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FamilienIntegrationsBüros bleiben

Stefanie Reinders ist neu an Bord

Die FamilienIntegrationsBüros im ländlichen Raum, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Caritasverband Geldern-Kevelaer, werden fortgeführt. Die Förderung der Chancengleichheit von Familien durch nachhaltige Integration (FIBs plus) wird bis Ende Juli 2022 aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert.

Premiere auf dem Minigolfplatz

Drei Familien aus Angola, Afghanistan und dem Irak entdeckten Minigolf in Winnekendonk: eine Freizeitgestaltung, die ihnen aus ihren Heimatländern bislang völlig unbekannt war. Nach einer Fahrradtour zur Minigolfanlage wurden die zugewanderten Familien von Peter Siebers, der sich ehrenamtlich im Heimatverein „Ons Derp“ engagiert und die Minigolfanlage betreut, herzlich begrüßt. Nach einer kurzen Einweisung, bei der man sich mit den noch fremden Spielregeln vertraut machte, ging es auf den Platz und die neuen Minigolfspieler durften den Freizeitspaß in vollen Zügen genießen.

Dabei wurde nicht nur Minigolf neu entdeckt. Beim Rundgang über die Minigolfanlage stellte Siebers den Familien die Anlage weiter vor, die auch mit einem großen „Mensch ärgere Dich nicht Spiel“, Kricket, Boule und Pit Pat ausgestattet ist – und das alles zur Überraschung der Familien kostenlos, da die Anlage ehrenamtlich betrieben wird.

Instandhaltungsarbeiten erforderlich 

„Wir möchten den zugewanderten Familien verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung näherbringen“, erklärt Michaela Neuhaus vom Caritasverband Geldern-Kevelaer. Neuhaus hat im Rahmen des „LEADER“-Projektes „Unser Dorf ist stark durch Vielfalt“ diesen Ausflug organisiert. „Vielleicht haben einige auch Interesse, sich ehrenamtlich einzubringen und bei den Instandhaltungsarbeiten zu unterstützen. „Damit wäre es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und die Idee des LEADER-Projektes wird gelebt“, wünscht sich Neuhaus. 

Das Fazit an diesem Tag fiel für alle Seiten positiv aus: Die Familien hatten viel Spaß und können sich auch vorstellen, zu helfen. In jedem Fall wollen alle aber künftig weiterhin fleißig Minigolf spielen. Ebenso freut sich der Heimatverein auf weitere Besuche und die Unterstützungsangebote.

