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Umgestaltung des Kapellenplatzes wird teurer als geplant

Zwei Millionen Euro teurer als ursprünglich angesetzt wird die Umgestaltung des Kapellenplatzes und des Johannes-Stalenus-Platzes. Das bedeutet rund 825.000 Euro Mehrkosten an Eigenanteil für die Stadt Kevelaer. Darüber informierte die Verwaltung im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss. Grund für die Mehrkosten sind die nicht berücksichtigten jährlichen Baukostensteigerungen. Für Teilmaßnahmen, die im Handlungskonzept im Jahr 2015 kalkuliert wurden, aber erst in den nächsten Jahren umgesetzt werden, ergibt sich daraus eine Kostensteigerung. Die Anwesenden nahmen den Hinweis zur Kenntnis, Heinz-Josef van Aaken (KBV) machte dennoch deutlich, dass es schön gewesen wäre, wenn die Kostensteigerungen beachtet worden wären.

Für deutlich mehr Diskussionsbedarf sorgte im Anschluss der Entwurf zur Bebauung des Sportplatzes in Winnekendonk an der Kevelaerer Straße. Tancu Mahmout vom beauftragten Planungsbüro VDH Projektmanagement GmbH stellte den Entwurf im Ausschuss vor und erläuterte die Vorhaben zur Umsiedlung des Edeka-Marktes, zur Errichtung eines Verwaltungsgebäudes sowie zum Bau eines Wohnbereiches. Die Anwesenden bemängelten im Anschluss an die Präsentation, dass den Fraktionen der Entwurf nicht vorab bereits vorgelegt wurde. „Ich sehe da noch Beratungsbedarf in der Fraktion“, meinte Wilhelm Gerats von der FDP.

Zur Kenntnis genommen

Auch Ulrich-Hünerbein Ahlers (Grüne) sprach sich dafür aus, den Beschluss, dem städtebaulichen Entwurf zuzustimmen und das Bauplanverfahren auf dieser Basis durchführen zu lassen, zur Kenntnis zu nehmen, dem aber noch nicht zuzustimmen. Lediglich van Aaken brachte der vorherrschenden Meinung deutliche Worte entgegen: „Wir sehen uns in der Lage, das Verfahren schon heute auf den Weg zu bringen und dem Beschluss der Verwaltung zu folgen.“ Es wurde einstimmig beschlossen, der Verwaltung nach der Fraktionssitzung ein Signal zu geben und den Beschluss zunächst lediglich zur Kenntnis zu nehmen.

Im Anschluss stellte Michaela Roudbar-Latteier vom „Büro stadtVerkehr“ aus Hilden die ersten Ergebnisse und weiteren Vorhaben der Verkehrsuntersuchung zur Umgestaltung des Peter-Plümpe-Platzes vor. Ziel der Untersuchungen sei es, die Verkehrsflüsse zu optimieren und die Innenstadt zu beruhigen, machte Roudbar-Latteier zu Beginn deutlich. Eine Parkraumerhebung am Donnerstag, 10. Oktober 2019, und Freitag, 11. Oktober 2019, habe ergeben, dass auch zu Spitzenzeiten auf dem Peter-Plümpe-Platz stets freie Parkplätze zu finden seien. Ob die Ergebnisse realistische Zahlen lieferten in Anbetracht der Tatsache, dass die Termine unmittelbar vor den Herbstferien gewählt wurden und kein Wochenendtag einbezogen wurde, stellte Gerats in Frage. Er selbst habe am Samstag, 26. Oktober 2019, um 14.30 Uhr, eigenständig die Parksituation betrachtet und habe maximal 20 freie Parkplätze beobachten können – und der Rewe-Parkplatz sei ebenfalls „komplett zu“ gewesen.

Fünf Vorschläge mit Variation

Dass man nicht alle Eventualitäten abdecken könne, machte Franz Heckens daraufhin klar. Zur Kirmes jedoch – um ein Beispiel zu nennen – breche der Verkehr in Kevelaer auch nicht zusammen, obwohl an diesen Tagen kein Parkplatz auf dem Peter-Plümpe-Platz zur Verfügung steht. Allgemeinere Bedenken hegte Hünerbein-Ahlers. „Wir wollen was Grundsätzliches. Wir wollen nicht nur den Peter-Plümpe-Platz betrachten, sondern wir wollen Kevelaer betrachten“, machte er deutlich. Auf Näheres zum Konzept könne man jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht eingehen, meinte Roudbar-Latteier. Der Ausschussvorsitzende Michael Kamps machte deutlich, dass man die Untersuchungen abwarten müsse und dass die fünf unterschiedlichen Vorschläge am Ende Variation bieten würden.

Im Anschluss wurde mit einer Enthaltung beschlossen, für den Planungsprozess zur Umgestaltung einen Planungswettbewerb mit Realisierungsabsicht und nachgeschaltetem Verhandlungsverfahren durchzuführen.

