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Interreligiöse Friedenswallfahrt am Sonntag mit langer Tafel auf dem Kapellenplatz

„Der Frieden muss ausbrechen in unserer Welt“

„Zu Tisch, Geschwister!“ – so lautet der Titel der diesjährigen Interreligiösen Friedenswallfahrt, zu der am Sonntag, 27. August, wieder Vertreter der drei abrahamitischen Religionen in Kevelaer erwartet werden.

Gläubige pilgerten gemeinsam bei der Interreligiösen Friedenswallfahrt

Auf Tuchfühlung mit dem Frieden

Pater Firas Lutfi, Franziskaner und Ordensoberer für den Libanon, Syrien und Jordanien, gab mit seiner Präsenz der achten Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer eine besondere Tiefe.

Menschen auf der ganzen Welt gestalten Friedenstücher für Aktion in Kevelaer

Interreligiöse Friedenswallfahrt am Sonntag

Bereits zum achten Mal findet in diesem Jahr die Interreligiöse Friedenswallfahrt in Kevelaer statt…

Jüd*innen, Christ*innen und Muslim*innen blickten in Kevelaer auf Gemeinsamkeiten und beteten für den Frieden in der Welt

Interreligiöse Friedenswallfahrt lud ein zum Gebet

„In Zeiten des Ex­tremismus und Fanatismus wollen wir auf die Wurzeln unseres Glaubens und des Friedens und auf die Gemeinsamkeiten unserer Religionen schauen“ – mit diesen Worten begrüßte Pastor Gregor Kauling die Teilnehmer*innen der 7. Interreligiösen Friedenswallfahrt.

Zeichen für mehr Solidarität und gegen Rassismus

Unter dem Motto „Tu‘ Deinen Mund auf für die Stummen“ hatten die Aktion pro Humanität und die Vertreter der Kirchen die sechste interreligiöse Wallfahrt gestellt. Zu Beginn versammelten sich traditionell die Religionsgemeinschaften der Juden, Christen und Muslime an dem Marienpark-Denkmal.

„Dass alle drei Religionsgemeinschaften an die denken, denen es nicht gut geht, ist greifbar – und das ist gut so“, sagte Steffi Neu. Die Moderatorin begrüßte die Teilnehmer und forderte die Menschen auf, „die Stimme für die Demokratie zu erheben.“

Man werde „immer wieder bedrängt durch die Krisen und die Ungerechtigkeit weltweit. Es ist gut, dass es dagegen auch eine Globalisierung des Zusammenschlusses und der Gerechtigkeit gibt“, sagte Pastor Gregor Kauling. „Wir erheben heute hier die Stimme für Menschen, die nicht nur unter uns, sondern auch in anderen Regionen der Welt bedroht sind. Denen, die stumm geworden sind, verleihen wir eine Stimme.“

Ahmad Aweimer, Dialog- und Kirchenbeauftragten des Zentralrats der Muslime in Deutschland, erinnerte an den Koran-Satz „Wir haben die Kinder Adams geehrt“ und an de Tatsache, „dass Gott allen Menschen Würde verliehen hat.“ Er hatte sein Schild mit der das Grundgesetz erweiternden Aufschrift „Die Würde aller Menschen ist unantastbar“ versehen. Aweimer erzählte die Geschichte vom Gefährten des Propheten Bihal, der nach unerträglichen Qualen aus der Sklaverei freigekauft wurde und seinen Häschern mit Milde begegnet.

Michael Rubinstein, dem Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf , hielt diese Art der Zusammenkunft in Corona-Zeiten gerade für so wichtig, „weil die Religiosität untereinander gefragter ist denn je.“ Die ganze Welt sprecht über Corona, „aber nicht über die, die keine Stimme haben.“

Es sei „schön, dass wir hier mit den Religionen ganz sichtbar unterwegs sein können“, versichrte David Burau, da man durch die gleicher Welt gehe und es wichtig sei, „aneinander Anteil zu nehmen.“ Er hatte die Idee mit den Sprechblasen gehabt, die die Aufmerksamkeit auf die „Stummen“ der Welt lenken sollten. Die Aktion habe aber gezeigt, dass es wichtig sei, „wo wir gehen, wo Alltag ist“, den Mund aufzutun. „Ich wäre glücklich, wenn jeder eine Stimme oder einen Gedanken mitnimmt, denen eine Stimme zu geben, die es bitter nötig haben.“

Steffi Neu und APH-Mitbegründerin Elke Kleuren-Schryvers gaben danach Stimmen aus den Projekten wieder, für die die Aktion pro Humanität steht, aus Syrien, dem Niger, Griechenland oder dem Mittelmeer. Neu zitierte einen syrisch-katholischer Pater, der von der IS monatelang verschleppt worden war und der Ende Oktober an den Niederrhein kommen möchte. Zudem gab sie Weihbischof Rolf Lohmanns Kritik am „Profitstreben und dem Missbrauch der Ressourcen“ wieder. Und sie zitierte einen Franziskanerpater, der in der zerstörten Stadt Beirut von notwendiger Hilfe und „psychisch total zerstörten“ Menschen sprach.

