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Das Warten auf Entspannung für die Wirtschaft Kevelaers

Der erneute Shutdown hinterlässt auch in Kevelaer seine Spuren. Wie ist der aktuelle Stand? Wie geht es für die Unternehmen der Wallfahrtsstadt in diesem Jahr weiter? Über diese und weitere Fragen zur wirtschaftlichen Lage in Kevelaer hat das KB mit dem Wirtschaftsförderer der Stadt, Hans-Josef Bruns, gesprochen.

Herr Bruns, wenn wir durch unsere Innenstadt gehen, sehen wir keine Besucher und leider nur geschlossene Läden. Wie ist die Lage in den Unternehmen des Einzelhandels aktuell?

Hans-Josef Bruns: Die aktuelle Stimmungslage im Einzelhandel ist nicht gut. Die Händler hat der zweite Shutdown mitten im vorweihnachtlichen Geschäft getroffen, der aus Umsatzsicht des Handels wichtigsten Zeit des Jahres. Und schon davor hatten unsere Händler monatelang mit Umsatzverlusten und deutlichen Frequenzrückgängen zu kämpfen, sicherlich auch coronabedingt durch den touristischen Totalausfall, beispielsweise bei den Pilgergruppen. Und jetzt folgt der dritte Shutdown – das hinterlässt natürlich deutliche Spuren. Fast durchgängig berichten die Unternehmen von massiven Umsatzeinbrüchen, während der Online-Handel und auch der Lebensmitteleinzelhandel sehr gute Geschäfte machen. Durch die Pandemie hat sich zudem definitiv das Kaufverhalten verändert, indem viel Kaufkraft in den Online-Kanal abgewandert ist. Die statistischen Daten sind da eindeutig.  Das wird sich vom Handel nicht mehr zurückgewinnen lassen. 

Inwieweit müssen die Geschäfte auf diesen Trend reagieren?

Bruns: Um überlebensfähig zu sein, dürfen sich meines Erachtens die Händler selbst deshalb dieser Entwicklung auch nicht verschließen. Sie müssen auf Omnichannel umstellen und am besten ab sofort auch digital sicht- und erreichbar sein. Einige haben die letzten Wochen dafür bereits genutzt. Dabei muss es zwangsläufig nicht immer direkt um einen eigenen Webshop gehen. In der Kommunikation mit den Kunden ist zum Beispiel „social media“ extrem wichtig, um gute Reichweiten zu erzielen. Und eine pfiffig gemachte Webseite hilft in den meisten Fällen auch schon richtig gut weiter. Daran werden die meisten Händler arbeiten. 

Nach wie vor bin ich zudem fest davon überzeugt, dass durch gut ausgebildete Verkäufer im stationären Geschäft ein emotionaler und fachlicher Mehrwert für den Kunden geschaffen werden kann.   Genau diese Erlebnisse sind auch im digitalen Zeitalter hier vor Ort in den Geschäften immer noch die wichtigsten Einflussfaktoren auf eine Kaufentscheidung. Wer das beherrscht, wird auch zukünftig aus Frequenz Umsatz machen können. 

Dazu müssten die Läden allerdings aber offen sein, oder? 

Bruns: Das setzt natürlich voraus, dass die Geschäfte auch geöffnet sein dürfen. Der Handel in Kevelaer ist mit seinem individuellen Angebotsmix auch für 2021 grundsätzlich gut aufgestellt. In der aktuellen Krise erleben wir gerade den inhabergeführten Einzelhandel hier vor Ort als sehr widerstands- und anpassungsfähig. Dennoch, wir wissen alle nicht, was uns die nächsten Wochen und Monate noch bringen werden.  

Müssen wir uns Sorgen machen, dass Unternehmen hier in Kevelaer existenziell bedroht sind? Inwieweit sind auch Arbeitsplätze in Gefahr?

