiten. Die feierliche Einweihung (korrespondierend mit dem 350. Jubiläumsjahr der Marienwallfahrt) fand am 31. Oktober 1992 statt. „Dass das mit Leben erfüllt wurde“, freue ihn, drückte Schulte-Staade seine Hoffnung aus, „dass für alle orthodoxen Kirchen der Raum offen bleibt, um Gott, dem Auferstandenen, zu dienen. Wir sind im Gebet verbunden.“
Zum Ausklang des Abends fanden sich die Geistlichen danach noch im Priesterhaus ein.

Am Sonntag steht sie im Rampenlicht

“Ich bin schon sehr aufgeregt“, gesteht die 49-jährige zahnmedizinische Verwaltungsangestellte, wenn man sie auf den kommenden Sonntag anspricht. „Erstmals da vorne zu stehen, in so einer Runde“, als oberster Kevelaerer Jeck im Forum Pax Chrisi den Auftakt verkünden, mit dem Mikrofon die Runde machen, das löst bei Elke Tebartz schon ein wenig Respekt aus.
„Bei den Kleinkindern im Karneval kannste nix falsch machen, aber hier“, geht sie das Ganze aber trotzdem mit Optimismus an. „Beim Heimatabend war ich auch schon Moderatorin. Da war ich auch nervös.“ Und es war am Ende auch kein Problem, genauso wie beim 40-jährigen Jubiläum. „Wenn wir andere Vereine besuchen, habe ich ja auch auf der Bühne gestanden. Da ist mir nicht bang. Und wenn wir aus dem Forum Pax Christi ausziehen, ist der Druck weg.“
Natürlich ist diese Karnevalisten-Wallfahrt nicht nur wegen ihrer Premiere was Besonderes, sondern auch wegen des Todes von Egon Kammann. Elke Tebartz erinnert sich genau, wo er saß und sagte: „Ich hab eine Idee.“ Er habe diese Wallfahrt ins Leben gerufen. Natürlich werde sie ihm in dem Rahmen gedenken, „aber ich muss aufpassen, dass ich nicht selbst anfange zu weinen“, bekennt Tebartz freimütig.
Zum Karneval ist die Tochter eines Schweißers und einer Weberin durch ihr Ehemann Michael gekommen. Ich Vater sei auch jeck gewesen. Er habe Bärte angeklebt, war mit Nachthemd unterwegs und habe mal „Glatze“ getragen. Ihr Impuls für das Mitwirken am karnevalistischen Treiben kam aber erst vor knapp 20 Jahren. Elke kennt ihren heutigen Ehemann Michael gerade mal ein Jahr und schon ist sie ab 1998 mittendrin im Geschehen. „Er war damals in der Wache. Da bin ich in die Wachtruppe mit eingeführt worden. Die sagten dann gleich, ‚es wäre doch gut, wenn Du im Vorstand mitmachst.‘“
Gesagt, getan: Sie wird Beirat, später Jugendwartin. „In den letzten drei Jahren war ich Jugendwartin und Vizepräsidentin“. Und jetzt steht sie an der Spitze der Narrenschar in Kevelaer.
Wo sie sich intensiv im Verein verwirklicht hat, ist in ihrer Funktion als Jugendwartin. Sie sorgt dafür, dass es seit fünf Jahren im Karneval eine Kinderprinzessin gibt. „Natürlich wird mir die Arbeit mit den Tanzgarden fehlen, die sind mir noch immer ein Herzensanliegen“, sagt Tebartz. Unter ihre Ägide werden aus zwei fünf Garden, gemeinsam mit Verena Renken ruft sie das Tanzturnier ins Leben, „dass 2018 wegen Terminschwierigkeiten pausiert.“ Sie begleitet „ihre“ Mädels auf den Turnieren. „Freitagmorgen und Samstagmittag war sie sehr häufig unterwegs“, bestätigt ihr Mann Michael.
Ihr war es immer wichtig, sich mich da blicken zu lassen, vor allen bei den „Zwergen“ und den „Minis“. Da macht es sie schon stolz, wenn mal ein Auto mit einem „Zwerg“ in der City an ihr vorbeifährt und das junge Mädchen wie verrückt winkt oder sie an jeder Ecke mit „Hallo Elke“ begrüßt wird.
