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Silvia und Thomas Molderings stimmen sich aufs nächste Mitsing-Event ein. Foto: privat
Thomas und Silvia Molderings laden am 2. September ein zu „Kevelaer singt“

Kevelaer singt wieder am Schulzentrum

Thomas Molderings lässt sich nicht so schnell entmutigen. Der Betreiber des Brauhauses „Kävelse Lüj“ startet am 2. September 2023 in die zweite Runde seines Mitsing-Konzertes „Kevelaer singt“. Und das, obwohl bei der Premiere in 2022 gerade einmal 300 von möglichen 2.000 Gästen gekommen waren.

Der Kartenverkauf für das Event „Kevelaer singt“ am Schulzentrum beginnt am 2. Mai

„Kävelse Lüj“ lädt zum Mitsingen ein

„Singe, wem Gesang gegeben…“, so heißt es schon in Ludwig Uhlands Gedicht „Freie Kunst“. Dort wird sich allerdings auf die Dichtkunst bezogen.

Die Vorweihnachtszeit künstlerisch eingeläutet

Schon vor der Eingangstür des „Kävelse Lüj“ verbreitete Hausherrin Silvia Molderings vorweihnachtlich-duftendes Flair. „Das sind die weltbesten Poffertjes“, sagte sie, während sie die Leckereien in der Hitze des Öls wendete und an den vereinzelt vorbeikommenden Passanten weitergab. Anschließend trug sie die Teigbällchen in das Lokal zum weiteren Verkauf. Dort genoss ihr Mann Thomas Molderings die Mischung aus Lichtern, entspannter Gitarrenmusik des 17-jährigen Simeon und dem Austausch der Kunsthandwerker mit den eintretenden, mit Mund-Nasen-Schutz ausgestatteten Gästen, die neugierig auf die ausgestellten Exponate waren. „Wir hatten Lust, sind selber in Aktion getreten“, unterstrich Molderings, wie wichtig es ist, auch als Gastronom in diesen Zeiten den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

„Die Leute sind nicht unbedingt im Kaufrausch“, freute er sich aber über jeden, der sich die Keramikskulpturen von Marloes Lammerts, die Holzarbeiten und Lichtgläser von Stephanie Hiep, die Filzarbeiten von Monika Derrix und die diversen Glückswächter und Figuren von Nicole Hieckmann anschauten und die eine oder andere Kleinigkeit als Advents- oder Weihnachtspräsent mitnahmen.

Bis zuletzt für den Advents- und Krippenmarkt gekämpft

Unter den Besuchern war auch Gottfried Mülders, einer der Marktleiter des Advents- und Krippenmarkts, mit seiner Frau. „Wenn meine Tochter hier ausstellt, die auch sonst auf dem Krippenmarkt ist, muss ich ja mal reingucken“, sah er das Ganze schon mit einem weinenden Auge. „Wir haben dafür bis zum letzten Atemzug gekämpft und schweren Herzens abgesagt. Heute wäre es losgegangen.“ Er begrüßte die Idee, jetzt dafür Lokale und leerstehende Räume zu nutzen. Die 43-jährige Tanja war seiner Meinung. „Schön, dass überhaupt was gemacht wird“, plauderte sie in Abwesenheit von Nicole Hieckmann mit deren Mann Michael.

Ähnlich sah es auch die Weezerin Susanne Fritsche, die die übergroßen Brunnen- und Gartenelemente von Christin Tebartz im „Hotel zum Goldenen und Silbernen Schlüssel bewunderte. „So kommt Weihnachtsfeeling auf – das belebt die Stadt und macht Spaß“, war ihr persönlicher Eindruck. Auch Tebartz freute sich über die Gelegenheit, ihre Werke auszustellen. „Super, dass wir das dürfen.“ Das sei wenigstens ein kleiner Trost zu den vielen Messen, auf denen sie sonst auftreten. „Da müssen wir halt durch.“

Gleiches galt im „Goldenen Apfel“, wo Inhaberin Jutta Pesch-Braun ihren „Glühwein to go“ vom Fenster aus an die Menschen brachte und Rita Skodeks Schmuckdesign für anregende Entdeckungen und Gespräche sorgte.