Bruns: Die Corona-Auswirkungen sind in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Das Handwerk und das Baugewerbe beispielsweise sind in den letzten Monaten von der Corona-Krise weniger betroffen gewesen. Diese Betriebe haben sich natürlich auch bei den internen Abläufen und bei der Arbeit auf der Baustelle umstellen müssen, aber in punkto Auftragslage waren und sind die Unternehmen grundsätzlich immer noch sehr zuversichtlich. Viele Experten befürchten ja in 2021 einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen, gerade weil jetzt auch wieder die Insolvenzantragspflicht greift. So eine Pleitewelle befürchten wir für unsere Kevelaerer Unternehmen nach jetzigem Stand  vom Grundsatz her eigentlich nicht. Man muss natürlich abwarten, wie sich die Lage in den nächsten Wochen weiterentwickelt. 

Wie lange werden die Unternehmen das noch durchhalten können?

Bruns: Die Zeit ist dabei für alle Unternehmen ganz klar der kritische Faktor. Je länger die Pandemie mit all ihren Auswirkungen dauert, umso schwieriger wird das natürlich auch in den Betrieben.  Die Unternehmen brauchen für ihr Handeln Planungssicherheit und definitiv kein Auf und Ab, das verstärkt nur die Unsicherheit. Eine grundlegende Entspannung für die ganze Gesellschaft und Wirtschaft wird hoffentlich schnell durch eine flächendeckende Impfung erreicht werden können. Wenn das nicht funktioniert, wird auch 2021 unternehmerisch definitiv wieder ein schwieriges Jahr. Die Unsicherheiten müssen weg. Zudem ist immens wichtig, dass die zugesagten Fördermittel und staatlichen Überbrückungshilfen jetzt auch tatsächlich in den Unternehmen vor Ort ankommen.

Was bedeutet das für Sie in der Wirtschaftsförderung, was kann man von dieser Seite aus dazu beitragen? 

Bruns: Wir werden in diesem Jahr unseren Kurs fortsetzen und mit den Unternehmen in engem Austausch und Kontakt bleiben. Telefonkonferenzen und Zoom-Meetings sind bei uns ja mittlerweile Tagesgeschäft, um nah an den Unternehmen zu sein. Wir werden insofern auch in diesem Jahr wieder zeitnah über alle Themen informieren, die den Unternehmen helfen, wirtschaftlich gut durch die Pandemie zu kommen. Das alles machen wir natürlich wieder in sehr guter Zusammenarbeit, beispielsweise mit den Banken hier vor Ort, den Steuerberatern, der IHK oder auch der Handwerkskammer. Eine wichtige Aufgabe wird auch 2021 die Begleitung der Unternehmen in der voranschreitenden Digitalisierung sein. Das werden wir auf jeden Fall wie in den letzten Jahren fortsetzen. 

Wie kann die Unterstützung da konkret aussehen?

Bruns: Wie bereits geschildert, hat Corona in allen Belangen die digitalen Entwicklungen in den Betrieben gepusht. Wir werden insofern für die digitale Transformation in den Betrieben Impulse geben und entsprechende Hilfestellungen bei der Bewältigung dieser Aufgabe anbieten. Uns ist dabei sehr klar, dass es mit Allgemeinlösungen für alle Unternehmen in der Regel nicht mehr getan ist.  Insofern kommt es 2021 darauf an, noch gezielter auf die Anforderungen in den Unternehmen einzugehen und, falls notwendig und gewünscht, ganz individuelle Lösungen zu entwickeln. Digitalisierung im Handwerk und Digitalisierung im Einzelhandel zum Beispiel sind unterschiedliche Dinge.   

Ein weiterer Schwerpunkt ist und bleibt auch im nächsten Jahr die Entwicklung unserer Unternehmen in der Innenstadt. Die Innenstadt ist das Gesicht unserer Stadt und unterliegt einem gewissen Veränderungsdruck, der durch Corona noch beschleunigt wird. 

Was kann die Stadt da konkret tun, um Hilfe zu leisten?

Bruns: Die Frage ist, wie wir das Zentrum stärken können, wie neue Nutzungsformate für die freien Ladenflächen in den sogenannten 1B-Lagen aussehen können oder wie wir die immens wichtigen Kundenfrequenzen sichern können, die maßgeblich sind für die Erhaltung und Ausweitung des stationären Einzelhandels. Ein Dialog mit allen verantwortlichen Akteuren, egal ob aus Politik, der Verwaltung oder mit den Nutzern und Eigentümern der Immobilien ist dabei für Ideen und Lösungen unerlässlich.