Zurzeit ist sie dabei, ihre alten Aufgaben zu verteilen, da als Jugendwartin übergangsweise noch mit einspribgt: „Ich werde die Mädels noch begleiten.“ Zumal ihre eigene Tochter Sarah selbst mittanzt. Darüber hinaus will sie sich von den Erfahrenen „ins Boot holen lassen“, um den Überblick zu gewinnen und zu bewahren. „Es gibt viele Dinge, die ich jetzt mitbekommen,- wie die komplette Begehung beim Rosenmontagszug“, der am 12. Februar kommenden Jahres wieder als Höhepunkt ansteht.
„Es ist ja unser größtes Ziel den Rosenmontagszug zu erhalten. Letztes Jahr war der Zug klein, aber fein“, meint Tebartz. „Das soll von der Ausrichtung auch so bleiben. Wir sind froh über jede Gruppe mehr, die dabei sein möchte. Aber 50 Wagen müssen wir nicht haben, gut 30 reichen auch.“ Ein Zug-Motto gibt es schon. Das aber will sie vor Sonntag aber nicht preisgeben.
Das Wichtigste bei allen Aktivitäten sei das Gemeinschaftliche: Dass wir es aus Lust am Leben machen und nicht des Kommerzes wegen.“ Wichtig ist ihr, „das wir beim VfR ein Team sind, dass das alles gemeinsam macht.“
Um den Akku aufzutanken für den anstehenden Stress der nächsten Monate, nutzt sie mit ihrem Männe nochmal die Gelegenheit zum Wochenendtrip zum Hamburger Weihnachtsmarkt. Ihre Erwartung an die Session ist, „dass alle begeistert feiern“,- ob am 11.11. zum Karnevalsbeginn, bei den Kappensitzungen zwischen den 2. und 4. Februar, an Altweiber am 8. Februar oder dem Zug. Und „dass wir alle Spaß haben, der Karneval in Kevelaer weiter existiert und das Bühnenhaus wieder voll wird.“
16. Wallfahrt der Karnevalisten
Der VFR Blau-Gold Kevelaer Karnevalsvereine und Karnevalisten aus Nah und Fern am Sonntag, 5. November, zur 16. Wallfahrt der Karnevalisten ein Ab 10.30 Uhr wird die neue Präsidentin des VFR Elke Tebartz die zahlreichen Karnevalisten mit einem kräftigen „Helau“ in der Pax Christi Kapelle begrüßen.
Dabei wird sie auch an den erst kürzlich verstorbenen Ehrenpräsidenten des VFR Egon Kammann erinnern. Schließlich gilt Egon Kammann als der Initiator der Wallfahrt der Karnevalisten und der VFR ist sich sicher, Egon wäre wieder gerne dabei gewesen.
Die nicht nur von Karnevalisten beliebte Heilige Messe um 11.45 Uhr in der Basilika dürfte auch in diesem Jahr wieder proppenvoll sein. Um den Ablauf der vorherigen Messe nicht zu stören, bittet der VFR daher, die Basilika erst nach Beendigung der vorherigen Messe zu betreten. Der Verein ist bemüht, Allen die Gelegenheit zu geben, an der heiligen Messe teilzunehmen. Gleichzeitig bittet der Verein aber um Verständnis, dass die vorderen Plätze im Mittelschiff der Basilika für die Vereine reserviert bleiben.
Die Mutter Gottes an der Gnadenkapelle zu grüßen gehört für die Karnevalisten genauso dazu, wie der von flotter Marschmusik begleitete karnevalistische Umzug durch die Stadt. Dass die Karnevalisten beim Umzug auch mal kräftig „Helau“ oder „Alaaf“ rufen wird von der Bevölkerung begeistert aufgenommen und sogar erwidert. Nur „Kamelle“ werden beim Umzug nicht geworfen.
Folgender Zugweg ist geplant: Aufstellung auf der Busmannstraße, Kapellenplatz, Hauptstraße, Annastraße, Busmannstraße, Kapellenplatz, Hauptstraße, Roermonder Platz, Bühnenhaus. Der Abschluss der Wallfahrt findet traditionsgemäß mit einem kleinen Programm im Bühnenhaus statt.
