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Gelungener Start mit dem ersten Piks

Schon vorzeitig standen die ersten Autos mit Impfwilligen am Mittag auf dem Parkplatz, die dann mittels eines Pendelbusses die letzten gut 400 Meter hoch gefahren wurden bis vor den Eingang der „Hansehalle Grieth“ der Kalkarer Messe, wo sie geimpft werden. „Wir wollten niemandem zumuten, diesen Weg zu absolvieren“, sagte Landrätin Silke Gorißen, die sich zum Impfstart erleichtert zeigte. „Wir können durchstarten. Wir warten ja alle sehnlichst  darauf, dass wir alle durchimpfen können – jetzt erst mal die vulnerable Gruppe, also unsere älteren Mitbürger*innen 80 plus.“

Das Wetter sei eine Herausforderung gewesen. „Da haben wir etwas gezittert, gebe ich zu, und gestern gedacht, hoffentlich wird jetzt nicht die Impfstofflieferung abgesagt und der Termin nochmal verschoben. Aber wir haben gestern Abend noch die Bestätigung bekommen, dass der Impfstoff kommt.“ Für den Tag waren es 206 Biontech-Impfdosen, offiziell für die sechs Impftage in der Woche stellt das Land jeweils 204 Impfdosen von dem Hersteller, also insgesamt 1224 Impfdosen zur Verfügung.

Schneeschieben

„Parookaville“-Mitbegründer Bernd Dicks hatte im Vorfeld an der Logistik mitgewirkt. „Heute war Schneeschieben angesagt“, lachte er. „Im Endeffekt sind wir seit dem 15. Dezember schon fertig. Wir haben auf den Impfstoff gewartet und sind froh, dass es endlich losgeht. Wir sind bestens vorbereitet und freuen uns.“

Am Eingang wurden die Impfwilligen erst mal auf ihre Temperatur hin untersucht, bevor sie sich an einen der fünf Check-in-Schalter der Kassenärztlichen Vereinigung mit ihrer Terminbestätigung begeben durften. Aufgrund der Wetterbedingungen gab es die Sonderregelung für diejenigen, die sich nicht trauten oder rauskommen, dass sie am nächsten Tag zum selben Termin kommen konnten. Und wenn das Wetter so bleibt und sich Impftermine verschieben, werde man „improvisieren“, sagte Jürgen Baetzen, Fachbereichsleiter für Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz im Kreis und verantwortlich für den Bau des Impfzentrums. „Der Impfstoff ist gerade um halb zwei angekommen“, zeigte er sich erleichtert. „Wir sind seit dem 15.12. fertig, und heute geht es endlich los. Und bei diesen widrigen Umständen den ersten Pieks zu setzen – ich bin überglücklich.“

Der Empfang im Gebäude am „Check In“-Schalter. Foto: AF

Anschließend kamen die zu Impfenden in eine große Halle, die als Wartebereich für die Menschen diente. Auf einer großen Leinwand lief ein gut fünfminütiger Film mit einer Medizinerin, die nochmal die wesentlichen Dinge zur Impfung erläuterte. Und weiträumig abgetrennt mit einer Plexiglasscheibe standen jeweils zwei Stühle nebeneinander für die Wartenden zur Verfügung. 

„Einmal bitte den Arm frei machen“, bat Dr. Larsen Seydel dann den Klever Reinhold Putzer, der schon um zehn Minuten vor eins gekommen war, als allerersten Impfkandidaten um seine Mitwirkung. Zuvor befragte ihn der Mediziner nochmal nach akuten Beschwerden, sichtete die Unterlagen zur Sicherheit auf Vorerkrankungen. Der Klever setzte seine Unterschrift für die Impfung – dann kam der fachmännische Pieks in den linken Arm. „Das müssen Sie beim nächsten Mal wieder mitbringen“, wies Seydel ihn auf die Unterlagen für den nächsten Termin am 1. März und die Impfbestätigung hin. 

„Ich habe bisher bei Impfungen keine Schwierigkeiten gehabt, noch nie“, nahm der rüstige Senior dann mit seiner Tochter Sabine Frenzel entspannt im Ruhebereich auf einem Stuhl Platz.  „Ich mache Grippeimpfungen jedes Jahr“, hatte er keinerlei Bedenken vorher gehabt. „Das war für mich eine gelassene Sache“, sagte er und klagte über keinerlei Beschwerden. „Kein Kribbeln, kein Schwindel.“ Es waren für ihn nur „die vielen Menschen“ mit Schreibblock und (Fernseh-)Kameras ungewohnt. Seine Tochter zeigte sich erleichtert, dass auch für ihre Mutter Ende Februar der erste Termin ansteht. „Und der Vater hat den zweiten Termin am 1. März – wir sind glücklich.“ 

Kapazität wird erhöht

Ab Mittwoch wird die Kapazität erhöht durch „AstraZeneca“-Impfstoff. „Von Mittwoch bis Sonntag sind es 260 Impfdosen täglich, was 26 Ampullen entspricht. In der kommenden Woche werden dann 190 von Mittwoch bis Samstag und Sonntag 200 Impfdosen davon verimpft“, erläuterte Jürgen Baetzen. „Das geht dann an die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste, Betreuungsdienste, Rettungsdienst, Hospiz, soweit noch nicht geimpft.“ Die seien schon in der vergangenen Woche kontaktiert worden.“ Und „da wir zum Wochenende erfahren haben, dass auch weitere Berufsgruppen dazukommen und die nicht die KV, sondern wir einladen, bauen wir für „AstraZeneca“ online ein eigenes, sehr leichtes Ticketsystem auf, das bis Mittwoch laufen wird. Man klickt einen Termin an, sucht sich eine Uhrzeit, ein Ticket, null Euro, ab in den Warenkorb und dann zweiten Termin aussuchen, bestätigen ausdrucken – fertig.“

In der neuen Corona-Schutzverordnung sei geregelt, dass Biontech ausschließlich an Menschen ab 65 verimpft wird. „Ab heute wird es mit Biontech keine Impfungen für Menschen geben, die jünger sind als 65, weil der Stoff halt knapper ist.“ Und für diejenigen, die in den besagten Bereichen von Pflege und Betreuung arbeiteten, aber über 65 Jahre alt seien, bekomme man in dieser Woche noch 48 Impfdosen Biontech geliefert und ermittele die Personen, die dann kommen können. 