Gelebtes Miteinander

Gemütlichkeit, Unterhaltung und Kinderspaßbeherrschten die Szenerie unter dem Dach der Öffentlichen Begegnungsstätte. An den im Raum aufgestellten Tischen trafen sich Bürger, Mitarbeiter der Caritas, Flüchtlingshelfer und Mitglieder des Runden Tisches mit Flüchtlingen zum angeregten Plausch. Der „Runde Tisch Flüchtlinge“ hatte den Kuchen gespendet, den die Gäste des Festes miteinander verspeisten und sich dazu Kaffee gönnten.
„Die Erwachsenen haben oben den Raum fürs Erzählen, die Kinder unten fürs Spielen. Die Bastelstube ist gut besucht“, stellte der Flüchtlingskoordinator der Stadt, Heinz-Josef Theunissen, fest. Eine Etage tiefer durften die Kinder in einem großen Raum miteinander basteln oder ließen sich Motive in das Gesicht oder auf die Arme malen. „Ich male jetzt eine Adler, weil der so gut fliegen kann“, erzählte die zehnjährige Rabya aus dem Irak.
Der Neu-Kevelaerer und frühere Rostocker David Burau betrachtete mit einem Lächeln das lebendige Gewusel. „Wir sind erst im Sommer hierhergezogen, wollen Kontakte knüpfen. Da hatte ich mehr Freunde bei den Flüchtlingen. Es ist nicht wichtig, zu unterscheiden“, betonte er den menschlichen Aspekt dieser Begegnungen.
Zuvor hatte das Fest zweimal im Sporthotel, dann auch bei Schiffer und im Klostergarten stattgefunden. Jetzt hatte man mal die ÖBS als Anlaufpunkt ausgesucht. „Es ist eine gute Resonanz“, zeigte sich Gudrun Blumenkemper von der Caritas „super zufrieden“ mit der Atmosphäre des Nachmittags, „einfach weil die Menschen sich wohl fühlen und miteinander ins Gespräch kommen.“
Und Mike Sahel, der seit Jahren als Dolmetscher Brücken zwischen den Kulturen schlägt, freute sich darüber, „dass sich hier auch Flüchtlinge begegnen, die sich länger nicht gesehen haben.“ Die Tatsache, dass man sie über solche Ereignisse als „wichtig erachtet“ und ihnen Aufmerksamkeit schenkt, sei „nach wie vor sehr wichtig.“ Theo Spronk hatte zwei junge Männer mitgebracht, die aus Guinea stammen und noch nicht lange in Deutschland sind. Die Sprache sei für diese Personen nach wie vor das größte Problem, schilderte der Flüchtlingshelfer seine Erfahrungen.
Für viele , die schon länger hier sind, „ist es selbstverständlich, sich hier in Kevelaer eine Perspektive aufzubauen“, erinnerte sich die frühere Flüchtlingsberaterin Anne van Rennings gerne an die ersten Aufrufe des „Runden Tisches“ vom November 2014 und den „Kochtreff“, den sie mit initiiert hatte. „Viele kenne ich davon noch, es bestehen viele persönlichen Kontakte.“ Man spreche darüber, „wie es den Kindern so in der Schule geht“ und über andere alltägliche Dinge. So ein fröhliches und integratives Fest zeige, dass so manche Stereotype und Aussagen über Flüchtlinge „fern der Realität“ seien.
Bei den Flüchtlingen kam das Treffen super an. „Eine schöne Atmosphäre“ machte der Syrer Hiam Ibrahim aus. Bah Mohamed Aliou aus Guinea freute sich darüber, dabei zu sein, „Es ist wichtig, weil hier alle Nationen zusammenkommen und den Austausch pflegen.“ Dieter Althans, der mit seiner Frau seit drei Wochen eine Familie aus Syrien betreut, sprach von einer „Win-Win“-Situation. „Da vermischen sich die Kulturen miteinander“, so der 61-Jährige. Der Mensch zähle und nicht, woher er komme. „Und wenn man sich mit Respekt begegnet, dann erfährt man Respekt.“

Integrationskurs erfolgreich absolviert

16 Frauen und Männer aus acht Nationen haben erfolgreich den Integrationskurs der Caritas in Kevelaer absolviert. Zum Bestehen des Kurses beglückwünschte Gudrun Blumenkemper vom Caritas-Fachdienst für Integration und Migration die Teilnehmer und überreichte ihnen die offiziellen Zertifikate des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.
Die Absolventen aus verschiedenen Nationen, unter anderem aus Russland, Iran, Ungarn, Kosovo, Spanien, Syrien, Singapur und Polen, freuen sich über den Erfolg, den Kurs absolviert zu haben, und halten stolz die Zertifikate in ihren Händen. Zum Erlangen des Zertifikates, haben die Teilnehmer in den vergangenen zehn Monaten 600 Unterrichtsstunden die deutsche Sprache gelernt, und 60 Stunden etwas über die deutsche Geschichte und Politik erfahren. Die Zertifikate sind die Voraussetzung dafür, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Aber auch auf dem Arbeitsmarkt sind die Chancen für die Teilnehmer nun deutlich höher, einen Job zu finden.
Seit Dezember vergangenen Jahres läuft bereits ein weiterer gemischter Integrationskurs für Frauen und Männer. Im März dieses Jahres wird noch ein weiterer Kurs beginnen, der dann erstmals 100 anstatt 60 Unterrichtsstunden Politik und deutsche Geschichte beinhaltet.

Integration weiter voranbringen

Vertreter aus Politik, den benachbarten Kommunen, der Ortsgemeinschaften Kevelaers und der Initiativen waren der Einladung zum Auftakt des neuen „LEADER“-Projekts der Caritas Kleve-Geldern in das Hotel Klostergarten gefolgt.

Dort begrüßte Gerrit Hermans, zuständig bei der Caritas Geldern-Kevelaer für Integration und Migration, die Gäste, ehe die Vorsitzende des Integrationsausschusses im NRW-Landtag, Margret Voßeler, ihr Grußwort sprechen durfte.

Das an diesem Abend vorzustellende Projekt sei das fünfte in der Region und das mit 229 000 Euro am besten dotierte, sprach Voßeler von einem „Vorzeigecharakter für die Region“. Es gehe um das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure vor Ort und die Nachhaltigkeit der Integration. „Integration muss überall gestaltet werden.“

Der Veränderungsprozess müsse von den Kommunen gestaltet werden, hob sie dabei die Bedeutung der Vereine dafür hervor. Dieses aktuelle Projekt sei in dem Kontext ein weiterer „Puzzlestein“, machte sie deutlich.