Last but not least geht es um die Entwicklung neuer Gewerbeflächen. Wir haben uns vorgenommen, in 2021 mit den verantwortlichen Kollegen und Mitstreitern ein Konzept zu erarbeiten, das perspektivisch die Entwicklung dringend notwendiger Gewerbeflächen beinhaltet. Neben der wichtigen Frage, wie diese Flächen für gewerbliche Entwicklungen überhaupt verfügbar werden können, sind sicherlich die landes- und regionalplanerischen Vorgaben dabei die größte Herausforderung. Wir haben trotz Krise viele erfolgreiche Unternehmen, die expandieren und sich weiter entwickeln werden. Das sichert nicht nur die bestehenden, sondern schafft auch neue, interessante Arbeitsplätze.

Das Interview führte Alexander Florié-Albrecht.

Eine ungewisse Zukunft für alle

Hans-Josef Bruns führt in diesen Tage viele Gespräche. Der Wirtschaftsförderer der Stadt hat mit zahlreichen Unternehmern zu tun, die sich mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie an ihn wenden. „Das Thema ist in der Wirtschaft angekommen“, sagt Bruns. „Es haben sich Unternehmen bei mir gemeldet Ende letzter Woche und Montagmorgen intensiver. Das geht über alle Branchen, vom Einzelhandel über den Handel bis zu den produzierenden Unternehmen“, berichtet er. Mit Gastronomen habe er bislang noch nicht gesprochen. „Ich habe mit jemandem aus dem Bäcker-Handwerk mit Café gesprochen. Da kam schon die Aussage, dass sehr wenig zu tun sei. Und am Montag gab es schon deutlich weniger Frequenz in der City“, nahm er bei einem Gang durch die Stadt wahr.

„Es ist natürlich eine schwierige Situation, die die Unternehmer in allen Bereichen extremst fordert. Das hat mit der Tatsache zu tun, dass für die Produktionsprozesse in Teilbereichen grundlegende Dinge fehlen.“ Dazu komme eine „hohe Sensibilität bei den Mitarbeitern“ und als dritter Punkt natürlich die finanzielle Lage. „Ich weiß aus Gesprächen, auch wenn ich es nicht dramatisieren will, mit dem produzierenden Gewerbe und so weiter – Ende letzter Woche und auch Montag – die sich Sorgen machen, dass es zu Engpässen kommen kann.“ Momentan sei „insgesamt noch schwer zu kalkulieren, wo die Reise hingeht. Das wird von Tag zu Tag schlimmer“, weil sich die Restriktionen Tag für Tag verschärften, das öffentliche Leben einschränkten. „Keiner kann belastbar sagen, was morgen oder übermorgen passiert: Natürlich geht die Gesundheit über alles.“

Lücken in der Logistikkette

Problematisch sei die Situation in jedem Fall im Bereich der Zulieferindustrie, die mit chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten. „Da sind in der Logistikkette einige Lücken festzustellen.“ Und auch der Bereich Hotellerie mache ihm Sorgen. „Wir konnten ja im Stadtentwicklungsausschuss zuletzt darstellen, dass der Rückgang der Übernachtungen auf -0,5 Prozent abgeschwächt war, und hatten die Hoffnung, dass wir 2020 da in den schwarzen Bereich kommen.“ Das war noch, bevor das Coronavirus kam.

Auf der Hauptstraße sind aktuell nicht viele Menschen anzutreffen. Foto: nick

Jeder habe mit der Situation zu kämpfen, denke daran, „wie geht es weiter, wenn Mitarbeiter ausfallen.“ Da gebe es zum Glück über den Bund mit dem Kurzarbeitergeld „komfortable Regelungen“, wo die Schwelle für das Quorum auf zehn Prozent abgesenkt worden sei. „Außerdem wird es auch für Leiharbeiter ausgezahlt – und über die Bundesanstalt für Arbeit die Sozialversicherungsbeiträge übernommen“, so Bruns. Die Bundesregierung habe auch einen Schutzschirm mit weitem Bogen gespannt. In den meisten Fällen gehe es da um kurzfristige Liquiditäten. „Wie kommen die Unternehmen schnell und unbürokratisch an ihr Geld?“, sei da mit die wichtigste Frage. „Man kann sich da ja teilweise direkt an Bürgschaftsbanken oder die Institute wenden. Da sind die Unternehmen mit ihren Banken sicher im Austausch.“