Baetzens Hoffnung ist, dass man auf 66 bis 70 Prozent an Impfquote aller Menschen im Kreis Kleve am Ende kommen wird. Die würden aber sicher nicht alle in dem Impfzentrum geimpft, so Baetzen. „Da werden später auch noch die Hausarztpraxen dazukommen.“   

Impfzentrum

Das 2700 Quadratmeter große Zentrum ist ausgelegt auf 1000 Impfungen pro Tag, sobald ausreichender Impfstoff vorhanden ist. Es wird momentan in der Zeit von 14 bis 20 Uhr geimpft, da der Impfstoff begrenzt ist. Am Donnerstag werde man die noch geschlossenen Impfstraßen für den „AstraZeneca“-Impfstoff öffnen, sagte Jürgen Baetzen vom Kreis Kleve – und diesen Impfstoff von Mittwoch bis Sonntag verimpfen. 

Man habe nur vorsorglich beim Land ein zweites Impfzentrum angeregt, sagte Landrätin Silke Gorißen. „Wir brauchen aber kein zweites Impfzentrum dieser Größenordnung“, sagte Gorißen. Ein konkreter Standort würde für so einen Fall auch noch nicht feststehen. Und im Falle des Falles bräuchte man den ganzen logistischen Aufwand mit KVN-Ärzt*innen, Sanitätsdienst, Fiebermessen, Security, KVN-Personal am Check-In wie in Kalkar. „Ich bin stolz, dass das hier mit dem Team und Jürgen Baetzen an der Spitze so gut gelungen ist.“

Privileg – ja oder nein ?

Die Ankündigung ließ aufhorchen: Der Konzertanbieter „cts eventim“ will zwar keinen Konzert- Besuch von Impfungen abhängig machen, aber man sei „gefordert, sich als Unternehmen auf politische oder privatwirtschaftliche Vorgaben vorzubereiten“, sagte kürzlich der Eventim-Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Schulenberg.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet damit, dass Passagiere auf Langstreckenflügen künftig entweder einen negativen Corona-Test oder eine Impfung nachweisen müssen.
Kanzlerin Angela Merkel hatte zum Thema im Fernsehen gesagt: „Wenn wir später allen Menschen ein Angebot gemacht haben können zum Impfen, da sagen dann einige Menschen – wir haben keine Impfpflicht – wir möchten nicht geimpft werden. Dann muss man vielleicht solche Unterschiede machen und sagen wer das nicht möchte, kann bestimmte Dinge nicht machen.“

Wie sehen die Kevelaer die Frage, inwieweit es für diejenigen, die geimpft sind, eine Form von Privileg geben muss? Wir haben uns in der Kevelaerer City umgehört.

Wilfried Pluciennik Foto: AF

Wilfried Pluciennik (73) ist dagegen: „Keine Privilegierung.“ Denn sonst hieße es momentan, „die paar, die geimpft sind, kommen irgendwo rein, der andere nicht. Ich meine, die sollen weiter machen, dass alle schnellstens geimpft werden.“

Eine Unterscheidung würde aktuell auch keinen großen Sinn machen. „Das ist aber noch nicht bewiesen, dass die Geimpften sicherer sind. Die können sich noch was einfangen und was verteilen.“    Stattdessen sollte man erst mal impfen und die Wirkung abwarten.
Auch Christian Gleumes hält davon nicht viel. „Ich bin dagegen, weil ich glaube, dass es die Spaltung in der Geelslchaft fördern würde“, meitn der 44-Jährige. „Das würde der Gesellschaft auf die Dauer nicht guttun. Nachher würde es Privilegierte geben und welche geben, die nicht das Privileg haben. Ich glaube nicht, dass das zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen wird.“

Für die Frage, wie man Sicherheit für Gaststättenbesuche, Konzerte oder Flüge zukünftig gewährleisten    könne, „gibt es andere Methoden, mit denen man das auch erreichen kann“, sagt er. „Ich finde das zum Beispiel gut, wenn man vor den Veranstaltungen so Schnelltests machen und darüber die Sicherheit herstellen würde.“

Aus Sicht des Veranstalters sei es durchaus verständlich, schnell eine Lösung zu finden. „Aber langfristig tun wir uns da keinen Gefallen mit. Es kommt auch drauf an, ob das ein Unternehmen von sich aus sagt oder ob das als Gesetz vorgegeben wird.“

Allerdings wäre er nicht „so massiv dagegen“, wenn „man das aus einem privaten Unternehmen heraus machen würde“. Wenn er ein Ticket dann bräuchte, würde er , „wenn ich zu einer Veranstaltung gehen wollte, nicht aus Protest es nicht kaufen.“

Peter Lemmen Foto: AF

Bei dem Ehepaar de Jong und Peter Lemmen, die sich zufällig beim Bummel begegnen, sorgt die Frage für eine angeregte Diskussion.

„Man sollte das nicht machen – erst dann, wenn sicher ist, dass die, die geimpft sind, nicht den Infekt weitergeben können“, sagt Theo de Jong. „Das wird kommen, wenn die Zahlen der Geimpften groß genug sind.“ Das sei nur eine Frage der Zeit. Dann werde man diejenigen, die „hartnäckig bleiben, in irgendeiner Form zwingen“, meint er. „Und das ist ja schon angedacht, dass alle Unternehmen wie Lufthansa das dürfen.“

Peter Lemmen hat eine klare Haltung: „Wenn 60,70 Prozent geimpft worden sind“, müsse doch eine Rechtfertigung vorliegen, „dass die, wenn da 30 Prozent – ob das Querdenker sind oder wer auch immer – sagen: wir nicht. Dann bitte, sollen sie das Risiko tragen.“ Für ihn hat das auch eine Konsequenz: „Aber dann sollen die da, wo Geimpfte sind, sich raushalten – ob es Gaststätte ist, Friseursalon oder sonstwo.“

Denn diejenigen schützten sich und andere, die geimpft worden sind. „Die tun ja was dafür, die anderen tun ja nix. Das ist dasselbe wie mit Maske tragen: Die tragen keine Maske. Dann müssen sie halt die Konsequenzen ziehen.“

Dass Veranstalter wie „eventim“ daran denken, ihre Ticketausgabe schon auf Geimpfte und Nichtgeimpfte auszurichten, stößt in der Runde auf ein geteiltes Echo. „Die Kultur, die will ja auch wieder aufleben, die müssen sich ernähren können. Das ist doch verständlich, wenn die das sagen“, meint Peter Lemmen. „Ich bin da nicht für, aber es wird kommen“, sagt Roswitha de Jong.