Hohe Kosten, geringe Einnahmen

Der Antrag der FDP-Fraktion, öffentlich zugängliche Ver- und Entsorgungseinrichtungen für Wohnmobile zu schaffen, wurde abgelehnt. Die Verwaltung erklärte in ihrer Stellungnahme, dass die Wohnmobil-Stellplätze am Europaplatz bereits von drei auf 13 erhöht worden seien und dass im Gegenzug zu den hohen Kosten für die Schaffung einer Infrastruktur am Europaplatz und für die Wartung der Geräte mit geringen Einnahmen zu rechnen sei. Die Verwaltung präferiere die Lösung, dass auf dem Hüls-Parkplatz am Schulzentrum zunächst fünf neue Stellplätze ausgeschildert werden. Außerdem gebe es eine Absprache mit der Eigentümerin des „Reisemobilhafen Den Heyberg“ in Twisteden, dass auf der Hüls und am Europaplatz Hinweisschilder aufgestellt werden dürfen, die auf die Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten des Reisemobilhafens verweisen.

Heinz-Peter Angenendt (Grüne) sprach sich in dem Zusammenhang für den Antrag der FDP aus: „Wir würden den Antrag der FDP voll unterstützen.“ Die „Billigvariante“ erachte er als keine zufriedenstellende Lösung – vor allem, da die Wohnmobilisten für Kevelaer eine gute Zielgruppe seien. Formhalber wurde im Anschluss über den Antrag der FDP abgestimmt – mit vier Stimmen dafür, die Übrigen stimmten gegen den Antrag.

Kompromiss zu Kapellen- und Stalenus-Platz vorgestellt

Dass Bürgermeister Dominik Pichler nach der 90-minütigen Veranstaltung von einer recht „ruhigen“ und sachlichen „Debatte“ sprechen konnte, hatte sich schon früh abgezeichnet. Mit ihren Wortbeiträgen hatten der Wallfahrtsrektor Gregor Kauling und Dominik Pichler selbst den Ton und damit auch ein Stück die Richtung vorgegeben, in der die Diskussion anschließend verlief. „Das ist im Kompromisscharakter gut gelöst worden“, machte der Wallfahrtsrektor bei der Begrüßung der gut 80 Bürger und Bürgerinnen im Petrus-Canisius-Haus deutlich.

Drei Aspekte wesentlich

Drei Aspekte seien bei der Gestaltung des Platzes letztendlich wesentlich gewesen, sagte Kauling: „Dass es um den Erhalt der ökologischen Substanz geht“, dass der Kapellenplatz städtebaulich von seiner Idee her erhalten wird und „dass es möglich ist, mit Handicap gehgerecht auf dem Kapellenplatz unterwegs zu sein.“

Bei den Zielkonflikten, die dabei entstehen, seien diese Ansprüche „nicht in in allen Faktoren hundertprozentig lösbar“, machte er klar. Er zeigte sich dankbar darüber, dass es „so ein intensiver Prozess“ war, auch wenn es zwischendurch mal „gezuckt und geknallt“ hat, meinte er auch in Bezug auf die Baumdiskussion. „Da muss man dann immer neu drauf gucken und schauen, was ist den Menschen wichtig.“

Bürgermeister Dominik Pichler freute sich über den doch noch regen Zuspruch, machte aber ganz klar deutlich, „dass ich mir mehr Kommunalpolitiker hier gewünscht hätte“, damit sie auch die Stimmungslage der Bürger mitbekommen, wo das Ganze doch noch in den Hauptausschuss und im Rat zur Schlussberatung und Entscheidung ansteht.

„Lohnt es sich, den Platz überhaupt anzupacken oder den zaghaften Versuch zu wagen, in allen Punkten 90 Prozent zu erreichen?“ Diese Frage habe man sich in der Verwaltung und der Politik schon gestellt – und sich am Ende dafür entschieden. Auch Pichler begrüßte den Kompromiss und beschrieb sowas wie die Quadratur des Kreises, die man da angegangen sei, „dass man dem Kapellenplatz nicht ansehen soll, dass er sich verändert hat“, obwohl man ihn verändert. Der Stalenus-Platz, der eh „nicht so ein großer Wurf“ sei, könne eine größere Veränderung erfahren. Er gab dann Stadtplaner Franz Heckens das Wort.

Kopfsteinpflaster glätten

Heckens durfte dann die Pläne zu beiden Plätzen nochmal ausführlich erläutern. Beim Johannes-Stalenus-Platz gehe es um die Schaffung einer Aufenthaltsqualität, statt den Bereich nur als Durchgang zu verwenden. Die Oberfläche soll erneuert, die Hauptkanäle und der Regenabfluss sollen in Angriff genommen werden. Das vorhandene Kopfsteinpflaster soll auf beiden Plätzen mit denselben Steinen, aber etwas glatter, ausgelegt werden. Dazu kommen noch zwei Meter breite Wegestreifen, die auch aus dem gleichen Grauwacke-Naturstein stammen, aber mit einer geschnittenen Oberfläche, um den Platz für Rollstuhlfahrer begehbar zu machen.

