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Ob der Keks auch für Menschen genießbar ist? Jonas und Ulla Heuvens prüfen das Hundefutter. Foto: FG
Besucherinnen und Besucher blickten hinter die Kulissen von Mera Tiernahrung. Das KB war dabei.

Dürfen auch Menschen naschen?

Selbst für den Frömmsten unter den Fiffis liegt das Paradies wahrscheinlich weniger im Himmelreich, sondern nur einen Ballwurf von der B9 entfernt. An der Industriestraße 16 hat das Unternehmen „Mera Tiernahrung“ seinen Hauptsitz: Tonnenweise Futter für Bello und Co. werden hier produziert. Das Kevelaerer Blatt hat mit 20 Bürgerinnen und Bürgern „hinter die Kulissen“ geschaut.

Eine KB-Mitarbeiterin auf vier Pfoten

Heute möchten wir Ihnen die wohl flauschigste, jüngste und kleinste Mitarbeiterin des Kevelaerer Blattes vorstellen: Lilly. Die 1-jährige Hündin unterstützt seit Oktober vergangenen Jahres das Redaktionsteam. Spezialisiert hat sie sich auf das Vernichten von Leckerchen, das „Um-den-Finger-Wickeln“ der Kollegen und das Erschnüffeln von Pizzabrötchen. Dass Lilly noch schneller als manch anderer Hund wittert, wenn im Büro Essensgeruch in der Luft liegt, mag auch damit zusammenhängen, dass es für sie bis vor einigen Monaten keine Selbstverständlichkeit war, regelmäßig etwas zu bekommen. Die schwarze Hündin lebte bis September 2019 auf den Straßen Griechenlands – in einem kleinen Dorf auf dem Festland.

Abgemagert, mit zerzaustem Fell und völlig scheu lief der damals namenlose Welpe auf den Straßen des Dorfes umher – auf der Suche nach Fressen oder einem Plätzchen im Schatten. Laut Angaben der Dorfbewohner wurde sie im Sommer 2019 mit einem Geschwistertier dort ausgesetzt. Nur Lilly überlebte. Trinken fand die damals wenige Monate alte Hündin oft vor dem Supermarkt, Fressen bekam sie vor allem von einem der Cafébesitzer. Das jedoch abends in der Dunkelheit – um von denjenigen, die mit Hunden auch in der heutigen Zeit so gar nichts anfangen können, keine bösen Blicke zu ernten. Spätestens bei Wintereinbruch hätte das Leben auf der Straße für die abgemagerte Hündin unter Umständen tödlich geendet.

Von Griechenland nach Euskirchen

Während des dreiwöchigen Familienurlaubs stand dann also schnell fest: Auf der Straße bleiben kann sie nicht. Nach einiger Organisation, Telefonaten und Whatsapp-Nachrichten war gesichert, dass sie von einer Tierschutzorganisation aus der Nachbarstadt abgeholt und vorerst im Tierheim untergebracht werden würde. Schon vor der Abholung war dann allerdings auch klar, dass sie nach Deutschland – nach Kevelaer – kommen sollte. Das hilflose, magere Wesen im griechischen Tierheim zurücklassen, das sollte nicht die Lösung sein. Drei Wochen später, am 6. Oktober 2019, kam Lilly dann mit einem Transport in Euskirchen an. Erschöpft von der weiten Reise, schlief sie auf der Fahrt nach Kevelaer friedlich in ihrer Transportbox.

Lilly an ihrem Arbeitsplatz in der Redaktion. Foto: eg

Seitdem blüht Lilly auf und hat beim Kevelaerer Blatt dann auch sofort Arbeit gefunden: Kuschelbeauftragte… oder so ähnlich. Herzlich aufgenommen wurde sie in der Redaktion jedenfalls sofort. Fast jeden Tag liegt sie unter Frauchens Schreibtisch und wartet geduldig, bis der anstrengende Arbeitstag geschafft ist. Die Bezahlung erfolgt in Leckerchen. Verschiedene Termine hat Lilly bisher auch schon wahrgenommen: Die Folgen des Vandalismus im Restaurant Herr Lehmann hat sie mit unter die Lupe genommen, Telefonaten mit dem Bürgermeister lauschte sie entspannt und bei den Team-Meetings in der Redaktion darf sie natürlich auch nicht fehlen.

In große Menschenmengen traut sie sich bisher noch nicht – das Vertrauen zu den Zweibeinern muss sie erst noch lernen. Denn nicht nur Züge, Pferde und Motorräder können einem Angst machen, wenn man all das noch nicht kennt. Neben dem Alltag in der Redaktion lebt Lilly ein ganz normales Hundeleben: Schlafen, essen, die Welt erkunden. Und da gibt es für die kleine Griechin noch eine ganze Menge zu entdecken.