Ihr Mann sagt: „Jein.“ Da gebe es dann eine „Menge Verschiebungen“, bezieht er das auf die Gesellschaft insgesamt. „Da wird die Minderheit überfahren – die muss dann, sonst kannst du nirgendwo mehr rein, sonst kannste keinen Flug mehr machen, nix mehr.“
Da „braucht keine Pflicht kommen“, ist er überzeugt. „Die freiwillige Pflicht wird kommen“, sagt er. „Die Wunderwaffe ist die Impfung, da müssen die alles dransetzen.“ Und seine Frau ergänzt: „Wenn der Impfstoff kommt, werden die Leute sich impfen lassen.“

Ein Aspekt macht Helmut de Jong aber nachdenklich: „Die Demokratie ist da langsam am Abbauen. Es werden immer mehr Maßnahmen gemacht, das ist ein schleichender Prozess. Die Leute sehen ihre Grundrechte gar nicht verletzt, weil sie sich daran gewöhnt haben“, sagt er. „Da sehe ich die langfristige Gefahr. Die Leute wissen gar icht mehr, was ein Grundrecht bedeutet.“

Seine Frau ergänzt: „Man hat nicht mehr die Wahl.“

Hubert Lemken Foto: AF

Hubert Lemken, der an der Stern-Apotheke sein Fahrad aufschließt, sieht eine Privilegierung kritisch. „Nein, es muss erstmal genügend Impfstoff da sein und genügend geimpft sein, dann kann man drüber nachdenken. Im Moment nicht“, sagt er „Wenn 40,50 Prozent geimpft sind, kann man über Privilegierung nachdenken. Aber es ist schwierig“, sieht er auch die Probleme dabei. So wirklich festlegen bei der Frage, das möchte er momentan beim besten Willen wirklich nicht.

Der 17-jährige Yannik kann da „nix zu sagen. Für mich ist das generell egal, Corona“, sagt er. „Corona kommt und geht wie eine ganz normale Grippe. Deswegen finde ich, sind Impfungen auch nicht so notwendig. Jetzt momentan geht ja alles von alleine zurück, wenn sich alle an die Maßnahmen halten. Dann müssen sich auch nicht alle impfen lassen.“

Nachdenklicher wird er bei der Frage, was passiert, wenn so ein Veranstalter wie „eventim“ den Besuch nur geimpft zulassen würde. „Dann würde ich mich impfen. Ich gehe aber generell nicht so in Theater oder so.“

Betrüger*innen haben es auf Impfwillige abgesehen

Die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe warnen vor einer neuen Betrugsmasche rund um die Impf-Terminvergabe. So wurden Bürger*innen per Brief mehrere Hausärzt*innen in der Nähe ihres Wohnortes genannt, bei denen sie sich angeblich gegen das Coronavirus impfen lassen könnten. Die Bürger*innen sollten in diesem Zuge auch ihre Kreditkartendaten nennen. Der Absender / die Absenderin dieser Briefe wird gerade ermittelt.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen stellen in einer Mitteilung klar: „Eine Impfung gegen das Coronavirus in Nordrhein-Westfalen ist ab dem 8. Februar ausschließlich in den Impfzentren möglich. Es werden zudem im Moment nur diejenigen Bürgerinnen und Bürger geimpft, die 80 Jahre oder älter sind und einen Termin vereinbart haben. Eine Impfung in den Praxen der niedergelassenen Ärzte findet im Moment noch nicht statt.”

Die Bürger*innen werden gebeten, diese Schreiben zu ignorieren und auf gar keinen Fall sensible persönliche Daten weiterzugeben.

Es geht nicht weiter

Das Thema Corona-Impfung beschäftigt die Kevelaerer Allgemeinmedizinerin Angelika Klein zur Zeit recht intensiv. „Wir sind so eine Truppe von sechs Ärzten hier in Kevelaer, die hier überall schon geimpft haben – Katharinen-Stift, Josef-Haus, Elisabeth-Stift, Regina Pacis, Demenzgruppe – die sind alle schon geimpft. Wir haben überall BioNtech geimpft. (…) Beim Clemens-Haus standen alle schon in den Startlöchern, da war alles geplant.“ Einen Tag vorher kam dann die Information, dass kein Impfstoff da sei. Zum Glück hätten die anderen Häuser Impfstoff zurückgehalten, „sodass die zweite Impfung wohl gesichert ist.“ Den BioNtech-Impfstoff müsse man nach spätestens vier bis fünf Wochen das zweite Mal verimpfen, „weil sonst die erste Impfung hinfällig werden kann. Dafür halten die die Impfstoffe zurück.“ Auch das Marienstift sei noch nicht geimpft. „Das gilt als Wohngemeinschaft.“ Wann es in beiden Häusern weiter geht, weiß Angelika Klein nicht. Das Marienstift als ambulante Einrichtung habe wohl „zu hören gekriegt, dass es höchstens Ende Februar weitergeht.“ Der Impfstoff, der fehle, sei das eine. Ihre persönliche Meinung ist, dass auch die Kassenärztliche Vereinigung mit der Impforganisation überfordert ist.

„Die KV hat gedacht, wir organisieren das, aber festgestellt, das geht wahrscheinlich gar nicht so.“ Entsprechend hängen sich die Ärzte vor Ort da rein. „Fragen Sie mich nicht, wie viele Stunden wir für Impfvorbereitung, Organisation und für das Impfen gebraucht haben. Das waren schon einige Stunden. Aber dann fluppt es.“ Sich als Impfärztin bei der KV anzumelden, sei auch ein Unterfangen. „Ich hab mich zweimal schon angemeldet bei der Kassenärztlichen Vereinigung, das dritte Mal komme ich nicht in den Computer. Das ist so hochkompliziert, ich weiß nicht, es klappt nicht.“ Da werde es für sie spannend, ob sie jemals ihr Geld kriege für das Impfen. „Pro Stunde liegt der Satz so bei 135, 140 Euro“, sagt Klein. Da stecke aber auch der eigene Vorlauf mit drin. 

Die Häuser meldeten sich bei den Ärzten an. Die führten dann Begehungen durch, sichteten, ob alle Unterlagen vorbereitet sind. Dann erfolgten die Anmeldungen der Personen. „Und dann organisieren wir und die PTAs, das ganze Team zusammen.“ 

„Heiliger Bürocratius“

Wie die Impfungen vor sich gehen, erläutert sie am Beispiel des Regina Pacis vergangene Woche Mittwoch. „Drei Stunden Impfen und drei, vier Stunden bestimmt Vorbereitungszeit“ habe das in Anspruch genommen. „Die Impfung selber dauert drei bis fünf Minuten. Ich muss aber als Arzt sechs Unterschriften leisten für eine Impfung, der Patient vier.“ Der Verwaltungsaufwand sei riesig. „Der Aufklärungsbogen muss doppelt, der Anamnesebogen doppelt und die Impfbescheinigung – alles zweifach. Heiliger Bürocratius, sage ich Ihnen.“ 

Dementsprechend müsse man ein System schaffen, das das alles unter einen Hut bringt. „Wir haben mehrere Impfstationen gemacht, dann saß eine Verwaltungskraft vom Altenheim da. Dann saßen wir Ärzte da und dann wurde geimpft.“ Zwei Leute machten also konkret die Verwaltung „und eine MFA oder Krankenschwester oder ein Arzt hat geimpft.“

Trotzdem laufe das in den Heimen sehr gut, weil man Erfahrung damit kriege. Man schaue sich die Häuser vorher an und überlege gemeinsam, wie man das Ganze angehe und wie viele Impfstellen man wo einrichte. Und es werde dafür gesorgt, dass es einen Raum gibt, wo die PTA oder die Apothekerin den Impfstoff vorbereitet.