Grundlage für das Handeln müssten dabei „die katholische Soziallehre“, die fünfte Sure des Koran oder der Talmud sein, in denen sinngemäß steht: „Wer nur ein Leben rettet, der rettet die ganze Welt.“

Beitrag zur Zukunftsfähigkeit

Dominik Pichler unterstrich als Vorsitzender der „LEADER“-Region „Leistende Landschaft“ („LeiLa“), der Kevelaer, Straelen, Geldern und Nettetal angehören, das Ziel, die ländliche Region zukunftsfähig zu gestalten. Dafür stünden „LEADER“ hier 2,7 Millionen Euro an öffentlichen Miteln zur Verfügung.

Die Gestaltung des Zusammenlebens mit den Zugewanderten sei im Dorf „die Sache aller. Das kann nicht verordnet und muss vor Ort immer neu ausverhandelt werden.“ Die neuen Mitglieder des Ortes „verändern das Bild des Dorfes, sie gefährden es aber nicht.“

Eine Grundlage des Handelns sei dabei die demografische Entwicklung, die man als Chance begreifen solle. Sport könne dabei eine wichtige Rolle einnehmen, verwies Pichler auf Projekte wie den „outdoor“-Bewegungsparcours in Straelen für Zuwanderer. Er hoffe, dass das Projekt hier „zu einer selbstverständlichen Marke unserer Dörfer wird.“

Gerrit Hermans führte dann anhand einer Studie „Integration im ländlichen Raum“ aus, wie wichtig es dafür sei, „verlässliche Strukturen, den politischen Willen und eine Strategie“ zu haben.

Dazu müssten die Akteure miteinander in Kontakt treten, was in der Region ganz gut gelungen sei, lobte Hermans die Anwesenheit der Partner aus Straelen und Geldern, die das Projekt mit unterstützten, und das Engagement über die Integrationsbeauftragten. Er drückte die Hoffnung aus, dass es gelingen werde, das Angebot über die drei Jahre Förderung aufzubauen und das Ganze danach langfristig zu festigen.

Potenzial im
ländlichen Raum

Der ländliche Raum biete für Migranten „viel Potenzial“, das reiche von der überschaubaren Betreuung im Kindergarten bis zur unmittelbaren Anbindung an ein Jobcenter. „Das sind die Bedürfnisse, die wir in der ländlichen Region erfüllen können.“

Von sehr viel positiven Erfahrungen konnte der Gelderner Blumenhändler Andreas Pelens berichten. Von 23 Mitarbeitern hätten zwölf mit Migrationshintergrund, darunter seien Arbeitskräfte aus Sri Lanka, Eritrea, Syrien und ein Bewerber aus Benin. „Ein Syrer ist Agraringenieur – der ist für den ganzen Pflanzenschutz zuständig.“

Er sehe in den Flüchtlingen ein großes Potenzial, verwies aber auf die enormen bürokratischen Probleme im Einzelfall, vor denen auch seine Kollegen immer wieder Angst hätten. „Aber es ist ganz leicht, wenn man weiß, wie es geht.“

Anschließend durften sich die drei neuen Dorfintegrationshelferinnen Saskia Elders für Walbeck und Pont, Michaela Neuhaus für Twisteden und Winnekendonk und Jessica Schicks für Straelen und Herongen mit ihrer Arbeit den Beteiligten vor Ort vorstellen.

Netzwerke nutzen
und ausbauen

Man wolle das, was an Netzwerken da ist, nutzen, um die „Willkommenskultur für Zuwanderer zu stärken, das Zusammenleben von Migranten und Dorfbewohnern unterstützen und gucken, dass die Menschen das als Bereicherung erleben“, unterstrich Elders als Projektleiterin stellvertretend für die drei Frauen.

Durch Zuwanderung könne man abmildern, dass die Dörfer veralten, Migranten als aktive Mitglieder im Dorf binden und die Zugänge für sie langfristig in den Betrieben verbessern.
Dazu wolle man die Kooperation zwischen den bestehenden Netzwerken und die Kooperation zwischen den Verantwortlichen und Einrichtungen zwischen den Dörfern ausbauen. Es gehe um „passgenaue Unterstützung und Entwicklung für jedes Dorf.“ Dazu soll es Hilfsangebote vor Ort bei sozialen und sonstigen Fragen geben.

