„Jona-Kids On Tour“
„Jona-Kids On Tour“ ist der Slogan auf dem Krippenwagen – oder wie die Kinder sagen: „unserem Bus“- des Evangelischen JONA-Kindergarten.
„Jona-Kids On Tour“ ist der Slogan auf dem Krippenwagen – oder wie die Kinder sagen: „unserem Bus“- des Evangelischen JONA-Kindergarten.
Für die Kinder des Kevelaerer „Jona“-Kindergartens gibt‘s ab sofort Leitungswssser mit „Blubber“ – dank eines neuen Soda Streams. Dieser wurde der Einrichtung mit Unterstützung durch Wolfgang Toonen von der NiersEnergie GmbH gespendet.
So gehört das Tragen der schweren Wasserkisten der Vergangenheit an. Vor allem freut sich das Team darüber, auch der Umwelt mit der Anschaffung etwas Gutes zu tun. „Hierfür möchten sich die Jona-Kinder und das gesamte Team recht herzlich bedanken.“
Gespannt verfolgt Jessica Saric, wie die Kinder „ihres“ Jona-Kindergartens fleißig Holzstücke zusammenlegen. Seit einem Jahr ist die 34-jährige gebürtige Bottroperin Leiterin des Kevelaerer Kindergartens an der Heinestraße. Dass sie 2019 die Gelegenheit bekam, nach einer längeren Zeit im Mutterschutz wieder in ihren Beruf einzusteigen, dafür ist sie bis heute der evangelischen Kirchengemeinde sehr dankbar. An den Niederrhein verschlug es die ausgebildete Erzieherin, die in Gladbeck ihr Fachabitur machte und parallel die Ausbildung absolvierte, vor drei Jahren. Mit ihrem Ehemann und der heute vierjährigen Tochter ging es nach Geldern. Vor zwei Jahren wurde dann ihr Sohn geboren. „Uns hatte das Land gereizt, wir wollten der Stadt entfliehen – und die Kaufpreise im Ruhrgebiet…“ will die vital wirkende Frau darüber gar nicht mehr reden. „Ich bin zwar von Herzen Ruhrpottler, aber schon gut assoziierter Niederrheiner“, meint sie mit einem Augenzwinkern.
Nach der Elternzeit kam in ihr aber wieder die Motivation, „eine adäquate Stelle zu finden.“ Schließlich hatte sie eine ganze Zeit zuvor in Bottrop gearbeitet, war dann in Gelsenkirchen-Horst als Kindergartenleiterin in einem evangelischen Kindergarten beschäftigt. „Das war eine sehr gute Schule, da gab es viele sozial schwache Familien im Zusammenhang mit gut situierten Familien. Da die Mitte zu finden, das war immer die Herausforderung – auch zwischen den Kindern den Ausgleich herzustellen. Und die Eltern waren halt unterschiedlich ‚verrückt‘“, lässt sie zwischen den Zeilen erkennen, dass das nicht immer leicht war.
Als sie bei der evangelischen Kirche anfragte und tatsächlich die Stelle bekam, „da hatte ich erstmal null Erwartungen.“ Die Chance, zu gestalten, die sah sie von Anfang an. „Es war ein schönes Gefühl, dass man an mich geglaubt hat und Pfarrerin Dembek gleich gesagt hat: Sie sind genau die Richtige für den Job.“ Was sie vorfand, war „eine bestehende Einrichtung mit viel Entwicklungspotenzial“, wie sie es formuliert. Zu Beginn sei der Umgang unter den Beteiligten „nicht unproblematisch gewesen“, meint sie diplomatisch. „Wichtig war in der Zeit, das Vertrauen der Eltern zu gewinnen, das von dem Team und das seitens des Trägers, das auch zu bestätigen.“ Sie habe viel beobachtet und sich anschließend viele Gedanken gemacht, was man konzeptionell alles angehen und ändern kann.