Gemeinsam mit dem Kollegen Christoph Starke habe sie dann die Patienten im Vorfeld aufgeklärt, genauso wie das Personal. „Wir haben das mit der Begehung gleichzeitig gemacht.“ Und daraufhin hätten sich fast alle entschieden: „Wir machen das.“ Das Haus habe einiges an Personal gehabt, das unentschieden war. „Aus Angst. Und eine Impfung heißt ja auch: Ich bin völlig gesund und lasse mir was spritzen und weiß, ich könnte mich danach mies fühlen.“ Da müsse der Verstand einem dann sagen: „Sich mies fühlen ist nix gegen eine Corona-Infektion.“ Dazu komme, dass man sich als junger Mensch nicht so gefährdet fühle wie ein alter Mensch. Und die „Laienmedien“ verwirrten die Menschen mit Meldungen zum Beispiel wegen angeblicher „erektiler Dysfunktion“ und anderen angeblichen Auswirkungen der  Impfungen. „Die Spitze war, dass eine Patientin mir sagte: Dann wird der Penis nicht mehr steif, und ich ihr sagte: Liebe Frau, Du hast gar keinen Penis, der kann gar nicht steif werden.“

Sie selbst habe die Altenpfleger, die sie gefragt haben, stets auf die Seite des RKI verwiesen, sagt Klein. „Die sind da extrem vorsichtig mit ihren Aussagen. Aber was da steht, darauf kann man sich verlassen.“ 

Eine Immunantwort des Körpers

Impfreaktionen habe es bei den Geimpften in Kevelaer durchaus gegeben. „Der Arm tut weh, sie sind müde danach. Diese Reaktionen sehe ich sogar ganz gerne, weil das heißt: Da findet im Körper auch eine Immunantwort statt. Wir hatten keinen mit irgendwelchen schwerwiegenden Sachen.“ Sollte sowas passieren, sei man mit einer Notfallausrüstung ausgestattet, dass man angemessen reagieren könne. „Das ist schon sehr sicher gemacht. Und wir hatten keine Zwischenfälle.“

Mittlerweile habe man um die 500 bis 600 Personen geimpft. Auf den eigenen Praxisbetrieb habe das bislang keine Auswirkungen gehabt. „Wir machen das Mittwochnachmittag und Samstag“ – also außerhalb der Sprechstunden. Sonst ginge das nicht. „Und wir arbeiten da unter Hochdruck. Wenn Sie uns da impfen sehen, da geht ein Patient nach dem anderen rein.“ 

Parcours im Impfzentrum

Was das Impfzentrum in Kalkar angeht, könne man sich als Arzt oder Ärztin dafür freiwillig anmelden. „Mir ist die Anmeldung noch nicht gelungen. Die KV-Seite ist einfach ein Graus. Die schlagen einem Stunden vor und man kann dann sagen: man kann oder man kann nicht.“ Die meisten Kolleg*innen könnten da ohnehin nur Mittwochnachmittag, Freitagnachmittag oder das Wochenende anbieten.

Wie das im Impfzentrum laufen wird, darauf ist Angelika Klein selbst gespannt. „Da kann man natürlich nicht eine ganze Gruppe aufklären. Da muss jeder Patient vorher aufgeklärt werden. Der durchläuft wahrscheinlich einen Parcours, kommt dann zum Arzt und der muss jeden alleine für sich aufklären.“ Da sei man in den Heimen natürlich schneller. „Da traut sich Mitarbeiterin A oder B auch mal zu fragen: Wie ist das denn, wenn ich schwanger werde oder so.“ 

Klein erinnert sich an die Schweinegrippe, wo man Impfungen vor Jahren in Kevelaer im Bühnenhaus gemacht hat. Die Idee damals fand sie gut. „Da haben wir Wege gemacht nach dem Motto: Ich fühle mich schon aufgeklärt und ich brauche deshalb wegen dem Aufklärungsgespräch keinen Arzt mehr. Der konnte geradeaus durchgehen, der andere zur Seite.“ Das sei sehr effektiv gewesen.

Corona-Spinner”

Für Kalkar erwarte sie das nicht. „Das wird höchstens so sein, dass der Arzt fragt: Haben Sie Fragen? Sagen Sie mir Ihre Erkrankungen. Das wird mit jedem Patienten ein Gespräch geben.“ Das koste zwar Zeit, aber sie verstehe den Aufwand, um allen Sicherheiten zu geben. „Es gibt soviele Corona-Spinner auf dieser Welt.“ 

Sie fände es richtig, wenn die Hausarztpraxen diejenigen zu Hause impfen, die über 80 sind, zu Hause bettlägerig sind oder nicht mehr aus dem Haus kommen. „Ich darf impfen, auch in der Praxis. Wenn ich den Impfstoff hätte, könnte ich das machen.“ Wenn man die Ärzt*innen das selbst organisieren lasse, so ihre Erfahrung aus den Altenheimen, dann werde man schnell viel geschafft kriegen. 

Eine Alternative sei eben auch das Bühnenhaus .„Wenn wir Impfstoff hätten und wir machen das Bühnenhaus für die Über-80-Jährigen in Kevelaer auf, dann würden wir die ganz schnell geimpft kriegen. Und wenn wir Impfstoff haben, gehen wir Rubbeldiekatz da durch. Punkt. Es liegt nur an der Menge des Impfstoffes.“ Und, ob man einen Impfstoff habe, der leichter aufzubewahren und zu transportieren ist. Die Alten nach Kalkar zu schicken, sei auch praktisch ein Problem. „Ich habe eine Patientin mit einer schweren Osteoporose, die kann noch laufen. Sie fragt mich: wie komme ich da hin? Sie hat keine Kinder, die sie da hin fahren können. Und sie darf sich noch nicht mal mit den Bewohnern ihres Hauses zusammentun und gemeinsam da hin fahren.“ Und weil sie keine außergewöhnliche Gehbehinderung habe, kriege sie keinen Taxischein. „Und Taxis in Kevelaer ist schwierig.“ 