Den Kapellenplatz neugestalten, ohne dass man es ihm ansieht – kann das gelingen? Foto: Archiv

Auf Nachfrage räumte Heckens ein, dass es sich bei den Wegestreifen nicht um eine hundertprozentig glatte Fläche handelt, die auch nicht unbedingt der DIN-Norm entspricht. „Dazu müsste man Rippen- und Noppenplatten weiß einlegen. Das würde aber den Charakter des Platzes zerstören.“ Deswegen würden die Flächen also „nicht so sein […], wie es für sehbehinderte Menschen wünschenswert wäre.“ 

Das kritisierte der frühere Verwaltungsleiter von St. Marien, Gottfried Mölders. „Nach spätestens zwei Jahren nimmt man die Unterschiede der Flächen optisch nicht mehr wahr.“ In Sachen Denkmalschutz habe man oft „extrem andere Wege gewählt. Es geht um Sicherheit“, machte er deutlich. „Das ist sonst rausgeschmissenes Geld.“ Heckens beharrte: „Es geht auch um den Platz.“ 

Die Eiben werden beseitigt, neue Bäume kommen

Was den Baumbestand betrifft, sollen die beiden Zierkirschen am Eingang der Basilika und die Platane hinten bleiben. Die Eiben zwischen Toilette und Basilika würden aufgrund der Feuchtschäden-Problematik beseitigt werden, sagte Heckens. „Das Ganze wird heller und freundlicher“, versicherte er. Ergänzend dazu sollen schmalkronige Bäume entlang der Fassaden gesetzt werden, die aber nicht an die Fassaden heranreichen und deren Wurzeln so geschützt werden, dass die nirgendwo tief einwachsen. Doppelbänke und Bewegungselemente sollen das Ensemble ergänzen. „Was da hinkommen kann, das klären wir aber mit der Kirche.“

Ein Anlieferverkehr werde am Parkplatz weiter möglich sein, Pilger werden dort auch mit Rollator aussteigen können, wenn man die Poller dort kurz wegnehme. Nahe der Basilika sollen ebenso Fahrradständer hinkommen.

Keine Rennstrecke

Beim Kapellenplatz werde das gesamte Pflaster aufgenommen und mit barrierearmen Streifen wie bereits beschrieben verlegt.  „Man wird gucken, ob man die Drainagerohre, die unter dem Kapellenplatz liegen, auch herausnehmen muss oder nicht, und die Zuleitungen zur Entwässerung“, so Heckens. Im Bereich der Busmannstraße sollen Heckenstrukturen und Baumpflanzungen entstehen – „keine geschlossenen Hecken, sondern kleinere Heckenbüsche zwischen den Bäumen im Meterbereich“, sagte Heckens. Die gemauerten Pflanzkübel, die dort zur Zeit bestehen, sollen weg. „Wir werden die Pflanzkübel so hinstellen, dass es keine ‚Rennstrecke‘ wird“, versicherte Heckens.   

Das führte zu einer kurzen Debatte aus dem Plenum über die Frage, ob man gerade die Gehbehinderten lieber nicht auf dem Weg entlang der Bäume schicken sollte. Sowohl Pichler wie Kauling machten klar, dass es doch eigentlich der Wunsch sei, dort Fußgänger und Rollstuhlfahrer zu haben und so automatisch auch Autofahrer zur Schrittgeschwindigkeit veranlasst würden.

Interessierte Bürger hörten sich die Pläne zur Umgestaltung des Kapellenplatzes an. Foto: AF

Unter den Bäumen parallel zur Kerzenkapelle sollen Doppelbänke und eine Grünfläche hinkommen. Und im Bereich der Eisdiele soll eine rechteckige Grauwacke-Oberfläche im Läuferverband entstehen, die sich vom Kapellenplatz abgrenzt. Inmitten dieses kleinen Platzes sollen Doppelbänke und drei kleine Bäume platziert werden. Der Verkehr werde dort in einem spitzeren Bogen geführt, „um die Geschwindigkeit da rauszunehmen“, sagte der Stadtplaner. Eine optische Beeinträchtigung der Wege und Geschäfte werde dadurch nicht entstehen, antwortete er auf eine entsprechend kritische Frage.

Keine Kalbshaxe an Karfreitag

Die Frage nach der Außengastronomie im Bereich Busmannstraße beantwortete Gregor Kauling. Es gehe da um die „Transparenz zwischen Welt und Heiligtum“, man werde da einen Weg zwischen Welt und Kirche finden. „Wir wollen das öffnen und haben es im letzten Dreivierteljahr positiv wahrgenommen, dass dort Menschen sitzen, vor allem auch Pilger.“ Zu gewissen Feiertagszeiten sollte es aber Gastronomie draußen nur zu bestimmten Zeiten geben, blickte Kauling auf seine Zeit in Altötting zurück, wo es am Karfreitag Kalbshaxe neben einer Prozession“ gegeben habe.

Bei der Frage, wann die Baumaßnahmen anlaufen sollen, blieb Heckens im Ungefähren. „Wenn alles gut läuft, Ende 2020 – vorsichtig gesagt.“ Einen Hauch präziser äußerte sich Norbert de Ryck, der technische Leiter der Stadtwerke-Tiefbauabteilung. „Wenn wirklich alles gut läuft, so nach dem Winter 20/21 im Frühjahr.“ Die Maßnahme werde man dabei nicht in einem Rutsch machen und sich mit der Kirche absprechen, sagte Heckens. Was die Reihenfolge betrifft, skizzierte de Ryck grob die Schritte, wie er sie sich vorstellen könnte: „Kerzenkapelle, Forum (als separate Maßnahme, wo die feste Bestuhlung durch lockere Bestuhlung ersetzt wird), Busmannstraße, Kapellenplatz, Maasstraße und Amsterdamer Straße bis Eisdiele, Gnadenkapelle bis Priesterhaus und dann Johannes-Stalenus-Platz.“

