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Ein musikalischer Netzwerker

Musikalisch immer wieder offen sein und Menschen verbinden – das sind zwei Grundkonstanten im Leben von Wolfgang Czeranka, der am 9. März 1969 in Sögel geboren wurde. „Magnetschwebebahn, Meppen und 2. Bundesliga, 30 Kilometer Schutzgrenze zu den Ostfriesen“, nennt er ein paar Stichworte, die den Ort lokalisieren.
Der Großvater war Lehrer in Schlesien, der Vater Oberstufenkoordinator am Gymnasium. „Ich wusste schon früh, dass ich Lehrer werden würde, auch wenn der Weg zum Musiker da war.“
Seine Wegbegleiter von klein auf waren Mozarts Klaviersonaten und die Winterreise von Schubert, die der Vater spielet. Im Radio lief von morgens bis abends Radio Hilversum 3. Und noch heute kann Czeranka auf das Wissensreichtum seiner Mutter in Sachen klassischer Musik zurückgreifen. Mit sechs Jahren begann er eine klassische Klavier-Ausbildung, spielte sich im Familenensemble bis zu seinem zehnten Lebensjahr von Sopran- bis Bassflöte im Quartett durch die verschiedene Register.
Beim Onkel hörte er dann mit zwölf Jahren zum ersten Mal Pop. „Der hatte eine erstklassige Revox-Tonbandmaschine. Ich setzte die Kopfhörer auf – und dann lief „Help“ von den Beatles.“ Eine Initialzündung für den jungen Wolfgang und seinem Bruder – und der Auftakt zu einem vielfältigen Musikerdasein.
Die beiden gründeten ihre erste Band, den Klassikunterricht brach der junge Wolfgang dafür ab. Bis zum Studium spielte er sich ohne Lehrer durch die klassische Klavierliteratur. „Das ist ein Ding, was ich echt bedauere“, meint er heute.
Mit Sandro Giampietro, der schon als Junge Hendrix und Van Halen spielen konnte, vereinte er in der Band „Allegro“ klassische Musik mit Hardrock und tourte mit Eigenkompositionen durchs Emsland.
Daneben organisierte Czeranka in der katholischen Kirche einen Jugendtreff, rockte mit Jungs in der evangelischen Kirche. Und der Bruder des weltberühmten Jazzpianisten Keith Jarrett, Chris, spielte regelmäßig zu Weihnachten in der evangelischen Kirche.
Der junge Wolfgang probierte sich in Jazzclubs in Köln, spielte in Düsseldorf beim Kirchentag 1986 vor über 10.000 Menschen. „Wir haben auch vor von Weizsäckers gespielt und wurden in die Villa Hammerschmidt eingeladen. Ich habe alles einfach gemacht, weil es in mir war.“
Musik und Sport