„Überwältigende Hilfsbereitschaft“

Die Hilfsbereitschaft der Ärztinnen, Ärzte und Medizinischen Fachangestellten (MFA) in ganz Nordrhein beim Kampf gegen die Corona-Pandemie sei „überwältigend“, sagt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein. Über das gemeinsame Freiwilligenregister von KV und Ärztekammer Nordrhein sowie das KVNO-Freiwilligenportal unter „coronaimpfung.nrw“ haben sich bislang über 5.000 Mediziner und Helferinnen für eine Mitarbeit in einem der mobilen Impfteams bzw. in den Impfzentren registriert – genauer: 4.184 Ärztinnen und Ärzte, 891 medizinische Fachangestellte und 41 pharmazeutisch-technische Angestellte. Wie viele davon allerdings aus Kevelaer und demnächst in den regionalen Impfzentren zum Einsatz kommen, könne man „im Detail (noch) nicht beantworten“, sagt Christopher Schneider, Sprecher der KVN. 

„Um zu ermöglichen, dass die Niedergelassenen weiterhin für die ambulante Regelversorgung ihrer Patienten in ihren Praxen bereitstehen können“, setze man in den Impfzentren „zunächst vor allem auf Honorarkräfte.“ Das umfasst beispielsweise ehemals Niedergelassene oder halbtags beschäftigte Ärzte, „die über ausreichend freie zeitliche Kapazitäten verfügen.“

Auch bei den mobilen Teams für die Impfungen in den Pflegeheimen sollen mit Blick auf einen möglichst zügigen und pragmatischen Ablauf „bevorzugt jene Ärzte zum Einsatz kommen, die das entsprechende Heim bereits heute schon im Rahmen der Regelversorgung als ,kooperierenden Arzt’ betreuen.“

Was die Vergütung des medizinischen Personals in den Impfzentren betrifft, verweis die Kassenärztliche Vereinigung auf das NRW-Gesundheitsministerium, das die entsprechenden Sätze und Regelungen vertraglich fixiert hat. „Das Ministerium wollte den Vertrag auch veröffentlichen“, so Schneider. „Grundsätzlich ist es aber individuell verschieden, was eine Praxis etwa stündlich kostet und lässt sich nicht pauschal beziffern – richtig ist aber, dass auch ein Arzt seine Arbeitszeit nur einmal nutzen kann, das heißt er hat bei weiter laufenden Kosten natürlich auch Verdienstausfälle, wenn er sich möglicherweise im Impfzentrum engagiert.“

Hotline für Buchung der Impftermine überlastet

Sehr hohe Zugriffszahlen auf die Webseiten zur Buchung einer Corona-Impfung und ein hohes Anruferaufkommen bei der Hotline 116 117 führen aktuell zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung für die über 80-jährigen Impfberechtigten in NRW. Dies bedeutet längere Wartezeiten bei Anrufen und Verzögerungen sowohl beim Aufrufen der Webseiten als auch bei der Bestätigung von Terminen per E-Mail.

„Es wird unter Hochdruck an der Beseitigung der Engpässe gearbeitet und die KVen (Anm. d. Red.: Kassenärztlichen Vereinigungen) bitten mit Blick auf die derzeitige Systemauslastung alle, die einen Termin buchen möchten, um Geduld. Alle, die die Möglichkeit haben, einen Termin zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen, sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen”, heißt es in einer Mitteilung der KV Nordrhein. Die Gruppe der Impfberechtigten, die ab heute und in den kommenden Wochen Termine vereinbaren kann, umfasse in Nordrhein-Westfalen fast eine Million Menschen und sei trotz der Call Center-Kapazitäten mit rund 1.200 Mitarbeiter*innen für die Termin-Telefonie und den eigens zur Terminbuchung geschaffenen Online-Portalen so groß, dass es bei der Terminvergabe zumindest zum Start zu Engpässen komme.

116 117 nicht zusätzlich belasten

Alle, die laut Corona-Impfverordnung nicht zur Gruppe der über 80-Jährigen gehören, werden gebeten erst dann anzurufen, wenn auch für sie die Terminvergabe startet. Zudem sollten die telefonischen Anmeldemöglichkeiten für eine Corona-Impfung vor allem zur Terminvermittlung und nicht für allgemeine Fragen zur Corona-Impfung in Anspruch genommen werden, um die Leitungen nicht zusätzlich zu belasten. Die telefonische Terminvergabe ist täglich zwischen 8 und 22 Uhr möglich, online rund um die Uhr.

„Niemand muss sich Sorgen um seine Impfung beziehungsweise seinen Termin machen. Es ist ausreichend Zeit und Vorlauf für die Terminvergabe, zumal es bis Ende April dauern wird, bis wir allein die Gruppe der über 80-Jährigen mit Blick auf die verfügbaren Mengen an Impfstoff ein erstes Mal geimpft haben. Jeder, der geimpft werden möchte, wird drankommen, aber eben nicht sofort. Niemand muss befürchten, zu spät zu kommen. Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Wochen weitere Impfstoffdosen erhalten werden, wodurch sich auch die Terminkapazität erhöhen wird“, erklären Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein und Dr. Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KV Westfalen-Lippe. Die Impfstoffmengen würden zunächst reichen, um ab dem 8. Februar pro Woche etwa 70.000 Menschen in Impfzentren in Nordrhein-Westfalen zu impfen. Bis Anfang April stehen damit nach aktuellem Stand rund 560.000 Impfstoffdosen zur Verfügung.

Kreis setzt auf freiwillige Fahrer

Die Konferenz der Bürgermeisterin und der Bürgermeister und der Landrätin im Kreis Kleve hat sich jetzt im Rahmen einer Videokonferenz ausführlich mit der Erreichbarkeit des Impfzentrums in Kalkar beschäftigt. In der dazu vom Kreis Kleve herausgegebenen Pressemeldung heißt es: „In der Konferenz herrschte Einigkeit darüber, dass das Impfzentrum Kreis Kleve mit 2.700 Quadratmetern Fläche und davor 250 Parkplätzen für die Impfwilligen einfache, sichere und vergleichsweise gute Rahmenbedingungen schafft. Letztendlich hat sich die Konferenz einmütig darauf verständigt, den Impfwilligen ab 80 Jahren, die nun als erste Gruppe ins Impfzentrum kommt, bei Bedarf – wenn also das persönliche Umfeld kein Hilfsangebot machen kann – ein individuelles Beförderungsangebot in Form einer so genannten „Mitfahrbörse“ zu machen. Die Städte und Gemeinden werden kurzfristig solche Börsen organisieren, in der sich die Bürgerinnen und Bürger im Rathaus melden können, die ehrenamtlich Impflinge zum Impfzentrum und wieder nach Hause fahren. „Ältere Menschen brauchen nämlich individuelle Fahrten zum Impfzentrum!“, sind sich die 17 Hauptverwaltungsbeamten einig.”