Gemeinsame Gottesdienste
Einer ihrer Leitgedanken dabei war, „die Bedürfnisse der Kinder nach vorne zu stellen.“ So holte sie zum Beispiel Kooperationspartner wie „Myokraft“ mit ins Boot, um Bewegung und Ergotherapie in den Alltag zu integrieren. „Wir haben einige Kinder, die Ergotherapie benötigen“, sagt Saric. Und sie betont das evangelische Profil der Einrichtung. Man wolle „Kirche und Kindergarten enger zusammenführen. „Wir feiern gemeinsam Gottesdienste mit Frau Dembek, bereiten sie mit den Kindern und Eltern vor.“ Auch das soll mehr „emotionale Bindung“ an die Einrichtung schaffen. Insgesamt betreuen die zehn Mitarbeiter 22 Kinder in den drei Regelgruppen und zehn U3-Kinder. Sie genieße es, dass man nur drei Gruppen hat, „weil man mit den Eltern intensiver arbeiten kann und jede Familie und die Kinder persönlich kennt. Da ist dann einfach mehr Bezug“, sagt die Kindergartenleiterin.
Die Corona-Krise habe alle Beteiligten dann vor große Herausforderungen gestellt. Denn die Präsenz musste man trotz des Lockdowns „mit den Wochenenddiensten für die Schlüsselpersonen“ wie ÄrztInnen und PflegerInnen und der „durchgängigen Notfallbetreuung“ schon aufrechterhalten. „Wir waren tatsächlich viel vor Ort, konnten so auch ein Stück Verlässlichkeit und Sicherheit geben.“ Immer konnte man so auch aktuelle Informationen weitergeben und den Tagesablauf der betreffenden Familien sichern.
Es gab auch „Risikokollegen“, die vom Dienst befreit wurden. „Die Küchenkraft gehörte auch dazu, sie hat gekündigt“, erzählt Saric. Und so hatte man auf einmal nur noch sechs Leute im Einsatz bei acht bis zehn Kindern, die unter den neuen Herausforderungen – U3 und Ü3 zusammen – betreut werden mussten. Die Vorgaben des Landes dazu seien leider fernab jeglicher Realität gewesen, muss sie aus ihrer Sicht klar sagen. Denn wie geht man zu U3-Kindern, die Mimik und Gestik für den Kontakt brauchen, mit Maske hin? „Oder wenn ein Kind hinfällt, das kann man da nicht auf Abstand und mit Maske betreuen. Das läuft so nicht. Da ist die emotionale Bindung das Wichtigste.“
Ihr ganz persönlicher Wunsch, das spricht sie offen an, wäre es, „dass alle Kinder und das Personal regelmäßig getestet werden, um das nachzuhalten.“ Sie sei selbst in der Zeit mal krank gewesen und hat bei ihrem Arzt auf einem Test bestanden. Die Eltern bringen die Kinder zur Tür mit Maske, betreten die Einrichtung auch nicht – bis heute. So unangenehm die Situation auch ist, sie hat tatsächlich auch Vorteile. „Dadurch bedingt können sich Kinder auch besser von den Eltern lösen und sich selbstständiger bewegen.“
Gemeinsames Frühstück
Was Zukunftsprojekte und Visionen angeht, habe Corona das Haus schon „ein bisschen gelähmt.“ Andererseits könne man nochmal intensiver über Struktur und Rahmenbedingungen nachdenken, sagt die Pädagogin. Auf jeden Fall soll es ein gemeinsames Frühstück vor Ort für die Kleinen geben, für das die Eltern einen Obolus entrichten, „sobald das mit Corona und so einem Hygiene-Buffet geht.“ Eigentlich habe man das schon für August angedacht, ehe Corona kam. Es gehe darum, „eine Gleichberechtigung zwischen den Kindern“ in der Hinsicht zu schaffen. „Und für viele Mütter, die berufstätig sind, kann das auch eine zeitliche Entlastung sein, dass ihr Kind da ein schönes gemütliches Frühstück hat.“
Was Veränderungen am Ambiente angeht, gibt es schon Überlegungen, aber richtig konkret ist da noch nichts, sagt die leidenschaftliche Motorbootfahrerin, die am Wochenende mal zum Ausgleich auf der Maas fährt. Die lesebegeisterte Frau, die ihre Familie als „mein wichtigstes Hobby“ bezeichnet, ist auf jeden Fall froh, dass sie diesen Schritt hierher gemacht hat. Und sie will weiter mit ihrem Team und den Eltern kreativ zum Wohl der Kinder arbeiten, dabei intelligente Konzepte weiterentwickeln. Ihr Credo dazu lautet: „Man muss Menschen für Veränderungen begeistern.“
Die Kirchengemeinde feierte zunächst einen fröhlichen Reformationsgottesdienst zum Thema „Angst überwinden und Mut haben“. Den Gottesdienst gestalteten das Familiengottesdienst-Team und Pfarrerin Karin Dembek. „Hallow Luther“, so der Titel, trug auf der einen Seite der Geschichte Martin Luthers Rechnung, auf der anderen Seite den Halloween-Aktivitäten des Tages.
