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Hobby-Imker Timo Wystrach schaut nach seinen Bienenvölkern. Foto: gee
Das KB war zu Besuch bei Hobby-Imker Timo Wystrach

Hoch-Zeit der Bienenvölker

Timo Wystrach sorgt sich nicht nur um seine Bienenvölker. Er hilft auch anderen Imkern, wenn diese in Nöten sind. Seine Bienenstöcke befinden sich unter anderem auf dem Naturhof Kevelaer von Familie Berendsen-Schmitz. Hier konnte das KB die Kontrolle der arbeitenden Bienen direkt vor Ort miterleben.

Josef Sautmann möchte mehr Lebensraum für die Tiere schaffen

Ein Bienen-Baum für den eigenen Garten

Wenn man den „Bienengarten“ von Josef Sautmann in Kevelaer betritt, sind die zahlreichen Bienenkästen kaum zu übersehen. Überall fliegt und summt es. Als Imker liebt und schätzt der Kevelaerer die fleißigen Tierchen – ist sich aber dessen bewusst, dass der natürliche Lebensraum der Honigbiene in vielen Teilen rar geworden ist.

Pflanzenhändler kümmern sich um die Bienen

Unter den Mitarbeitern des Pflanzenhändlers Gasa Group Germany gibt es seit diesem Jahr sechs Imker. Sie kümmern sich um mehrere Bienenvölker, die auf dem Betriebsgelände in Kevelaer eingezogen sind. Der erste eigene Honig ist auch schon fertig.

Das Thema Bienen begleitet die Gasa Group Germany schon lange sehr intensiv. Das Unternehmen ist Mitglied im Verein „flowers4bees“, der sich um den Schutz von Bienen bemüht. Manager Michael Bongers gehört zum Vorstand des Vereins „Nachhaltiger Zierpflanzenbau e.V.“, in dem es um die Erforschung und die praktische Umsetzung eines umweltgerechten und insektenfreundlichen Anbaus von Zierpflanzen geht. So war der Einstieg in die Imkerpraxis für das Unternehmen ein logischer nächster Schritt.

Sechs Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen der Gasa Group Germany starteten im April diesen Jahres gemeinsam in die Imker-Ausbildung. Mit ihrem Imkerpaten Jürgen Kulcke gehen sie einmal wöchentlich zu den Bienen, lernen den Umgang mit ihnen und deren Pflege. Außerdem absolvierten sie einen Honiglehrgang beim Verein „flowers4bees“.

Ein Highlight war für die Gasa-Imker, hier Mitarbeiterin Anne Ripkens, natürlich die erste Honig-Ernte.

Ein besonderes Highlight war natürlich die Herstellung des ersten eigenen Honigs. „32 Gläser haben wir beim ersten Schleudern geerntet. Innerhalb von 24 Stunden waren sie ausverkauft“, berichtet Michael Bongers. Er selbst gehört zu der sechsköpfigen Imkergruppe, außerdem Anne Ripkens (Produktentwicklung), Manuel Brey (Verkauf), Nik Moors (Customs service), Maximiliam Perau (Auszubildender) und Marcel Terlau (Einkauf). Nun steht bald die zweite Ernte an.

Und wie ist das so, selbst zu Imkern? „Ich hatte durchaus Respekt vor den Mädels. Ähnlich wie beim ersten Date“, erzählt Marcel Terlau mit einem Schmunzeln. „Schnell ist mir bewusst geworden, dass mein Gemütszustand sich „bei den Mädels“ spiegelt. Entsprechend ging ich dann mit Ruhe und Bedacht an die Arbeit. Aber es ist immer noch knifflig, den Überblick zu behalten, sowie das Verhalten der Bienen richtig zu deuten. Zu erkennen, was ihnen gerade fehlt oder warum sie ausgerechnet heute „schlecht gelaunt“ sind“.

So bleibe das Imkern stets spannend. „Und mir ist mit den Mädels noch mal bewusst geworden, wie weitreichend, wunderschön und vor allem zusammenhängend unsere Natur ist“, betont Terlau.

Damit trifft er, was auch für Michael Bongers das Ziel des Imker-Projektes war und ist. „Wer die Natur kennt, kann sie auch wertschätzen und dieses Wissen im privaten wie im beruflichen Umfeld weitergeben. Auch unsere Kunden werden von diesen Kenntnissen profitieren, denn unsere Mitarbeiter sehen sich auch als Berater, wenn es um die passende Pflanzenauswahl geht. Und natürlich ist es auch einfach schön, zusammen mit den Kollegen neben der Arbeit auch ein privates Interesse zu teilen.“

In diesem Sinne wird das Projekt weiter fortgeführt und erweitert. Zwei neue Bienenvölker, so genannte Ableger, wurden bereits aus den Altvölkern gebildet. Bald sollen auch noch weitere bienenfreundliche Pflanzen auf dem Gelände der Gasa Group Germany gesetzt werden, um gesunden Lebensraum für die wichtigen Bestäuber wie auch die Menschen zu sichern.