Angesprochen auf die weiteren Stadtentwicklungsschritte bezüglich des Luxemburger Platzes machte Heckens klar, dass man das für die anderen Maßnahmen zurückgestellt habe und mit der Kirche absprechen wird, „wann wir das aufgreifen.“ Und Dominik Pichler meinte nach der Veranstaltung bezüglich des Peter-Plümpe-Platzes nur: „Da müssen wir viel verändern, da ist Luft nach oben.“

Eine Frage des Charakters

Dass der Mechelner Platz vorerst nicht umgebaut wird, war zu Beginn der Sitzung am vergangenen Dienstagabend noch eine echte, wenn auch nicht mehr ganz taufrische Nachricht gewesen. Auf die Ausschreibung sei kein einziges Angebot eingereicht worden, meldete Franz Heckens. Eine erneute Ausschreibung könne nicht vor Herbst erfolgen, sodass sich der Baubeginn erheblich verzögere, „wenn wir denn ein Angebot bekommen“, erklärte er. Doch da sei man guten Mutes. Zudem „bemühen wir uns um eine Zwischenlösung“ für die Nutzung des Platzes.
Die folgende Diskussion um die Kevelaerer Plätze mit kirchlicher Nutzung wurde zunächst von der allgemein als frohe Botschaft angesehenen Nachricht überstrahlt, dass der Kirchenvorstand von St. Marien Zugeständnisse bei der Außengastronomie am Kapellenplatz signalisiert habe. „Eine Reihe Tische“ solle dort aufgestellt werden dürfen. Was den umstrittenen Luxemburger Platz betreffe, solle dort die Außengastronomie „noch großflächiger“ erlaubt werden, führte Thomas Selders von St. Marien aus.
Bürgermeister Dominik Pichler bemühte sich noch, die beiden Punkte Außengastronomie und Gestaltung des Luxemburger Platzes auseinander zu halten. „Außengastronomie zulassen, dagegen habe ich nix“, sagte er. Doch beim „Streitpunkt Luxemburger Platz“ stehe er „für andere Planungen nicht zur Verfügung“, erklärte er. Er fühle sich an sein Wort von vor fünf Wochen gebunden.
Heinz-Josef van Aaken (KBV) forderte mit Blick auf den Luxemburger Platz, man solle „jetzt nicht an jedem Einzelstück rumdoktern“, die Bürger hätten sich klar für den Erhalt der Bäume ausgesprochen; er sehe die Plätze als „Ensemble“, „dazu gehört auch der Bewuchs und die gewachsene Struktur“.
Horst Blumenkemper (SPD) geht davon aus, „dass nur Bäume beseitigt werden, die krank sind“. Der „Charakter der Innenstadt“ müsse erhalten bleiben, man solle „nicht vom Gestaltungsbeirat abweichen und langsam zu Potte kommen“.
Willi Gerats (FDP) verwies ebenfalls auf das Statement des Gestaltungsbeirates zum Erhalt der „natürlichen Kathedrale“ auf dem Luxemburger Platz. Der Gestaltungsbeirat habe zudem eine Empfehlung ausgesprochen, „die in dem vom Rat beschlossenen Integrierten Handlungskonzept aus 2015 fast gleichlautend wiederzufinden ist.“ In den Vorgaben des IHK heiße es bezüglich des Maßnahmenkataloges Kapellenplatz: „Es sind Anpassungsmaßnahmen bei der Pflasterung, Entwässerung, Technik und Beleuchtung zu überprüfen und gegebenenfalls umzusetzen.“ Zudem gelte es, den „dichten und unregelmäßigen Baumbestand als Grundlage für das Erscheinungsbild beizubehalten und damit den Gesamtcharakter zu erhalten“.
Die FDP meldete zudem noch bei laufender Sitzung über „facebook“, die Planungen für die Umgestaltung des Kapellenplatzes seien vorerst gestoppt worden. Der Planungsstopp habe „massive Auswirkungen“, hieß es dort: „Da die Planung des Kapellenplatzes Teil des ,Integrierten Handungskonzeptes‘ (IHK) ist, und nicht mehrere Planungen parallel betrieben werden können, verschieben sich die Planungen zum Peter-Plümpe-Platz weiter ins Ungewisse.“ Nach Ansicht der Freien Demokraten sei „spätestens hiermit der Versuch gescheitert, die Stadtplanung durch interne Kräfte zu stärken, auch die Einstellungen und Umbesetzungen auf Sachbearbeiter-Ebene zeigen sich nicht als ausreichend.“
Der Ausschussvorsitzende Michael Kamps überließ in der Sache dem Kevelaerer Ortsvorsteher und St. Marien-Vorstandsmitglied Dr. Edmund Bercker das Schlusswort. Bercker merkte an, die Frage „Was wollen die Pilger?“ sei noch nicht gestellt worden. Zudem warb er um Verständnis für die Situation der Kirchengemeinde. Mit dem plötzlichen „Personalwechsel“ habe es „ein Jahr Stillstand“ gegeben. „Geben Sie dem Pfarrer und der Gemeinde die Zeit, das neu anzupacken“, schloss er.

