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Ein Quartett außer Rand und Band

Die Kunstfigur „Herbert Knebel“ ist ein Phänomen. Seitdem der mittlerweile 64-jährige Komiker Uwe Lyko im Jahr 1988 die Person des knarzigen, mit der Buxe unter der Achsel laufenden Bergmanns erfand, der mit seiner „Guste“ in Essen-Altenessen lebt und als Frührentner mit seinen Freunden durch die Lande zieht, fliegen ihm die Sympathien des Publikums zu.

Das liegt vielleicht auch an der Besonderheit der Figuren, die sich im Laufe der Jahre in seinem „Affentheater“ herauskristallisiert haben: Da gibt es den wunderbar-selbstverliebten Gitarristen „Ozzi Ostermann“ (alias Georg Göbel-Jakobi) im Khaki-Hemd, der auch in Kevelaer mit eigenwilligen Tanzeinlagen und starkem Gitarreneinsatz überzeugte. Der Bassist „Ernst Pichel“ (Martin Breuer) glänzte als Rhythmusgeber und Verkehrsexperte. Und die Type des „Trainers“ (Detlef Hinze) in Sporthose sorgte mit klarem Drum-Beat für Rhythmus – und mit seinem einfältigen Wesen für komische Momente.

Die Kombination dieser vier Charaktere in Verbindung mit einer musikalischen Qualität, die jede gestandene Rockband in den Schatten stellen kann, und dem ganz eigenen, pott-typischen Slanghumor überzeugte auch das Publikum im Kevelaerer Bühnenhaus.

Musikalisch überzeugend

Knebel philosophierte entweder solo oder mit seinen Jungs über die Vor- und Nachteile von Smartphone und Navigationsgerät („Wat sich da geändert hat, da erkennste die Welt nicht wieder“), um danach mit einer krachenden Eigenversion von „My generation“ über das Publikum hinwegzufegen. Anschließend kommentierte Knebel den Staubsauger-Roboter „Erwin“ von Kumpel Hans Schäfer mit dem trockenen Satz: „Was soll ich als verheirateter Mann mit einem Roboter? Wofür hat man sich mal das Jawort gegeben ?“

Er testete das Gerät solange mit Sahnetorte auf dem Boden aus, bis es einen „Cholesterinschaden“ erlitt. „1:1 für Guste“, meinte der Bergmann, bis er hörte, dass man so einen Roboter auch umtauschen kann.

Danach brillierten „Ozzy“, der viele Erlebnisse in Liedern verarbeitete, und der „Trainer“ im Musikduett bei „Schönes Frollein“, der Adaption von Roy Orbisons „Pretty Woman“.

Die vier Charaktere setzten sich als „Selbsthilfe anonymer Bußgeldopfer“ zusammen, um wie der „Trainer“ über die Erfahrungen im Pariser Kreisverkehr oder „38 inner 30er-Zone“ zu diskutieren.

Die Musik kam nicht zu kurz. Foto: AF

Passend dazu gab es „Another brick in the wall“ von Pink Floyd mit den Zeilen „Wir wollen keine Politesse, lass uns Sünder doch in Ruh.“ Und zwischendurch mussten die vier im Kollektiv gelassen schmunzeln, als Ozzy seinen Einsatz kurz mal verpasste.

In dem spontan wirkenden, hoch-humorvollen Stil gestaltete sich dann der gesamte Abend. Knebel erzählte über seinen „Pils“-Ausflug mit Kumpel Heinz, der „Pilze“ meinte und über das Erlebnis der Natur („Auf Du und Du mit Flora und dat Fauna“) in Stooges-Musikmanier mit dem Song „Ich bin ein Laufender“. Weiter erzählte er von der Kreuzfahrt mit Guste, die statt einer Nobel-Suite im letzten „Kabuff“ endet, wobei das Schiff drei Tage an Land blieb.

Verkehrsunfall in Meinerzhagen

Ozzy sang hüftschwingend über seinen Verkehrsunfall „In Meinerzhagen“ und machte mit den anderen Kollegen mal kurz ein Selfie.

Herbert streifte die Erlebnisse mit „Zündapp Harry“ und machte mit dem Combo aus Deep Purples „Strange kind of woman“ das Stück „Was fürn geiles Mofa“.  Das Publikum quittierte die zwei Stunden Unterhaltung mit langanhaltendem Beifall – und es bleibt zu hoffen, dass diese Formation noch lange die Bühne der Republik bespielen wird.