Beiträge

Die stolzen Absolventinnen und Absolventen. Foto: Klaus-Dieter Stade
Haus Freudenberg freut sich über die besonderen Leistungen

78 Absolventen losgesprochen

Diese Urkunde sagt mehr. Sie ist weit mehr als die Bescheinigung für eine erfolgreiche Beendigung des Berufsbildungsbereiches in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Vivian Zastrow, Elmar van Treek und Felix Pickers (v. li. n. re.) bei ihrem Auftritt anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der TheaterWerkstatt. Foto: Melanie Rösen
Zehn Jahre TheaterWerkstatt Haus Freudenberg. Ein Projekt, das Menschen mit Leben erfüllen - und erfüllt.

Eine Werkstatt – mehr als nur die Welt

Von Anfang an stand fest: Wenn, dann richtig. Regisseurin Anna Zimmermann-Hacks wollte mit der TheaterWerkstatt von Haus Freudenberg nicht bloß gut gemeintes, sondern richtig gut gemachtes Theater präsentieren. Der Erfolg gibt ihr Recht – jetzt feierte die Crew zehnjähriges Bestehen.

Die TheaterWerkstatt Haus Freudenberg spielt „Die unendliche Geschichte“

Einfach unendlich schön

Die TheaterWerkstatt von Haus Freudenberg bringt Michael Endes “Die unendliche Geschichte” in einer außergewöhnlichen Inszenierung auf die Bühne.

TheaterWerkstatt Haus Freudenberg führt Inklusionstheater auf

Dreigroschenoper kommt nach Kevelaer

Die Premiere in Geldern hat‘s gezeigt: Der TheaterWerkstatt Haus Freundenberg ist es wieder einmal gelungen, aus einem Bühnenklassiker ein einmaliges Stück Inklusionstheater zu machen.

Die „TheaterWerkstatt Haus Freudenberg" ist zu Gast in Kevelaer

Dreigroschenoper im Bühnenhaus

„An ‘nem schönen blauen Sonntag liegt ein toter Mann am Strand…“ Schöne Aussichten –  in diesem Fall.

„TheaterWerkstatt“ Haus Freudenberg hat die pandemiebedingte Durststrecke durch ein Sommerfest unterbrochen

Großes Theater als kleine Werkschau

Ihre Flügel ausbreiten, durch den Wind gleiten. Das ist es, was die Künstler*innen  der „TheaterWerkstatt“ von Haus Freudenberg wollen.

Gemeinsamer Besuch der CDA Kreis Kleve mit Claudia Middendorf in Kevelaer

Weit mehr als nur ein Job

Nach dem pandemiebedingt gut 15 Monate andauernden Betretungsverbot der Werkstätten für Menschen mit Behinderung war es Barbara Stephan eine sichtliche Freude, wieder Gäste im Namen der Haus Freudenberg GmbH begrüßen zu dürfen.

Vom Haus Freudenberg ging es beruflich nach Twisteden

Es ist und bleibt spannend – jedes Mal aufs Neue. „Wenn wir einen Beschäftigten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ‚entlassen‘, kann niemand mit Gewissheit sagen, dass es garantiert für beide Seiten passt“, beschreibt Barbara Stephan, Geschäftsführerin von Haus Freudenberg. Umso mehr freut sie sich über die aktuelle Vermittlung von Kevin Vermeulen aus Kevelaer. „Er hat im Frühjahr den Sprung aus der geschützten Werkstatt herausgewagt und fühlt sich sehr, sehr wohl an seinem neuen Arbeitsplatz“, sagt die Geschäftsführerin. 

Der ehemalige Beschäftigte der Garten- und Landschaftspflege am Freudenberger Standort Baersdonk ist nun im Gartenbaubetrieb Janßen in Twisteden zuhause – dem Unternehmen, das mit seinen leuchtenden Heidepflanzen, den Beauty Ladies, Marktführer in Europa ist.

Mehr als 60 Mitarbeiter*innen packen dort täglich rund um die Pflanzenwelt mit an. Mittendrin sorgt Kevin Vermeulen, meist innerhalb einer Gruppe mit bis zu sechs Kolleg*innen, für tatkräftige Unterstützung. Insbesondere die Verladearbeiten, das Aufbereiten oder das Aufladen und Transportieren von Pflanzen stehen auf seiner täglichen Aufgabenliste. Besonders gerne ist er mit den Maschinen zugange. „Kevin Vermeulen ist zuverlässig, denkt mit und ist sehr ehrgeizig – ein wirklich engagierter Mitarbeiter“, fasst Raphael Janßen als Geschäftsführer der Gartenbau Janßen GmbH & Co. KG zusammen.