Nach Abitur und 24 Monaten Zivildienst studierte Czeranka erst Geschichte und Geografie, machte dann seine Musik-Aufnahmeprüfung und konzentrierte sich am Ende seines Studiums in Dortmund und Bochum auf Musik und Sport auf Lehramt.
Anfang der 90er gründete er in das Jazzduo „Clavea“ mit der Essener Jazzsängerin Birgit Zacher, spielte über mehrere Jahre in einer Hohenlimburger Punkrockband und stieg als Gitarrist und Keyboarder in der Dinslakener Coverband „Meet the Beatles“ ein. Daneben war er langjährig in einem Essener Renaissance-Chor und einem Dortmunder Ensemble, das auf die Chorliteratur des 20. Jahrhunderts spezialisiert war, aktiv. Dabei knüpfte er weiter viele musikalische Kontakte. „Daher kenne ich auch die Dani“ – gemeint ist Daniela Rothenburg, die häufig bei der „Scala Jazz Band“ singt. In seinem anderen aktuellen Projekt „Scala Groove Band“ spielt der Krefelder Gitarrist Thomas Ratz mit. Mit ihm teilte er sich in Dortmund über Jahre gemeinsam eine WG.
Nach dem Referendariat in Duisburg reiste er mit seiner Frau um die Welt. 1999 erhielt er am Gymnasium Straelen eine Stelle als Musiklehrer, sie zogen dorthin. Ein Jahr später bauten beide eine Scheune in Weeze-Wemb zu Ihrem neuen Zuhause um. Sohn und Tochter kamen zur Welt.
Bei Fortbildungen im Bereich Jazz – unter anderem in der Jazzhausschule Köln und der Europäischen Jazzakademie – traf er auf Koryphäen wie Peter Herbolzheimer und Jiggs Whigham, gründete mit seinem Bruder ein Jazztrio und trat unter anderem auch in Kevelaer auf.
In der Zeit begründete er in Straelen die Big Band „Director’s Cut“, die seit fast 20 Jahren regional und überregional unterwegs ist. Mit ihr wird er in diesem Jahr zum dritten mal in Kooperation mit dem KvGGG zur „Maymusic“ im Kevelaerer Bühnenhaus zu hören sein. Außerdem organisiert er das Projekt „music connects“, eine euregionale Produktion mit einer Bigband von der Gaesdonck und aus Venlo. Nach dem Tod seiner Frau zog er sich aus der aktiven Szene zurück, komponierte bisher noch unveröffentlichte Musik. 2014 ging er dann auf die Weseler „Kulturnacht“, lernte dort Musiker kennen. Und er spielte wieder. Denn unter den neuen Bekannten fand sich auch der Bassist Hanns Hübner. So entstand die „Scala Jazz Band“, die seit 2014 regelmäßig im „Scala“ in Wesel auftritt.
Czeranka schloss sich der deutsch-niederländischen Band „Hands up“ aus Nijmegen an, spielt in der Lehrerbigband NRW – auch mit seinem alten WG-Mitbewohner Thomas Ratz, mit dem er in Kevelaer die neunköpfige Soulband „Scala-Groove“ begründet.
Bei Czeranka reifte dann die Idee, mit dem Kern der „Scala“-Band und ambitionierten Musikern das aktuelle Live-Projekt nach Kevelaer zu holen. Jutta Pesch-Braun vom „Goldenen Apfel“ war der Idee gegenüber aufgeschlossen. Er fragte aber im „Goldenen Löwen“ höflicherweise nach, ob das okay ist. „Da war zu dem Zeitpunkt auch Pause im „Löwen“ mit den Konzerten.“
Seit 2017 läuft jetzt die Reihe. „Da ist so eine richtige Netzbörse draus geworden“, sagt Czeranka. Neue Musiker treffen sich, tauschen sich aus, verabreden sich neu, und alte Freunde schneien rein. „Wir werden die 25 feiern“, signalisiert er, dass für ihn damit noch lange nicht Schluss ist.
Und im Mai wird er den Theaterchor mit einer extra von ihm zusammengestellten Band musikalisch unterstützen. Mit der Lebensphase im Moment ist der Vollblutmusiker zufrieden. „Für mich ist alles okay, wenn das Berufsleben gut läuft und das hier auch.“

Jazz-Höhepunkt kommt aus Köln

Am Freitag, 22. Februar, spielt die Climax Band Cologne in Kevelaer in der Amsterdamer Straße 13 im Rahmen der Konzertreihe Jazz im Löwen. Die Geschichte dieser Band reicht bis zum Jahre 1973 zurück. Damals gründeten in Köln sechs von der Chris Barber Jazz- und Bluesband inspirierte Musiker die Gruppe, die sich dem englischen traditionellen Jazz verpflichtet fühlte. Diese von Chris Barber bis zur Perfektion gebrachte Kombination von Jazz und Blues stellte auch für die Climax Band Cologne eine unerschöpfliche Inspirationsquelle dar. Das kam beim Publikum gut an, bis sich 1979 nach einem Konzert in Köln (mit Chris Barber, Acker Bilk, der Dutch Swing College Band) Chris Barber ungemein darüber aufregte,dass die Climax fast alle seine Arrangements spielte.
Nun war musikalische Weiterentwicklung seitens der Bandmitglieder angesagt. Bis zum Erreichen einer stilistischen Vielfalt hat es dann zwar noch eine Weile gedauert, aber heute ist genau diese das Markenzeichen der Band. Mit „All that Jazz,” könnte man daher das Repertoire beschreiben. In jedem Set gibt es mindestens drei Stilrichtungen, was bisher nur wenige Zuhörer überfordert hat und viele erfreut. Bei der Climax Band Cologne wird es auf jeden Fall nicht langweilig mit dem breit gefächerten Programm von Dixie über den Swing und über Shuffle Rhythmen à la Louis Prima und Fats Domino bis zu poppig-rockigen Titeln. Gemeinsame Auftritte mit den drei großen Bs der englischen traditionellen Szene (Ball, Barber, Bilk) sowie eine mehr als 20-jährige Zusammenarbeit mit der aus Chicago stammenden Sängerin Jean Shy haben aus der Amateurtruppe eine Band gemacht, die den Vergleich mit professionellen Formationen nicht zu scheuen braucht.