 

Vorsitzender der Bischofskonferenz schließt das Pilgerportal

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beschließt die diesjährige Kevelaerer Jubiläumswallfahrtszeit „375 Jahre Wallfahrt Kevelaer“. Das Pontifikalamt beginnt am Mittwoch, 1. November, dem Hochfest Allerheiligen, um 10 Uhr in der Marienbasilika. Konzelebrant wird unter anderem Weihbischof Rolf Lohmann sein, bis vor wenigen Wochen noch selbst als Rektor der Wallfahrt Hauptverantwortlicher am Kevelaerer Kapellenplatz. Chor und Orchester der Basilikamusik werden unter der Leitung von Chordirektor Romano Giefer den Festgottesdienst mit W. A. Mozarts „Krönungsmesse“ (KV 317) feierlich gestalten. Im Anschluss an das Hochamt wird Kardinal Marx das große Pilgerportal der Kevelaerer Wallfahrtskirche schließen. Abschließend folgen die Predigt des Kardinals und die Erteilung des Päpstlichen Segens im Forum Pax Christi.
Die letzte Pilgerandacht der diesjährigen Wallfahrtszeit beginnt an Allerheiligen um 15 Uhr in der Basilika. Das Konzert zum Ausklang des Wallfahrtsjahres beginnt am Hochfest um 17 Uhr in der Basilika. Zu Gast ist das Vokalensemble Consonanz á 4 aus Bremen, zuletzt in Kevelaer zu Gast als Solisten des Marienfestspiels „Mensch! Maria!“. An der Orgel spielt Basilikaorganist Elmar Lehnen.
Traditionell pilgern zum Abschluss der Kevelaerer Wallfahrtszeit alljährlich besonders zahlreiche Wallfahrer aus den Niederlanden in die Marienstadt. So kommen unter anderem die Kevelaer-Bruderschaften aus Den Haag, Haaksbergen, Ost-Twente und Oldenzaal, die jeweils im Sommer ihre großen, mehrtägigen Wallfahrten durchgeführt haben, zum Hochfest Allerheiligen ein weiteres Mal nach Kevelaer, um am Marienbild in der Gnadenkapelle Dank zu sagen für den guten Verlauf der diesjährigen Wallfahrt.

„Gott wirkt seit zehn Jahren im Elisabeth-Stift“

Zum zehnjährigen Bestehen des St. Elisabeth-Stift hatte der Deutsche Orden an die Friedensstraße 45 eingeladen. 1950 kaufte der Orden der Vorsehungsschwestern die Villa Bercker in der Friedenstraße 45 und richtet dort das Provinzialmutterhaus der neu gegründeten Rheinischen Ordensprovinz der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung ein.
1958 gab es den erster Spatenstich für den Neubau des Provinzhauses an der Friedenstraße. Nach vielen weiteren Nutzungen wurde die Villa 1980 abgerissen und ein weiterer Anbau angefügt. Im Jahr 2005 verlassen die Vorsehungsschwestern das Kloster und verabschieden sich aus Kevelaer. Nach dem Kauf der Anlage durch den Deutschen Orden wurde das Kloster-Ensemble teilweise abgerissen und die Seniorenresidenz St.-Elisabeth-Stift entstand. Die Maria-Königin-Kapelle, die frühere Klosterkapelle, blieb erhalten und dient auch weiterhin als Gottesdienst-Raum.
Zum Gottesdienst und Festakt waren neben einzelnen Mitarbeitern des Hauses auch zahlreiche Ehrengäste erschienen. Jutta Herking als stellvertretende Bereichsleitung der stationären Altenhilfe im Deutschen Orden, in Vertretung des Bürgermeisters Johann-Peter van Ballegooy, Hansgerd Kronenberg als Ortsvorsteher von Winnekendonk, Michael Rütten von der Volksbank an der Niers, Liesel (Ellen) Borman für den Seniorenbeirat der Stadt Kevelaer sowie Diakon Rainer Dormann, der zusammen mit Pater Georg Fischer (Deutscher Orden) die Messe zelebrierte.
Pater Georg sprach in seiner Predigt von zehn Jahren Sorge, die die Mitarbeiter des Hauses geleistet hätten. Sorge am Nächsten. Er dankte Gott für die Begleitung aller Menschen, die in den zehn Jahren im St. Elisabeth-Stift verweilten und gedachte derer, die in dieser Zeit das Haus wieder verlassen mussten, weil ihre Zeit dem Ende zugegangen war.
Gott hätte sich den Menschen durch sein Wirken in den zehn Jahren bewiesen und es sei „deshalb ein Unterschied an Atmosphäre und Zuwendung, wenn man in ein christlich katholisch geführtes Altenheim kommt, gegenüber Häusern, die keinen christlichen Träger haben. Es ist ein Unterschied, ob Gott dort wirkt, oder nur ein Anhängsel ist.“ Er zeigte sich erfreut, dass trotz schlechter Rahmenbedingungen in der Pflege den Menschen im St. Elisabeth Stift so ein Stück neue Heimat geboten werden würde.