Siehe auch: https://www.kevelaerer-blatt.de/zukunft-der-plaetze-bleibt-weiter-offen/

Zukunft der Plätze bleibt weiter offen

Die Verärgerung war Bürgermeister Dominik Pichler deutlich anzumerken: Gerade einmal anderthalb Tage vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses hatte der Kirchenvorstand von St. Marien den Ratsfraktionen eine Stellungnahme zur Vorentwurfsplanung zum Kapellenplatz zukommen lassen. Darin lässt der Kirchenvorstand die Zukunft des eingeschlossenen Luxemburger Platzes völlig offen. Thomas Selders, der in der Sitzung die Kirchengemeinde den „sehr frischen Standpunkt“ des Vorstands vertrat, sagte, es gehe darum, eine „neue Vision für den Platz“ zu finden, „ein Ziel für den Platz zu definieren“ oder eine „bessere Idee für den Platz“ zu haben. Deshalb ziehe man hier die „Reißleine“, sagte er.
Das kam bei den Grünen und der CDU gut an. Paul Schaffers (CDU) begrüßte, dass die „Grundlagen komplett neu erarbeitet werden“ sollten für diesen „hochsensiblen kirchlichen Bereich“. Wolfgang Röhr (Grüne) hatte die Stellungnahme der Kirchengemeinde „mit Freude und Zustimmung zur Kenntnis genommen“, sagte aber auch: „Wir sollten darauf bestehen, die Bäume im Wesentlichen zu erhalten.“
Damit traf er genau die Kritik des Bürgermeisters: Der erinnerte die Politiker daran, dass man vor fünf Wochen gemeinsam ein eindeutiges Statement zum Erhalt der Bäume abgegeben hatte und zeigte sich verärgert über die „Halbwertszeit“ politischer Zusagen. „Wieso soll ich mir Gedanken machen, wie es ohne Bäume aussieht, wenn ich die Bäume erhalten will?“, fragte er. In ihren Stellungnahmen nach der Sitzung des Gestaltungsbeirates und der Bürgerversammlung hätten sich alle für die weitestgehende Erhaltung des Baumbestandes ausgesprochen. „Dazu stehe ich nach wie vor“, machte Pichler klar, und deshalb bedürfe es keiner Planung in andere Richtungen.
Doch auch der Hinweis von Franz Heckens aus dem Verwaltungsbereich Stadtplanung, die planerischen Spielräume für den Luxemburger Platz seien bei Erhalt der Bäume „marginal“ und eine Aufschiebung eines Beschlusses zeitlich, planerisch und finanziell aufwendig, konnte die Mehrheit der Ausschussmitglieder nicht umstimmen: Sie folgten nach anderthalbstündiger Diskussion der Forderung Schaffers zu erneuten Gesprächen mit dem Kirchenvorstand und einer völlig neuen Planung zum Luxemburger Platz.

Siehe auch: https://www.kevelaerer-blatt.de/eine-frage-des-charakters/

Abseits grüner Bäume und roter Punkte

Dass grüne Bäume und rote Punkte einen Großteil der Sitzung des Gestaltungsbeirates einnehmen würden, hatten manche im Vorhinein vermutet. Ein wenig gerieten die anderen, nicht minder wichtigen Themen der Sitzung, ob der emotionalen Diskussion um die Planungen zum Kapellenplatz und seiner Umgebung in den Hintergrund. Dennoch: Auch diese Punkte arbeitete die Expertengruppe des Beirates routiniert, aber nicht ohne die erforderliche Empathie ab.
Beim Rundgang erlebten die Beiratsmitglieder die Komplexität der Baustelle auf der Hauptstraße am eigenen Leib. Der Hinweg vom Rathaus zum Kapellenplatz bot zunächst ein Bild geschäftigen (aber leider zu wenig geschäftlichen) Treibens. Der Beweis, wie fleißig die Bauarbeiter waren und wie schwierig die Geschäfte zu erreichen sind, folgte auf dem Fuße: Der gleiche Weg stand in entgegengesetzter Richtung leider nicht mehr zur Verfügung, weil dort nun abgesperrt war. Das bot jedoch „Stadtführer“ Ludger Holla die Möglichkeit, auf Gestaltungen hinzuweisen, die im Laufe der Sitzung noch wichtig werden würden, wie etwa die Gestaltung des Durchgangs am Museum. Eckpunkte des Rundgangs waren die großen Plätze des Stadtkerns, Roermonder Platz, Kapellenplatz Mechelner Platz, Luxemburger Platz, Johannes-Stalenus-Platz sowie Peter-Plümpe-Platz.
Zurück im Rathaus beschäftigten sich die Beiratsmitglieder zunächst mit dem „Masterplan historischer Stadtkern und öffentlicher Raum“ (das KB berichtete). Helmut Hardt erläuterte den Plan seines Kevelaerer Planungsbüros „StadtUmBau“ und erntete viel Zustimmung für seine ausführliche und fundierte Arbeit.
Peter-Plümpe-Platz
Franz Heckens erläuterte danach die seitens der Stadtverwaltung geplante „Vorgehensweise Peter-Plümpe-Platz“. Zusammengefasst sieht diese so aus: Bis zum Herbst des laufenden Jahres erfolgt die Grundlagenermittlung mit verschiedenen Gruppen wie etwa Verwaltung, Politik und Bürgern zu den verscheidenen Themen, wie etwa der Nutzungsänderung und die Verkehrsgestaltung. Unterstützt werden soll das durch ein Moderationsbüro, eine entsprechende Ausschreibung erfolgt in diesem Monat. Bis März soll die „Entwicklung eines Nutzungskonzeptes mit Raumidee“, erfolgen, eine „Zielformulierung seitens der Verwaltung mit der Politik“. Im Herbst 2019 soll eine teuropaweite Ausschreibung für den Planungsauftrag erfolgen. Ob es eine Mehrfachbeauftragung oder ein Wettbewerbsverfahren geben soll, wird in diesem Zusammenhang noch zu klären sein. Nachdem die Planung beauftragt wurde, sollen bis zum Frühjahr 2020 in einem von externen Beratern betreuten Verfahren verschiedene Vorentwürfe entwickelt werden. Bis zum Herbst 2020 soll der endgültige Entwurf erarbeitet werden, für den dann im Dezember 2020 der Förderantrag gestellt werden kann.
Letzter Tagesordnungspunkt nach der Diskussion um die Entwicklung des Kapellenplatzes war dann schließlich die „Sondernutzungssatzung“ für die Kevelaerer Innenstadt.
Sondernutzungssatzung
Bereichsleiter Ludger Holla stellte einen Entwurf vor, der bei den Beiratsmitgliedern gut ankam. Die Satzung regelt – teils recht restriktiv – die Nutzung des öffentlichen Raumes in der Innenstadt, etwa zu den Themen Verkauf und Bewirtung. Besonders lobten die Mitglieder des Gestaltungsbeirates, dass der Entwurf etwa in den Bereichen der Außenreklame, der Verlagerung der Ausstellungsfläche auf die Straße und der sogenannten „Kundenstopper“ restriktive Maßnahmen vorsieht.

