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Oskar Janßen erhielt den Hohen Bruderschaftsorden und trug die Festkette

Ausgezeichneter Einsatz für die Hubertusgilde

In lockerer Serie stellt KB-Autorin Delia Evers Kevelaerer Persönlichkeiten vor. Die Wallfahrtsstadt beheimatet viele engagierte Menschen – früher wie heute. Ob zum Geburtstag, Jubiläum oder anderen Anlässen werden wir auf bewegte Leben blicken. Heute auf das von Oskar Janßen.

Ein kreativer Erfinder

Norbert Vorfeld ist in seiner Werkstatt an der Kettelerstraße noch mitten in die Arbeit vertieft. „Ich muss hier noch den Rost hier von den Fensterläden abschleifen“, sagt er und geht konzentriert mit der Maschine über das Material. „Eine Auftragsarbeit“, erläutert der gedrungene Mann, ehe er die Schutzbrille absetzt.
Dass der in Geldern gebürtige Winnekendonker mal irgendetwas mit Handwerk machen würde, war ihm quasi von der Familie schon in die Wiege gelegt worden. „Mein Vater war Stahlreliefgraveur und hatte in Kevelaer eine Devotionalienfabrik zwischen Johannesstraße und Busmannstraße, wo heute die Luxemburger Galerie ist. Die hatte er von meinem Großvater geerbt und weitergeführt“, erzählte der 63-Jährige.
„Da haben wir Medaillen hergestellt, für die man Prägestempel benötigte, die man anfertigen musste. Und er war ein begnadeter Maler“, zeigte er ein Bild aus dessen Kriegsgefangenschaft aus dem Jahr 1946, das wohl eine Straße in England zeigt. Die Mutter war Paramentenstickerin, der Onkel ist Bildhauer.
Handwerk in die Wiege gelegt
Seine Kindheit beschreibt Vorfeld als „sehr streng, aber man hatte im Künstlerischen seine Freiheiten. In Malen und Zeichnen wurde ich unterstützt.“ Er wuchs gemeinsam mit einer Schwester auf, die später als Grundschullehrerin das Malen und Basteln beförderte. Der Bruder lernte Bankkaufmann, da kam diese Ader weniger zum Tragen. Über Hubertus- und Edith-Stein-Hauptschule ging es für den jungen Norbert im Alter von 15 Jahren erstmal zur Ausbildung bei Polders als Gold- und Silberschmied. „Ich wollte erst Dekorateur werden, das war mein Wunsch.“ Es sollte „etwas Handwerkliches sein verbunden mit Zeichnen.“
Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung und der Bundeswehrzeit arbeitete er dann in diversen Werkstätten als Geselle – „zuletzt bei Peters in Kevelaer. Hauptsächlich ging es da um Kirchengeräte bis hin zum Tabernakel, wo du fünfmal überlegst, bevor es ans Loch geht.“
1983 begann er die Meisterschul-Abendkurse in Essen, machte drei Jahre später in Köln seine Meisterprüfung zum Silberschmied. Am Schravelner Niersweg begann er seine Selbstständigkeit, die sich mit der Übernahme des Devotionalienladens des Vaters zunächst überschnitt.
Später gab er den Laden auf. „Ich habe schnell gemerkt, dass die Übernahme mir keine Zeit lässt, die eigene Kreativität auszuleben. Und es hat sich nicht mehr rentiert“, meint Vorfeld. Die vielen Geschäftsreisen und die Arbeit in der Produktion nehmen viel Zeit in Anspruch. Und schließlich gab es ja noch die eigene Familie mit Frau und drei Kindern.
Vorfeld restaurierte Kirchengeräte, gestaltete in einer Mischung aus Design und Kunsthandwerk „Geländer aus Edelstahl und Messing, die nicht 08/15 sein sollten“. Über diese Arbeit entwickelte sich langsam wieder das Malen und Zeichnen – und Anfang der 90er Jahre die Symbiose der verschiedenen Fertigkeiten. „Ich hab dann gemalte Bilder auf Fermacellplatten gemacht. Da konnte man mit Hitze und Acrylfarben arbeiten.“
Daneben begann er Möbel, Accessoires wie Kerzenständer, Tische mit wendbaren Platten oder Bronzefiguren zu gestalten. Und es entstanden erstmals „reduziert dargestellte Metallfiguren“ – einzeln oder in einen Rahmen gesetzt – bei denen das „Paar“-Motiv häufig auftaucht.
„Warum das so ist, das weiß ich nicht“, gesteht der Künstler. Bei seiner Arbeit lasse er sich sehr „von dem , was ich sehe und fühle“, leiten. Dazu komme dann noch das technische Element, mit geometrischen Formen und Figuren. „Irgendwann lasse ich los und setze es einfach um.“
In den 80er Jahren begründete er die „Künstlergemeinschaft Binnenheide“ mit, die auf einem Bauernhof „sehr gut besuchte Ausstellungen“ organisierte und bis in die 90er hinein Bestand hatte. Eine Antwort auf die Frage, warum sich das zerschlagen hat, kann Vorfeld nicht geben.
2007 eröffnete er ein Kunstcafé in Schravelen, betrieb es dort bis 2012 . „Da hat sich leider kein Nachfolger gefunden.“ Den Standort Schravelner Niersweg gab er dann aus „privaten Gründen“ auf.
Bis heute bearbeitet er Edelstahl und Kupfer, gestaltet Gesichter aus Stahl. Jedesmal, wenn die Werke fertig sind, steht er vor ihnen und nennt seinen Leitsatz: „Bring Ruhe rein.“ Nebenbei macht er mit dem Bruder freitags in der Werkstatt Musik, schreibt eigene Stücke.
Immer neu entwickeln
„Ich muss mich immer neu erfinden und entwickeln“, beschreibt der 63-Jährige den inneren Antrieb, der in ihm existiert. Im vergangenen Jahr hat er die Werkstatt an der Kettelerstraße neu eröffnet. „Und 2018 war ich erstmals bei der Landpartie mit dabei“, freut sich der kreative Mann darauf, im Juni wieder mit dabei zu sein. Als Gastausstellerin ist die Kalkarer Malerin Christel Verhalen bei ihm zu Gast. Dazu kommt noch der Bierbrauer Thomas Molderings.