Im Bedarfsfall helfe die Wirtschaftsförderung da gerne weiter. „Denn die, die darüber entscheiden, wollen einen plausiblen Liquiditätsplan sehen – und dass es einen Kapitalbedarf gibt.“ Man schaffe da gerne eine Verbindung  und wolle Links auf die Internetseite stellen. Es habe schon das eine oder andere Unternehmen gegeben, „die uns baten, Zahlungen zu verschieben.“ Denn wenn Umsätze wegbrechen, dann „muss man gucken, ob man die Vorauszahlungen zum Beispiel bei den Gewerbesteuern anpasst.“ Entscheidend gehe es darum, dass es auch nach einer „positiv bewältigten Corona-Krise keinen Arbeitsplatz kostet. Man muss sehen, dass der Bund alles tut, um auf die Entwicklungen zu reagieren.“

Erste Wallfahrten bereits abgesagt 

Auch die Wallfahrt ist ein Wirtschaftsfaktor. „Die Leute rufen an und fragen nach, sagen ihre Tagungen im Priesterhaus ab und auch schon Wallfahrten. Wir können uns über Arbeit nicht beklagen“, sagt der Generalsekretär der Wallfahrt, Rainer Killich. Der Tagungs- und Seminarbetrieb „geht von 100 auf Null. Es gibt Mails aus verschiedenen Bildungseinrichtungen, die ihr Programm bis zu den Sommerferien storniert haben.“ Und auch große Wallfahrten wie die Malteserwallfahrt aus dem Bistum Köln mit Kranken und Alten am 16. Mai sind jetzt schon storniert. „Für April und Mai haben wir schon mehrere Absagen erhalten mit der Bitte, ob sich das in den September verschieben lässt.“ Natürlich könne er nicht sagen, wie sich das Ganze entwickeln wird. Seine Prognose Stand jetzt lautet aber, „das alles, was im ersten Halbjahr so vorgesehen war, ausfällt oder nach den Sommerferien verlegt wird.“

Öffentliche Gottesdienste werde es in der Karwoche und zu Ostern nicht geben. Alle Kirchengemeinden, die Erstkommunion nach Ostern feiern, werden das auch verschieben, sagt Killich. „Wie das in St. Marien sein wird, wo das am ersten Sonntag im Mai ist, wissen wir noch nicht.“ Den täglichen Video-Gottesdienst um 11.30 Uhr und Samstag um 18.30 Uhr wird es unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter im Fernsehen und im Internet geben.

Killich hofft, dass die Wallfahrtsgruppen „im schlimmsten Fall ein Jahr pausieren“ und dann 2021 wiederkommen. „Die Wallfahrt ist 375 Jahre alt, da gab es sicher schon größere Einschnitte“, sagt Killich, gesteht aber zu, dass es „nicht annähernd so eine Situation gab“, seitdem er im Priesterhaus tätig ist. Das Ganze sei aber auch wirtschaftlich spannend, „wenn Gruppen ins Spiel kommen, die mit der Gastronomie und mit Übernachtungen zusammenhängen.“ Jede Pilgergruppe, die nicht kommt, „ist spirituell traurig und wirtschaftlich für viele in Kevelaer relevant – und in der Summe auch existenziell relevant. Das wird man dann sehen, wie weit das gehen wird.“

Ungewohnt leeres Bild in der Innenstadt

19.23 Uhr – die Mitarbeiter des Eiscafés „Teatro“ stellen bereits die Stühle zusammen, weil nichts los ist. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht“, sagt ein Mitarbeiter. Der Chef ist nicht da. „Wenn die sagen, es muss zu, dann machen alle zu“, sagt er noch.

