Beiträge

Vom Allerfeinsten

Menschen zum Lachen zu bringen, ist eine ganz besondere Kunst. Menschen, die das quasi „aus dem Stand“ mit originellen Ideen, spontanen Sketch-Einfällen und unvorbereitetem Slapstick machen können, verfügen über ein außergewöhnliches Talent, was man nicht so einfach nachahmen kann. Diese außergewöhnliche Kunstfertigkeit bewiesen die vier Mitglieder des Improvisationstheaters „Springmaus“ – Paul Hombach, Alexis Kara, Sandra Sprünken und Lisandra Bardél – bei ihrem Weihnachts-Special im Kevelaerer Bühnenhaus zum wiederholten Male.

Schon ihr dynamischer Programmsong „Auf die Tanne-fertig-los“ und die Ankündigung, dass „auch Menschen aus eurem Kreis auf der Bühne stehen, und es wird niemand bereuen“ machte schon klar, dass es ein sehr interaktiver Abend mit dem Publikum werden würde. „Wir fragen euch was, ihr ruft was rein, wir machen was draus und dann können wir alle lachen“, umschrieb Pianist und Improvisateur Paul Hombach die Idee des Ganzen. Und so durften alle im Kollektiv erst ihren Vornamen und anschießend das Lieblings-Weihnachtslied durch die Gegend rufen, damit sich die Anwesenden an das Grundprinzip gewöhnen konnten.

So geeicht, strickten die vier zunächst aus dem Namen einer prominenten Persönlichkeit („Herbert Grönemeyer“), der Lall-Ansprache nach acht Glühwein, dem typischen Oma-Satz „Ach wat ist das schön“ und der zweiten Weihnachtslied-Zeile „Ist uns ein Kindelein“ einen spontanen a-capella-Song. Beim ersten Sketch holten sie sich eine junge Dame auf die Bühne, die mittels eines Gongs für den Wechsel von Deutsch nach Französisch und zurück einen wunderbaren Weihnachtsstreit im Trio vom Zaun brechen ließ.

Uneinigkeit bei dem Ehepaar

Danach durften Stefan und Nicole „dran glauben“ und auf zwei Stühlen Platz nehmen, um per Akklamation mit den Daumen den „ins Blaue“ ratenden Kara und Bardél zu signalisieren, wie das bei ihnen am 24.12. so läuft. Uneinigkeit herrschte bei dem Ehepaar dabei, wie das mit dem Frühstück am Bett läuft und klar wurde, dass sie das Essen zubereitet – wobei die beiden Improvisateure beim Essen lange suchen mussten (Gans, Braten, wir werden gar nichts essen) und herausfanden, dass es der Familie wichtig ist, sich Geschenke zu machen. Am Ende stand der humorvoll-unernste Ausstieg, dass man mit den Freunden der Tochter nicht mehr mitkommt und nicht unter dem Baum singt. 

Aus Begriffen wie „Timbuktu“,„Kreissäge” und „schwimmen“ zauberten sie eine Dreier-Diskussionsrunde mit zwei Experten zu den „abgefahrensten Weihnachtsbräuchen weltweit“ wie „Kreissägenschwimmen“ und dem mit sämtlich möglichen Körperverrenkungen gebärdendolmetschenden Kara mit Begriffen wie „Nagel auf den Kopf getroffen“ und einem „Spagat“, den Kara dann doch nicht wagte – eine absolut brilliante Nummer.

Danach ging es für die nächste Szene in eine „Genre-Achterbahn“, wo das Publikum nach dem „Stop“-Signal das jeweilige zu improvisierende Genre vorgab. Zum Thema „Schlitten fahren“ entwich Sandra Sprünken der Satz „Ich wichs schonmal die Kufen“, wonach sie sich ein paar Sekunden lang zusammenreißen musste, um nicht loszulachen. Dann variierte das Quartett die Genre-Vorschläge – über den „Schlitten Enterprise“ (Fantasy), der Arztserie mit Herrn Schmidt („Ich habe Puls“), Krimi („Sie wissen doch, was auf dieser Piste gestern passiert ist“) bis zum Hip-Hop-Song und zum Drama, wobei Paul Hoffmann den Part des Musikus am Klavier und dem Einstellen der diversen Musiken übernahm.

Ein Weihnachts-Musical

Nach soviel Humor-Feuerwerk war erstmal Pause angesagt, ehe das Quartett dann nach der Pause aus dem Publikum Christine und Frank zu einem weihnachtlichen „Puppenspiel“ auf die Bühne holte. Den Vogel schossen die vier dann allerdings mit dem fast zwanzigminütigen „Weihnachts-Musical“ mit dem Leben von Brigitte und Ulrich ab, die Lisandra Bardél auf der Bühne dezent-charmant befragte.

Anschließend ging das Trio (ohne Hoffmann) die Stufen des Kennenlernens und der Beziehung durch mit dem Kernsatz „Liebe ist Entscheidung“ (in der Musical-Fassung mit ihrer Vollendung aber erst nach drei Jahrzehnten) aufzugreifen – garniert mit der jeweiligen Erkennungsmelodie beider Personen und musikalisch in Musical-und Rock’n Roll-Manier „aufgearbeitet.“ Das Publikum konnte sich angesichts der Spontanität des Ensembles kaum halten – und spendete im Stehen nach soviel kreativ-gehaltvollem Witz langanhaltenden Beifall.