Impfwillige Person kann Begleitperson mit ins Impfzentrum nehmen

Aufgrund des großen Raumangebotes im Impfzentrum könne jede impfwillige Person eine Begleitperson mitbringen, die sie oder ihn während der ganzen Zeit begleite. Alle Wartebereiche und die Impfkabinen seien räumlich dafür ausgestattet.

“Als erste Gruppe werden die über 80-Jährigen im Kreisgebiet ein Impfangebot bekommen. Wie berichtet, erhält diese Personengruppe dazu in Kürze ein umfangreiches Informationspaket per Post, das über den konkreten Ablauf informiert. Ab dem 25. Januar 2021 sind – laut Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein – Anmeldungen für die Impfung im Impfzentrum möglich. Dort beginnen die Impfungen dann am 1. Februar”, so die Pressestelle des Kreises weiter.

Die Landrätin wie auch die Bürgermeisterin und die Bürgermeister setzten in diesem Zusammenhang auf die Eigenverantwortung und Eigeninitiative der Bevölkerung. „Wir leben in einem Flächenkreis mit intakten Netzwerken und großem sozialen Engagement. Darum bitten wir die jüngeren Menschen in unseren Städten und Gemeinden, einen wichtigen Teil zum Gelingen der nationalen Impfstrategie beizutragen“, so Landrätin Silke Gorißen. „Bieten Sie Ihren Eltern oder Großeltern, Ihrem Nachbarn oder der Freundin an, ihn oder sie zwei Mal zum Impfzentrum zu fahren, damit dort in den kommenden Wochen die Impfungen erfolgen können“, appelliert Christoph Gerwers als Sprecher der Konferenz der Hauptverwaltungsbeamten an die Hilfsbereitschaft der Menschen im Kreis Kleve.

Jede Kommune benennt Ansprechpartner für individuelle Beförderungsangebote im Bedarfsfall

Alle Kommunen im Kreis Kleve würden allerdings auch denjenigen Bürgerinnen und Bürgern, die keinerlei Möglichkeit haben, zu ihren Impfterminen ins Impfzentrum zu kommen, über die „Mitfahrbörsen“ ein individuelles Beförderungsangebot machen. „In jeder Kommune wird es dafür eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner geben“, erläutert Christoph Gerwers. Die Kommunen wollen den Impflingen dann Freiwillige benennen, die sie zum Impfzentrum und wieder nach Hause bringen. „Wir haben zum Beispiel mit der Helferbörse in Rees zu Beginn der Pandemie sehr gute Erfahrungen gemacht und sind zuversichtlich, dass sich ausreichend Freiwillige melden, die diesen Dienst gerne übernehmen“, so Gerwers als Sprecher der Bürgermeisterkonferenz.

Über die Details sollen die Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger noch informieren. Landrätin Silke Gorißen: „Die Impfung von gut 312.000 Kreis Klever Bürgerinnen und Bürgern ist eine Mammut-Aufgabe, die von uns allen in den kommenden Monaten viel Kraft und Ausdauer erfordert. Ich danke der Bürgermeisterin und den Bürgermeistern für die gute Zusammenarbeit und hervorragende Unterstützung.“

Die Ansprechpartner bei der Wallfahrtsstadt Kevelaer sind unter der Telefonnummer 02832 122-447 und der E-Mail-Adresse corona@kevelaer.de zu erreichen.

Hohe Impfbereitschaft im Josef-Haus

Nahezu alle Bewohner*innen und weit über drei Viertel der Mitarbeitenden des Josef-Hauses in Wetten haben die erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Damit bildeten sie den Start der Impfungen in Kevelaer. Insgesamt 41 von 43 Bewohner*innen und 51 von 61 Mitarbeitenden ließen sich den kleinen, aber wichtigen Pikser geben. Obwohl eine solch umfassende Aktion Neuland für das Seniorenhaus des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer ist, ermöglichte die gut abgestimmte Organisation einen zügigen und reibungslosen Ablauf.

Bereits vor Bekanntgabe des Impftermins seien die nötigen Formalien und organisatorische Dinge erledigt worden, erklärt Hausleitung Ursula Steegmann. Über die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) habe man am 6. Januar Bescheid bekommen, dass am 9. Januar die Impfungen in der Einrichtung erfolgen werden. Das Prozedere sei bereits im Dezember klar gewesen, die Dokumente waren vorbereitet und auch die Impfbereitschaft unter den Bewohner*innen und Mitarbeitenden wurde direkt nach Weihnachten abgefragt. Am 2. Januar gab es außerdem die nötigen Absprachen mit dem leitenden Impfarzt des Kreises Kleve sowie mit dem Twistedener Ärztepaar Ursula und Christoph Starke, die die Impfungen im Josef-Haus durchführten. Durch sie sei von Beginn an eine enge Betreuung gewährleistet worden, betont die Hausleitung. Ursula Starke sei am 4. Januar unter anderem für einen zusätzlichen Besuch in der Einrichtung gewesen, um den Bewohner*innen und Mitarbeitenden offene Fragen zu beantworten.

Nicht nur darüber ist die Hausleitung erleichtert: „Ich freue mich für die Senioren in unserer Einrichtung. Denn der Impfschutz nimmt den Bewohnerinnen und Bewohnern die vielfach zu spürende Sorge vor einer Infektion.“ Für die Einrichtung bedeute die Impfung – vor allem auch die hohe Impfbereitschaft – eine gewisse Sicherheit. Auch die Senior*innen sehen den Impfstart positiv und nahmen den kleinen Pikser gerne in Kauf. Die Teilnahme an der Impfung war für sie daher selbstverständlich – auch weil man in einer Gemeinschaft lebt. Dies belegt auch die hohe Impfbeteiligung von über 95 Prozent. Lediglich zwei Bewohner*innen konnten aufgrund ihres Gesundheitszustandes noch nicht an der Impfung teilnehmen. 

Wohnflügel für Wohnflügel wurde dann am Samstag in die im Obergeschoss eingerichtete Impfstation geleitet, wo bereits das Impfteam bereitstand. Die eigentliche Impfung dauerte nur wenige Augenblicke. Nach der Impfung wurden alle Teilnehmer*innen in einem Beobachtungsraum überwacht. Zum Abschluss bekam jeder, egal ob Mitarbeiter*in oder Bewohner*in, noch eine Rose überreicht – als kleines, aber wichtiges Dankeschön für die Teilnahme an der Corona-Schutzimpfung. 