Konzertbeginn ist um 20 Uhr, Einlass ca. 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15,-€.

Ein Hauch von New Orleans in Kevelaer

Eine angesagte Musikbar in New Orleans vor 90 Jahren, eine nicht minder angesagte Band mit coolen Musikern betritt die Bühne und lässt schon gleich be ihren ersten Tönen die Füße der Zuhörer mitwippen. So oder so ähnlich kann an sich den Effekt vorstellen, den das erste „Löwen“-Jazzkonzert in diesem Jahr beim Publikum im vollbesetzten Saal auslöste.
Der Burscheider Engelbert Wrobel, ein seit Jahrzehnten angesehener Klarinettist und Saxofonist, der im Verlauf seiner Karriere schon mit Größen wie Chris Barber oder Clarke Teerry zusammen gespielt hat, präsentierte sich an diesem Abend mit dem hochklassigen Ensemble „Hot Jazz Five“, das ein wenig von der Atmosphäre des „Hot Jazz“ der 20er bis 40er Jahre in die altehrwürdige Spielstätte zauberte.
Unterstützt von seinen „Spielgefährten“ – dem Trompeter und Sänger Boris Odenthal, dem niederländischen Hony-Tonk-Pianisten Harry Kanters, dem sehr souveränen Gitarristen und Banjospieler Johannes Zink und dem europäischen Sousaphon-Spieler Clive Fenton – sorgte Wrobel und für flotten Swing und lockere Partystimmung im Raum.
Ob zu Fats Wallers „Ain´t misbehavin“, dem flotten „I´m gonna sit down and write myself a letter“ mit „Puttin on the ritz“-Zitat, Klassikern wie „Exactly like you“ oder der Ballade „New Orleans“ – alle Musiker erhielten eine Menge Raum, sich mit ihrem individuell reichen Spiel an dem Song zu beteiligen und immer wieder eigene Impulse zu setzen.
Odenthal brillierte als Armstrong-naher Sänger bei bei „South“ oder „That´s my home“, Kanters durfte zwischendurch mit einem flüssigen Boogie-Woogie Solo für Begeisterung sorgen.
Johannes Zinks filigrante Linie überzeugte sogar Kollege Clive Fenton („Der spielt so entspannt“). Und Fenton selbst brachte sein Sousaphon gekonnt zum Klingen, überzeugte als Sänger bei „Honeysuckle Rose“ und sorgte im Verbund mit seinen Kollegen an der Trompete beim „Snake rag“ für Tempo.
Dazu kam ein bestens aufgelegter Wrobel, der sich bei Stücken wie „Sunny side of the street“ selbst auf den Arm nahm („Das hat einen Makel: Ich sing dat!“), mit dem Sopran-Saxophon Sidney-Bechet-Songs wie „Dans les rues d´Antibes“ das elegante Vaudeville-Flair verlieh; butterweich „si tu vois ma mére“ interpretierte und mit seinen Jungs und seiner Klarinette „I love Paris“ darbot. „Das spielen sie bestimmt für uns – wir haben jahrelang in Paris gelebt“, schmunzelte Irmgard Baers hinter der Theke.
Mit „Its time like that“ endete ein dreistündiger Ausflug in die Welt von Swing und New-Orleans- und mit dem kurzen „Sleepy time“ von Louis Armstrong rundete das Quartett einen fröhlich-entspannten Musikabend ab.

Jazziges „Nikolaus special“ im Goldenen Apfel

Ein stimmungsvolles Ambiente und schöne Musik kennzeichneten das erste „Nikolaus special“, dass Gastwirtin Jutta Pesch-Braun am besagten Feiertag in ihrem Lokal den Gästen im vollbesetzten Lokal bot.

