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Eine Reihe kostbarer Momente mit dem Chor

Gemeindemitglieder und Zuhörer, die aktiv aufstehen und begeistert mitsingen – was man sonst nur mit Baptistenkirchen in den USA assoziiert, durfte man jetzt bei dem Gospelkonzert der „Gospel Family of Christ“ in der evangelisch-freiheitlichen Kirche an der Händelstraße erfahren. Das diesmal 26-köpfige Ensemble um Chorleiterin Angelika Rehaag hatte bereits vor zwei Jahren mit einem ersten Aufschlag in Kevelaer für Begeisterung gesorgt.

„Geschenke-Zeit“

Ihre in rot-schwarzen Gewändern auftretende SängerInnen-Gruppe, die sich aus Stimmen aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammensetzt, konnte auch diesmal den Nachweis dafür erbringen, dass Gospelmusik Menschen auf besondere Weise bewegen und sie mit einbeziehen kann.

Das Konzert stand passenderweise unter dem Motto „Geschenke-Zeit“, wie der Pastor der Gemeinde, David Burau, angesichts des zusätzlichen Tages – dem 29. Februar – nachvollziehbar erklären konnte. Entsprechend beschäftigte er sich bei der textlichen „Begleitung“ inhaltlich mit dem Thema „Zeit“ und deren Bedeutung. „Die Zeit verrinnt, sie rieselt unaufhörlich, wir können sie nicht festhalten und haben oft genug das Gefühl, ihr hinterherzulaufen“, beschrieb er die Empfindungen vieler Menschen, die sich „oft in Leistungsnot“ sehen. „Und oft haben wir das Gefühl, das geht alles gar nicht, soviele Chancen vertan.“ Dem stünden aber Gedanken wie die des Apostel Paulus im Brief an die Galater entgegen: „Als aber die Zeit sich erfüllt hatte, sendete Gott seinen Sohn.“ Ab diesem Punkt lasse sich die Qualität der Zeit im Gottes Sein in Ewigkeit erkennen.
„Sie ist Qualität geworden, weil Gott sie erfüllt hat“, wünschte er später allen Anwesenden am Beispiel der Sanduhr, „wo sich unten der Berg an Last sammelt“, die Fähigkeit, die Qualität der Zeit bewusst positiv wahrzunehmen, jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu sehen. „Wir sollten leben, singen, klatschen, lachen, jubeln.“ Später wies er auf eine entsprechende Karte zum Mitnehmen mit Vorschlägen hin, wie man „Zeit und Lebensqualität schenken“ kann. Ein weibliches Chormitglied trug einen dazu passenden „Poetry Slam“ vor, in dem es hieß: „Ich warte, daß die Zeit verrinnt, ich warte, dass der Tag beginnt, (…) die Kostbarkeit des Moments zu erkennen, einmalig wertvoll zu benennen – du wartest ? Warte nicht länger.“

In diesem Geist erlebten die Zuhörer eine Reihe „kostbare“ Momente mit dem Chor, der die Anwesenden mit seinem mal gefühlvollen, mal mitreißenden Gospel-Gesang auf eine besondere Klangreise mitnahm. Für den passenden Gospel-Groove sorgte der fantastisch aufgelegte Lukasz Flakus am Piano. Von dem fetzigen „Joy of my salvation“ über „God is here“ und „Love theory“ führten diese Momente zu der Verschmelzung von Chor und Zuhörern in dem Traditional „Marvellous“. Dabei sangen die einzelnen „Stimmen“ des Chores den Bass, Tenor, Sopran und Alt vor, die dazu anwesenden „Stimmen“ durften dann den Leinwand abgebildeten Text mitsingen.

„Wenn es Ihnen im Stehen leichter fällt, nur zu“, ermunterte Angelika Rehaag die Anwesenden zum aktiven Mitmachen. „Herzliche Einladung in das wohlgelungene Chaos.“ Allerdings hörte man kein „Chaos“, sondern ein klangerfülltes Gottesgebäude mit vielen Gästen, die sich erhoben und von Rehaag und Co. motivieren ließen.

Auch bei „No greater love“ klatschten die Anwesenden im Rhythmus mit. „Holy, Holy, Holy“ unterstrich die Fähigkeit des Chores, einen berührenden Moment des Innehaltens im Konzert zu schaffen. „Reign“ geriet dann wieder zur melodisch-mitreißenden Gesangsnummer mit hymnischem Ende und origineller Gesangswendung.

„Wir fühlen uns hier richtig zu Hause“, dankte Angelika Rehaag in einem persönlichen Wort dem Publikum. „Wir waren ja schon häufiger hier und spüren eine Verbindung, dass Sie hier nicht nur die Töne bei Ihnen ankommen, sondern auch die Botschaft, dann wissen Sie gar nicht, wie gut uns das tut.“ Entsprechend endete das Konzert mit einem innigen „Der Herr segne Euch.“ Und ohne Zugabe konnte der Chor nicht gehen – bei „Better is one day“ schritten die SängerInnen zum Abschied durch die Reihen.