Jahre und Leben
Silvia Albat, Einrichtungsleiterin im St. Elisabeth Stift begrüßte die Gäste zum Festakt und hielt einen kurzen Rückblick über die zehnjährige Geschichte der Einrichtung. Man startete mit 62 Plätzen und konnte nach einem Anbau im Jahr 2010 die Belegung auf 81 erhöhen. „Unsere Einrichtung ist für unsere Bewohner nicht nur ein Wohnort, sondern Lebensmittelpunkt und hoffentlich ein Zuhause.“ Sie zitierte Alexis Carrel, 1873-1944 , der einmal gesagt hatte: „Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.“ Albat sieht in diesem Rat, neben dem christlichen Auftrag und der beruflichen Aufgabe, eine Grundlage für das Handeln im Haus. Sie ist froh, wenn jeder Mensch, der im Stift wohnt, durch die Zuwendung, die er hier erfährt, am Ende seines Lebens ein wenig mehr leben konnte. Die Einrichtungsleiterin bedankte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern und den ehrenamtlichen Helfern, die dies immer wieder durch ihr besonderes Engagement erreichen würden.
Hohe Wertschätzung
Jutta Herking richtete in ihrem Grußwort den Dank des Trägers aus. Trotz schlechter Rahmenbedingungen in der Pflege würde im St. Elisabeth Stift den Menschen mit hoher Wertschätzung begegnet. Dies würde man in jedem Moment im Haus spüren. Für die nächsten Jahre wünschte sie weiterhin eine so positive Entwicklung und Gottes Segen.
Der stellvertretende Bürgermeister sprach Glückwünsche und Dank aus. Er gratulierte für die phantastische Pflege, die mit großer physischer und psychischer Anstrengung erbracht worden sei. Sein Dank richtete sich insbesondere an die Mitarbeiter, die durch liebevolle Umsorgung den Menschen ein Stück Heimat geschenkt hätten. Außerdem bezeichnete er den Deutschen Orden als wichtigen Partner in der Pflege, die bei Zunahme der älteren Bevölkerung immer wichtiger werden würde.
Zum Abschluss lud eine Mitarbeiterin der Küche zu einem kleinen Buffet ein, aber eröffnete dies erst nach dem gemeinsam gesprochenen Tischgebet.

Ein Ort der Stille, der Kraft und des Gebets

Vor 125 Jahren beginnt die Geschichte des Klarissenklosters mit der aus Münster stammenden Schwester Maria Bonaventura Sprickmann-Kerkering als erster Äbtissin. Der Dechant des Marienwallfahrtsortes wünschte sich damals schon länger eine kontemplative Ordensgemeinschaft. Diese wurde von der Gräfin von Schaesberg finanziell unterstützt.
Seitens des Münsteraner Klarissenklosters wurden dann zähe Verhandlungen mit den Behörden in Düsseldorf, mit dem Dechanten Josef van Ackeren, mit dem Bischof Herrmann von Dingelstadt und der Kirchengemeinde St. Antonius geführt, heißt es in der Festschrift zum Jubiläum.
Die Kapläne dort wollten das Kloster unbedingt an der St. Antonius-Kirche sehen, doch die Äbtissin setzte sich durch. Das Klostergebäude wurde an der Twistedener Straße – dem heutigen St. Klara-Platz, gegenüber dem Eingang zum Kreuzweg – errichtet.
Am 25 Oktober 1892 können die Münsteraner Gründerinnen nach Kevelaer übersiedeln – sechs Schwestern und vier Novizinnen. Vier Tage später weihte Bischof Hermann die Klosterkiche ein und segnete das Kloster. 1893 traten die ersten Postulantinnen ein. Der Bau des Klosters wurde in den folgenden Jahren vollendet.
Im Januar 1914 verstirbt die Gründerschwester, ihre Nachfolgerin M. Johanna Riddder nimmt mit den Schwestern im zweiten Weltkrieg dann belgische Klarissen aus Boom/Antwerpen vorübergehend in ihr Konvent auf. Unmittelbar nach dem Ende des Krieges kann sie so ein weiteres Klarissen-Tochterkonvent in Köln eröffnen, neue junge Schwestern können in Kevelaer wieder aufgenommen werden.