Die „Scala Jazz Band“ um den Pianisten Wolfgang Czeranka hatte sich für den Premierenabend einen bunten Reigen aus bekannten und weniger bekannten Songs zur Weihnacht herausgesucht, um beim letzten Konzert des „Apfel“-Jazzjahres für einen besonderen Abend zu sorgen. Entsprechend fiel auch die optische Ausrichtung von Sängerin Daniela Rothenburg aus. „Ich bin nicht die Frau vom Nikolaus“, scherzte die erneut mit ihrer klaren Stimme und ihrem charmanten Auftreten betörende Sängerin aus Dortmund angesichts ihrer roten Abendgarderobe.

Das letzte Konzert des „Apfel“-Jazzjahres begann dann allerdings mit einer Überraschung. Denn eigentlich hatte der Vibrafonist Karl-Heinz Becker angekündigt, die Mannschaft zu dem Nikolaus-Special zu verstärken. Wenige Minuten vor Beginn des Konzerts machte der sich aber auf den Weg, so dass die Combo den Ablauf des zweiten Konzertblocks entsprechend anpassen durfte.

Mit ihrem „etatmäßigen“ Vibrafonisten Stefan Bur, Hans Hübner am Bass und Stefan Janssen am Schlagzeug entwickelten sie trotzdem einen atmospärisch schönen Musikabend.

Am Saxofon sorgte Christian Köhler gleich bei dem Medium-Swing „Shiny Stockings“ und mit der Bossa-Nummer „Wave“ als Gast für die passenden Klangakzente, ehe Rothenburg die Bühne betrat – und sofort das Publikum für sich einnehmen konnte.

Vom flotten Swing „Santa Claus is coming to town“ über das bezaubernde „Santa Baby“, die Ballade „Have yourself a very merry christmas“ bis zu „Süßer die Glocken“ im Bossanova-Gewand reichte die Palette der weihnachtlichen Lieder.

Originell war auch die Auswahl des aus Hawaii stammenden Weihnachtssongs „Mele Kalikimaka“. Der eigentliche Höhepunkt war aber die wunderbar-gefühlvolle Darbietung des Klassikers „Es ist ein Ros entsprungen“ im dezenten Trio-Gewand.

Als „Überraschungsgäste“ bereicherten Enrico Santonocito bei „Let it snow“ und Sänger Peter Riccius mit „Moanin“ und „I was made for lovin you“ von Kiss (!) die Szenerie.
Spontan gesellte sich der Aldekerker Sänger und Musiker Nikolaus Hähnel zu den Musikern, machte bei „Night and Day“ dann auch keine so schlechte Figur. „Ich hab Enrico getroffen, wir haben was zusammen gemacht und er hat mir von dem Abend erzählt“, sagte der 57-Jährige und fand die „Atmosphäre sehr schön und die Musik sehr einfühlsam.“

Während die Band spielte, wichtelten Karla Kirchner und ihre Freundinnen – passend zum Anlass mit Weihnachtsmützen und einem guten Gläschen Sekt – an einem der Tische. „Wir wollen gerne ein Nikolauswichteln nächstes Jahr hier mit allen Gästen, Tombola und natürlich Musik machen“, erzählte die Neu-Kevelaererin. Mal sehen, ob aus dieser Idee was wird.

Mit „Rockin around the christmas tree“ und „I´m dreaming of a white christmas“ endete der Abend – und auch im Jahr 2019 wird es im „Apfel wieder heißen: „Let´s swing it, boys!“

Musik zum Genießen und Mitsingen

Seit 2015 leisten der Pianist Wolfgang Czeranka und seine Mitstreiter der „Scala Jazz Band“ in der Gaststätte am Kapellenplatz ihren regelmäßigen Beitrag zur musikalischen Abendkultur in der City. „Man ist nicht nur nah dran, sondern auch richtig drin und dabei“, traf Peter Hohl als Gast mit dieser Beschreibung den Nagel auf den Kopf.

Auch diesmal konnte Czeranka mit seinen Mitstreitern Hanns Hübner (Kontrabass), Stefan Janssen (Schlagzeug) und den Gästen Daniela Rothenburg, Querflötinist Enrico, Peter Riccius am Gesang sowie Christian Mallach am Saxofon die Gäste mitreißen.

Erneut boten sie eine spannende Mischung aus mitreißendem Swing, elegantem Bossanova und Samba, tiefgründigem Pop und knackig-komplexem Jazz.