Kleuren-Schryvers zitierte Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger und desse Aufforderung, die „vornehme Zurückhaltung“ aufzugeben und die Stimme für den „Schutz und die Sicherheit vor dem Terror in der Sahelzone“ zu erheben. Sie gab dem MOAS-Sprecher für Europa eine Stimme. Er fordert für die flüchtenden Menschen auf dem Meer eine Lösung. Und sie erzählte von einem afghanischen Flüchtling in dem Lager Moria. Dort sitzen die Menschen seit März im Lockdown und pandemiegefährdet zusammen. „Als ich das alles gelesen habe, habe ich mich selten so geschämt, Europäer zu sein“, sagte Kleuren-Schryvers. „Das sollte uns Treibstoff sein, für diese Menschen einzutreten, die unsere Stimme brauchen.“

Anschließend vollzog der Tross seinen Weg durch die Stadt. David Burau berichtete an der Antoniuskirche vom Schicksal der eine Million Uiguren in China , die in 1.200 Lagern Massenvergewaltigungen, Elektroschocks und Medikamentenexperimenten über sich ergehen lassen müssen. Er las Auszüge aus dem Leidensbericht einer Uigurin vor, die diese Folter erlebt hatten und über Kasachstan nach Schweden fliehen konnte.

Am Peter-Plümpe-Parkplatz ging Bürgermeister Dominik Pichler nochmal auf das Schicksal der Flüchtlinge auf der Insel Moria ein. „Die Menschen sind ja nicht zum Spaß auf der Flucht.“ Man dürfe sie nicht aus dem Blick verlieren, nur weil man wie einige in Berlin seine „eigenen Probleme“ sehe.

An der Hauptstraße/Ecke Annastraße ging Michael Rubinstein auf das Attentat an Yom Kippur 2019 ein, wonach die jüdische Gemeinde auch viel Solidarität erfahren. „Dass vor Gemeindezentren die Polizei steht vor schusssicherem Glas, wir die Kinder mit eigenen Bussen zur Schule befördern“, daran habe man sich gewöhnt- nicht aber daran, was man an Zuschriften erhalte oder auf Facebook lese.

Er zitierte aus einigen dieser Pamphlete wie „Der Holocaust ist nicht aufgehoben, er verzögert sich nur“ mit Hitler-Bild oder die mittlerweile auch nicht mehr anonym versendeten Email-Anhänge mit Ausdrücken wie „satanische Ausgeburt“ oder „Kriegserklärung der Juden an die Welt“.

Am meisten habe ihn der Satz „Juden , wir haben Euch im Auge“ bedrückt: Dagegen müssten alle ihre Stimme erheben, auch Nichtjuden. „Heute sind wir es, morgen die Muslime, übermorgen die Flüchtlinge und dann irgendwann Christen, die zu ihrem Glauben stehen.“

An der Friedenslichtstele auf dem Kapellenplatz legte Gregor Kauling den Fokus auf Belarus und die Situation dort, die ihn aufgrund seiner Erfahrungen dort sehr berühre. Er habe dort vor Jahren erlebt, wie Mitbrüder im Gefängnis saßen. Und selbst im Wald konnte er mit einem Kollegen nicht frei sprechen, weil sie abgehört wurden.

„Das Gesicht der Proteste in Belarus ist weiblich“, erklärte Kauling. Er führte die Beispiele an, wie eine alte Frau mit roter Fahne inmitten von Soldaten ging, eine junge Frau vorbei an einer Polizeikolonne das Victory-Zeichen zeigte oder der Präsidentschaftskandidatin, deren Mann im Gefängnis sitze und sie im Ausland mit ihren Kindern. Er betete dafür, dass „das Land in eine Revolution geführt wird, die zu Gerechtigkeit und Frieden führen kann.“

Anschließend konnten die Teilnehmer, die ihre Sprechblasen-Wünsche und Hoffnungen freien Lauf lassen, für „Sicherheit, Wohnen und Arbeit“ für die Flüchtlinge, gegen Rassismus, für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, ungewollt schwanger werdende Frauen und die Kraft des Gebets.

Den Mund aufmachen für Stumme

Neue Zeichen in der Stadt Kevelaer? Ja, vielleicht!? Sie sind die stummen Vorboten für die 6. Interreligiöse Friedenswallfahrt. Unter dem Leitgedanken „Tu deinen Mund auf für die Stummen“ steht die diesjährige Interreligiöse Friedenswallfahrt am Sonntag, 30. August.

Auch in Corona-Zeiten bleibt dem interreligiösen Initiativkreis unter Regie der Wallfahrtsleitung dieses Anliegen wichtig und wird, weltweit betrachtet, immer noch wichtiger. Zunehmende Spaltung, Missachtung, Hass, vermehrtes Schweigen und größer werdende Sprachlosigkeit zu vielen aktuellen Themen, die den Weltfrieden, den Frieden in unserem Land, in Europa, in jedem selbst behindern, gilt es an solch einem Tag zu thematisieren. Minderheiten, Unterdrückten, Ungewollten, Gehassten, Sprachlos-Gewordenen und Ohnmächtigen (s)eine Stimme zu geben, wird immer wichtiger.