Nazizeit und Kriegszerstörung
In der Nazizeit kommen die Schwestern um die Räumung des Klosters herum, obwol die Gestapo sie schon im Visier hatten. „Dagegen blieb die ständige Angst, dass die Schwestern bis zum Alter von 45 Jahren dienstverpflichtet werden sollten“, heißt es in der Chronik. Um dem zu entgegen, fertigten die Frauen für die Wehrmacht Handschuhe und Fliegerhauben.
Im April 1942 wurde die kleine Glocke der Klosterkirche geholt – doch trotz Fliegeralarms versammeln sich die Schwestern Tag und Nacht weiter zum Gebet. Die Kölner Klarissenschwestern kamen nach der Zerstörung ihres Klosters am 3. April 1943 nach Kevelaer zurück.
Am 27. September 1944 ereilte das Kevelerer Kloster das gleiche Schicksal. Bei einem Bombenangriff wurden die Kirche, der Pfortenflügel und mehrere Teile des Klosters zerstört. Zwei Schwestern starben, eine wurde schwer verletzt geborgen, andere zum Teil leicht verletzt.
Im Priesterhaus kamen die Überlebenden bei den „Schwestern von der Göttlichen Vorsehung“ unter. Die alten und kränklichen Schwestern fuhren am 15. Oktober 1944 auf Einladung der Äbtissin aus Dresden-Klotzsche dorthin, um „in Sicherheit“ zu leben.
Und die anderen Schwestern gingen zum Bocholter Klarissenkloster, das am 22 März 1945 dann in Schutt und Asche gelegt wurde. Sie kamen in einer Bocholter Schnapsbrennerei unter, bis der Krieg schließlich am 8. Mai endet.
Zeit des Wiederaufbaus
Am 24. Mai 1945 kehrten die Schwestern nach Kevelaer zurück, wo sie vor einem vollständigen Trümmerhaufen standen, da die Engländer auch die restlichen Gebäude des Klosters zerstört hatten.
Für die Übergangszeit kamen sie bei den Familien Salomon und Dormann-Franssen unter, der damalige Pastor Coenders überließ ihnen in seinem Haus einige der Räume. Noch enger wurde es, als die in Dresden verbliebenen Schwestern im September wieder zurückkamen, aber bei den Schwestern beförderte das den Mut zum Wiederaufbau.
Von 1946 bis 1954 wurde an dem Wiederaufbau gearbeitet, bis der Dechant Heinrich Maria Janssen alle hergerichteten Räume segnete und die Klausur schloss, ein reguläres Ordensleben wieder einsetzen konnte. Ab 1948 traten wieder Postulantinnen ein, der neue Altar wurde 1961 in der Klosterkirche konsekriert.
1973 schlossen sich die Klarissenklöster in Deutschland zu einer Föderation zusammen, Kevelaer ist seit 1991 Sitz der Föderationsleitung. Als die Pfarrkirche St. Antonius abbrannte, stellte das Konvent der Pfarrei für fünf Jahre die Kirche zur Verfügung, was die Nähe zum Leben der Gemeinde vertiefte. Und aus Österreich, Düsseldorf und dem Gründungskloster in Münster, das 2001 abgerissen wurde, kamen insgesamt ein Dutzend neue Schwestern in den Konvikt.
In den Folgejahren wurden mehrere Gebäudeteile des Klosters, zwischen Dezember 2005 und Juli 2006 die Kirche und der Gebetsraum komplett renoviert. Am 28. Mai 2006 wurde die in der Glockengiesserei der Abtei Maria Laach fertiggestellte neue Glocke von Weihbischof Heinrich Janssen gesegnet – ein Geschenk des Architekten Ernst Quartier mit Ornamenten, die von der Schwester Chiara Amata entworfen wurden.
Bis heute sind die Grundlagen des Klosterlebens – Arbeit, Chorgebet, Meditation, ein bescheidenes, glaubensorientiertes Leben ohne Reichtümer – im Sinne der Ideen des Franz von Assisi und von Klara Favarone erhalten geblieben.
„Der Kern bleibt – die Formen wandeln sich“, formuliert die Äbtissin des Klarissenklosters, Sr. M. Magdalene Bauer, die bereits seit 46 Jahren ihr Leben im Sinne der heiligen Klara in dem Kloster lebt, die Herausforderung, das in das Heute zu übersetzen.