Mitglieder des Gestaltungsbeirates (stimmberechtigt):
Michael Arns
Ragnhild Klußmann
Prof. Dr. Franz Pesch
Friederike Proff
Eckehard Wienstroer
(nicht stimmberechtigt): Hiltrud Lintelto

Das Kevelaerer Blatt wird die Mitglieder des Gestaltungsbeirates in einer der kommenden Ausgaben vorstellen.

Verwaltung und Politik (nicht stimmberechtigt):
Dr. Dominik Pichler, Bürgermeister
Ludger Holla, Fachbereichsleiter
Verena Möller, Stadtplanerin
Franz Heckens, Stadtverwaltung
Michael Kamps, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung
Paul Schaffers, CDU
Horst Blumenkemper, SPD
Heinz-Josef van Aaken, KBV
Ulrich Hünerbein-Ahlers, Grüne
Wilhelm Gerats, FDP

Nicht einfach

Uuuups – da scheint jemand Kevelaer mit einer einfachen Stadt verwechselt zu haben. Aber Kevelaer ist nicht nur unverwechselbar. Die Wallfahrtsstadt kann auch ganz schön kompliziert sein.
In dieser Woche durften wir erleben, wie unterschiedlich Blicke von außen auf Kevelaer sein können. Eine paar Planer, denen man durchaus den Blick über den Rand ihres Reißbretts hinaus unterstellen darf, haben uns gezeigt, wie der Kapellen- und die umliegenden Plätze aussehen würden, wenn man diese nach „Schema F“ überplant. Man nehme alle greifbaren Vorschriften, alle möglichen Anforderungen und ein bisschen Beteiligung und mixe das alles zu einem Cocktail – der am Ende meiner Auffassung nach keinem schmecken wird.
Die andere Außen-Sicht war die der Mitglieder des Gestaltungsbeirates. Die waren erst einmal völlig begeistert vom Status-Quo – und würden vielleicht sogar gerne vieles so lassen wie es ist. Was Volkes Stimme, die ja oftmals recht kräftig erschallen kann, recht nahe kommen dürfte.
Wir sind also wieder einmal mittendrin in einer Diskussion, deren Ergebnis schließlich ganz dicke Bretter bohren soll. Denn – machen wir uns nichts vor – Kevelaer steht vor einer der massivsten Umgestaltungen einer Stadt, die wir persönlich miterleben werden. Und da sind nun mal – das habe ich an dieser Stelle schon geäußert und tue es immer wieder gerne – Ideen gefragt und nicht Interessen.
Einfach machen wir uns diese Diskussion nicht. Auch diejenigen im Rathaus nicht, denen das oftmals unterstellt wird. Ich selbst stehe nicht im Verdacht, mich an jeden kranken Baum zu ketten, bis dieser sein Leben freiwillig aushaucht. Ich komme aber aus dem Ruhrgebiet und ich weiß, wie geschundene Landschaften und zubetonierte Innenstädte aussehen. Vielleicht habe ich Kevelaer ja auch zu lieben gelernt, weil die Wallfahrtsstadt – nicht nur wegen der Wallfahrt – anders ist. Ich werde nicht müde, es zu betonen: Es lohnt sich, über die Unverwechselbarkeit zu diskutieren und an dieser zu arbeiten.
Dazu gehört in der Diskussion um die öffentlichen Plätze meiner Meinung nach auch, für Bäume zu kämpfen und gegen den Ausverkauf des Charmes einer unverwechselbaren Stadt.

