Die Kevelaerer Jugendherberge kann mehr als Unterkunft
Das Deutsche Jugendherbergswerk war zu seiner Gründungszeit personell und logistisch eng mit dem Sauerländischen Gebirgsverein verknüpft, denn Richard Schirrmann sowie die Mitbegründer Wilhelm Münker und Julius Schultwaren waren dessen hochrangige Vereinsfunktionäre. Die erste ständige Jugendherberge eröffnete 1914 in der Burg Altena.
Vom Vater zum Leiter
Als die ersten Jugendherbergen das Licht der Reisewelt erblickten, stand ein wesentlicher Gedanke im Vordergrund: Junge Menschen (heute können auch jederzeit Erwachsene mit Mitgliederausweis in Jugendherbergen wohnen) sollten, unabhängig von Herkunft und Geldbeutel, die Welt entdecken, Gemeinschaft erleben und dabei den Horizont erweitern. Damit dies auch in Kevelaer funktioniert, kümmern sich Jugendherbergsleiter (Herbergsvater, wie es früher hieß, wird die Funktion nicht mehr genannt) Holger Wortberg und sein Team um einen entspannten Aufenthalt. Holger Wortberg und ermöglicht den Lesern vom Kevelaerer Blatt einen Einblick in seine Arbeit.
Holger Wortberg ist Angestellter im Deutschen Jugendherbergswerk, Landesverband Rheinland e.V.. Nach seinem Zivildienst in der Jugendherberge Köln machte er seine Ausbildung zum Hotelfachmann und arbeitete in anderen Jugendherbergen mit. Seit Mai 2015 leitet er die Kevelaerer Jugendherberge und hat dabei zahlreiche Arbeiten vom Schreibtisch aus zu erledigen. „Dies ist aber ein extrem abwechslungsreicher Job, denn es ist kein Tag wie ein anderer und auch außerhalb des Büros gibt es viel zu tun“, sagt Wortberg zu seinen Aufgaben als Leiter der Jugendherberge.
Die Kevelaerer Jugendherberge hat 141 Betten in 22 Zwei-, Sechs- und Achtbettzimmern, sechs Betreuerzimmer mit Waschgelegenheit, fünf Tagesräume für 24 bis 48 Personen, einen Aufenthaltsraum für Gruppenleiter, einen Grill- und Lagerfeuerplatz, und einen Zeltplatz für Gruppen.
Der Tag, an dem wir ihn begleiten können, fängt damit an, dass er den Techniker für die Brandmeldeanlage begleitet, den er zuvor für die regelmäßige Wartung bestellt hat. Wortberg ist für die Sicherheit des Hauses verantwortlich und achtet darauf, dass es zu keinem „Supergau“, zu einem Brand kommt, beziehungsweise die dann notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind.
Ein Gang durch alle Zimmer, die aktuell nicht belegt sind gehört zur täglichen Routine. Hier überprüft der Herbergsleiter die Funktionalität der Betten und ob es dort einen Reparaturbedarf gibt. Dann geht es zur Lieferung der Wäsche. Von einer externen Großwäscherei werden dreimal wöchentlich frisch gewaschene Bezüge, Spannbettlaken und Kopfkissenbezüge geliefert. Wortberg kontrolliert den Eingang und vermerkt die Menge.
Jetzt geht es ins Freie. Sportplatz, Volleyballfeld, Feuerstelle, Basketballfeld und Grillstation müssen gepflegt und Unfallrisiken minimiert sein. Hierfür trägt Wortberg ebenso die Verantwortung. Zu dem Rundgang gehört in dieser Jahreszeit auch ein Blick in die Kronen der Bäume, denn Eichenprozessionsspinner gibt es auch manchmal hier, und dann muss sofort gehandelt werden, um Gesundheitsschäden für die Gäste zu verhindern.
Simone Müller, die Assistentin des Herbergsleiters, meldet sich. Es müssen Buchungen abgesprochen werden. Oft geht es dabei um Schulklassen oder Jugendgruppen, die hier ihre Fahrten verbringen wollen. Seltener kommen Einzelreisende. Seit über 17 Jahren besucht eine Familie Angehörige in Kevelaer und übernachtet dann immer in der Jugendherberge.
„Es macht den besonderen Flair aus, wenn Gäste dann plötzlich in der Halle oder auf dem Gelände ihre Sachen auspacken und für alle Gäste jonglieren. Jugendherberge kann mehr als Unterkunft – hier gibt es Gemeinschaftsleben“, so Wortberg.
Eine Gruppe, die momentan im Haus ist, wird von „Transparenz“ betreut, die Erlebnispädagogik im Auftrag des DJH in Freizeiten anbietet. Matti Markowski, ein Teamer, hat Abstimmungsbedarf, und so erfolgt auf dem grünen Rasen des Sportplatzes kurzerhand eine Besprechung, damit die Kinder beim Fußballspiel „ihren Matti“ ansprechen können.
Wortberg trägt auch Verantwortung für alle zwölf Mitarbeiter im Haus. Für Küche, Reinigung, Rezeption oder Bundesfreiwilligendienst müssen Dienstpläne gestaltet werden. Die Besetzung der Posten muss entsprechend gewährleistet sein.
Zukunftsplanung
Am Schreibtisch müssen Bestellungen für Küche oder für Inventar getätigt, die Buchhaltung inklusive Rechnungserstellungen geführt, Reservierungen bearbeitet und Freizeiten geplant werden.
Auch die Zukunftsplanung behält Wortberg im Blick: „Die Ansprüche auch bei Jugendlichen haben sich in den Jahren verändert. Unsere Einrichtung mit `rustikalem und ländlich traditionellem´ Bauzustand sind nicht mehr ganz zeitgemäß. Auch der Landesverband des DJH sieht die Notwendigkeit, dass wir investieren müssen. Dusche und WC sollten auch in Zimmern für Jugendliche vorhanden sein. Hier gibt es in der Zukunft noch viel zu tun.“.