Bisher seien bei keinen Bewohner*innen Nebenwirkungen der Impfung beobachtet worden, teilte Steegmann am Dienstag, 12. Januar, mit. „Sie werden ganz engmaschig beobachtet“, versichert die Hausleitung. 

Schutz für sich selbst, die Familie und andere

Im Vergleich zu anderen Einrichtungen war die Impfbereitschaft mit 84 Prozent auch in der Mitarbeiterschaft der Caritas erfreulich hoch. „Mit der Impfung möchte ich die Gemeinschaft, meine Familie und auch mich schützen“, bringt Pflegefachkraft Stephanie Hartmann ihre Motivation auf den Punkt. 

„Wir sind damit sehr zufrieden“, betont Christian Hälker seitens des Caritasverbandes. Das sei „ein sehr guter Wert.“ Von den zehn nicht geimpften Mitarbeitenden hätten teilweise gesundheitliche Aspekte gegen eine Impfung gesprochen, teilt Steegmann dazu mit. Eine erneute Möglichkeit der Impfung im Josef-Haus gebe es nicht, erklärt Hälker. Die Mitarbeitenden, die sich vielleicht doch noch für eine Impfung entscheiden, müssen sich in den Ablauf der Impfzentren einreihen. Steegmann hat dazu eine klare Meinung: „Wir sind alles erwachsene Menschen, wir haben keine Impfpflicht. Ich akzeptiere es, wenn Mitarbeiter sagen, dass sie sich nicht impfen lassen.“ Sie verurteile niemanden dafür. „Das steht mir auch nicht zu. Ein Nein ist ein Nein und ein Ja ein Ja.“ Außerdem habe die Aussage überwogen, dass man sich „im Moment noch nicht“ impfen lassen wolle – vielleicht aber später.

In zweieinhalb Wochen, am 30. Januar, erfolgt die Impfung der zweiten Dosis im Josef-Haus. Das baldige Abschließen der Impfungen bedeutet allerdings nicht, dass Vorsorgemaßnahmen wie das Tragen einer Maske oder die Corona-Tests zurückgefahren oder eingestellt werden, sagt Caritas-Sprecher Christian Hälker. „Die Verordnungen bestehen ja logischerweise weiter. Und die Übertragungswege trotz Impfungen sind ja auch weiterhin unklar.“

Kampagne „Impfen? Ja, klar!“ ging an den Start

Um noch einmal verstärkt für die Impfung – vor allem unter den Mitarbeitenden – zu werben, hat der Caritasverband Geldern-Kevelaer nun die Kampagne „Impfen? Ja, klar!“ Ins Leben gerufen. In deren Rahmen sprechen sich Arbeitskräfte für die Corona-Schutzimpfung aus, unter Angabe ihrer ganz persönlichen Beweggründe. 

Alexander Florié-Albrecht & Elena Gavriil

Impfzentren nehmen am 1. Februar den Betrieb auf

Gemäß der Impfstrategie des Landes Nordrhein-Westfalen sind seit dem 27. Dezember 2020 zunächst die besonders gefährdeten Bewohner*innen sowie die Beschäftigten in Senioren- und Pflegeheimen gegen das Coronavirus geimpft worden. Diese Aufgabe werde bis Ende des Monats weitgehend geschafft sein, heißt es in einer Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO): Bis Mittwoch, 13. Januar, sollten allein im Rheinland rund 96.000 Impfdosen in rund 730 Heimen verabreicht worden sein. Ende der Woche sollen es über 100.000 Impfdosen in über 800 Einrichtungen sein, teilt die KVNO mit.

Am 1. Februar 2021 nehmen die 53 Impfzentren in NRW ihren Betrieb auf. Ab diesem Datum werden zunächst Bürger*innen geimpft, die im Januar 80 Jahre oder älter sind, zu Hause leben und noch mobil sind. Sie erhalten im Laufe der kommenden Woche über ihre Kommune einen Brief des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann mit Informationen zum Ablauf der Impfung. In diesem Schreiben wird eine kostenlose 0800-Rufnummer sowie eine Webadresse mitgeteilt, unter der Über-80-Jährige Termine für die Erst- und Zweitimpfung in einem nahegelegenen Impfzentrum vereinbaren können. Die Termine werden schriftlich bestätigt.

Terminvergabe erfolgt telefonisch und online

Vor dem Start beginnt am 25. Januar die Terminvergabe, sowohl telefonisch als auch online. Die Webadresse wird noch bekanntgegeben. Anspruch auf einen Impftermin haben zunächst ausschließlich über 80-jährige Personen, die das Informationsschreiben des NRW-Gesundheitsministers erhalten haben. Sie werden in kleinen Schritten mit den derzeit zur Verfügung stehenden Impfdosen versorgt.

 Der KVNO-Chef weist aber darauf hin, dass die Impfung ein Marathon werde – und kein Sprint. „In den Impfzentren können zunächst nur die über 80-Jährigen geimpft werden“, sagt Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO. Die Impfstoffmengen reichen für etwa 85.000 Menschen pro Woche in Nordrhein-Westfalen.

„Alle, die geimpft werden möchten, werden einen Termin bekommen – aber nicht alle im Februar oder Anfang März. Wir können aufgrund der derzeit verfügbaren Impfstoffmengen nur nach und nach impfen. Die Impfung allein der über 80-Jährigen wird voraussichtlich bis Mitte April dauern“, sagt Bergmann. Aufgrund der absehbar großen Nachfrage aus dieser Gruppe empfehlen wir die Online-Buchung der Impftermine. Dabei können und sollten die jüngeren Familienmitglieder helfen.“

Überlastung der Telefon-Hotline vermeiden

Die KVNO weist darauf hin, dass alle, die laut Corona-Impfverordnung nicht zu dieser Gruppe gehören, nicht anrufen sollen, ehe auch für sie die Terminvergabe startet. Darüber wird rechtzeitig informiert. „Sonst wird die Telefon-Hotline bei der zu erwartenden Zahl an Anrufern trotz gewaltiger Kapazitäten zum Nadelöhr“, sagt Dr. med. Carsten König, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein. „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass die Nummer zu Beginn überlastet wird und Impfberechtigte deshalb womöglich nur schwer Termine vereinbaren können. Daher raten wir auch zur Online-Buchung“, so König.