Eine Stadt sieht rot

Die Bandbreite der Reaktionen im Gestaltungsbeirat reichte von Erstaunen bis Entsetzen: Hatten die Mitglieder bei ihrem Rundgang durch die Kevelaerer Innenstadt gerade noch die in frisches Grün gekleideten Bäume bewundert, am Kapellenplatz beinahe ehrfürchtig etwas von „einmalig in Deutschland“ geflüstert und die Baumriesen am Luxemburger Platz als „Kathedrale der Natur“ bezeichnet, verschlug es ihnen im Ratssaal die Sprache. Da sahen sie buchstäblich „rot“. Auf dem Plan, den Stephanie Janning von der Wallenhorster „IPW Ingenieurplanung GmbH“ vorstellte, waren diejenigen Bäume auf den Plätzen rot eingezeichnet, die laut „kumulierender Bewertung“ des Planungsbüros gefällt werden sollten. Das waren fast die Hälfte der Bäume auf dem Kapellenplatz, auf dem Johannes- Stalenus- und dem Luxemburger Platz gar alle. Mit einem solchen Kahlschlag hatte in der Runde niemand gerechnet.
Entsprechend harsch fielen die Kommentare zu den Entwürfen der Wallenhorster in der anschließenden Diskussion aus. „Lieblosigkeit“ und „mangelnde Sensibilität“ waren noch die zurückhaltenden Bewertungen der Gestaltungs-Experten; manche sprachen gar von „mutwilliger Zerstörung“.
Stephanie Janning beeilte sich zu erklären, dass die vorgestellten Pläne quasi nur ein „worst case“-Szenario seien und die Kirche als Besitzerin weiter Teile der Flächen Vorgaben gemacht habe, bestimmte Bäume zu fällen, weil sie zu nahe an kirchlichen Gebäuden stünden und dort Schäden oder Mehrarbeit verursachten.
Aber da war der GAU bezüglich der Vorstellung schon nicht mehr abzuwenden. In Bausch und Bogen zerpflückten die Mitglieder des Gestaltungsbeirates den Entwurf, von der wahllosen Aufstellung von Spielgeräten über die fragwürdigen Methoden der Kanalsanierungen bis hin zur Frage, ob eine neue Pflasterung möglich und tatsächlich erforderlich sei. Dass sich Kirche und Politik im Nachgang mit dem Thema befassen würden, war zu erwarten.
Reaktionen aus Kirche, Politik und Verwaltung
Als erster reagierte der Wallfahrtsrektor und Pfarrer von St. Marien, Gregor Kauling: Die Pfarrei befinde sich „in einem intensiven Abwägungsprozess im Hinblick auf die sich an die Gestaltung der Plätze stellenden Erfordernisse. Argumente, welche von unterschiedlichen Personenkreisen in Kirche und Gesellschaft vorgetragen werden, können miteinander abgewogen werden“, erklärte der studierte Stadtplaner und nannte Themen wie „Baumgutachten, Barrierefreiheit, Aufenthaltsqualität, Notwendigkeit von Kanalarbeiten, etc.“
„Erst im Herbst“ solle das Planungsbüro einen Vorentwurf vorlegen, erläuterte er als 1. Vorsitzender im Namen des Kirchenvorstandes von St. Marien. Die Pfarrei stelle klar, „dass es auch noch keine verbindlichen Entscheidungen über den Umgang mit auf diesen Plätzen befindlichen Bäumen gibt.“
Angesichts mahnender Stimmen aus der Bevölkerung und einem entsprechenden Kommentar im Kevelaerer Blatt reagierten Politik und Verwaltung am Dienstagnachmittag. Da kann man schon von einer „Chefsache“ sprechen: Bürgermeister Dr. Dominik Pichler versandte die Pressemitteilung vom eigenen E-Mail-Account: „Die Fraktionen der CDU, SPD, KBV und der Grünen sind sich mit der Verwaltungsspitze einig, dass es einen Kahlschlag am Kapellenplatz und an den benachbarten Plätzen nicht geben soll“, heißt es darin.
Und weiter: „Die Fraktionsberatungen am Montag ergaben, dass die vier Fraktionen dem Votum ihrer Vertreter im Gestaltungsbeirat folgen wollen. Demnach soll die im Gestaltungsbeirat vorgestellte Planungsidee, die unter anderem die Fällung von mehr als der Hälfte der vorhandenen Bäume vorsah, nicht realisiert werden. Auf Nachfrage teilte Bürgermeister Dominik Pichler den Fraktionen mit, dass er bereits in der vergangenen Woche veranlasst hat, dass das Planungsbüro an einer nur minimal in die Platzstruktur eingreifenden Lösung arbeiten soll.“
Für die fünf vom Baumgutachter als schwer geschädigt eingestuften Bäume kommt allerdings jede Hilfe zu spät. Eine Linde vor dem Petrus-Canisius-Haus soll noch in dieser Woche gefällt werden. Allerdings sind Ersatzpflanzungen vorgesehen, „um den Charakter des Platzes auf Dauer erhalten zu können.“