Dazu trug der schwungvolle Start mit dem swingigen „Line for Lyons“ und das melodische Saxofonspiel von Mallach bei der „Samba Cantina“ bei. Die Dortmunder Sängerin Daniela Rothenburg überzeugte mit ihrer klaren Stimme, ihrer natürlichen Art und ihrem Charme bei so Stücken zwei „All cats join in“ aus „Aristocats“ oder „Beginning to see the light.“
Sehr atmosphärisch geriet die Version von Stings Ballade „Fragile“, ehe Riccius zum dritten Mal überhaupt in seinem Leben vor ein Jazzpublikum treten durfte. „Und Du hast hier keine Proben und musst direkt auf den Zug aufspringen“, meinte er später in einer Pause. Ohne Zeit zum Nachdenken bleibe man aber spontan und unmittelbar – und genauso kam er dann auch mit seinem Gesang rüber.

Später überzeugte der Nicht-Profi auch bei Songs wie „It don´t mean a thing“ und „Cheek to cheek“ im gesanglichem Zusammenwirken mit Rothenburg.

Mit „Take ten“ irritierte die Band die Zuhörer, weil die Nähe zu dem Brubeck-Klassiker „Take five“ unüberhörbar schien. „Das liegt daran, dass Komponist Paul Desmond damals einen weiteren Song in der Art geschrieben hat“, sorgte Czeranka für Aufklärung.

Der Pianist bewies später auch an der Ukulele bei so launigen Songs wie „Perfect“ von Fairground Attraction sein Talent an seinem „Nebenpassions“-Instrument.

Richtig Dynamik bekam das Konzert bei dem Ricccius-Rothenburg-Duetten und dem lässig-heißen Bossanova „Sway“ mit einer anmutig sich bewegenden Sängerin und einem kompakt-brennenden Saxofon.

Und Drive kam dann nochmal richtig rein, als Rothenburg und Co. den „Choo Choo Ch´Boogie“ anstimmte. Als Zugabe gab es mit Armstrongs „What a wonderful world“ nochmal einen gefühlvollen Akzent – und das Publikum sang aufgrund der besonderen Stimmung gerne mit.

Charlestown im Goldenen Löwen

Nach längerer Pause ist die Charlestown Jazzband am 13. April 2018 mal wieder auf der Bühne im Löwen in Kevelaer zu Gast.
Seit ihrem letzten Gastspiel steht diese Band ganz oben auf der Wunschliste der niederrheinischen Jazzfans. „Wenn diese Band für traditionellen Jazz bei uns aufspielt, ist Hochstimmung im Publikum angesagt“, so der Veranstalter zur Verpflichtung der niederländischen Spitzenformation aus Nijmegen und Umgebung.
Gute Unterhaltungsmusik
„Uns ist es wichtig, das Publikum zu unterhalten und zum Mitswingen anzuregen. Wenn man als Zuhörer nach der Vorstellung mit dem Gefühl nach Hause geht, einen schönen Abend erlebt zu haben, dann sind wir zufrieden. Das ist schließlich der Grund, warum wir Jazzkonzerte veranstalten und auf die Bühne gehen, aus Spaß an der Musik und um andere Menschen zu unterhalten“, sagt Bassist Rob Egging zu den Ambitionen der Charlestown Jazzband.
Als die Band 1968 gegründet wurde, hat niemand gedacht, dass sie sich zu einem der besten niederländischen Jazzorchester entwickeln würde. Es ist eine Zeit, in der das Interesse für traditionellen Jazz sehr groß war. Das war damals jedoch keineswegs ein Erfolgsgarant für eine Band. Viele Orchester wurden neu gegründet und verschwanden schnell wieder.
Das Interesse der Musiker der Charlestown Jazzband richtete sich in der ersten Zeit nach der Gründung der Band hauptsächlich auf den weißen Jazz, insbesondere auf die Musik des Kornettisten Bix Beiderbecke und der Dutch Swing College Band. Als dann im Laufe der 70-er Jahre neue Musiker in die Band eintraten, verschwand allmählich der Bix Beiderbecke-Kult und machte den Weg frei für breiteres musikalisches Interesse mit Akzent auf New Orleans Jazz.
In der Zwischenzeit haben die Musiker der Charlestown Jazzband entdeckt, dass die Musik der Jahre 1930 bis 1960 ebenfalls viel zu bieten hat. In den Konzerten der Band werden regelmäßig Abstecher zu Mainstream, Bebop und Rock `n` Roll gemacht.
Bisher ist es den Musikern immer gelungen, ihr hohes musikalisches Niveau beizubehalten . Nicht umsonst besteht die Band seit so langer Zeit und hat neben ihren musikalischen Aktivitäten in den Niederlanden und Deutschland auch zahlreiche Konzerte in der Schweiz, Skandinavien, Spanien, Italien und Dänemark gespielt.
Hervorragende Besetzung
Beim Konzert am 13. April in Kevelaer stehen folgende Musiker auf der Bühne:
Eric Beijnvoort
– Schlagzeug
Piet Beyé
– Piano
Pieter Duker
– Posaune
Rob Egging
– Bass, Gitarre
Leo van der Velden
– Banjo, Gitarre
Henk van Amerongen
– Trompete, Gesang
Jan Dokter
– Trompete, Klarinette, Gesang