Nebenan im Döner-Laden bereitet Cemal Aram noch zwei Döner für ein junges Paar zu, das sich zur aktuellen Situation lieber nicht äußern möchte. Seinem Schwager gehört der Laden. Was passiert, wenn sein Laden zu machen muss? „Da fallen die Einnahmen weg, die Kosten laufen weiter.“ 

Bei CurryQ auf der Hauptstraße steht noch ein Kunde – eine Mitarbeiterin nimmt die Bestellung an. „Corona ist bei den Kunden Thema“, sagt die junge Frau. Die Hauptstraße ist um diese Zeit menschenleer.

Toilettenpapier gestohlen

„Es wurden viele Tische abgesagt. Wir hatten erst drei Tische heute“, erzählt „Cumsalis“-Mitarbeiter Artur Quenanaj. Zwei Paare haben sich nochmal zum gemeinsamen Abendessen getroffen. „Wir haben kein Klopapier gekriegt, da sind wir ins Restaurant“, versucht es Manuel Pauls mit niederrheinischem Humor. Seine Frau Marion und ihre Freundin Ramona arbeiten beide im Wettener Hospiz. „Da haben sie schon auf der Gästetoilette drei Rollen geklaut“, erzählen die Frauen. „Wenn Corona da einschlägt, dann werden wir wohl mit da bleiben müssen.“ Zuletzt sei mal eine Frau reingekommen, die mit dem Privatjet von Ischgl gekommen sei. Sie habe aber versichert, negativ getestet worden zu sein. „Manche machen sich einfach keine Gedanken“, können beide darüber nur den Kopf schütteln.

Vorsichtsmaßnahmen der Apotheke: Kunden sollen nur einzeln eintreten. Foto: nick

Bei der Pizzeria „Elio“ sitzt nur noch ein Paar. „Über 100 Leute in einer Woche“ hätten ihre Tischreservierungen abgesagt, berichtet der Betreiber. „Momentan fehlt das Geld – eine Geldspritze wäre wichtig. Wir sind wie ein Fisch im Sand.“

Auch Kleinstunternehmer wie Christina Schaller trifft die Situation. Die selbstständige Seminarleiterin schickt mittlerweile Videos mit Yoga-Übungsaufgaben an ihre Kunden. Enorm findet sie, dass sie mit dem Gefühl unterwegs war, „alle zur Vernunft zu bringen.“ Denn so, wie sie es wahrgenommen hat, „wären die meisten gekommen. Ich habe ziemlich viele Telefonate mit anderen Praxen, Studiobetreibern, Omas und Opas geführt, die die Dramatik nicht verstanden haben. Die wollten zum Sport kommen nach dem Motto: Ich bin gesund.“ Schaller zeigt sich darüber erstaunt „dass die Menschen das nicht verstehen, obwohl die alle vor dem Fernseher sitzen. Dass die Leute nur auf absolute Verbote und nicht auf Empfehlungen reagieren.“

Ob nach den Osterferien das Gruppenverbot aufgehoben wird, „das muss ich einfach abwarten. Es ist halt eine notwendige Maßnahme. Da ist Geld erstmal zweitrangig.“ Natürlich habe das auch finanzielle Auswirkungen und sei keine angenehme Situation. Ein Gedanke sei aber entscheidend im Moment: „Hier ist jeder für die Welt verantwortlich. “

Wirtschafts- und Verkehrs­verein nimmt Arbeit auf

Die Wurzeln des Kevelaerer Verkehrsvereins reichen zurück bis ins Jahr 1893. Damals gründete sich der „Verkehrs- und Verschönerungsverein“. Immer wieder wandelte sich der Verein, legte beispielsweise ab 1929 den Schwerpunkt auf den Fremdenverkehr. Jetzt vollzieht sich erneut ein Wandel: Aus dem „Verkehrsverein für Kevelaer und Umgebung“ ist der „Wirtschafts- und Verkehrsverein“ geworden. Die bisherige Beschränkung auf den Tourismus wird aufgehoben, die gesamte Kevelaerer Unternehmerschaft soll ins Boot geholt werden. Auch Politik und Stadtverwaltung sind strukturell eingebunden und Bürger und Vereine ebenfalls willkommen.

