Beiträge

Auf den Spuren der Pilgermuschel - Den Jakobsweg in Kevelaer entdecken

Stadtführung zum Welttourismustag

Am 27. September 2023 findet der Welttourismustag statt, welcher das Bewusstsein für den sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Stellenwert des Tourismus fördern soll.

Gemeinsam den Jakobsweg entlang

Gelbe Strahlen auf blauem Grund: Diese Zeichen begegnen dem aufmerksamen Bürger immer wieder. Gerade in Kevelaer und Umgebung sieht man sie sehr häufig. Die gelben Strahlen symbolisieren die Pilgermuschel, die den Jakobsweg kennzeichnet. Auch Kevelaer als Wallfahrtsstadt ist für Pilger aus aller Welt attraktiv, so unter anderem für die Jakobspilger. Dazu zählen auch die „Pélerins du Soleil“ – fünf Frauen, die den Jakobsweg seit 2016 laufen. Sie sind tief mit dem Niederrhein verwurzelt und begannen den Weg quasi vor der Haustüre.

Den Gedanken, den Jakobsweg zu gehen, hatten sie schon länger, doch zunächst als Wochenendaktivität. Zu dieser Zeit war ihnen nicht bewusst, wie sehr sie das Pilgerfieber packen wird. Auf ihrer Homepage fassen die Frauen den Beginn zusammen: „Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wir machen unseren ersten Schritt im Juli 2016 in Millingen/NL, als wir in der Kirche unsere Pilgerpässe im Empfang nehmen. Wir schlagen die leeren Seiten auf und stellen uns vor, wie sie sich im Laufe der Zeit durch viele Pilgerstempel füllen werden.“

Die erste Etappe läuft also von Millingen nach Kranenburg und danach teilt sich der originale Jakobsweg in zwei Stränge. Die widrigen Wetterverhältnisse in Form von Winterstürmen ließen es im weiteren Verlauf nicht zu, den Weg über den Reichswald zu nehmen, der über Goch nach  Kevelaer führt. Stattdessen kam nur der Weg über Kleve nach Kalkar in Frage. Diese ersten beiden Etappen führten dazu, dass bei den Frauen eine Leidenschaft entfacht wurde und sie das Vorhaben ernsthaft in die Zukunft tragen wollten. Der dritte Sonntag im Monat war fortan der Pilgertag. Das Wetter wurde in den wechselnden Jahreszeiten genommen, wie es kam. Die Gruppe lief mit wechselnder Besetzung, mal mit Gastpilgern, mal unvollzählig. Aus diesen Anfängen bildete sich die heutige Fünferkonstellation der Pélerins du soleil.

Über die Eifel nach Trier

In Köln stand die Entscheidung an, aus einem Pilgertag im Monat eine mehrtägige Tour zu machen, denn die Anfahrten nahmen immer mehr Zeit in Anspruch. Eine weitere Entscheidung, die zu treffen war, war die Frage, welche der Routen sie nach Frankreich führt. Die Wahl fiel auf den Weg über die Eifel nach Trier. Die Grenze überschritten sie in Schengen. Nach zwei weiteren Jahren kamen sie im Oktober 2019 in Dijon an. Die Etappe 2020 sollte erstmals über drei Wochen laufen und sie der spanischen Grenze näher bringen. Das große Ziel ist der berühmte Pilgerort Santiago de Compostela.

Corona führte in diesem Jahr jedoch zu einer Zwangspause, da Frankreich nicht passierbar war.  Weil die mehrtägigen Touren nicht mehr monatlich stattfinden konnten, wurden die großen Lücken damit gefüllt, parallel dazu die zweite Niederrheinroute von Goch über Kevelaer nach Aachen zu laufen. Das ist auch heute noch die fortlaufende Trainingsroute, der angesichts Corona eine besondere Bedeutung zukommt. 

Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft

Die Jakobsmuschel am Pilgerweg. Foto: privat

Das anfängliche Pilgerfieber ist über die Jahre zu einer Lebenshaltung geworden. „Prägend sind die vielen Begegnungen mit anderen Menschen, aber auch mit sich selbst. Erfahrungen wie bedingungslose Gastfreundschaft, uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und aufmunternde Worte stärken  die Lebensenergie. In der Ausein­andersetzung mit den eigenen Grenzerfahrungen wächst das Vertrauen in die eigene Person und in das Leben“, sind sich die Pélerins einig.

Immer wieder stoßen die Frauen auf Erstaunen, dass sie über die Jahre als Gruppe zusammenbleiben. Viele Jakobspilger ziehen offenbar das Alleinlaufen vor, doch die Pélerins berichten, dass man auch als Gruppe zu sich selbst finden könne. Außerdem wachse die Konfliktfähigkeit und die Fähigkeit, sich in einer Gruppe positiv einzubringen. „Das hilft auch im Leben abseits des Pilgerweges weiter“, sind sie sich einig.

Häufig machen sich Menschen in den unterschiedlichsten, persönlich geprägten Lebenskrisen auf den Pilgerweg. Die Pélerins betrachten den Weg eher als Entwicklungschance, weniger als Lösung. Es geht ihnen mehr darum, unterwegs zu sein auf unterschiedlichen Ebenen, sei es körperlich, spirituell oder geistig. „Neugierig bleiben und das Leben anzunehmen, egal welche Wetterlage vorherrscht“, definieren sie ihr Motto.

Aktuell machen sie sich auf den Weg, Deutschland auf den südlichen Pilgerwegen zu erkunden. Das Ziel ist der Münchener Pilgerweg zum Bodensee. Dazu berichten sie wieder direkt von der Strecke in ihrem Blog „pelerinsdusoleil.blog“.

Einen Zwischenstopp in Kevelaer eingelegt

Ein Pilger der besonderen Art hat in Kevelaer Station gemacht. Manfred Ingenwerth pilgert zu Fuß auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Gestartet in Bloemendaal in den Niederlanden kam er auf der rund 2.800 Kilometer langen Pilgerstrecke auch nach Kevelaer. Der 61-Jährige ist Mitglied der deutschen Jakobusgesellschaft und ist vor dieser großen Pilgertour schon alle großen deutschen Steige zu Fuß abgewandert. Über 5.000 Pilgerkilometer sind in seinen Büchern offiziell dokumentiert.

Nachdem er 2010 von einer schweren Krankheit genesen war, ist er nun dabei, das abgelegte Gelübde zu erfüllen, im Fall der Genesung zum Grab des hl. Jakobus zu pilgern. Mit dabei hat er seinen mit einer Muschel und Sinnsprüchen verzieren Pilgerstab sowie einen 24 Kilo schweren Rucksack, in dem er Zelt, Schlafsack und Campingkocher trägt. „Das Pilgern hilft mir, zu mir selbst zu finden, Ängste zu überwinden und Vertrauen zu gewinnen”, ist er überzeugt. In fünf bis sechs Monaten hofft er, ans Ziel zu gelangen.

Danach möchte er nach einer kleinen Pause allerdings unter anderem nach Fatima weiterpilgern.