Eine Band, die nicht nur mit ihrer erstklassigen Musik überzeugt, sondern auch attraktive Auftritte darbietet – so werben die Kevelerer Gastgeber für die niederländische Jazzband.
Das Konzert im Goldenen Löwen an der Amsterdamer Straße beginnt um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15 €uro.

Musik auf höchstem Niveau

Kevelaer. Viele bekannte Gesichter, aber auch neue Besucher konnte die Gastronomin Jutta Pesch in ihrer guten Stube, dem „Goldenen Apfel“, trotz kältebedingt etwas geringerem Besuch begrüßen. Sind auch ein paar Neue dabei, die von weiter angereist sind“, verwies sie auf „den einen oder anderen Gast aus dem Ruhrgebiet. Weil es sich eben so rumspricht.“ Hildegard Erfeld war aus Münster zu Kevelaerer Freunden gekommen, die sie zu dem Abend mitgenommen hatten. „Ich bin froh, dass ich mitgegangen bin. Es ist toll“, sagte sie später.
Erneut hatte Wolfgang Czeranka seine „Scala“-Mannschaft mit Hanns Hübner am Bass und dem Drummer Stefan Janssen an den Start gebracht. Dazu kamen noch zwei besondere Gäste: Daniela Rothenburg am Gesang und der Saxofonist Christian Köhler.
Die Jazzlady aus Dortmund hatte an diesem Abend noch mit den Folgen ihrer Grippeerkrankung zu kämpfen. „Das geht schon seit drei Wochen so – ich hab sowas noch nie so gehabt“, kündigte sie schon vorsorglich an, „weniger zu singen“, um dann doch in klassischer Stimmenanmut und mit viel Charme den Abend in Czerankas Sinne „gülden zu machen“.
Vor dem Start des Konzerts verwies er erstmal auf die zahlreichen Musiker, die bislang schon als Gäste da waren, um dann den aktuellen Gast in der Runde vorzustellen. „Der Christian kommt aus Kaldenkirchen und fragte uns im Dezember, ob er das hier unterstützen dürfe.“
Christian Köhler durfte, was sich im Verlaufe des Abends als absoluter Volltreffer erwies. Denn von den bisherigen Gast-Saxofonisten und Klarinettisten war er vielleicht derjenige mit dem saubersten, melodischstem Spiel und einer sehr schönen Phrasierung, die es dem Publikum leicht machte, seiner Performance zu folgen. Ob nun bei „Straight no chaser“ von Thelonious Monk oder „Footprints“ von Wayne Shorter; er offenbarte seine große, weil unaufdringliche Virtuosität, die ihn hoffentlich nochmal nach Kevelaer führt. „Eine tolle Veranstaltung hier, alles sehr entspannt“, meinte er in einer Pause.
Daniela Rothenburg war trotz ihrer Grippe bester Laune, ihrem Gesang war bei Songs wie „My baby just cares vor me“ oder „Feelin´good“ kaum etwas von der Beeinträchtigung anzumerken.
Dazu gesellte sich bei einigen Songs mit dem E-Bassisten Guido Naß ein exzellender Pulsgeber für die Musik, der schon für die SWR Big Band arrangiert und komponiert hatte – also wie immer ein tolles Line-Up toller Musiker, die durch die Bank überzeugten.
Einen großen Tropfen Wasser in den wohlschmeckenden Wein der Musik gab´s dann aber von Czeranka, der das Publikum dazu aufforderte, mehr für die Musiker in den Hut zu tun. „Wir haben es bisher ohne Gage gemacht, und das soll auch so bleiben“, mahnte er. Aber es müsse sich für die Künstler, die wie Köhler und Rothenburg von weiter weg kommen, auch lohnen, sonst müsse man die Idee des Ganzen überdenken: „Ob es eine neue Reihe so gibt, steht in den Sternen.“