„Was lebt, muss sich verändern“, sieht auch sie den Wandel der Zeit. Man wolle aber weiter das Kloster als „Gebetsort“ und „Ort der Stille“ für Menschen bewahren. „Ich glaube, die Menschen spüren Gottes Präsenz hier. Und die Gespräche sind für sie eine große Hilfe – die Tatsache, dass Menschen da sind, die ihr Anliegen im Gebet vor Gott tragen, gibt ihnen Kraft. Gebetsorte sind Kraftfelder, wer sich dort hineinbegibt, erfährt nicht immer Heilung, aber immer Heil.“

500 Jahre Thesenanschlag Martin Luthers

Ein Jahr lang hat die Evangelische Kirche in Deutschland den Anschlag der 95 Thesen von Martin Luther an die Schlosskirche zu Wittenberg gefeiert. Die Thesen richteten sich damals gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche, also das Freikaufen von Sünde, das Luther ablehnte, weil nur Gott – und das aus reiner Gnade, so Luther – die Sünden wegnehmen konnte. In der Folge kam es zur Reformation und Kirchenspaltung. Es wurde die Evangelische Kirche gegründet.
Am 31. Oktober jeden Jahres feiern die evangelischen Christen in ganz Deutschland den „Reformationstag“. Weil sich der 31. Oktober 1517 zum 500. Mal jährt, ist in diesem Jahr, nicht wie sonst, nur in einigen Bundesländern (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) gesetzlicher Feiertag.
Auch die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer feiert in einem Festgottesdienst mit Pfarrerin Karin Dembek diesen Anlass und kann dazu einen besonderen Gast begrüßen. Als Rektor der Wallfahrt in Kevelaer und Domkapitular von Münster hatte Rolf Lohmann im Vorjahr bereits zugesagt. Nach der Ernennung zum Weihbischof von Münster, für die Region Niederrhein und Titularbischof der Diözese Gor im heutigen Tunesien, steht er auch weiter zu seinem Versprechen und hat sich trotz anderer Aufgaben, die auf ihn gewartet hätten, den Tag freigehalten. Unter den Leitworten: „Vielfalt und Einigkeit im Geist“ wird er in der Jesus-Christus-Kirche die Predigt halten.
Im Festgottesdienst wird es noch weitere Besonderheiten geben. Der Kirchenchor der Ev. Kirchengemeinde Kevelaer, unter der Leitung von Tom Löwenthal wird Lieder aus 5 Jahrhunderten vortragen. Außerdem hat der Chorleiter und Dirigent zu dem Jubiläums-Motto „Vergnügt, erlöst, befreit“ eine eigene Vertonung geschrieben. Die Vertonung, die durch die Rheinische Landeskirche freigegeben wurde, war ihm `zu gesetzt´ und so setzte er ihm eine holländische Version entgegen. „Der Psalm von Hanns Dieter Hüsch muss auch vergnügt, erlöst, befreit klingen“, so Löwenthal. Die Orgel beim Festgottesdienst wird Godehard Töllen aus Geldern spielen.
Im Anschluss an den Gottesdienst findet im Gemeindesaal ein Empfang statt, der ohne Festreden Raum für Begegnung geben soll. Zu diesem Empfang hat Weihbischof Rolf Lohmann ebenfalls zugesagt. Im Ausschank wird es Einbecker Bier geben, das Bier, das Luther nach dem selbstgebrauten seiner „Frau Katherin von Bora, Doktorin Lutherin zu Wittenberg“ am besten schmeckte und hochgelobt wurde.
Für Pfarrerin Karin Dembek war es ein ereignisreiches und erfolgreiches Festjahr. Der Eröffnungsgottesdienst mit der Predigt von Bürgermeister Dr. Dominik Pichler im letzten Jahr, zahlreiche weitere Gottesdienste und die Arbeit mit den Konfirmanden zum Thema, das Gemeindefest mit dem Anschlag der Thesen (Verbesserungsvorschläge für die Gemeindearbeit) von Kevelaerer Gemeindegliedern und einige Gesprächsabende (unter anderem „Kloster, Ehebett und Kinderzimmer“) interessierte deutlich mehr Menschen als sonst und ließ sie an den Veranstaltungen teilnehmen.
„Das Festjahr hat uns dazu ermuntert, noch dialogfähiger im Bezug auf die Gemeindearbeit und Gottesdienste zu werden. Zielgruppenorientierte Gottesdienste und Veranstaltungen sprechen natürlich auch ein breiteres Spektrum an,“ so Dembek, „aber egal wie das Gemeindeleben in Zukunft aussehen wird, es muss gewährleistet bleiben, dass wir den christlichen Glauben und die Botschaft von der Freiheit eines Christenmenschen unters Volk bringen können.“