Kinder durften darum geschminkt in der Kirche erscheinen. Nach dem Gottesdienst ging es im Generationenhaus weiter. Dort bekamen die Mitarbeitenden des Jona-Kindergartens das BETA-Gütesiegel als erste Kindertagesstätte im Kirchenkreis überreicht. Lange hatten sie dafür gearbeitet. Nun gilt es, die Erkenntnisse in den Alltag zu implementieren.
Bevor Aylin Müller das Siegel überreichte, richtete sie die Glückwünsche des begleitenden Landesverbands, der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe aus. „Sie haben im Prozess Stärken und Entwicklungspotenziale definiert“, sagte Müller. Für sie sei es eine Freude gewesen, den Mitarbeitenden bei der Arbeit zuzusehen. „Ich habe sehr viel Engagement bemerkt, die gute Netzwerkarbeit mit den Eltern und in der Kirchengemeinde und vor allem den liebevollen Umgang mit den Kindern“, lobte Müller.
Um das Siegel zu erlangen, waren alle Mitarbeiterinnen gefragt. Nicht alle gleichzeitig, jede konnte Schwerpunkte für sich definieren. Das Rahmenhandbuch, an dem entlang sie sich gearbeitet haben, umfasst sämtliche Bereiche des Kindergartenalltags. Neben der Arbeit mit den Kindern die Kommunikation zu anderen oder die Organisation von Ausflügen und Elternabenden.
„Ich bin stolz auf unsere Kindertagesstätte“, sagte Pfarrerin Karin Dembek und gratulierte den Mitarbeitenden. Kindergarten-Leiterin Jessica Saric ist erst seit Sommer in Kevelaer, kann aber nun das Handbuch zum Qualitätsmanagement immer wieder zur Hand nehmen, wie alle anderen Mitarbeitenden auch. „Das Handbuch soll den Alltag entlasten, indem Standards nicht immer wieder neu besprochen werden müssen“, erklärt Jessica Saric.
Berater Otto Nieswand kam monatlich zu den Mitarbeitenden, um das „Kevelaerer“ Handbuch zu erarbeiten. „Die Arbeit daran ist auch für die Mitarbeitenden schön, denn sie bestimmen in dem Prozess tatsächlich mit, wie die Arbeit laufen soll“, erzählte er nachher. Die neuen Standards können darum auf große Akzeptanz hoffen. „Natürlich ist nichts in Stein gemeißelt, die Einrichtung überprüft sich einmal im Jahr und kann Dinge wieder ändern“, erklärt die Auditorin Jutta Nieswand.
Die Kindergartenleiterin ist Prüferin des Handbuchs gewesen und bescheinigte die „Siegelreife“. In fünf Jahren dann könnte der Kindergarten die Re-Zertifizierung durchlaufen.