Neue Wege in der Personalsuche

Für den Unternehmer stehen dabei zwei Komponenten im Fokus: Zunächst einmal gehe es ihm und seiner Familie um den sozialen Aspekt: „Wir wollten einem jungen Menschen, der es vielleicht nicht ganz so einfach hat im Leben, eine Chance bei uns bieten.“ Darüber hinaus habe der Mangel an Arbeitskräften zu neuen Wegen in der Personalsuche geführt. „Der Übergang von Haus Freudenberg zu uns verlief völlig unkompliziert“, schildert Janßen, „eine sehr gute Kommunikation war dabei das A und O.“ Kevin Vermeulen habe von Anfang an „gut gepasst“.

Die Gärtnerei Janßen bewirtschaftet rund 27 Hektar Freiland und drei Hektar unter Glas. Es werden 40 unterschiedliche Produkte im Beauty Ladies® Sortiment, Lavendel, Pernettya und Erica ventricosa produziert. Neben Raphael Janßen stehen seine Eltern und Geschwister, Marek und Lavinia Janßen, an der Spitze des Gartenbaubetriebes.

Ein Song für alle, die Mut jetzt gut gebrauchen können

Erst mussten die weiteren Aufführungen der Theaterwerkstatt nach der umjubelten Premiere von „Wie es euch gefällt“ in Kevelaer (das KB berichtete) abgesagt werden. Dann wurde der Werkstattbetrieb für Menschen mit Behinderungen ganz eingestellt. Die Einschränkungen in der Corona-Krise trafen alle in den Betrieben von „Haus Freudenberg“ besonders hart. Zwar wird seit Mitte Mai wieder schrittweise geöffnet, doch längst nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen schon wieder zurück an ihre Arbeit. Die Öffnung solle behutsam erfolgen, so die Geschäftsführerin Barbara Stephan.

Sie war auch gleich begeistert, als Vivien Zastrow, Felix Pickers und Elmar van Treeck, unter anderem bekannt als Kern der Band der Theaterspielwerkstatt, die Idee hatten, alle Daheimgebliebenen mit einem Lied zu grüßen und ihnen damit Mut zu machen für die Zeit nach Corona. Der Song ist eine Collage aus einem Sarah-Connor-Hit und „Wir halten zusammen“ der Band „KLEE“.

Elmar van Treeck, Vivien Zastrow, Felix Pickers (v.l.). Foto: nick

Doch was wäre ein Lied über Unterstützung, Zusammenhalt, Mut und Gemeinschaft ohne Letztere? Also nahmen die beiden Gitarristen und die Sängerin ihr Musikvideo nicht allein im Studio auf, sondern gemeinsam mit Sängerinnen und Sängern der Freudenberger Niederlassungen in Geldern und Baersdonk vor dem Florantas auf einer Wiese – ideale Bedingungen für die Corona-Abstandsregeln, eher schwierigere für die Tontechnik. Doch nach einer guten Stunde konzentrierter Arbeit war der Dreh „im Kasten“ und Spaß hat es allen Beteiligten auch noch gemacht.

Wer sich den Song im Internet ansehen möchte, findet ihn auf der Homepage von Haus Freudenberg und kann sich selbst ein Bild davon machen.

Sie unterstützen sich in Corona-Zeiten

Normalerweise fahren die 32 Frauen und Männer, die in den zwei Wohnverbünden des LVR-Verbundes Heilpädagogischer Hilfen (LVR-Verbund HPH) in Kevelaer leben, morgens zur Arbeit in die Werkstatt. Oder sie fahren in die LVR-Heilpädagogischen Zentren (LVR-HPZ), die für die Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung gedacht sind, die nicht in einer Werkstatt arbeiten können. Doch normal ist auch für sie nichts in Corona-Zeiten. Die Werkstätten waren geschlossen, öffnen jetzt erst wieder schrittweise und die LVR-HPZ werden nicht vor dem 30. Juni 2020 öffnen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind daheim und wollen beschäftigt werden.

Dass da mehr Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häusern an der Linden- und der Dietrich-Bonhoeffer-Straße anfällt, ist klar. Doch ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Wege. Deshalb gibt es eine besondere Kooperation zwischen dem LVR-Verbund HPH und dem Haus Freudenberg: Zwei Mitarbeiterinnen aus der Werkstatt in Goch unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner und die Teams an den beiden Standorten in Kevelaer.