„So schön kann Jazz sein“

Am Ende stand das gesamte Publikum und spendete den Musikern minutenlang den wohlverdienten Appplaus. „So schön wie heute habe ich es noch nie gehört“, drückte der Sevelener Andreas Schomaker die Begeisterung aus, die alle im Saal offensichtlich auch so empfanden.
Dem vorausgegangen war ein zweistündiges Konzert – das dritte von den Gelderner Rotariern und Peter Schaap organisierte Event dieser Art, mit dessen Erlösen zu gleichen Teilen das Kinderpalliativteam „Sternenboot“ der Uni Düsseldorf und die Kevelaerer „Aktion pro Humanität e.V.“ unterstützt werden.
„Dreimal ist schon eine Tradition“, bezeichnete „Pro-Humanität“-Begründerin Elke-Kleuren-Schryvers schon in der Pause das Gehörte als „belebend und spannend. Und ich kenne jetzt auch ein Sopran-Saxofon.“ Schaap selbst freute sich über „die begeisterten Leute hier“ und die „Freude, das Zeitlose der Musik mit einem guten Zweck zu verbinden.“
In der diesjährigen Ausgabe des Benefizabends durften Frank Roberscheuten (Saxofon, Klarinette), Rossano Sportiello am Piano und der Drummer und Vibrafonist Martin Breinschmid unter Beweis stellen, welche besonderen Fähigkeiten sie für die Darbietung von traditionellem Jazz tatsächlich mitbringen.
Zum Auftakt des ersten Sets bot das Trio die von Louis Armstrong bekannt gewordene Harry-Warren-Komposition „Jeepers creepers“ als swingvollen Einstieg, ehe die Midtempo-Ballade „Flamingo“ Roberscheuten die Gelegenheit gab, sich als Saxofonist auszuzeichnen.
Die Musiker bestachen durch ihre musikalische Vielfalt – und boten tolle Überraschungen wie die Klavierimprovisationen von Rossano Sportiello zu der „Bach-Cantate 147“ oder die „Cook show“, bei der Martin Breinschmid als Koch verkleidet zeigte, dass man auch auf Salatschüsseln rhythmische Klänge erzeugen kann. Später stellte er das am Vibrafon auch mit Bier- und Weinflaschen unter Beweis.
Der zweite Teil des Konzerts stand dann ganz im Zeichen der Musik von Benny Goodman – mit Klassikern wie „Avalon“, „Moon-glow“; „China Boy“ oder „Memories of you“. Aus dem Trio wurde ein Quartett: Breinschmid zeigte am Vibrafon, dass er in der Tradition von Lionel Hampton durchaus etwas von dessen schnellem und flüssigem Spiel besitzt.
Und der junge Schlagzeuger Nils Conrad bewies als Gast des Trios Rhythmusgefühl, einen Anschlag wie seinerzeit Gene Krupa. Dazu kam das unaufdringlich-perfekte Klavierspiel von Sportiello und „Benny Goodman“ Roberscheuten, der insbesondere bei „Memories of you“ die Ohren zum „Zartschmelzen“ brachte.
Mit diesen „Zutaten“ versetzten sie das mitwippende Publikum zurück in die Zeit von Swing und Melody. Höhepunkt des Sets war zweifellos die Version von „Bei mir bist Du scheen“, bei dem sich Breinschmid und Conrad eine begeisternde „Schlagzeug-Battle“ an einer Snare Drum und auf dem Bühnenboden lieferten.
Mit „Benny´s Bugle“ und der „Battle hymn of the Republic“ endete ein in Sachen Improvisation und Musikalität so fabelhaftes Konzert, das Organisator Peter Schaap zu der euphorischen Bemerkung veranlasste: „So schön kann Jazz sein.“