Mit Sprechblasen-Plakaten durch die Stadt ziehen

„Wir werden schweigend, mit Mund-/Nasenschutz, jedoch mit unseren eindrücklichen Sprechblasen-Plakaten durch die Stadt ziehen und so den vielen Stummen in unserer Zeit und Welt das Wort geben,“ erläutert der Rektor der Wallfahrt in Kevelaer, Pastor Gregor Kauling, das Geschehen an diesem besonderen Wallfahrtstag.

So sieht man jetzt im Vorfeld, in diesen Tagen in den Straßen von Kevelaer, an einigen markanten Orten, Kreide-Symbole mit diesen Sprechblasen auf dem Boden.

Pastor David Burau von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kevelaer hatte diese ausdrucksstarke Idee als symbolhaftes Zeichen für diese 6. Interreligiöse Friedenswallfahrt. Diese sprechenden Münder sind sozusagen die stillen Verkünder dieser besonderen Wallfahrt in Kevelaer, die in den letzten Jahren immer mit symbolhaften Zeichen wie den blauen Friedensschafen kombiniert war.

Start zur Interreligiösen Friedenswallfahrt ist um 16 Uhr im Marienpark. Falls bis dahin aufgrund der aktuellen Entwicklungen steigender Corona-Infektionen Einzel-Anmelderegularien erforderlich sind, werden die Teilnehmer gebeten, sich ab 15.30 Uhr dort einzufinden.

Im Marienpark findet die Begrüßung der Teilnehmenden durch die Vertreter der drei abrahami­tischen Religionsgemeinschaften statt: Juden, Christen, Muslime.

Die Stiftung Aktion pro Humanität wird als Mitbegründer dieser Wallfahrt im Jahr 2015 zur Intention einen interreligiösen Startimpuls geben und Menschen das Wort geben, die aktuell in der Welt kaum Gehör finden. Menschen im Krieg, im Hunger unter Corona und Terror. In den Projekten der Stiftung in der Welt. Niger, Syrien, Libanon.

Einen ersten Beitrag zum Thema „Tu‘ deinen Mund auf für die Stummen“ spricht dann an dieser ersten Station Ahmad Aweimer, der Dialog- und Kirchenbeauftragte des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Rassismus und Corona sind seine Intentionen.

Statement für Flüchtlinge

Die zweite Station an der St. Antonius-Kirche wird dann thematisch von Pastor David Burau, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Kevelaer, besetzt. Bei der dritten Station vor dem Rathaus wird der Bürgermeister ein politisches Statement für die Flüchtlinge an den Außengrenzen Europas abgeben.

Kevelaer ist Sicherer Hafen und möchte – wie viele andere Städte in Deutschland – geflüchteten Menschen z. B. aus dem Lager Moria/Lesbos eine Stimme und eine Perspektive durch Aufnahme geben. Station 4, Annastraße/Ecke Hauptstraße: Hier werden von Michael Rubinstein, dem Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf sehr bedrohliche, offen antisemitische Stimmen zu hören sein, die gerade wegen der vielen Stummen in der Gesellschaft nicht unthematisiert bleiben dürfen. Er wird begleitet vom Kantor der jüdischen Gemeinde.

An der letzten Station dieser 6. Interreligiösen Friedenswallfahrt bei der Friedenslichtstele auf dem Kapellenplatz werden die Teilnehmer musikalisch vom Basilika-Organist Elmar Lehnen begrüßt. Rektor der Wallfahrt, Pastor Gregor Kauling, wird den vielen Menschen in Belarus seine Stimme geben, die ganz aktuell friedlich um politischen Einfluss und gegen Unrecht aufstehen.

Mit den Pilgern auf dem Weg sein wird die Moderatorin Steffi Neu. Sie ist Botschafterin der Stiftung Aktion pro Humanität und wird diese 6. Interreligiöse Wallfahrt für den Frieden begleitend moderieren.

Gegen 17.30 Uhr wird diese Interreligiöse Wallfahrt enden. Sie wird, in Absprache mit der Stadt Kevelaer, nach den aktuellen Coronaschutz-Bedingungen des Landes NRW durchgeführt werden, in enger und zeitnaher Koordination mit dem Ordnungsamt der Wallfahrtsstadt Kevelaer.  Alle Teilnehmer müssen eine Mund-/Nasenmaske tragen.

Auf den Homepages der Wallfahrtsleitung St. Marien Kevelaer sowie der Stiftung Aktion pro Humanität können die DIN-A-4-Plakate mit den Sprechblasen heruntergeladen werden zum Ausdrucken. Gern können sie dann von den Teilnehmern daheim bereits im Vorfeld beschriftet werden. Einige Sprechblasentexte könnten dann an der Friedenslichtstele verlesen und so ganz beredet werden… „Tu‘ deinen Mund auf für die Stummen“.