„Im ersten Moment wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder sorgen sollte“, gab Anja Booltink, die Leiterin der zwei LVR-Wohnverbünde, zu, als die Information zu den Werkstatt-Mitarbeitenden kam. „Einerseits war ich froh, weil wir Unterstützung bekommen, andererseits hatte ich Sorge, weil fremde Leute ins Haus kommen sollten. Wie würden unsere Bewohnerinnen und Bewohner reagieren?“, fragte sie sich. Letztendlich war es jedoch für alle eine Win-Win-Situation.

Neue Freizeitangebote

Im LVR-Wohnverbund Dietrich-Bonhoeffer-Straße verschönern Melanie Nabbefeld (LVR- Heilpädagogisches Zentrum Geldern) und Lara Dressler (Haus Freudenberg Goch) die Corona-Zeit mit „Happy Stones“ und Pappmaché-Dekohühnern. Foto: LVR-Verbund HPH

Anja Booltink ist von der tatkräftigen Unterstützung der beiden Werkstattmitarbeiterinnen Lara Dressler und Sofie Swet begeistert. „Wir haben supergute Kolleginnen bekommen, sie sind sehr empathisch, leisten wertvolle Arbeit, fügen sich super ins Team ein und sind eine sehr, sehr große Unterstützung für alle. Es passt einfach.“ Sowohl in der Linden- als auch in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße gibt es im Dachgeschoss große Räume. Dort hatten bereits Mitarbeiterinnen aus dem LVR-HPZ in Geldern ihre Zelte aufgeschlagen und Freizeitangebote organisiert.

„Durch die zusätzlichen Kräfte aus den Werkstätten konnten noch mehr Bewohnerinnen und Bewohner beschäftigt werden“, sagt Markus van Baal, Praxisanleiter am Standort Dietrich-Bonhoeffer-Straße. Spiele und kreative Angebote, so Sofie Swet und Lara Dressler, seien stark nachgefragt. In der Dietrich-Bonhoeffer-Straße wurde das Haus zum Beispiel mit selbstgebastelter Osterdeko geschmückt, in der Lindenstraße Karten zu Muttertag gebastelt. „Damit wenigstens ein bisschen Kontakt zu den Familien möglich war. Und da nicht alle schreiben können, haben wir die Karten mit Fingerabdrücken personalisiert“, berichtet Dressler.

Kennenlernen auf eine ganz andere Art und Weise

Die zwei Heilerziehungspflegerinnen fühlen sich wohl an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz. Ein Grund dafür ist, dass sie die Bewohnerinnen und Bewohner in ihrem privaten Umfeld erleben können und so manchen neu kennenlernen. Sofie Swet: „Einer ist in meiner Gruppe in der Werkstatt. Ich lerne ihn hier auf eine ganz andere Art und Weise kennen.“ Sie sehe Stärken und Schwächen der Menschen, die vorher nicht so deutlich waren – Erkenntnisse, die in ihre Arbeit in der Werkstatt einfließen könnten. Auch Lara Dressler ist überzeugt, dass die gemeinsame Zeit mit den Teams der LVR-Wohnverbünde positive Folgen haben wird. „Man hat jetzt ein ganz anderes Verständnis für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen.“

Das ist ein Aspekt, der für Markus van Baal nicht zu unterschätzen ist. Es gebe zwar regelmäßige Jahresgespräche mit der Werkstatt. Die beschäftigten sich aber immer mit einzelnen Personen. „Jetzt bekommen die Werkstatt-Kolleginnen viel mehr Einblick in das, was wir machen. Das fördert Verständnis füreinander.“ Auch umgekehrt sei das der Fall. Neue Kolleginnen und Kollegen, ergänzt Booltink, würden neue Ideen mitbringen. „Schon allein unsere HPZ-Kolleginnen, die zu uns ins Haus gekommen sind, haben viele Anstöße gegeben, was in Sachen Freizeit noch möglich ist.“ Auch für ihre beiden Stammbelegschaften ist Anja Booltink voll des Lobes. „Ich bin sehr stolz auf meine kompetenten Teams. Alle waren und sind an Bord, wir hatten keine Ausfälle. Es hat sich wieder einmal gezeigt: Wenn Not am Mann ist, halten alle zusammen und kriegen das hin. Das Miteinander, gerade in Krisenzeiten, klappt vorzüglich – immer wieder.“