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Die Jungen Streicher Kevelaer dürfen wieder öffentlich auftreten

Es war ein gelungener Auftakt: Am vergangenen Sonntag gab das Jugendstreichorchester der „Jungen Streicher Kevelaer“ sein erstes Konzert seit Ausbruch der Corona-Krise. Im überdachten Freiluftbereich des Niederrheinischen Museums Kevelaer spielten die 20 jungen Streicher und Streicherinnen Werke aus Barock, Klassik und Romantik unter Leitung von Thomas Brezinka. Die junge Sopranistin Magdalena Langner, die im Orchester auch Bratsche spielt, begeisterte als Solistin bei Arien von Mozart und Gounod. Die strengen Auflagen erlaubten nur eine geringe Anzahl von Zuhörern. Für die 49 Anwesenden war es ein gelungenes Konzert, und dies endlich wieder „analog“. Die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen konnten laut Museumsleiterin Veronika Hebben sehr gut umgesetzt werden. Das Sommerkonzert der Jungen Streicher Kevelaer findet am kommenden Sonntag, 21. Juni, um Uhr, wieder im überdachten Freiluftbereich des Museums
statt. Eine begrenzte Anzahl an Karten ist für 4,00 Euro im Vorverkauf des Niederrheinischen Museums Kevelaer erhältlich.

„Was ist Musik, wenn man ihr nicht zuhören kann?“

Matinée im Niederrheinischen Museum Kevelaer. Veronika Hebben und Thomas Brezinka hatten zur Kammermusik eingeladen. Vielversprechende Talente aus der Umgebung, so zum Beispiel die 10-jährige Xantener Pianistin Victoria Peters, Carla Hermsen (Bratsche), Marline Paul (Violine) und Lara Floerkens (Cello) von den Jungen Streichern, zeigten ihr musikalisches Können. Anton Brezinka (Klavier) sowie Jannis Hoesch (Violine) als „Ehemalige“ werteten das Kammerkonzert zusätzlich auf.
Bei den „Jungen Streichern Kevelaer“ wird nicht nur das Orchesterspiel trainiert, sondern auch die Kammermusik. Marline Paul spielt erst seit drei Jahren Violine. Bei ihrem III. Satz des Konzert h-moll op. 35, von Oskar Rieding (1840-1918) zeigte sie nicht nur, welches technische Potenzial in ihr steckt, sondern verzauberte die Gäste mit sehr gefühlvollem Spiel. Das tiefe Ausatmen, das erkennen ließ – puh, ich habe es geschafft – und das Lächeln der jungen Musikerin war sicher Ausdruck ihrer Erleichterung nach einem guten Vortrag.
Gewohnt souverän begleitete Anton Brezinka Carla Hermsen auf dem Klavier. Sie spielte von Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866) Nocturne Nr. 3. Ihre anfängliche Unsicherheit mit einem kleinen Notenhänger überspielte sie professionell und zeigte im Anschluss einen schönen Vortrag.
Mit Werken von Johann Sebastian Bach (Französische Suite Nr. 4: Allegro) und Francis Poulenc (Improvisation op. 15) glänzte Victoria Peters. Sie ist durch zahlreiche Darbietungen zu Ausstellungseröffnungen bereits vielen Kevelaerern bekannt. Sie spielt nicht nur die Stücke. Mit teilweise geschlossenen Augen, einem flüssigen Lauf der Tasten und mit exakten Tempiwechseln scheint sie die Musik förmlich zu leben.
Lara Floerkens beendet den Reigen der Talente. Sie entlockte, begleitet von Thomas Brezinka am Klavier, ihrem Cello wohl temperierte Töne. Friedrich Weber (1819-1009) „Dimanche“ und „Allégresse“ mit einer Interpretation zu „Ein Männlein steht im Walde“ erklangen mal einfühlsam und warm, dann frech bis heiter. Lara Floerkens wird im nächsten Jahr Abitur machen und dann aus den Jungen Streichern ausscheiden.
Schwere Kost
Anton Brezinka, inzwischen ein seltener Gast, brillierte mit der ersten Klaviersonate von Sergei Prokofiev (1891-1953). Die schwere Kost sowohl vom Klang als auch von den Notenfolgen, die sich zu überschlagen und miteinander zu verknoten schienen, meisterte er vorzüglich und erntete dafür tosenden Beifall.
Zum Abschluss des Kammerkonzertes begeisterte Jannis Hoesch, langjähriger Konzertmeister in Kevelaer, die Zuhörer. Nachdem er in München Bratsche studiert hat, holte er jetzt noch einmal seine Violine hervor und spielte Rezitativ und Scherzo-Capece op.6 von Fritz Kreisler (1875-1962). Mit vollkommener Leichtigkeit strich er den Bogen über die Saiten der Geige, um ihn dann auf ihnen tanzen zu lassen. Thomas Brezinka bemerkte nach dem lange anhaltenden Beifall: „Da kann man schon stolz sein, wenn solche Musiker aus der eigenen Schule kommen.“
Eine Stunde Kunstgenuss wurde den Gästen geboten. Veronika Hebben bedankte sich bei den Musikern für die Musik: „Was ist Musik, wenn man ihr nicht zuhören kann?“ und bei Maren und Thomas Brezinka für die bereichernde Zusammenarbeit mit dem Museum. „Ich sehe keinen Grund, warum diese Symbiose einmal beendet werden sollte.“