Ein Impuls für Kevelaer

Am vergangenen Samstag, da feierte Thomas Molderings seinen 49. Geburtstag. „Das hier, das ist mein Geburtstagsgeschenk und Neustart in einem“, lächelte der Neu-Gastronom einen Tag zuvor, als er mit seiner Frau Silvia und den drei Kindern Nicolas, Fenya und Viola im Eingang zu seiner neuen Gaststätte „Kävelse Lüj“ posierte. Die Gaststätte befindet sich auf der Maasstraße im ehemaligen Eiscafé Misurina.

Neues zu versuchen, damit kennt sich der gelernte technische Zeichner und Maschinenbauer gut aus. „Die Latte der Sachen, die ich schon gemacht habe, ist lang“, hat er „vom Taxifahrer über den Werkstudent bei Bayer bis zum Lageristen bei Woolworth“ schon viele unterschiedliche Sachen jobmäßig gemacht. Der Ausgangs-Impuls, in Richtung Bierproduktion zu gehen, sein eigenes „Kävelse Bleyksken hell“ oder „Kävelse Craft Beer“ zu verkaufen und am Ende auch in eine eigene Gastronomie einzusteigen, kam vor gut fünf Jahren.

„Ich habe damals einen Freund in Liechtenstein besucht, der eine Bierbrauerei hatte“, erzählt Molderings. „Euphorisiert“ von diesem Besuch, kam er dann wieder nach Kevelaer zurück und meinte zu einem Freund, der die Faszination Bier teilte: „Wir müssen unbedingt unser eigenes Bier brauen.“ Drei Jahre lang braute er dann „im stillen Kämmerlein“ mit drei Freunden zusammen – „natürlich unter Aufsicht der Behörden“ –  sein eigenes Bier.

Klein angefangen

Mit „Lehmann‘s Zwickel“ belieferte er die Gaststätte Lehmann. Supermärkte wie Rewe, Edeka und Hüsch nahmen ihm kleine Margen ab. Und als er merkte, „dass das funktioniert“, schenkte er auf diversen Feierlichkeiten seine Getränke mit aus. „Die Leute verlangen nach Neuem und nach Event-Gastronomie“, lautet die Überzeugung des Mannes, dessen Idee es war, über den Weg auch „für Kevelaer was zu tun.“ Entsprechend erfolgte der Schritt zur eigenen Lokalität – mit dem „frischen Wind unter den Flügeln, den mir die Kevelaerer geben.“

Die Familie habe er bewusst in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. „Die sind alle in einem Alter, wo sie sowas mit entscheiden.“ Denn dazu gehört ja auch, dass es nicht mal eben so mit der Eröffnung getan ist. Das „Risiko Gastronomie“ ist allen bewusst – nicht nur, was das Aussterben von Kneipen angeht, sondern auch, dass man das Familienleben in Bezug auf Arbeitszeiten neu ausrichten, takten und im Gleichgewicht halten muss. 

Persönlich freut er sich, „selbstständig“ und nicht angestellt zu sein. „Das schränkt mich sonst in meiner Kreativität ein“, sagt der 49-jährige Bierbrauer. „Das ist ein großes Gefühl von Freiheit und Selbstverwirklichung.“ Um das Ganze zu realisieren, habe er trotzdem das Budget dafür kleingehalten, sagt Molderings. Was nicht heißt, dass das Inventar und damit der Laden billig daherkommt. „Alles ist ein bisschen retro schäbig-schick und rustikal-gemütlich, wie es von einem Brauer zu erwarten ist.“ Er glaubt fest daran, dass das Projekt ein Erfolg wird.

Der Bezug zu Kevelaer

„Hier dürfen sich Leute auch dazusetzen, ohne den Druck, was zu essen oder zu verzehren“, erklärt Molderings, dass es in dem Laden locker-entspannt und zugleich gastfreundlich zugehen soll. Den Namen „Kävelse Lüj“ hat er nicht zufällig gewählt. „Das ist einmal die plattdeutsche Sprache, die man ja viel von Theodor Bergmann ableitet. Und es die Authentizität und der Bezug zu Kevelaer, was mir wichtig ist.“ Deswegen finde man in der Lokalität ab und an auch mal den einen oder anderen plattdeutschen Satz, „Ich will‘s damit nicht übertreiben, aber Impulse setzen und das pflegen.“

Ob er wie früher dann auch wieder „Biertasting“-Abende auswärts machen wird oder bei  Veranstaltungen sein Bier mit anbieten wird, das will Molderings für später nicht völlig ausschließen. Sein Credo lautet aktuell aber: „Erstmal das hier anlaufen lassen.“