Linde auf dem Kapellenplatz wird in dieser Woche gekappt

Ein unabhängiger Baumsachverständiger hat festgestellt, dass eine auf dem Kapellenplatz vor dem Petrus-Canisius-Haus stehende Linde von einem holzzersetzenden Pilz befallen ist. Das teilt die Wallfahrtsstadt Kevelaer am Montag, 04.05.2018, in einer Pressemitteilung mit. “Leider muss die Linde daher aus Gründen der Verkehrssicherheit kurzfristig gekappt werden”, heißt es in der Mitteilung.
Und weiter: “Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die erforderliche Maßnahme in keinerlei Zusammenhang mit angedachten Umgestaltungsmaßnahmen auf dem Kapellenplatz steht. Die Arbeiten werden von Mitarbeitern des städtischen Betriebshofes zeitnah in dieser Woche durchgeführt, um evtl. auftretenden Gefahren vorzubeugen. Da der Kapellenplatz stark frequentiert wird, ist ein Aufschub der Maßnahme nicht möglich. Im Herbst wird an selber Stelle eine Ersatzbepflanzung durchgeführt.”

Bäume schützen Menschen – schützen Menschen Bäume?

Noch immer ist keine Entscheidung zur Umgestaltung, die zu einer eventuellen Rodung im Bereich des Kapellenplatzes führen könnte, gefällt worden. Vielleicht ganz gut so. Denn solange bleibt ein wertvoller und bis zu 150 Jahre alter Baumbestand mit weit über 60 Linden, Kastanien und Rotbuchen unberührt.
Dennoch sehen die Bürger der Stadt Kevelaer und den umliegenden Orte mit Sorge einem noch ausstehenden Gutachten entgegen. Dieses wurde auch während des Klimaschutzvortrages auf Gut Neuenhof in Twisteden, (siehe nebenstehenden Bericht), ganz deutlich und führte zu emotionalen Wortbeiträgen. Für bitteres Aufstoßen sorgte dabei die Aussage der Projektleiterin und stellvertretenden Abteilungsleiterin für Freiraumplanung, Stephanie Janning: „Hier mit dem Rollstuhl fahren – das ist die Hölle.“ Geht tatsächlich, gerade an einem Ort an dem seit 375 Jahren das Gnadenbild der Mutters Gottes beherbergt ist, die Hölle auf? Und das während einer Fahrt mit dem Rollstuhl oder Rollator?
Ich kann und darf mir kein Urteil darüber erlauben, wie sich eine solche Fahrt anfühlt. Eine Lösung dieses Problems gilt es zu suchen. Gar keine Frage. Dennoch sollte der Gedanke, diesen wertvollen Baumbestand zu roden, mit größter Sorgfalt überdacht werden. Es ist ein Baumbestand, der seit über 150 Jahren das Bild unserer Marienstadt prägt, Pilger, Betende und Trostsuchende mit seinem Blätterdach schützt. Es ist ein Platz, der zum Verweilen einlädt, der Atmosphäre schafft. Dank des großen Baumbestandes kann er auch in immer heißer werdenden Sommern wohltuenden Schatten spenden. Oder ist es tatsächlich besser, sich in den Sommermonaten die Sonne höllisch auf das Haupt brennen zu lassen? Ich denke da nur an länger andauernde Veranstaltungen.
Zum Schutz der Bäume und der Menschen wurden 1980 und 1997 erste Sanierungen vorgenommen, dabei auch Maßnahmen zur Vitalisierung unternommen. Kranke und Menschen gefährdende Bäume wurden entfernt, durch Neupflanzung ersetzt. Die Bäume in unserer Stadtmitte bedeuten nicht nur für uns hier lebenden Mitbürger gesteigerte Lebensqualität. Sie leisten viel mehr, als uns bewusst ist. Gerade in Anbetracht des derzeit hochaktuellen Themas in Sachen Natur- und Klimaschutz sind diese Bäume im Stadtinneren besonders wichtig. Sie reduzieren den CO2- Ausstoß, Bienen und Insekten finden hier reichlich Nahrung, (was wiederum zum Überleben der Menschen sehr nützlich sein dürfte), zudem nutzen Vögel diesen Baumbestand als Brut-und Nistplatz.
Macht es da überhaupt Sinn, eine Klimamanagerin zu engagieren, die uns wohlgemerkt während ihrer Vorträge besonders eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes nahebringen möchte, wenn am anderen Ende des Tisches über den Erhalt der Bäume im Herzen der Stadt diskutiert wird? Eine Ersatzbepflanzung ist zwar vorgesehen, dürfte aber erst eine ganze Generation später Insekten ernähren, Vögeln Nistplätze bieten, den Menschen Schatten und Sauerstoff spenden.
Mein 20 Monate alter Enkel hat übrigens jetzt schon seinen Lieblingsbaum am Kapellenplatz gefunden. Mit großen Augen schaut er zu ihm hinauf, begrüßt freudig diesen Baumriesen, streichelt ihn und macht ihm Geschenke. Was soll ich ihm sagen, sollte sein Lieblingsbaum tatsächlich eines Tages verschwunden sein? Ich müsste beschämt zu Boden schauen und mit den Achseln zucken.
Liegt es nicht in den Händen unserer Generation, die Natur und das Klima zu schützen, uns für den Erhalt der Bäume rund um den Kapellenplatz stark zu machen? Das letzte Wort dürfte darüber noch nicht gesprochen sein.