„Gut zwei Jahre hat der Prozess der Aufstellung des Wirtschafts- und Verkehrsvereins gedauert“, erzählt Bruns. Für die neuen Strukturen – den Schulterschluss von Unternehmern, Verwaltung und Politik – sei Kevelaer bereits von der IHK gelobt worden. „Das Ziel ist die positive Vermarktung des Wirtschaftsstandorts, aber auch der Austausch und die Entwicklung von Initiativen“, schildert Bruns weiter. Nachdem die neue Satzung abgestimmt war, musste zunächst der geschäftsführende Vorstand besetzt werden und die einzelnen Handlungsfelder mussten sich organisieren.

„Es ging nicht darum, gleich Maßnahmen umzusetzen“, erklärt der Wirtschaftsförderer, weshalb es nach außen bislang so ruhig um den Verein geblieben ist. „Die Akteure mussten sich erst einmal austauschen und ihre Erwartungen konkretisieren.“ Aus der Diskussion, was bislang in Kevelaer gut sei – und was nicht –, sei schließlich auch der neue Verein selbst entstanden.

Eintragung ins Vereinsregister steht auf dem Plan

„Alle Handlungsfelder sind gut an den Start gekommen“, fasst Bruns die bisherige Entwicklung zusammen. Monatliche Treffen wurden etabliert, der Vorstand hat seine Sitzungstermine für 2020 abgestimmt und am 1. Oktober 2019 wird erstmals der Beirat tagen. Aktuell steht die Eintragung ins Vereinsregister auf dem Plan.

Bei allen organisatorischen Notwendigkeiten gibt es aber auch erste Aktivitäten. So fand am 1. Juni 2019 bereits eine Veranstaltung zur Digitalisierung statt. Und am 28. Oktober 2019 ab 18 Uhr wird ein Vertreter des NRW-Wirtschaftsministeriums im Bühnenhaus zur Energiewende und dem Braunkohleausstieg referieren. Weitere Ideen sind in Arbeit oder stehen demnächst zur Entscheidung an. So soll der Verein einen eigenen Flyer erhalten und bei Neubürgern bekannter gemacht werden. Außerdem wurde überlegt, das Thema Ausbildung anzugehen, beispielsweise mit einem Speeddating. „Das soll auf jeden Fall keine Konkurrenz zur super Veranstaltung der Sparkasse werden“, betont der Wirtschaftsförderer.

Ein achter verkaufsoffener Sonntag?

Ihm sei bewusst gewesen, dass die Neuaufstellung des Verkehrsvereins ein komplexes Thema mit großen Herausforderungen werden würde, bekräftigt Bruns. „Aber meine Erwartungen wurden gut erfüllt“, freut er sich. „Wir mussten alle Räder ans Laufen bringen und haben das auch mit den großen hingekriegt.“ Viele engagierte Unternehmer aus dem Prozess seien weiter engagiert dabei. „Der Verein lebt davon, dass die Sprecher ihre Handlungsfelder auch treiben“, so Bruns. Jetzt komme die Phase, in der Dinge konkret werden. „Für Unternehmer muss klar sein: Vom Mitmachen habe ich was!“ Dann könnte künftig auch ein achter verkaufsoffener Sonntag organisiert werden – der in Kevelaer rechtlich möglich wäre, wenn jemand einen entsprechenden Anlass veranstaltete.

Weitere wichtige Themen bleiben beispielsweise die Breitbandversorgung, die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen und Fachkräften. „Dazu muss Kevelaer ein attraktiver Wohnort sein“, so Bruns. Mit der Umwandlung zu den neuen Strukturen habe man zwar ein paar Mitglieder verloren, resümiert Bruns, doch mindestens ebenso viele neue gewonnen. „Und weitere interessierte Unternehmer sind aufgefordert und eingeladen mitzumachen“, wirbt der Wirtschaftsförderer. Insbesondere aus den Ortschaften hoffe er auf weiteres Interesse, da diese erst schwach vertreten seien.

Ansprechpartner

Geschäftsführer: Hans-Josef Bruns (Stadt Kevelaer), Dr. Rainer Killich (Wallfahrt). Sprecher: Denis Brüggemeier (Edeka), Klaus Bückendorf (Fahrzeugbau Kevelaer), Nicole Grüttner (Hotel Klostergarten).