Die „Dorfintegrationshelfer“ sollen Integrationsnetzwerke und Maßnahmen insbesondere zur Verbesserung der Bildungs- und Arbeitsmarktperspektiven von Neuzugewanderten in den Ortschaften von Geldern, Kevelaer und Straelen initiieren.

Konkret geht es um Informations- und Begleitangebote für Kitas und Schulen, um den Aufbau von Job- und Bildungspatenschaften oder die Schaffung von Kennenlernangeboten in Sportvereinen, Musikvereinen oder Freiwilligen Feuerwehren.

Eine geschätzte Mitarbeiterin

Das Hotel Klostergarten wird von der Caritas als Integrationsbetrieb geführt (dafür ist eine Quote von mindestens 25 Prozent schwerbehinderter Mitarbeiter notwendig, hier sind es sogar 40 Prozent), in dem Menschen mit Beeinträchtigung gemeinsam mit nicht beeinträchtigten Kollegen arbeiten. Damit wird der Integrationsgedanke im Hotel Klostergarten gleich doppelt verwirklicht, indem hier Menschen mit Beeinträchtigung nicht nur die Möglichkeit zum unbeschwerten Aufenthalt bekommen (der Klostergarten ist das erste vollkommen barrierefreie und behindertengerecht eingerichtete Hotel am Niederrhein), sondern auch eine sinngebende Beschäftigung ausführen können.
Nicole Grüttner ist die Hotelleiterin, sie hat mit Charlotte Borde­wisch und ihrer gesetzlichen Betreuerin gesprochen und diese erlauben den Leserinnen und Lesern des Kevelaerer Blattes einen „Blick hinter die Kulissen“ ihrer Arbeit.
Die Arbeitsstellen für beeinträchtigte Mitarbeiter sind entsprechend ihres Handicaps eingerichtet und um die Wettbewerbsfähigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erhalten, fördert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) diese Stellen unbefristet mit 30 Prozent des Gehaltes.
Der Zuschuss wird genutzt, da höhere Kosten für Mehrurlaub, Tarifbezahlung trotz eingeschränkter Arbeitsfähigkeit und eine pädagogische Fachkraft für Integrationsmitarbeiter anfallen. Darüber hinaus stellt der LVR Gelder für notwendige Investitionen zur Verfügung, um die Arbeitsstellen behindertengerecht zu gestalten. Bei allen Tätigkeiten wird die Solidarität zwischen den schwerbehinderten und nichtbehinderten Mitarbeitern deutlich und die Gäste profitieren von dem positiven Betriebsklima.
Charlotte Bordewisch ist Mitarbeiterin im Housekeeping und gehört so zu den „guten Geistern“ eines Hotels.
Sie ist seit fast vier Jahren Mitarbeiterin und arbeitet 18 Stunden die Woche. Zu ihren Aufgaben gehören: Betten abziehen, das Reinigen der Zimmer und der öffentlichen Räume, sie arbeitet aber auch schon einmal im Service in der Essensausgabe mit, räumt die Tische im Restaurant ab oder hilft in der Spülküche aus. An den jährlich stattfindenden Sommerfesten und Weihnachtsfeiern der Mitarbeitenden nimmt sie ebenfalls teil.
Blick hinter die Kulissen
„Ich arbeite hier sehr gerne und habe sogar zwei Kolleginnen als Freundinnen gefunden“, so Frau Bordewisch. Neben der Möglichkeit, mit vielen Kolleginnen und Kollegen zusammenzuarbeiten, schätzt sie es, dass sie bei der Arbeit auch immer ein offenes Ohr findet, wenn sie private Probleme hat. So fühlte sie sich bei einem kürzlichen Trauerfall in der Familie von allen aufgefangen.
Auch Christoph Schaffeld, der als Berater für Integrationsmitarbeiter zur Verfügung steht, hat sich in dieser Zeit besonders um sie gekümmert. In der Einarbeitungsphase hat er besonders darauf geachtet, dass die Arbeitsbedingungen, Pausenregelungen und Tätigkeitsbereiche ihren persönlichen Möglichkeiten entsprechend gestaltet werden. Aber auch danach steht er Charlotte Bordewisch und den anderen Mitarbeitern weiter beratend zur Seite.
Charlotte Bordewisch ist im Hotel Klostergarten eine geschätzte Kollegin, die trotz ihres Handicaps wertvolle und zuverlässige Arbeit leistet.