„Pfiffige Raben“ staunen über die Bienen

Einen besonderen Gast gab es in dieser Woche für die „pfiffigen Raben“ und die „klugen Eulen“, die beiden Vorschulgruppen des Sankt-Antonius-Kindergartens: Friedrich Ertmer, Hobbyimker seit 20 Jahren, stattete den Kindern einen Besuch ab und brachte ihnen die Welt der Bienen nahe. Um was es in dieser letzten Natur-AG genau gehen sollte, das wussten die Kinder vorab noch nicht. Anhand eines Aufstelltheaters durften sie unter Anleitung von Erzieherin Birgit Vos die über einem Bienenbild abgelegten Puzz­leteile nach und nach enthüllen und gespannt das Thema dieses Tages erraten. Und am Ende waren sich alle Kinder einig, dass es nicht, wie manche vermuteten, um Igel, Schmetterling, Fliege, Maus oder Frosch ging, sondern um die Biene.

Friedrich Ertmer vom hiesigen Imkerverein und Jugendobmann für die Kindergärten hatte viel Anschauungsmaterial mitgebracht, um ihnen sein Hobby, die Bienenzucht, anschaulich und verständlich zu erklären. So zeigte er ihnen einen alten Bienenkorb, der früher von den Imkern genutzt wurde, und ein modernes Bienenhaus mit Rahmen. „Die Bienen sind echte Künstler. Die bauen in diesem Haus einfach Schränke und Regale, indem sie Wachs ausschwitzen. Sie bauen damit alles, was sie nötig haben“, erklärte der Imker und ließ alle Kinder auch an dem duftenden Wachs riechen.

Zuckerwasser als Ersatz

„Aber wo kommen denn die Bienen überhaupt in dieses Haus?“, wollte Emilian wissen und schon erklärte der Imker ihnen die Sache mit den verschiedenen Einfluglöchern. „Oft greifen starke Völker auch schwache Völker an und klauen ihnen Honig. Bei kleinen Löchern können sie sich besser dagegen verteidigen“, wusste der Fachmann. „Das mit dem Klauen ist ja gemein. Das dürfen die Bienen doch nicht machen!“, meinte Kaja sofort. „Ja, das stimmt. Wir Imker allerdings klauen den Bienen auch den Honig“, erfuhren die Kinder. „Als Ersatz bekommen sie dafür einfach Zuckerwasser. Aber wie können wir Imker es anstellen, den Honig zu klauen, ohne gestochen zu werden?“, wollte er wissen. „Da brauchst du sicher eine Rüstung“, meinte ein Kind. Und diese Rüstung bzw. den Bienenanzug mit Jacke und Helm zog Friedrich Ertmer gleich an.

Anhand des Rauchgerätes und eines Rauchtopfes mit Blasebalg erklärte er, dass Imker meistens auch den Bienenstock zum Schutz benebeln und die Bienen so zum Wegfliegen animieren, wenn sie an die Waben wollen. Staunend erfuhren die Kinder, dass die Bienen neben Rindern und Schweinen die drittwichtigsten Nutztiere für den Menschen seien oder dass eine Königin bis zu 2.000 Eier täglich lege und die Bienen mit einem Tanz, unter Flügelschlagen und Popowackeln, miteinander kommunizierten.

Nektar als Briefmarke

„Ohne Bienen gäbe es viel weniger Obst. Denn die Bienen wirken wie Briefträger: Sie tragen die Pollen von Blüte zu Blüte und bekommen dafür, quasi als Briefmarke, den Nektar als die süße Belohnung für ihren wichtigen Dienst“, erfuhren die Kinder. Erzieherin Birgit Vos ließ alle Kinder auch Äpfel kosten, die ohne die Aufgabe der Bienen von uns nicht so reichlich geerntet werden könnten, und gab als wichtigen Tipp mit: „Schlagt Bienen niemals tot, sie sind für uns Menschen ganz wichtig! Bleibt einfach ganz ruhig, wenn ihr welche seht. Sie tun euch nichts.“

„Wenn ich mal Zucker in der Hand habe, dann möchte ich in Zukunft den Bienen auch gern was abgeben“, meinte Lara gleich. Und die Natur-AG endete nicht ohne einen Löffel Honig für jedes Kind. „Mein Papa isst die ganze Zeit Honig – und ich auch!“, verriet Olli und der Imker lachte nur: „Mit Speck fängt man Mäuse, mit Honig Kinder!“ 