Die 7-Tage-Inzidenz in Kevelaer steigt auf 100

Erst in der vergangenen Woche gab es ein leichtes Aufatmen in Kevelaer: Die 7-Tage-Inzidenz war unter 50 gesunken. Dass es unter anderem aufgrund geringerer Testmengen über die Feiertage zu einem erneuten Anstieg in der ersten Januarhälfte kommen könnte, war abzusehen. Dass die 7-Tage-Inzidenz am heutigen Montag, 11. Januar 2021, dann tatsächlich bei 100 liegen wird, war dennoch nicht wünschenswert. „Die Zahl ist nicht schön, aber sie ist realistisch“, sagt Bürgermeister Dominik Pichler. „Wir wussten, dass die Zahlen ein Stück weit zu freundlich waren.“

Die Kontaktnachverfolgung sei dennoch gesichert, betont Ordnungsamtschef Ludger Holla. Man könne beobachten, „dass die Kontakte, die wir erfragen, sich deutlich reduziert haben.“ Das „Social Distancing“ werde offensichtlich von einem Großteil der Bevölkerung ernstgenommen. Das erleichtere letztendlich natürlich auch die Nachverfolgung. Denn weniger Kontakte des Einzelnen bedeuten nicht nur weniger Ansteckungsmöglichkeiten, sondern auch weniger zu kontaktierende Personen für das Ordnungsamt.

„Wovon wir uns nicht viel versprechen, ist die neue Verschärfung“, sagt Pichler. Im Wesentlichen hat sich für NRW nach den jüngsten Bund-Länder-Beratungen ergeben, dass in Kitas eingeschränkter Pandemiebetrieb herrscht und Schulen den Präsenzunterricht aussetzen. Außerdem dürfen sich bei privaten Zusammenkünften im öffentlichen Raum Angehörige eines Hausstandes maximal mit einer weiteren Person eines anderen Hausstandes treffen (plus betreuungsbedürftige Kinder). Das werde sich im Vergleich zu den vergangenen Wochen vermutlich nicht spürbar in den Zahlen für Kevelaer niederschlagen.

Hinsichtlich der weiteren starken Einschränkungen für Schulen und Kitas hofft die Stadtverwaltung auf einen reibungslosen Ablauf. Die eigenen Erfahrungen im privaten Bereich seien aktuell durchweg positiv gewesen, bestätigen Pichler und Holla. Die notwendigen Informationen für Eltern und Schüler*innen seien schnell, umfassend und ausreichend weitergegeben worden. „Ich fühle mich durch die Schulen und Kitas sehr gut informiert“, betont Pichler.

Erlass der Elternbeiträge

Für Eltern mit Kindern in einer Kita, Kindertagespflege oder im Offenen Ganztag hat sich in der vergangenen Woche eine weitere Änderung ergeben: Die Landesregierung hat sich mit den Kommunen darauf verständigt, die entsprechenden Elternbeiträge für den Januar zu erlassen, das teilte das Land NRW in der vergangenen Woche mit. Die konkrete Abwicklung obliege den Kommunen. Den Ausfall der Beiträge werden sich Land und Kommunen teilen (50:50). Die Entscheidung steht aktuell noch unter Vorbehalt. Der Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags soll in seiner nächsten Sitzung über die Bewilligung der finanziellen Mittel aus dem NRW-Rettungsschirm entscheiden, hieß es seitens des Landes NRW.

Auch zu den Impfungen in der Marienstadt gibt es Neuigkeiten: Am vergangenen Wochenende starteten diese im Josef-Haus in Wetten, wie eine Mitarbeiterin der Einrichtung auf Nachfrage des KB bestätigte. Detailliertere Informationen zum Impfstart folgen.

Zuletzt gibt es unter Umständen noch in dieser Woche auch für die Kevelaerer Gastronomen und Einzelhändler zur Abwechslung in dieser schwierigen Zeit gute Neuigkeiten: Die Verwaltung schlägt vor, auf die Erhebung der Sondernutzungsgebühren für das Jahr 2021 zu verzichten (nähere Informationen folgen in einer Vorschau zur nächsten Ratssitzung, die am Donnerstag, 14. Januar 2021, stattfinden wird).

Gespannte Erwartung

Bereits Ende Dezember waren die ersten mobilen Teams unterwegs, um die Bewohner von Altenheimen und die dort Pflegenden mit Impfungen gegen das Corona-Virus zu versorgen.

Die Bundesregeirung kündigte damals an, in einem Stufenplan zunächst diese Gruppen und die über 80-Jährigen impfen zu wollen. Im Kreis Kleve sind nach offiziellen Angaben bereits mehrere hundert Personen in gut einem halben Dutzend Einrichtungen gepikst worden.

Doch in Kevelaer sieht es momentan nicht so aus, als würde in der Hinsicht kurzfristig etwas passieren. „Wir wären bereit, aber wir haben noch keine konkrete Aussage“, heißt es aus dem Clemens-Haus am Klostergarten. Vorbereitungen seien getroffen, man stehe in den Startlöchern – und auch die Angehörigen fragten mittlerweile täglich nach.

Ähnlich verhält es sich mit dem „Regina Pacis“. Dort weiß man auch nicht viel außer, „dass die Impfstoffe bestellt“ seien. Die Lösung lautet auch dort „Abwarten, wann es soweit ist.“ Und das, obwohl man von anderen Einrichtungen im Umkreis hört, wo schon was passiert.

Keine Informationen

„Bis jetzt noch nicht“, bestätigt auch die Leiterin des Katharinenhauses in Winnekendonk. Sabine Vohwinkel, dass Informationen über bevorstehende Impfungen ihrer Bewohner nicht vorliegen. „Es gibt noch keine Termine“, sagt Vohwinkel. „Aber da wird sicher was kommen, die Altenheime werden ja geimpft. Da werden wir dabei sein“, ist sie zuversichtlich.

Die Voraussetzungen, dass die Impfungen durchgeführt werden können, seien aber sicher gegeben. „Man muss ja die Impfungen entgegenehmen, das muss gekühlt sein. Man muss da genaue Vorschriften einhalten, die Hygiene. Das ist ja ein besonderer Impfstoff.“  Die meisten der Häuser würden das auch hinbekommen, sagt sie voller Überzeugung.

Dass Einrichtungen wie das Gelderner Adelheid-Haus schon von den Impfungen profitiert haben, ist auch ihr nicht verborgen geblieben. Nach welchen Kriterien da ausgewählt wird, kann sie aber nicht sicher sagen. „Ich vermute nach der Größe“, bewegt sie sich da aber auch nur im Bereich des Spekulativen.

Aber alle nötigen Informationen zu der Umsetzung der Impfung lägen vor. Alles sei schnell machbar. „Wir leben ja seit Monaten mit Verordnungen und Schutzmaßnahmen“, und habe im Umgang mit der Pandemie und dem flexiblen Handeln schon eine gewisse Routine. „Da mache ich mir jetzt keine großen Sorgen.“