Einblicke in die Welt der Bienen

Einige Kinder umstanden neugierig den Biologie- und Chemielehrer Jochen Wilzopolski, der neben seiner Unterrichtstätigkeit am Kardinal-von-Galen-Gymnasium auch Vorstandsmitglied des Kevelaerer Imkervereins ist und die Schulimkerei des Gymnasiums leitet. Nun brachte er interessierten Kindern und Erwachsenen die Wunderwelt der Bienen nahe.
Vier Völker mit je etwa 30.000 Bienen konnten von den Kindern in Augenschein genommen werden. Zum Schutz waren alle Kinder mit weißen Stichschutzjacken und Handschuhen ausgerüstet. „Kommt ruhig näher heran“, lud Jochen Wilzopolski die Kinder ein, „und schaut mal, wie friedlich die Bienen sind. Die müssen nun auch erst mal gucken, wer wir denn so sind.“
Den Bienen so nah
Auf der Suche nach der Königin, die größer und mit einem blauen Punkt markiert ist, durften die Kinder nach und nach einzelne Waben vorsichtig herausziehen und genau betrachten. Fasziniert hielten auch die Schwestern Fine (9) und Anna (13) die mit Tausenden Bienen besetzten Waben in ihren Händen. So nah kamen sie Bienen bisher noch nicht.
Durch das zehnjährige Bestehen des Kevelaerer Imkervereins war das sonst übliche Sommerfest nicht nur allein für Vereinsmitglieder, sondern zum ersten Mal auch für alle offen. Gerade die Kinder fanden es spannend, die Bienenexperten mit ihren Fragen zu löchern.
Imker in Kevelaer gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber erst 2009 haben sich die Kevelaerer Imker eigenständig gemacht und treffen sich seit ihrer Gründung regelmäßig im Vereinsheim. Dieses zuvor von den Pfadfindern genutzte Gebäude konnte der Verein von der Stadt mieten und sich durch die vielen Möglichkeiten und Gerätschaften zu einem Zentrum der Imkerei im Kreis Kleve entwickeln. Vereinsvorsitzender Horst Kuhrt freut diese überaus positive Entwicklung. Doch eine Sorge plagt ihn und die Mitglieder: Aktuell sind einige Investitionen im Vereinsheim nötig, aber im kommenden April läuft der Mietvertrag mit der Stadt aus und es wurde vorläufig nur eine dreijährige Verlängerung in Aussicht gestellt.
Ein weiteres Problem: Noch immer werden massiv Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat in die Natur gebracht. Sie sind vermutlich eine Ursache für das verbreitete Bienensterben.
Friedrich Ertmar ist seit über 20 Jahren Imker. Er erlebte schon öfter sein „Waterloo“, indem er vor leeren Kästen stand. Auch Stefan Loth, Berufsimker aus Pfalzdorf, hat vor sechs Jahren ganze 20 Völker auf einmal verloren: „Händeweise konnte ich tote Bienen aufsammeln. Verluste müssen wir Imker leider immer einplanen.“ Allein die Bahn etwa spritze jedes Jahr 57.000 Liter Glyphosat entlang der Gleise und sei damit einer der größten Abnehmer dieses umstrittenen Pflanzengiftes.
Neben den Giften machten auch die Klimaerwärmung sowie die Monokulturen in der Landschaft und die Steinwüsten in manchen Privatgärten den Tieren zu schaffen. Friedrich Ertmar hat seinen eigenen Garten ganz für die Bienen gestaltet und bis zum Spätherbst finden sie dort immer Nahrung. Auch die Wildblumenmischung, die dieses Jahr in Kevelaer zur Aussaat kam, sei für die Bienen eine tolle Sache und könne auch den Geschmack des Honigs aufwerten.
Seit den 70er Jahren bereite auch eine aus Asien eingeführte Milbe den heimischen Bienen viele Probleme und die Bienenvölker müssen aufwendig gegen die Milbenplage behandelt werden. Aber von den Sorgen abgesehen sei die Imkerei ein Hobby, das nicht nur den Blick auf ein wunderbares Zusammenleben im Staat zeigt, sondern das auch die Natur ganz anders sehen und beobachten ließe. „Alles hängt mit allem zusammen“, weiß Friedrich Ertmar. „Wir Imker lernen im Lauf der Zeit, Natur, Klima und Wetter ganz anders zu sehen, und unsere Kunst besteht darin, unsere Bienenvölker trotz aller negativen Einflüsse gesund zu halten.“
Und der große Lohn allen Mühens: Süßer Honig, der den Menschen helfe, gesund zu bleiben. „Gesünder als Honig geht nicht“, weiß Stefan Loth. Seine beiden Tochter Paola (13) und Lucia (17) sind durch das goldene Produkt und dessen antibakterielle Wirkung selten krank. Vor allem Paola isst Honig quasi schon zu jeder Tages- und Nachtzeit für ihr Leben gern.
Mit frisch Gegrilltem und anderen Köstlichkeiten konnten alle Imker und Bienenfreunde das zehnjährige Bestehen feiern und auf die Zukunft des Vereins, des Vereinsheims und der vielen fleißigen Bienen anstoßen.